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Elagabal altgriechisch Ἐlagabalos Elagabalos latinisiert Elagabalus oder Heliogabalus ist der Name eines antiken Sonnengottes dessen Kult sein Zentrum in der syrischen Stadt Emesa hatte Dort befand sich ein Elagabal Tempel in dem ein heiliger Stein verehrt wurde Im Zeitraum von 219 bis 222 dehnte sich der Elagabal Kult infolge seiner Forderung durch den romischen Kaiser Marcus Aurelius Antoninus spater nach dem Gott ebenfalls Elagabal genannt auf die Stadt Rom aus sein Zentrum wurde durch Uberfuhrung des Steins dorthin verlegt und ein grosser Tempel in der Reichshauptstadt errichtet Die als fremdartig empfundene syrische Religion loste jedoch in der Fuhrungsschicht des Romischen Reichs heftige Irritationen aus Mit dem Tod des Kaisers im Jahr 222 endete der staatliche Kult in Rom Fortan beschrankte sich die Verehrung der Sonnengottheit von Emesa wieder weitgehend auf ihr Ursprungsgebiet Aureus Kaiser Elagabals Die Ruckseite zeigt den heiligen Stein auf einer Quadriga Inhaltsverzeichnis 1 Der heilige Stein 2 Geschichte 2 1 Ursprung 2 2 Der kaiserzeitliche Kult in Emesa 2 3 Die Ausbreitung des Kults unter Kaiser Elagabal 2 4 Ostlicher und westlicher Sonnenkult 3 Die Kultpraxis 3 1 Vorschriften und Riten 3 2 Die heilige Hochzeit 4 Ikonographie 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenDer heilige Stein BearbeitenBei verschiedenen Volkern im Mittelmeerraum besonders den Phoniziern einschliesslich der Punier wurde Steinkult praktiziert Bestimmte Steine erhielten religiose Verehrung Sie wurden mit Gottern in Verbindung gebracht oder galten selbst als gottlich Solche Steine nennt man Batyle auch Betyle griechisch baitylia oder baityloi Das Wort ist abgeleitet von aramaisch bet el Haus Gottes Im Zentrum des Elagabalkults stand ein bienenkorbformiger hockriger schwarzer Batyl der im Tempel von Emesa aufbewahrt wurde 1 Vielleicht handelte es sich um einen Meteoriten man nahm an er sei vom Himmel gefallen 2 Zu manchen Zeiten wohl an Festtagen wurde der Stein mit Stoff umhullt 3 Ein ahnlicher Steinkult bestand in Harran Der dortige Batyl war dem Mondgott Sin zugeordnet Geschichte BearbeitenUrsprung Bearbeiten Die fruher umstrittene Herkunft und Bedeutung des Namens Elagabal ist geklart Er besteht aus den semitischen Wortern ilaha aramaisch und arabisch Gott und gabal arabisch Berg Die ursprungliche Bedeutung war der Gott Berg nicht Gott des Berges denn ilaha liegt nicht im Status constructus sondern im Status emphaticus vor 4 Die Verehrung von Bergen als Gottheiten war im Nahen Osten verbreitet Gemeint ist hier der felsige Festungshugel im Suden von Homs auf dem sich der grosse prunkvolle Elagabal Tempel befand 5 dieser Berg ist allerdings nur 30 m hoch gabal kann auch eine Anhohe bezeichnen Es durfte sich um einen lokalen Kult handeln der spater von einwandernden arabischen Nomaden die dort sesshaft wurden ubernommen wurde 6 Von einem Sonnenkult in Emesa berichtete schon im 3 Jahrhundert v Chr der Geschichtsschreiber Phylarchos der bei Athenaios zitiert wird 7 nach seinen Angaben durfte damals diesem Gott anders als spater Elagabal nur Honig und kein Wein geopfert werden da Trunkenheit dem weltbeherrschenden Gott fremd sei Ein Zusammenhang der Sonnenverehrung mit dem Elagabalkult ist aber vor der romischen Kaiserzeit nicht bezeugt Der kaiserzeitliche Kult in Emesa Bearbeiten Der Elagabal Tempel von Emesa mit dem heiligen Stein auf einer Munze des 3 JahrhundertsSchon im 1 Jahrhundert v Chr wurde Emesa von einheimischen Fursten beherrscht der Familie der Sampsigeramiden die vielleicht bereits Elagabal als Schutzgott betrachteten 8 Der alteste Beleg fur den Kult und den Gottesnamen