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Ari Abramowitsch Sternfeld russisch Ari Abramovich Shternfeld 14 Mai 1905 in Sieradz 5 Juli 1980 in Moskau war ein polnisch sowjetischer Raumfahrtpionier 1 2 3 4 5 Ari Abramowitsch Sternfeld 1976 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen Preise 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSternfeld stammte aus einer Kaufmannsfamilie Entsprechend dem Familienstammbuch das im Ghetto Litzmannstadt verloren ging war Moses Maimonides einer der Vorfahren 3 Sternfeld hatte drei Schwestern und fiel schon fruh durch seine Begabung auf Zu Beginn des Ersten Weltkriegs zog die Familie nach Lodz Sternfeld besuchte dort das judische geisteswissenschaftliche Gymnasium das Abschlusse in Judaistik und Allgemeinwissenschaft anbot Er entwickelte erste Ideen zur Raumfahrt und beschaftigte sich mit den Moglichkeiten fur einen Flug mit einer Rakete zum Mond Fur die Bestimmung der Entfernung zur Sonne dachte er an ein empfindliches Thermometer Als Siebzehnjahriger las er Albert Einsteins 1921 auf Deutsch erschienenes Buch uber die spezielle und allgemeine Relativitatstheorie Er schrieb dann einen Brief an Einstein der ihn handschriftlich beantwortete 1923 begann Sternfeld das Studium an der Krakauer Jagiellonen Universitat in der Philosophischen Fakultat 3 5 Da er nicht nur die Naturwissenschaften sondern auch die technischen Wissenschaften studieren wollte ging er im Herbst 1924 nach Frankreich 2 Zunachst arbeitete er einige Monate in den Pariser Markthallen und im Renault Werk fur seinen Lebensunterhalt und zur Unterstutzung seiner verarmten Familie 3 Er studierte dann in Vandœuvre les Nancy an der Ecole nationale superieure d electricite et de mecanique de Nancy der Universitat Nancy Er arbeitete fruhmorgens als Gaszahler Kontrolleur und in den Sommerferien in dem Automobil Unternehmen Omer Samyn in Neuilly sur Seine das ihn nach einem Jahr als Konstrukteur einstellen wollte Neben den Studien berechnete er weiter Raketenflugbahnen so dass seine Kommilitonen fur einen unverbesserlichen Phantasten hielten Nach vier Jahren schloss er das Studium als Maschinenbauingenieur ab Zweitbester von 30 Absolventen 2 Nach dem Studium lebte Sternfeld in Paris im Quartier Latin als Konstrukteur und Berater verschiedener Industrieunternehmen Er entwickelte originelle Gerate die teilweise patentiert wurden Studenten und junge Ingenieure liehen sich Geld von ihm das sie nicht immer zuruckzahlten 1928 wurde er Doktorand der Universitat von Paris und begann seine Dissertation uber Raumfahrtfluge die nirgendwo Forschungsgegenstand waren Er verbrachte viel Zeit in der Bibliotheque nationale de France Fur seine Berechnungen benutzte er elektrische Zahlmaschinen und Arithmometer in Einrichtungen in denen er nebenbei arbeitete Dazu hielt er Vortrage und veroffentlichte Zeitschriftenartikel uber die Moglichkeiten der Raumfahrt 1929 erfuhr Sternfeld aus der deutschen Zeitschrift Die Rakete von Konstantin Ziolkowskis Arbeiten Am 11 Juni 1930 schrieb er an Ziokowski und bat um einige seiner Arbeiten Am 19 August 1930 erschien in der Zeitung L Humanite Sternfelds Artikel uber Ziolkowski mit einem Foto das dieser ihm dazu geschickt hatte 1 Sternfeld lernte nun Russisch um Ziolkowskis Arbeiten lesen zu konnen Zuerst studierte Sternfeld Ziolkowskis 1926 in Kaluga erschienenes Buch Erforschung des Weltraums mittels Reaktionsapparaten das in Paris nicht verfugbar war Im Sommer 1931 lehnten Sternfelds wissenschaftliche Betreuer