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Das Atlashornchen Nordafrikanische Borstenhornchen oder Berberhornchen Atlantoxerus getulus ist eine im Atlasgebirge in Marokko und Algerien verbreitete Art der Borstenhornchen Es handelt sich um die einzige rezente Art der Gattung Atlantoxerus die daruber hinaus in mehreren fossilen Arten seit dem Miozan nachgewiesen ist Die mittelgrosse Hornchenart ist durch ein deutliches Streifenmuster auf dem Rucken gekennzeichnet Sie ist bodenlebend und ernahrt sich vor allem von Pflanzen primar Samen und Fruchten AtlashornchenAtlashornchen auf FuerteventuraSystematikUnterordnung Hornchenverwandte Sciuromorpha Familie Hornchen Sciuridae Unterfamilie Erdhornchen Xerinae Tribus Borstenhornchen Xerini Gattung AtlantoxerusArt AtlashornchenWissenschaftlicher NameAtlantoxerus getulus Linnaeus 1758 Auf der Insel Fuerteventura wurden die Tiere in den 1960er Jahren eingefuhrt und gelten dort heute als Schadlinge fur die Landwirtschaft sowie als Bedrohung fur heimische Tiere und Pflanzen sind aber bei Touristen die sich ihrer Gegenwart erfreuen sehr beliebt Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Allgemeine Merkmale 1 2 Merkmale des Schadels und des Skeletts 1 3 Genetische Merkmale 2 Verbreitung und Lebensraum 3 Lebensweise 4 Atlashornchen als Neozoon 5 Systematik 6 Fossilgeschichte 7 Status Gefahrdung und Schutz 8 Belege 9 Literatur 10 WeblinksMerkmale BearbeitenAllgemeine Merkmale Bearbeiten Das Atlashornchen ist ein mittelgrosses Hornchen und erreicht eine Kopf Rumpf Lange von 16 5 bis 23 0 und durchschnittlich etwa 19 4 Zentimetern hinzu kommt ein Schwanz mit einer Lange von 9 0 bis 19 0 durchschnittlich 15 8 Zentimetern Die Hinterfusslange betragt 41 bis 52 durchschnittlich 46 Millimeter und die Ohrlange 12 bis 18 durchschnittlich 15 Millimeter Das Gewicht betragt etwa 250 Gramm 1 Das Fell ist kurz mit etwa drei bis funf Millimeter langen Haaren und rau Es ist ruckenseits blass gelb bis graubraun und besteht aus Haaren die an der Basis hellbraun oder sandfarben sind und manchmal eine schwarze Spitze besitzen Im Bereich der Wirbelsaule und am Rumpf befinden sich zusatzlich vereinzelte langere schwarze Haare An jeder Flanke verlauft von den Schultern bis in den hinteren Rumpf ein deutlich sichtbarer weisser Streifen der nicht bis zum Schwanzansatz reicht und beiderseits von etwas dunklerem Fell flankiert wird Hinzu kommt ein weniger auffalliger heller Streifen der den mittleren Rucken entlang lauft und kurzer als die Seitenstreifen ist Dieser Streifen kann allerdings auch undeutlich erkennbar sein oder ganz fehlen Die Bauchseite ist nur dunn mit weissen oder grauweissen Haaren bedeckt 1 nbsp Atlashornchen mit einem Stuck Banane auf FuerteventuraDer Kopf ist rundlich mit stumpfer Schnauze und kraftiger Kaumuskulatur und entspricht in seiner Farbung dem Rucken Die Ohren sind klein ohne Haarbuschel und die Augen besitzen einen hellen Augenring 1 Die Nasenlocher sind eng und unbehaart und konnen verschlossen werden 2 Die Beine sind etwas verlangert im Vergleich zu verwandten Arten auch sie entsprechen in der Farbung der Oberseite Die Vorderfusse besitzen vier lange Zehen die in scharfen Krallen auslaufen der funfte Zeh ist reduziert auf einen kleinen Rest ohne Kralle Die Hinterfusse besitzen nackte Sohlen und funf schmale Zehen mit langen und leicht gebogenen Krallen wobei hier der funfte Zeh verkurzt ist Der Schwanz hat eine moderate Lange die etwa 80 der Kopf Rumpf Lange entspricht Er ist buschig und