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Die evangelische Dorfkirche Walddrehna ist eine gotische Feldsteinkirche in Walddrehna einem Ortsteil der Gemeinde Heideblick im Landkreis Dahme Spreewald im Land Brandenburg Die Kirchengemeinde gehort zum Kirchenkreis Niederlausitz der Evangelischen Kirche Berlin Brandenburg schlesische Oberlausitz Sie besitzt einen fur die Region Sudbrandenburg einmaligen Glockenturm auf Rundpfeilern dessen Baugeschichte unter Experten umstritten ist Dorfkirche Walddrehna Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Baubeginn im 12 bzw 13 Jahrhundert 2 2 14 Jahrhundert 2 3 15 und 16 Jahrhundert 2 4 17 Jahrhundert 2 5 18 Jahrhundert 2 6 19 und 20 Jahrhundert 2 7 21 Jahrhundert 3 Baubeschreibung 4 Ausstattung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Walddrehna Hauptstrasse fuhrt in West Ost Richtung durch den Ort Die Kirche steht sudlich der Strasse auf einem Gelande das bis auf die Nordseite durch einen schlichten Zaun eingefriedet ist Geschichte BearbeitenBaubeginn im 12 bzw 13 Jahrhundert Bearbeiten Zur Baugeschichte des Sakralbaus gibt es unterschiedliche zum Teil widerspruchliche Angaben Das Dehio Handbuch geht davon aus dass der Bau in seinem Kern nicht vor dem Ende des 13 Jahrhunderts errichtet wurde Das Buch Brandenburgische Dorfkirchen siehe Literatur spricht lediglich von einem Bau aus dem ausgehenden Mittelalter Begrundet werden diese Annahmen mit der Art der Bauausfuhrung insbesondere die Quaderung der Feldsteine die bei fruheren Bauwerken meist sorgfaltig ausfiel im Laufe der Jahrhunderte ungleichmassiger wurde und schliesslich haufig zu Bauwerken aus Mischmauerwerk fuhrte Allerdings existieren in der Region auch Bauwerke die dieser Abfolge nicht entsprechen beispielsweise die Dorfkirche Waltersdorf Dort ist der Sockel wenig behauen darauf setzt ein sorgfaltig behauenes Feldsteinmauerwerk auf Andere Experten konnen sich vorstellen dass das Bauwerk im ausgehenden 12 Jahrhundert errichtet wurde und begrunden dies mit den auffalligen Rundpfeilern 14 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Sudportal aus dem 14 JahrhundertNach einer Sondage gilt es als sicher dass es im 14 Jahrhundert zu einem strukturellen Eingriff in das Gebaude kam Handwerker brachen in die Sudwand des Kirchenschiffs ein kleines Portal was unter anderem an den im Vergleich zu allen anderen mittelalterlichen Offnungen fehlenden Raseneisensteinen am Sockel des Gewandes ersichtlich ist Vermutlich zur gleichen Zeit entstand eine Sakramentsnische im sudlichen Bogen der Apsis Um 1470 wurden alle Turen und Fensteroffnungen durch Archivolten spitzbogig uberformt In dieser Zeit entstand weiterhin der Turmaufsatz auf den beiden vorhandenen Rundpfeilern Handwerker brachen dazu den Westgiebel ab und nutzen eine holzerne Schalung um die Arkadenbogen zu errichten Wahrend im unteren Bereich vorrangig Raseneisenstein und Feldstein verwendet wurde kam weiter oben zunehmend Mauerstein zum Einsatz Anschliessend wurden alle Fugen verputzt wenn auch nicht als Sichtfassung Durch die zahlreiche Verwendung der zu dieser Zeit vergleichsweise teuren Formsteine kam es zu einer erheblichen Aufwertung des Bauwerks In Verbindung mit der offenen Vorhalle vermuten Experten dass vermehrt Pilger die Kirche aufsuchten Dies erscheint schlussig zumal Walddrehna zu dieser Zeit an einer Kreuzung zweier bedeutender Handelswege lag 15 und 16 Jahrhundert Bearbeiten Um 1500 wurde die gesamte Fassade mit Ausnahme der Turminnenseite flachig verputzt Untersuchungen in den 2000er Jahren ergaben dass die Handwerker dabei von oben nach unten vorgingen und anschliessend eine rote Kalktunche auftrugen in die Ritzungen mit Dreipassen und Vierpassen eingebracht wurden Die Portale