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Die Deutschordenskommende Lucklum war eine Kommende des Deutschen Ordens in Lucklum im heutigen Landkreis Wolfenbuttel in Niedersachsen Sie war Sitz der Deutschordensballei Sachsen die die zugehorigen Kommenden im Ordensgebiet zwischen Weser und Oder verwaltete Die Lucklumer Kommende wurde 1264 gegrundet und im Jahre 1809 von Jerome Bonaparte zu Gunsten des Konigreichs Westphalen sakularisiert Die mehrfach ausgebaute und umgenutzte Anlage wird heute als Rittergut Lucklum bezeichnet Die fruhere Ordenskirche und das Herrenhaus der Kommende in Lucklum Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Bauten 2 1 Kirche 2 2 Herrenhaus 2 3 Gutshof und Garten 3 Besitzungen 4 Landkomture 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIm Jahr 1213 wurde der Deutsche Orden mit der Elmsburg im Elm belehnt Ab 1260 erwarb der Orden von Ekbert von der Asseburg Gebiete im Reitlingstal 1260 kamen Besitzungen in Lucklum an den Orden der 1263 vom Bischof Volrad von Halberstadt die Kirche und Pfarrei in Lucklum sowie drei Hofstellen geschenkt bekam 1264 anderen Quellen zufolge 1275 wurde der Sitz der Kommende von der Elmsburg nach Lucklum verlegt Ab 1287 hatte der Landkomtur seinen Sitz in Lucklum nbsp Merian Stich von Lucklum 1654 Ausschnitt Die Krise des Deutschritterordens in der Schlacht bei Tannenberg von 1410 griff auch auf Lucklum uber Es kam zu einer Verschuldung der von hier verwalteten Ballei Sachsen des Ordens und zu einem Verlust an Ansehen Im Zuge der Reformation trat die Kommende 1542 zur evangelischen Lehre uber In der Folgezeit wurde sie zu einem Stift fur unverheiratete altere Herren des Adels Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges wurden die Gebaude der Kommende stark beschadigt aber von Landkomtur Jan Daniel von Priort wieder aufgebaut Sein Grabmal befindet sich in der Lucklumer Kirche Daniel Christoph Georg Graf von der Schulenburg geriet in seiner Zeit als Landkomtur von 1757 bis 1772 durch die Ballei in Schulden deren Ursache willkurliche und unordentliche Wirtschaftsfuhrung war Seinem Nachfolger Friedrich Wilhelm von Hardenberg der von 1774 bis 1800 regierte ist es zu verdanken dass die Ballei nicht vorzeitig aufgegeben werden musste Hardenberg war einer der ersten deutschen Landwirte der zur Verfeinerung der Schafwolle Zuchtbocke von Merinoschafen aus Spanien einfuhrte Damit legte er den Grundstein zur uberregional bekannt gewordenen Lucklumer Stammschaferei Sein Neffe Friedrich von Hardenberg der unter dem Schriftstellernamen Novalis bekannt wurde lebte 1784 etwa ein Jahr lang auf dem Gutshof in Lucklum Hier verfasste er einige seiner romantischen Gedichte nbsp Steinrelief an einer EinfahrtIm Jahr 1809 sakularisierte Napoleon I den Deutschen Orden in die Rheinbundstaaten und ubertrug seinen Besitz den jeweiligen Landesfursten Fur Lucklum war dies sein jungster Bruder Jerome von Westfalen der die Domane Lucklum an den Warberger Amtmann Friedrich Ludwig Wahnschaffe verkaufte Zu seinen Vorfahren gehorte der vielfache Domanen und Rittergutsbesitzer Georg Wilhelm Wahnschaffe 1831 wurde das Anwesen auf Wahnschaffes Betreiben ein Rittergut 1861 erwarb der Bremer Kaufmann Johann Hinrich Frerichs das Rittergut und gestaltete die Innenraume