besteht aus etwa 25 bis 30 Millimeter langen Haaren Die Haare sind cremeweiss mit zwei deutlichen breiten schwarzen Bandern und einer weissen Spitze dadurch bekommt der Schwanz ein Muster aus hellen und dunklen Streifen die jeweils weiss auslaufen Die Weibchen besitzen insgesamt vier Paar Zitzen Die Jungtiere unterscheiden sich von den ausgewachsenen Tieren neben der Grosse vor allem durch ein deutlich weicheres Fell 1 Das Atlashornchen ahnelt den Afrikanischen Borstenhornchen hat aber ein nicht ganz so borstiges Fell Verwechslungsgefahr besteht mit dem Gestreiften Borstenhornchen Xerus erythropus dessen Verbreitungsgebiet mit dem des Atlashornchens allerdings nur in der Souss Ebene im Sudwesten Marokkos uberlappt Das Fell dieser Art ist rauer und braun es besitzt zudem nur jeweils einen kurzen hellen Streifen auf jeder Korperseite Zudem ist die Schnauze langer mit deutlich spitzer Nase 1 Merkmale des Schadels und des Skeletts Bearbeiten 1 0 2 3 221 0 1 3Zahnformel des Atlashornchens Der Schadel der Tiere hat eine Gesamtlange von 38 4 bis 50 0 durchschnittlich 45 9 Millimetern im Bereich der Jochbogen betragt die Breite 23 6 bis 30 8 durchschnittlich 27 9 Millimeter 1 Er ist weniger kantig als der anderer palaarktischer Erdhornchen und besitzt einen deutlich ausgepragten Scheitelkamm 2 Die Tiere besitzen im Oberkiefer und im Unterkiefer pro Halfte einen zu einem Nagezahn ausgebildeten Schneidezahn Incisivus dem eine Zahnlucke Diastema folgt Hierauf folgen im Oberkiefer je zwei Pramolaren und im Unterkiefer je ein Pramolar sowie drei Molaren Insgesamt verfugen die Tiere damit uber ein Gebiss aus 22 Zahnen Die oberen Schneidezahne besitzen eine undeutliche Grube Der obere erste Pramolar P3 ist sehr klein und stiftformig er kann manchmal auch fehlen Die Molaren haben eine leicht konkave Oberflache mit deutlichen transversalen Leisten Der knocherne Gaumen ist mit etwa 62 der Lange des Schadels vergleichsweise lang endet jedoch deutlich vor dem dritten Molar 2 Der Penisknochen Baculum ist lang und schmal und endet in einer loffelartigen Verbreiterung mit einem kleinen Grat oberseits und einem grosseren unterseits der sich nach links biegt 2 Genetische Merkmale Bearbeiten Das Genom der Art besteht aus einem diploiden Chromosomensatz mit 2n 68 Chromosomen 1 Verbreitung und Lebensraum Bearbeiten nbsp Verbreitungsgebiete des Atlashornchens rot naturliches Verbreitungsgebiet gelb eingefuhrt Atlashornchen kommen als Endemiten im Atlasgebirge im nordwestlichen Afrika von dem Territorium Westsahara uber Marokko bis in den Nordwesten Algeriens in den Ksour Bergen vor Die Hauptverbreitung haben die Tiere im Mittleren und im Hohen Atlas sudlich von Agadir in Marokko sowie im Antiatlas und dem nordlichen Rand von Westsahara sudlich des Saguia el Hamra 3 Die Hohenverbreitung reicht von der Meereskuste bis in Hohen von 4165 Metern im Atlas 3 Die Tiere wurden durch den Menschen auf den zu Spanien gehorenden Kanarischen Inseln vor der afrikanischen Atlantikkuste eingefuhrt Auf Fuerteventura leben sie seit 1965 und haben sich dort weit verbreitet Auf Gran Canaria wurden sie 1996 und auf Lanzarote 2006 eingefuhrt mittlerweile jedoch wieder entfernt 4 Atlashornchen leben in trockenen und steinigen Habitaten in Felsregionen bis in die Wuste Sie bevorzugen offene Lebensraume mit einer Vegetation aus vereinzelten Baumen und Gebuschen vornehmlich Wacholder Juniperus spec Sandarakbaumen Tetraclinis articulata und Arganbaumen Argania spinosa vermeiden jedoch vegetationsfreie