die Verantwortung fur Sternfelds realitatsferne Forschungsarbeit ab und boten ihm bei Anderung seines Themas sogar ein hoheres Stipendium an 2 Sternfeld lehnte ab und machte auf eigenes Risiko weiter Einige der Bucher Ziolkowskis ubergab Sternfeld der Bibliotheque nationale de France Sternfelds Unterstutzerin und Assistentin in dieser Zeit war Sternfelds kunftige Frau Gustawa Gitl Ehrlich gewesen die 1924 aus Lodz nach Paris gekommen war und Sekretarin der polnischen Abteilung der Parti communiste francais wurde Sie beteiligte sich an der Esperanto Bewegung und erreichte zwei Studienabschlusse an der Universitat von Paris fur Erziehung entwicklungsgehemmter Kinder und Franzosisch als Fremdsprache Sie fuhrte Sternfelds Korrespondenz in Franzosisch Russisch Polnisch Deutsch und Jiddisch Sie starb 1962 in Moskau 5 nbsp Initiation a la Cosmonautique Buchdeckel von Karol Hiller Im August 1932 kehrte Sternfeld zu seinen Eltern in Lodz zuruck um sich auf die Fertigstellung seiner Dissertation konzentrieren zu konnen 4 Er lebte in sehr beengten Verhaltnissen Mit Muhen verschaffte er sich in Lodz eine siebenstellige Logarithmentafel und an Wochenenden lieh ihm ein befreundeter Buchhalter ein Arithmometer Nach eineinhalb Jahren war die Monografie Initiation a la Cosmonautique abgeschlossen Die 490 Seiten hatte seine Schwester Franka Sternfeld getippt die spater im Konzentrationslager starb In dieser Monografie behandelte Sternfeld die Gesamtheit der Probleme der Raumfahrt von der Struktur des Sonnensystems bis zu den relativistischen Effekten Er pragte den Begriff der Fluchtgeschwindigkeit Als Erster beschrieb er den Bi elliptischen Transfer 6 Die berechneten optimierten Trajektorien zeichneten sich durch minimierten Treibstoffbedarf aus und wurden als Sternfeld Trajektorien bekannt 1 Sternfelds Bericht in der Universitat Warschau am 6 Dezember 1933 wurde nur kuhl aufgenommen und fur seine Monografie fand er keinen Verleger in Polen Sternfeld kehrte nach Paris zuruck und nahm an den Wissenschaftsdonnerstagen in Jean Baptiste Perrins Laboratorium teil wo sich junge Wissenschaftler und auch Frederic und Irene Joliot Curie beim Tee trafen Am 22 Januar und am 12 Februar 1934 stellte an der Academie des sciences der Direktor des Pariser Observatoriums Ernest Esclangon Sternfelds Trajektorienberechnungen vor 2 Am 2 Mai 1934 hielt Sternfeld einen Vortrag an der Universitat von Paris fur den er viel positiven Zuspruch auch von Hermann Oberth und Walter Hohmann erhielt Am 6 Juni 1934 erhielt Sternfeld den von dem Luftfahrtpionier Robert Esnault Pelterie und dem franzosischen Industriellen A Hirsch gestifteten internationalen Raumfahrt Preis 7 Als Sternfeld Ziolkowski den Erhalt des Preises mitteilte begluckwunschte dieser ihn und teilte ihm den Vorbeiflug eines Boliden mit Sternfelds Arbeiten wurden nun anerkannt und er erhielt attraktive Forschungsangebote Da Sternfeld und seine Frau sich fur Sozialismus Internationalismus und den Aufbau einer gerechten Gesellschaft begeisterten entschieden sie sich in die Sowjetunion zu gehen 5 Bereits 1932 war Sternfeld auf Einladung des Volkskommissars fur Schwermaschinenbau nach Moskau gekommen um sein Androiden Projekt durchzufuhren 1 Der Android sollte fur schwere gefahrliche Arbeiten am Boden und im Weltraum eingesetzt werden 1934 ubergab Sternfeld das maschinengeschriebene Manuskript seiner Monografie Initiation a la Cosmonautique der Handelsvertretung der UdSSR in Paris 1935 kamen Sternfeld und seine Frau nur mit