erhielten eine ornamentale Gestaltung Zur gleichen Zeit erneuerten Handwerker den Putz im Innenraum oder trugen ihn erstmals auf Ein Vergleich mit anderen Kirchen der Region lasst den Schluss zu dass sich die Arbeiten an der rund vierzig Jahre zuvor fertiggestellten Kirche St Nikolaus in Stendal orientiert haben konnten 17 Jahrhundert Bearbeiten Uberlieferungen zufolge wurde der Ort im Dreissigjahrigen Krieg im Winter 1636 1637 von schwedischen Truppen bis auf die Kirche die Forsterei und die Schanke verwustet Walddrehna stand in dieser Zeit unter der Herrschaft Sonnewalde und so wurde die Kirche unter der Leitung des Grafen Solms von Sonnewalde instand gesetzt Dendrochronologische Untersuchungen am Dachwerk ergaben dass das Holz fur den Dachstuhl im Winter 1698 gefallt wurde Der Aufbau durfte daher im darauffolgenden Sommer 1699 erfolgt sein Zuvor wurden die Mauerkronen am Langhaus aufgemauert Im Zuge dieser Arbeiten erhielt die Apsis ihre Schweifhaube Anschliessend wurde der Innenraum neu gestaltet und eine Empore eingebaut 18 Jahrhundert Bearbeiten 1708 goss Michael Weinholdt in Dresden aus Bronze eine neue Glocke fur die Kirche Sie hat den Schlagton C und wiegt rund 120 kg bei einem Durchmesser von rund 60 cm Es handelt sich um eine Stiftung des Heinrich Wilhelm Graf zu Sonnewalde und Tecklenburg der seine Initialen H W G Z S V T sowie das Solmsche Wappen anbringen liess Mitte des 18 Jahrhunderts erwarb der Kirchenpatron ein barockes Altarretabel sowie eine passende Kanzel Das Ostfenster der Apsis wurde gleichzeitig mit Mauersteinen und einem Lehmmortel verschlossen Anschliessend verputzten Handwerker die ausseren Fenstergewande Sie verwendeten dabei eine Vielzahl kleinerer Stucke Mauerstein sodass der Putz eine rosa rotliche Farbung erhielt 19 und 20 Jahrhundert Bearbeiten Krause gibt bei seinen Untersuchungen an dass ab der Mitte des 19 Jahrhunderts das Inventar der Kirche erganzt wurde Dazu zahle auch ein Taufengel mit einer Taufschussel die die Jahreszahl 1853 tragt Das Brandenburgische Landesamt fur Denkmalpflege und Archaologisches Landesmuseum BLDAM datiert den Engel in die Mitte des 18 Jahrhunderts 1888 erhielt die Kirche eine Orgel In den 1930er Jahren stiftete der Gemusehandler Berthold eine zweite Glocke Sie hatte einen Durchmesser von 67 cm musste im Zuge einer Metallspende des deutschen Volkes abgegeben werden und ging verloren Im Zweiten Weltkrieg traten kaum Beschadigungen auf Lediglich das Altarblatt wurde von drei Geschossen getroffen die bei Restaurierungsarbeiten im Jahr 2004 beseitigt wurden In den Jahren 1953 und 1954 liess die Kirchengemeinde die Empore und das Gestuhl erneuern Die Kirche erhielt einen Fliesenfussboden sowie eine neue Bretterdecke Ein an der Kanzel angebrachter Pastorensitz wurde ausgebaut und die Treppe zur Kanzel erneuert 1955 erhielt die Kirche eine zweite Glocke mit einem Durchmesser von 66 cm Von 1963 bis 1965 bauten Handwerker eine elektrische Heizung ein und richteten einen Gemeinderaum ein Ende der 1980er Jahre wurde das Dach neu eingedeckt und der Turm erhielt einen neuen Putz 1992 und 1993 wurde die Orgel uberholt und die Ausmalung der 1950er Jahre uberstrichen 21 Jahrhundert Bearbeiten Von 2006 bis 2010 stand die Kirche in Zentrum einer bauhistorischen Untersuchung der TU Berlin Sie hatte zum einen das Ziel eine Sanierung vorzuplanen und zum anderen einen regionalen Vergleich charakteristischer Merkmale der Dorfkirchen der Region zu ziehen 1 Baubeschreibung Bearbeiten nbsp WestportalDas Bauwerk wurde im Wesentlichen aus unbehauenen und nicht lagig geschichteten Feldsteinen errichtet die teilweise verputzt wurden Die Lagenhohe betragt durchschnittlich 35 cm Zwischenraume wurden mit kleinen Feldsteinen oder Bruchstucken