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Die Eisenerzgrube Lengede Broistedt gehorte zur Ilseder Hutte und lag in der Niedersachsischen Gemeinde Lengede an der Bahnstrecke Hildesheim Gross Gleidingen Grube Lengede BroistedtAllgemeine Informationen zum BergwerkVerwaltung der Grube mit Schacht Mathilde im HintergrundAbbautechnik Tagebau und KammerbauForderung Jahr bis 1 5 Mio tForderung Gesamt 55 7 Mio t EisenerzInformationen zum BergwerksunternehmenBetreibende Gesellschaft Ilseder HutteBeschaftigte bis zu 2110 1923 Betriebsbeginn 1860Betriebsende 30 Dezember 1977Geforderte RohstoffeAbbau von BrauneisensteinRohstoffgehalt 26 29 Grosste Teufe 112 mGeographische LageKoordinaten 52 11 56 2 N 10 19 17 O 52 19895 10 3214 Koordinaten 52 11 56 2 N 10 19 17 OGrube Lengede Broistedt Niedersachsen Lage Grube Lengede BroistedtStandort BroistedtGemeinde LengedeLandkreis NUTS3 PeineLand Land NiedersachsenStaat DeutschlandRevier Peine Salzgitter Revier Der breiten Offentlichkeit bekannt wurde die Grube durch das Grubenungluck von Lengede eine Bergwerkskatastrophe die sich am 24 Oktober 1963 in der Eisenerz Grube von Lengede Broistedt im Schacht Mathilde ereignete Das Ereignis ist wegen der kaum noch fur moglich gehaltenen Rettung von elf verschutteten Bergleuten auch als Wunder von Lengede bekannt geworden In den letzten Betriebsjahren bis zur Schliessung am 30 Dezember 1977 galt das Bergwerk als die modernste Erzgrube Europas und zahlte zu den forderstarksten Eisenerzbergwerken Deutschlands Inhaltsverzeichnis 1 Geologie 2 Geschichte 2 1 Vorlauferbergbau 2 2 Die Grube Sophiengluck Mathilde 1877 1913 2 3 Der Beginn der Tiefbauforderung und die Entwicklung bis zur Grubenkatastrophe 1914 1963 2 4 Der Weg zur modernsten Eisenerzgrube Europas 1964 1977 3 Heutiger Zustand 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeologie BearbeitenDie Eisenerzlagerstatte Lengede Broistedt wird von einer flachen Mulde gebildet die sich in nordostlicher sudwestlicher Streichrichtung uber eine Lange von etwas mehr als 5 km erstreckt Diese Mulde ist 1 5 2 km breit und fallt von Norden nach Suden mit etwa 6 10 gon ein An der nordlichen Begrenzung standen die Brauneisenerze auf einer Linie etwa zwischen den Ortschaften Vallstedt und Barbecke bis unter die Ackerkrume an Das Erztiefste lag bei rund 100 m unter Tage Entstanden ist das Erzlager als sogenannte Trummererzlagerstatte Toneisensteine auch Geoden genannt wurden vom Meer der Oberkreide aus dem Ton ausgewaschen in den sie gebettet waren Die Erzgerolle wurden dann in einer Mulde abgelagert und die Hohlraume durch tonige und kalkige Binder aufgefullt Die spateren Erze der Grube Lengede Broistedt enthielten unaufbereitet 26 29 Eisen 16 18 Kalk und 14 17 Kieselsaure Auf derselben Lagerstatte baute von 1936 bis 1962 die Grube Barbecke I im Sudwesten Geschichte BearbeitenVorlauferbergbau Bearbeiten Die genauen Anfange des Bergbaus auf die Lagerstatte der spateren Grube Lengede Broistedt sind nicht bekannt Aktenkundig ist ein Eisensteinvorkommen bei Bodenstedt in den Unterlagen des Oberbergamtes Clausthal Zellerfeld in den Jahren 1824 1825 wo erfolglose Schmelzversuche dokumentiert wurden Im Jahre 1860 ist erstmals ein Tagebau urkundlich erwahnt und die Angaben lassen darauf schliessen dass schon vorher ein Wilder Bergbau durch Bauern oder Burger bestand Am 17 November 1872 kaufte die Ilseder Hutte den Tagebau Sophiengluck des hannoverschen Kaufmanns Julius Luchau Dieses wird als der Beginn eines planmassigen Bergbaus angesehen