ist eine Stele aus dem 1 Jahrhundert n Chr Etwa ab dem Beginn der romischen Kaiserzeit erlebte die Stadt dank ihrer Lage an der Karawanenstrasse zum Persischen Golf einen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung Die Fursten von Emesa standen in einem Abhangigkeitsverhaltnis zum Romischen Reich Ihre Eigenstandigkeit endete im spaten 1 Jahrhundert als die Romer das Gebiet in ihr Reich eingliederten Elagabal war nicht nur die Gottheit des Hugels und des Batyls von Emesa sondern fur seine Anhanger in der romischen Kaiserzeit auch der Sonnengott und als solcher der hochste aller Gotter Wie sein Name zeigt war seine ursprungliche Funktion nur die eines Ortsgottes Die gewaltige Ausweitung der ihm zugeschriebenen Macht und Zustandigkeit die mit seiner Rolle als Sonnengott verbunden war ist erst in einer spateren Phase seiner Verehrung eingetreten 9 Als oberster Gott entsprach Elagabal dem griechischen Zeus bzw dem romischen Iuppiter und wie diesen war auch ihm der Adler als vornehmster Vogel heilig In seiner Eigenschaft als Sonnengott wurde er mit dem griechischen Helios gleichgesetzt Daher deutete man seinen Namen volksetymologisch als Heliogabalos Ab der Zeit des Kaisers Antoninus Pius 138 161 wurde der Batyl auf Munzen Emesas abgebildet 10 Im 3 Jahrhundert stand der Elagabal Kult in voller Blute Auswartige Machthaber ubersandten jahrlich kostbare Weihegaben fur den Tempel der mit viel Gold und Silber und kostbaren Steinen geschmuckt war 11 Nach dem Vorbild der Pythischen Spiele in Delphi wurden in Emesa regelmassig Sportfeste Helia Pythia zu Ehren Elagabals veranstaltet 12 Ausserdem erteilte Elagabal auch als Orakelgott Auskunfte an Ratsuchende 13 Die Wurde des Oberpriesters war in einer Familie erblich die vermutlich von dem alten Furstengeschlecht von Emesa abstammte Eine Inschrift aus dem Jahr 249 bezeugt fur Elagabal den Beinamen Ammudates 14 Dies ist die latinisierte Form des aramaischen Wortes ʿammuda Steinsaule stehender Stein 15 253 wurde in Emesa Uranius Antoninus zum Gegenkaiser erhoben Er liess auf seinen Munzen den Batyl abbilden womit er sich zu dem ortlichen Sonnenkult bekannte Kaiser Aurelian soll sich nach seinem Sieg uber das Heer der palmyrenischen Herrscherin Zenobia 272 nach Emesa begeben haben um dort im Elagabaltempel ein Gelubde zu erfullen und sich fur den Beistand des Sonnengottes in der Schlacht dankbar zu erweisen Angeblich stiess er im Tempel auf diejenige Gestalt der Gottheit die ihm im Kampf als Helfer erschienen war 16 In der Folgezeit trat Aurelian als Anhanger des romischen Gottes Sol invictus unbesiegte Sonne hervor den er als Schutzherrn des romischen Reichs verehren liess Dass er seinen Sieg dem Eingreifen des Sonnengottes zuschrieb durfte zutreffen aber er hatte dabei nicht speziell Elagabal im Sinn der staatliche Sonnenkult den er in Rom organisierte knupfte nicht an den in Emesa praktizierten an 17 Im 4 Jahrhundert beschrieb der Dichter Avienus in seiner Beschreibung des Erdkreises Descriptio orbis terrae den Elagabaltempel von Emesa 18 dessen Existenz durch diese Erwahnung letztmals bezeugt ist Die Ausbreitung des Kults unter Kaiser Elagabal Bearbeiten Lage des Elagabal Tempels auf dem Palatin in RomIn der spaten Adoptivkaiserzeit war der Oberpriester des Elagabal Tempels in Emesa ein Mann namens Julius Bassianus Der Name Bassianus weiblich Bassiana den auch einige seiner Nachkommen fuhrten war wohl von dem Priestertitel Basus abgeleitet Julius Bassianus hatte zwei Tochter Julia Domna und Julia Maesa Weltgeschichtliche Bedeutung erlangte seine Sippe durch die Heirat Julia Domnas mit dem aus Afrika stammenden kunftigen Kaiser Septimius Severus 193 211 dem Grunder der Dynastie der Severer