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Die Deutschordenskommende Altshausen war von 1264 bis 1806 eine Kommende des Deutschen Ordens in der Deutschordensballei Schwaben Elsass Burgund in Altshausen im heutigen Landkreis Ravensburg in Oberschwaben Das Schloss Altshausen ist heute Residenz des Chefs des Hauses Wurttemberg Carl Herzog von Wurttemberg und Unternehmenssitz der Hofkammer des Hauses Wurttemberg Schloss Torgebaude 2005 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte des Ordens und der Kommende 1 1 Orte der Kommende 1 2 Wirtschaft des Ordens 1 3 Geistlichkeit und Schulwesen 1 4 Gerichtswesen 1 5 Militarwesen 1 6 Soziale Tatigkeit des Ordens 1 7 Auswanderung nach Ungarn 1 8 Beerdigung eines Landkomturs 1 9 Die Ordenskommende in der Kunst 1 10 Aufnahmebedingungen des Deutschen Ordens 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte des Ordens und der Kommende BearbeitenIm Jahre 1190 errichteten bremische und lubeckische Kaufleute wahrend der Belagerung der Stadt Akkon im Heiligen Land ein Feldhospital fur kranke Pilger und verwundete Kreuzritter vor den Toren der Stadt Diese Hospitalgemeinschaft wandelte sich im Jahr 1198 in einen Ritterorden nach dem Vorbild der Tempelritter und Johanniter mit Amtssitz des Hochmeisters in Akkon Ihr Ordenszeichen war das schwarze Balkenkreuz auf weissem Mantel Nach den Kreuzzugen die mit dem Verlust der errichteten Konigreiche und Heiligen Statten endeten verlegte der Orden seinen Hochmeistersitz 1291 nach Venedig Ein weiterer Schwerpunkt des Ordens war die Ostkolonisation darum wurde der Sitz von Venedig nach Marienburg in Westpreussen nach der Niederlage in der Schlacht von Tannenberg 1410 nach Konigsberg in Ostpreussen verlegt Ab 1525 entstanden neben den katholischen auch lutherische und reformierte Balleien Der Sitz des Hochmeisters wurde nach Bad Mergentheim im heutigen Baden Wurttemberg verlegt Im Jahre 2010 ist Wien Sitz des Hochmeisters des Deutschen Ordens nbsp Schloss AltshausenIm Jahre 1264 erhielt der Deutsche Orden Besitz in Altshausen und Umgebung und trat damit die Besitznachfolge von Heinrich von Bigenburg einem Verwandten des Gebizo von Ravensburg an Herrschaftsmittelpunkt bildete die Burg Altshausen In den folgenden beiden Jahrhunderten gelang es dem Deutschen Orden eine kleine arrondierte Herrschaft um den Herrschaftsmittelpunkt Altshausen aufzubauen Seit 1440 residierte der Landkomtur der Deutschordensballei Schwaben Elsass Burgund in Altshausen Im 18 Jahrhundert liess der Deutsche Orden ein weitlaufiges Barockschloss errichten das jedoch unvollendet blieb siehe Schloss Altshausen Altshausen war in der ganzen Zeit die wohlhabendste Kommende der gesamten Ballei Schwaben Elsass Burgund Orte der Kommende Bearbeiten Die Kommende Altshausen umfasste zunachst den zentralen Ort Altshausen mit acht dazugehorigen Weilern und Hofen die Weiler Ragenreute und Reute je zwei Hofe in Hirschegg Hangen und Baltshaus sowie je einen Hof in Hausern Hundsrucken und Zwirtenberg In Altshausen und Umgebung lagen vier grosse Pachthofe Maierei Altshausen Lichtenfeld Tiergarten und Arnetsreute Daruber hinaus zahlten zur Kommende die Pfarrdorfer Ebersbach mit dem Weiler Ried Hochberg mit dem Weiler Luditsweiler Fleischwangen Pfrungen und die Dorfer Eichstegen Kreenried mit dem Weiler Kafersulgen Mendelbeuren Insgesamt lebten 1806 1683 Untertanen in der Herrschaft In diesem Gebiet nahm der Deutsche Orden samtliche Herrschaftsrechte wahr nur beim Zehnten gab es