Regionen und Walder Sie leben zudem in verschiedenen landwirtschaftlich genutzten Flachen und nutzen Steinwalle die Versteckmoglichkeiten bieten In Bewasserungsflachen und bewasserten Feldern kommen die Tiere dagegen nicht vor 1 Lebensweise Bearbeiten source source source source source source source Atlashornchen bei der Futtersuche nbsp AtlashornchenViele Informationen zur Lebensweise des Atlashornchens stammen von Beobachtungen auf Fuerteventura treffen jedoch wahrscheinlich auch fur die Tiere im naturlichen Verbreitungsgebiet zu 4 Sie sind tagaktiv und leben primar am Boden Die Ernahrung ist uberwiegend herbivor die pflanzliche Nahrung macht in der Regel mehr als 75 der Gesamtnahrung aus Den Hauptteil der Nahrung im naturlichen Verbreitungsgebiet stellen Samen Nusse beziehungsweise Fruchte unter anderem des Arganbaums des wilden Olivenbaums Olea europaea der Pistazie Pistacia atlantica Wacholder und des Sandarakbaumes Hinzu kommen Graser und Wurzeln Getreide in landwirtschaftlich genutzten Flachen sowie seltener Insekten und fressbare Uberreste auf Mullhalden im Bereich menschlicher Siedlungen 1 Auf Fuerteventura und auch im naturlichen Verbreitungsgebiet kommen zahlreiche weitere Pflanzen als potenzielle Nahrungsquellen hinzu vor allem die Fruchte und Pflanzenteile der ebenfalls eingefuhrten Opuntien 5 Wolfsmilch Euphorbia Atractylis Mesembryanthemum Blaugruner Tabak Nicotiana glauca Salzkrauter Salsola Stechampfer Emex spinosa Blausterne Scilla und Astiger Affodill Asphodelus ramosus 4 Vor allem bei Spargel Asparagus Opuntien Farberroten Rubia Bocksdornen Lycium und Prunus Arten bevorzugen die Tiere die Fruchte und tragen aktiv zur Verbreitung der Samen bei 4 Hinzu kommt tierische Nahrung unter anderem Landschnecken oder auch kleine Vogel wie den Wustengimpel Bucanetes githagineus 6 sowie Eier und Nestlinge auf Fuerteventura Atlashornchen weisen dabei in ihrer Aktivitat zwei Hauptphasen auf in denen sie Nahrung suchen Diese liegen morgens zwischen 7 und 11 Uhr mit einer Hauptaktivitat gegen 9 Uhr und nachmittags zwischen 14 und 18 Uhr vor allem um 15 Uhr Die Tiere sind sehr empfindlich gegenuber Temperaturschwankungen und abfalle die optimale Temperatur fur ihre Aktivitat betragt etwa 24 C Sie haben eine Korpertemperatur von 36 39 C die durch zu niedrige Temperaturen bis auf 25 C fallen oder durch Uberhitzung um 1 bis 1 5 C steigen kann in beiden Fallen konnen diese Temperaturveranderungen todlich sein 7 Wahrend der sehr heissen Mittagszeit und in der Nacht verstecken sich die Tiere in ihren Bauen die sie im Boden unter Felsen oder zwischen Steinen in Gerollflachen anlegen wobei die Eingange haufig von Vegetation verdeckt sind Im sudlichen Teil des Verbreitungsgebietes bedarf es permanenter Verfugbarkeit von Wasser wodurch die Art nicht sehr weit in Wustenlebensraume vordringen kann In hoheren Bereichen des Atlasgebirges kommt es im Winter zu einer deutlichen Reduzierung der Aktivitat unabhangig von einer Schneedecke Einen Winterschlaf halten die Tiere jedoch nicht 1 nbsp Mannliches Atlashornchen auf einem Felsen als Beobachter nbsp Zwei AtlashornchenAtlashornchen leben in Familiengruppen und kleinen Kolonien zusammen Die kleinste Einheit der Kolonie bildet dabei ein einzelnes Weibchen mit ihren Jungtieren Zwei Weibchen konnen jedoch auch gemeinsam mit ihrem Nachwuchs einen Bau nutzen wenn dieser genug Platz bietet Diese Paare aus zwei Weibchen konnen sich auch bereits vor der Fortpflanzungszeit zusammenfinden und ein gemeinsames Nest bilden Aus