Tatsachlich gelangten in den ersten Jahren nur wenige Erze zur Verhuttung In dieser Zeit wurde uberwiegend mit Hacke und Schaufel der nur wenige Meter starke Boden uber dem Erzlager abgetragen und mit Pferdekarren abtransportiert Fur das Jahr 1875 ist eine erste offizielle Erzfordermenge von rund 15000 t uberliefert Die Grube Sophiengluck Mathilde 1877 1913 Bearbeiten Das Grubenfeld Mathilde wurde der Ilseder Hutte auf preussischem Gebiet am 1 Marz 1877 verliehen In den darauf folgenden Jahren entstand durch Verleihung und Zukauf weiterer Bergwerksfelder der Grubenbezirk des Bergwerkes Sophiengluck Mathilde Die beiden Tagebaue Sophiengluck und Mathilde waren durch die Landesgrenze zwischen Preussen annektiertes Konigreich Hannover und Braunschweig getrennt Dadurch unterstanden die beiden Gruben zwei unterschiedlichen Bergbehorden Das kompakte Erzlager bildete eine Barriere fur das Niederschlagswasser Aus diesem Grund wurde von 1880 bis 1882 ein 1500 m langer Stollen zum Fluss Fuhse zur Wasserlosung aufgefahren Die geforderten Erze gelangen ab 1884 zunachst uber eine Schmalspurbahn zur Hutte nach Gross Ilsede 1888 wurden rund 72 000 t im Jahr abgebaut Bereits 1889 wurde die spatere Reichsbahnstrecke Hildesheim Braunschweig uber Broistedt fertiggestellt Diese verkehrstechnische Verbesserung sollte spater zu einem erhohten Aufwand beim Abbau unterhalb des Bahnkorpers fuhren Mit fortschreitendem Abbau in Richtung Suden wurde die Uberdeckung des Erzlagers fester und machtiger Das machte den Einsatz von Dampfloffelbaggern ab 1909 und von Lokomotiven anstelle der Pferdegespanne zur Abraumforderung notwendig Zur Wasserhaltung standen von Dampflokomobilen angetriebene Kreiselpumpen zur Verfugung Ab 1913 wurde elektrische Energie als Antriebsquelle uber ein Erdkabel von der Ilseder Hutte bereitgestellt Der Beginn der Tiefbauforderung und die Entwicklung bis zur Grubenkatastrophe 1914 1963 Bearbeiten nbsp Schachttafel des Schachtes Anna nbsp Schachttafel des Schachtes MathildeKurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges war eine Tagebaugewinnung bis zu einer maximalen Uberlagerung von 20 m wirtschaftlich Deshalb begannen die Planungen fur einen gleichzeitigen Tiefbauaufschluss Der Schacht Anna 52 20023 10 32683 wurde als Rundschacht mit 6 0 m Durchmesser bereits 1912 begonnen und 1915 bis zu einer Tiefe von 64 93 m im Erzlager fertiggestellt Die Rasenhangebank hatte eine Hohe von 86 8 m u NN die Endteufe betrug 73 0 m Der Abbau im Tiefbau begann 1914 zunachst uber einfallende Strecken vom Tagebau aus Im seitlichen Abstand von rund 100 m wurden Bremsberge aufgefahren von denen rechtwinklig der Abbau nach oben gefuhrt wurde Erst mit Fertigstellung des zweiten Schachts Schacht Mathilde 52 19895 10 3214 1921 erfolgte eine Forderung der Erze uber die Tiefbauschachte Schacht Mathilde reichte zuletzt mit einer Teufe von 112 0 m bis in das Liegende des Erzlagers und war an die 60 und die 100 m Sohle angeschlossen Der Durchmesser der Schachtrohre betrug ebenfalls 6 0 m und die Rasenhangebank hatte eine Hohe von 85 9 m u NN Der Erste Weltkrieg erforderte eine erhebliche Steigerung der Forderung so arbeiteten 1918 bereits 645 Arbeiter in der Grube gegenuber 67 im Jahre 1888 Da sich mit weiterer Teufenzunahme auch der Charakter der Erze von kalkigem zu tonigem Binder anderte war eine Aufbereitung erforderlich Daher entstanden fur die Tagebauerze die Erzwasche I und fur die Tiefbauerze die Erzwaschen II und III die 1918 den Betrieb aufnahmen Dadurch konnte