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Mit Kammerbau bezeichnet man ein spezielles Abbauverfahren im Bergbau 1 Der Kammerbau gehort wie der Orterbau und der Weitungsbau zu den Abbauverfahren mit kammerartiger Bauweise 2 Das Abbauverfahren wurde bereits im antiken romischen Bergbau als gangiges Verfahren zum Abbau von Mineralien eingesetzt 3 Heute kommt der Kammerbau sowohl in massigen als auch in flozartigen Lagerstatten zum Einsatz Hauptsachlich wird dieses Abbauverfahren im Kali und Salzbergbau und im Eisenerzbergbau genutzt Aber auch beim untertagigen Abbau von Kalkstein und Gips und beim Dachschieferbergbau wird uberwiegend Kammerbau angewendet Im bohmischen Bergrevier wurde das Abbauverfahren beim Braunkohlenbergbau genutzt 4 Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Das Abbauverfahren 2 1 Grundsatzliche Bauweise 2 2 Vorbereitende Arbeiten 2 3 Der Abbau der Kammern 3 Grosse der Abbaukammer 4 Dimensionierung der Pfeiler 5 Mechanisierung 6 Einzelnachweise 7 AnmerkungenGrundlagen Bearbeiten nbsp Pfeilerkammerbau im Eisenerzbergbau Links im Vordergrund ist der Sicherheitspfeiler zu sehen Grube Eisenberg Philippstollen Bei Lagerstatten bei denen in der Uberdeckung Wasser vorhanden ist darf es an keiner Stelle zu einer Absenkung kommen Der Grund hierfur ist dass diese Absenkungen zu einem Bruch oder zu Rissen im Deckgebirge fuhren Hier werden Abbauverfahren gewahlt bei denen Teile der Lagerstatte als Pfeiler stehen bleiben und somit das Deckgebirge abstutzen Geeignete Verfahren sind hier Abbauverfahren mit kammerartiger Bauweise 2 Der Kammerbau wird bei Lagerstatten mit grosser Machtigkeit verwendet dabei ist es unerheblich welches Einfallen die Lagerstatte hat 4 Aufgrund der Bauweise dieses Verfahrens wird das Hangende von Bergfesten vergleichbar gestutzt wie eine Zimmerdecke von den Zimmerwanden 5 Obwohl der Kammerbau grosse Ahnlichkeit mit dem Orterbau hat und es auch Ubergange zwischen beiden Verfahren gibt unterscheidet sich der Kammerbau von diesem Abbauverfahren durch die grosseren Dimensionen des Abbaustosses und des sich dadurch bildenden Abbauraumes Kammer 4 Das Abbauverfahren BearbeitenGrundsatzliche Bauweise Bearbeiten Bei diesem Abbauverfahren wird jeder Hohlraum ringsherum von Sicherheitspfeilern eingefasst Diese Pfeiler dienen praktisch als Wande sodass einzelne Abbaukammern gebildet werden 5 Da hierdurch systematisch Kammern mit zwischenstehenden Pfeilern erstellt werden bezeichnet man dieses Verfahren auch als Kammerpfeilerbau Voraussetzung fur dieses Abbauverfahren ist eine genugende Standfestigkeit ANM 1 des Gebirges 3 Dies ist erforderlich damit die Kammern bei ihrer Auffahrung ohne Ausbau offen bleiben konnen Ausserdem mussen die Pfeiler eine bestimmte Starke haben damit das Hangende nicht hereinbricht 4 Bei zu schwach bemessenen Pfeilern und Bergfesten kann es zum Tagesbruch kommen 6 Das anstehende Mineral wird abgebaut indem man unter Tage innerhalb der Lagerstatte langgestreckte Kammern aus dem Gestein bricht die gleichmassig uber das Abbaufeld verteilt werden 4 Die Abbaurichtung ist in der Regel schwebend Die Verhiebrichtung ist entweder streichend oder querschlagig ANM 2 Als Verhiebart wird der firstenartige Verhieb angewendet 7 Der Kammerbau ist besonders in unregelmassigen Lagerstatten in denen