Julia Domna war die Mutter des Kaisers Caracalla 211 217 der nach seinem Grossvater Bassianus genannt wurde und seines jungeren Bruders Geta der im Jahr 211 Mitregent Caracallas war Ihre Schwester Julia Maesa war die Grossmutter der beiden letzten Kaiser der Severerdynastie Elagabal 218 222 und Severus Alexander 222 235 Somit stammten alle severischen Kaiser ausser dem Dynastiegrunder selbst von dem Elagabal Priester Julius Bassianus ab Der altere der beiden kaiserlichen Enkel Julia Maesas war Varius Avitus Bassianus Wegen seiner intensiven Elagabal Verehrung pflegt man ihn seit der Spatantike Elagabal zu nennen Dies ist aber nur ein Spitzname denn zu seinen Lebzeiten war der Gottesname der Gottheit vorbehalten Als Dreizehnjahriger ubernahm er 217 im Elagabal Tempel von Emesa das erbliche Amt des Oberpriesters denn er war damals der alteste noch lebende mannliche Nachkomme des Julius Bassianus 19 Als er im folgenden Jahr die romische Kaiserwurde erlangte und nach Rom ubersiedelte behielt er das Priesteramt das ihm sehr wichtig war bei Er uberfuhrte den heiligen Stein von Emesa nach Rom und erhob den Elagabal Kult zur romischen Staatsreligion Dadurch erhielt die Elagabal Verehrung kurzzeitig welthistorische Bedeutung Auf dem Palatin liess der junge Kaiser einen grossen prachtvollen Elagabal Tempel errichten Das Gebaude befand sich auf der heute als Vigna Barberini bezeichneten Terrasse Der Bau erhob sich auf einem Gelande von 160 mal 110 Metern Die Vermutung es sei nur ein bereits existierender Bau einem neuen Zweck zugefuhrt worden hat sich angesichts des archaologischen Befunds als unzutreffend erwiesen 20 Ein weiterer Tempel wurde ausserhalb der Stadt gebaut 21 Das mit dem Elagabal Kult verbundene syrische Brauchtum wurde jedoch in Rom nicht heimisch Es stiess vielmehr in der romischen Fuhrungsschicht auf heftige und breite Ablehnung da es mit den herkommlichen romischen Sitten unvereinbar war Emporung erregte insbesondere die Anordnung des Kaisers dass Elagabal als oberster Staatsgott dem romischen Iuppiter ubergeordnet sein sollte 22 Auch die Anbringung eines grossen Bildes das den Kaiser als Elagabalpriester beim Opfern zeigte in der Curia Iulia dem Versammlungsgebaude des Senats oberhalb des Altars der Siegesgottin Victoria musste Anstoss erregen 23 Die priesterlichen Aktivitaten des Kaisers im Rahmen eines fremdartigen Kults trugen wesentlich dazu bei ihn in der Hauptstadt des Reichs verhasst zu machen und waren einer der Grunde fur seinen Sturz Nach seiner Ermordung am 11 Marz 222 wurde der heilige Stein nach Emesa zuruckgebracht Damit endete die Episode des staatlichen Elagabal Kults in Rom Ein privater Kult in der Hauptstadt der schon in der Zeit der fruhen Severer bestanden hatte dauerte moglicherweise fort 24 Auch in den Provinzen setzte unter Kaiser Elagabal mancherorts die Verehrung seines Gottes ein Dabei handelte es sich wohl um einzelne lokale Initiativen nicht um eine vom Kaiser betriebene systematische Missionierung Einige Stadte pragten Munzen auf denen der Batyl abgebildet wurde In Altava in der Provinz Mauretania Caesariensis errichteten wohlhabende Burger 221 einen Elagabaltempel In der kleinasiatischen Stadt Sardes wurden Elagabalia Wettkampfe zu Ehren des Gottes aus Emesa eingerichtet 25 Ostlicher und westlicher Sonnenkult Bearbeiten In der alteren Forschung wurde die Ansicht vertreten Elagabal sei mit dem romischen Sonnengott Sol invictus gleichzusetzen Die wachsende Bedeutung des Sol invictus im 3 Jahrhundert sei ein Symptom des Vordringens orientalischer Einflusse im religiosen Denken der Romer Tatsachlich ist Invictus Sol Elagabalus inschriftlich bezeugt 26 Im Sinne dieser Deutungsweise wurden alle