mehreren dieser Familiengruppen bildet sich eine lose Kolonie wobei auch komplexere Zusammensetzungen mit mehreren saugenden Weibchen deren Nachwuchs und einem mannlichen Tier vorkommen konnen Die Zusammensetzung der Gruppen kann sich jedoch auch schnell andern vor allem wahrend der Paarungszeit wobei einzelne Tiere auch in benachbarte Kolonien abwandern konnen 1 Innerhalb der Kolonie zeigen Atlashornchen wie einige andere Erdhornchen ein Wachverhalten um sich vor Beutegreifern zu schutzen Dabei wechseln sich die ausgewachsenen Tiere einer Kolonie nach jeweils etwa einer Stunde ab und beobachten von erhohten Steinen oder Wallen die Umgebung um potenzielle Bedrohungen auszumachen Steine und Steinwalle werden zudem zum Schutz der Eingange und als Verstecke sowie zur Thermoregulation genutzt 4 Wahrend der Paarungszeit nehmen paarungswillige Mannchen haufig eine erhohte Position auf Felsen ein und rufen nach Weibchen zugleich uberwachen sie ihr Territorium Diese Felsen sind gekennzeichnet durch den Kot der Mannchen Die konkrete Fortpflanzungszeit variiert regional und kann auf Fuerteventura bis zu drei Mal im Jahr mit einem Abstand von jeweils vier Monaten stattfinden 4 einzelne Weibchen konnen von mehreren Mannchen begattet werden So wurden trachtige Weibchen im Osten von Marokko im April beobachtet wahrend zu dieser Zeit die Jungtiere in der Sahara bereits geboren waren und in der Westsahara bereits entwohnt wurden In hoheren Lagen werden die Jungtiere erst im Juli geboren Der Wurf besteht aus bis zu vier Jungtieren auf Fuerteventura wurden auch bis zu neun Jungtiere in einem Wurf beobachtet Die Jungtiere wiegen bei der Geburt etwa 6 bis 9 5 Gramm sie verlassen den mutterlichen Bau nach funf bis sechs Wochen Das maximale Alter freilebender Tiere ist nicht bekannt in Gefangenschaft sind bis zu funf Lebensjahre dokumentiert 1 Hauptpradatoren der Atlashornchen sind tagaktive Greifvogel seltener Eulen sowie Fuchse und Schleichkatzen Auf Fuerteventura sind Hauskatzen neben dem Mausebussard Buteo buteo dem Kolkraben Corvus corax und dem Turmfalken Falco tinnunculus die grosste Bedrohung 4 Mehrere Parasiten wurden dokumentiert wobei die Laus Neohematopinus pectinifer als Ubertrager von Spirochaten bekannt ist die ein Ruckfallfieber beim Menschen auslosen konnen 1 Hinzu kommen Acanthamoeben sowie zahlreiche parasitische Wurmer Brachylaima Catenotaenia chabaudi Dermatoxys getula Protospirura muricola Syphacia pallaryi Trichostrongylus 8 4 Brachylaima wurde dabei nur auf Fuerteventura nachgewiesen und wird auf den Konsum von infizierten Schnecken zuruckgefuhrt Dermatoxys getula und Syphacia pallaryi wurden sowohl bei den kontinentalen wie auch den Inselpopulationen identifiziert 8 Atlashornchen als Neozoon Bearbeiten nbsp Atlashornchen sind auf Fuerteventura sehr zutraulich und beliebt bei Touristen nbsp Warnhinweis Hornchen nicht futtern auf Fuerteventura Das Atlashornchen gilt auf der Insel als Schadling fur die heimische Landwirtschaft sowie als Bedrohung fur heimische Pflanzen und Tiere Das Atlashornchen wurde als Neozoon also als gebietsfremde Art auf mehreren Kanarischen Inseln eingefuhrt Wahrend sie auf Gran Canaria eingefuhrt 1996 und auf Lanzarote eingefuhrt 2006 allerdings wahrscheinlich erfolgreich wieder entfernt werden konnten 4 haben sie auf Fuerteventura stabile Populationen etabliert Hier wurden sie 1965 als Heimtiere eingefuhrt und konnten sich in der Wildnis etablieren danach wurden sie teilweise aktiv durch Menschen auf der gesamten Insel