dem Notigsten in die UdSSR um sich dort auf Dauer niederzulassen 2 Sein personliches und wissenschaftliches Archiv hatte er bei seinen Eltern in Lodz gelassen Seine Eltern und die grosse Familie seiner Frau kamen in deutschen Konzentrationslagern ums Leben und Sternfelds Archiv ging verloren Anfang Juli 1935 wurde Sternfeld Oberingenieur im 1933 gegrundeten Moskauer Raketen Forschungsinstitut RNII 4 Ein weiterer Oberingenieur war Sergei Pawlowitsch Koroljow der dann Raumfahrttechnik Chefkonstrukteur wurde In Koroljows Abteilung arbeitete Sternfeld mit Walentin Gluschko Michail Tichonrawow und Juri Pobedonoszew zusammen 1936 erhielt Sternfeld die sowjetische Staatsburgerschaft 3 Der RNII Chefingenieur Georgi Langemak ubersetzte Sternfelds Initiation a la Cosmonautique ins Russische die dann 1937 in Moskau erschien Neuauflage 1974 Viele RNII Mitarbeiter wurden Opfer des Grossen Terrors Der Direktor Iwan Kleimjonow und der Chefingenieur Langemak wurden erschossen Koroljow Gluschko und viele andere wurden verbannt Sternfeld wurde im Juli 1937 entlassen und blieb arbeitslos 3 Vergeblich wandte er sich an den Direktor des Sternberg Instituts fur Astronomie GAISch Wassili Fessenkow an den Prasidenten der Akademie der Wissenschaften der UdSSR AN SSSR Wladimir Komarow den Direktor des Lebedew Instituts Sergei Wawilow und andere Sein Brief an Stalin im Mai 1939 blieb unbeantwortet 1938 war Sternfelds erste Tochter Maja geboren worden 1940 kam die zweite Tochter Elvira zur Welt Nach Beginn des Deutsch Sowjetischen Kriegs beantragte Sternfeld im Juli 1941 die Einberufung in die Rote Armee was abgelehnt wurde Mit Frau und Tochtern wurde er in den Ural evakuiert In Serow unterrichtete er am Metallurgie Technikum Physik Festigkeitslehre Technisches Zeichnen und Maschinenelementlehre wahrend seine Frau Deutsch Unterricht gab 4 Im Sommer 1944 bemuhte sich Otto Schmidt vergeblich Sternfeld aus der Evakuierung zuruckzuholen Erst nach Sternfelds Brief an Michail Kalinin konnte Sternfeld im Dezember 1944 mit seiner Familie nach Moskau zuruckkehren Er fand weiter keine Anstellung so dass er sich mit Vortragen und popularwissenschaftlichen Veroffentlichungen in Technika molodjoschi Ogonjok Moskowski Komsomolez und anderen Zeitschriften durchschlug 1954 organisierte er mit anderen die Astronautik Sektion des Zentralen Tschkalow Aeroclubs in Moskau Er leitete das wissenschaftlich technische Komitee fur Raumfahrt Navigation Fur das WINITI referierte er Aufsatze uber Weltraum Themen Ein Jahr vor dem ersten Sputnik erschien Sternfelds Buch uber kunstliche Erdsatelliten das Sternfeld weltweit bekannt machte das 1957 1958 25 mal in 18 Landern herausgegeben wurde und dessen Ubersetzung 1958 in den USA erschien 8 9 Ahnlich erfolgreich war Sternfelds nachstes Buch uber kunstliche Satelliten fur interplanetarische Fluge 10 11 Da die UdSSR nicht dem Welturheberrechtsabkommen beigetreten war erhielt Sternfeld kein Geld fur die Veroffentlichungen im Ausland Er lebte weiter in beengten materiellen Verhaltnissen und war zutiefst unzufrieden dass er nicht in den Wissenschaftler Gruppen zur Entwicklung der Raumfahrt mitarbeiten konnte Obwohl inzwischen seine wissenschaftliche Arbeit Anerkennung gefunden hatte blieb Sternfeld ohne Anstellung Seine damalige Tatigkeit im Forschungsinstitut galt nicht als staatlicher Dienst so dass er nicht pensionsberechtigt war Erst der Prasident der AN SSSR Mstislaw Keldysch loste das Problem und verhalf ihm zu einer Pension Sternfeld starb am 5 Juli 