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Der Erste Weltkrieg unterschied sich nicht zuletzt auch dadurch von fruheren europaischen Kriegen dass es sich um den ersten Krieg handelte der zwischen weitgehend industrialisierten Landern stattfand Die wirtschaftlichen Potentiale der beteiligten Staaten wurden daher auch zu entscheidenden Faktoren fur den Ausgang des Krieges Materialschlacht 1 Spare Seife aber wie Poster des Kriegsausschusses fur Oele und Fette das auffordert Seife und Ole zu sparen und Vorschlage unterbreitet wie das zu tun istMedaille fur den Tausch von Schmuck oder Gold gegen fast wertloses PapiergeldDie deutsche Kriegswirtschaftspolitik hatte vier grundlegende Ziele das Herstellen von ausreichend Kriegsmaterial Munition Waffen sonstige Ausrustung fur die neue Kriegsform der Materialschlachten zu diesem Zweck vor allem die Sicherung der Rohstoffversorgung die Aufteilung von Arbeitskraften beziehungsweise Soldaten zwischen Armee und Wirtschaft vor allem Rustungsbetrieben um beide funktionsfahig zu erhalten das Erhalten des sozialen Friedens durch Ausgleich zwischen den Interessen von Unternehmern Arbeitern und dem kriegfuhrenden Staat das Sicherstellen der Nahrungsmittelversorgung trotz der von den Alliierten verhangten Wirtschaftsblockade Die verschiedenen staatlichen Eingriffsmassnahmen losten keines dieser Probleme Zum Kriegsende vereinigten sich die Einzelprobleme zu einer umfassenden Krise in der die sozialen Fragen eine herausragende Bedeutung erhielten Dazu kamen die Herausforderungen der Finanzpolitik 1918 betrugen die Kriegsausgaben des Reiches 50 Milliarden Mark Das war mehr als das Elffache der Reichsausgaben des letzten Friedensjahrs Da aus unterschiedlichen Grunden unter anderem wegen der Aufrechterhaltung des sozialen Friedens die Kriegsfinanzierung nicht durch Steuern sondern durch Kreditaufnahmen erfolgen sollte kam es von Anfang an zu massiven Eingriffen in die Finanzwirtschaft Zudem zog dieses Vorgehen alle negativen Folgen nach sich die man von einer auf Schulden basierenden Volkswirtschaft kennt 2 Inhaltsverzeichnis 1 Kriegswirtschaftsplane vor Kriegsbeginn 2 Kriegswirtschaft 1914 bis 1916 2 1 Militarische Guter 2 2 Arbeitskrafte 2 3 Nahrungsmittel 2 4 Sozialpolitik 3 Kriegswirtschaft 1916 bis 1917 3 1 Hindenburg Programm 3 2 Kriegsamt 3 3 Hilfsdienstgesetz 3 4 Transport und Kohlekrise 3 5 Steckrubenwinter Kohlrubenwinter 3 6 Inflation 3 7 Streiks 4 Wirtschaft in den letzten Kriegsmonaten 5 Soziale Folgen 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseKriegswirtschaftsplane vor Kriegsbeginn BearbeitenDie wirtschaftlichen Massnahmen waren anfanglich noch unter der Voraussetzung getroffen worden dass der Krieg entsprechend den Erfahrungen aus den Kriegen von 1866 und 1870 71 in wenigen Monaten beendet sein wurde Auch international gingen Politik und Wirtschaft davon aus dass ein moderner Staat nicht in der Lage sei uber eine lange Zeitspanne Krieg zu fuhren Man vermutete dass die damit verbundenen wirtschaftlichen Einschrankungen eine Seite schnell zur Aufgabe zwingen wurde Zudem erwartete man als Folge dieser Wirtschaftsflaute eine steigende Arbeitslosigkeit die den Nachschub an Soldaten fur die Armee sicherstellen sollte Eine weitere falsche Annahme war die Erwartung umfangreicher Rohstoffbeute aus den eroberten Gebieten Entsprechend gab es beim Ausbruch des Krieges keinerlei Behorden die sich mit der Kriegswirtschaft befassten Im Deutschen Reich war zudem die zivile Wirtschaftsverwaltung zwischen den Reichsbehorden und den Behorden der einzelnen Teilstaaten aufgeteilt Aufgrund des Belagerungszustands der im August 1914 ausgerufen wurde begannen sich militarische Stellen verstarkt in die Wirtschaftsverwaltung einzumischen Diese Aufgabe lag vor allem bei den stellvertretenden kommandierenden Generalen der Armeekorps Bei ihnen handelte es sich um die Kommandeure derjenigen Teile eines Korps die in der jeweiligen Heimatregion zuruckblieben Diese stellvertretenden kommandierenden Generale erhielten mit dem Belagerungszustand nahezu diktatorische Vollmachten Ihre Zustandigkeit war weit gefasst und wurde immer starker ausgeweitet indem sie immer neue Bereiche der Wirtschafts und Sozialverwaltung als kriegswichtig deklarierten und an sich zogen Parallel dazu und teilweise uberschneidend gab es verschiedene andere Behorden mit ahnlichen Aufgaben darunter als wichtigste das militarisch gefuhrte preussische Kriegsministerium das reichsweit fur die Ausrustungs und Personalbeschaffung der Feldarmee zustandig war Doch auch dabei gab es Ausnahmen so fiel die Zustandigkeit fur Pioniermaterial anfangs unter die Hoheit der bayerischen Militarverwaltung Diese unklaren Abgrenzungen fuhrten zusammen mit dem mangelnden wirtschaftlichen Fachwissen im Militar und den nicht deckungsgleichen zivilen und Korpsbereichsgrenzen schnell zu einem zunehmenden Verwaltungschaos Kriegswirtschaft 1914 bis 1916 BearbeitenMilitarische Guter Bearbeiten nbsp Munitionswerk 1916Allerdings begannen bereits kurz nach Kriegsbeginn Bemuhungen um eine Reform der Wirtschaftsverwaltung Anlass war die sich abzeichnende Munitionskrise Die Armee hatte zu Kriegsbeginn der deutschen Rustungsindustrie eine ausreichende Versorgung zugetraut Bereits im August 1914 machten die AEG Vorstandsmitglieder Walther Rathenau und Wichard von Moellendorff den neuen Generalstabschef Erich von Falkenhayn darauf aufmerksam dass die britische Seeblockade unerwartet effektiv sei und die Stickstoffversorgung fur die Sprengstoffproduktion zusammenzubrechen drohe Die Vorrate reichten zu diesem Zeitpunkt nach Einschatzung der Industriellen nur fur ein halbes Jahr Angesichts