etabliert Die Tiere gelten heute als Schadlinge fur die heimische Landwirtschaft sowie als Bedrohung fur heimische Pflanzen und Tiere auf der anderen Seite stellen sie allerdings auch eine touristische Attraktion dar und werden in zahlreichen Reisefuhrern entsprechend beschrieben Neben der Hausratte Rattus rattus der Wanderratte Rattus norvegicus sowie der Hausmaus Mus musculus domesticus stellt das Atlashornchen eine von vier eingeschleppten Nagetierarten auf den Kanarischen Inseln dar wobei es die einzige Hornchenart ist 9 Auf Fuerteventura ist das Atlashornchen haufig und in fast allen Habitaten anzutreffen wobei die Bestandsdichten in den sandigen Gebieten geringer als in den felsigeren Trockenregionen der Insel sind 9 5 Die Effekte auf das okologische Gleichgewicht der Insel durch das Atlashornchen sind vielfaltig So wurden neben Verlusten landwirtschaftlicher Ertrage auch deutliche Effekte auf die Vegetationszusammensetzung und Verbreitung von Neophyten ein Einfluss auf die Zusammensetzung der Pradatoren auf der Insel die Einschleppung von Parasiten und Krankheiten 8 sowie direkte Effekte auf Seevogelpopulationen und endemische Schneckenarten dokumentiert 10 Die Konkurrenz um Ressourcen mit heimischen und anderen eingefuhrten Arten vor allem Nahrung sowie die Effekte auf die lokale Fauna und Flora standen bisher im Mittelpunkt der Untersuchungen So untersuchten Lopez Darias amp Nogales 2008 vor allem die Konkurrenz des Atlashornchens mit der heimischen Ostkanareneidechse Gallotia atlantica und dem ebenfalls eingefuhrten Wildkaninchen Oryctolagus cuniculus Da auf der trockenen Insel vor allem saftige und fleischige Fruchte als essenzielle Nahrungs und Wasserquelle eine Rolle spielen ist die Nutzung dieser Pflanzenteile fur alle Herbivoren relevant Sie konnten nachweisen dass sich die bevorzugten Nahrungspflanzen der Arten deutlich unterschieden wahrend Fruchte des Strauchigen Krapp Rubia fruticosa vor allem von der Eidechse gefressen werden konsumieren Atlashornchen hauptsachlich die Fruchte von Lycium intricatum und der ebenfalls auf Fuerteventura eingefuhrten Opuntienart Opuntia maxima nach aktuellem Stand ein Synonym zu Opuntia ficus indica 11 Asparagus pastorianus wird von allen Fruchtekonsumenten gleichermassen gefressen Wahrend die heimischen Eidechsen ursprunglich vor allem fur die Verbreitung der Samen heimischer Arten verantwortlich waren wird dieser Effekt nun durch die eingefuhrten Arten reduziert zugleich fuhren vor allem die Atlashornchen zu einer schnellen Verbreitung der Opuntien auf der Insel indem sie deren Samen verteilen und damit zu einer Veranderung der Inselvegetation fuhren 5 Anhand von Modellierungen uber klimatische Faktoren wurde das Invasionspotenzial des Atlashornchens auch fur andere Regionen kalkuliert Betrachtet wurden dabei vor allem die Temperatur und Feuchtigkeitsbedingungen Als Ergebnis wurde festgestellt dass anhand der klimatischen Lebensraumbedingungen im naturlichen Verbreitungsgebiet eine potenzielle Verbreitung der Art uber die gesamte Maghreb Region die vollstandigen Kanarischen Inseln sowie grosse Bereiche der Westeuropaischen Mittelmeerregion moglich ware Unter den Kanarischen Inseln wurden vor allem El Hierro Lanzarote und Gran Canaria passende Lebensbedingungen bieten Ausgehend von den Lebensraumfaktoren der bereits eingeschleppten Tiere auf Fuerteventura waren nur Lanzarote und Gran Canaria optimal geeignet 10 Auch okologische Faktoren anhand derer die Verbreitung und die Ansiedlung positiv beeinflusst