www.wikidata.de-de.nina.az
Banachalgebren nach Stefan Banach sind mathematische Objekte der Funktionalanalysis die einige bekannte Funktionenraume und Operatorenalgebren anhand wesentlicher gemeinsamer Eigenschaften verallgemeinern z B Raume stetiger oder integrierbarer Funktionen oder Algebren stetiger linearer Operatoren auf Banachraumen Eine Banachalgebra ist ein Vektorraum in dem zusatzlich auch eine Multiplikation und eine Norm so definiert sind dass gewisse Vertraglichkeitsbedingungen erfullt sind Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Spezielle Klassen von Banachalgebren 2 1 Banach Algebra oder involutive Banachalgebra 2 2 C Algebren und Von Neumann Algebren 3 Beispiele 4 Grundlagen 4 1 Das Einselement 4 2 Die Gruppe der invertierbaren Elemente 4 3 Das Spektrum 4 4 Maximale Ideale 5 Anwendungen 6 LiteraturDefinition BearbeitenEin Vektorraum A displaystyle mathcal A nbsp uber dem Korper K R displaystyle mathbb K mathbb R nbsp oder C displaystyle mathbb C nbsp der reellen oder komplexen Zahlen mit einer Norm displaystyle left cdot right nbsp und einem Produkt A A A displaystyle circ colon mathcal A times mathcal A to mathcal A nbsp ist eine Banachalgebra wenn gilt A displaystyle mathcal A left cdot right nbsp ist ein Banachraum also ein vollstandiger normierter Vektorraum A displaystyle mathcal A circ nbsp ist eine assoziative K displaystyle mathbb K nbsp Algebra A B A B displaystyle A circ B leq A cdot B nbsp fur alle A B A displaystyle A B in mathcal A nbsp d h die Norm ist submultiplikativ Wie auch in der Algebra allgemein ublich wird das Symbol fur das Produkt gern weggelassen nur im Falle der Faltung wird oft das Symbol displaystyle nbsp oder displaystyle star nbsp verwendet Verlangt man von A displaystyle mathcal A left cdot right nbsp nur dass es sich um einen normierten Raum handelt das heisst man verzichtet auf die Vollstandigkeit so erhalt man den allgemeineren Begriff der normierten Algebra Spezielle Klassen von Banachalgebren BearbeitenBanach Algebra oder involutive Banachalgebra Bearbeiten Eine Banach Algebra A displaystyle mathcal A nbsp uber C displaystyle mathbb C nbsp ist eine Banachalgebra uber C displaystyle mathbb C nbsp zusammen mit einer Involution A A a a displaystyle colon mathcal A to mathcal A a mapsto a nbsp so dass a A a a displaystyle forall a in mathcal A a a nbsp involutiv a b A a b b a displaystyle forall a b in mathcal A ab b a nbsp anti multiplikativ a b A z w C z a w b z a w b displaystyle forall a b in mathcal A forall z w in mathbb C za wb bar z a bar w b nbsp semilinear anti linear oder konjugiert linear a A a a displaystyle forall a in mathcal A a a nbsp isometrisch In anderen Worten eine Banach Algebra ist eine Banachalgebra und zugleich eine Algebra mit einer isometrischen Involution Manche Autoren lassen die Bedingung der Isometrie fort und sprechen dann gegebenenfalls von einer Banach Algebra mit isometrischer Involution Die meisten in naturlicher Weise auftretenden Involutionen auf Banachalgebren sind allerdings isometrisch C Algebren und Von Neumann Algebren Bearbeiten Hauptartikel C Algebra und Von Neumann Algebra Die Banachalgebra B H displaystyle B H nbsp der stetigen linearen Operatoren uber einem Hilbertraum H displaystyle H nbsp motiviert die folgende Definition Eine Banachalgebra A displaystyle mathcal A nbsp auf der zusatzlich eine semilineare antimultiplikative Involution A A x x displaystyle colon mathcal A to mathcal A x mapsto x nbsp gegeben ist heisst C Algebra wenn die sogenannte C Bedingung erfullt ist x x x 2 displaystyle x x x 2 nbsp fur alle x A displaystyle x in mathcal A nbsp Solche Banachalgebren lassen sich auf Hilbertraumen darstellen Sind diese dann in einer gewissen Topologie in der Operatorenalgebra uber dem Hilbertraum abgeschlossen so nennt man sie Von Neumann Algebren Beispiele BearbeitenJeder Banachraum wird mit der Null Multiplikation d h x y displaystyle xy nbsp 0 fur alle Elemente x y displaystyle x y nbsp des Banachraums zu einer Banachalgebra Sei K displaystyle K