dieser Lage grundete das Kriegsministerium am 13 August die Kriegsrohstoffabteilung KRA Dort arbeiteten Fachleute aus der Wirtschaft womit das Kriegsministerium erstmals in grosserem Umfang Zivilisten einstellte Die KRA stiess seit ihrer Grundung auf heftige Ablehnung von Teilen der Privatwirtschaft da sie massiv in das Wirtschaftsgeschehen eingriff Ihre Hauptaufgabe sah sie in der Versorgung der Privatwirtschaft mit den benotigten Rohstoffen Dazu wurden diese zentral bewirtschaftet was auch Beschlagnahmung und Neuverteilung umfasste So wurden rund 750 000 t gelagerter stickstoffhaltiger Stoffe beschlagnahmt Diese Vorrate sollten nun vor allem der Munitionsproduktion zugefuhrt werden und standen nicht mehr als Dunger in der Landwirtschaft zur Verfugung 3 Die Munitionskrise verscharfte sich zunachst weiter Anfang November stand nur noch Munition fur sechs Tage zur Verfugung Danach begann die Wirtschaftssteuerung zu greifen und die Versorgungslage im deutschen Militar entspannte sich langsam Um die totale Abhangigkeit von den inzwischen unterbrochenen Salpeterimporten aus Chile aufzuheben nahm Falkenhayn direkte Verhandlungen mit der Industrie auf aus denen das sogenannte Salpeterversprechen hervorging Daraus folgten massive Forschungsanstrengungen um das Haber Bosch Verfahren zur Gewinnung von Salpeter aus Luftstickstoff reif fur die industrielle Massenproduktion zu machen Zudem wurden die deutschen Chemiefirmen zu einem Syndikat der Kriegs Chemikalien Gesellschaft zusammengeschlossen Dennoch blieb die Versorgung mit Munition nach Auffassung des Militars mangelhaft Der Industrie gelang es kaum sich auf den standig wechselnden Bedarf an verschiedenen Munitionsarten an der Front einzustellen Die Unternehmen steigerten ihre Produktionskapazitaten nur langsam weil sie sich angesichts der erwarteten kurzen Kriegsdauer nur wenig Profit versprachen Erst spater nutzte die Rustungsindustrie den Krieg um dem Reich hohe Preise fur ihre Produkte aufzuzwingen Die KRA grundet schnell eine Reihe von Einzelgesellschaften fur verschiedene Rohstoffe Sie waren private Aktiengesellschaften unter strenger staatlicher Aufsicht Diese Verbindung privatwirtschaftlicher Elemente mit staatlicher Organisation wurde von Zeitgenossen als Staatssozialismus bezeichnet Die Rohstoffgesellschaften stiessen auf massiven Widerstand in Wirtschaft weil die in ihrem Aufsichtsrat vertretenen Unternehmensvertreter die eigenen Firmen bei der Verteilung bevorzugen Zu Kriegsbeginn wurde nur in wenigen Fallen zum Zwangsmittel der Rohstoffzuweisung gegriffen im weiteren Verlauf jedoch im grosseren Umfang Im Herbst 1914 begann die KRA zudem in die Preisgestaltung der Industrie einzugreifen Insgesamt gelang es den drohenden Rohstoffkollaps abzuwenden In den Beschaffungsabteilungen des Kriegsministeriums herrschten weiter chaotische Strukturen In den mehr als 40 Beschaffungsstellen war zudem Korruption verbreitet Ab Anfang 1915 trat das Kriegsministerium dem mit strikter Kontrolle entgegen Firmen die sich um Heeresauftrage bewarben mussten Einblick in ihre Kalkulation gewahren Die darauf geschlossenen neuen Vertrage konnte das Ministerium knapp kalkulieren da es nun uber die Ablaufe und Kostenstrukturen der Produktion informiert war Mit diesem Schritt sollten die Ausgaben begrenzt und auch eine Inflation verhindert werden letzteres gelang nicht siehe Deutsche Inflation 1914 bis 1923 Der Zwang zur Offenlegung fuhrte zu erneuten Protesten der Wirtschaft Arbeitskrafte Bearbeiten Auch zur Arbeitskrafteverteilung zwischen der zivilen und militarischen Produktion sowie der Rekrutierung fur die Armee hatte es vor dem Krieg keine Plane gegeben Zunachst wurden gerade die qualifiziertesten Arbeiter einberufen was wiederum eine Flut von Antragen aus der Industrie zur Zuruckstellung nach sich zog Dieses Ansinnen war in der Militarverwaltung jedoch nicht vorgesehen und es gab kein geordnetes burokratisches Verfahren dafur Darauf drohte die Industrie mit der Verweigerung von Heeresauftragen Im Januar 1915 entstand die Abteilung fur Zuruckstellungswesen AZ S die von sozialreformerischen Wissenschaftlern und Burokraten dominiert wurde Im Mai 1915 wurde das Kriegsministerium verstarkt in die bis dahin weitgehend autonomen Einberufungsverfahren in den Armeekorpsbezirken eingeschaltet Die AZ S und andere Stellen des Ministeriums konnten aber lediglich Empfehlungen aussprechen Die Entscheidung uber Einberufungen lagen bei stellvertretenden kommandierenden Generalen Daruber hinaus versuchten die Stellen die Beschaftigung von Kriegsgefangenen und beschadigten sowie Fremdarbeitern auszuweiten Im Fruhjahr 1915 erfolgte die Einstufung der Arbeiter nach korperlicher Verfassung die Industrie musste die Fittesten an die Armee abgeben Im Juni 1915 ergingen erste verbindlichen Direktiven fur Zuruckstellungen an die stellvertretenden Generalkommandos Auf der anderen Seite setzte das Ministerium die Freistellung der tauglichsten Arbeiter fur den Kriegsdienst durch die Vergabe von Armeeauftragen an solche Firmen durch die sich dem nicht widersetzten Ab Anfang 1916 fuhrte die AZ S vermehrt Initiativen zur Beschaftigung von Frauen Jugendlichen und Kriegsgefangenen durch Ein Kennzeichen der Kriegswirtschaft war dass Frauen in der Landwirtschaft in Handel und Gewerbe an die Stelle der eingezogenen Manner traten Allerdings geht die Forschung heute davon aus dass der Anstieg der Frauenarbeit nicht signifikant hoher war als vor dem Krieg Vielfach handelte es sich um Verschiebung von bereits bestehender Frauenbeschaftigung etwa von hauswirtschaftlicher Tatigkeit hin zur Industrie Frauen die zuvor keiner Berufstatigkeit nachgegangen waren