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Bradu veraltet Brad deutsch Girelsau oder Gierelsau ungarisch Fenyofalva ist ein Dorf im Kreis Sibiu in der Region Siebenburgen in Rumanien Es ist Teil der Kleinstadt Avrig Freck Bradu Girelsau FenyofalvaBradu Sibiu Rumanien BasisdatenStaat Rumanien RumanienHistorische Region SiebenburgenKreis SibiuGemeinde AvrigKoordinaten 45 43 N 24 19 O 45 723611111111 24 323611111111 420 Koordinaten 45 43 25 N 24 19 25 OZeitzone OEZ UTC 2 Hohe 420 mEinwohner 932 2021 1 Postleitzahl 555201Telefonvorwahl 40 02 69Kfz Kennzeichen SBStruktur und VerwaltungGemeindeart Dorf Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Das Dorf und seine Namen 3 1 Einwanderung der Walachen Rumanen und Roma 3 2 Die leidvolle Tragodie der sachsischen Bewohner in Bradu nach 1944 3 3 Kirchen und christliche Konfessionen 3 4 Schulwesen 3 5 Wirtschaft 4 Sehenswurdigkeiten 5 Literatur 6 Weblinks und Quellen 7 EinzelnachweiseLage BearbeitenDas Dorf liegt am Fluss Olt Alt etwa zwanzig Kilometer von der Kreishauptstadt Sibiu Hermannstadt entfernt an der Nationalstrasse 1 Teil der Europastrasse 68 in Richtung Făgăraș Fogarasch bzw Brașov Kronstadt Geschichte Bearbeiten nbsp Girelsauer Wappen 1775Im Nordwesten der Ortschaft wurden Spuren einer romischen Siedlung entdeckt Es gibt bislang keine archaologischen Funde die eine grossere Besiedlung vor dem 13 Jahrhundert auf dem Gebiet des heutigen Dorfes belegen wurden Allerdings gibt es einzelne Hinweise auf romische Siedlungen in der Nachbarschaft wie die auf der Strecke zwischen Bradu und Săcădate Sakadat Die oft in der Vergangenheit mit Bradu in Verbindung gebrachte Graberansammlung im Norden in Richtung Cașolț Kastenholz bringen moderne Forscher mit norisch pannonischen Siedlern und Illyrern in Verbindung 2 Die gefundenen Grabbeigaben und Artefakte lassen keinen direkten Bezug zu einer dakisch romanischen Kultur zu die dann den Beweis fur eine Siedlungskontinuitat dako romanische Kontinuitatstheorie 3 der Gegend bis zum Eintreffen der deutschen Siedler Hospites Theutonici belegen konnte Das Dorf und seine Namen BearbeitenIn den vorhandenen Urkunden des 14 Jahrhunderts wird der Ort entsprechend der sprachhistorischen Gegebenheiten in Siebenburgen in Ungarisch als feneufolva fenyefalva und auf Latein als insula Gerhardi genannt Die rumanische Dorfbezeichnung Brad spater Bradu ist erst seit Mitte des 18 Jahrhunderts in den Quellen belegt Brad Tanne ist die Ubersetzung aus dem ungarischen Fenofalva Tannendorf wie das Dorf bereits in den lateinischen Quellen im 14 Jahrhundert genannt wird 4 Der Ort ist in den kirchlichen Quellen und denen der Hermannstadter Gauversammlung ab dem 14 Jahrhundert als insula gerhardi belegt und steht sogar in Dokumenten gemeinsam mit Fenofalva 5 Beide Namen stehen nebeneinander und durften auch einen Ort meinen was aber nicht ausschliesst dass die deutschen Siedler Hospites Theutonici einen neuen neben einem alteren Ort mit der Bezeichnung feuneufalva gegrundet haben Es ist auch nicht ausgeschlossen dass der alte Ort eine ehemalige Szeklersiedlung war und somit die Bezeichnung Fenofalva als Tannendorf von diesen stammt Dies sind allerdings nur Vermutungen die quellenmassig nicht belegt sind Die lateinische Bezeichnung insula gerhardi ist ahnlich wie insula christiani Cristian Grossau eine lateinische Ortsbezeichnung Auf wen die Bezeichnung gerhard in den lateinischen Quellen zuruckgeht ist nicht zu klaren was zu verschiedensten Spekulationen gefuhrt hat Ob es der ehemalige Grunder des Ortes Lokator Wikipedia mit dem Namen Gerhard ist oder ob sich diese Bezeichnung vom vermuteten Patron der Ortskirche St Gerhard ableitet ist offen Letztere Annahme geht auf einen Vermerk aus dem Bericht des Michael Lebrecht Pfarrer in Șura Mică Kleinscheuern zuruck Girelsau oder Gerharsds Au lat Fanum Sti Gerhardi vulgo Giresa ein schon gebautes in einer angenehmen Gegend liegendes Dorf in der Nahe des Altflusses 6 Damit konnte der Hl Gerhard von Csanad gemeint sein der bei der Christianisierung der Ungarn in Siebenburgen mitwirkte und einer der Patrone Ungarns ist Moglich ist auch dass es sich um den Hl Gerhard von Clairvaux handelt der vom Zisterzienserorden verehrt wurde Dieser Orden war in Siebenburgen sehr aktiv grundete die Kerzer Abtei Carța und hatte vermutlich eine kleine Abtei in der Nachbargemeinde Săcădate Anderseits ist der Name Gerhard vom 11 bis zum 13 Jahrhundert ein beliebter Grafenname und bei den Luxemburgern an Rhein und Mosel sowie in Flandern zahlreich belegt Daher kann es auch sein dass die Bezeichnung insula gerhardi auf einen weltlichen Grafen zuruckgeht der wohl von den deutschen Siedlern als Fuhrer und Grunder verehrt wurde und dem Ort seinen Namen gab Dafur spricht die Variante insula gerhardi denn eine Bezeichnung insula Sancti Gerhardi wurde auf einen Heiligen namens Gerhard verweisen eine Bezeichnung die zu dieser Zeit ublich gewesen ware Sicher ist dass die deutsche Bezeichnung Girelsau von der lateinischen Bezeichnung insula gerhardi stammt und in der Lautung Gerhardsau bereits ab 1468 belegt ist als der Ort zu den von Hermannstadt abhangigen Gemeinden Pertinenzen gehort Auch Bezeichnungen wie Gerardsau Gerysau Geresaw tauchen in dieser Zeit auf 7 Die ursprungliche Erwahnung des Ortes ist im Zusammenhang mit Personen zu finden In einer undatierten Quelle 8 wird ein Pfarrer Mathias plebanus Mathias de Feneufolua erwahnt Dem Inhalt ist zu entnehmen dass diese zwischen 1311 und 1319 geschrieben wurde Die Urkunde stammt aus der koniglichen Kanzlei und ist an das kirchliche Amt des Erzbistum Alba Iulia gerichtet mit der Bitte des ungarischen Konigs Karl I Robert 1288 1342 diesem Pfarrer ein Kanonikat und eine Pfrunde zu verleihen Da Mathias vom Konig als fidei et familiari