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Die Protestantische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses von Elsass und Lothringen franzosisch Eglise protestante de la Confession d Augsbourg d Alsace et de Lorraine EPCAAL ist eine lutherische Kirche mit Status einer Kirchlichen Korperschaft des offentlichen Rechts etablissement public du culte in Frankreich Die Kirche hat 210 000 Mitglieder Stand 2010 1 und gehort dem Lutherischen Weltbund an Zur EPCAAL gehoren Kirchengemeinden in den Departements Bas Rhin Haut Rhin historische Region Elsass und Moselle historischer Bezirk Lothringen in der Region Grand Est Das lutherische Consistoire superieur Oberkonsistorium in Strassburg1961 war sie Grundungsmitglied der Konferenz der Kirchen am Rhein Die erste Konferenz fand in ihrer Tagungsstatte Chateau du Liebfrauenberg in Gœrsdorf statt Seit 2006 ist sie Mitglied der Union Protestantischer Kirchen von Elsass und Lothringen Ausserdem ist sie eine der kirchlichen Organisationen der Federation protestante de France FPF d h des Protestantischen Bundes von Frankreich Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Kircheninspektionen 3 Kirchenprasidenten 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Hauptkirche St Thomas in StrassburgNach dem Konkordat von 1801 mit dem Vatikan erliess Napoleon durch die Organischen Artikel auch fur die Angehorigen nichtkatholischer Religionsgemeinschaften Calvinisten Juden Lutheraner vergleichbare Statuten die halbstaatliche Leitungsorgane Konsistorien vorsahen Am 8 April 1802 dekretierte Napoleon die Errichtung der 27 lutherischen Konsistorien die moglichst jeweils mehrere Kirchengemeinden mit zusammen mindestens 6 000 Seelen umfassen sollten Das Generalkonsistorium Consistoire generale mit Sitz in Strassburg im Elsass das zahlenmassig ein Zentrum des franzosischen Luthertums bildet war ihnen ubergeordnet So erhielt die Eglise de la Confession d Augsbourg de France die Grundzuge ihrer Verfassung 2 Auch die administrative Kirchenleitung das Directoire hatte seinen Sitz in Strassburg Mit dem Wachstum der Bevolkerung und der Migration v a zum Zwecke des Erwerbs entstanden auch in vormaligen Diasporagebieten lutherische Gemeinden entsprechend wurde die Zahl der lutherischen Konsistorien am 26 Marz 1852 auf 40 erhoht und das Generalkonsistorium wurde in Oberkonsistorium umbenannt Durch die Annexion des Elsasses und von Teilen Lothringens nach dem Deutsch Franzosischen Krieg 1870 bis 1871 kamen 286 000 franzosische Lutheraner und ihre Kirchenleitung an Deutschland 2 Die 45 000 in Frankreich verbleibenden Lutheraner bald auf 80 000 verstarkt durch lutherische Optanten aus dem Annexionsgebiet und andere Migranten 3 mussten sich neu organisieren 2 Johann Friedrich Bruch bereits seit 1849 Konsistorialrat beim Oberkonsistorium und seit 1866 Mitglied des Directoire erwarb sich besondere Verdienste beim Umbau der lutherischen Strukturen in Elsass Lothringen 4 Er sass der interimistischen Kirchenbehorde vor und setzte in dieser Stellung 1871 1872 die Etablierung der Kirche A B von Elsass und Lothringen durch 4 Seither beschrankte sich die Zustandigkeit von Oberkonsistorium und Direktorium directoire nur noch auf die lutherischen Kirchengemeinden im Elsass sowie im Bezirk Lothringen Dem Oberkonsistorium unterstehen heute 40 regionale Konsistorien allein im Elsass und im Moseldepartement 5 Im letzten Viertel des 19 Jahrhunderts nahmen die Querelen um die katholische Mitnutzung lutherischer Kirchengebaude zu 6 Auf Anordnung Ludwigs XIV von 1684 mussen alle lutherischen und reformierten Kirchengemeinden den Chor ihrer