auch ein verkaufsfahiges Phosphoritkonzentrat erzeugt werden Vorher mussten die Phosphoritknollen von Hand ausgeklaubt werden da das Erz fur den eigenen Hochofenmoller genug Phosphor enthielt In den Aufbereitungen arbeiten allein 375 Menschen Die Aufbereitungsabgange wurden in dafur angelegten Klarteichen gesammelt Nach seiner Auserzung diente auch der Tagebau Sophiengluck als Absetzbecken Die Abraummassen mussten wegen der Vergrosserung des Tagebaugrabens auf einer Halde deponiert werden Dadurch entstand von 1917 bis 1927 der sogenannte Seilbahnberg Diese Spitzkegelhalde ist mit 62 7 m Hohe noch heute die hochste Erhebung im Landkreis Peine Der hochste Belegschaftsstand in der Geschichte des Bergwerks wurde 1921 mit 2110 Frauen und Mannern erreicht Die schwere Arbeit unter Tage wurde ab den 1930er Jahren durch elektrische Schrapper erleichtert Auch fanden erste Versuche mit einer selbstkonstruierten Gewinnungsmaschine dem sogenannten Meixner Bagger statt dessen Technologie aber noch nicht ausgereift war 1937 entstand zur Materialforderung eine einfallende Strecke vom Holzplatz an den Schachten bis zur 60 m Sohle Zur Verbesserung des Abbaus wurden zahlreiche Abbauverfahren auf der Grube erprobt Nach dem Zweiten Weltkrieg kam der Betrieb wie fast uberall nahezu vollstandig zum Erliegen und lief Ende der 1940er Jahre wieder planmassig an 1951 wurde der Tagebau Mathilde eingestellt als Ersatz entstand der neue Grosstagebau Vallstedt der von 1957 bis 1964 insgesamt rund 2 Millionen Tonnen Erz lieferte Es erfolgten in den 1950er Jahren ein Aufschwung und eine weitere Mechanisierung der Grube Zur Zwischenforderung dienten erste Gurtforderanlagen Doppelkettenstegforderer und kompaktere Einseilschrapper Schacht Mathilde wurde alleiniger Hauptforderschacht und Schacht Anna mitsamt der Erzwasche II aufgegeben Das Fordergerust fiel 1959 Stattdessen wurde 1957 der Wetterschacht Broistedt abgeteuft Die Forderung konnte von knapp unter 500 000 Tonnen 1949 auf fast 1 300 000 Tonnen 1960 gesteigert werden Die verbliebene Erzwasche III wurde an die gesteigerten Erzmengen angepasst und nach den damals modernsten Verfahren umgestaltet Es wurde ein Konzentrat mit etwa 54 Fe erzeugt In den 1950er Jahren wurde auch der Bundesbahnsicherheitspfeiler abgebaut und dort Spulversatz anstelle des sonst ublichen Bruchbaues eingebracht Durch die Wanderung des Abbaus in die Nahe Ortschaft Lengede wurde der Name des Bergwerks in Lengede Broistedt geandert Der Weg zur modernsten Eisenerzgrube Europas 1964 1977 Bearbeiten nbsp Continuous MinerDas Grubenungluck vom 24 Oktober 1963 ereignete sich zu einem Zeitpunkt als eine andauernde Absatzkrise den deutschen Eisenerzbergbau bereits in seiner Existenz bedrohte Ursache waren die zunehmenden Importe von auslandischen Erzen mit oftmals besserer Qualitat zu geringeren Kosten Bei der Katastrophe waren alle maschinellen Einrichtungen zerstort worden Deshalb entschied sich die Ilseder Hutte zu einer umfassenden Modernisierung der Grube unter der Pramisse die Fordermengen bei gleichzeitig gering zu haltenden Gestehungskosten erheblich zu steigern Nach ersten erfolgreichen Versuchen mit einem amerikanischen Continuous Miner im Tagebau Vallstedt wurden zwei dieser Maschinen fur die schneidende Gewinnung der Erze im Tiefbau beschafft Die auf einem Raupenfahrwerk aufgebaute Teilschnittmaschine loste die Erze mit umlaufenden meisselbewehrten Schramketten aus dem Gebirgsverbund und forderte sie uber eine integrierte Forderkette in die Doppelkettenforderer