capellano nostro unser treuer und zum koniglichen Hof gehorend bezeichnet wird durfte er bereits in Diensten der koniglichen Familie gestanden haben Daher ist zu vermuten dass die Bezeichnung de Feneufolua den Abstammungsort Mathias bezeichnet Vielleicht gehorte er zur Grafenfamilie die dann im 14 Jahrhundert in den folgenden Urkunden erwahnt wird Das Geschlecht der Grafen von Girelsau fuhrt sowohl die Bezeichnung de insula Gerhardi als auch de Fenyefalwa de Foniefolwa de Fenyefalwa Hennyngh de Fenyefalwa ist mit einer Tochter des Grafen Nikolaus von Tolmach Tălmaciu verheiratet Da er erst spater 1337 im Zusammenhang mit seinem Sohn erwahnt wird und sein Sohn schon comes Graf genannt wird durfte sein Wirken als Graf um 1300 sicher sein 9 Der Sohn Christian wird 1335 als comes Christian de insula Gerhardi erwahnt 10 Von diesem werden zwei Sohne in Urkunden genannt Nikolaus und Petrus Erwahnung 1373 als Nikolaus Petrus filii Cristiani de Foniefolwa Petrus 1387 als Petrus de insula Gerhardi Graf Petrus schlichtet fur den Hermannstadter Stuhl den Grenzstreit zwischen Avrig Freck villa Affrica und Săcădate villa Czectat 11 was ihn als Vertrauensperson des Hermannstadter Stuhls erkennen lasst Petrus hat eine Tochter Katharina Erwahnung 1413 als Katharina filia Petri de Ffenyfolwa 12 die mit einem Jakobus Erwahnung 1413 als Jakobus filius Samsonis de dicta Fenyefalwa verheiratet ist der wohl mit Jakobus identisch ist der in einer spateren Urkunde von 1431 als Comes Jakobus de insula Gerhardi erwahnt wird 13 Jakobus ist urkundlich als letzter Graf von Girelsau belegt Die Grafen von Girelsau weisen von ca 1300 bis zu Jakobus eine kontinuierliche Grafendynastie auf Uber die Heirat von Katharina aus diesem Geschlecht mit Jakobus dem Sohn des Sampson de Fenyefolwa wechselt die Dynastie und Jakobus wird zum Grafen Danach werden urkundlich keine Grafen mehr erwahnt und Ende des 15 Jahrhunderts ist die Gemeinde verwaltungsmassig an Hermannstadt gebunden und somit keine selbststandige Gemeinde mehr Ob der bekannte Flurname aff der Burch auf eine ehemalige Burg dieses Grafengeschlechtes hinweist kann zwar anhand von Quellen nicht bestatigt werden ist aber wahrscheinlich In einzelnen Urkunden sind Namen wie der des Ortshann Schultheis Jacobus Atzmann erwahnt 1468 und ein Paulus Atzmann 1494 zu finden 14 Im 16 Jahrhundert tauchen in verschiedenen Rechnungen der Stadt Hermannstadt der Ortshann Laurentius auf und Bewohner wie Jakobus Tomas Andreas Kapus Nikolaus Frank Clos Axmann Gaspar und Andreas Sacharias und Johannes Kewn Schulmeister in Heltau Ebenso werden Familiennamen wie Schneider Teiller Wenrich Schieb Gonnterth Borner Talmescher Hein Seydner Schunn und Rapolt genannt 15 In diesen Urkunden kommen als soziale Gruppe noch keine Walachen vor Es ist aber nicht ausgeschlossen dass bereits zu dieser Zeit einzelne rumanische Familien als Dienstboten im Dorf waren doch fur eine grossere Ansiedlung im Dorf fehlen die Belege Ab dem 16 Jahrhundert ubte der Hermannstadter Magistrat die ubliche Jurisdiktion aus Dessen Vertreter im Ort war der Ortshann Schultheiss der aus der sachsischen Bevolkerung gewahlt wurde Einwanderung der Walachen Rumanen und Roma Bearbeiten Bedingt durch Kriegswirren und Seuchen tritt im 17 Jahrhundert ein Mangel an Arbeitskraften in der Landwirtschaft auf von dem auch Girelsau betroffen ist Nun siedeln sich Walachen und Roma am Rand der sachsischen Ortschaften des Konigsbodens an was von der Siedlungspolitik der Habsburger ab 1688 unterstutzt wurde 16 Dies ging aber nicht ohne handfeste Konflikte da den neuen Siedlern neben Wohn auch Acker und Weideflachen sowie der Zugang zur Waldabholzung zugesprochen werden musste Girelsau gehort zu Dorfern in denen 1775 die walachischen Einwanderer bekampft wurden wie die Protokolle des Hermannstadter Magistrats erkennen lassen Dabei werden auf Befehl des Hermannstadter Magistrats 35 rumanische Familien ausgesiedelt 1776 befiehlt die Wiener Regierung die Rucksiedlung der Rumanen In den Protokollen ist von einem Vonya Urss die Rede dessen Haus in Girelsau zerstort wurde 17 Er wird auf Drangen der zustandigen Behorden entschadigt und das Haus wird wieder aufgebaut Andere Vorfalle aus Girelsau sind nicht gemeldet Moglicherweise ist Vonya Urss der Vorfahre der seit Jahrhunderten belegten Familie Ursu die das rumanische Schulwesen in Girelsau aufbauten und pragten 18 Einen Einblick uber die Einwanderung der Walachen nach Girelsau gibt die Statistik von 1733 die im Auftrag des Bischofs der mit Rom unierten Kirche Inocențiu Micu Klein verfasst wurde In dieser Statistik wird Girelsau als Ort mit rumanischen Bewohnern uberhaupt nicht erwahnt 19 Erst in der darauffolgenden Statistik von 1750 taucht Brad mit 117 Seelen Animae Universim auf Es ist die erste belegte Nennung des Ortes mit Brad mit ungarischer Aussprache In diesem Jahr gab es also 117 rumanische Bewohner in Girelsau Allerdings wird der Ort kirchlich als Filiale hic Pagus est filial Szekedate zu Săcădate gezahlt ohne vorhandene Kirche und Pfarrer Die Nachbarorte die bereits in der Statistik von 1733 auftauchen weisen bereits Parochien mit Kirchen und Pfarrern auf z B Freck 1048 Seelen mit einer Kirche und Pfarrer Săcădate 893 Seelen und funf Pfarrer 20 Zwischen 1733 und 1750 gab es eine deutliche Einwanderungsbewegung nach Girelsau die in den Quellen noch immer Walachen genannt werden In einer offiziellen Statistik von 1761 62 setzte sich die Bevolkerung in Girelsau wie folgt zusammen 65 sachsische 12 walachische und 10 Romafamilien 21 Ab dem 18 Jahrhundert zahlen somit zur Girelsauer Bevolkerung neben den Sachsen und Rumanen auch Roma 1818 notiert der ev lutherische Pfarrer W Woner in Girelsau in seiner Statistik 112 sachsische 65 walachische und 21 Romafamilien 22 In den