noch andere Berechtigte Ausserdem befanden sich zwolf Lehnshofe im Besitz anderer Grundherrschaften und das Dorf Mendelbeuren hatte der Deutsche Orden vom Bistum Konstanz als Reichenauisches Lehen inne Dagegen besass der Orden in anderen Herrschaften ebenfalls eigene Lehnsguter Zur Kommende Altshausen gehorten die Herrschaften Hohenfels Ellhofen Arnegg Achberg und das Gut Illerrieden an der Iller Daneben verfugte sie uber ein Haus in Ravensburg den Altshauser Hof uber Besitz in Sipplingen und Immenstaad am Bodensee sowie uber Weinberge am Bodensee in Hinterhausen und Wallhausen Auf zwei ordenseigenen Alpen im Bregenzer Wald der Rindbergalp und der Hirschgundalp bei Sibratsgfall wurde Vieh gehalten und eine Sennerei betrieben Der Landkomtur war zu unbedingtem Gehorsam gegenuber dem Hochmeister verpflichtet durfte ohne hochmeisterliche Zustimmung nichts veraussern oder wesentlich verandern und hatte alle zwei Jahre die Ordenshauser und Rechnungsbucher in seiner Ballei zu visitieren Der Landkomtur fuhrte den Titel Exzellenz Wirtschaft des Ordens Bearbeiten Die Wirtschaft der Kommende hatte ihren Schwerpunkt in der Landwirtschaft Forstwirtschaft Fischzucht und dem Muhlenwesen Wassermuhlen lassen sich entlang der Altshausener Mendelbeurer Huhlener und Ebersbacher Ach nachweisen Es gab eine Hofmahlmuhle Die Untere Muhle geht auf das Jahr 1669 zuruck und weist das Wappen des Landkomturs von Roggenbach aus Besonders bemerkenswert fur Altshausen war die Fischzucht Der Altshausener See hatte eine Lange von 1500 Metern und eine Breite von 500 Metern bei einer Tiefe von 9 Metern und einer Ausdehnung von 114 Morgen Weitere Seen und kunstlich angelegte Weiher waren Hirschegger Weiher 150 Morgen Dornaweiher 150 Morgen Ebenweiler See 56 Morgen Grosser Mendelbeurer See 50 Morgen Kleiner Mendelbeurer See 50 Morgen Ebersbacher See 40 Morgen Drei Kreenrieder Weiher je 40 Morgen Weiher bei Hardt 24 Morgen Hauslersee bei Blonried 19 Morgen Litzelbacher Weiher 3 MorgenNach einer Waldbestandsaufnahme wies Altshausen im Jahre 1719 eine Waldflache von 2722 wurttembergischen Morgen aus Im Bestand waren Tannen Fichten Buchen Eichen Erlen Birken und Fohren Geistlichkeit und Schulwesen Bearbeiten Der Deutsche Orden diente nach seinen Statuten alleine Gott und dem Kaiser Fur die Seelsorge und Gottesdienste hatte die Kommende ihre eigene Geistlichkeit Wie in den umliegenden Klostern hatte auch Altshausen eine kleine Schule In ihr wurden die Kleriker auf ein Studium an einer damaligen Universitat vorbereitete Im Gefolge des Konzils von Trient scheiterte der Versuch ein eignes Seminar einzurichten auch am Widerstand der schwabischen Pralaten Diese begunstigten in Konstanz die Jesuiten mit ihren Einrichtungen Nach Errichtung der josephinischen Generalseminare blieb das Seminar in Altshausen geoffnet da es sich nicht auf osterreichischem Territorium befand und beim Apostolischen Nuntius in Luzern die Exemtion von der Beisteuerpflicht zum Meersburger bischoflichen Seminar erreichen konnte Die Deutschordensgottesdienste feierte man in der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts nicht mehr nach dem Ritus des Heiligen Grabes sondern nach dem der Dominikaner Gerichtswesen Bearbeiten Im Jahre 1386 empfing Altshausen von Konig Wenzel die hohe Gerichtsbarkeit Fur die Kommende war das Zucht und Arbeitshaus Ravensburg zustandig Verbrecher Arme und Vaganten fanden dort ihren Platz Militarwesen Bearbeiten nbsp Die 1960 als Reitverein wieder gegrundeten