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Die Christuskirche ist das Gotteshaus der Deutschen Evangelischen Gemeinde in Paris 25 rue Blanche 9 Arrondissement Sie wurde 1894 errichtet Christuskirche 25 Rue BlancheInnenraum Blick zum AltarInnenraum Blick zur Orgel Inhaltsverzeichnis 1 Gemeinde 2 Geschichte 2 1 Die Anfange der deutschsprachigen evangelischen Gemeinden in Paris 1626 1798 2 2 Eine deutsch franzosisch lutherische Kirche im 19 Jahrhundert 2 3 Die deutsche Kirche im Wechselspiel der Geschichte des 20 Jahrhunderts 3 Orgel 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGemeinde BearbeitenIm Jahr 2006 zahlte die Gemeinde 329 Haushalte zu ihren eingeschriebenen Mitgliedern und 120 Freunde aus der gesamten Region Ile de France die teilweise lange Wege in Kauf nehmen um an dem sonntaglichen Gottesdienst oder sonstigen Veranstaltungen teilzunehmen Entsprechend lang und beschwerlich sind die Anfahrtswege der Pfarrer oder der Besuchsdienste zu den oft notwendigen Hausbesuchen Die Finanzierung der Gemeinde ist grundsatzlich anders als in Deutschland da es in Frankreich keine Kirchensteuer gibt Gemass dem franzosischen Gesetz zur Trennung von Kirche und Staat sind die Kirchen in Frankreich Freiwilligkeitskirchen und mussen sich selbst finanzieren Das gilt auch fur die Christuskirche allerdings bekommt sie Zuschusse von der Evangelischen Kirche in Deutschland die einen kleinen Teil der Ausgaben decken Die Eigenfinanzierung besteht im Wesentlichen aus Beitragen und Spenden der Mitglieder und der Sympathisanten Letztere die Freunde der Christuskirche erhalten gegen einen geringen Betrag das regelmassig erscheinende Gemeindeblatt und weitere Informationen der Kirche Des Weiteren werden die Kirche und die Gemeindesale fur Musikaufnahmen Konzerte und Chorproben vermietet Auch der jahrliche Weihnachtsbasar bringt eine wichtige Zusatzeinnahme Die Aufwendungen bestehen unter anderem in den Gehaltern fur Pfarrer und Sekretariat der Unterhaltung der Gebaude und der Diakonie sowie der Herstellung des Gemeindebriefes Geschichte BearbeitenDie Anfange der deutschsprachigen evangelischen Gemeinden in Paris 1626 1798 Bearbeiten Die Anfange der deutschsprachigen evangelischen Gemeinden in Paris gehen auf die schwedische Botschaft in Paris zuruck In Frankreich war evangelischer Gottesdienst nach dem von Heinrich IV erlassenen Toleranzedikt von Nantes von 1598 nur an bestimmten Orten moglich in Paris aber verboten Evangelische Diplomaten Adlige Kaufleute und Studenten trafen sich daher auf dem exterritorialen Gelande der Schwedischen Gesandtschaft um in der Sprache Luthers auf Deutsch Gottesdienst zu feiern Der erste Pfarrer Jonas Hambraeus kummerte sich aber auch um die zahlreichen Deutschen vor allem die Fluchtlinge des Dreissigjahrigen Krieges 1679 wurde daraus eine offizielle Gemeinde noch immer unter dem Schutz der schwedischen Botschaft zumal nachdem Ludwig XIV 1685 das Toleranzedikt Heinrichs IV mit dem Edikt von Fontainebleau widerrufen hatte Mit der Gemeindegrundung versuchte man drei Probleme der evangelischen Emigranten zu losen Durch eine Armenkasse half man den Bedurftigen die von katholischen Institutionen nichts zu erwarten hatten man organisierte eine Krankenpflege fur diejenigen die wegen ihrer Konfession in kein Krankenhaus aufgenommen wurden man regelte die Bestattung der Verstorbenen die auf den katholischen Friedhofen keinen Platz bekamen Mit der Vertreibung der Hugenotten der franzosischen Reformierten aus Frankreich anderte sich die soziale Struktur der deutschsprachigen Gemeinde Nach dem Tod Ludwigs XIV 1715 kamen viele evangelische Handwerker und Facharbeiter nach Paris um die vertriebenen oder ermordeten Hugenotten zu ersetzen 1711 gewahrte der schwedische Konig der Gemeinde daher den Status einer ordentlichen Gemeinde er bezahlte fortan den meist deutschen Pfarrer Der elsassische Theologe und Historiker