folgenden Jahrzehnten entwickeln sich die Rumanen zu einer geschlossenen sozialen Volksgruppe im Dorf Die Rumanen mussten sich ihren Status als anerkannte und gleichberechtigte Volksgemeinschaft neben den Ungarn und Sachsen seit Ende des 18 Jahrhunderts regelrecht erkampfen Die Roma blieben von diesen Rechten ausgeschlossen und lebten im Ort als Tagelohner und selbststandige Handwerker Sie siedelten am Rande des Dorfes und wurden nicht in die politischen Entscheidungen einbezogen nbsp Fahne des Michael Schunn von 1850 als Teilnehmer an der Revolution von 1848 Vorderseite An den kriegerischen Revolutionsjahren 1848 1849 waren sowohl rumanische als auch sachsische Manner aus dem Dorf beteiligt Die Fahne beschadigt eines sachsischen Teilnehmers ist im Archiv der Kirchengemeinde erhalten Sie tragt die Inschrift Michael Schunn 1848 in Waschahei und auf der Ruckseite den Text aus Psalm 46 9 11 Psalmen Kommt her und schauet die Werke des Herrn der auf Erden solch ein Zerstoren anrichtet der den Kriegen ein Ende macht in aller Welt der Bogen zerbricht Spiesse zerschlagt und Wagen mit Feuer verbrennt Seid stille und erkennt dass ich Gott bin Anfang des 20 Jahrhunderts ist der Anteil der rumanischen Bevolkerung im Dorf grosser als der der Sachsen Es werden 594 Rumanen und 487 Sachsen gezahlt wobei die Roma in dieser Statistik aus welchem Grund auch immer nicht auftauchen 23 nbsp Fahne des Michael Schunn von 1850 als Teilnehmer an der Revolution von 1848 Ruckseite Nach 1918 folgte die schrittweise Eingliederung Siebenburgens in das Konigreich Rumanien Damit anderte sich die politische Situation die auch Girelsau betraf Die sachsische Bevolkerung musste nun aus der Position einer Minderheit agieren und nun ihrerseits fur ihre Rechte und Erhaltung ihrer Traditionen kampfen Die administrative Funktion der sachsischen Hannen und Richter wurde aufgehoben Der letzte sachsische Hann Schultheis ist Johann Krauss 26 Mai 1870 bis 20 Mai 1923 Zu den ersten rumanischen Burgermeistern zahlen ab 1920 G C Urs S Balteșiu I Bădilă V Mircea und I Dan Die sachsischen Vertreter sind S Schieb Stellvertretender Burgermeister und J Schunn Herold Ortsdiener 24 Die Sachsen blieben aber die dominierende wirtschaftliche Kraft im Ort Zwischen den ansonsten streng getrennt lebenden Volksgruppen der Rumanen und Sachsen spitzte sich im Zuge der Ethnopolitik in Rumanien in den 1930 40er Jahren 25 die Lage auch in Girelsau zu Die Volksgruppen wurden nun im Zuge der Rassenideologie gegeneinander aufgehetzt Die Volkszugehorigkeit wurde jetzt zu einer Rassenzugehorigkeit wobei die Roma von beiden Seiten als minderwertige Menschen entsprechend den politischen Vorgaben gesehen wurden Beeinflusst durch die Rassenideologie der deutschen Nationalsozialisten nahm auch in Girelsau die Ablehnung der Rumanen durch die Sachsen ab 1935 zu Die Unterwanderung des Schulwesens durch die Bewegung zur Erneuerung der Deutschen fand auch in Girelsau statt Auch hier entstanden die nationalsozialistisch gesinnten Organisationen 26 Die Diffamierung der Rumanen als unterentwickelte Rasse fuhrte zu tiefen emotionalen Graben zwischen den beiden Volksgruppen Was mit den Roma aus Girelsau in dieser Zeit passierte ist wissenschaftlich noch nicht erfasst Die leidvolle Tragodie der sachsischen Bewohner in Bradu nach 1944 Bearbeiten Nach 1944 folgte die leidvolle Tragodie der deutschen Dorfbewohner was unter der Bezeichnung als Verschleppung von Rumaniendeutsche in die Sowjetunion bekannt ist Eine betroffene Frau aus Girelsau berichtet Dann kam der 13 Januar 1945 ein Tag den keiner von uns Sachsen je vergessen wird Ein schrecklicher eiskalter Wintertag der Tag an dem man alle Frauen Manner Buben und Madchen von 17 bis 50 Jahren nach Russland verschleppte Russen und Rumanen gingen gemeinsam von Haus zu Haus entrissen den Muttern die kleinen Kinder von der Brust und trommelten alles was in Russland als Arbeitskraft zu gebrauchen war zusammen Nie werden wir die lachenden Gesichter der Rumanen und Zigeuner vergessen die uns auf dem Weg zur Sammelstelle begleiteten Von unserem Kirchturm lauteten uns die Glocken zum Abschied Es sollte fur viele ein Abschied fur immer sein Nur alte Leute und Kinder blieben im Dorf zuruck 17 Tage lang sassen wir in einem Lastzug zusammengefercht im eiskalten Januar auf notdurftigen Pritschen eng zusammengekauert damit wir uns gegenseitig vor der Kalte schutzen Am 18 ten Tag waren wir im russischen Donezbecken angelangt wo man uns durch den eiskalten Schneesturm zu Fuss ins Lager trieb Nach 5 Jahren kamen die letzten heim und fanden in unserem Dorf alte arme Menschen wieder denen man alles alles genommen hatte Vieh Ackerland ja sogar aus ihren Hausern teilweise vertrieben Die Zigeuner wurden alle Kommunisten und bekamen unseren Grund und Vieh und unsere Landwirtschaftsgerate zugeteilt 27 Aus dem Dorf wurden 86 Personen zur Zwangsarbeit verschleppt davon 53 Frauen Ins Dorf kehrten 56 zuruck verstorben und vermisst sind 13 und 17 kamen aus der Gefangenschaft nach Deutschland 28 Die Agrarreform von 1945 nahm den Sachsen die Lebensgrundlage Die willkurliche Enteignung der sachsischen Bauern durch die rumanischen Behorden bis dahin dass die alten Menschen und zuruckgebliebene Kinder aus ihren Hausern geworfen wurden und sie mit dem Vieh im Stall leben mussten Besonders aktiv dabei waren die Mitglieder der Organisation Frontul Plugarilor Front der Pfluger und ihre bewaffneten Burgerwehren 29 Von dieser stalinistischen Bestrafungs und Umerziehungsmassnahme der Deutschen profitierten einige rumanische Bauern gerne die ins Dorf einwanderten und sich Vieh und landwirtschaftliche Gerate der Sachsen aneigneten Eine ausserst negative Rolle spielten nun einige arme Rumanen die sich von der stalinistischen Propaganda gegen die Deutschen