die Mineralien nicht gleichmassig zusammenhangend vorkommen geeignet 8 Durch den Kammerbau konnen hohe Abbauleistungen bei gleichzeitig verhaltnismassig geringen Gewinnungskosten erzielt werden Nachteilig beim Kammerbau sind die hohen Abbauverluste von 50 Prozent und teilweise auch mehr 4 Probleme konnen auch die offenen Kammerfirsten bereiten Hier kann durch technische und naturgegebene Einflusse die Stabilitat beeinflusst werden Durch den gezielten Einsatz von Gebirgsankern wird die Stabilitat der Firsten verbessert 9 Je nach Lagerstatte werden unterschiedliche Varianten des Kammerbaus angewendet 5 Es gibt den Kammerbau ohne Versatz den Kammerbau mit Versatz und den Kammerbruchbau 4 Dabei werden je nach Methode die Stutzpfeiler mit abgebaut Es gibt auch eine Variante bei der sowohl die nachgiebigen Pfeiler als auch die Stutzpfeiler nicht mit abgebaut werden 5 Der Kammerbau mit Versatz wird fast ausschliesslich im Kalibergbau angewendet Das Einbringen von Versatz ist beim Kalibergbau anders als beim Steinsalzbergbau aus Stabilitatsgrunden der Kammern erforderlich Als Versatz werden Ruckstande der Kalifabrik mittels Schrappern in die ausgeraumten Kammern eingebracht Fruher wurde der Versatz auch von Hand oder mit der Schuttelrutsche eingebracht 4 In einigen Bergwerken des Stassfurter Reviers wurde der Versatz auch unter Tage in der Bergemuhle gewonnen und dann in die abgebauten Kammern eingebracht 5 Im Kalibergbau des Sudharzes wurde anstelle des Bergeversatzes auch Spulversatz in die abgebauten Kammern eingebracht Wenn dieser Versatz gut ausgehartet war konnte man anschliessend auch die Pfeiler hereingewinnen Werden die Pfeiler ohne Versatz der Kammern abgebaut geht der erzeugte Hohlraum allmahlich zu Bruch Diese Art des Kammerbaus nennt man dann Kammerpfeilerbruchbau 4 Eine spezielle Art des Kammerbaus ist der Stockwerksbau 5 Vorbereitende Arbeiten Bearbeiten Bevor die Lagerstatte mittels Kammerbau abgebaut werden kann muss zunachst ein Hauptstreckennetz erstellt werden 4 Ausgehend von einer streichenden Hauptforderstrecke werden je nach Grosse der Lagerstatte mehrere Querschlage in der Lagerstatte aufgefahren 5 Damit die Forderstrecken vor den Auswirkungen des Abbaus weitestgehend geschutzt sind werden an beiden Seiten der Forderstrecken etwa zwolf Meter starke Salzfesten stehen gelassen 4 Ausgehend von den Querschlagen werden die einzelnen Kammern erstellt 5 Die einzelnen Kammern werden in Streckenhohe uber Durchhiebe mit den Querschlagen verbunden Anschliessend wird in Streckenhohe ein Einbruch erstellt von dem ausgehend die Kammer abgebaut wird 4 Der Abbau der Kammern Bearbeiten nbsp AbbaukammerDer Verhieb der Kammern kann auf zwei Arten erfolgen von oben in strossenartiger Bauweise oder von unten in firstenbauartiger Bauweise 5 Der strossenartige Verhieb wird bei unregelmassigen Gebirgsverhaltnissen und steilem Einfallen angewendet 4 Bei dieser Bauweise wird die Sohle von oben strossenartig in Verhieb genommen Die Hohe der Kammer kann bei diesem Verfahren beliebig sein Sobald das Deckgebirge in einer Kammer nicht mehr genugend Tragfahigkeit besitzt wird der Abbau in der entsprechenden Kammer eingestellt und eine neue Kammer mittels einer Schwebe in Angriff genommen 5 Die strossenartige Bauweise hat den Vorteil dass die Bergleute eine