zugesetzt Die Apsis ist halbrund und gegenuber dem Kirchenschiff leicht eingezogen Das Scheitelfenster war ursprunglich spitzbogig und ist mit rotlichem Mauerstein zugesetzt An der Nord und Sudseite ist je ein spitzbogenformiges Fenster mit Gewanden aus Mauerstein der teilweise als Birnstab ausgeformt wurde Darauf ist eine geschweifte Haube Nach Westen schliesst sich das rund 15 Meter lange und rund 8 Meter breite Kirchenschiff an Die Ostwand ist fensterlos einzelne Ecksteine bestehen aus behauenem Raseneisenstein Im Giebel ist eine kleine hochrechteckige Offnung An der Nordseite sind zwei spitzbogenformige Fenster Die Offnungen an der Sudseite bestehen zunachst aus einem Spitzbogenfenster im ostlichen Bereich des Bauwerks Das Gewande ist verputzt und abgefast Nach Westen folgt eine Spitzbogenpforte westlich davon ein grosses und barockes Sprossenfenster das grossflachig mit Mauerstein eingearbeitet wurde Den Abschluss macht ein gedruckt segmentbogenformiges Fenster im westlichen Bereich Das Schiff tragt ein schlichtes Satteldach das mit Biberschwanz gedeckt ist Im Innenraum springen die Langswande im oberen Bereich um rund 30 cm zuruck Der Grund hierfur ist bislang unbekannt Moglich ist dass die Kirchengemeinde das Bauwerk zu einem spateren Zeitpunkt einwolben wollte Dies wurde auch die vergleichsweise tiefsitzenden Fenster am Schiff erklaren Denkbar ist aber auch dass dies zur Arbeitserleichterung geschah nbsp Glockenturm auf RundpfeilernDas auffalligste Bauteil ist der im Grundriss quadratische Westturm Er wird von der Evangelischen Verlagsgesellschaft als merkwurdig und interessant bezeichnet Er besteht aus einer nach drei Seiten offenen Vorhalle darauf ein oktogonaler Glockenturm Im Westen errichteten die Handwerker zwei gemauerte Rundpfeiler mit einem Durchmesser von 1 4 m Deren Funktion ist unter Historikern durchaus umstritten So gab es bereits im 19 Jahrhundert die Vermutung dass es sich dabei um Reste einer slawischen Anlage gehandelt haben soll auf die der Turm aufgesetzt wurde Eine Interpretation ihrer Funktion gestaltet sich auch deshalb schwierig da es im sudlichen Brandenburg keine vergleichbare Konstruktion gibt Erst im Jerichower Land finden sich vergleichbare Pfeiler beispielsweise im Kloster Jerichow aus dem 12 Jahrhundert wenn auch dort in anderer Funktion als Trennung von Mittel und Seitenschiff Auf Grund der massiven Ausfuhrung ist es denkbar dass sie als Unterbau fur einen holzernen Turmaufsatz oder einen Narthex dienten Auf die Rundpfeiler setzen sie drei Spitzbogen auf die fast die Hohe des Kirchenschiffs erreichen Der Zugang erfolgt unterhalb der Vorhalle von Westen her durch ein spitzbogenformiges Portal Dessen Gewande bestehen im unteren Bereich aus einem dreistufigen Sockel aus Raseneisenstein daruber wurden profilierte Mauersteine mit einem Rundstab und zwei Birnstabsteinen als Archivolte verwendet Oberhalb sind die Reste einer Putzritzung mit einer Rosette erkennbar Unter Experten gibt es unterschiedliche Auffassungen uber seine Entstehung Ein Teil geht davon aus dass dieses Bauteil im 13 Jahrhundert entstand Andere sind jedoch der Auffassung dass es im 15 Jahrhundert errichtet wurde Daruber ist der geknickte Turmhelm in die Klangarkaden eingebaut wurden Dahinter hangen zwei Glocken Die Glocke aus dem Jahr 1708 tragt neben der bereits erwahnten Inschrift auf der gegenuberliegenden Seite die Inschrift ALLEIN ZUR EHRE GOTTES IST DIESE GLOCKE GEGOSSEN WORDEN ANNO 1708 Sie ist mit einem umlaufenden Akanthusfries sowie einem Fries aus Rankenwerk und Putten verziert Der Turm schliesst mit einer Wetterfahne ab Ausstattung BearbeitenDas dreifach gegliederte Altarretabel stammt wie auch die Kanzel aus der Zeit um 1747 und hat die Form einer doppelten