des Herrenhauses wohnlicher Uber mehrere Generationen blieb das Rittergut Lucklum im Eigentum der Familie von Henninges als Erben des Kaufmanns Frerichs Ende der 1940er Jahre wurden auf dem Rittergut mehr als 200 Menschen beschaftigt 1948 teilte Adele Cramer von Clausbruch geborene Frerichs das Rittergut wegen einer befurchteten Bodenreform auf Ihrem Enkel Segeband von Henninges vermachte sie den Besitz in Lucklum und seinem Bruder Jurgen von Henninges den Besitz im Reitlingstal Im Reitlingstal entstand der Forst und Weidebetrieb Weidehof Reitling den Jurgen von Henninges 1969 verkaufte Am 9 Marz 2012 wurde das Rittergut mit einer Grosse von 650 ha an die Wolfenbutteler Familie Findel Mast verkauft die Eigentumer des Unternehmens Mast Jagermeister 1 In den 2000er Jahren siedelten sich auf dem Rittergut mehrere kleine Betriebe an Bauten Bearbeiten nbsp Der Ostflugel des geschlossenen Baukomplexes der KommendeBei der Einrichtung der Kommende 1264 in Lucklum wurde die im Jahr 1051 erstmals erwahnte Kirche in eine Ordenskapelle umgewandelt Nachdem der Braunschweiger Herzog im Jahr 1281 dem Orden das Befestigungsrecht verliehen hatte entstand eine geschlossene befestigte Anlage mit einem quadratischen Grundriss ahnlich den Deutschordensburgen im Ostseeraum Der Ausbau zur Burg war in den 1320er Jahren abgeschlossen Kirche Bearbeiten Die Kirche die grosstenteils aus Erkeroder Trochitenkalk erbaut wurde ist ein romanischer Saalbau und der alteste Bauteil der Kommende Ihr Westwerk stammt aus der Zeit bevor der Orden in Lucklum ansassig wurde Die Kirche bildet mit weiteren Gebauden den quadratischen Innenhof der Kommende Anfangs war die Kirche vermutlich als Wehrturm in das Gebaudeensemble einbezogen Nach dem Dreissigjahrigen Krieg kam es zu wesentlichen Bauerneuerungen Ende des 17 Jahrhunderts erfolgten Bemalungen des Inneren nach Vorlagen aus Emblembuchern Der Kirchturm erhielt 1714 ein barockes Pultdach mit Zwiebelhaube Im Inneren der Kirche gibt es eine Empore auf der die Ordensritter sassen und eine Loge in der der Landkomtur als Leiter der Ballei seinen Platz hatte Die Kirche enthalt ein uberlebensgrosses Standbild des fruheren Landkomturs Jan Daniel von Priort 1618 1683 er halt eine Nachbildung der Ordensfahne von 1684 die das schwarze Ordenskreuz auf weissem Grund tragt Rings um die Figur sind die Wappen der 43 Ordensritter angebracht die seit dem Ende des Dreissigjahrigen Krieges bis zur Auflosung des Ordens im Jahr 1809 in die Ballei Sachsen aufgenommen wurden Die Orgel wurde 1861 durch den Orgelbauer Johann Andreas Engelhardt aus Herzberg 2 erbaut und hat 12 Register auf zwei Manualen und Pedal Die Orgel ist fast in der originalen Komposition erhalten 2009 wurde die Orgel restauriert und renoviert Herrenhaus Bearbeiten Prachtstuck der ehemaligen Kommende und des spateren Gutshofes ist das fruhere Kommenden und spatere Herrenhaus mit dem Rittersaal der um 1740 eingerichtet wurde Das jetzige Herrenhaus wurde nach den Zerstorungen im Dreissigjahrigen Krieg auf dem Vorgangerbau errichtet Die Komture in Lucklum hielten enge Verbindung zum Furstenhaus Braunschweig Wolfenbuttel Daher hingen Olgemalde der Braunschweiger Herzoge von Herzog Anton Ulrich bis Karl Wilhelm Ferdinand und ihrer Gemahlinnen im Rittersaal