www.wikidata.de-de.nina.az
Das Konigreich Bayern war 1914 Teil des Deutschen Reiches hatte dabei zwar Sonderrechte war aber kein souveraner Staat mehr So hatte beispielsweise damals die Regierung nur im Friedensfall den Befehl uber die Bayerische Armee und musste auch die Bundnisverpflichtungen des Deutschen Reiches die zum Ersten Weltkrieg fuhrten mittragen Bereits vor dem Ersten Weltkrieg bestanden in Bayern eine Vielzahl ungeloster Probleme Dazu zahlten nicht nur die Krise der bayerischen Monarchie die deren Akzeptanz in der Bevolkerung deutlich schwinden liess sondern auch ein zunehmender politischer Einfluss der Burokratie das Wachsen von im damaligen Verfassungsrecht jedoch nicht berucksichtigten politischen Parteien und die neu aufstrebende Frauenbewegung Ausschlaggebend fur die nach dem Krieg auftretenden Umbruche war aber dennoch die desastrose wirtschaftliche und soziale Lage die an Harte mit zunehmender Kriegsdauer immer weiter zunahm Nachhaltig wurde dabei das Vertrauen der Menschen in den Staatsapparat erschuttert was letztlich dazu fuhrte dass noch vor dem offiziellen Kriegsende die Monarchie in Bayern abgesetzt und der Freie Volksstaat Bayern unter Kurt Eisner als erstem Ministerprasidenten der bayerischen Republik ausgerufen worden war zur Wirtschaftslage des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg siehe Hauptartikel Deutsche Wirtschaftsgeschichte im Ersten Weltkrieg Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Militar 3 Folgen des Hindenburg Programms 4 Lage der Bevolkerung zum Ende des Ersten Weltkrieges 5 Folgen 6 Literatur 7 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenBayern war als 1870 dem Norddeutschen Bund beigetreten Dabei hatte es zwar grundsatzlich seine Souveranitatsrechte verloren ihm waren aber einige Sonderrechte wie beispielsweise der Vorsitz im Bundesratsausschuss fur auswartige Angelegenheiten die Aufrechterhaltung eines eigenstandigen Gesandtschaftswesens und die so genannten Reservatrechte zugestanden worden 1 Der Erste Weltkrieg war also der erste Krieg bei dem die bayerische Feldarmee nicht auch unter dem eigenen Oberbefehl stand 2 Schon einige Zeit vor dem Weltkrieg war auch die bayerische Monarchie insbesondere aufgrund der Geistesschwache ihrer Oberhaupter Ludwig II Otto I in einer Krise wodurch nicht nur deren Akzeptanz in der Bevolkerung beschadigt sondern auch die politische Stellung Bayerns insgesamt geschwacht wurde Innenpolitisch errang nicht nur die Burokratie in Bayern mehr Einfluss als ihr nach der Verfassung zustand es entstanden auch zunehmend einflussreiche politische Parteien die die Verfassung ebenfalls nicht berucksichtigte Auch blieben soziale Fragen die mit der zunehmenden Industrialisierung aufgekommen waren ebenso ungelost wie der Umgang mit dem Verlangen der Arbeiter nach mehr Einfluss in der Gesellschaft und der neu aufstrebenden Frauenbewegung Militar BearbeitenDer Erste Weltkrieg unterschied sich in vielerlei Hinsicht von fruheren europaischen Kriegen Schon vom Ausmass her war die personelle Mobilmachung der Wehrpflichtarmee des Jahres 1914 nicht mehr mit 1870 vergleichbar Neben der Reserve wurden die Landwehr sowie bald der Landsturm also die bis 45 Jahrigen einberufen Das bayerische Heer umfasste nach dem Friedensstand etwas uber 87 000 Mann das Feldheer bereits bei Kriegsbeginn uber 278 000 Wie unmittelbar sich allein diese erste Vermehrung der Armee auf die Wirtschaft