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Stefan Banach ˈstɛfan ˈbanax 30 Marz 1892 in Krakau Osterreich Ungarn 31 August 1945 in Lemberg war ein polnischer Mathematiker Er gilt als Begrunder der modernen Funktionalanalysis und als einer der Hauptvertreter der Lemberger Mathematikerschule Stefan BanachDas Stefan Banach Denkmal in Krakau Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen und Mitgliedschaften 3 Werk 4 Nach Stefan Banach benannt 5 Schriften 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBanachs Vater war der Steuer oder Bahnangestellte Stefan Greczek laut Taufbuch war seine Mutter Katarzyna Banach die mit Greczek nicht verheiratet war Stefan Banach wuchs zunachst bei seiner Grossmutter auf die aber erkrankte Anschliessend lebte er in einer Pflegefamilie in Krakau und zwar bei Franciszka Plowa und ihrer Tochter Maria Puchalska Mit seinem Vater unterhielt er Briefkontakt Seine Mutter lernte er nie kennen uber sie ist kaum etwas bekannt da sein Vater Stefan Greczek Auskunft uber sie verweigerte Noch als Kind lernte er durch einen Bekannten aus der Pflegefamilie fliessend Franzosisch ausserdem lernte er als Autodidakt Latein Von 1902 bis 1910 besuchte er das Vierte Gymnasium in Krakau Henryk Sienkiewicz Gymnasium Er galt schon zu Schulzeiten als mathematisch hochbegabt zeigte aber keinerlei Interesse an humanistischen Fachern sodass er nicht zu den besten Schulern seiner Schule gehorte und nur dank des Eingreifens seines Mathematiklehrers zur Matura zugelassen wurde Auf der Schule war er mit dem mathematisch ebenfalls hochbegabten Mitschuler Witold Wilkosz befreundet Beide beschlossen trotz ihrer Interessen etwas anderes als Mathematik zu studieren weil sie das Gefuhl hatten dass es in der Mathematik nichts Neues zu entdecken gabe 1 Banach wahlte Bauingenieurwesen Da sein Vater der Meinung war er wurde sein Studium nicht ernst genug nehmen entzog er ihm die finanzielle Unterstutzung Banach arbeitete dann zunachst in einer Buchhandlung Zwischen 1911 und 1913 war er Student der Mechanik am Polytechnikum in Lemberg und legte dort sein Vordiplom ab das Studium hat er aber nie beendet Zwischendurch kehrte er haufiger nach Krakau zuruck Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs arbeitete er als Aufseher beim Strassenbau Fur den Wehrdienst war er aufgrund seiner Kurzsichtigkeit untauglich Nach seiner Ruckkehr nach Krakau verdiente er seinen Lebensunterhalt mit Nachhilfestunden und als Hilfslehrer Er studierte weiterhin Mathematik als Autodidakt und an der Universitat wo er wahrscheinlich bei Stanislaw Zaremba Vorlesungen horte Im Jahre 1916 wurde der Mathematiker Hugo Steinhaus zufallig auf ihn aufmerksam als er in einem Park ein Gesprach von Banach mit seinem Freund Otto Nikodym uber das Lebesgue Mass horte Daraufhin trafen sie sich haufiger und ihre Bekanntschaft mundete in einer gemeinsamen Publikation aufgrund des Krieges erst 1918 im Bulletin der Krakauer Akademie veroffentlicht und einer langjahrigen Zusammenarbeit Nach seiner ersten Publikation reichte Banach stetig weitere mathematische Arbeiten ein Durch Steinhaus Bemuhungen erhielt Banach von 1920 bis 1922 eine Assistenzstelle bei Antoni Lomnicki am Lehrstuhl fur Mathematik in der Abteilung fur Mechanik des Polytechnikums Lemberg 1922 legte er an der Jan Kazimierz Universitat in Lemberg seine Doktorprufung ab ohne zuvor Abschlusse in Mathematik erlangt zu haben