Quellenbelege fur den unbesiegten Sonnengott im Westen des Reichs als Hinweise auf Ausbreitung einer orientalischen von Emesa aus propagierten Sonnenreligion gedeutet 27 Manche Gelehrte sahen darin ein Zeichen kulturellen Verfalls der die Folge der Orientalisierung des Vordringens von unromischen Sitten ostlichen Ursprungs gewesen sei 28 Die spatere Forschung hat aber zeigen konnen dass der Kult des Sol invictus im Westen in erster Linie einheimische Wurzeln hatte und nicht auf der Ubernahme ostlicher Vorstellungen beruhte Hinter der staatlichen Verehrung des Sol invictus im 3 und 4 Jahrhundert stand eine religionspolitische Konzeption die sich auf eine bereits bestehende eigenstandige romische Tradition stutzen konnte Der Elagabalkult hingegen war eine syrische Religion die nur kurzzeitig in Rom Fuss fassen konnte da sie von den Romern als Fremdkorper im religiosen Leben empfunden wurde 29 Die Kultpraxis BearbeitenVorschriften und Riten Bearbeiten Einzelheiten der rituellen Elagabal Verehrung gehen aus den Berichten romischer Geschichtsschreiber uber die spektakulare Verpflanzung des Kults nach Rom unter Kaiser Elagabal hervor Die Quellen sind die Geschichtswerke zweier Zeitgenossen des Kaisers Cassius Dio und Herodian sowie die spatantike Historia Augusta Der Quellenwert dieser Darstellungen wird allerdings durch die tendenziose Sichtweise ihrer Verfasser beeintrachtigt Die romischen Geschichtsschreiber verurteilten das Verhalten und das Religionsverstandnis Kaiser Elagabals nachdrucklich Cassius Dio schilderte den Elagabal Kult aus der Sicht eines konservativen Senators mit grosser Emporung nahm aber viele wichtige wohl authentische Einzelheiten in seinen Bericht auf Herodian schrieb distanzierter auch er verfugte anscheinend uber gute Informationen doch ist seine Neigung zu Ausschmuckungen und Ubertreibungen zu berucksichtigen Der unbekannte Verfasser der Historia Augusta hatte offenbar ebenfalls Zugang zu einer guten heute verlorenen zeitgenossischen Quelle Die Glaubwurdigkeit seiner Angaben ist aber umstritten Er war pagan als Anhanger der alten romischen Religion wollte er das Christentum diskreditieren Daher machte er den allgemein verhassten Kaiser Elagabal zu einem Vorlaufer spatantiker christlicher Kaiser indem er ihm religiose Intoleranz unterstellte 30 Die Schilderungen in den Quellen legen die Annahme nahe dass der romische Elagabal Kult denjenigen von Emesa getreu kopierte also keine Anpassung an westliche Vorstellungen vorgenommen wurde 31 Diesen Berichten zufolge fand taglich ein Gottesdienst statt wobei der prunkvoll gekleidete und geschmuckte zahlreiche Amulette tragende Oberpriester zusammen mit Frauen unter Musikbegleitung es werden insbesondere Blasinstrumente Zimbeln und Trommeln erwahnt vor dem Altar tanzte und sang Dazu wurde gerauchert Die Priester waren beschnitten und durften kein Schweinefleisch essen 32 Zu den taglichen Opfergaben gehorte insbesondere Wein 33 Zahlreiche Tieropfer wurden dargebracht das Blut der geschlachteten Opfertiere wurde mit dem Wein vermischt 34 Die Berichte hingegen wonach auch rituelle Menschenopfer zur gangigen Praxis gehorten gelten in der Forschung als unzutreffend oder werden zumindest skeptisch beurteilt Moglich ist allerdings dass es eine alte Sitte des Kinderopfers gab die noch im 3 Jahrhundert von einzelnen Elagabal Verehrern praktiziert wurde 35 Die Verbreitung derartiger Geruchte zeigt jedenfalls dass die romische Offentlichkeit bereit war den Elagabal Anhangern jede Scheusslichkeit zuzutrauen Alljahrlich fand im Hochsommer eine vom Kaiser geleitete Prozession vom Tempel auf dem Palatin zu dem anderen ausserhalb der Stadt gelegenen Elagabal Tempel statt Dabei wurde der Batyl