auswirken musste zeigt sich noch deutlicher bei der Zahl der Pferde damals noch ein wesentlicher Faktor im Bereich der Wirtschaft Der Friedensstand von etwa 19 000 wurde bei Kriegsbeginn auf uber 81 000 erhoht Zum Ende des Krieges belief sich die Truppenstarke auf etwa 900 000 Soldaten Die Bayerische Armee hatte nicht nur an der Westfront gekampft ihre Einheiten waren auch in Ungarn Russland Syrien Palastina und der Ukraine eingesetzt worden 3 Bei Kriegsende hatten dann etwa 15 bis 20 der gesamten Bevolkerung Bayerns das Feldheer durchlaufen wogegen fur fruhere Kriege ein Satz von hochsten 3 angenommen werden kann Der Personalbedarf des Heeres fuhrte dazu dass beispielsweise in Augsburg ab Sommer 1917 auch die gymnasiale Ausbildung nur noch deutlich eingeschrankt moglich war da bereits auch die Schuler der Unterprima eingezogen oder zu regelmassigen Arbeitsdiensten verpflichtet waren 4 Zum Ende des Krieges hatte das bayerische Heer etwa 200 000 Gefallene zu beklagen und allein aus Munchen etwa 13 000 aus Augsburg 3 577 und aus Furth 1 835 5 6 Folgen des Hindenburg Programms BearbeitenDie Ablosung Falkenhayns durch Erich Ludendorff und Paul von Hindenburg am 29 August 1916 3 OHL brachte einen Wechsel in der Politik der OHL gegenuber dem Bayerischen Kriegsministerium und der Wirtschaft Hindenburg und Ludendorff verkundeten am 31 August 1916 das Hindenburg Programm das drastische Massnahmen zur Steigerung der Wirtschaftskraft verlangte Dieses von Hindenburg und Ludendorff eingerichtete Programm entsprach einer Militardiktatur 4 Schon vor Ausbruch des Krieges war das Vertrauen der Menschen in den Staatsapparat erschuttert So blieb es nicht aus dass die Folgen des Hindenburg Programms das nicht nur fur die Wirtschaft insbesondere Schwer und Rustungswirtschaft sondern auch fur die Soldaten und Arbeiter spurbar war ihr Ubriges dazu taten Denn zur Steigerung der Produktion war es unumganglich aus den Armeen eine Fulle von Facharbeitern herauszuziehen Aber auch damit war der Bedarf noch langst nicht gedeckt Der Einsatz von Frauen in der Industrie stieg weiter an Das Gesetz uber den vaterlandischen Hilfsdienst vom 5 Dezember 1916 setzte einen allgemeinen Arbeitszwang fest Auch mussten Kriegsgefangene und tausende belgische Zwangsarbeiter in der Rustungsindustrie eingesetzt werden Zur gleichen Zeit wurde das Kriegsamt unter Wilhelm Groener neugeschaffen Ihm unterstanden die Kriegsrohstoffabteilung KRA Major Koeth das Kriegsersatz und Arbeits Departement das Waffen und Munitions Beschaffungsamt Wumba in dem die Feldzeugmeisterei aufging das Bekleidungs Beschaffungsamt die Abteilung fur Einfuhr und Ausfuhr sowie die Abteilung fur Volksernahrung Das Amt kam also der von Ludendorff forcierten Ausweitung des Kriegs zu einem totalen Krieg ebenso entgegen wie der Aushohlung des preussischen Kriegsministerium durch den Entzug von Kompetenzen Als rechtliche Grundlagen fur das staatliche bzw militarische Vorgehen diente im rechtsrheinischen Bayern das Gesetz uber die Verhangung des Kriegszustandes von 1912 das im Kriegsfall die gesamte Exekutive den Kommandierenden Generalen der drei Armeekorps ubertrug die ihrerseits wieder dem Befehlshaber des Besatzungsheeres dem Kriegsminister unterstanden In Preussen und in der bayerischen Rheinpfalz galten in gleicher Funktion Gesetze uber den Belagerungszustand Lage der Bevolkerung zum Ende des Ersten Weltkrieges Bearbeiten nbsp Rationsmarken fur BrotAuf