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Beim Erreichen der Flucht oder Entweichgeschwindigkeit ist die kinetische Energie eines Probekorpers gerade ausreichend um dem Gravitationspotential eines Himmelskorpers ohne weiteren Antrieb ballistisch zu entkommen Tabellierte Werte beziehen sich meist auf die Oberflache von Himmelskorpern als Ausgangspunkt Nicht berucksichtigt werden gegebenenfalls die Luftreibung sowie der Geschwindigkeitsbeitrag durch die Rotation des Himmelskorpers und Beitrage anderer Korper zum Gravitationspotential sie sind in der Praxis naturlich zu beachten Vereinfacht hangt die Fluchtgeschwindigkeit bei einem als kugelsymmetrisch angenommenen Himmelskorper nach dem Schalentheorem lediglich von dessen Masse und Radius ab Die Fluchtgeschwindigkeit von der Erde heisst auch zweite kosmische Geschwindigkeit die erste ist die Kreisbahngeschwindigkeit eines Orbitalflugs im niedrigen Orbit um die Erde Der Begriff der kosmischen Geschwindigkeit mit der Bedeutung sehr grosser Geschwindigkeit entstand in der Mitte des 19 Jahrhunderts im Zusammenhang mit Meteoren 1 Zur Zeit des Wettlaufs zum Mond wurden die kosmischen Geschwindigkeiten gelegentlich auch astronautische genannt 2 Inhaltsverzeichnis 1 Kreisbahngeschwindigkeit 2 Fluchtgeschwindigkeit 2 1 Geometrische Bedeutung 2 2 Fluchtgeschwindigkeit von einem Schwarzen Loch 2 3 Fluchtgeschwindigkeiten von weiteren Objekten 3 Siehe auch 4 Quellen 5 EinzelnachweiseKreisbahngeschwindigkeit Bearbeiten nbsp Bei horizontalem Abschuss fallt ein Korper auf die Erdoberflache zuruck wenn die Fluchtgeschwindigkeit nicht erreicht wird A bzw B Mit der 1 kosmischen Geschwindigkeit beschreibt der Korper eine Kreisbahn um die Erde und wird ein Satellit C mit etwas hoherer Geschwindigkeit wird eine ellipsenformige Umlaufbahn erreicht D Mit der 2 kosmischen Geschwindigkeit des Raumflugkorpers offnet sich die Bahn zu einer Keplerparabel E Wenn sich ein Korper mit der Geschwindigkeit v displaystyle v nbsp auf einer Kreisbahn mit Radius r displaystyle r nbsp um das Zentrum der Erde oder eines anderen Himmelskorpers bewegt betragt seine Zentripetalbeschleunigung v 2 r displaystyle frac v 2 r nbsp Im freien Fall wird sie ausschliesslich von der Gravitation des Planeten verursacht also v 2 r G M r 2 displaystyle frac v 2 r frac GM r 2 nbsp Dabei ist G displaystyle G nbsp die Gravitationskonstante und M displaystyle M nbsp die Masse des Planeten Die Kreisbahngeschwindigkeit ergibt sich durch Umstellen der obigen Gleichung zu v G M r displaystyle v sqrt frac GM r nbsp Fur die Erde ist G M displaystyle GM oplus nbsp 3 986 1014 m3 s2 und der mittlere Radius 6371 km Damit ergibt sich die Kreisbahngeschwindigkeit als erste kosmische Geschwindigkeit zu v 1 displaystyle v 1 nbsp 7 91 km s Dieser Wert hat keine praktische Bedeutung da solche Geschwindigkeiten innerhalb der Erdatmosphare nicht aufrechtzuerhalten sind Der Flugkorper wurde durch den Luftwiderstand stark abgebremst und durch die dabei entstehende Hitze zerstort In etwa 180 km Hohe also etwa an der Grenze der Erdatmosphare betragt die Kreisbahngeschwindigkeit etwa 7 8 km s Bei einem Raketenstart spielt auch die lokale Rotationsgeschwindigkeit der Erde eine Rolle da sie die durch die Rakete aufzubringende Geschwindigkeit reduzieren kann Maximal ist dieser Effekt bei einem Start am Aquator in Richtung Osten Unter dieser Bedingung liefert die Erdrotation einen Beitrag von etwa 0 46 km s Fluchtgeschwindigkeit BearbeitenFluchtgeschwindigkeiten