Kirchengebaude fur katholische Messen zur Verfugung stellen wenn in ihrem Pfarrbezirk keine katholische Kirche besteht aber mindestens sieben katholische Familien ansassig sind In den 1880er Jahren betraf das noch 120 reformierte und lutherische Kirchengemeinden 6 Von 1903 bis 1914 leitete Friedrich Curtius als Prasident das Direktorium der Kirche 1905 wurde er zudem zum Prasidenten des Oberkonsistoriums gewahlt 7 Gemeinsam mit Bischof Adolf Fritzen bemuhte sich Curtius die vielen Querelen um die Simultankirchen zu schlichten doch vergeblich 6 Die Streitigkeiten wurden vielfach erst dadurch gelost dass die katholischen Gemeinden eigene Pfarrkirchen bauten wodurch die Zahl der katholischen Mitnutzungen protestantischer Kirchengebaude bis 1914 auf 64 Falle reduziert werden konnte 6 Gemass der neuen Verfassung Elsass Lothringens von 1911 war der Oberkonsistorialprasident qua Amt Mitglied der ersten Kammer des Landtags Elsass Lothringens 8 Als die kaiserliche Verwaltung im Reichsland nach Kriegsausbruch 1914 Franzosisch als Predigtsprache im Gottesdienst verbot protestierte Curtius vergeblich und trat als Oberkonsistorialprasident zuruck 7 Die Kirche A B von Elsass und Lothringen und die Evangelisch Lutherische Kirche von Frankreich dieser Name ab 1906 blieben auch nach 1918 getrennt als Elsass Lothringen wieder an Frankreich kam Im Zuge des franzosischen Zentralismus gingen der Landtag und viele Ausserungsformen regionaler Identitatsstiftung verloren aber die Kirche blieb regional Bei der Uberfuhrung der Rechtsverhaltnisse der drei Departements Bas Rhin Haut Rhin und Moselle die das Gebiet des ehemaligen Elsass Lothringens bilden verfuhr die franzosische Republik nach dem Grundsatz dass alle deutschen Regelungen als regionale Besonderheiten fortbestehen Droit local en Alsace et en Moselle die als vorteilhafter angesehen wurden als die entsprechenden Regeln im ubrigen Frankreich 9 Im Zweiten Weltkrieg waren vor Einmarsch deutscher Truppen ins Elsass 1940 viele exponierte Vertreter der franzosischen Republik in westliche Teile Frankreichs geflohen so auch Kirchenprasident Robert Hœpffner ins Perigueux 10 Die deutsche Besatzung etablierte keine Militarregierung sondern unterstellte das Elsass der Zivilverwaltung des NSDAP Gaus Baden Elsass Das Moseldepartement wurde zum CdZ Gebiet Lothringen Die Kirche galt als potentieller Hemmschuh der Gleichschaltung Die EPCAAL wurde territorial aufgespalten 10 Die lutherischen Kirchengemeinden im CdZ Gebiet Lothringen wurden der evangelisch unierten deutschen Vereinigten protestantisch evangelisch christlichen Kirche der Pfalz einer zerstorten Landeskirche zugeschlagen und die lutherische Kirche im Elsass in Evangelisch lutherische Landeskirche des Elsass umbenannt 11 Die Besatzungsregierung ernannte am 26 Juni 1940 Charles Maurer Pastor in Schwindratzheim zum geschaftsfuhrenden Prasidenten der elsassischen lutherischen Kirche 10 Er war Redakteur des Wochenschrift Friedensbote und bei den elsassischen Autonomisten aktiv und nach Ausbruch des Krieges von den franzosischen Behorden als vermeintlich unsicherer Kantonist in Arches in Praventivhaft genommen worden mit Frankreichs Niederlage aber wieder freigekommen 10 Die Besatzungsregierung hob 1941 die Organischen Artikel auf stellte die Zahlung der Pastorensalare ein schloss die Bekenntnisschulen beendete den Religionsunterricht an den Schulen und zog das Vermogen kirchlicher Vereine und Stiftungen ein 10 Mit Unterstutzung des Martin Luther Bundes gelang es in Anlehnung an die Bekennende Kirche die Eingliederung der elsassischen lutherischen Kirche in die Deutsche Evangelische Kirche