Baer steht fur den Aufstieg der Gemeinde Trotz der Rechtslage entstand 1743 ein lutherisches Krankenhaus die Toten konnten auf dem protestantischen Friedhof fur Auslander offiziell bestattet werden ab 1743 fand als Zeichen der Integration in die Gesellschaft einmal im Monat auch ein Gottesdienst in franzosischer Sprache statt Baer wurde von Ludwig XV sogar geadelt Neben die Gemeinde in der schwedischen Botschaft trat bald eine zweite deutschsprachige Gemeinde in der danischen Botschaft zu der sich eher die evangelischen Arbeiter und das Dienstpersonal in Paris hielten Der schwedische Zweig der Kirche geriet als vermeintlicher Anhanger der Royalisten in die Wirren der franzosischen Revolution 1789 die danische Kapelle blieb davon unberuhrt Die Revolution erleichterte die Einburgerung von Auslandern und legalisierte den Protestantismus Eine deutsch franzosisch lutherische Kirche im 19 Jahrhundert Bearbeiten Durch die Annexion des wurttembergisch evangelischen Mompelgard Montbeliard durch Napoleon stieg der protestantische Anteil der sonst nur in Elsass Lothringen vorhandenen evangelischen Bevolkerung Durch die articles organiques von 1802 garantierte Napoleon Religionsfreiheit Die lutherische Kirche wurde anerkannte Staatskirche und der Pfarrer Beamter Die Gemeinde erhielt die ehemalige Klosterkirche Les Billettes im Marais Viertel in Paris diese Kirche mit Paris altestem heute vorhandenem Kreuzgang ist bis heute eine lutherische Kirche Die Kirchenverwaltung und eine theologische Fakultat wurden in Strassburg eingerichtet Ab 1821 wurde die Zahl der deutschen Einwanderer so gross dass an jedem Sonntag auch ein deutscher Gottesdienst gefeiert wurde Gleichwohl ist das 19 Jahrhundert ein Jahrhundert der langsamen Trennung des deutschen vom franzosischen Teil in dieser lutherischen Kirche Unter dem Burgerkonig Louis Philippe dessen Schwiegertochter und damit potentiell zukunftige Konigin Helene zu Mecklenburg Schwerin eine lutherische Prinzessin war erlebte die Kirche ihre Blutezeit 1843 wurde die reprasentative Kirche Redemption Erloserkirche in der rue Chauchat im 9 Bezirk eingeweiht sie ist heute Sitz der lutherischen Kirche in Frankreich Auch Baron Haussmann der als Prafekt der Seine Region Paris durch eine radikale Umgestaltung sein heutiges Gesicht gab war Mitglied dieser Gemeinde Mit der Revolution von 1848 endete diese Blute Aus politischen und okonomischen Grunden zogen Tausende Deutsche nach Paris 1848 lebten etwa 67 000 Deutsche in der Hauptstadt Die Strassenkehrer etwa rekrutierten sich fast ausschliesslich aus Hessen Die soziale Not war gross die Industrialisierung zog Arbeiter und Tagelohner an die in Elendsquartieren hausten Die Erweckungsbewegung versuchte der seelischen und sozialen Not zu begegnen Pfarrer Meyer grundete mit der Mission evangelique parmi les Allemands eine erste diakonische Einrichtung die von Deutschland aus mitgetragen wurde Von 1858 bis 1864 wirkte der grosse Organisator der Diakonie Friedrich von Bodelschwingh als Pfarrer in Paris Er sammelte die verelendeten Arbeiter und vor allem ihre Kinder baute Schulen Einrichtungen und fur die verarmten deutschen Einwanderer im Nordosten die Hugelkirche die heute eine orthodoxe Kirche ist und die Kirche Ascension Himmelfahrt in Batignolles die 1866 eingeweiht wurde Mit dem deutsch franzosischen Krieg 1870 71 verstarkte sich die Ablosung des deutschen Zweiges der lutherischen Kirche vom franzosischen Die Grunde reichen weit ins 19 Jahrhundert zuruck Die Integration der deutschen Einwanderer blieb vor allem sprachlich schwierig Die deutschen Pfarrer konnten keine Beamten werden und blieben damit immer Hilfspfarrer Die Frage nach der Gottesdienstsprache blieb offen zeitversetzt wurde er auf franzosisch dann auf deutsch gefeiert Die Deutschen furchteten dass sich die jungen Leute durch zu viel Franzosisch kulturell und religios ihren Wurzeln entfremden wurden