nbsp ein kompakter Raum und C K displaystyle mathcal C K nbsp der Raum der stetigen Funktionen f K C displaystyle f colon K to mathbb C nbsp Mit den punktweisen Operationen und der durch f x f x displaystyle f x overline f x nbsp komplexe Konjugation definierten Involution und der Supremumsnorm f sup x K f x displaystyle f sup x in K f x nbsp wird C K displaystyle mathcal C K nbsp zu einer kommutativen C Algebra Ebenso lassen sich der Raum der beschrankten komplexwertigen Funktionen auf einem topologischen Raum was mittels der Stone Cech Kompaktifizierung gleichwertig ist oder der Raum der C0 Funktionen der stetigen Funktionen auf einem lokalkompakten Raum die im Unendlichen verschwinden betrachten Sei D displaystyle D nbsp der Einheitskreis in C displaystyle mathbb C nbsp Es sei A D displaystyle A D nbsp die Algebra mit stetigen Funktionen f D C displaystyle f colon D to mathbb C nbsp die im Inneren von D holomorph sind Mit den punktweisen Operationen und der durch f z f z displaystyle f z overline f overline z nbsp komplexe Konjugation definierten Involution und der Supremumsnorm wird A D displaystyle A D nbsp zu einer kommutativen Banach Algebra die keine C Algebra ist Diese Banachalgebra nennt man auch die Diskalgebra Ist V displaystyle V nbsp ein Banachraum so ist die Algebra B V displaystyle B V nbsp der stetigen linearen Operatoren auf V displaystyle V nbsp eine Banachalgebra die im Falle dim V gt 1 displaystyle dim V gt 1 nbsp nicht kommutativ ist Ist V displaystyle V nbsp ein Hilbertraum so ist B V displaystyle B V nbsp eine C Algebra Die Spurklasse und die Hilbert Schmidt Klasse oder allgemeiner die Schatten Klassen sind Beispiele fur nicht kommutative Banach Algebren die keine C Algebren sind In der harmonischen Analyse werden die Banach Algebren L 1 G displaystyle L 1 G nbsp das heisst die Faltungsalgebren uber einer lokalkompakten Gruppe G displaystyle G nbsp betrachtet H Algebren sind involutive Banachalgebren die gleichzeitig Hilbertraume sind zusammen mit einer Zusatzbedingung die die Involution mit der Hilbertraumstruktur verknupft Grundlagen BearbeitenEs werden einige Grundlagen der Theorie der Banachalgebren besprochen die ein Zusammenspiel zwischen algebraischen und topologischen Eigenschaften zeigen Das Einselement Bearbeiten Viele der oben genannten Beispiele sind Banachalgebren ohne ein Einselement Wird dennoch ein Einselement benotigt so kann man eines adjungieren In vielen Fallen gibt es in diesen Banachalgebren Approximationen der Eins dies ist ein topologisches Konstrukt das oft einen Ersatz fur das fehlende Einselement darstellt Das gilt insbesondere fur C Algebren und die Gruppenalgebren L 1 G displaystyle L 1 G nbsp Die Gruppe der invertierbaren Elemente Bearbeiten Ist A displaystyle A nbsp eine Banachalgebra mit Einselement 1 so ist die Gruppe A displaystyle A times nbsp der invertierbaren Elemente offen Ist namlich b A displaystyle b in A nbsp invertierbar und a A displaystyle a in A nbsp mit a b lt 1 b 1 displaystyle a b lt tfrac 1 b 1 nbsp so ist auch a displaystyle a nbsp invertierbar denn leicht uberlegt man sich dass b 1 n 0 b a b 1 n displaystyle textstyle b 1 sum n 0 infty b a b 1 n nbsp konvergiert und das Inverse zu a displaystyle a nbsp ist Ferner ist das Invertieren a a 1 displaystyle a mapsto a 1 nbsp als Abbildung auf der Gruppe der invertierbaren Elemente stetig Daher ist A displaystyle A times nbsp eine topologische Gruppe Das Spektrum Bearbeiten In der linearen Algebra spielt die Menge der Eigenwerte einer Matrix eine wichtige Rolle bei der Untersuchung der Matrizen d h der Elemente der Banachalgebra B K n displaystyle B mathbb K n nbsp Dies verallgemeinert sich zum Begriff des Spektrums Sei A displaystyle A nbsp eine C displaystyle mathbb C nbsp Banachalgebra mit Einselement Fur a A displaystyle a in A nbsp ist das Spektrum von a displaystyle a nbsp s a l C a l 1 A displaystyle sigma a lambda in mathbb C a lambda cdot 1 notin A times nbsp kompakt und nach dem Satz von Gelfand Mazur nicht leer Fur den Spektralradius