auf einem Wagen mitgefuhrt der von sechs weissen Pferden gezogen wurde Der Kaiser schritt dem Wagen voran wobei er ruckwarts gewendet auf den Batyl blickte und die Pferde lenkte auf dem Wagen sass niemand 36 Kaiser Elagabal trug kostbare seidene Gewander seine priesterliche Amtstracht in der er auch offentlich auftrat Die romische Wollkleidung mochte er nicht 37 Dies wurde ihm als unangebrachter Luxus und als Ausdruck von Verweichlichung und Unmannlichkeit verubelt Der Grund lag aber wahrscheinlich in einer religiosen Vorschrift zur Priesterkleidung im Osten galten bestimmte Bekleidungselemente tierischer Herkunft darunter Lederschuhe als unrein 38 Anscheinend beschrankte sich die religiose Betatigung der Elagabal Anhanger auf den Vollzug der Riten der ihnen das Wohlwollen des Gottes verschaffen sollte Von einer Jenseitslehre oder ethischen Normen ist in den Quellen nicht die Rede Die heilige Hochzeit Bearbeiten In der Tradition von Emesa hatte Elagabal zwei Gefahrtinnen Die eine war die Kriegsgottin al Lat die andere vermutlich al ʿUzza Die beiden Gottinnen wurden auch auf der Arabischen Halbinsel verehrt und sind im Koran erwahnt Im Romischen Reich wurde al Lat mit der jungfraulichen Athene der Griechen der romischen Minerva identifiziert in al Uzza sah man die Entsprechung zur griechischen Aphrodite und zur romischen Venus der Liebesgottin 39 An dieser Vorstellung einer Verbindung von Mannlichem und Weiblichem in der Gotterwelt orientierte sich Kaiser Elagabal als er in Rom die Hierogamie heilige Hochzeit seines Gottes feierte Dabei handelte es sich um die Vermahlung des Sonnengottes mit der karthagischen Tinnit die lateinisch Himmelsgottin Dea Caelestis griechisch Urania genannt wurde Ihr kam in dieser Hierogamie die Funktion von al Uzza zu Zum Zweck der Hochzeitsfeier liess der Kaiser das beruhmte Kultbild der Himmelsgottin die auch als Mondgottin galt aus Karthago nach Rom holen Dazu stellte er fest es sei passend dass der Sonnengott die Mondgottin heirate Die Art der Beziehung der jungfraulichen Athene zum Sonnengott im Rahmen des in Rom praktizierten Kults ist nicht genau bekannt Unrichtig ist die Angabe Herodians Kaiser Elagabal habe erst Athene zur Gattin seines Gottes ausersehen sich aber schliesslich fur Aphrodite entschieden 40 Die wichtige Rolle der beiden Gottinnen lasst erkennen dass die Elagabal Religion nicht wie in alterer Forschungsliteratur mitunter angenommen wurde monotheistisch war Die Eigenschaften und Zustandigkeiten Elagabals und seiner Gefahrtinnen wurden nicht synkretistisch vermischt sondern klar unterschieden Elagabal war nicht der einzige sondern der oberste Gott 41 Auch nach dem Tod des Kaisers Elagabal scheint der Gedanke einer Verbindung des Sonnengottes mit den beiden Gottinnen in Emesa lebendig geblieben zu sein wie die Munzpragung des dort im Jahr 253 erhobenen Gegenkaisers Uranius Antoninus erkennen lasst 42 Die Promiskuitat und Prostitution die dem Kaiser Elagabal als personliche Gewohnheit vorgeworfen wurde 43 ist als Bestandteil religioser Riten zu deuten die nicht zum Kult des Gottes Elagabal sondern zu dem der Dea Caelestis gehorten Religiose Prostitution war in orientalischen religiosen Traditionen im Rahmen des Fruchtbarkeitskults verbreitet 44 Ikonographie Bearbeiten Goldmunze Aureus des Uranius Antoninus auf der Ruckseite ist auf einem Wagen liegend der Stein des Elagabal abgebildet in den das Relief eines Adlers eingearbeitet istElagabal war nicht anthropomorph menschengestaltig In den bildlichen Darstellungen seines Kults erscheint er nie in einer bestimmten Gestalt sondern ist nur an der Beschriftung und an seinen Symbolen zu erkennen Einen solcher Kult nennt man anikonisch bilderlos