kommunaler bzw Bezirksamtsebene wurden die Kommunalgesellschaften eingerichtet die Ernahrung und Versorgung sicherstellen sollten allerdings kaum Steuerungsmoglichkeiten hatten Im Gegenteil waren sie es die den wachsenden Arger und die Wut der Bevolkerung insbesondere uber die ungenugende Versorgungslage zu spuren bekamen In Augsburg lag beispielsweise ab Mitte 1917 die tagliche Ration Brot bei 170 g an Milch bei 125 ml und Fett Kartoffeln und Zucker fehlten weitgehend 4 Denn es war in diesem Krieg ganz typisch dass fur die Bevolkerung die Verantwortung fur die zunehmenden wirtschaftlichen Probleme in erster Linie bei der nachstgelegenen kriegsgeborenen Verwaltung lag also beim Kommunalverband der Stelle mit der sie am ehesten zu tun hatte Hoher hinauf wurden noch die bayerischen Ministerien gesehen aber diese waren fur einen grossen Teil der Bevolkerung schon im vollen Wortsinn weit entruckt in Munchen Die bauerliche und kleinburgerliche Bevolkerung sah nicht oder wollte nicht die Abhangigkeit ihrer Lage von den grossen politischen und militarischen Konstellationen sehen Je mehr sich die Lage verschlechterte desto mehr wurde die Schuld oben gesucht wobei dieses oben einerseits personalisiert wurde und Konig und Konigin Millibauer 7 Topfenresel meinte andererseits sich auf die bosen Preussen konzentrierte die die braven Bayern in einen Krieg gezwungen hatten und ihnen jetzt auch noch die wenigen Lebensmittel raubten Ludwig III wurde zudem als Hindernis fur einen Friedensprozess gesehen betrieb er doch auch wahrend des Ersten Weltkrieges ungeruhrt Interessenpolitik zu seinen eigenen Gunsten 7 Folgen BearbeitenIn der Industriestadt Furth beispielsweise sank die Einwohnerzahl von Beginn zum Ende des Krieges von etwa 70 800 auf etwa 55 400 Mehr als 1 800 Einwohner der Stadt kamen als Soldaten ums Leben 6 Der Grossteil der Soldaten der bayerischen Armee blieb zwar bis nach Ende des Krieges diszipliniert insgesamt begann aber die Fuhrung der Armee in den letzten Wochen des Krieges den Verantwortlichen zunehmend zu entgleiten Insbesondere in Ersatztruppenteilen garte es und nach der Demobilisierung schlossen sich etliche Soldaten Freikorpsverbanden an 3 Knapp eine Woche 7 November 1918 vor dem offiziellen Kriegsende war die Monarchie in Bayern friedlich abgesetzt und der Freistaat Bayern Zitat 8 Ursprunglich bedeutete Freistaat die Freiheit vom deutschen Reich unter Kurt Eisner als erstem Ministerprasidenten der bayerischen Republik ausgerufen worden Wesentliche Ziele der Bewegung waren es eine Beendigung des Krieges herbeizufuhren und Bayern in eine parlamentarische Demokratie zu verwandeln Eisner setzte sich in Berlin gegen die zentralistische Staatsauffassung ein und wollte erreichen dass Bayern seinen bisherigen Status im Deutschen Reich Erhalt der Reservatrechte behielt Die Wirren der Nachkriegszeit waren jedoch so nachhaltig dass er vor Abschluss der Verhandlungen ermordet wurde Die anschliessend ausgerufene Bayerische Raterepublik jedoch leistete dem ohne ihn verhandelten Entwurf der Weimarer Verfassung keinen Widerstand so dass Bayern anschliessend im Nachkriegsdeutschland sowohl innen als auch aussenpolitisch nur noch marginale Bedeutung zukam Bis zum Ausbruch der Nazidiktatur versuchten bayerische Politiker erfolglos nachzubessern insbesondere auch weil die Weimarer Republik bei der bayerischen Bevolkerung nur wenig akzeptiert war 8 9 Literatur BearbeitenGerald D