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Eine Bergsenkung ist ein lokales Absinken der Erdoberflache das eine Folge des Bergbaus ist Vereinfacht kann das Absinken als ein Nachrutschen der oberen Erdschichten beschrieben werden wenn sich nach dem Abbau die entstandenen Hohlraume schliessen Der Umfang der Senkung entspricht daher auf lange Sicht meist in etwa dem im Untergrund durch Bergbau entnommenen Volumen In speziellen Fallen kann es durch den Bergbau aber auch zu einer Ausdehnung bestimmter Gesteinsschichten kommen Das kann dann zu einer Bodenhebung fuhren Bergsenkungen konnen Bauwerke beeintrachtigen und Landschaften verandern 1 Die Fluchtstabe zeigen die Bergsenkungen im Emscherbruch in Herten Nahe Zeche Ewald 1 2 7 in den letzten 25 Jahren 1980 7 8 m 1985 3 8 m 1990 1 3 m 2000 Stilllegung Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Der Senkungstrog 3 Auswirkungen 4 Zeitlicher Ablauf 5 Gelandebeurteilung 6 Bergsenkungsprognosen 7 Literatur 8 EinzelnachweiseGrundlagen Bearbeiten nbsp SenkungsdiagrammBeim Abbau einer untertagigen Lagerstatte bleibt nach der Hereingewinnung des Bodenschatzes ein entsprechend grosser Hohlraum zuruck Wird das Hangende nicht abgestutzt so bricht das Deckgebirge nach einer kurzen Zeit in den offenen Hohlraum hinein und verfullt diesen Dieser Vorgang pflanzt sich bis zur Erdoberflache fort so dass nach einer bestimmten Zeit wieder ein kompakter Gebirgskorper vorhanden ist 2 Man unterscheidet dabei regulare und irregulare Bergsenkungen Regulare Bergsenkungen verlaufen allmahlich und gleichmassig irregulare Bergsenkungen verlaufen plotzlich und ungleichmassig bis hin zum Tagesbruch Regulare Bergsenkungen sind typisch fur den tiefen Bergbau irregulare Bergsenkungen entstehen durch den tagesnahen Bergbau 3 Das Ausmass der Bergsenkung hangt von verschiedenen Faktoren ab Entscheidend fur die Tiefe der Senkung ist ob der Hohlraum mit Bergeversatz verfullt wurde oder ob mit Bruchversatz gearbeitet wurde Fur die Form der Senkung ist das verwendete Abbauverfahren entscheidend Bei der Verwendung von Bergeversatz wird dieser aufgrund des Gebirgsdruckes auf 30 Prozent seines Volumens zusammengedruckt 4 Beim Orterbau und beim Kammerbau verhindern zunachst die Bergfesten eine Bergsenkung werden diese Bergfesten mit geraubt verbricht das Hangende Wird der Orterbau beim tiefen Bergbau angewendet kommt es zu regularen Bergsenkungen beim tagesnahen Bergbau entstehen irregulare Bergsenkungen Beim Strebbau kommt es zu regularen Bergsenkungen Durch den Weitungsbau und den Bruchbau kommt es zu irregularen Bergsenkungen das Gebirge ist auf eine nicht bestimmbare Zeit in Bewegung und es besteht standig die Gefahr der Bildung von Hohlraumen und des Nachbruchs der Gebirgsschichten Beim Sinkwerksbau entstehen grosse Hohlraume die sich mit der Zeit schliessen dadurch kommt es zu irregularen Bergsenkungen und auch zu Tagesbruchen 3 Der Senkungstrog Bearbeiten nbsp Unterschiedliche SenkungstrogeDurch die regulare Bergsenkung bildet sich an der Tagesoberflache ein Senkungstrog auch Senkungsmulde genannt Diese Senkungsmulde wandert an der Tagesoberflache hinter der Abbaurichtung her Dadurch kommt es an der Gelandeoberflache zu horizontalen und vertikalen Verschiebungen und Stauchungen Insbesondere an den Kanten des Senkungstrogs fuhrt dies zu starken Spannungen Die Grosse des Senkungstroges wird neben der Abbaufeldgrosse auch durch den Bruchwinkel bestimmt Dieser Bruchwinkel wird bestimmt durch den naturlichen Boschungswinkel der Gebirgsschichten Er verlauft in weichen Gesteinsschichten flacher und in festen Gesteinsschichten steiler Bedingt durch den Bruchwinkel wird der Senkungstrog grosser als das eigentliche Abbaufeld war Auf den Bruchwinkel hat neben der Gebirgsart auch die Lage der Abbaugrenzen einen wesentlichen Einfluss 5 Im