mitreissen liessen und sich als neue Herren aufspielten Diese Lage schreckte auch die nach dem Krieg im Ausland lebenden Sachsen ab in ihre Heimat zuruckzukommen Jede sachsische Familie im Dorf war von den katastrophalen Folgen der Nachkriegszeit betroffen Selbst auch jene die sich nicht von der Ideologie der Nationalsozialisten blenden liessen Aber es gab auf Seite der rumanischen Bevolkerung wahre Freunde die die alten und Kinder der nicht in die Sowjetunion verschleppten Sachsen vor rabiaten Strafaktionen einiger in der Regel Zugewanderte selbsternannter neuer Herren schutzten Auch die rumanische Dorfbevolkerung hatte unter den neuen politischen Verhaltnissen zu leiden So gab es Spannungen zwischen den seit einigen Generationen im Dorf lebenden Bauern und den zugezogenen Rumanen Die Politik der neuen von der stalinistischen Sowjetunion bestimmten Regierung in der Volksrepublik Rumanien setzte auch in Girelsau ihr Ziel durch die Bauern zu enteignen und sie als Angestellte der staatlichen landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft LPG zu bestimmen Kirchen und christliche Konfessionen Bearbeiten Im Dorf gibt es heute vier christliche Konfessionen die nach den vorhandenen Quellen historisch dargestellt werden a Die alteste und quellenmassig belegte Kirche am Ort ist die der deutschen Siedler die bis zur Reformation romisch katholisch waren und zum Hermannstadter Kapitel Dekanat gehorte Das Patrozinium der Kirche ist nicht bekannt aber einige Historiker vermuten dass es ein Hl Gerhard war Die Pfarrer fuhrten die Bezeichnung Plebanus de insula gerhardi aber nie de Fenyefalwa Sie wurden nur mit ihren Vornamen genannt was womoglich auf ihre Zugehorigkeit zur Kapitelbruderschaft in Hermannstadt deutet 30 So wurde in einer Urkunde 1461 ein Symon plebanus de Insula Gerhardi iamdicti decanatus et capituli Cybiniensis confrater 31 Symon der Pfarrer von Girelsau obengenannt als Dekan und Mitbruder des Hermannstadter Kapitels erwahnt Der Pfarrstelle standen 4 Zehntquarter zu spater nur noch drei was fur das kleine Dorf eine gute Dotierung war Es sind folgende Pfarrer belegt seit 1327 Nikolaus Mathias Johannes 2 Nikolaus Bartholomaus Jacobus Michael Nach 1486 bis zur Reformation Mathias Johannes Jakobus Andreas Johannes 1525 Johannes Rain Laurenzius Zipser 32 Nach der Reformation ab Laurenzius Zipser gehorten diese weiterhin zum Hermannstadter Kapitel und zur reformatorischen Kirche A B in Siebenburgen Als solche existiert diese Konfession bis zu der massenweisen Auswanderung des Sachsen nach Deutschland nach 1989 und hat heute nur noch wenige Mitglieder Sie werden von Pfarrer i R Gerhard Kenst betreut der im ehemaligen Pfarrhaus seinen Wohnsitz hat Im Archiv der Kirchengemeinde sind zahlreiche Kirchenfahnen und Paramente vom 18 und 19 Jahrhunderten erhalten Diese weisen eine Reihe von Spendern mit folgenden Familiennamen auf Veber 1775 erwahnt und auch auf einer steinernen Haustafel von 1736 ist ein Michael Veber als Hausbesitzer belegt 33 Bemerkenswert dabei ist die lateinische Schreibweise Veber statt Weber da die lateinische Sprache kein W kennt Andere Namen sind Brius Drotleff Krauss Theil Markus Waadt Modjesch Nossner neben den bereits bekannten Namen wie Schieb Atzmann usw Das Kirchengebaude ist quellenmassig erst im 15 Jahrhundert fassbar Die vorangegangene Kirche durfte wohl eine Holzkirche gewesen sein an der Pfarrer ab 1337 belegt sind 1496 wird mit dem Bau eines neuen Kirchengebaudes aus Stein begonnen der sich bis 1538 hinzog Um die Kirche wurde eine Ringmauer gezogen nbsp Evangelisch Lutherische Kirche1600 wird das Kirchengebaude durch marodierende Soldaten der Truppen des Fursten der Walachei Mihai Viteazul Michael der Tapfere zerstort 1633 wird das aktuelle Kirchengebaude errichtet Letzte Aussenrenovierung fand 2015 statt 34 Der zu dieser Kirchengemeinde gehorende Friedhof ist traditionell den Sachsen reserviert b Die zweitalteste Konfession ist die rumanische mit Rom unierte Kirche und quellenmassig ab 1750 als Filialgemeinde von Săcădate mit 117 Mitgliedern erwahnt Auch in den Statistiken von 1767 taucht sie nicht als selbststandige Pfarrei auf 35 Nach mundlicher Uberlieferung hat es um 1759 60 auch in Girelsau Auseinandersetzungen zwischen den Anhangern der Orthodoxen Kirche und der mit Rom unierten Kirche gegeben 36 woruber es aber keine Quellen gibt Anfang des 19 Jahrhunderts soll es zuerst ein kirchliches Haus casă bisericescă gegeben haben dann wurde eine Kirche aus Holz gebaut 1805 gab es eine orthodoxe Filiale mit dem Pfarrer Iuoan Dumitru Bereits 1826 wurde die Kirchengemeinde unter Pfarrer Nicolae Coman wieder zu einer mit Rom unierten Kirche 1843 sind 50 Familien als orthodoxe Christen verzeichnet die aber als Filialgemeinde von Săcădate Sakadat bezeichnet wird wobei die vorhandene Kirche im Wechsel zwischen den beiden Konfessionen benutzt wurde Nach 1855 ist die Kirchengemeinde einheitlich als Parochie der mit Rom unierten Kirche eingetragen 1884 ist ein Beschluss der Gemeinde Gierelsau belegt der die Ausscheidung einer Portio canonica fur die gr kath Kirchengemeinde festlegt die fur den Unterhalt des Kirchengebaudes und des Priesters bestimmt war 37 Somit war die mit Rom unierte Gemeinde eine anerkannte Kirchengemeinde in Girelsau was sie auch bis zur staatlichen Auflosung dieser Kirchengemeinschaft 1948 bleiben wird Danach wurde die Parochie dem Orthodoxen Dekanat Protopopiat Avrig Freck einverleibt Der letzte unierte Pfarrer war Ioan Oros Nach 1989 wollen einige Gemeindemitglieder die Ruckkehr zur alten Tradition der mit Rom unierten Kirche die nun wieder als rumanisch nationale Kirche anerkannt wird Die Anhanger der orthodoxen Gemeinde leisteten Widerstand und es kam zu handfesten Auseinandersetzungen Auf den Wunsch beider