Weitere Portrats zeigten Abbildungen der Hoch und Deutschmeister des Ordens Lucklumer Ordensritter sowie samtliche Lucklumer Landkomture Im Jahr 2010 wurden die 57 Portrats aus dem Rittersaal beim Kunst und Auktionshaus Kastern versteigert Der Erlos sollte in die Sanierung und Sicherung der Gebaude fliessen Die Bilder sind nach wie vor vorhanden allerdings als Kopie in digitalisierter Form Neben dem Rittersaal liegen ein Billardzimmer mit einer farbenprachtigen Tapete sowie zwei Salons die Herzogszimmer in denen sich oft die Braunschweiger Herzoge aufhielten Portrats im Rittersaal Auswahl nbsp Portrat des Anton Ulrich von Braunschweig Wolfenbuttel nbsp Portrat des August Wilhelm von Braunschweig Wolfenbuttel Gemalde von Christoph Bernhard Francke nbsp Portrat des Karl I von Braunschweig Wolfenbuttel nbsp Portrat der Antoinette Amalie von Braunschweig Wolfenbuttel Gemalde von Christorf Bernhard Francke Gutshof und Garten Bearbeiten nbsp Steinmauer des Gutsgelandes nbsp Wirtschaftsgebaude des Gutshofs Das Kommendengelande wird von einer hohen Steinmauer umgeben die der Landkomtur Hans von Lossau Ende des 16 Jahrhunderts bei der Umgestaltung des Wirtschaftshofes errichten liess Die zahlreichen landwirtschaftlichen Gebaude sind ebenfalls massive Steinbauten und entstanden nach dem Dreissigjahrigen Krieg Sie gruppieren sich um zwei ineinander ubergehende Hofe Es gibt einen grosseren Gutspark als Barockgarten konzipiert der im 18 Jahrhundert in einen englischen Landschaftspark mit auslandischen vor allem mit amerikanischen Baumarten umgestaltet wurde In ihm fanden sich seltene Baume wie der amerikanische Spindelbaum die tartarische Heckenkirsche und Schierlingstannen Durch den Park und das Hofgrundstuck fliesst die Wabe an der sich eine Pferdeschwemme befindet Eine vierreihige Lindenallee mit rund 400 Meter Lange fuhrt von der Landstrasse direkt auf den Gutshof zu Sie wurde unter dem Landkomptur Friedrich Wilhelm von Hardenberg angelegt und schon 1796 erwahnt Da Teile der Baumkronen herauszubrechen drohten und die Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben war wurden im Jahr 2017 uber 133 Linden gefallt und 2018 durch neu angepflanzte Baume ersetzt 3 Besitzungen BearbeitenAnfang des 14 Jahrhunderts stand das gesamte Dorf Lucklum im Besitz des Ordens Er betrieb Forst und Landwirtschaft Metallverarbeitung sowie Fischerei und unterhielt Steinbruche Besitzungen der Kommende bestanden in Orten der Region wie Cremlingen Dobbeln Eilum Erkerode Evessen Hoiersdorf Hotzum Sollingen Schoningen Sickte Twieflingen Veltheim und Volzum Im 15 und 16 Jahrhundert wurde der Besitz zur Eigenbewirtschaftung zu gross so dass Guter verpachtet wurden Landkomture BearbeitenPortrats von Landkomturen im Rittersaal Auswahl nbsp Friedrich Maximilian vom Stain 1684 nbsp Otto Diedrich von Bulow 1704 nbsp Daniel Chr Georg von der Schulenburg 1757 nbsp Friedrich Wilhelm von Hardenberg 1774 Liste der Landkomture 1216 1772 Arend von Veltheim 1216 Th 1236 Volkmar 1248 Albertus de Ammendorf 1260 Berthold von Gaphorst 1265 Hermann von Herbstleben 1266 Otto von Rychow 1270 Burchard von Schwanden 1277 Gottfriedus de Varila Schenk von Vargula 1290 Gottfried Krug 1296 Wedego Pigow 1302 Waltherus de Arnstein 1303 Ulrich von Barum 1308 Burchardus