grossere Sicherheit gegen Steinfall haben 4 Das liegt zunachst einmal daran dass sie nicht unter uberhangenden Teilen der Lagerstatte arbeiten mussen 5 Ausserdem kann bei dieser Bauweise die Firste mit Gebirgsankern gesichert werden 4 Nachteilig ist jedoch dass die Bergleute sich immer weiter vom Dach entfernen und somit eine Beobachtung des Gebirges sehr schwierig ist Dies wirkt sich insbesondere dadurch negativ aus da bei fortschreitendem Abbau die Festigkeit bzw Tragfahigkeit der Firste abnimmt 5 Beim Firstenverhieb werden die Kammern von unten nach oben erstellt dies geschieht durch stetigen Angriff der Firste 4 Dabei haben die Hauer stets die Lagerstatte uber sich und stehen dabei auf dem hereingewonnenen Haufwerk Durch das stete Herausarbeiten der Mineralmasse kann das Gebirge nicht zerkluften Dadurch besitzt das Deckgebirge genugend Standfestigkeit und die Gefahren durch uberhangende Stosse werden auf ein Minimum reduziert Aus diesem Grund wird der Firstenverhieb beim Kammerbau bevorzugt 5 Grosse der Abbaukammer Bearbeiten nbsp Nachgestellte Abbaukammer mit Unimog der Grube Bulten Adenstedt im Deutschen Bergbaumuseum BochumDie Grosse der Abbaukammern ist abhangig von der Grosse der Lagerstatte und der Tragfahigkeit des Gebirges Die Kammern haben je nach Lagerstatte eine Lange von bis zu 200 Metern und eine Breite von 20 Metern 4 Die Hohe liegt normalerweise zwischen neun und elf Metern 5 Es sind aber auch Kammern mit einer Hohe von bis zu 50 Metern aufgefahren worden 4 Die grossten Abbaukammern entstehen im Steinsalz und im Dachschieferbergbau Im ungarischen Steinsalzbergbau erreichte eine Abbaukammer eine Hohe von 147 Meter und eine Breite von 47 Meter 5 Probleme konnen immer dann auftreten wenn die Kammern zu gross dimensioniert werden Dies passiert insbesondere dann wenn zusatzlich die Standfestigkeit des Gebirges uberschatzt wird und der Sicherheitsabstand zum Deckgebirge zu gering gewahlt wird Hier kann es beispielsweise beim Kalibergbau aufgrund der wasserfuhrenden Deckschichten zu Gebirgsschlagen oder zum Tagesbruch kommen Durch das Eindringen von laugehaltigen Wassern dem sogenannten Laugendurchbruch kann es zum Absaufen der Grubenbaue kommen 6 Dimensionierung der Pfeiler BearbeitenDa die Pfeiler beim Kammerbau als gebirgsmechanische Tragelemente funktionieren mussen sie entsprechend ihrer vertikalen Belastung stark dimensioniert sein 9 Eine zu schwache Dimensionierung der Pfeiler wirkt sich negativ auf die Stabilitat und Tragfahigkeit der Pfeiler aus 6 Die Pfeiler mussen so angebracht sein dass die Festen und Kammern jeweils genau ubereinander liegen Nur so ist gewahrleistet dass die Festen und Schweben ein festtragendes Gerust ergeben 4 Fur die Dimensionierung und fur den Abstand der Pfeiler waren noch im 20 Jahrhundert gewisse Erfahrungsregeln im Gebrauch 5 Um genugend standfeste Pfeiler zu erhalten wurden hier Pfeilerstarken von acht Metern verwendet 4 Heute lasst sich die vertikale Belastung der Pfeiler bei Kenntnis des Teufendrucks und eines Lastfaktors rechnerisch ermitteln Fur die genaue Dimensionierung der Pfeiler wurden verschiedene Verfahren sowohl rechnerische als auch Laboruntersuchungsverfahren entwickelt Neben dem Lastfaktor werden auch bestimmte Einflussfaktoren wie die Pfeilerbreite die Pfeilerschlankheit das Verhaltnis