zu verhindern 10 Die elsassische lutherische Kirche hatte mit Finanznot und Pastorenmangel zu kampfen viele Pastoren waren im Exil im Westen oder Suden Frankreichs 10 Manche Werke aufgeloster Vereine und Stiftungen konnten in beschranktem Umfang unter dem Dach der Kirche fortgefuhrt werden vervielfaltigte Predigttexte wurden in Gottesdiensten ohne Pastoren vorgelesen Lesepredigten und Religionsunterricht wurde in Sonntagsschulen erteilt 10 Organe kollegialer Abstimmung wie die elsassischen lutherischen Konsistorien wurden ersetzt durch Fuhrerstrukturen die Dekanate mit nur einem Mann an der Spitze 10 Um der misstrauischen Beobachtung durch die Gestapo zu entgehen etablierten sich inoffizielle Kreise z B die Pfarrkonvente wo die wahren Probleme offen besprochen wurden 11 Maurer bewahrte teils erfolgreich die Habe exilierter Pastoren und Professoren vor dem Zugriff der Besatzungsmacht 11 Die seitens der Besatzer angebotene Ubernahme des katholischen Strassburger Munsters als lutherische Kirche schlug er als Versuch die Beziehungen der elsassischen Kirchen untereinander zu vergiften aus 11 Mit Verlagerung des Kampfgeschehens ins Elsass Ende 1944 zog Maurer sich von der Kirchenleitung zuruck 10 Am 1 Mai 1945 trat Hœpffner wieder in sein Amt 10 Maurer wurde 1947 verhaftet und 1948 als Kollaborateur verurteilt 11 Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es erneut das staatliche Bestreben die regionalen rechtlichen Besonderheiten zu beseitigen was aber letztlich unterblieb Im ubrigen Frankreich gilt seit 1905 der Laizismus als Staatsprinzip wahrend die anerkannten Religionsgemeinschaften der Calvinisten Juden Katholiken und Lutheraner im Elsass und im Departement Moselle fur sich den konkordataren Zustand von 1802 1904 mit den Organischen Artikeln aufrechterhalten konnten Das heisst sie sind staatlich kofinanziert nutzen zum Beispiel die Theologische Fakultat der staatlichen Universitat Strassburg und konnen staatlich kofinanzierte Konfessionsschulen betreiben Eine Fusion mit Religionsgemeinschaften im ubrigen Frankreich die der Laizitat unterliegen ware nur moglich wenn die Kirche A B ihr Staat Kirche Verhaltnis aufgabe Im 21 Jahrhundert werden noch um die 50 protestantische Kirchen im Elsass und dem Moseldepartement von katholischen Gemeinden simultan mitgenutzt Das Oberkonsistorium als Kirchenleitung setzt sich aus gewahlten und geborenen Mitgliedern zusammen die vor der formlichen Amtsubernahme vom Premierminister ernannt und dadurch bestatigt werden mussen Kircheninspektionen BearbeitenDie EPCAAL unterhalt sieben Inspections ecclesiastiques Kircheninspektionen mit Sitz in Bouxwiller Unterelsass Brumath Colmar im Oberelsass Dorlisheim La Petite Pierre Strassburg und Wissembourg im Elsass Kirchenprasidenten BearbeitenDie Kirchenprasidenten franzosisch president du Directoire und ihre Vizeprasidenten sind qua Amt Mitglieder des Oberkonsistoriums Die Prasidenten sind ferner qua Amt Prasidenten des Kapitels an St Thomas in Strassburg Chapitre de Saint Thomas bestatigt am 29 November 1873 Als Prasidenten amtierten 12 1826 1831 Bernhard Friedrich von Turckheim Prasident des Direktoriums 1831 1850 Johann Friedrich von Turckheim Prasident des Direktoriums 1871 0000 Theodore Braun 1805 1887 bereits ab 1850 president du directoire der Eglise de la Confession d Augsbourg de France Rucktritt 1871 1872 Johann Friedrich Bruch geschaftsfuhrend 1872 1885 Edouard Kratz 1803 1885 1885 1903 Christian Frederic Petri Christian Friedrich Petri Prasident des Direktoriums 1903 1914 Friedrich Curtius Prasident des Direktoriums 1914 1920 Hans von der Goltz 1864 1941 13 Prasident