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Charente franz manchmal Les Charentes ist die eingeburgerte aber nicht offiziell anerkannte Bezeichnung einer Landschaft im Sudwesten Frankreichs Diese ist geographisch weitgehend identisch mit den heutigen Departements Charente und Charente Maritime in denen die historischen Provinzen der Saintonge des Aunis und des Angoumois aufgegangen sind Die Grenzen des Weinbaugebietes Cognac sind nahezu identisch mit dem Gebiet der Charente Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 1 1 Lage 1 2 Landschaft 1 3 Klima 1 4 Geologie 2 Infrastruktur 3 Bevolkerungsentwicklung 4 Wirtschaft 5 Geschichte 6 Sehenswurdigkeiten 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeographie BearbeitenLage Bearbeiten Zur Landschaft der Charente gehoren die vom Fluss Charente durchflossenen Gebiete im Norden der heutigen Region Nouvelle Aquitaine mit den Stadten Angouleme Cognac Saintes und Rochefort Auch die Stadte La Rochelle Royan und Pons sowie die Inseln Re und Oleron gehoren zur Charente Im Norden schliesst die Landschaft des Poitou an im Osten das Limousin im Sudosten das Perigord und im Suden die Hauptmasse des aquitanischen Beckens mit den Grossstadten Bordeaux und Toulouse nbsp Weinfelder bei Birac Charente nbsp ehemalige Steilkuste bei Mortagne sur GirondeLandschaft Bearbeiten Das Landschaftsprofil der Charente ist flach bis hugelig Die hochsten Erhebungen von nur etwa 200 bis 250 m befinden sich im Sudosten an der Grenze zum Perigord An der Kuste finden sich Dunen und Seekiefernwalder sowie von den Gezeiten beeinflusste Wattlandschaften aus denen sich spater auch Sumpfe marais entwickelten Klima Bearbeiten In weiten Teilen der Charente ist ein ausgeglichenes und mildes Klima vorherrschend welches in hohem Masse vom Atlantik speziell von der Biskaya beeinflusst wird Die sommerlichen Tageshochsttemperaturen erreichen nur selten Werte uber 30 C ebenso selten sind Schneefalle oder gar Nachtfroste im Winter 1 2 3 Der ostliche Teil ist etwas hoher gelegen und steht an manchen Tagen auch unter dem klimatischen Einfluss des Zentralmassivs Im Jahr 1999 gab es mit den Orkanen Lothar und Martin die bisher letzten schweren Atlantiksturme die auch in den Waldern der Charente schwere Verwustungen anrichteten Geologie Bearbeiten Den Untergrund der Charente bilden kalk und sandsteinhaltige Formationen die an einigen Stellen der Gironde Kuste z B bei Mortagne sur Gironde oder bei Talmont zutage treten Die in ober und unterirdischen Steinbruchen gebrochenen nahezu weissen Steine wurden zum Bau der Kirchen Schlosser und in spaterer Zeit auch der Burgerhauser verwendet zu einem geringen Teil wurden sie mittels Flossen und Lastkahnen auch exportiert Siehe auch Charentese Bernstein nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp Landschaft bei Chassenon im Osten der CharenteInfrastruktur BearbeitenDie Hafen von La Rochelle Rochefort und Royan verbinden die Region seit alters her mit den Kustenstadten in West und Nordeuropa Die Autoroute A10 verbindet die Charentes mit dem Pariser Becken einerseits und Bordeaux andererseits ein Abzweig Autoroute A837 schliesst die Stadt Rochefort und damit den aussersten Westen der Charente an das franzosische Autobahnnetz an Bevolkerungsentwicklung BearbeitenWahrend die Einwohnerzahlen in den Stadten und Gemeinden der westlichen Charente stetig zunehmen halt im agrarisch gepragten Osten die Landflucht an hier mangelt es infolge der Mechanisierung der Landwirtschaft an Arbeitsplatzen und die Uberalterung der Bevolkerung nimmt zu nbsp Hutten und Schiffe der Fischer und Austernzuchter bei La TrembladeWirtschaft BearbeitenTraditionell spielen die Landwirtschaft und hier vor allem der Weinbau die dominierende Rollen im Wirtschaftsleben der Charente Das Weinbaugebiet Cognac ist in aller Welt bekannt die Absatzzahlen von Cognac Weinbranden erreichten in den Jahren 2011 bis 2013 Rekordniveaus Die Anbauflache ist weitgehend identisch mit der Landschaft der Charente Aus den Weintrauben der Charente wird auch der vor allem in der Region beliebte Pineau des Charentes hergestellt Weitere traditionelle Erwerbsquellen im Westen der Charente sind der Fischfang und die Austernzucht die speziell im