Konfessionen wurden Pfarrer im Ort installiert die im Wechsel den Gottesdienst in der Kirche hielten Es gab Uberlegungen dass nach der Auswanderung der Sachsen die alte evangelische Kirche von den Orthodoxen angemietet bzw gekauft werden soll Dies scheiterte am Widerstand der noch wenigen zuruckgebliebenen Sachsen Selbst die ausgewanderten Sachsen waren fur eine solche Losung nicht zu begeistern und lehnten die Ubergabe ihrer ehemaligen Kirche an die Orthodoxen ab Im Laufe der Jahre beruhigte sich die Lage und die mit Rom Unierten Christen und die Orthodoxen feierten im Wechsel in der Kirche ihre Messen Die Orthodoxen strebten aber den Bau einer eigenen Kirche an nbsp Rumanisch griechisch katholische Kirche Adormirea Maicii DomnuluiDas alte Kirchengebaude wurde zwischen 1911 und 1913 gebaut als hier Pfarrer Demetriu M Clain 1850 1927 diente 38 Er war ein Angehoriger des unierten Bischofs Inocențiu Micu Klein Die Kirche die im Volksmund Biserica din Deal die Kirche auf dem Hugel heisst ist als Biserica Adormirea Maicii Domnului Maria Entschlafen geweiht Der zu dieser Kirchengemeinde gehorende Friedhof dient allen rumanischen Einwohnern und den Roma Die Parochie gehort traditionell zum Grosserzbistum Weissenburg und Fogarasch Arhieparhia de Alba Iulia și Făgăraș und wird zurzeit von Pfr Ioan Crișan betreut nbsp Orthodoxe Kirche Sf Impărați Constantin și Elenac Die heutige Orthodoxe Parochie Sf Impărați Constantin și Elena Hl Kaiser Konstantin und Kaiserin Helena wurde nach 1989 gegrundet Sie ist die grosste christliche Gemeinde im Dorf und versteht sich als Nachfolgerin der 1947 durch staatliche Macht gegrundeten orthodoxen Parochie Sie verfugt uber eine neu erbaute Kirche mitten im Dorf die als Sf Impărați Constantin și Elena Hl Kaiser Konstantin und Kaiserin Helena geweiht wurde Ihre Mitglieder gehoren zum Teil zu den orthodoxen Christen die nach 1948 geboren sind und sich der Rumanischen Orthodoxen Kirche verpflichtet fuhlen Ein anderer Teil dieser Parochie sind die Angehorigen der rumanischen Einwanderer nach 1945 die aus orthodoxen Gemeinden stammten und sich dieser Kirche traditionell als Kirche der Rumanen zugehorig verstehen Die Parochie gehort zum orthodoxen Protopopiat Avrig Freck und steht unter der Jurisdiktion der Erzdiozese Hermannstadt der Siebenburgischen Metropolie Metropolia Ardealului der Rumanisch Orthodoxen Kirche Sie wird von Pfarrer Vasile Nichifor betreut nbsp Baptistenkirched Als dritte und jungste Konfession findet sich eine kleinere Gemeinschaft der Baptisten die auch der rumanischen Bevolkerung angehoren Sie waren bereits vor 1990 im Dorf aktiv wobei sie falschlicherweise im Dorf Pocăiți genannt werden was sie als christliche Sekte erscheinen lasst Sie verfugen uber eine kleine Kirche im Winkel Ihre kleine Gemeinschaft ist eine Filiale der in Hermannstadt residierenden Biserica Baptistă Speranța Sibiu BCBSS Baptistische Kirche Hoffnung Hermannstadt e Offen ist die kirchliche Zugehorigkeit der in Girelsau lebenden Roma Der Zugang zur deutschen ev lutherischen Kirche A B in Girelsau wurde ihnen in der Vergangenheit verwehrt Die Mehrheit sind getaufte Christen und gehoren den rumanischen Kirchengemeinden an Andere lehnen die christliche Taufe ab und leben nach ihren eigenen tradierten Glaubensvorstellungen Schulwesen Bearbeiten In der altesten erhaltenen Bevolkerungszahlung der Sieben Stuhle von 1488 wird ein Schulmeister im Ort erwahnt 39 Wie nun eine solche Schulbildung in Girelsau aussah ist weiter nicht belegt aber diese fand wohl eher in einem bescheidenen Rahmen begrenzt auf das notigste je nach Beruf und Stand Lesen und Schreiben statt Im 17 Jh ist das Schulwesen bei den Sachsen in Siebenburgen so organisiert dass neben den 239 Geistlichen 224 Schulleiter registriert sind 40 In den Dorfschulen wurde Latein gelernt da es die Amtssprache im Furstentum Siebenburgen war Die Lage anderte sich als im 18 Jahrhundert die Habsburger Deutsch als Amtssprache in Siebenburgen einfuhrten Damit war die Sprache einer Minderheit 12 15 zur offiziellen Amtssprache geworden was zu grossem Unmut bei Szeklern und Rumanen fuhrte die ihrerseits die Mehrheit in Siebenburgen stellten 41 Die Lage der Schulbildung blieb angespannt weil nicht klar war wer als zustandige Schulbehorde agieren durfte und sollte Die Schulen blieben konfessionell gebunden Die rumanischen Schuler lernten bis 1862 das kyrillische Alphabet weil das Rumanische sich dieser Schreibweise bediente Damit waren sie kaum in der Lage sich in der lateinischen Schrift zurechtzufinden und es war ein enormer Nachteil fur ihre Bildung Erst ab 1862 stellte sich die siebenburgisch rumanische Presse auf die lateinische Schrift um 42 Die Entstehung der politischen Nationalbewegungen im 19 Jh in Siebenburgen schuf eine Neuorientierung in der Schulbildung so dass die unterschiedlichen Nationalitaten ihre eigenen Schulen hatten wie auch in Girelsau Dabei hatten die Kirchen beider Nationalitaten eine wichtige Funktion Sie waren daran interessiert dass die traditionellen Glaubenswerte in eigener Sprache erhalten blieben Auf sachsischer Seite forcierte der ev lutherische Bischof und Padagoge Georg Daniel Teutsch den Volksschulunterricht und 1852 1853 wurde in Girelsau eine neue Schule gebaut nbsp Deutsche Schule gebaut 1852 1853Der rumanische Unterricht fand in einem Haus statt bis 1890 die erste rumanische Schule neben der Kirche gebaut wurde Der erste und langjahrige Lehrer 1892 1932 war Nicolae If Ursu 43 Die Schulerzahl betrug 1876 70 deutsche und 63 rumanische Schuler 1880 54 und 62 Schuler 1900 73 und 55 und 1922 91 und 93 Schuler 44 1878 79 sind auch rumanische Schuler an der deutschen Schule eingeschrieben 45 Allerdings wurden beide Nationen auf eine harte Probe gestellt als ab 1867 in Osterreich Ungarn