nahmen seltener eine industrielle Beschaftigung auf sondern arbeiteten haufiger in Dienstleistungsberufen Eine grosse Rolle spielte auch die Heimarbeit Bei aller Relativierung der quantitativen Bedeutung wurde in der Offentlichkeit haufig mit kritischem Unterton doch vor allem die wachsende Zahl von Frauen in der Industrie selbst in der Schwerindustrie wahrgenommen Zwar haben schon die Zeitgenossinnen die Ubernahme mannlicher Berufe als emanzipatorischen Fortschritt aufgefasst Die Forschung ist aber seit langerem skeptisch dass dies ein dauerhafter Prozess war Nach dem Krieg haben die zuruckkehrenden Manner die Arbeitsplatze wieder eingenommen die wahrend des Krieges Frauen besetzt hatten Auch das uberkommene Geschlechterverhaltnis erlebte eine Restauration 4 5 6 Seit 1915 nahm der Einsatz von Kriegsgefangenen in der Wirtschaft zu Im Jahr 1916 waren 90 der etwa 1 6 Millionen Kriegsgefangenen in Deutschland in der Industrie 330 000 aber vor allem in der Landwirtschaft 750 000 tatig Diese Zahlen wuchsen im weiteren Kriegsverlauf noch an Nur ein kleiner Teil der Gefangenen lebte in den Kriegsgefangenenlagern Der weitaus grosste Teil von etwa 80 war unterschiedlichen Arbeitskommandos zugeordnet Zwar war der Einsatz von Kriegsgefangenen durch die Haager Landkriegsordnung in Rustungsbetrieben untersagt aber dieses Verbot wurde je langer der Krieg dauerte umgangen 7 Daneben spielten auslandische Zivilarbeiter eine Rolle Unmittelbar nach Kriegsbeginn wurde den zahlreichen Saisonarbeitern aus dem russischen Teil Polens die Ruckkehr in ihre Heimat verwehrt Insbesondere im Winter 1916 17 wurden in den besetzten Gebieten des Generalgouvernement Warschau in Ober Ost und im Generalgouvernement Belgien Zwangsarbeitsmassnahmen durchgefuhrt bald aber mit Ausnahme von Ober Ost wieder aufgegeben Stattdessen setzte man erneut auf die Anwerbung von Arbeitskraften 8 9 10 Nahrungsmittel Bearbeiten nbsp Warteschlangen vor einer Brotausgabe Ort und Datum unbekanntDie Nahrungsmittelversorgung wurde anfangs von den staatlichen Stellen ebenfalls vollkommen ignoriert Die Selbstversorgungsquote war in Deutschland deutlich hoher als in Grossbritannien Dennoch war Deutschland in erheblichem Umfang auf Importe angewiesen Neben den eigentlichen Lebensmitteln mussten Futtergetreide und Rohstoffe fur Kunstdunger wie Chilesalpeter oder Rohphosphate eingefuhrt werden Im Wirtschaftsjahr 1912 13 wurden beispielsweise fast 4 2 Millionen Tonnen Futtergetreide importiert Fur die Hohe der Nahrungsmittelimporte gibt es unterschiedliche Zahlen Die Schatzungen bewegen sich zwischen 10 und 20 Erst als 1916 allgemeine Engpasse der deutschen Kriegswirtschaft eintraten wurde die britische Seeblockade zur Hungerblockade 11 12 Dennoch war der Mangel an Importgutern mit Kriegsbeginn betrachtlich Zur Beschaffung insbesondere von Lebensmittel im neutralen Ausland wurde die Zentral Einkaufsgesellschaft gegrundet Die Blockade sorgte gemeinsam mit dem stark gestiegenen Bedarf der Munitionsproduktion auch dafur dass notwendige Rohstoffe etwa Nitrat fur die Produktion von Kunstdunger nicht mehr vorhanden waren Erste Preissteigerungen zum Jahresende 1914 fuhrten zu Unruhen Sozialdemokraten Burokraten und Wirtschaft forderten eine Lebensmittelpolitik lokale Behorden begannen mit der Festlegung von Hochstpreisen was sich als wenig effektiv erwies Zur Dungung sollte anstelle von naturlichem oder per Haber Bosch Verfahren erzeugtem Salpeter verstarkt Cyanamid eingesetzt werden das sich zur Waffenproduktion nicht eignete auch wenn die Landwirte wenig Erfahrung mit dem Stoff hatten und seine gesundheitsschadlichen Eigenschaften die Anwendung erschwerten Das Landwirtschafts und das Finanzministerium forderten dennoch 1914 den Ausbau des Chemiewerks in Hurth Knapsack sowie 1915 des Werks Waldshut des Schweizer Chemieunternehmens Lonza zur Produktion von Cyanamid 1915 finanzierte das Reich zudem Standorte von Bayerischen Stickstoffwerke in Piesteritz und Konigshutte Diese beiden Werke gingen als Reichsstickstoffwerke in offentliches Eigentum uber wurden aber weiter von den Bayerischen Stickstoffwerken betrieben Dennoch herrschte uber den gesamten Krieg hinweg ein Mangel an Stickstoffdunger was wiederum schlechte Ernteertrage verursachte Mit 73 000 t reinem Stickstoff war die Versorgung im Winterhalbjahr 1915 16 am geringsten 13 Auch der Vertrieb des Kunstdungers wurde staatlich reguliert Die Produktion der Reichsstickstoffwerke wurde uber regionale Quoten vergeben und uber die Bezugsvereinigung der deutschen Landwirte und die Deutsche Landwirtschaftliche Handelsbank an die Landwirte vertrieben Die Organisationen wahlten dabei jedoch ein kompliziertes und undurchsichtiges Verfahren so dass trotz des Mangels an Kunstdunger nur geringe Bestellungen eingingen Erst nach einem erneuten staatlichen Eingreifen 1916 verbesserte sich die Versorgungen der einzelnen landwirtschaftlichen Betriebe mit Cyanamid Parallel lief der privatwirtschaftliche Handel mit demjenigen Ammoniumsulfat aus dem Haber Bosch Verfahren oder der Koksverbrennung weiter das nicht von der Munitionsproduktion beansprucht worden war 14 Am 17 November 1914 wurde gegen den Widerstand der Agrar Interessenvertreter im Reichsamt des Innern die Kriegsgetreidegesellschaft gegrundet Sie sollte nach dem Vorbild der KRA Vorrate aufkaufen hohe Preise festlegen und dadurch einen geringeren Verbrauch und eine langere Reichweite der Vorrate erreichen Dieses Konzept ging nur ansatzweise auf Im Februar 1915 folgte eine Reihe von Verordnungen zur Getreideproduktion in der die Regierung die Aufsicht uber samtliche Bestande der Landwirte erhielt Im Januar 1915 gab es die erste