des Direktoriums danach Koblenzer Konsistorialprasident der altpreussischen Kirchenprovinz Rheinland von 1920 bis zur Absetzung 1933 1920 1938 Frederic Ernwein auch Friedrich 1865 1952 1938 1940 Robert Hœpffner 1882 1972 suspendiert wahrend der deutschen Besatzung von 1940 bis 1945 1940 1944 Charles alias Karl Maurer geschaftsfuhrend 1945 1954 Robert Hœpffner 1954 1974 Etienne Jung 1908 1996 1974 1987 Andre Appel 1987 1997 Michel Hoeffel 1935 2017 1997 2003 Marc Lienhard 2003 2013 Jean Francois Collange 1944 2014 0000 Christian Albecker 1955 gewahlt im Oktober 2013 Siehe auch BearbeitenEvangelische Kirche A B Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Eglise protestante de la Confession d Augsbourg d Alsace et de Lorraine EPCAAL Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Lutherischer Weltbund 2010 World Lutheran Membership Details Memento vom 26 September 2011 im Internet Archive PDF 199 kB Lutheran World Information 1 2011 S 9 a b c Francois George Dreyfus Organisation der protestantischen Gemeinschaft Auf Virtuelles Museum des Protestantismus theologische Informationen Diskussionen protestantische Tradition abgerufen am 26 Februar 2013 Der Protestantismus im Elsass Auf Virtuelles Museum des Protestantismus theologische Informationen Diskussionen protestantische Tradition abgerufen am 26 Februar 2013 a b Harry Gerber Bruch Johann Friedrich In Neue Deutsche Biographie NDB Band 2 Duncker amp Humblot Berlin 1955 ISBN 3 428 00183 4 S 641 Digitalisat Cf Etudes Cultes protestants Memento vom 6 Juni 2013 im Internet Archive auf Institut du Droit Local Alsacien Mosellan IDL abgerufen am 17 Dezember 2013 a b c d Simultaneum Memento des Originals vom 20 Februar 2012 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www wiki protestants org auf Wiki protestants org Memento des Originals vom 27 Marz 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www wiki protestants org abgerufen am 26 Februar 2013 a b Albert Schweitzer Theologischer und philosophischer Briefwechsel 1900 1965 Werke aus dem Nachlass Albert Schweitzers Herausgegeben von Werner Zager Beck Munchen 2006 ISBN 978 3 406 54900 7 S 191 Gesetz uber die Verfassung Elsass Lothringens vom 31 Mai 1911 Memento des Originals vom 26 Mai 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www verfassungen de auf Verfassungen der Welt abgerufen am 17 Dezember 2013 So blieben in den drei Departements unter anderem die Bismarcksche Sozialversicherung im restlichen Frankreich entstand erst spater etwas Vergleichbares sowie die bestehenden Verbindungen zwischen Staat und Religion erhalten so z B auch der 26 Dezember und Karfreitag als gesetzliche Feiertage a b c d e f g h i j k Ernest Muller Maurer Charles In Dictionnaire du monde religieux dans la France contemporaine 10 Bde Beauchesne Paris 1985 2001 Band 2 L Alsace 1987 Hrsg Jean Marie Mayeur ISBN 2 7010 1141 8 S 285 287 hier S 286 a b c d e Ernest Muller Maurer Charles In Dictionnaire du monde religieux dans la France contemporaine 10 Bde Beauchesne Paris 1985 2001 Band 2 L Alsace 1987 Hrsg Jean Marie Mayeur ISBN 2 7010 1141 8 S 285 287 hier S 287 Die Daten von 1871 bis 1914 folgen Anthony Steinhoff The gods of the city Protestantism and religious culture in Strasbourg 1870 1914 Brill Leiden Boston 2008 ISBN 9789004164055 S 80 Anthony Steinhoff The gods of the city Protestantism and religious culture in Strasbourg 1870 1914 Brill Leiden Boston 2008 ISBN 9789004164055 S 185 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Protestantische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses von Elsass und Lothringen amp oldid 229301419