die Budapester Regierung die Magyarisierung des Schulwesens anstrebte Auf rumanischer Seite war die Grundung des ASTRA Volksbildungsvereins eine grosse Hilfe von der auch die rumanischen Dorfbewohner in Girelsau profitierten Mit dem Zusammenbruch der osterreich ungarischen Monarchie und der Eingliederung Siebenburgens in das Konigreich Rumanien wurde Rumanisch zur Amtssprache Die konfessionellen Volksschulen blieben dabei erhalten nbsp Gesamtschule gebaut 1936 1937Im Dorf wurde 1936 37 ein neues grosses Schulgebaude gebaut das heute noch als Schule dient Als zweites Schulgebaude stand die deutsche konfessionelle Schule zur Verfugung In den Jahren von 1939 bis 1944 wurde die deutsche Schule immer mehr von der nationalfaschistischen Erneuerungsbewegung fur ihre politischen Zwecke vereinnahmt und ihrer konfessionellen Bedeutung entraubt Parallel dazu entwickelte sich auch bei den Rumanen in den 1930er Jahren ein faschistisch nationales Denken Geschichte Rumaniens das sich nun auch in der Schulbildung im Dorf nach 1935 bemerkbar machte So mussten die rumanischen Schuler in der Organisation Straja Țării eintreten und dort dem diktatorisch regierenden Konig Carl II huldigen 46 Die endgultige Aufhebung der konfessionellen Schulen im Dorf geschah aber erst 1948 als das Schulwesen verstaatlicht und die Erziehung ideologisiert wurde mit dem Ziel den neuen Menschen nach kommunistischem Vorbild zu formen Eine deutsche Abteilung blieb sowohl im Kindergarten als auch in der Grundschule erhalten Im Kindergarten waren 1970 50 rumanische und 25 deutsche Kinder wobei die Muttersprache der jeweiligen Volksgruppe benutzt wurde In der Grundschule waren 74 rumanische und 38 deutsche Kinder mit Unterricht in der jeweiligen Muttersprache In den Klassen 5 8 waren insgesamt 215 Schuler mit rumanischer Unterrichtssprache 47 Die alten konfessionellen Traditionen wurden immer mehr an den Rand gedrangt und es ist das besondere Verdienst der Erzieherinnen Lehrer und einigen traditionsbewussten Dorfbewohnern dass diese sowohl bei den Sachsen als auch bei den Rumanen trotz staatlicher Schwierigkeiten im Dorf in begrenzter Form weiterlebten Mit der Auswanderung der Sachsen nach 1990 war kein Bedarf mehr fur eine deutsche Schule Die jahrhundertealte deutsche Tradition der Schule ist damit Geschichte Das ehemalige deutsche Schulgebaude wurde zu Gunsten der letzten Kirchenrenovierung veraussert und ist nun in Privatbesitz Die heutige Schule in Girelsau ist nach europaischem Standard eine Gymnasialschule Wirtschaft Bearbeiten Im Mittelalter gehorte das Dorf zum Hermannstadter Kapitel und wurde entsprechend auch von der Wirtschaftsordnung des Kapitels bestimmt Im 14 Jahrhundert hat es 12 Hufen 1488 sind es 43 Hofstellen mit einer Grosse des Gemarkungsanteils von 94 ha 48 Neben der Bearbeitung der Felder beschaftigten sich die Einwohner des Dorfes mit Fischfang und Fischhandel sowie der Holzwirtschaft Grossere handwerkliche Betriebe sind nicht bekannt 1494 lieferte Paulus Atzmann Fische fur den Landtag in Hermannstadt 49 Die Fischereitradition in Girelsau ist auch auf einer alten Fahne von 1775 belegt 50 nbsp Sachsische Fahne aus Girelsau 1775 Vorderseite die moglicherweise das Dorfwappen darstellt Uber einer stilisierten Hugeldarstellung mit zwei Mondsicheln an den beiden Auslaufen ahnliches Brandzeichen belegt sind ein Kreuz und die Krone des Grossfurstentum Siebenburgen zu sehen In dem anderen parallel liegenden Bild ist der Fluss Alt zu sehen an dessen einem Ufer Weinranken auf einem Hugel und auf dem anderen Weizen zu sehen sind Dazu ist der Text zu lesen Der lieben Jugendt zum Andenken 1775 Auf der Ruckseite wird ein Mann Fischer dargestellt der einen grossen Fisch aus dem Alt zieht Hinter ihm ist eine Engelfigur Schutzengel zu sehen Auf einem Band um die Darstellung steht Verehret von Josepho Krauss Simone Theill Johannes Marcus Johanne Theill Damit ist auch der Weinbau in Girelsau belegt nbsp Sachsische Fahne aus Girelsau 1775 Ruckseite Ende des 18 Jahrhunderts erfahren wir dass Girelsau ein schon gebautes in einer angenehmen Gegend liegendes Dorf in der Nahe des Altflusses ist wo aus dem Strom die schmackhaftesten Fische gefangen werden 51 In einer Mitteilung von 1815 heisst es Die netten hubsch gebauten Hauser zeugen vom Wohlstand der Bewohner wobei auch ein Kreideberg erwahnt wird 52 Auf einem Stich von 1817 ist das Kaiserpaar Franz der Erste und Karolina Augusta bei uberqueren des Altflusses auf Fahren bei Girelsau zu sehen die einen Besuch Siebenburgens abstatteten und somit auch Girelsau besucht haben 53 Vielleicht ist es diesem Ereignis zu verdanken dass im Laufe der Verbesserung der Infrastruktur in Siebenburgen 1838 eine Holzbrucke uber den Alt gebaut wird die Girelsau an den damaligen Strassenverkehr von Hermannstadt nach Kronstadt einbindet 54 In Girelsau wurde eine grosse Postkutschenstation errichtet deren Gebaude noch erhalten sind 55 nbsp Uberfahrt uber den Alt mit Fahren bei Girelsau Kaiser Franz I und Kaiserin Carolina Augusta 18171885 wurde im Dorf der erste Raiffeisenverein gegrundet 56 der nun eine wichtige Hilfe bei der Unterstutzung der sachsischen Wirtschaft im Ort war Im 19 Jh grundet ein M Kraus eine Ziegelfabrik und baut eine kleine Muhle 57 Unterschiedliche Handwerksberufe findet man im 19 und 20 Jahrhundert auch in Girelsau wie Metzger Schumacher Maurer und Schmiede wobei diese fur den eigenen Dorfbedarf arbeiten Den Beruf des Zimmermanns uben Johann Muller Johann Klein Michael Bordon und Gheorghe Tatu aus die auch uber gemeindlich beim Bau von Fahren uber den Alt beteiligt sind 58 Die Landwirtschaft und Viehzucht bleibt aber der Haupterwerb der Dorfbewohner Girelsau verfugt 1895 uber eine Gesamtflache von 5866 Joch davon Wald 2300 Joch Ackerflache 2508 Joch Wiesen und