Braunkohlentiefbau wird sich in der Regel ein Bruchwinkel von 72 Gon einstellen Im Festgestein des Ruhrgebiets betragt der Bruchwinkel unter Berucksichtigung des Schichteneinfallens zwischen 75 6 und 91 Gon Im Erzgebirge ist bei den vorhandenen Gneisschichten ein Bruchwinkel von 77 8 Gon zugrunde zu legen 6 Die Tiefe des Senkungstroges ist abhangig von der Hohe der abgebauten Floze sie betragt zwischen dem 0 5 fachen der Flozhohe bei Bergeversatz und dem 0 9 fachen bei Bruchversatz 4 Auswirkungen Bearbeiten nbsp Durch Bergsenkung notwendig gewordener technischer Ausbau der SesekeDie Bergsenkungen sind bedingt durch die unterschiedlichen Machtigkeiten der Lagerstatten nicht an jeder Stelle gleich stark Dadurch kommt es zu regional unterschiedlichen Absenkungen deren Hohenunterschiede oft mehrere Meter betragen es entsteht eine ungleichformige Landsenkung Dies hat einen grossen Einfluss auf das naturliche Gefalle der Flusse und Bache der jeweiligen Region 7 Bedingt durch den zeitlichen Ablauf der Senkung kommt es zu Veranderung der Grundwasserflurabstande und der Vorfluter 8 Aufgrund der Bergsenkungen sind alleine im Ruhrgebiet Polderflachen von rund 75 000 Hektar entstanden Damit nicht ganze Landstriche uberfluten ist es aufgrund der Bergsenkungen erforderlich den Wasserspiegel der Vorfluter kunstlich hochzuhalten Dies geschieht durch Eindeichungen das tieferliegende Wasser muss in die Vorfluter gepumpt werden 9 Durch die Bergsenkungen werden oftmals wassertragende Schichten zerstort sodass das Grundwasser nach unten weglaufen kann 5 Durch die Bergsenkungen kann es auch zur Trubung des Wassers bei Tiefbrunnen kommen 10 Durch die Zerkluftungen des flozfuhrenden Karbons aufgrund der Bergsenkungen kann es zu Methanausgasungen an der Tagesoberflache kommen 11 Durch die Bergsenkungen kommt es in bebauten Gebieten zur Beeinflussung der Infrastruktur und der Gebaude 5 Dabei sind einfache regulare Bergsenkungen meist unproblematisch Problematisch sind Bergsenkungen im Bereich der Randzonen insbesondere in Zerrungsgebieten 12 Zeitlicher Ablauf BearbeitenDie Bergsenkungen sind in der Regel bereits nach wenigen Jahren abgeklungen Im Ruhrgebiet ist mit einer Bergsenkung nach einer Zeit von sechs Monaten bis zu drei Jahren nach Durchlauf des Abbaus zu rechnen Im polnischen Bergbau liegt die Bewegungsdauer bei maximal funf Jahren 6 In der Regel werden bereits nach dem ersten Jahr 75 Prozent und nach dem zweiten Jahr 90 Prozent der kompletten Senkung erreicht 12 Anders sieht die Situation beim oberflachennahen Bergbau und im Salzbergbau aus Beim oberflachennahen Bergbau ist ohne zeitliche Begrenzung jederzeit mit einer Bewegung des Deckgebirges zu rechnen In der Regel entstehen beim oberflachennahen Bergbau Bergsenkungen die im Bereich von einigen Dezimetern liegen im Extremfall kann es aber auch hier noch lange nach dem Ende der Abbautatigkeit zu Tagesbruchen kommen 13 Beim Salzbergbau ist mit Bergsenkungen in einem Zeitraum von bis zu 200 Jahren nach Abbauende zu rechnen Gelandebeurteilung BearbeitenZur Beurteilung von Bergsenkungen und anschliessenden Bergsenkungsprognosen ist es erforderlich das betreffende Gelande zu kartieren Dabei wird zunachst eine Vorauswertung mittels vorhandener geologischer und hydrologischer Karten getatigt Brauchbar sind auch topographische historische Karten Anhand dieser Karten konnen Geologen bereits erste Erkenntnisse gewinnen ob das Gelande bereits bergmannisch bearbeitet wurde und wie die Gesteinsformationen des Gelandes sind Eine weitere Moglichkeit zur Gelandebeurteilung ist die Auswertung von Luftbildern Anhand der unterschiedlichen Luftbilder lassen die Vergleiche zwischen alten und aktuellen Bildern Veranderungen im Relief der Gelandeoberflache erkennen In Bergbaugebieten werden die markscheiderischen Risswerke zur Beurteilung herangezogen