Mundungsbereich der Seudre betrieben wird seit den 1960er Jahren sind auch der Bade Erholungs und Kulturtourismus bedeutende Wirtschaftsfaktoren Im Osten ist dagegen die agrarische Landwirtschaft vorherrschend Ein besonderer Erwerbszweig ist die seit dem 17 Jahrhundert in und um La Rochefoucauld betriebene Herstellung von Filz und Papierpantoffeln Charentaises die allmahlich die bis zu dieser Zeit im Hause getragenen Strohschuhe ersetzten nbsp Cognac Dolmen de SechebecGeschichte BearbeitenDurch Feuersteinfunde und einige wenige Felsreliefs z B bei Sers und Mouthiers sur Boeme ist die Anwesenheit des prahistorischen Menschen vor etwa 20 000 Jahren belegt Auch in der Jungsteinzeit waren Teile der Charente besiedelt etliche Grosssteingraber Dolmen bezeugen dies doch sind sie wegen des verwendeten kalkhaltigen Sandsteins meist nur schlecht erhalten einer der schonsten befindet sich auf dem Gebiet der Stadt Cognac zwei andere bei Fontenille In den vorchristlichen Jahrhunderten lebte der keltische Stamm der Santonen vorwiegend in der Umgebung von Saintes der Name der Stadt ist davon abgeleitet Auf seinem Feldzug nach Gallien kam wohl auch Casar durch diese Region Saintes Mediolanum Santonum und Fa bei Barzan Novioregum sind romische Grundungen Die sparlichen Uberreste zweier romischer Grabmonumente bei Authon Ebeon und Saint Romain de Benet stammen vielleicht schon aus galloromischer Zeit Im Mittelalter war die Charente Teil des Herzogtums Aquitanien und kam mit der Eheschliessung der letzten Erbin des Herzogtums Eleonore von Aquitanien mit dem franzosischen Konig Ludwig VII im Jahre 1137 an Frankreich Die Ehe blieb jedoch kinderlos und war schon vor der Scheidung im Jahre 1152 zerruttet wenige Jahre spater 1154 heiratete Eleonore Heinrich Plantagenet den Herzog der Normandie und Grafen von Anjou der noch im selben Jahr Konig von England wurde so dass Aquitanien von der englischen Krone als Teil ihres Herrschaftsgebietes angesehen wurde Zwischen Frankreich und England kam es in der Folge zu diversen gewaltsam ausgetragenen Konflikten an denen auch Richard Lowenherz 1157 1199 einer der Sohne Eleonores vor seiner Teilnahme am Dritten Kreuzzug beteiligt war und die letztlich im Hundertjahrigen Krieg 1337 1453 gipfelten in welchem auch weite Gebiete der Charente in Mitleidenschaft gezogen wurden nbsp Edikt von Nantes 1598 nbsp Edikt von Fontainebleau 1685 In den Jahren 1533 1535 lebte und lehrte Johannes Calvin in Angouleme wo er protestantisches Gedankengut unters Volk brachte 4 Dieses verbreitete sich schnell in der lange Zeit von Zentralfrankreich unabhangigen und in manchen Dingen sich durchaus an England orientierenden Region wo Konig Heinrich VIII in den 1530er Jahren ebenfalls einen vom Papst und der Katholischen Kirche in Rom getrennten Weg eingeschlagen hatte Vielerorts in der Charente erreichte der zum Protestantismus ubergetretene Bevolkerungsanteil etwa zwei Drittel im Westen der Charente waren es deutlich mehr als im Osten In der Folge kam es zu permanenten gewaltsamen Auseinandersetzungen mit den Katholiken welche in den Hugenottenkriegen 1562 1598 gipfelten Das von dem zum Katholizismus ubergetretenen franzosischen Konig Heinrich IV im Jahre 1598 erlassene Edikt von Nantes beendete zeitweilig die Auseinandersetzungen gewahrte ein hohes Mass an Religionsfreiheit und sicherte den Protestanten fur die Dauer von acht Jahren mehrere sichere Platze places de surete zu darunter auch La Rochelle und Cognac in denen auf Staatskosten eigene Garnisonen unterhalten werden durften Nach der Ermordung Heinrichs IV im Jahre 1610 brachen erneut Konflikte zwischen den beiden Religionsparteien aus was den nach absoluter Konigsmacht strebenden Ludwig XIII im Jahre 1621 zum Eingreifen veranlasste Der Feldzug scheiterte jedoch und Ludwig XIII musste das von seinem Vater erlassene Edikt von Nantes bestatigen Der von ihm im Jahre 1624 zum ersten Minister ernannte Kardinal Richelieu unterstutzte die absolutistischen Bestrebungen seines Monarchen Im Jahre 1625 stellten die Protestanten unter Benjamin de Rohan eine Armee auf woraufhin die franzosische Zentralmacht die Notwendigkeit eines militarischen Eingreifens fur gekommen hielt welches mit der Belagerung und Kapitulation