der Abbauforderung Die Streckenforderung erfolgte mit Doppellokomotiven und Grossraumforderwagen von 5 2 m entsprechend 7 8 t Roherz Durch die Sumpfung der Grube hatte man Erfahrungen mit der Pumpfahigkeit der Lengeder Erze gewonnen Auf der Basis dieser Erkenntnisse und umfassender Versuche richtete man 1966 auf der 100 m Sohle eine Erzpumpanlage zur hydraulischen Forderung ein Sie bestand aus zwei redundanten Zentrifugalpumpenanlagen und einer Aufgabestation mit Forderwagenentleerung Kreiselkipper und reinigung sowie einer Brech und Siebanlage Die Pumpenkammer befand sich direkt unterhalb der Erzaufbereitung Uber einen Rohrschacht wurden die Erze senkrecht nach oben in die Aufbereitung gefordert Am 26 Januar 1968 ereignete sich gegen 10 00 Uhr ein weiteres grosseres Grubenungluck Durch eine Sprengstoffexplosion kamen 12 Bergleute ums Leben 1 Der Schacht Mathilde diente in der Folgezeit nur noch der Personenseilfahrt In den Jahren 1967 1977 wurden jahrlich 1 1 1 5 Millionen Tonnen Roherz gewonnen Am 30 Dezember 1977 wurde die Eisenerzgrube Lengede Broistedt stillgelegt Die wirtschaftlich gewinnbaren Erzvorrate waren erschopft Nach der Einstellung des Betriebes haben rund 35 verbliebene Kumpel verwertbare Teile geborgen Schliesslich wurden die Betriebseinrichtungen demontiert viele Gebaude abgerissen und die Grubenbaue verwahrt Am 20 September 1979 wurde das langjahrige Wahrzeichen des Lengeder Bergbaus das 42 m hohe Fordergerust Mathilde und die charakteristische Forderbrucke gesprengt Heutiger Zustand BearbeitenDas fruhere Betriebsgelande ist heute ein Gewerbegebiet in dem nur sehr wenig an den ehemaligen Bergbau erinnert sieht man von den Strassennamen z B Schacht Anna Ring oder Erzring ab Die noch erhaltenen Werkstattgebaude sind nicht als Bestandteil eines ehemaligen Bergwerkes zu erkennen Auf einem gartenartigen Grundstuck steht das Schild mit dem Schriftzug Mathilde welches sich ehemals auf dem Fordergerust befunden hat In einem Park befindet sich die Gedenkstatte fur das Grubenungluck an der Stelle wo die letzte Rettungsbohrung niedergebracht wurde Ausserdem erhalt der weithin sichtbare Seilbahnberg mit dem Bergbaupark das Andenken an den Lengeder Bergbau aufrecht Dort hat der letzte Forderwagen seinen Platz gefunden Literatur BearbeitenOtto Bilges et al Die Lichter sind erloschen Uber den historischen Bergbau im Landkreis Peine Bode Haltern 1987 ISBN 3 925094 07 5 Rainer Slotta Der Eisenerzbergbau In Technische Denkmaler in der Bundesrepublik Deutschland Band 5 Teil 1 Deutsches Bergbaumuseum Bochum 1986 Heinz Gerd Rohling Henning Zellmer Werner Cleve Erzbergbau und Endlagerung im Gifhorner Trog Teil I Schacht Konrad vom Eisenerzbergwerk zu einem Endlager fur radiaktive Abfallstoffe Teil II Die Eisenerzgrube Lengede Broistedt und das Wunder von Lengede In Jahresberichte und Mitteilungen des Oberrheinischen Geologischen Vereins Neue Folge Band 100 2018 S 239 290 besonders S 264 286 Johannes Fischer Niklas Irlich Die Eisenerzgrube Lengede Broistedt 1872 1977 Eine Abhandlung uber 105 Jahre Bergbaugeschichte in Lengede BOD Siegen 2017 ISBN 3 7431 8762 0 Einzelnachweise Bearbeiten Raum Salzgitter erinnert sich an das Lengeder Grubenungluck www hallowochenende de 3 Februar 2018 abgerufen am 4 Februar 2018 Bergbau im Landkreis Peine Grube Barbecke Grube Bulten Adenstedt Grube Lengede Broistedt Grube Peine Hannoversche Kaliwerke Kaliwerk Wilhelmshall Olsburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grube Lengede Broistedt amp oldid 234598833