Feldman Armee Industrie und Arbeiterschaft in Deutschland 1914 bis 1918 J H W Dietz Berlin 1985 Sarah Hadry Markus Schmalzl Munchen hungert Weltkrieg und Ernahrungskrise 1916 1924 Eine Ausstellung der Bayerischen Archivschule Generaldirektion der staatlichen Archive Bayerns Munchen 2012 Jurgen Kocka Klassengesellschaft im Krieg Deutsche Gesellschaft 1914 1918 2 Auflage Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1978 Roger Chickering Imperial Germany and the Great War 1914 1918 Cambridge University Press 2001 ISBN 0 521 56754 8 Der Erste Weltkrieg Wirkung Wahrnehmung und Analyse Im Auftrag des Militargeschichtlichen Forschungsamtes herausgegeben von Wolfgang Michalka Piper Munchen 1994 Kriegsende 1918 Ereignis Wirkung Nachwirkung Beitr zur Militargeschichte 53 Im Auftrag des Militargeschichtlichen Forschungsamtes herausgegeben von Jorg Duppler und Gerhard P Gross Oldenbourg Munchen 1999 Wolfgang Kruse Hrsg Eine Welt von Feinden Der Grosse Krieg 1914 1918 Fischer Frankfurt am Main 1997 Regina Roth Staat und Wirtschaft im Ersten Weltkrieg Kriegsgesellschaften als kriegswirtschaftliche Steuerungsinstrumente Duncker amp Humblot Berlin 1997 Benjamin Ziemann Front und Heimat Landliche Kriegserfahrung im sudlichen Bayern 1914 1923 Klartext Essen 1997 Christoph Jahr Gewohnliche Soldaten Desertion und Deserteure im deutschen und britischen Heer 1914 1918 Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft Band 123 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1998 Katja Mitze Das Kriegsgefangenenlager Ingolstadt wahrend des Ersten Weltkriegs Dissertation de Berlin 2000 ISBN 3 89825 098 9 Einzelnachweise Bearbeiten Vertrag mit Bayern Fassung vom 23 November 1870 Bekanntmachung 31 Januar 1871 In Deutsches Reichsgesetzblatt Band 1871 Nr 5 S 9 26 Wikisource P Henssler Reservatrechte In Historisches Lexikon Bayerns 13 September 2010 abgerufen am 25 Oktober 2011 a b Kai Uwe Tapken Demobilmachung 1918 1919 militarisch In Historisches Lexikon Bayerns 1 Marz 2011 abgerufen am 25 Oktober 2011 a b c Alltag im 1 Weltkrieg Ausgewahlte Aspekte Memento des Originals vom 2 Oktober 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www stadtarchiv augsburg de Stadtarchiv Augsburg abgerufen am 25 Oktober 2011 Gefallenenehrenmal Munchen Bayerischer Soldatenbund abgerufen am 25 Oktober 2011Friedrichfranz Feeser Das Bayernbuch vom Weltkriege 1914 1918 Stuttgart 1930 S 183 Bayer Kriegsarchiv Die Bayern im Grossen Kriege 1914 1918 Munchen 1923 S 595 Alltag im 1 Weltkrieg Ausgewahlte Aspekte Memento des Originals vom 2 Oktober 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www stadtarchiv augsburg de Stadtarchiv Augsburg abgerufen am 25 Oktober 2011 a b P Frank Die Further Kriegsopfer des Ersten Weltkrieges 1914 1918 PDF 1 1 MB Stadtheimatpflege Furth abgerufen am 25 Oktober 2011 a b E Ursel Die bayerischen Herrscher von Ludwig I bis Ludwig III im Urteil der Presse nach ihrem Tode Bande 10 12 Band 11 von Beitrage zu einer historischen Strukturanalyse Bayerns im Industriezeitalter Duncker amp Humblot 1974 ISBN 3 428 03160 1 S 168 books google de a b J Merz Freistaat Bayern In Historisches Lexikon Bayerns 3 Juli 2011 abgerufen am 25 Oktober 2011 B Grau Revolution 1918 1919 In Historisches Lexikon Bayerns 17 Januar 2011 abgerufen am 25 Oktober 2011 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sozial und Wirtschaftsgeschichte Bayerns im Ersten Weltkrieg amp oldid 233828779