1980 in Moskau und wurde auf dem Nowodewitschi Friedhof begraben Auf dem Grab steht das von der befreundeten Bildhauerin Faina Samoilowna Chasan geschaffene Grabdenkmal in Form eines aufgeschlagenen Buches mit Sternfelds Portrat Relief und seinen Daten auf der linken Seite und einer Sternfeld Trajektorie und seinem Wahlspruch Per aspera ad astra auf der rechten Seite 3 Sternfelds Namen tragen der Mondkrater Sternfeld auf der Ruckseite des Mondes das Planetarium und Astronomische Observatorium in Lodz das Kosmonautik Museum in Pytalowo 12 sowie Strassen in Lodz Sieradz und Kirjat Ekron 5 Das Sternfeld Archiv befindet sich grosstenteils im Sternfeld Kabinett des Moskauer Polytechnischen Museums Ehrungen Preise BearbeitenInternationaler REP Hirsch Astronautik Preis 1934 Ehrenmitglied der Akademie und Wissenschaftsgesellschaft Lothringens und Ehrendoktor der Universitat Nancy 1961 International Galaber Prize in Astronautics 1962 zusammen mit Juri Gagarin 3 Ehrenburger der Stadt Sieradz 1963 Ehrendoktor der AN SSSR 1965 als 12 in der Geschichte der Akademie 2 Verdienter Wissenschafts und Technik Schaffender der RSFSR 1965 2 Ehrendoktor des Institut national polytechnique de Lorraine 1978 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ari Abramowitsch Sternfeld Sammlung von Bildern und Audiodateien Katalog der Russischen Nationalbibliothek Shternfeld Ari AbramovichEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Ivashkin V V V V Ivashkin Ari Shternfeld i kosmonavtika Ary Sternfeld and cosmonautics Preprint Inst Appl Math the Russian Academy of Science IPM im M V Keldysha RAN Moskau 2005 keldysh ru abgerufen am 26 Oktober 2021 a b c d e f g h Solomon Fridman Osnovopolozhniki kosmonavtiki abgerufen am 26 Oktober 2021 a b c d e f g h Lazar Medovar Majya Shternfeld Ari Shternfeld pioner kosmonavtiki In Lehaim 12 April 2021 lechaim ru abgerufen am 26 Oktober 2021 a b c d KOSMIChESKIJ MEMORIAL ShTERNFELD Ari Abramovich abgerufen am 26 Oktober 2021 a b c d e Elektronnaja jewreiskaja enziklopedija Shternfeld Ari abgerufen am 26 Oktober 2021 Sternfeld Ary J Sur les trajectoires permettant d approcher d un corps attractif central a partir d une orbite keplerienne donnee In Comptes rendus de l Academie des sciences Band 198 Nr 1 19 Februar 1934 S 711 713 bnf fr abgerufen am 26 Oktober 2021 Les Progres de la Societe astronomique de France In L Astronomie revue mensuelle d astronomie de meteorologie et de physique du globe et bulletin de la Societe astronomique de France 1934 S 325 326 bnf fr abgerufen am 26 Oktober 2021 A Sternfeld Kunstliche Satelliten Teubner Leipzig 1959 A Shternfeld Artificial Satellites Iskusstvennye Sputniki F TS 9570 V translation prepared by Technical Documents Liaison Office MCLTD Wright Patterson Air Force Base Ohio U S Dept of Commerce Washington D C 1958 A Sternfeld Interplanetare Fluge Verlag fur fremdsprachige Literatur Moskau 1959 Soviet Writings on Earth Satellites and Space Travel The Citadel Press New York City 1958 Muzej kosmonavtiki im A A Shternfelda abgerufen am 26 Oktober 2021 Normdaten Person GND 119370913 lobid OGND AKS LCCN n82075527 VIAF 45110175 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sternfeld Ari AbramowitschALTERNATIVNAMEN Shternfeld Ari Abramovich russisch KURZBESCHREIBUNG polnisch sowjetischer RaumfahrtpionierGEBURTSDATUM 14 Mai 1905GEBURTSORT SchieratzSTERBEDATUM 5 Juli 1980STERBEORT Moskau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ari Abramowitsch Sternfeld amp oldid 236311374