Brotrationierung in Berlin im Juni im ganzen Reich Die Kontrolle anderer Nahrungsmittel wurde versucht gelang jedoch kaum Die Landwirte reagierten mit Schwarzhandel und dem Ausweichen auf andere Produkte Im Oktober 1915 wurde die Reichskartoffel Stelle gegrundet Die Anweisung im Jahr 1915 die Zahl der Schweine wegen Futtermangels um 5 Millionen Stuck durch Schlachtungen zu reduzieren im Volksmund Schweinemord genannt fuhrte zu einer Unterversorgung an Fleisch Insgesamt scheiterte die Nahrungsverwaltung an der schwerfalligen Burokratie den unterschiedlichen Ansatzen in verschiedenen Behorden sowie dem Konflikt zwischen den agrar nahen Verwaltungen der Bundesstaaten und der verbraucher nahen Einstellung der stellvertretenden kommandierenden Generale Diese Probleme zogen zunehmende Forderungen nach einer militarischen Kontrolle der Nahrungsmittelverteilung nach sich vor allem aus den Reihen der SPD 1916 fuhrte eine schlechte Kartoffelernte zu Hungerkrawallen und zunehmenden Spannungen zwischen Stadt und Landbevolkerung Auch die Industrieproduktion begann unter der schlechten Ernahrung der Arbeiter zu leiden Im Mai 1916 folgte die Grundung des Kriegsernahrungsamtes KEA Es war dadurch beschrankt dass es keinen Einfluss auf die Heeresversorgung hatte und uber keine eigenen Exekutivmoglichkeiten verfugte sondern auf die Reichsamter angewiesen war Trotzdem handelte es sich um die erste zentrale Ernahrungsstelle Gleichzeitig wurden die Befugnisse der stellvertretenden Generalkommandos fur die zivile Nahrungsversorgung stark beschnitten Damit wurden die Probleme nicht gelost jedoch verbesserte sich die Versorgung der Industriearbeiter leicht Das Grundproblem der zu geringen Nahrungsproduktion blieb bestehen Seit 1915 nahm die Produktion von Ersatzlebensmitteln stark zu Ihre Qualitat und der Ernahrungswert waren oft gering Erst gegen Kriegsende wurde eine einheitliche Genehmigungspflicht eingefuhrt Sozialpolitik Bearbeiten Auch die Sozialpolitik stand unter der Anforderung die Wirtschaftsproduktion aufrechtzuerhalten Der Staat versuchte die Gefahr von Streiks oder gar einer Revolution zu bannen Ab 1915 betrieb das Kriegsministerium eine entschiedene Sozialpolitik Die AZ S wurde schnell zur Tragerin einer progressiven gewerkschaftsfreundlichen Sozialpolitik intern wurde aber auch der repressive Ansatz einer Arbeitspflicht diskutiert Die AZ S und weiterer Regierungsstellen beabsichtigten Arbeiter durch die Gewahrung von Rechten in ihrer Funktion fur den Krieg zu motivieren Dieser Haltung kam die Burgfriedenspolitik der SPD und der kriegsfreundliche Kurs der Gewerkschafter entgegen Durch die Einbeziehung der Arbeiter sollten verschiedene wirtschaftliche Probleme gelost werden So war es nach den Einberufungen zu Kriegsbeginn zu massiven Abwerbeversuchen unter den verbliebenen Arbeitern gekommen Unternehmen mit Kriegsauftragen warben Facharbeiter aus anderen Betrieben ab Im Februar 1915 wurde eine erste korporatistische Losung mit der Grundung des Metallausschusses fur Gross Berlin versucht In ihm verhandelten Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam uber die Berechtigung von Wunschen nach einem Arbeitsplatzwechsel Meist wurden Kompromisslosungen nach dem Muster mehr Lohn und Verbleib am alten Arbeitsplatz gefunden Im restlichen Reich kamen ahnliche Einrichtungen nur zogerlich zustande Erst im Januar 1916 kam es zur Grundung des nachsten Kriegsausschusses in Dresden Das Reichsamt des Innern schrieb im April 1916 schliesslich die Grundung von Ausschussen oder Schiedsstellen aus Arbeitgeber Arbeitnehmer und Offizieren vor Die Industrie konnte dies aber in einzelnen Regionen vor allem im Ruhrgebiet und in Schlesien verhindern wo stellvertretende kommandierende Generale ihr nahestanden Daruber hinaus schrieben Heeresvertrage Betrieben haufig angemessene Lohne fur Arbeiter vor Die AZ S begann schliesslich sogar Plane fur Gewahrung von Urlaub zu erortern Ihre gewerkschaftsnahe Haltung trug der Behorde wiederholt scharfe Kritik aus der Wirtschaft und aus dem Preussischen Handelsministerium ein Kriegswirtschaft 1916 bis 1917 BearbeitenIm Fruhsommer 1916 fuhrte der massive Anstieg der Kriegskosten zu einer militarischen politischen und wirtschaftlichen Krise Mehr als ein Zehntel des Jahresvolkseinkommens von 1913 wurde zu dieser Zeit in einem Monat verbraucht Ab der funften Kriegsanleihe September Oktober 1916 konnten die Zeichnungsergebnisse nicht mehr mit dem Geldbedarf Schritt halten zum Deckungsgrad durch die Kriegsanleihen vergleiche Tabelle im Artikel Deutsche Inflation 1914 bis 1923 Hindenburg Programm Bearbeiten Im August 1916 wurde Paul von Hindenburg Generalstabschef und Erich Ludendorff dessen Stabschef und Generalquartiermeister Zusammen fuhrten sie die dritte Oberste Heeresleitung OHL die das Kriegsministerium weitgehend entmachtete Die von ihnen geforderte umfassende Heranziehung aller wirtschaftlicher Ressourcen fur den Krieg und die starke Ausweitung der Rustungsproduktion wurde schon bald als Hindenburg Programm bezeichnet 15 Es orientierte sich am britischen Munitions of War Act 1915 auf dessen Grundlage die britische Kriegswirtschaft in der Schlacht an der Somme im Juli 1916 ihre Leistungsfahigkeit bewiesen hatte Die Offensive an der Somme hatte auf deutscher Seite zu einer erneuten schweren Munitionskrise gefuhrt Ausserdem herrschte eine katastrophale Lebensmittelknappheit Sofort nach ihrem Amtsantritt verlangte die neue OHL auch auf Betreiben der Lobbyisten der Grossindustrie eine massive Steigerung der Munitions und Waffenproduktion um den Mangel an Soldaten auszugleichen Wirtschaftliche finanzielle und Arbeitskrafte Uberlegungen wurden