r a sup l l s a displaystyle r a sup lambda lambda in sigma a nbsp gilt die Formel r a lim n a n 1 n displaystyle textstyle r a lim n to infty a n 1 n nbsp Diese Formel ist erstaunlich da der Spektralradius eine rein algebraische Grosse ist die lediglich den Begriff der Invertierbarkeit verwendet die rechte Seite der Spektralradiusformel hingegen ist durch die Norm der Banachalgebra gegeben Fur den Rest dieses Abschnitts sei A displaystyle A nbsp kommutativ mit Einselement Die Menge X A displaystyle X A nbsp aller multiplikativen Funktionale A C displaystyle A to mathbb C nbsp bezeichnet man als das Spektrum von A displaystyle A nbsp oder nach Gelfand auch als Gelfand Spektrum oder Gelfand Raum von A displaystyle A nbsp Das Spektrum von A displaystyle A nbsp ist ein kompakter Raum und die Gelfand Transformation vermittelt einen Homomorphismus A C X A displaystyle A rightarrow C X A nbsp von A displaystyle A nbsp in die Banachalgebra der stetigen komplexwertigen Funktionen auf X A displaystyle X A nbsp Jedem Element a A displaystyle a in A nbsp wird so eine stetige Funktion a X A C displaystyle hat a colon X A to mathbb C nbsp zugeordnet wobei a f f a displaystyle hat a varphi varphi a nbsp Das Spektrum eines Elementes a A displaystyle a in A nbsp und das Spektrum der Algebra hangen dann uber die Formel s a a X A displaystyle sigma a hat a X A nbsp zusammen Das ist im Artikel uber die Gelfand Transformation ausgefuhrt Maximale Ideale Bearbeiten Sei A displaystyle A nbsp eine kommutative C displaystyle mathbb C nbsp Banachalgebra mit Einselement Ist f X A displaystyle varphi in X A nbsp so ist ker f A displaystyle ker varphi subset A nbsp ein maximales Ideal mit Kodimension 1 Ist umgekehrt M A displaystyle M subset A nbsp ein maximales Ideal so ist der Abschluss M displaystyle overline M nbsp wegen der Offenheit der Gruppe der invertierbaren Elemente ein echtes Ideal also muss M M displaystyle overline M M nbsp gelten Dann ist die Quotientenalgebra A M displaystyle A M nbsp eine Banachalgebra die ein Korper ist und dieser muss nach dem Satz von Gelfand Mazur isomorph zu C displaystyle mathbb C nbsp sein Daher ist die Quotientenabbildung A A M C displaystyle A rightarrow A M cong mathbb C nbsp ein multiplikatives Funktional mit Kern M displaystyle M nbsp Bezeichnet man also die Menge der maximalen Ideale mit Max A displaystyle operatorname Max A nbsp so hat man eine bijektive Abbildung X A Max A f ker f displaystyle X A to operatorname Max A varphi mapsto ker varphi nbsp Es besteht damit eine bijektive Beziehung zwischen der Teilmenge X A displaystyle X A nbsp des Dualraums und der rein algebraisch definierten Menge der maximalen Ideale Anwendungen BearbeitenAnwendung finden Banachalgebren u a in der Operatorentheorie wie sie z B in der Quantenfeldtheorie benutzt wird Ferner gibt es die Erweiterung zu Von Neumann Algebren und Hilbert Moduln und der abstrakten K und KK Theorie welche auch als nichtkommutative Geometrie bezeichnet wird Zur Untersuchung lokalkompakter Gruppen zieht man in der harmonischen Analyse die Banachalgebren L 1 G displaystyle L 1 G nbsp und die Gruppen C Algebren C G displaystyle C G nbsp heran Literatur BearbeitenF F Bonsall J Duncan Complete Normed Algebras Ergebnisse der Mathematik und ihrer Grenzgebiete NF Bd 80 Springer Berlin u a 1973 ISBN 3 540 06386 2 Richard V Kadison John R Ringrose Fundamentals of the Theory of Operator Algebras Special Topics Academic Press New York NY u a Band 1 Elementary Theory Pure and applied mathematics Vol 100 1 1983 ISBN 0 12 393301 3 Band 2 Advanced Theory Pure and applied mathematics Vol 100 2 1986 ISBN 0 12 393302 1 Masamichi Takesaki Theory of Operator Algebras I Springer Berlin 1979 ISBN 3 540 90391 7 2nd printing of the 1st edition Encyclopaedia of Mathematical Sciences Vol 124 Encyclopaedia of Mathematical Sciences Operator Algebras and Non Commutative Geometry Vol 5 Springer New York u a 2002 ISBN 3 540 42248 X Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Banachalgebra amp oldid 212228546