Die Mission allemande stand organisatorisch neben dem Konsistorium Kirchenverwaltung und wurde zunehmend zum Instrument deutscher Interessen Die Niederlage Frankreichs im Krieg 1871 brachte den endgultigen Bruch Durch die Annexion Elsass Lothringens verlor die lutherische Kirche Frankreichs 90 Prozent ihrer Mitglieder theologische Fakultat und Oberkonsistorium Kirchenleitung in Strassburg die seither die eigenstandige Kirche A B von Elsass und Lothringen bilden viele frankophone Lutheraner flohen aus dem Elsass nach Paris Schon 1870 mussten die meisten Deutschen Paris verlassen viele kehrten 1871 nicht zuruck Die diakonische Arbeit hatte sich in eine Mission interieure innere Mission fur die Franzosen und einen von Deutschland aus organisierten und finanzierten Deutschen Hilfsverein gespalten Die Besitzverhaltnisse waren unklar Welchem Gemeindeteil gehorten die von Bodelschwingh gegrundeten Kirchen 1879 wurde ein Kompromiss erzielt der aber nur provisorisch war Ab 1888 verfolgte der neue deutsche Kaiser Wilhelm II eine aggressive Aussenpolitik Die deutsche Gemeinde sollte national ausgerichtet selbstbewusst und selbstandig werden Seine Anhanger betrieben daher den Aufbau einer organisatorisch unabhangigen Gemeinde im Herzen von Paris Wegen des Streits um die Gottesdienstzeiten in den Kirchen Redemption und Les Billettes betrieb man den Bau einer eigenen Kirche der Christuskirche in der Rue Blanche die 1894 fast ganz ohne franzosische Beteiligung eingeweiht wurde Die deutsche Kirche im Wechselspiel der Geschichte des 20 Jahrhunderts Bearbeiten Bis es 1905 durch das Gesetz zur Trennung von Kirche und Staat zur strikten Trennung von Kirche und Staat laicite kam blieb die Gemeinde formal Teil der lutherischen franzosischen Konsistorialkirche Ab 1905 war sie wie alle Kirchen in Frankreich ein eigener Kultverein association cultuelle Nach innen war die Christuskirche am Anfang des 20 Jahrhunderts eine rein deutsche Kirche die sich als konfessionelle aber auch nationale Heimat in der Fremde verstand und alle sozialen und diakonischen Aufgaben selbstandig organisierte 1911 wurde vor die Kirche das bis heute bestehende Gemeindehaus mit Salen Buro und Pfarrwohnung gebaut Die Hugelkirche in La Villette und die Billettes Kirche gehorten weiterhin zur deutschen Gemeinde die drei Pfarrbezirke umfasste Das Leben der deutschen evangelischen Gemeinde war gemass dem Gesetz von 1905 weitgehend in Vereinen organisiert Es existierten ein Heim fur junge Frauen und Madchen ein Lehrlingsclub ein Unterstutzungsverein fur die Deutsche Schule u a m Noch bis 1914 expandierte das Gemeindeleben Seit 1900 betreute der altpreussische Evangelische Oberkirchenrat EOK zentral fur alle deutschen Landeskirchen evangelische Kirchengemeinden von Auslandsdeutschen Der Einheit von Thron und Altar der Kaiser war als Konig von Preussen zugleich oberster Bischof der preussischen evangelischen Kirche und dem Patriotismus der Zeit folgend war die Gemeinde dieser Epoche eher deutsch als evangelisch lutherisch Entsprechend bedeutete der Kriegsausbruch 1914 das Ende der Gemeinde Die Kirchen wurden konfisziert die meisten Gemeindeglieder kehrten nach Deutschland zuruck alle Einrichtungen und Vereine wurden geschlossen Erst 1927 konnte Pfarrer Dahlgrun unter schwierigen Bedingungen die Gemeindearbeit wieder aufnehmen nach zahen schwierigen Verhandlungen der Botschaft unter Fursprache der franzosischen Protestanten und unter den Voraussetzungen des Versailler Vertrags und der inzwischen auch in Deutschland erfolgten Trennung von Staat und Kirche Auch in Deutschland mussten sich die Kirchen nach dem Ende des landesherrlichen Kirchenregiments nun in der Weimarer Republik 1918 selbst organisieren ohne die Landesherren als oberste Bischofe Ab 1929 wuchsen gegen den politischen Trend die Kontakte zu den franzosischen evangelischen Kirchen besonders unter den jungen Leuten Die