werden wurden anhand der Tiere auf Fuerteventura untersucht Hier ergab sich als ein wesentlicher Faktor die Verfugbarkeit von Steinen und Steinmauern die sowohl Versteckmoglichkeiten vor Beutegreifern wie auch Unterstutzung bei der Thermoregulation und Sonnenschutz bieten Daneben spielen Steinhaufen und Walle eine grosse Rolle im Sozialverhalten der Tiere Neben diesen Strukturen spielen daruber hinaus sandige Bereiche fur den Nestbau sowie die Verfugbarkeit von Pflanzen als Nahrung eine zentrale Rolle bei der Habitatwahl 7 Systematik Bearbeiten nbsp Carl von Linne gemalt von Alexander Roslin 1775 beschrieb das Atlashornchen in der 10 Auflage seiner Systema Naturae Das Atlashornchen wird als einzige rezente Art innerhalb der damit monotypischen Gattung Atlantoxerus eingeordnet 12 Die wissenschaftliche Erstbeschreibung stammt von Carl von Linne als Sciurus getulus aus dem Jahr 1758 der die Art in der 10 Auflage seines Systema Naturae als eine von sieben Arten der Hornchengattung Sciurus beschrieb Die Art gehort damit neben dem Eurasischen Eichhornchen S vulgaris den amerikanischen Fuchshornchen S niger und S cinereus dem Europaischen Gleithornchen S volans dem Streifen Backenhornchen S striatus und der nicht zuordenbaren Art Sciurus flavus zu den altesten Arten der modernen wissenschaftlichen binominalen Beschreibung die Linne mit diesem Werk einfuhrte 13 Als terra typica also als Herkunftsbeschreibung gab Linne nur in Afrika an dies wurde 1911 durch Oldfield Thomas auf Barbary und damit auf die Heimat der Berber sowie 1932 durch Angel Cabrera Latorre auf Agadir im Suden von Marokko eingegrenzt 12 Die Art wurde spater gemeinsam mit mehreren anderen Arten der Gattung Xerus zugeordnet 1893 untersuchte der Schweizer Zoologe und Palaontologe Charles Immanuel Forsyth Major die Zahnstrukturen mehrerer rezenter und ausgestorbener Hornchen und unterteilte die Gattung Xerus basierend darauf in mehrere Untergattungen wobei er neben Atlantoxerus mit dem Atlashornchen als Typusart auch die heutigen Gattungen Protoxerus und Paraxerus als Untergattungen erstbeschrieb 14 Oldfield Thomas erhob Atlantoxerus 1909 ebenfalls auf der Basis von Zahnmerkmalen in den Gattungsrang mit dem Atlashornchen als einziger Art 15 12 Phylogenetische Systematik der Xerini 16 17 Xerini Atlashornchen Atlantoxerus Afrikanische Borstenhornchen Xerus Zieselmaus Spermophilopsis leptodactylus Vorlage Klade Wartung StyleGemeinsam mit den Afrikanischen Borstenhornchen sowie der Zieselmaus Spermophilopsis leptodactylus wird das Atlashornchen der Tribus Xerini zugeordnet 12 4 Auf der Basis von Merkmalen des Unterkiefers 17 sowie molekularbiologischen Merkmalen der DNA 16 ist ein Schwestergruppenverhaltnis von Atlantoxerus und Xerus wahrscheinlich Die Zieselmaus ware in dem Fall als Schwesterart dieser beiden Gattungen als gemeinsames Taxon zu betrachten 16 17 Die Xerini stellen zudem wahrscheinlich die basalste Gruppe innerhalb der Erdhornchen Xerinae dar 18 Die Verbreitung der beiden heute nur in Afrika vorkommenden Gattungen Atlantoxerus und Xerus auf dem Kontinent wird auf eine nur einmal erfolgte Besiedelung durch gemeinsame Vorfahren beider Gattungen zuruckgefuhrt 19 Innerhalb der Art werden neben der Nominatform Atlantoxerus getulus getulus keine weiteren Unterarten unterschieden 4 12 Fossilgeschichte BearbeitenFossil ist die Gattung Atlantoxerus seit dem fruhen Miozan im heutigen China sowie im mittleren Miozan auf der Arabischen Halbinsel nachgewiesen Sie diversifizierte und verbreitete