de Winnigstede 1314 Heinrich von Varila Schenk von Vargula 1317 Thidericus de Bencingerode 1321 Heinrich Stapel 1325 Heinrich von Lowenstein 1326 Ludolph von Bodenrode 1334 Dietrich von Semmenstedt 1348 Bruno von Mansfeld 1349 Ulrich von Dalheim 1349 Hermann von Schrickede 1352 Cunemannus Busekiste 1352 Thidericus de Gebesee 1360 Reinhard Hun 1361 Dietrich von Gebsheim 1361 Johann von der Hagen 1364 Henricus Keghel 1384 Albert von Grone 1398 Dydrich von Florstede 1400 Wedego von Puchow 1415 Dietrich von Plettenberg 1419 Johann Poster 1461 Nickel von Pentziche 1475 Konrad von Utenrode 1499 Klaus von Utenrode 1505 Martin von Dopfern 1509 Wigand Holzsathel von Nassau 1516 Friedrich von Reifenburg 1524 Burchard von Pappenheim 1529 Georg von Sehlen 1554 Heinrich von Gam 1554 Hans von Lossau 1573 Henning von Britzke 1606 Joachim von Hopkorff 1611 Leopold von Hopkorff 1632 Jan Daniel von Priort 1645 Friedrich Maximilian vom Stain 1684 Otto Diedrich von Bulow 1704 Hildebrand von Hardenberg 1732 August Wilhelm von Grote 1737 Friedrich August von Bothmer 1753 Daniel Chr Georg von der Schulenburg 1757 Eckhardt August von Stammer 1772 Friedrich Wilhelm von Hardenberg 1774 Siehe auch BearbeitenListe der Kommenden des Deutschen OrdensLiteratur BearbeitenMartin Zeiller Lucklum In Matthaus Merian Hrsg Topographia Ducatus Brunswick et Luneburg Topographia Germaniae Band 15 1 Auflage Matthaeus Merians Erben Frankfurt am Main 1654 S 143 144 Volltext Wikisource Wilhelm Bornstedt Der sudliche Elm des Deutschen Ordens geographischer und geschichtlicher Raum im Braunschweigischen Braunschweig 1982 Hans Helmuth Rimpau Deutschordenskommende Lucklum Hrsg v Hans Adolf Schultz Braunschweig 1958 Hans Adolf Schultz Burgen und Schlosser des Braunschweiger Landes Braunschweig 1980 Die Deutschordenskommende Lucklum S 51 53 Gesine Schwarz Die Rittersitze des alten Landes Braunschweig Gottingen 2008 S 85 92 Monika Bernatzky Elisabeth Vorderwulbecke Der Deutsche Orden am Elm Elmsburg Lucklum Reitlingstal Beitrage zur Geschichte des Landkreises und der ehemaligen Universitat Helmstedt 29 Helmstedt 2020 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rittergut Lucklum Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag von Gudrun Pischke zu Lucklum Kommende in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts Gut Lucklum im Denkmalatlas Niedersachsen Gut Lucklum Kirche im Denkmalatlas Niedersachsen Gut Lucklum Gutshaus im Denkmalatlas Niedersachsen Rekonstruktionsversuch als Zeichnung im mittelalterlichen Zustand von Wolfgang Braun Beschreibung des Deutschen Ordens Lucklum auf der Niedersachsischen Klosterkarte des Instituts fur Historische Landesforschung Liste der Landkomture von Lucklum 1215 1772 Memento vom 28 September 2007 im Internet Archive Website des Ritterguts LucklumEinzelnachweise Bearbeiten Jagermeister Familie will Rittergut Lucklum kaufen In Braunschweiger Zeitung 20 Februar 2012 braunschweiger zeitung de Memento vom 2 Februar 2014 im Internet Archive Orgelbauer Engelhardt bei herzberg de Neues Leben fur Lucklumer Lindenallee bei ILE Region Elm Schunter vom 1 Marz 201752 20423 10 68846 Koordinaten 52 12 15 2 N 10 41 18 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutschordenskommende Lucklum amp oldid 238731159