zunachst der Forderung nach mehr Munition radikal untergeordnet Die OHL stellte das Programm als Abkehr von der unzureichenden Politik des Kriegsministeriums dar Erfullt wurde das Hindenburg Programm nur in wenigen Teilaspekten Seine hohen Anforderungen und die Konzentration auf die Waffenproduktion trugen sogar zur Verschlimmerung der Krise bei Zudem machte es noch grossere Ruckstellungen von der Front notig Kriegsamt Bearbeiten Im November 1916 wurde das Kriegsamt unter Generalleutnant Wilhelm Groener gegrundet das zahlreiche wirtschaftliche Aufgaben des Kriegsministeriums ubernahm enger an die OHL angebunden und militarisch organisiert war Gleichzeitig wurde auch die Autonomie der stellvertretenden kommandierenden Generale eingeschrankt Mit dem Amt entstanden neue burokratische Probleme da es sowohl den stellvertretenden Generalkommandos als auch dem Ministerium untergeordnet war und auch die Kriegsministerien der Bundesstaaten ihre Aufgaben behielten Sowohl die SPD als auch Industrielle begrussten die neue Behorde da sie von ihr eine effektivere Verwaltung erwarteten Diese Erwartungen erfullten sich insgesamt nicht trotz vereinzelt sinnvoller Verwaltungsmassnahmen insbesondere zu Nahrungsmittelversorgung Die verworrene interne Organisation von Staben und Abteilungen Uberschneidungen mit zivilen und anderen militarischen Behorden fuhrten zu burokratischer Ineffizienz Hilfsdienstgesetz Bearbeiten Die bereits vorher wiederholt gefuhrte Diskussion um einen Arbeitszwang bekam mit der 3 OHL wieder Auftrieb Vor allem die Industrie machte sich dafur stark Im Oktober 1916 gab es erste Zwangsverpflichtungen belgischer Arbeiter Im November 1916 wurde der erste Entwurf des Kriegsamts fur das Hilfsdienstgesetz HDG eigentlich Gesetz uber den vaterlandischen Hilfsdienst vorgelegt Es sollte die gesamte mannliche Bevolkerung dienstverpflichten vor allem fur Landwirtschaft und Kriegsindustrie sah die Einschrankung der Freizugigkeit der Arbeitnehmer sowie die Moglichkeit vor Betriebe still oder zusammenzulegen um eine effizientere Produktion zu erreichen Bereits zuvor hatte es massive politische Diskussionen sowie Lobbyarbeit von Arbeitgeberverbanden und Gewerkschaften zur Arbeitspflicht gegeben Die Ausfuhrungsbestimmungen des HDG sahen unter anderem ein Ausschusssystem vor das uber die Kriegswichtigkeit von Unternehmen und damit uber die Arbeitskraftezuteilung und letztendlich die Existenz entscheiden sowie den Arbeitsplatzwechsel von Arbeitern regeln sollte In der Reichstagsdebatte uber das HDG im November 1916 prallten Interessenvertreter von Gewerkschaften und Unternehmen aufeinander Als Ergebnis entstand ein Reichstagsausschuss zur Kontrolle des HDG standige Arbeiterausschusse mit Vertretungsrecht in Tariffragen wurden in grosseren Betrieben gebildet Dies kann als Grundstein fur die betriebliche Mitbestimmung in Deutschland angesehen werden Zusammen mit der Mitarbeit in den HDG Ausschussen bedeutete dies einen gewaltigen Machtgewinn fur die Gewerkschaften Ausserdem wurde ergebnislos die Beschrankung von Kriegsgewinnen fur Unternehmen diskutiert Die Regierung verpflichtete sich bei Verabschiedung des Gesetzes mundlich sowohl den Arbeitszwang als auch die Stilllegung von Betrieben nicht mit voller Macht des Gesetzes sondern nach Moglichkeit auf freiwilliger Basis zu handhaben Im Dezember 1916 wurde das Gesetz verabschiedet Der erhoffte Effekt des HDG die Verringerung von Ruckstellungen blieb weitgehend aus eher wuchsen sie noch an da die Industrie sich weigerte ungelernte Krafte anzustellen Nur sehr wenige zivile Freiwillige Hilfsdienstleistende fanden sich vor allem Frauen Im Fruhjahr 1917 verscharfte sich die Lage an der Front worauf Ludendorff die Ruckstellungen einschrankte Die im Marz 1917 verscharfte Meldepflicht fur Hilfsdienstpflichtige wurde nicht flachendeckend umgesetzt Das HDG versagte vollkommen bei der Erfassung der Mittel und Oberschicht Dagegen begann das Kriegsamt sich verstarkt um weibliche Arbeitskrafte zu bemuhen wozu es soziale Gesichtspunkte Kinderbetreuung und angemessene Arbeitsbedingungen berucksichtigte Die zunehmende Frauenarbeit in der Industrie zog negative Effekte in der Landwirtschaft nach sich Auch die Betriebszusammenlegungen nach dem HDG erzielten nicht die erwunschte Einsparung von Arbeitskraften und Transportkapazitat Im Dezember 1916 entstand der Standige Ausschuss fur die Zusammenlegung von Betrieben SAZ im Kriegsamt aus Behorden und Wirtschaftsvertretern Erste Zusammenlegungen in der Textilindustrie fuhrten vor allem zur Konsolidierung grosser Betriebe was offentliche und parlamentarische Proteste nach sich zog Weitere Zusammenlegungen scheiterten meist am Widerstand der Betriebe die sich mit Hilfe der Beschaffungsamter als kriegswichtig darstellten Die Stilllegungsgewalt wurde im Verlauf des Jahres 1917 zunehmend vom Kohlekommissar ubernommen weil die Kohleversorgung immer kritischer wurde Ab dem Sommer 1917 weiteten sich die Stilllegungen auch auf kriegswichtige Betriebe aus weil der Soldatenmangel immer grossere Ausmasse annahm Zugleich wurden uber den gesamten Kriegsverlauf mit Blick auf die kommende Friedenswirtschaft kriegsunwichtige Industrien am Leben erhalten und so Kapazitaten verschwendet Das Hauptproblem des HDG bildete aber der Paragraph 9 Er sollte den Arbeitsplatzwechsel regeln und erlaubte den Wechsel zur angemessenen Verbesserung von Lohn und Arbeitsbedingungen Schlichtungsausschusse vermittelten bei Konflikten zwischen Arbeitern und Arbeitgebern Im Fruhjahr 1917 entstand dadurch ein totales Chaos auf Arbeitsmarkt Arbeiter auch zuruckgestellte Wehrpflichtige nutzten die Regelungen um besser bezahlte