sich in der Folgezeit schnell uber weite Teile von Ostasien Sudeuropa und Nordafrika Fur das obere Miozan sind mindestens vier Arten bekannt die in Spanien Frankreich Algerien Marokko und auf Rhodos lebten Das Atlashornchen selbst ist in Marokko zuerst im fruhen bis mittleren Pleistozan nachgewiesen wobei die Herkunft der Art unbekannt ist und sie sich keiner der vorher ausgestorbenen Arten des Maghreb sicher anschliessen lasst Eine nahe Verwandtschaft mit der ursprunglich in Spanien vorkommenden Art Atlantoxerus androveri wurde nahegelegt jedoch nicht endgultig geklart 2 Status Gefahrdung und Schutz BearbeitenVor allem in den Flachlandbereichen und niedrigeren Bergzugen des Verbreitungsgebietes kommt das Atlashornchen sehr haufig vor und bis in Hohen von etwa 2000 Metern ist es regelmassig anzutreffen Oberhalb dieser Hohe nehmen die Bestande stark ab Auch im ostlichen Teil des Verbreitungsgebietes kommt es zu einer starken Abnahme der Bestande allerdings existieren in den Wustenregionen lokale Populationen Insgesamt wird angenommen dass es zu naturlichen Bestandsschwankungen kommt 3 Das Atlashornchen wird von der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources IUCN als ungefahrdet Least Concern eingestuft Begrundet wird dies mit der vergleichsweise weiten Verbreitung und dem haufigen Auftreten der Tiere Sie kommen dabei in verschiedenen Lebensraumen vor und sind entsprechend anpassungsfahig auch in von Menschen veranderten und gestorten Habitaten 3 Die Art wurde ausserhalb ihres naturlichen Verbreitungsgebietes angesiedelt und wird in den neuen Lebensraumen als Schadling betrachtet Bestandsgefahrdende Risiken bestehen fur das Atlashornchen nicht 3 Belege Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m Stephane Aulagnier Patrick Gouat Michel Thevenot Atlantoxerus getulus Barbary Ground Squirrel In Jonathan Kingdon David Happold Michael Hoffmann Thomas Butynski Meredith Happold und Jan Kalina Hrsg Mammals of Africa Volume III Rodents Hares and Rabbits Bloomsbury London 2013 S 43 44 ISBN 978 1 4081 2253 2 a b c d e Stephane Aulagnier Genus Atlantoxerus Barbary Ground Squirrel In Jonathan Kingdon David Happold Michael Hoffmann Thomas Butynski Meredith Happold und Jan Kalina Hrsg Mammals of Africa Volume III Rodents Hares and Rabbits Bloomsbury London 2013 S 42 ISBN 978 1 4081 2253 2 a b c d e Atlantoxerus getulus in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2013 2 Eingestellt von S Aulagnier 2008 Abgerufen am 1 Marz 2016 a b c d e f g h i j k Richard W Thorington Jr John L Koprowski Michael A Steele Squirrels of the World Johns Hopkins University Press Baltimore MD 2012 S 200 201 ISBN 978 1 4214 0469 1 a b c Marta Lopez Darias Manuel Nogales Effects of the invasive Barbary ground squirrel Atlantoxerus getulus on seed dispersal systems of insular xeric environments Journal of Arid Environments 72 2008 S 926 939 doi 10 1016 j jaridenv 2007 12 006 Rafael Barrientos Francisco Valera Andres Barbosa Carmen M Carrillo Eulalia Moreno Plasticity of nest site selection in the trumpeter finch A comparison between two different habitats Acta Oecologica 35 2009 S 499 506 doi 10 1016 j actao 2009 03 005 a b M Lopez Darias J M Lobo Factors affecting invasive species abundance the Barbary ground squirrel on Fuerteventura Island Spain Zoological Studies 47 3 2008 S 268 281 Volltext Vorabdruck a b c Marta Lopez Darias Alexis Ribas Carlos Feliu Helminth parasites in native and invasive mammal populations comparative study on the Barbary