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Johann Friedrich Freiherr von Turckheim franzosisch Jean Frederic de Turckheim 10 Dezember 1780 in Strassburg 10 Dezember 1850 ebenda war ein elsassisch franzosischer Bankier Politiker und evangelischer Kirchenfunktionar Er war von 1824 bis 1831 und erneut von 1836 bis 1837 Mitglied der franzosischen Abgeordnetenkammer von 1830 bis 1835 Burgermeister von Strassburg sowie von 1831 bis 1850 Prasident des Direktoriums der Protestantischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses von Elsass und Lothringen Johann Friedrich von Turckheim Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen 3 Werke 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksLeben BearbeitenJohann Friedrich von Turckheim entstammte dem elsassischen Patriziergeschlecht Turckheim sein Grossvater Johann von Turckheim war 1782 zum Reichsfreiherren erhoben worden Johann Friedrich war der Sohn von Bernhard Friedrich von Turckheim Bankier und Finanzminister des Grossherzogtums Baden und dessen Ehefrau Lili Schonemann der ehemaligen Verlobten von Johann Wolfgang von Goethe Sein Vater begrundete gemeinsam mit dessen Bruder Johann von Turckheim die zwei Linien der alteren badischen und der jungeren Strassburger Linie dieses Geschlechtes nbsp Die vier Gebruder Turckheim Jean Frederic Jean Charles Frederic Guillaume und HenriEr hatte noch vier weitere Geschwister Elise Lili von Turckheim 9 August 1779 in Strassburg 13 Juli 1865 in Dachstein Adrien Brunck von Freundeck 27 Februar 1773 in Strassburg 29 November 1806 Sohn von Richard Francois Philippe Brunck Charles von Turckheim 1783 1862 1807 Cecile Waldner von Freundstein 1791 1839 sie hatten mindestens ein Kind Ferdinand von Turckheim 31 Marz 1811 der das einhundertste Lebensjahr erreichte und 1843 Eleonore von Schulthes Rechberg heiratete 1 Guillaume von Turckheim 18 Oktober 1785 12 Januar 1831 Oberstleutnant der Kavallerie Amelie 1800 1854 Tochter von Friedrich von Dietrich Burgermeister von Strassburg Henri von Turckheim 15 Juli 1789 28 Februar 1849 Louise 2 Oktober 1804 30 Juni 1858 eine Tochter des Grafen Gustav Eugen Friedrich Christoph von Degenfeld Schonburg 1764 1807 Der Grossvater Johann von Turckheim 1707 1793 wurde 1782 von Kaiser Joseph II in Anerkennung seiner Verdienste um das deutsche Reich in den Reichsfreiherrnstand erhoben Die Grossmutter war Maria Magdalene 1720 1793 die Tochter des Kauf und Handelsherren in Strassburg Bankiers und Archivars der Stadt Strassburg Johann Bernhard Henneberg und der Margarete Salome geborene Bischoff Sein Vater hatte im Herbst 1792 das Burgermeisteramt von Friedrich von Dietrich ubernommen doch musste er nach wenigen Monaten vor den Jakobinern fluchten und entging hiermit dem wahrscheinlichen Tod Seine Ehefrau folgte ihm als Bauerin gekleidet mit den Kindern den Altesten fuhrte sie an der Hand die kleinste trug sie in Tucher gewickelt Die Familie floh nach Erlangen und verbrachte dort einige Zeit Johann Friedrich erlangte seine schulische Ausbildung dort durch den Hauslehrer Franz Heinrich Redslob 1770 1834 sowie spater in Strassburg und Paris Nach dem Ende der Terrorherrschaft in der Franzosischen Revolution kehrte die Familie 1795 ins Elsass zuruck und sein Vater eroffnete wieder das Strassburger Bankhaus Dort erhielt Johann Friedrich eine Handels Ausbildung und arbeitete anschliessend eine Zeitlang in Handelshausern in Bremen und Amsterdam 1806 trat er in das vaterliche Geschaft ein in dem er eine leitende