von Pfeilerbreite zu Pfeilerlange und die Teufe zur Ermittlung der Pfeilerdimensionierung benotigt 9 Mechanisierung BearbeitenAufgrund der Ausdehnung der einzelnen Kammern ist beim Kammerbau in der Regel eine Mechanisierung der Gewinnung und der Forderung des abgebauten Minerals moglich 4 Die Gewinnung erfolgt vielfach noch durch Bohr und Sprengarbeit 10 Das Bohren der Sprenglocher erfolgt mittels Bohrwagen 4 Das herausgeloste Mineral wird dann mittels Lademaschinen auf Lastkraftwagen verladen und uber Tage transportiert Als Lademaschinen werden Fahrlader eingesetzt In grossen Abbaukammern kommen auch Loffelbagger zum Einsatz 2 Aber auch hier ist eine Mechanisierung durch den Einsatz von Continuous Minern moglich Bei der Umstellung von der konventionellen Gewinnung auf Gewinnung mittels Continuous Miner muss das Abbauverfahren entsprechend angepasst werden 10 Einzelnachweise Bearbeiten Walter Bischoff Heinz Bramann Westfalische Berggewerkschaftskasse Bochum Das kleine Bergbaulexikon 7 Auflage Verlag Gluckauf GmbH Essen 1988 ISBN 3 7739 0501 7 a b c Ernst Ulrich Reuther Einfuhrung in den Bergbau 1 Auflage Verlag Gluckauf GmbH Essen 1982 ISBN 3 7739 0390 1 a b Gerd Weisgerber Grundzuge einer systematischen Bergbaukunde fur vor und Fruhgeschichte und Antike In Verein der Freunde des Bergbaues in Graubunden Hrsg Berg Knappe Nr 59 Januar 1992 S 7 9 a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v Carl Hellmut Fritzsche Lehrbuch der Bergbaukunde Zweiter Band 10 Auflage Springer Verlag Berlin Gottingen Heidelberg 1962 a b c d e f g h i j k l m n o p F Heise F Herbst Lehrbuch der Bergbaukunde mit besonderer Berucksichtigung des Steinkohlenbergbaus Erster Band Verlag von Julius Springer Berlin 1908 a b c Norbert Deisenroth 150 Jahre Kalibergbau in Deutschland In Hessischer Landesverband e V im Bund Deutscher Bergmanns Hutten und Knappenvereine e V Hrsg Gezahekiste Nr 8 ISSN 1867 0458 Februar 2011 S 14 18 Forderverein Rammelsberger Bergbaumuseum Goslar e V Hrsg Erzabbau im Rammelsberg Eigenverlag des Fordervereins Druck Papierflieger Clausthal Zellerfeld Goslar 2009 Franz Adolf Furer Salzbergbau und Salinenkunde Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn Braunschweig 1900 a b c Axel Hausdorf Numerische Untersuchungen zur Stabilitat von Kammerfirsten im Salzbergbau unter besonderer Beachtung einer Systemankerung mit elasto plastisch verfestigender Ankerkennlinie und unterschiedlichen Ankervorspannwerten Genehmigte Dissertation Bergakademie Freiberg Freiberg 2006 S 6 29 a b Eric Druppel Entwicklung eines Konzeptes fur die schneidende Gewinnung im Steinsalz Genehmigte Dissertation Rheinisch Westfalische Technische Hochschule Aachen Aachen 2010 S 34 35Anmerkungen Bearbeiten Mit dem Begriff Standfestigkeit wird die Fahigkeit von Gesteinsschichten beschrieben einen bestimmten Zeitraum um einen nicht unterstutzten unterirdischen Hohlraum ohne Zerstorung stehen zubleiben Quelle Walter Bischoff Heinz Bramann Westfalische Berggewerkschaftskasse Bochum Das kleine Bergbaulexikon Als querschlagig wird die Richtung bezeichnet die horizontal quer zur Langsachse der Lagerstatte verlauft Quelle Forderverein Rammelsberger Bergbaumuseum Goslar e V Hrsg Erzabbau im Rammelsberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kammerbau amp oldid 209218328