Adikula die uber einer hohen Predella angebracht wurde Die gedrehten Saulen werden von geschnitzten Wangen flankiert Das Altarblatt aus der Mitte des 19 Jahrhunderts zeigt in ovalen Bildern den betenden Jesus Christus im Altarauszug ist die Kreuzigung Jesu zu sehen Der polygonale Kanzelkorb steht auf einer dunnen gedrehten Saule seine Eckpilaster sind mit Masken verziert Die Brustungsfelder sind ebenfalls oval darin ein gemalter Zyklus von ungewohnlicher Ikonografie so das Dehio Handbuch weiter Zu sehen ist die Predigt die Kreuznahme die Auferstehung Jesu Christi sowie das Jungste Gericht Daruber ist ein Schalldeckel mit Spangenkrone In der sudlichen Laibung des Apsisbogens ist eine Sakramentsnische die mit einer Holztur verschlossen ist Zur weiteren Kirchenausstattung gehort ein sitzender Jacobus major der vermutlich Ende des 15 Jahrhunderts entstand Die Figur ist an der Nordwand platziert und wurde 1960 restauriert Die Evangelische Verlagsanstalt ist hingegen der Ansicht dass die Figur Anfang des 16 Jahrhunderts entstand Sie geht davon aus dass der Kunstler in der Maingegend ansassig war Auf Grund des scharf charakerisierten Gesichts in Verbindung mit den starken genickten Falten des Gewandes gehen die Experten davon aus dass das Werk im Umkreis der Riemenschneiderwerkstatt entstanden sein muss Ein rund 0 79 m grosser Taufengel entstand vermutlich in der Mitte des 18 Jahrhunderts Seine Entstehung ist unklar Als Kinderengel so das BLDAM stelle er unter den Taufengeln in Brandenburg eine Ausnahme dar Zwischen die beiden Hande kann ein Taufbecken aus Zinn mit der Inschrift Grosser Gott nimm in Schutz die Kinder Gewidmet zu seinem 50jahrigen Jubilaum von B Konig in Drehna 1853 eingehangt werden Die Experten des BLDAM weisen darauf hin dass aus der Inschrift kein Ruckschluss auf die Entstehung gezogen werden konne Vielmehr sei es auch moglich dass der Engel zu einer fruheren Zeit eine Muschelschale oder einen Lorbeerkranz in den Handen hielt Die barocke Gestaltung konnte demnach mit dem Bau des Altarretabels und der Kanzel in der Zeit um 1747 zusammenfallen 1960 fand eine Neufassung statt Der Taufengel ist funktionstuchtig und kann mit Hilfe einer Kurbel am Kanzelaufgang abgesenkt werden Auf der neugotischen Westempore steht eine Orgel von Robert Uibe mit einem Prospekt im Stil des Historismus beide entstanden in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts Unterhalb der Empore hat die Kirchengemeinde eine Winterkirche eingerichtet Das Bauwerk ist in seinem Innern flach mit einer Holzdecke verkleidet im Chor ist eine Halbkuppel verbaut Literatur BearbeitenGeorg Dehio Bearb Gerhard Vinken u a Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Brandenburg Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2012 ISBN 978 3 422 03123 4 Wolfgang Gericke Heinrich Volker Schleiff Winfried Wendland Brandenburgische Dorfkirchen Evangelische Verlagsanstalt Berlin 1975 3 Auflage 1978 Annegret Gehrmann Hrsg Dirk Schumann Hrsg Dorfkirchen in der Niederlausitz Geschichte Architektur Denkmalpflege Lukas Verlag Berlin 1 Auflage 2011 ISBN 978 3 86732 054 2 S 429Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dorfkirche Walddrehna Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09140297 in der Denkmaldatenbank des Landes BrandenburgEinzelnachweise Bearbeiten Thomas Krause Dorfkirche Walddrehna Die Baugeschichte eines einzigartigen Baudenkmals In Dorfkirchen in der Niederlausitz Geschichte Architektur Denkmalpflege von Annegret Gehrmann Hrsg und Dirk Schumann Hrsg Lukas Verlag Berlin 1 Auflage 2011 ISBN 978 3 86732 054 2 S 42951 777212 13 624704 Koordinaten 51 46 38 N 13 37 28 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dorfkirche Walddrehna amp oldid 236644121