Aufgrund seiner Begabung wurde bei ihm eine Ausnahme gemacht Der Titel seiner Doktorarbeit war Sur les operations dans les ensembles abstraits et leur application aux equations integrales Uber Operationen in abstrakten Mengen und ihre Anwendung auf Integralgleichungen Fundamenta Mathematicae 3 1922 Mit den fundamentalen Satzen die diese Arbeit enthalt schuf er ein neues Gebiet der Mathematik die Funktionalanalysis 1920 heiratete er Lucja Braus Sein Sohn Stefan 1922 1999 wurde ein bekannter Neurochirurg nbsp Das Grab Stefan Banachs auf dem Lytschakiwski Friedhof in Lemberg heute Lwiw in der Ukraine Banach habilitierte sich im Jahre 1922 an der Universitat Lemberg Beschluss des Abteilungsrates vom 30 Juni mit einer Arbeit uber Masstheorie und wurde dort am 22 Juli desselben Jahres ausserordentlicher Professor und 1927 2 ordentlicher Professor zweiter Lehrstuhl fur Mathematik 1924 25 war er zu einem Forschungsaufenthalt in Paris In Lemberg galt er als Exzentriker Statt in seinem Buro an der Universitat zu arbeiten sass er meist im Schottischen Cafe wo er seine Notizbucher mit Ideen zur Funktionalanalysis fullte daher tragen seine Notizen aus dieser Zeit auch den Namen Schottische Notizbucher In den 1930er Jahren versuchte John von Neumann insgesamt drei Mal Banach davon zu uberzeugen seine wissenschaftliche Karriere in den USA fortzufuhren Banach lehnte dies jedoch stets ab da er sich mit Lemberg und Polen verbunden fuhlte und seine Familie nicht verlassen wollte In Lemberg waren ausser Steinhaus auch Stanislaw Ulam und Kazimierz Kuratowski der dort 1927 bis 1934 lehrte und mit dem Banach viel zusammenarbeitete Nach dem Einmarsch der Roten Armee im Jahr 1939 wurde Banach korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften der Ukrainischen Sowjetrepublik und blieb bis 1941 als Inhaber des ersten Lehrstuhls fur Mathematische Analysis und Dekan der Mathematisch Physikalischen Fakultat an der Lemberger Universitat Die bekannten sowjetischen Mathematiker Sergei Lwowitsch Sobolew und Pawel Sergejewitsch Alexandrow besuchten ihn 1940 in Lemberg Banach war seinerseits mehrfach in der Sowjetunion Beim Einmarsch deutscher Truppen in seiner Heimat war er in Kiew und kehrte sofort nach Lemberg zuruck Unter der deutschen Besatzung ab 1941 musste Banach zeitweise den Lebensunterhalt fur sich und seine Familie verdienen indem er an Rudolf Weigls Institut fur Bakteriologie Blut fur die Futterung von Lausen spendete die dann fur Fleckfieber Experimente genutzt wurden Hinzu kam eine schwere Erkrankung Nachdem die Rote Armee im Jahr 1944 Lemberg erneut eingenommen hatte wurde Banach wieder Mathematikprofessor Er erneuerte seine Kontakte zu sowjetischen Mathematikern und traf Sobolew bei Moskau Er plante nach Krakau zuruckzukehren und dort zu lehren Am 31 August 1945 verstarb Banach der dafur bekannt war vier bis funf Packchen Zigaretten am Tag zu rauchen in Lemberg an Lungenkrebs Er wurde im Riedl Monument auf dem Lytschakiwski Friedhof in Lemberg bestattet Ehrungen und Mitgliedschaften Bearbeiten1924 wurde er korrespondierendes Mitglied der Polnischen Akademie der Wissenschaften ab 1931 war er ordentliches Mitglied der Warschauer Wissenschaftlichen Gesellschaft In der Wissenschaftlichen Gesellschaft Lemberg war er ab 1923 angenommenes ab 1927 aktives Mitglied Von 1932 bis 1936 war er Vizeprasident von 1939 bis 1945 Prasident der Polnischen Mathematischen Gesellschaft zu