Gelben Husaren beim BlutrittNach den Wormser Reichsmatrikeln von 1521 hatte die Kommende drei Rosser und 31 Mann zu stellen In den Kabinettskriegen von 1707 1735 und 1757 stellte man nur mehr Manner fur die schwabische Kreisinfanterie der Reichsarmee 1748 stellte der Landkomtur auch eine 100 Mann starke Burgergarde zu Pferd auf die als Ordnungstruppe insbesondere Zwischenfalle beim alljahrlichen Blutritt nach Weingarten unterbinden sollte Die Reiter erhielten in den Livreefarben des Komturs gelbe Husarenuniformen mit roten Verschnurungen und mussten einen Schnauzbart tragen 1812 verbot die wurttembergische Obrigkeit die Truppe als Relikt der Eigenstaatlichkeit Soziale Tatigkeit des Ordens Bearbeiten Die Kommende baute schon 1348 in Altshausen ein Hospital Im Jahre 1540 kam ein weiteres im Ortsteil Schwarzbuhl hinzu 1626 wird aufgrund des erhohten Bedarfes wegen des Dreissigjahrigen Kriegs ein Sondersiechenhaus errichtet In den Jahren 1626 bis 1638 finden sich Listen von 247 Pesttote in den Archiven der Kommende Auf einer Anhohe der Strasse nach Hirschegg wurden zwei Sonderfriedhofe angelegt Im Jahre 1554 wurde die erste Dorfschule im Gefolge des Humanismus errichtet Auswanderung nach Ungarn Bearbeiten Auswanderung aus dem Gebiet erfolgten hauptsachlich entlang der Donau abwarts nach Ungarn und Gebiete an der Reichsgrenze des Heiligen Romischen Reiches In den Archiven der Kommende und den Gerichtsakten sind etliche Begebenheiten abgelegt Eine Mutter mit einem illegitimen Kind eines Dragoners wurde nach Ungarn ausgeschafft Der Soldat wurde spater auch ausgewiesen nicht ohne noch eine Strafe von 50 Prugel an zwei Sonntagen nach der Heiligen Messe zu beziehen Ein gewisser Georg Eisenegger aus Blonried befand sich in permanenter Angst weil er eine Maria Muller aus Altshausen illegal geschwangert hatte Man gestattete ihm gnadigerweise noch beim Schwiegervater als Knecht zu arbeiten aber nach dessen Tod sollte er das Territorium verlassen Der Konstanzer Bischof Konrad von Rodt war auch Titularabt eines Klosters in Szekszard und konnte so in besonders delikaten Fallen zwecks einer gutlichen Losung kontaktiert werden Aber auch rechtschaffene Leute wanderten uber die Augustiner von Wien nach Ungarn aus um dort ihr Gluck zu finden 1 Dem Reisebericht von Pater Konstantin Stampfer nach begegneten ihm im Gebiet der Kommende so viele Bettler dass er scherzhaft meinte er befande sich vor Bethlehem Beerdigung eines Landkomturs Bearbeiten Am 26 Mai 1757 nahmen 49 Geistliche bei der Beerdigung des Landkomturs Philipp Johannes Anton Eusebius von Froberg teil In der Kirche wurde ein Castrum doloris aufgebaut Der Chor der Kirche war mit schwarzen Tuchern verhangt der Sarg mit Ordensflagge umhullt Degen und Sporen flankiert von vier Totenkopfen und das Wappen des Verstorbenen wurden um den Sarg gruppiert Das Lieblingspferd des Komturs stand neben dem Sarg Nach dem Requiem erfolgte die Totenprozession Acht Sargtrager hoben den Sarg auf ihre Schultern Die Kammerdiener das schwarz verhullte Lieblingspferd des Landkomturs Totenkreuztrager vier Husaren zu Fuss mit umgedrehten Gewehren Zimmerwart mit schwarzer Standarte Zimmerwart mit weisser Standarte Sanger Leviten Schulmeister Geistlichkeit Kapitulare Beamte Soldaten Untertanen bildeten die Prozession Ein Kapuziner aus Ravensburg hielt die Leichenpredigt Am Ende des Requiems teilte der Amtmann Almosen an die Armen aus Dann schritten die Gaste zum Leichenschmaus Die Ordenskommende in der Kunst