Stellung erhielt weil sein Vater von 1809 bis 1810 die Finanzen des Grossherzogtums Baden verwaltete 1810 wurde Johann Friedrich in die Handelskammer Strassburg gewahlt und wurde in der Folge anfangs Mitglied des Generalrats des Departments Bas Rhin und spater ihr Prasident Es folgte 1824 seine Wahl zum Deputierten der Abgeordnetenkammer Dort schloss er sich der Partei der Doktrinaren an einer kleinen Gruppe franzosischer Royalisten die eine konstitutionelle Monarchie mit begrenztem Wahlrecht wollten und deren treibende Kraft Pierre Paul Royer Collard war Johann Friedrich war kein Parlamentarier im echten Sinn des Wortes weil ihm eine rednerische Wirkung aufgrund seiner schwachen Stimme versagt blieb aber er brachte sich in verschiedenen Kommissionen ein und beschaftigte sich dort mit praktischen Fragen wie beispielsweise zum Tabakmonopol 1812 heiratete er die Grafin Friederike Luise 17 Juli 1796 19 November 1869 eine weitere Tochter des Grafen Gustav Eugen Friedrich Christoph von Degenfeld Schonburg und grundete einen eigenen Hausstand auf dem Landgut Thumenau bei Plobsheim Gemeinsam hatten sie vier Kinder Mathilde von Turckheim 11 Mai 1815 in Strassburg 6 August 1847 in Pau Bearn verheiratet seit 1834 mit Ferdinand Felix Carl Eckbrecht von Durckheim Montmartin 1 Juli 1812 in Thurnhofen 20 Juni 1891 in Amstetten ein Sohn des Grafen Karl Friedrich Johann Eckbrecht von Durckheim Montmartin 1770 1836 Franziska Josephine Auguste von Turckheim 21 August 1816 in Strassburg 1 November 1903 in Meran verheiratet mit ihrem Schwager seit 1849 Emma Pauline Cecile Elisa von Turckheim 27 Juni 1831 27 Juni 1831 Adolphe von Turckheim Auf seinem Landgut pflegte er freundschaftlichen Umgang mit dem Prafekten Adrien de Lezay Marnesia 1830 gehorte er zur Gruppe der 221 Deputierten die im Marz 1830 der Thronrede Karl X mit einer Misstrauensadresse antworteten er nahm auch am Ausbruch der Julirevolution und der weiteren Entwicklung in Paris teil in deren Folge Ludwig Philipp als Konig auf den Thron gesetzt wurde Im September 1830 legte er allerdings sein Deputiertenmandat nieder da er nach Strassburg als Burgermeister berufen wurde dort trat er am 30 September 1830 sein Amt an Im November 1833 wurde er fur Strassburg in den Departementrat gewahlt 2 Seine Regierungszeit war gepragt von einer sparsamen Verwaltung der Finanzen Durch Bauprojekte trug er zum allgemeinen gesundheitlichen Wohl bei und beseitigte Not und Elend Diese veranderten auch das Stadtbild wie beispielsweise die Kanalisierung des linken Illarmes Er grundete fur Arbeitslose eine Zufluchtsstatte die aus Mitteln der Stadt und Beitragen wohlhabender Burger unterhalten wurde richtete Armenschulen ein und schuf zur Hebung von Handel und Handwerk eine Industrieschule Hierbei ging er mit Vorsicht und Bedacht voran und versuchte vom Alten das Gute zu erhalten Durch diese Handlungsweise erregte er aber auch Anstoss als er beispielsweise das staatliche Schulgesetz von 1833 mit der Geschlechtertrennung und seinem Uberwiegen des Laienelements in der Schulaufsicht nicht sofort in vollem Ausmass einfuhrte sondern zunachst die Pfarrschulen der Stadt fortbestehen liess Dazu hatte er mit der republikanischen Opposition im Gemeinderat zu kampfen die ihn immer wieder bei den oberen Behorden und dem Staatsoberhaupt kritisierten 1835 legte er sein Amt nieder weil er sich der Aufgabe nicht mehr gewachsen fuhlte Er ubernahm 1831 in unmittelbarer Nachfolge seines Vaters die Prasidentschaft der Protestantischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses von Elsass und Lothringen In dieser Aufgabe wurde er durch die Regierung und die Konsistorien der Kirche beschrankt und stiess bei dem Versuch die Amtsgeschafte zu zentralisieren auf vielfache Hindernisse Er hielt die Fassung der sogenannten Organischen Artikel der Protestanten vom 18 Germinal X fur nicht mehr zeitgemass Er forderte eine freiere Organisation der Kirche und notwendige Reformen die sich organisch entwickeln sollten Dies ging dem Direktorium aber zu langsam und so wurde er in der Offentlichkeit angegriffen Hinzu kam seine Auseinandersetzung 1842 1843 mit den Katholiken in der es um die gemeinsame Nutzung des Kirchenchors in der Simultankirche Saint Pierre le Vieux ging In dieser Zeit brach auch sein Bankhaus dessen Leitung er nicht mehr ausubte zusammen so dass er sein Vermogen verlor Dazu kam noch der Tod seiner altesten Tochter Aus gesundheitlichen Grunden hielt er sich 1848 in Cannes auf als in Paris die Februarrevolution ausbrach in deren Folge sich ein provisorisches zehnkopfiges Direktorium an die Stelle des protestantischen Direktoriums setzte und die Massnahme durchfuhrte die Johann Friedrich zwar fur notwendig erachtet jedoch nicht begonnen hatte wie beispielsweise die Grundung eines Kirchenrates die Wahl der Pfarrer und die Wiederherstellung des Generalkonsistoriums Er nahm noch an den Verhandlungen fur ein neues Direktorium teil und wurde zum Ehrenprasidenten gewahlt Johann Friedrich von Turckheim verstarb an seinem 70 Geburtstag dem 10 Dezember 1850 Am selben Tag trat sein Nachfolger Theodore Braun 1805 1887 das Amt des Prasidenten des protestantischen Direktoriums an Ehrungen BearbeitenIn Strassburg wurde die Quai Turckheim nach ihm benannt Werke BearbeitenRede des Hrn Friedrich von Turckheim deputirten des Rieder Rheins uber das Tabakmonopol gehalten in der Sitzung der Deputiertenkammer des 12ten Mai 1824 Strassburg Literatur BearbeitenWilhelm Wiegand Turckheim Johann Friedrich Freiherr von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 39 Duncker amp Humblot Leipzig 1895 S 6 8 Constantin von Wurzbach Turckheim die Freiherren Genealogie In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 48 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1883 S 87 Digitalisat Johann Friedrich von Turckheim in Ludwig Spach Moderne Culturzustande im Elsass 3 Band Strassburg 1874 S 25 94 95 98 99 100 101 und 106 Allgemeine Kirchenzeitung 18 Jahrgang 1839 1 Band Darmstadt 1839 S 478Einzelnachweise Bearbeiten Ein Enkel von Goethes Lili In Neues Wiener Journal 21 April 1911 S 3 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung nwj Frankreich In Oesterreichischer Beobachter 29 November 1833 S 1539 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung oboWeblinks BearbeitenJohann Friedrich von Turckheim in der franzosischsprachigen Wikipedia Jean Frederic de Turckheim Johann Friedrich von Turckheim in der englischsprachigen Wikipedia Jean Frederick TurckheimNormdaten Person GND 135930294 lobid OGND AKS LCCN n85312228 VIAF 30992247 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Turckheim Johann Friedrich vonALTERNATIVNAMEN Turckheim Jean Frederic Turckheim Fr Jean Frederic de Turckheim Jean Frederick TurckheimKURZBESCHREIBUNG elsassisch franzosischer PolitikerGEBURTSDATUM 10 Dezember 1780GEBURTSORT StrassburgSTERBEDATUM 10 Dezember 1850STERBEORT Strassburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Friedrich von Turckheim amp oldid 209420544