Stellen zu bekommen Arbeitgeber warben Arbeiter im hoheren Mass als zuvor mit hoheren Lohnen ab Dies fuhrte unter anderem zu einer allgemeinen Lohnsteigerung hohen Lohndifferenz zwischen Arbeitern der Kriegsindustrie und den ubrigen Erwerbstatigen sowie zu einer beschleunigten Inflation Transport und Kohlekrise Bearbeiten Im Herbst 1916 begann die Transport und Kohlekrise die sich bis in das Fruhjahr 1917 hinzog Die Eisenbahn Infrastruktur war zuvor kaum beachtet worden obwohl die Eisenbahn das wichtigste Transportmittel geworden war nachdem auch die Binnenschifffahrt wegen der Blockade der Seehafen zuruckgegangen war Zusatzliche Anforderungen durch den Transport von Truppen Waffen und Munition verscharften nach dem Kriegseintritt Rumaniens im August 1916 die Anforderungen an die Eisenbahn Mit dem Hindenburg Programm kam der Zusammenbruch Der infrastrukturell unsinnige Neubau von Industrieanlagen Stahlproduktion im Ruhrgebiet Weiterverarbeitung um Berlin Transport zur Front beanspruchte zudem hohe Gleisbaukapazitaten Zunehmend mangelte es an Arbeitskraften zum Entladen der Waggons Im September 1916 kam es zu ersten schweren Storungen im Kohletransport im Ruhrgebiet die im Oktober Produktionsausfalle in Rustungsbetrieben nach sich zogen die schnell auf das ganze Reich ubergriffen Der Kohletransport brach weitgehend zusammen Beladene Zuge steckten fest oder konnten nicht entladen werden Ab Oktober 1916 wurde eine zentrale Organisation des Transportwesens versucht die aber kaum Effekte erzielte sondern zu mehr burokratischer Verwirrung fuhrte Die in der Presse geforderte militarische Kontrolle des Eisenbahnwesens erfolgte nicht die stellvertretenden Kommandeure setzten ihre Truppen aber zum Entladen der Zuge ein Zudem versuchte die OHL den Bau von Schienen und Zugen zu forcieren Als wegen des starken Frosts im Januar und Februar 1917 die Binnenschifffahrt stillstand verscharfte sich die Krise weiter es wurden mehrtagige Transportsperren verhangt um das Chaos zu entwirren Das schadigte zwar die Produktion weiter entlastete aber die Eisenbahn Mit Abklingen der Transportkrise wurde zunehmend klar dass auch in der Kohleproduktion erhebliche Probleme herrschen weil viele Bergarbeiter einberufen worden waren Da trotzdem und vor allem aufgrund des Hindenburg Programms eine hohe Forderung aufrechterhalten werden sollte befanden sich die Gruben in einem schlechten Zustand der sich inzwischen auch auf die Produktion auswirkte Auch der im Februar 1917 in Dienst gestellte Kohlenkommissar konnte die Versorgung nicht verbessern sondern erhohte eher das burokratische Chaos Letztlich fuhrte die Eisenbahn und Kohlekrise zum Scheitern des Hindenburg Programms Die Waffen und Munitionsproduktion brach im Januar und Februar 1917 ein was einer der Grunde fur den Ruckzug an der Westfront auf die Siegfriedlinie war Steckrubenwinter Kohlrubenwinter Bearbeiten Der Winter 1916 17 wird wegen der Krise der Nahrungsmittelversorgung als Steckrubenwinter bezeichnet Angesichts der katastrophalen Lage wurden die Nahrungsmittelrationen noch einmal deutlich gekurzt Das Kriegsernahrungsamt versagte vollkommen Erst scharfe Massnahmen des Kriegsamts besserten die Lage Den Landwirten wurden verstarkt Arbeitskrafte Pferde und Dungemittel zugeteilt Im Januar 1917 entstanden Kriegswirtschaftsamter in den Provinzen Sie stellten auf der einen Seite die Anforderungen der Landwirte fur das Aufrechterhalten der Produktion fest und regelten deren Versorgung teilweise mit Arbeitseinsatzen von Garnisonstruppen Hierzu fand auch eine Versorgung der Bevolkerung mit Suppenkuchen statt in denen Gerichte aus Steckruben einem noch vorhandenen Nahrungsmittel angeboten wurden Auf der anderen Seite beschlagnahmten die Amter gehortete und versteckte Lebensmittel Die beabsichtigte Vereinheitlichung der Nahrungsmittelrationen konnten aber auch sie nicht durchsetzen Die mit massiver staatlicher Forderung errichteten Dungemittelwerke lieferten erst von 1916 an also zu spat fur einen Einfluss auf die Ernte des Jahres Zudem stellte sich schnell heraus dass der Ausstoss nicht annahernd ausreichte So standen der Landwirtschaft fur die Dungesaison 1916 17 rund 100 000 t reiner Stickstoff zur Verfugung und damit rund die Halfte des Verbrauchs von 1913 Da diese Lucke absehbar war begann die Reichsregierung 1915 Verhandlungen mit der BASF zur Finanzierung der Leunawerke die von April 1917 an Dungemittel produzierten 16 Das Hindenburg Programm sah auch einen massiven Ausbau der Stickstoffproduktion vor sowohl fur die militarische als auch fur die landwirtschaftliche Verwendung Die in diesem Rahmen abgeschlossenen Vertrage sahen eine Ausweitung allein der Cyanamidproduktion um 535 000 t pro Jahr vor was in etwa 100 000 t reinem Stickstoff entsprach De facto aber wurde beginnend mit der Schlacht an der Somme im September 1916 grossere Stickstoffkapazitaten von der Dungemittel in die Munitionsherstellung verschoben Mit der Einrichtung der Uberwachungsstelle fur Ammoniakdunger im Mai und der Preisausgleichsstelle fur Kalkstickstoff im Oktober 1917 wurden die Dungemittelpreis staatlich reguliert 17 Inflation Bearbeiten Hauptartikel Deutsche Inflation 1914 bis 1923 1917 begannen sich auch die Schwierigkeiten der Kriegsfinanzierung verstarkt auszuwirken Versuche Kriegskosten uber neue Steuern zu decken setzen erst 1916 ein und hatten wenig Erfolg Der Staat verschuldete sich durch Kriegsanleihen im Inland Sie brachten aber nur einen Teil des erforderlichen Kapitals Deshalb begann die Reichsbank Geld zu drucken und loste damit eine Inflation aus die durch steigende Lohne der Kriegsindustrie verscharft wurde Ab dem Sommer 1917 kann man von