deren Grundungsmitgliedern er 1919 gehorte 1930 erhielt er den Wissenschaftspreis der Stadt Lemberg In den Jahren 1936 bis 1939 war er Vizeprasident des Mathematischen Komitees des Rates fur exakte und angewandte Wissenschaften 1936 hielt er einen Plenarvortrag auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Oslo Die Theorie der Operationen und ihre Bedeutung fur die Analysis 1939 sprach ihm die Polnische Akademie der Wissenschaften ihren Grossen Preis zu Posthume Ehrungen Die Polnische Mathematische Gesellschaft schuf 1946 den wissenschaftlichen Stefan Banach Preis In Universitatsstadten wurden Strassen nach ihm benannt 1972 wurde das Internationale Banach Zentrum fur Mathematik mit Sitz in Warschau gegrundet Der 1997 entdeckte Asteroid 16856 Banach wurde nach ihm benannt 2012 gab die Polnische Nationalbank zu seinen Ehren drei Munzen heraus Goldmunze mit einem Feingehalt von 900 1000 im Nominalwert von 200 Zloty Silbermunze in Sterling 925 1000 im Nominalwert von 10 Zloty Munze in einer Kupfer Aluminium Legierung Nordisches Gold im Nominalwert von 2 Zloty 2016 wurde in einem Park nordlich des Doms in Krakau eine Statue errichtet die Stefan Banach und Otton Marcin Nikodym als Studenten bei einer Diskussion auf einer Parkbank im Jahr 1916 zeigt Ihre Diskussion uber das damals neuartige Lebesgue Integral fiel Hugo Steinhaus auf der mit ihnen eine Zusammenarbeit begann 3 Ein weiteres Denkmal Banachs ist in der Reymont Strasse 4 Am 22 Juli 2022 widmete ihm die Suchmaschine Google ein Doodle zum 100 Jubilaum des Doktor Titels 5 Werk BearbeitenSeine ersten Arbeiten widmete er unter anderem den Fourierreihen In der ersten gemeinsam mit Steinhaus verfassten Arbeit behandelte er die Frage nach der Konvergenz im Mittel der Teilsummen einer Fourierreihe und konnte sie definitiv negativ beantworten Ausserdem arbeitete er uber orthogonale Funktionen und Reihen die Maxwell Gleichungen Ableitungen messbarer Funktionen und uber Masstheorie In seiner Doktorarbeit und in der 1931 und in franzosischer Fassung 1932 in Warschau erschienenen Monographie Theorie des operations lineaires Theorie der linearen Operationen definierte er axiomatisch diejenigen Raume die spater nach ihm benannt wurden die Banachraume Stefan Banach legte die endgultigen Grundlagen zur Funktionalanalysis und bewies viele fundamentale Satze etwa den Satz von Hahn Banach den Fixpunktsatz von Banach und den Satz von Banach Steinhaus Er fuhrte die entsprechende Terminologie ein die heute auf der ganzen Welt in der Funktionalanalysis verwendet wird und hielt die erste Vorlesung auf diesem Gebiet 1924 formulierte er zusammen mit seinem polnischen Kollegen Alfred Tarski einen wichtigen Beitrag zur Mengenlehre der als Banach Tarski Paradoxon beruhmt wurde Mit Steinhaus grundete er 1929 die Zeitschrift Studia Mathematica Er gab mit Steinhaus und anderen polnischen Mathematikern ab 1932 die Reihe Mathematische Monographien heraus deren erster Band von Banach stammte und die Theorie linearer Operatoren in der Funktionalanalysis behandelte Banach schrieb uber sechzig wissenschaftliche Arbeiten und fand zahlreiche neue Lehrsatze die sich als von fundamentaler Bedeutung fur viele Gebiete der Mathematik erwiesen Banachs Arbeitsstil seine aussergewohnliche wissenschaftliche Intuition seine Direktheit und Offenheit erlaubten ihm zusammen mit Steinhaus die mathematische Schule von Lemberg zu begrunden Banach galt dank