ground squirrel Atlantoxerus getulus L Rodentia Sciuridae in Morocco and the Canary Islands Acta Parasitologica 53 3 2008 S 296 301 doi 10 2478 s11686 008 0036 5 a b A Traveset M Nogales J A Alcover J D Delgado M Lopez Darias D Godoy J M Igual P Bover A review on the effects of alien rodents in the Balearic Western Mediterranean Sea and Canary Islands Eastern Atlantic Ocean Bioligal Invasions 11 2009 S 1653 1670 Volltext Memento vom 5 Marz 2016 im Internet Archive a b Marta Lopez Darias Jorge M Lobo Patrick Gouat Predicting potential distributions of invasive species the exotic Barbary ground squirrel in the Canarian archipelago and the west Mediterranean region Biological Invasions 10 2008 S 1027 1040 doi 10 1007 s10530 007 9181 2 Edward F Anderson Das grosse Kakteen Lexikon Eugen Ulmer KG Stuttgart 2005 ubersetzt von Urs Eggli S 459 ISBN 3 8001 4573 1 a b c d e Atlantoxerus getulus In Don E Wilson DeeAnn M Reeder Hrsg Mammal Species of the World A taxonomic and geographic Reference 2 Bande 3 Auflage Johns Hopkins University Press Baltimore MD 2005 ISBN 0 8018 8221 4 Carl von Linne Systema naturae 10 Auflage 1758 Band 1 S 64 Digitalisat Charles Immanuel Forsyth Major On some Miocene squirrels with remarks on the dentition and classification of the Sciurinae Proceedings of the Zoological Society of London 1893 S 179 216 Taxonomie auf S 189 Digitalisat Oldfield Thomas The Generic Arrangement of the African Squirrels Annals and Magazine of Natural History 3 Series 8 1909 S 467 475 Digitalisat a b c J M Mercer V L Roth VL The effects of Cenozoic global change on squirrel phylogeny Science 299 5622 2003 S 1568 1572 doi 10 1126 science 1079705 Volltext a b c Isaac Casanovas Vilar Jan van Dam Conservatism and Adaptability during Squirrel Radiation What Is Mandible Shape Telling Us PLOS One 4 April 2013 doi 10 1371 journal pone 0061298 Scott J Steppan Brian L Storz Robert S Hoffmann Nuclear DNA phylogeny of the squirrels Mammalia Rodentia and the evolution of arboreality from c myc and RAG1 Molecular Phylogenetics and Evolution 30 2004 S 703 719 Volltext M D Herron J M Waterman C L Parkinson Phylogeny and historical biogeography of African ground squirrels the role of climate change in the evolution of Xerus Molecular Ecology 14 2005 S 2773 2788 doi 10 1111 j 1365 294X 2005 02630 xLiteratur BearbeitenRichard W Thorington Jr John L Koprowski Michael A Steele Squirrels of the World Johns Hopkins University Press Baltimore MD 2012 S 200 201 ISBN 978 1 4214 0469 1 Stephane Aulagnier Patrick Gouat Michel Thevenot Atlantoxerus getulus Barbary Ground Squirrel In Jonathan Kingdon David Happold Michael Hoffmann Thomas Butynski Meredith Happold und Jan Kalina Hrsg Mammals of Africa Volume III Rodents Hares and Rabbits Bloomsbury London 2013 S 43 44 ISBN 978 1 4081 2253 2 Stephane Aulagnier Genus Atlantoxerus Barbary Ground Squirrel In Jonathan Kingdon David Happold Michael Hoffmann Thomas Butynski Meredith Happold und Jan Kalina Hrsg Mammals of Africa Volume III Rodents Hares and Rabbits Bloomsbury London 2013 S 42 ISBN 978 1 4081 2253 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Atlashornchen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Atlantoxerus getulus in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2013 2 Eingestellt von S Aulagnier 2008 Abgerufen am 1 Marz 2016 Artbeschreibung beim Tree of Life Projekt englisch nbsp Dieser Artikel wurde am 12 Mai 2016 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Atlashornchen amp oldid 234025842