Weitere Verfahren sind die Uberprufung der Hydrologie Ansprache und die Uberprufung der biologischen Veranderungen des Gelandes Pflanzen reagieren oftmals recht unterschiedlich bei der Veranderung der Wasserverhaltnisse Auch die Uberprufung der Strassen und Wege und Bauwerke lassen eine Beurteilung zu Samtliche gewonnenen Erkenntnisse werden kartiert und miteinander verglichen 3 Seit den 1980er Jahren werden im Ruhrgebiet grossraumige Bodenbewegungen erfasst hierzu verwendet man aerophotogrammetrische Messungen Die Gelandeoberflache wird dabei zunachst in mehrere grossflachige Untersuchungsraume aufgeteilt jeder Untersuchungsraum wird anschliessend durch ein Punktfeld abgebildet Die Hohenanderungen des Gelandes werden uber eine Differenzbildung der einzelnen Messpunkte ermittelt Da Senkungen nicht nur durch bergbauliche Tatigkeiten erfolgen werden andere nicht bergbauliche Senkungen ermittelt und entsprechend ausgeschlossen Die gewonnenen Erkenntnisse werden mit einem speziellen Computerprogramm ausgewertet 14 Bergsenkungsprognosen BearbeitenAnhand der gewonnenen Erkenntnisse werden mittels mechanischer und empirischer Modelle Bergsenkungen prognostiziert Bei regularen Bergsenkungen gibt es Erkenntnisse die sich aufgrund langjahriger Beobachtungen ableiten lassen Unter der Voraussetzung dass der entstandene Hohlraum nicht verfullt wird wird das Verhaltnis der maximal zu erwartenden Bergsenkung zur abgebauten Flozmachtigkeit gebildet und als Bergsenkungsfaktor definiert Fur das Ruhrgebiet die britischen und franzosischen Kohlereviere und fur die meisten russischen Kohlereviere gilt ein Bergsenkungsfaktor k von 0 9 In Grossbritannien wurden Senkungsmessungen bei tiefen Abbaufeldern durchgefuhrt Anhand dieser Messungen wurden empirische Senkungsdiagramme entwickelt unter Zuhilfenahme derer sich die fur die jeweiligen Gebiete maximal zu erwartende Tiefe des Senkungstroges prognostizieren lasst Ausserdem lassen sich anhand dieser Diagramme die Ausdehnungen und Formen des Senkungstroges darstellen Unter der Zuhilfenahme weiterer Diagramme lassen sich auch die zu erwartenden Stauchungen und Dehnungen der Erdoberflache abschatzen Auch fur die Bergbaureviere anderer Lander lassen sich empirische Bergsenkungsdiagramme erstellen 3 Literatur BearbeitenHelmut Kratzsch Bergschadenkunde 5 aktualisierte und uberarbeitete Auflage Papierflieger Verlag Clausthal Zellerfeld 2008 ISBN 3 00 001661 9Einzelnachweise Bearbeiten Energie und Wasserlexikon Online Memento vom 17 Oktober 2013 im Internet Archive DEW21 Netz Lothar Scheidat Wie entsteht eine Bergsenkung In Durchblick vor Ort Bergwerk Ost Online Memento vom 22 Oktober 2013 im Internet Archive PDF 286 kB Deutsche Steinkohle AG abgerufen 12 August 2013 a b c d Dieter D Genske Ingenieurgeologie Grundlagen und Anwendung Springer Verlag Berlin Heidelberg 2006 ISBN 978 3 540 25756 1 a b Gustav Kohler Lehrbuch der Bergbaukunde 6 Auflage Verlag von Wilhelm Engelmann Leipzig 1903 a b c Fritz Heise Fritz Herbst Lehrbuch der Bergbaukunde mit besonderer Berucksichtigung des Steinkohlenbergbaus Erster Band Verlag von Julius Springer Berlin 1908 a b Gunter Meier Zur Bestimmung von altbergbaulich bedingten Einwirkungsbereichen In 9 Altbergbaukolloquium Leoben 2009 Online Memento vom 18 Oktober 2013 im Internet Archive PDF 549 kB abgerufen 10 Mai 2011 Diethard E Meyer Geofaktor Mensch Eingriffe und Folgen 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Archive PDF 1 2 MB Altbergbau Kolloquium Freiberg 2007 abgerufen 10 Mai 2011 Andreas Streerath Rainer Roosmann Analyse und Modellierung grossraumiger bergbaubedingter Senkungen aus photogrammetrischen Beobachtungen Online Memento vom 22 Oktober 2013 im Internet Archive PDF 672 kB abgerufen 13 Mai 2011 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bergsenkung amp oldid 218311885