einer galoppierenden Inflation sprechen Streiks Bearbeiten Zudem kam die Wirtschaftspolitik ihrem sozialen Anspruch immer weniger nach Die USPD verstarkte ab dem Beginn des Jahres 1917 ihre Agitation Nach Kurzungen der Brotrationen entwickelten sich lokale Hungerproteste in Berlin und Dresden im April zu massiven Streiks In Berlin sorgten die Gewerkschaften in einem Teil der Betriebe schnell wieder fur Ruhe In Leipzig nahmen die Streiks eine politische Richtung Wahlrechtsreformen Friedensverhandlungen und ein Ende der Repression im Inneren wurden gefordert Das Militar griff schliesslich hart durch besetzte einige Betriebe und schickte streikende Wehrpflichtige an die Front Eine neue Streikwelle begann im Juni 1917 im Ruhrgebiet mit Lebensmittelkrawallen Bald gab es auch dort politische Forderungen angesichts der russischen Februarrevolution Als Nachstes griffen die Streiks auf die schlesischen Kohlereviere uber Angesichts dieser Krisen und nach Intrigen der OHL trat am 13 Juli Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg zuruck Anfang August endeten die Streiks nach Repressionen des Militars In Zusammenarbeit von Kriegsamt KRA und Kohlenkommissar gelang im Winter 1917 18 die weitgehende Abwendung einer neuen Kohle und Transportkrise Wirtschaft in den letzten Kriegsmonaten BearbeitenIn der sich verschlimmernden alle Bereiche von Militar Politik Gesellschaft und Wirtschaft umfassenden Krise ab Sommer 1917 wurden kaum noch wirtschaftspolitische Massnahmen ergriffen Zwar wurden verschiedene Programme und Neuregelungen erwogen umgesetzt wurde im sich steigernden Chaos kaum etwas Das Losen unmittelbarer Notlagen trat an die Stelle von weitreichenden Konzepten Es kam zu uneinheitlichen teilweise widerspruchlichen Aktionen der OHL Die Vermeidung einer Revolution wurde zum zentralen Ziel der Innenpolitik Nach der Entlassung von Kriegsamts Chef Groener im August 1917 erhielten die stellvertretenden Generalkommandos wieder mehr Vollmachten der Belagerungszustand wurde scharfer angewendet Andererseits begann auch die OHL starker die Bedeutung der Gewerkschaften zur Ruhighaltung der Arbeiter anzuerkennen In der zweiten Jahreshalfte 1917 brach die Ernahrungsversorgung vollkommen zusammen Der Schleichhandel nahm gewaltige Ausmasse an und hebelte die staatlichen Kontrollen aus Nach den Unternehmern beteiligten sich zunehmend auch die Kommunen an diesen Handelsformen um die eigene Bevolkerung zu ernahren Der Nahrungsmittelmangel verminderte spurbar die Arbeitsleistung was erneut steigende Nachfragen nach Ruckstellungen zur Folge hatte Dazu kamen vermehrte Forderungen nach politischen Reformen die ihren Hohepunkt mit riesigen Streiks Ende Januar 1918 erreichten Das Militar griff hart durch und brach die Streiks bis Ende Februar Ab Marz 1918 trat Ruhe im Inneren ein Die Versorgung der Bevolkerung verschlechterte sich weiter erstmals mangelte es auch an Kleidung und Wohnraum Selbst die Landbevolkerung begann unter Nahrungsmangel zu leiden OHL und Regierung reagierten darauf erneut mit der Einrichtung von Verwaltungs und Zuteilungsbehorden die den Bedarf entweder uberburokratisch oder unzureichend verwalteten Im April 1918 erfolgte eine erneute Herabsetzung der Brotrationen Das KEA ging gleichzeitig energisch gegen Lebensmittel Schwarzhandel der Unternehmen vor Im Fruhjahr 1918 starteten im Reichstag mehrere Gesetzgebungsverfahren die kriegsbedingte Rechte der Arbeiter fur die Friedenszeit festschreiben und ein letztes Mal deren Loyalitat sichern sollten Sie kamen aber nicht zum Abschluss Zudem gab es vereinzelte Versuche von Zivil und Militarbehorden sowohl zur Gewinn als auch zur Lohneinschrankung Trotz der schlechten Lage kam es nicht zu neuen Streiks da auch die Arbeiterschaft von einer bevorstehenden militarischen Entscheidung ausging Auf Kosten von Ruckstellungen waren Teile des Hindenburg Programms Ende 1917 erfullt worden was aber teilweise am Bedarf vorbeiging Ab 1918 gab es erstmals auch massiven Mangel an Stahl Die Anlagen arbeiteten zum Teil ineffektiv weil nicht genug Arbeiter vorhanden waren Die Industrie begann teilweise schon mit der Umstellung auf Friedensproduktion was zum Bau zahlreicher neuer Fabriken und zum Kapazitatsabzug aus der Kriegsproduktion fuhrte Die OHL forderte im Juni 1918 die Ausdehnung der Wehrpflicht auf den Altersraum von 15 bis 60 Jahren Ein strengerer Arbeitszwang mit fester Bindung an den Arbeitsplatz wurde diskutiert Die britische Offensive am 8 August beendete schliesslich auch die Wirtschaftspolitik des Deutschen Reiches Soziale Folgen BearbeitenWahrend die Arbeiter und die Gewerkschaften wegen des Mangels an Arbeitskraften aufgewertet wurden erlebten vor allem die kleineren Angestellten einen deutlichen Ruckgang ihrer Einkommen Von 1914 bis 1916 sank ihr Gehalt um 20 bis 25 Prozent wegen der parallelen Teuerung war der tatsachliche Kaufkraftverlust noch grosser Zwar steigerte sich in den letzten Kriegsjahren das Einkommen uber das Vorkriegsniveau ohne die Teuerung damit auszugleichen wahrend die Arbeiter noch grossere Zuwachse verzeichneten So verstarkte sich die soziale Nivellierung der Gruppe der kleineren Angestellten und der Arbeiterschaft was sich unter anderem in der Grundung dreier gewerkschaftsahnlicher Angestellten Dachverbande ausdruckte Der Mangel an mannlichen fuhrte zur vermehrten Einstellung von weiblichen Arbeitskraften die oft nur kurz angelernt die vorher von Mannern ausgeubten Tatigkeiten ubernehmen mussten und konnten Die Frauenemanzipation wurde dadurch als soziale Frage noch brennender erhielt zugleich aber einen grossen Schub da deutlich wurde dass viele vorher mannlichen Arbeitskraften vorbehaltene