ohne Abbildungen der Gottheit 45 Der anikonische Elagabal wurde ikonographisch nicht mit dem anthropomorphen romischen Sol invictus vermischt 46 Oft kommt als Symbol der Gottheit ein Adler vor der gewohnlich eine Krone im Schnabel tragt Auf der Stele des 1 Jahrhunderts n Chr ist der Berg von dem der Gottesname abgeleitet ist abgebildet Auf dem aus Felsbrocken zusammengesetzten Berg sitzt der Adler Das wichtigste Element der Darstellungen ist der Batyl Er wird oft auf einer Quadriga Viergespann gezeigt also wahrend der Prozession Ein Figurenkapitell das von einer romischen Elagabal Kultstatte stammt zeigt den Batyl mit dem sitzenden Adler und den beiden Gefahrtinnen des Gottes die jeweils eine Hand auf die Spitze des Steins legen Auf Munzen bedeckt der Adler den Batyl mit seinen ausgebreiteten Flugeln Eine Munze aus der Mitte des 3 Jahrhunderts zeigt den Batyl im Tempel von Emesa und gestattet damit einen Blick ins Innere des Heiligtums Neben dem Stein befinden sich zwei verzierte pilzformige Objekte die in der Numismatik meist als Sonnenschirme gedeutet werden In den Schalen zweier Armleuchter sind Flammen sichtbar Vor der Basis auf welcher der Stein ruht steht eine grosse Amphore Vor dem Batyl ist ein nach links blickender Adler zu sehen bei dem es sich vielleicht um ein Relief auf dem Stein handelt 47 Literatur BearbeitenAllgemeines Christian Auge Pascale Linant de Bellefonds Elagabalos In Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae LIMC Band 3 Artemis Zurich 1986 ISBN 3 7608 8751 1 S 705 708 Tafelband S 542 Edward Lipinski Elaha Gabal d Emese dans son contexte historique In Latomus 70 2011 S 1081 1101 Henri Seyrig Antiquites syriennes 95 Le culte du Soleil en Syrie a l epoque romaine In Syria Revue d art oriental et d archeologie 48 1971 S 337 373 Digitalisat Jean Starcky Stele d Elahagabal In Melanges de l Universite Saint Joseph 49 2 1975 1976 S 501 520 Verpflanzung des Elagabal Kults nach Rom Martin Frey Untersuchungen zur Religion und zur Religionspolitik des Kaisers Elagabal Franz Steiner Stuttgart 1989 ISBN 3 515 05370 0 Michael Pietrzykowski Die Religionspolitik des Kaisers Elagabal In Aufstieg und Niedergang der romischen Welt Band II 16 3 hrsg von Wolfgang Haase De Gruyter Berlin 1986 ISBN 3 11 008289 6 S 1806 1825 Ruprecht Ziegler Der Burgberg von Anazarbos in Kilikien und der Kult des Elagabal in den Jahren 218 bis 222 n Chr In Chiron 34 2004 S 59 85 Weblinks Bearbeiten Commons Elagabal Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienAnmerkungen Bearbeiten Die Form ist aus den Abbildungen ersichtlich bei Herodian 5 3 5 ist der Stein als sehr gross und kegelformig beschrieben Herodian 5 3 5 Zur Umhullung die auf einer Munze abgebildet ist siehe Hans Roland Baldus Uranius Antoninus Munzpragung und Geschichte Bonn 1971 S 146 147 Jean Starcky Stele d Elahagabal In Melanges de l Universite Saint Joseph 49 2 1975 1976 S 501 520 hier 503 504 509 510 Edward Lipinski Elaha Gabal d Emese dans son contexte historique In Latomus 70 2011 S 1081 1101 hier 1085f Ruprecht Ziegler Der Burgberg von Anazarbos in Kilikien und der Kult des Elagabal in den Jahren 218 bis 222 n Chr In Chiron 34 2004 S 59 85 hier 67 Majed Moussli Griechische Inschriften aus Emesa und Laodicea ad Libanum In Philologus 126 1982 S 254 261 hier 257 258 Edward Lipinski Elaha Gabal d Emese dans son contexte historique In Latomus 70 2011 S 1081 1101 hier 1087 Die altere Hypothese wonach sich der Tempel an der Stelle der jetzigen grossen Moschee von Homs befand ist damit uberholt Michael Pietrzykowski Die Religionspolitik des Kaisers Elagabal In Aufstieg und Niedergang der romischen Welt Band II 16 3 Berlin 1986 S 1806 1825 hier 1812 Henri Seyrig