Bearbeiten nbsp Christian Moritz Franz Reichsgraf von Konigsegg RothenfelsIm grossen Deckenfresko der Kirche geweiht der Heiligen Verena in Bad Wurzach ist im zentralen Deckenfresko der Landkomtur Christian Moritz Franz Reichsgraf von Konigsegg Rothenfels KK Kammerer Generalfeldmarschall und Oberst in weltlichem Aufzug abgebildet Ein Kennzeichen ist das Deutschordenskreuz auf der linken Brustseite seines Mantels Aufnahmebedingungen des Deutschen Ordens Bearbeiten Die Entscheidung uber die Aufnahme der Kandidaten des Ordens lag beim Landkomtur und seinem Kapitel Folgende Bedingungen musste der Kandidat erfullen Bewohner des Heiligen Romischen Reiches Acht adlige Vorfahren vater und mutterlicherseits Mindestalter 24 Jahre Ohne Leibesmangel Ohne Schulden Ohne Feindschaft Den Kranken zu dienen Der Kandidat durfte keinen Totschlag begangen haben Eintrittsgeld von 100 Goldgulden Stellung eines rittermassigen Pferd Mitbringung eine Brustpanzers oder Harnischs Verpflichtung lebenslang beim Orden zu bleiben Auf Befehl des Komturs das Heilige Land zu besuchenDie Leistungen des Ordens an den Kandidaten waren in der Art dass der Ritter immer mit Wasser Brot und demutiger Kleidung versorgt wurde Zwischen 1647 und 1723 beschied der Ordens die Aufnahmewunsche von 88 Kandidaten abschlagig Literatur BearbeitenGebhard Spahr Oberschwabische Barockstrasse IV Altshausen bis Birnau Beerbaum 1982 Eberhard Fritz Konigreich statt Ordensherrschaft Die Sakularisation und Mediatisierung der Deutschordenskommende Altshausen In Volker Himmelein Hans Ulrich Rudolf Hg Alte Kloster neue Herren Die Sakularisation im deutschen Sudwesten Aufsatze Erster Teil Ostfildern 2003 S 529 542 Eberhard Fritz Das Haus Wurttemberg in Oberschwaben Zur Verwaltung des oberschwabischen Besitzes Im Oberland 1 1993 und 2 1993 Eberhard Fritz Die Gemeinden der Deutschordenskommende Altshausen vor dem Dreissigjahrigen Krieg In Altshauser Hefte 1 2004 S 20 34 Eberhard Fritz Von Oberschwaben nach Ungarn Auswanderungen aus der Deutschordenskommende Altshau sen im 18 Jahrhundert In Altshauser Hefte 2 2005 S 65 76 Eberhard Fritz Musik am Hof des Landkomturs in Altshausen Ein Beitrag zur oberschwabischen Musikkultur In Musik in Baden Wurttemberg 15 2008 S 45 64 Eberhard Fritz Die Uberlieferung der Deutschordenskommende Altshausen im Hauptstaatsarchiv Stuttgart In Altshauser Hefte 6 2009 S 59 80 Eberhard Fritz Von Vorarlberg nach Oberschwaben Auswanderungen nach dem Dreissigjahrigen Krieg In Bludenzer Geschichtsblatter 93 2009 S 74 97 Auswanderungen aus Vorarlberg in die Deutschordenskommende Altshausen Eberhard Fritz Familien in der Deutschordenskommende Altshausen 1600 1807 Cardamina Verlag Plaidt 2012 ISBN 978 3 86424 048 5 Eberhard Fritz Herrschaft und Untertanen in der Deutschordenskommende Altshausen Alltag im Zeitalter der Kriege und Krisen 1618 1715 In Ulm und Oberschwaben 60 Jg 2017 S 276 338 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schloss Altshausen Album mit Bildern Videos und Audiodateien Landkommende Altshausen in der Datenbank Kloster in Baden Wurttemberg des Landesarchivs Baden WurttembergEinzelnachweise Bearbeiten Eberhard Fritz Von Oberschwaben nach Ungarn Auswanderungen aus der Deutschordenskommende Altshausen im 18 Jahrhundert In Altshauser Hefte 2 2005 S 65 76 47 939038 9 540655 Koordinaten 47 56 20 5 N 9 32 26 4 O Normdaten Korperschaft GND 2122058 X lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutschordenskommende Altshausen amp oldid 235927592