von La Rochelle 1627 28 endete Im Frieden von Ales 1629 wurde der Protestantismus in Frankreich zwar weiterhin geduldet die Sicherheitsplatze und Armeen der Protestanten wurden jedoch aufgehoben und protestantische Festungen mussten geschleift werden Die absolutistische Politik seines Vaters setzte Ludwig XIV fort was schliesslich zum Edikt von Fontainebleau 1685 fuhrte durch welches die protestantische Religionsausubung untersagt wurde was etwa ein Viertel der Hugenotten zur Auswanderung veranlasste Die meisten Protestanten blieben jedoch im Lande und betrieben ihre Religion im Untergrund Eglise du Desert Durch die prinzipiell religionsfeindlich gesinnte Franzosische Revolution 5 wurden jedoch auch neue Freiheiten in der Glaubensausubung moglich und seit den 1830er Jahren wurden wieder protestantische Gotteshauser temples errichtet die auch das heutige Gesicht vieler Orte in der westlichen Charente pragen Sehenswurdigkeiten BearbeitenLandschaftMit ihren sanften Hugeln bietet die in grossen Teilen landwirtschaftlich genutzte Landschaft der Charente durchaus sehenswerte Aspekte In Deutschland nahezu unbekannt und vor allem bei franzosischen Urlaubern beliebt sind die Westkuste der Halbinsel Arvert Cote de Beaute und das nordostliche Gironde Ufer mit den nur sehr selten uberlaufenen Badeorten La Palmyre Saint Palais sur Mer Meschers sur Gironde u a Der Osten der Charente ist dagegen starker bewaldet und bietet ruhige Urlaubs und Erholungsmoglichkeiten nbsp Kuste bei La Palmyre nbsp Kuste bei Saint Palais sur Mer nbsp Kuste bei Meschers sur Gironde nbsp Yachthafen von Mortagne sur Gironde nbsp Landschaft bei JuignacKirchenZum Bild der Charente und hier vor allem der Saintonge und des Angoumois gehoren eine Vielzahl romanischer Kirchen zu den schonsten gehoren die Kirchen Notre Dame Echillais Ste Radegonde de Talmont St Pierre d Echebrune Notre Dame de Corme Ecluse Saint Cybard in Plassac St Martin in Gensac la Pallue u v a nbsp Notre Dame in Echillais nbsp St Vivien in Breuillet nbsp St Pierre in Echebrune nbsp Notre Dame in Corme Ecluse nbsp St Martin Gensac la Pallue Seit den 1830er Jahren wurden wieder protestantische Gotteshauser temples errichtet die sich in ihrer meist schlichten Architektur und Ausstattung deutlich von den katholischen Kirchen abgrenzen Der am aufwendigsten gestaltete Bau ist der von Saint Sulpice de Royan nbsp Tempel von Matha nbsp Tempel von Breuillet nbsp Tempel von Etaules nbsp Tempel von Saint Sulpice de RoyanSchlosserMehrere mittelalterliche Burgen und neuzeitliche Schlosser chateaux finden sich ebenfalls im Gebiet der Charente Die wichtigsten sind wohl der Donjon von Pons das Schloss von La Rochefoucauld und das in grossen Teilen zerstorte Schloss von Cognac nbsp Donjon von Pons nbsp Burg Schloss von La Leotardie bei Nonac nbsp Schloss von La Rochefoucauld nbsp Schloss Chesnel in Cherves RichemontLiteratur BearbeitenFrancois Marvaud La Charente Repertoire archeologique du departement Le livre d histoire 2004 Francois Marvaud Departement de la Charente Dictionnaire historique et geographique Le livre d histoire 2004 Francois Eygun Saintonge romane Zodiaque Saint Leger Vauban 1970 ISBN 2 73690 157 6 Charles Daney Les Charentes La Renaissance du livre 2003 ISBN 2 80460 756 9Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Landschaften im Departement Charente Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Landschaften im Departement Charente Maritime Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Tourismusseite der Charente Fotos Infos franz Webseite des Departements Charente Maritime Fotos Infos franz Webseite des Departements Charente Fotos Infos franz Einzelnachweise Bearbeiten Klimadiagramme La Rochelle Klimadiagramme Angouleme Klimadiagramme Cognac fur das Folgende siehe Ernst Mengin Hrsg Das Edikt von Nantes Das Edikt von Fontainebleau Gross Flensburg 1963 und Heinz Duchhardt Hrsg Der Exodus der Hugenotten die Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 als europaisches Ereignis Bohlau Koln Wien 1985 ISBN 3 412 07385 7 Albert Soboul Die Grosse franzosische Revolution EVA Frankfurt 1973 S 315ff ISBN 3 434 00271 5 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Charente Landschaft amp oldid 201441806