Heuflachen 592 Joch Weideflachen 100 Joch Garten 78 Joch und Hoflachen 130 Joch 59 1908 wurde eine grosse Brucke aus Eisen uber den Alt gebaut die als Girelsauer Brucke Podul Bradului als besonderes architektonisches Werk in die Geschichte einging 60 Das Dorf blieb aber von der Agrarwirtschaft und Viehzucht gepragt auch wenn im Rahmen der Modernisierung der Infrastruktur seine Einbindung an die neu gebaute so genannte Schwedenstrasse 1933 bis 1938 61 wirtschaftlichen Erfolg versprach Die erwirtschaften Agrarprodukte wie Gemuse und Fleischprodukte wurden auf dem Markt in Hermannstadt und Umgebung verkauft Ende der 1930er Jahre wurden auch in Girelsau Genossenschaften gegrundet Die rumanische Bevolkerung grundet die Cooperativa de consum Brădeana 62 Bereits unter dem Einfluss der Anhanger der deutschen Nationalsozialisten sollten die sachsischen Bauern Siebenburgens in Genossenschaften und Ortsgemeinschaften organisiert werden 63 Eine ahnlich genannte Wirtschaftsform setzte sich dann unter der neuen kommunistischen Regierung durch als die Bauern sich in Girelsau 1958 in die Gospodăria colectivă Olga Bancic Kollektive Genossenschaft Olga Bancic eintragen liessen Dem war ein grosser Widerstand aus der rumanischen Bauernschaft vorausgegangen die nun erst begriffen dass die Enteignung und die Verstaatlichung der Guter im Dorf auch sie betreffen wurde Einige rumanische Bauern wurden verhaftet andere von der Securitate maltratiert Die im Dorf lebenden Anhanger der Legionari hofften auf die Besetzung Siebenburgens durch die Amerikaner Von Widerstand aus der sachsischen Bevolkerung ist nichts bekannt Sie hatten wohl resigniert und hofften auf eine zugige Auswanderung nach Deutschland 64 Beide Volksgruppen arrangierten sich gezwungenermassen mit der neuen kommunistischen Wirtschaftsordnung die sie aber nie richtig akzeptierten In der LPG landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft waren sie nun Angestellte die ihren eigenen Acker auf Befehl der staatlichen Organe bearbeiten mussten Das war eine Art staatliche Leibeigenen Situation weil sie ihren Lohn in Naturalien und wenig Geld bekamen Damit war die jahrhundertealte Bauernwirtschaft in Girelsau erledigt Die Misswirtschaft bedingt auch durch Korruption und systematischen Guterraub nahm ihren Lauf wobei man das Klauen nicht als Delikt verstand sondern als Ausgleich fur die durch den Staat geraubten Guter Die Garten um das Haus lieferten die Moglichkeit das Notige fur den Haushalt anzubauen so dass die meisten Familien autark von der katastrophalen staatlichen Versorgung waren Die Dorfbewohner versorgten sich mit Fleisch indem sie Schweine Kuhe Wasserbuffel Schafe Ziegen Hasen Huhner u a fur den Eigenbedarf hielten Die stark eingeschrankte Privatwirtschaft im Dorf war effizienter als die der staatlichen Produktionsgenossenschaft die im Laufe der Jahre zu einer Misswirtschaft degenerierte Im Zuge der massiven Industrialisierungspolitik der kommunistischen Regierung wurden die jungen Dorfbewohner zu Fabrikarbeitern geschult die nun nicht mehr gewillt waren als Bauern in einer landwirtschaftlichen Planwirtschaft auf den Feldern zu arbeiten zumal die Lohne in der Landwirtschaft wesentlich tiefer als in der Industrie waren Besonders die Sachsen stellten sich schnell um und wurden als begehrte Bau und Fabrikarbeiter geschatzt Somit verdienten sie ihren Unterhalt nicht mehr als Bauern sondern als Arbeiter und Staatsangestellte 1990 anderte sich die politische Lage und viele Dorfbewohnern gelang es ihre Acker wieder zuruckzuerhalten Doch das bauerliche Wirtschaftssystem und die damit verbundenen Traditionen waren nicht mehr vorhanden Anhand der tragischen Erfahrungen nach 1945 machten nur wenige Sachsen von der Moglichkeit Grund und Boden zuruckzuerhalten Gebrauch und die meisten wanderten nach Deutschland aus Einige wenige haben noch die Hauser und Garten von ihren Grosseltern ubernommen und lassen diese von Mietern oder Bekannten bewirtschaften Die rumanische Bevolkerung bewirtschaftet die Acker und Waldflachen Viele junge Leute arbeiten im Ausland oder haben eigene Firmen am Ort gegrundet um ihre Familien zu ernahren Ein neuer Wirtschaftszweig ist der Tourismus der in der schonen Landschaft langsam in Fahrt kommt Dazu bietet sich auch der neu angelegte Stausee an der in das Gebiet von Girelsau reicht und sich vom Wasser des Alts speist Das Dorf Bradu ist nun ein Teil der Europaischen Union und die Dorfbewohner sind bereits in die europaische Wirtschaftspolitik integriert Politisch administrativ gehort das Dorf heute zur Stadt Avrig von der es geografisch durch den Alt getrennt ist Sehenswurdigkeiten BearbeitenKirchenburg Gierelsau errichtet 1633 wohl anstelle einer alteren Kirche aus dem 15 Jahrhundert Altbrucke an der Nationalstrasse in Richtung Avrig Cabana Fantanița Haiducului Hotel 1 km Richtung Sibiu an der Nationalstrasse Cabana Ghiocelul Unterkunft nbsp Die evangelische Kirche 2006 nbsp Neues Wirtshaus mit Pension und Verkaufsladen 2009 gebaut nbsp Ehemaliges Pfarrhaus an der Europastrasse 68 nbsp Zentrum mit der Schule des Dorfes im Hintergrund die Kirche der rumanischen griechisch katholischen Kirche Adormirea Maicii DomnuluiLiteratur BearbeitenVasile Balteșiu Monografia satului Bradu herausgegeben von Michael Weber mit einem Vorwort und einer Einfuhrung deutsch rumanisch des Herausgebers Breuberg 2017 Weblinks und Quellen Bearbeiten nbsp Commons Bradu Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Girelsau bei siebenbuerger de Informationen zu archaologischen und historischen Sehenswurdigkeiten rumanisch Bilder aus Gierelsau Website der HOG Girelsau Einzelnachweise Bearbeiten Volkszahlung 2021 in Rumanien bei citypopulation de Vgl Dumitru Popa Villae Vici Pagi Așezările rurale din Dacia romană intercarpatică