Tatigkeiten auch von Frauen ausgeubt werden konnten Strassen und Eisenbahnfahrer und kondukteure Handlungsgehilfen Burokrafte Lehrer Bandarbeiter Die Beamten insbesondere in hoheren Positionen verzeichneten starke Einkommensverluste Das Realeinkommen der hoheren Beamten sank bis 1918 auf 47 Prozent der mittleren auf 55 Prozent der unteren auf 75 Prozent des Vorkriegsniveaus Ein Grund dafur war die unflexible Reaktion des Staats auf die Teuerung Zudem besassen die Beamten die nicht streiken durften keine Druckmittel 1917 wurde erstmals die Beamtenbesoldung nach sozialen Gesichtspunkten eingefuhrt Die Beamten reagierten mit Politisierung und Organisierung 1918 entstand der Deutsche Beamtenbund aus kleineren Verbanden Handwerker und Handler litten darunter dass ihre Kleinbetriebe meist als nicht kriegswichtig eingestuft wurden und kaum Rohstoffe und Arbeitskrafte erhielten Deshalb schlossen sie sich in grosseren Genossenschaften zusammen und versuchten gemeinsam Heeresauftrage zu erhalten Eine Minderheit der Handwerker naherte sich der Linken an die Mehrheit suchte als Produzenten von Vor und Zwischengutern sowie in ihrer Verbandsstruktur Kontakt zur Grossindustrie Siehe auch BearbeitenWirtschaft im Nationalsozialismus Sozial und Wirtschaftsgeschichte Bayerns im Ersten Weltkrieg ReichswirtschaftsgerichtLiteratur BearbeitenSarah Hadry Markus Schmalzl Munchen hungert Weltkrieg und Ernahrungskrise 1916 1924 Eine Ausstellung der Bayerischen Archivschule Hg von der Generaldirektion der staatlichen Archive Bayerns Munchen 2012 OCLC 780103543 Sandro Fehr Die Stickstofffrage in der deutschen Kriegswirtschaft des Ersten Weltkriegs und die Rolle der neutralen Schweiz Nordhausen 2009 ISBN 978 3 88309 482 3 Weblinks BearbeitenHans Peter Ullmann Organization of War Economies Germany in 1914 1918 online International Encyclopedia of the First World War ed by Ute Daniel Peter Gatrell Oliver Janz Heather Jones Jennifer Keene Alan Kramer and Bill Nasson issued by Freie Universitat Berlin Berlin 2014 doi 10 15463 ie1418 10123 Einzelnachweise Bearbeiten Friedrich Wilhelm Henning Das industrialisierte Deutschland 1914 bis 1976 2 Auflage Paderborn 1974 S 32 Friedrich Wilhelm Henning Das industrialisierte Deutschland 1914 bis 1976 2 Auflage Paderborn 1974 S 42 43 Christine Strotmann Nitrogenous Fertilisers in Germany Paths of Distribution from Chile Saltpetre to Haber Bosch Ammonia and Cyanamide ca 1914 1930 In Jahrbuch fur Wirtschaftsgeschichte Band 62 Nr 1 30 April 2021 S 163 f doi 10 1515 jbwg 2021 0007 Ute Daniel Der Krieg der Frauen 1914 1918 Zur Innenansicht des Ersten Weltkrieges in Deutschland In Gerhard Hirschfeld Gerd Krumeich Irina Renz Hrsg Keiner fuhlt sich hier mehr als Mensch Erlebnis und Wirkung des Ersten Weltkriegs Klartext Verlag Essen 1993 S 132 137 Julia Paulus Die Mobilmachung des Heimatheeres Zur Geschlechter un ordnung im Ersten Weltkrieg In An der Heimatfront Westfalen und Lippe im Ersten Weltkrieg Munster 2014 S 54 73 Elke Koch Jeder tut was er kann furs Vaterland Frauen und Manner an der Heilbronner Heimatfront In Gerhard Hirschfeld Gerd Krumeich Dieter Langewiesche Hans Peter Ullmann Hrsg Kriegserfahrungen Studien zur Sozial und Mentalitatsgeschichte des Ersten Weltkrieges Klartext Verlag Essen 1997 S 36 Jochen Oltmer Unentbehrliche Arbeitskrafte Kriegsgefangene in Deutschland 1914 1918 In Ders Hrsg Kriegsgefangene im Europa des Ersten Weltkrieges Paderborn 2006 S 68 f Ulrich Herbert Zwangsarbeit als Lernprozess Zur Beschaftigung auslandischer Arbeiter in der westdeutschen Industrie im ersten Weltkrieg In Archiv fur Sozialgeschichte 14 1984 S 285 304 Jens Thiel Menschenbassin Belgien Anwerbung Deportation und Zwangsarbeit im Ersten Weltkrieg Klartext Essen 2007 Christian Westerhoff Zwangsarbeit im Ersten Weltkrieg Rekrutierung von Arbeitskraften aus Polen und dem Baltikum fur die deutsche Kriegswirtschaft 1914 1918 In Dieter Bingen Peter Oliver Loew Nikolaus Wolf Hrsg Interesse und Konflikt Zur politischen Okonomie der deutsch polnischen Beziehungen 1900 2007 Wiesbaden 2008 S 143 163 Alan Kramer Kriegsrecht und Kriegsverbrechen In Gerhard Hirschfeld Gerd Krumeich Irina Renz Hrsg Enzyklopadie Erster Weltkrieg Ferdinand Schoningh Paderborn 2003 ISBN 3 506 73913 1 S 281 292 hier S 285 Anna Roehrkohl Hungerblockade und Heimatfront Die kommunale Lebensmittelversorgung in Westfalen wahrend des Ersten Weltkrieges Stuttgart 1991 S 18 Christine Strotmann Nitrogenous Fertilisers in Germany Paths of Distribution from Chile Saltpetre to Haber Bosch Ammonia and Cyanamide ca 1914 1930 In Jahrbuch fur Wirtschaftsgeschichte Band 62 Nr 1 30 April 2021 S 165 ff doi 10 1515 jbwg 2021 0007 Christine Strotmann Nitrogenous Fertilisers in Germany Paths of Distribution from Chile Saltpetre to Haber Bosch Ammonia and Cyanamide ca 1914 1930 In Jahrbuch fur Wirtschaftsgeschichte Band 62 Nr 1 30 April 2021 S 169 doi 10 1515 jbwg 2021 0007 Martin H Geyer Hindenburg Programm In Gerhard Hirschfeld u a Hrsg Enzyklopadie Erster Weltkrieg 2 Auflage Paderborn 2004 S 557 Christine Strotmann Nitrogenous Fertilisers in Germany Paths of Distribution from Chile Saltpetre to Haber Bosch Ammonia and Cyanamide ca 1914 1930 In Jahrbuch fur Wirtschaftsgeschichte Band 62 Nr 1 30 April 2021 S 170 doi 10 1515 jbwg 2021 0007 Christine Strotmann Nitrogenous Fertilisers in Germany Paths of Distribution from Chile Saltpetre to Haber Bosch Ammonia and Cyanamide ca 1914 1930 In Jahrbuch fur Wirtschaftsgeschichte Band 62 Nr 1 30 April 2021 S 171 f doi 10 1515 jbwg 2021 0007 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutsche Wirtschaftsgeschichte im Ersten Weltkrieg amp oldid 239280466