Antiquites syriennes Le culte du Soleil en Syrie a l epoque romaine In Syria Revue d art oriental et d archeologie 48 1971 S 337 373 hier 342 343 Athenaios 15 693e f Carlos Chad Les dynastes d Emese Beirut 1972 S 74 75 Martin Frey Untersuchungen zur Religion und zur Religionspolitik des Kaisers Elagabal Stuttgart 1989 S 45f Michael Pietrzykowski Die Religionspolitik des Kaisers Elagabal In Aufstieg und Niedergang der romischen Welt Band II 16 3 Berlin 1986 S 1806 1825 hier 1812 Fergus Millar The Roman Near East 31 BC AD 337 Cambridge Massachusetts 1993 S 305f Hans Roland Baldus Uranius Antoninus Munzpragung und Geschichte Bonn 1971 S 152 153 Michael Pietrzykowski Die Religionspolitik des Kaisers Elagabal In Aufstieg und Niedergang der romischen Welt Band II 16 3 Berlin 1986 S 1806 1825 hier 1811 Herodian 5 3 4 Michael Pietrzykowski Die Religionspolitik des Kaisers Elagabal In Aufstieg und Niedergang der romischen Welt Band II 16 3 Berlin 1986 S 1806 1825 hier 1821 Edward Lipinski Elaha Gabal d Emese dans son contexte historique In Latomus 70 2011 S 1081 1101 hier 1094f Martin Frey Untersuchungen zur Religion und zur Religionspolitik des Kaisers Elagabal Stuttgart 1989 S 46 47 CIL 000003 III 4300 Edward Lipinski The Aramaeans Leuven 2000 S 599f Historia Augusta Aurelianus 25 3 5 Martin Frey Untersuchungen zur Religion und zur Religionspolitik des Kaisers Elagabal Stuttgart 1989 S 67 68 Stephan Berrens Sonnenkult und Kaisertum von den Severern bis zu Constantin I 193 337 n Chr Stuttgart 2004 S 92 97 Avienus Descriptio orbis terrae 1083 1093 Herodian 3 5 6 Zu den Ausgrabungen siehe Henri Broise Yvon Thebert Elagabal et le complexe religieux de la Vigna Barberini In Melanges de l Ecole francaise de Rome Antiquite 111 1999 S 729 747 Martijn Icks The crimes of Elagabalus London 2011 S 27 28 Rekonstruktion Tafeln 11 und 12 Vgl Filippo Coarelli Heliogabalus templum Heliogabalium In Eva Margareta Steinby Hrsg Lexicon Topographicum Urbis Romae Band 3 Quasar Rom 1996 S 10 11 Herodian 5 6 6 Zur Lokalisierung des Vorstadttempels siehe Christer Bruun Kaiser Elagabal und ein neues Zeugnis fur den Kult des Sonnengottes Elagabalus in Italien In Tyche 12 1997 S 1 5 hier S 2 und Anm 9 Cassius Dio 80 79 11 1 Bei der Angabe mancher Bucher von Cassius Dios Werk sind unterschiedliche Zahlungen gebrauchlich eine abweichende Buchzahlung ist hier und im Folgenden jeweils in Klammern angegeben Von der neuen Rangordnung der Gotter berichtet auch Herodian 5 5 7 Siehe dazu Martin Frey Untersuchungen zur Religion und zur Religionspolitik des Kaisers Elagabal Stuttgart 1989 S 80 Ruth Stepper Augustus et sacerdos Stuttgart 2003 S 81 82 179 181 Herodian 5 5 6 7 Siehe dazu Michael Pietrzykowski Die Religionspolitik des Kaisers Elagabal In Aufstieg und Niedergang der romischen Welt Band II 16 3 Berlin 1986 S 1806 1825 hier 1815 Hans Roland Baldus Das Vorstellungsgemalde des Heliogabal Ein bislang unerkanntes numismatisches Zeugnis In Chiron 19 1989 S 467 476 Leonardo de Arrizabalaga y Prado The Emperor Elagabalus Fact or Fiction Cambridge 2010 S 141 147 150 157 168 181 197 220 Francois Chausson Vel Iovi vel Soli quatre etudes autour de la Vigna Barberini 191 354 In Melanges de l Ecole francaise de Rome Antiquite 107 1995 S 661 765 hier 679 685 693 701 705 712 715 Louis Robert Monnaies grecques de l epoque imperiale In Revue Numismatique 18 1976 S 25 56 hier 51 53 Martijn Icks Empire of the Sun Civic Responses to the Rise and Fall of Sol Elagabal in the Roman Empire In Oliver Hekster u a Hrsg Ritual Dynamics and Religious Change in the Roman Empire Leiden 2009 S 111 120 Martijn Icks The crimes of Elagabalus London 2011 S 84 87 Ruprecht Ziegler Der Burgberg von Anazarbos