Editura Econimică Sibiu 2002 So Vasile Balteșiu Monografia satului Bradu Hrsg Michael Weber Breuberg 2017 Siebenburgen Institut Online Abk UB Hrsg Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenburgen Online Michael Weber Einfuhrung zur Monografie uber Girelsau In Michael Weber Hrsg Vasile Balteșiu Monografia satului Bradu Breuberg 2017 S X XIV Michael Lebrecht Versuch einer Erdbeschreibung des Grossfurstentums Siebenburgen 2 Auflage Hermannstadt 1804 S 137 Gernot Nussbacher Von Tannendorf zu Gerhardsau Aus der Ortsgeschichte von Girelsau In Zeitung Neuer Weg Bukarest 15 September 1987 S 4 Siebenburgen Institut online Urkundenbuch UB 467 Siebenburgen Institut online Urkundenbuch UB 537 Siebenburgen Institut online Urkundenbuch UB 514 Siebenburgen Institut online Urkundenbuch UB 1211 Siebenburgen Institut online Urkundenbuch UB 1725 und UB 1729 Siebenburgen Institut online Urkundenbuch UB 2157 Gernot Nussbacher Von Tannendorf zu Gerhardsau Gernot Nussbacher Zur Ortsgeschichte von Girelsau In Zeitung Karpatenrundschau Jg 29 Nr 37 Kronstadt 14 September 1996 S 3 Vgl Konrad Gundisch Siebenburgen und die Siebenburger Sachsen In Studienbuchreihe der Stiftung Ostdeutsche Kulturrat Band 8 Langen Muller Munchen 1998 S 97 f Nicolae Torgan Material istoric privitor la alungarea Romanilor din satele săsești In Transilvania Band XXXI Sibiu 1901 S 98 Vasile Balteșiu Monografia satului Bradu 2017 S 176 f Nicolae Torgan Statistica Romanilor din Transilvania in 1733 Conscripția episcopului Ioan Inocențiu Micu Klein In Transilvania Band XXX Nr 5 Sibiu 1898 S 169 ff Augustin Bunea Statistica Romanilor din Transilvania in anul 1750 făcută de vicarul episcopesc Petru Aron In Transilvania Band XXXII Nr IX Sibiu 1901 S 251 Vasile Balteșiu Monografia satului Bradu 2017 S 63 Vasile Balteșiu Monografia satului Bradu 2017 S 64 Vasile Balteșiu Monografia satului Bradu 2017 S 66 Vasile Balteșiu Monografia satului Bradu 2017 S 163 Vgl Michael Wedekind Wissenschaftsmileus und Ethnopolitik in Rumanien der 1930 40 Jahre In Josef Ehmer Ursula Ferdinand Jurgen Reulecke Hrsg Herausforderung Bevolkerung Zu Entwicklung des modernen Denkens uber die Bevolkerung vor im und nach dem Dritten Reich Wiesbaden 2007 S 233 266 Vasile Balteșiu Monografia satului Bradu 2017 S 56 Agneta Wenerich Girelsau Wir werden dich nicht vergessen In Manuskript unveroffentlicht S 3 Vasile Balteșiu Monografia satului Bradu 2017 S 57 Anm 2 Vgl Annemarie Weber Hannelore Baier Die Deutschen in Rumanien Eine Quellensammlung In Schriften zur Landeskunde Siebenburgens Band 35 Bohlau Koln 2015 S 125 ff Ludwig Klaster Die Kapitelbruderschaften der Evang Kirche A B in Siebenburgen In Ulrich A Wien Hrsg Reformation Pietismus Spiritualitat Beitrage zur siebenburgische sachsischen Kirchengeschichte Band 41 Bohlau Koln 2011 S 1 22 Siebenburgen Institut online Urkundenbuch UB 3252 Chronologisches Verzeichnis der Pfarrer des Hermannstadter Capitels seit dem Jahre 1327 bis auf gegenwartige Zeit In Siebenburgische Provinzialblatter Band 3 Martin Hochmeister Hermannstadt 1808 S 1 H Muller Ziegelschriften In Korrespondenzblatt des Vereins fur siebenburgische Landeskunde Hermannstadt 1885 S 22 Michael Weber Evangelische Kirche in Girelsau mit neuem Dach In Siebenburgische Zeitung 65 Jahrgang Munchen 13 Juli 2015 Vgl Daniel Dumitru Anja Dumitran Florean Adrian Laslo virtuti de creati follenantiae benificia clero Graeci resttuenda Biserica romană din Transilvania in izvoarele statistice ale anului 1767 Alba Iulia 2009 Vasile Balteșiu Monografia satului Bradu 2017 S 202 Hermannstadter Magistrat Protokolle In Siebenburgisch Deutsches Tageblatt Jg 8 Nr 123 Hermannstadt 1884 Vasile Balteșiu Monografia satului Bradu Gernot Nussbacher Von Tannendorf zu Gerherdsau Aus der Ortsgeschichte von Girelsau Katalin Peter Die Blutezeit des Furstentums 1606 1660 In Bela Kopeczi Hrsg Kurze Geschichte Siebenburgens Budapest 1990 S 344 Zolt Trocsanyi Ambrus Miskolczy Siebenburgen im Habsburgerreich In Bela Kopeczi Hrsg Kurze Geschichte Siebenburgens S 438 ff Zoltan Szasz Bevolkerung Wirtschaft und Kultur im Zeitalter des Kapitalismus In Bela Kopeczi Hrsg Kurze Geschichte Siebenburgens S 588 Vasile Balteșiu Monografia satului Bradu 2017 S 175 f Vasile Balteșiu Monografia satului Bradu 2017 S 182 Vasile Balteșiu Monografia satului Bradu 2017 S 181 Vasile Balteșiu Monografia satului Bradu 2017 S 180 Vasile Balteșiu Monografia satului Bradu 2017 S 187 Paul Niedermaier Stadte Dorfer Baudenkmaler Studien zur Siedlungs und Baugeschichte Siebenburgens In Studia Transylvanica Bohlau Koln 2008 S 102 Gernot Nussbacher Von Tannendorf zu Gerhardsau Aus der Ortsgeschichte von Girelsau Kirchengemeinde A B Girelsau Archiv der ev lutherischen Kirchengemeinde A B Girelsau Girelsau 2015 Michael Lebrecht Versuch einer Erdbeschreibung Briefe aus Siebenburgen In Erneuerte vaterlandischen Blatter fur den osterreichischen Kaiserstaat Wien 1815 S 167 Vasile Balteșiu Monografia satului Bradu 2017 S 157 Vasile Balteșiu Monografia satului Bradu 2017 S 156 Vasile Balteșiu Monografia satului Bradu 2017 S 158 f Die Karpathen Nr 7 Hermannstadt 1910 S 404 Vasile Balteșiu Monografia satului Bradu 2017 S 117 Vasile Balteșiu Monografia satului Bradu 2017 S 117 ff Vasile Balteșiu Monografia satului Bradu 2017 S 124 Vasile Balteșiu Monografia satului Bradu 2017 S 157 f Vgl Nils Hakan Măzgăreanu Der Bau der Schwedenstrasse 1931 bis 1938 In Zeitschrift fur Siebenburgische Landeskunde Nr 26 97 2003 S 184 190 Vasile Balteșiu Monografia satului Bradu Johann Bohm Nationalsozialistische Indoktrination der Deutschen in Rumanien 1932 1944 Peter Lang Frankfurt am Main 2008 S 130 ff Vasile Balteșiu Monografia satului Bradu Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bradu Sibiu amp oldid 238043634