seiner Erfahrung als Nachhilfelehrer als exzellenter Dozent und war auch Autor vieler Lehrbucher zum Beispiel ein Lehrbuch uber Mechanik fur die Universitatslehre darunter sogar Schulbucher fur Mittelschulen Er war dafur bekannt bei seinen Vorlesungen stets verspatet zu sein und diese dazu noch vor der geplanten Zeit zu beenden Nach Stefan Banach benannt BearbeitenFolgende Begriffe sind nach Stefan Banach benannt Banachalgebra Banachraum Banachkugel Banachlimes Satz von Banach Alaoglu Satz von Hahn Banach Banachscher Abbildungssatz Banachscher Fixpunktsatz Satz von Banach Mackey Satz von Banach Mazur Banach Mazur Abstand Banach Saks Eigenschaft Satz von Banach Schauder Satz von Banach Steinhaus Banach Tarski Paradoxon Internationales Banach Zentrum fur Mathematik Stefan Banach Medaille Stefan Banach PreisSchriften BearbeitenŒuvres 2 Bande Warschau 1967 1979 Band 1 Travaux sur les fonctions reelles et sur les series orthogonales Band 2 Travaux sur l analyse fonctionnelle avec lʹarticle de A Pelczynski sur la presente theorie des espaces de Banach Theorie des operations lineaires Warschau Inst Math Poln Akad Wiss Math Monographien 1 1932 Digitalisat Englische Ausgabe Theory of Linear Operators North Holland 1987 Mechanics Warschau Inst Math Poln Akad Wiss Math Monographien 24 1951 Digitalisat Polnische Ausgabe in 2 Banden 1938Literatur BearbeitenNachruf von Stanislaw Ulam Bulletin AMS Band 52 1946 S 600 603 Krzysztof Ciesielski On Stefan Banach and some of his results Banach J Math Analysis Band 1 2007 S 1 10 pdf Roman Kaluza Through a reporter s eyes the life of Stefan Banach Birkhauser 1996 Miroslav Katetov Banach Stefan In Charles Coulston Gillispie Hrsg Dictionary of Scientific Biography Band 1 Pierre Abailard L S Berg Charles Scribner s Sons New York 1970 S 427 428 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stefan Banach Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Stefan Banach im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek John J O Connor Edmund F Robertson Stefan Banach In MacTutor History of Mathematics archive Informationen zu und akademischer Stammbaum von Stefan Banach bei academictree org Spektrum de Stefan Banach 1892 1945 Einzelnachweise Bearbeiten MacTutor Biographie von Banach siehe Weblinks Den Autoren zufolge sei dieses ein Zeichen eines mangelhaften Niveaus der damaligen Lehre in der Mathematik in Krakau gewesen Biographie von Banach von Miroslav Katetov im Dictionary of Scientific Biography ab 1970 Ehrhard Behrends A ceremony of Banach and Nikodym in Krakau Danuta Ciesielska Krzysztof Ciesielska Stefan Banach remembered in Krakow Mathematical Intelligencer September 2008 Stefan Banach Ein schones Google Doodle zu Ehren des Mathematikers Begrunder der Funktionsanalyse In GoogleWatchBlog 21 Juli 2022 abgerufen am 21 Juli 2022 deutsch Vgl auch Miriam Rathje Drei wichtige Fakten uber den grossen Stefan Banach in Der Tagesspiegel 22 Juli 2022 Hier wird als Grund fur das Doodle das Jubilaum der Ernennung zum ausserordentlichen Professor genannt Normdaten Person GND 11865697X lobid OGND AKS LCCN n86118445 NDL 01030291 VIAF 4992585 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Banach StefanKURZBESCHREIBUNG polnischer MathematikerGEBURTSDATUM 30 Marz 1892GEBURTSORT KrakauSTERBEDATUM 31 August 1945STERBEORT Lwow heute Lwiw Ukraine Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stefan Banach amp oldid 238670143