in Kilikien und der Kult des Elagabal in den Jahren 218 bis 222 n Chr In Chiron 34 2004 S 59 85 hier 72 84 CIL 000010 X 5827 Diese Sichtweise vertrat vor allem Gaston H Halsberghe The cult of Sol Invictus Leiden 1972 Siehe dazu Martin Frey Untersuchungen zur Religion und zur Religionspolitik des Kaisers Elagabal Stuttgart 1989 S 4 5 Steven E Hijmans The Sun which did not rise in the East the Cult of Sol Invictus in the Light of Non Literary Evidence In Babesch Bulletin Antieke Beschaving 71 1996 S 115 150 hier 120 123 149 Steven E Hijmans The Sun which did not rise in the East the Cult of Sol Invictus in the Light of Non Literary Evidence In Babesch Bulletin Antieke Beschaving 71 1996 S 115 150 Jean Pierre Martin Sol Invictus des Severes a la tetrarchie d apres les monnaies In Cahiers du Centre Gustave Glotz 11 2000 S 297 307 Stephan Berrens Sonnenkult und Kaisertum von den Severern bis zu Constantin I 193 337 n Chr Stuttgart 2004 S 53 Zur Einschatzung der Quellen siehe Martin Frey Untersuchungen zur Religion und zur Religionspolitik des Kaisers Elagabal Stuttgart 1989 S 9 13 Michael Pietrzykowski Die Religionspolitik des Kaisers Elagabal In Aufstieg und Niedergang der romischen Welt Band II 16 3 Berlin 1986 S 1806 1825 hier 1808 1810 Glen W Bowersock Herodian and Elagabalus In Yale Classical Studies 24 1975 S 229 236 Martin Zimmermann Kaiser und Ereignis Munchen 1999 S 222 233 Martin Frey Untersuchungen zur Religion und zur Religionspolitik des Kaisers Elagabal Stuttgart 1989 S 64 71 Cassius Dio 80 79 11 1 Herodian 5 3 8 5 5 4 5 5 9 Siehe dazu Martin Frey Untersuchungen zur Religion und zur Religionspolitik des Kaisers Elagabal Stuttgart 1989 S 14 Herodian 5 5 8 Herodian 5 5 8 9 Martin Frey Untersuchungen zur Religion und zur Religionspolitik des Kaisers Elagabal Stuttgart 1989 S 34 42 Michael Pietrzykowski Die Religionspolitik des Kaisers Elagabal In Aufstieg und Niedergang der romischen Welt Band II 16 3 Berlin 1986 S 1806 1825 hier 1820 Der Verlauf der Prozession ist bei Herodian 5 6 6 10 beschrieben Herodian 5 5 3 5 und 5 8 1 Cassius Dio 80 79 11 2 Michael Pietrzykowski Die Religionspolitik des Kaisers Elagabal In Aufstieg und Niedergang der romischen Welt Band II 16 3 Berlin 1986 S 1806 1825 hier 1815 1816 Martin Frey Untersuchungen zur Religion und zur Religionspolitik des Kaisers Elagabal Stuttgart 1989 S 50 53 Michael Pietrzykowski Die Religionspolitik des Kaisers Elagabal In Aufstieg und Niedergang der romischen Welt Band II 16 3 Berlin 1986 S 1806 1825 hier 1813 1817 1819 Herodian 5 6 3 5 Siehe dazu Martin Frey Untersuchungen zur Religion und zur Religionspolitik des Kaisers Elagabal Stuttgart 1989 S 52 54 Martin Frey Untersuchungen zur Religion und zur Religionspolitik des Kaisers Elagabal Stuttgart 1989 S 43 44 64 67 Hans Roland Baldus Uranius Antoninus Munzpragung und Geschichte Bonn 1971 S 56 58 149 151 154 156 Stephan Berrens Sonnenkult und Kaisertum von den Severern bis zu Constantin I 193 337 n Chr Stuttgart 2004 S 56 Cassius Dio 80 79 13 Martin Frey Untersuchungen zur Religion und zur Religionspolitik des Kaisers Elagabal Stuttgart 1989 S 15 27 Zum anikonischen Charakter siehe Herodian 5 3 5 Der romische Geschichtsschreiber vermerkt dass es im Tempel von Emesa kein Kultbild mit dem Bildnis des Gottes gab Martijn Icks The crimes of Elagabalus London 2011 S 74 Hans Roland Baldus Uranius Antoninus Munzpragung und Geschichte Bonn 1971 S 151 152 Vgl zu den mutmasslichen Sonnenschirmen Martin Frey Untersuchungen zur Religion und zur Religionspolitik des Kaisers Elagabal Stuttgart 1989 S 61 63 Dieser Artikel wurde am 8 Dezember 2012 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Elagabal Gottheit amp oldid 225001797