Weltwirtschaftskrise aber traf auch die deutsche Gemeinde empfindlich Das Gemeindeleben beschrankte sich nun auf die Rue Blanche die anderen Kirchen wurden verkauft Die Zeit von 1933 bis 1945 war fur die Christuskirche eine ausserst ambivalente schwierige Phase Einerseits war die Gemeinde finanziell und personell vom Deutschen Evangelischen Kirchenausschuss abhangig der ab 1934 von den Deutschen Christen einer der NSDAP nahestehenden Bewegung in der evangelischen Kirche dominiert wurde Ab 1940 war die Gemeinde zudem Soldatengemeinde Andererseits beherbergte sie Fluchtlinge und Verfolgte des Naziregimes Die wunschenswerte Eindeutigkeit der Bekennenden Kirche war in Paris unmoglich 1945 erfolgte erneut der Zusammenbruch Die Deutschen verliessen die Stadt die Gebaude wurden erneut requiriert die Gemeinde aufgelost Glucklicherweise bezogen drei kirchliche Institutionen das Gebaude in der Rue Blanche das franzosische evangelische Fluchtlingshilfswerk CIMADE die schwedische Israelmission und die franzosische Seelsorge an evangelischen Auslandern Die gottesdienstliche soziale und seelsorgerliche Betreuung ubernahm der zweisprachige Bremer Pfarrer Franz de Beaulieu 1913 2007 Ab 1948 bundelte das Comite lutherien d Aide aux Refugies CLAIR das lutherische Hilfskomitee fur Fluchtlinge mit Hilfe des Lutherischen Weltbundes die Arbeit an den verbliebenen Deutschen Erst am 1 September 1954 wurde mit Pfarrer Dahlkotter die Gemeindearbeit offiziell wieder aufgenommen Die Gemeinde war vertraglich mit der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD aber nicht mehr mit einer lutherischen Landeskirche verbunden Sie wurde zur Heimat fur alle deutschsprachigen Christen evangelischer Bekenntnisse Mit der Verbesserung des deutsch franzosischen Verhaltnisses wurde auch die Arbeit leichter die Kirche entwickelte sich zur Brucke zwischen Deutschen und Franzosen wurde angeschlossenes Mitglied des Bundes evangelischer Kirchen in Frankreich der Federation protestante de France FPF Eigentumer der Gebaude ist die Gemeinde erst wieder seit 1984 Aus den zwei Pfarrstellen Paris West und Paris Zentrum sind inzwischen eineinhalb geworden seit 1987 versieht stets ein von der Gemeindeversammlung der freiwilligen und zahlenden Mitglieder direkt gewahltes Pfarrerehepaar den Dienst in der Christuskirche Organistin an der Christuskirche ist Helga Schauerte Maubouet 1 Orgel Bearbeiten nbsp Orgelprospekt mit Ruckpositiv nbsp SpielschrankDie Orgel wurde 1964 von der deutschen Orgelbaufirma Kleuker Brackwede erbaut Das Instrument hat 19 Register auf zwei Manualen und Pedal Die Spiel und Registertrakturen sind mechanisch 2 I Ruckpositiv C g3Gedackt 8 Rohrflote 4 Prinzipal 2 Quinte 1 1 3 Sesquialter IIScharff VHolzkrummhorn 8 Tremulant II Hauptwerk C g3Prinzipal 8 Rohrflote 8 Oktave 4 Koppelflote 4 Waldflote 2 Mixtur VITrompete 8 Pedal C f1Untersatz 16 Prinzipal 0 8 Oktave 0 4 Nachthorn 0 2 Fagott 16 Koppeln I II I P II PLiteratur BearbeitenWilhelm von der Recke Hrsg Fluctuat nec mergitur Deutsche Evangelische Christuskirche Paris 1894 1994 Beitrage zur Geschichte der lutherischen Gemeinden deutscher Sprache in Paris und in Frankreich Sigmaringen 1994 ISBN 3 7995 0412 5 Ludger Tewes Wehrmacht und Evangelische Kirche in Paris zur deutschen Besatzungszeit In Jurgen Barsch Hermann Josef Scheidgen Hrsg Historia magistra vitae Theologie und Hochschule 5 Gustav Siewerth Akademie Koln 2019 ISBN 978 3 945777 00 8 S 557 610 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Christuskirche Paris Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Kirchengemeinde Deutschsprachige Gemeinden in EuropaEinzelnachweise Bearbeiten Helga Schauerte auf der Website der deutschen Kirche Paris Christuskirche Informationen zur Orgel48 879444444444 2 3311111111111 Koordinaten 48 52 46 N 2 19 52 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Christuskirche Paris amp oldid 224432479