an der Oberflache Himmels korper v 2 displaystyle v 2 nbsp am Aquatorin km sMerkur 00 4 3Venus 0 10 2Erde 0 11 2Mond 00 2 3Mars 00 5 0Phobos 00 0 011Deimos 00 0 006Ceres 00 0 5Jupiter 0 59 6Saturn 0 35 5Uranus 0 21 3Neptun 0 33 5Pluto 00 1 1Sonne 617 4Sonneim Erdabstand 3 0 42 1Ereignishorizonteines Schwarzen Loches Licht geschwindigkeitDie Fluchtgeschwindigkeit ist die Mindestgeschwindigkeit fur eine offene nicht zuruckkehrende Bahn Die kinetische Energie eines Probekorpers ist dann gleich seiner Bindungsenergie im Gravitationsfeld also 1 2 m v 2 2 G M m r displaystyle frac 1 2 mv 2 2 frac GM oplus m r nbsp Umstellen nach v 2 displaystyle v 2 nbsp ergibt v 2 2 G M r displaystyle v 2 sqrt frac 2GM r nbsp Die Fluchtgeschwindigkeit ist also um den Faktor 2 displaystyle sqrt 2 nbsp grosser als die erste kosmische Geschwindigkeit Fur Himmelskorper mit konstanter mittlerer Dichte r displaystyle rho nbsp und Radius r displaystyle r nbsp skaliert M displaystyle M nbsp mit r 3 displaystyle r 3 nbsp v 2 displaystyle v 2 nbsp also linear mit r displaystyle r nbsp Nebenstehende Tabelle enthalt Beispiele Alternative Berechnung der Fluchtgeschwindigkeit aus der Oberflachengravitationsbeschleunigung g und dem Radius des Objektes r displaystyle r nbsp ohne Berucksichtigung der Rotationsgeschwindigkeit des Objektes v 2 2 g r displaystyle v 2 sqrt 2gr nbsp In dem Wert 11 2 km s fur die Erde der zweiten kosmischen Geschwindigkeit ist wieder die Rotationsgeschwindigkeit der Erde nicht berucksichtigt Auch muss fur Flugbahnen zum Mond die Fluchtgeschwindigkeit nicht vollstandig erreicht werden denn L1 liegt nicht bei r displaystyle r infty nbsp Umgekehrt kann man aus der Geschwindigkeit die ein Korper ohne nennenswerten eigenen Antrieb beim Erreichen der Erde besitzt auch schliessen in welcher Entfernung der Korper begonnen hat in Richtung Erde zu beschleunigen wobei man allerdings die Geschwindigkeit der Erde auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne berucksichtigen muss Bei den Apollo Missionen betrug die Geschwindigkeit beim Wiedereintritt 10 8 km s Im Falle der Apollo Mission ware ein Wert hoher oder gleich als 11 2 km s nicht moglich da die Raumkapsel sonst aus einer viel grosseren Entfernung hatte Anlauf nehmen mussen namlich r displaystyle r infty nbsp Ahnlich kann man die Herkunft von Kometen oder Meteoriten eingrenzen Die Fluchtgeschwindigkeit von der Sonne auf der Erdbahn betragt etwa 42 km s Mit dieser Geschwindigkeit kreuzen Kometen vom Rand des Sonnensystems die Erdbahn Eine hohere Geschwindigkeit deutet auf einen interstellaren Ursprung hin Geometrische Bedeutung Bearbeiten Wenn ein Flugkorper der sich auf einer Kreisbahn um einen Planeten befindet einen Geschwindigkeitsschub in Flugrichtung erhalt so verformt sich seine Flugbahn zu einer Ellipse Wird die Geschwindigkeit weiter erhoht steigt die Exzentrizitat der Ellipse an Das geht so lange bis der ferne Brennpunkt der Ellipse unendlich weit weg ist Ab dieser Geschwindigkeit ist der Korper nicht mehr auf einer geschlossenen Bahn sondern die Ellipse offnet sich zu einer Parabelbahn Dies geschieht genau dann wenn der Flugkorper die zweite kosmische Geschwindigkeit erreicht Wahrend sich der Korper von dem Planeten entfernt wird er von dessen Gravitation weiterhin abgebremst sodass er erst in unendlicher Entfernung zum Stillstand kommt Wird hingegen die zweite kosmische Geschwindigkeit uberschritten so nimmt die Flugbahn die Form eines Hyperbel Asts an in diesem Fall bleibt im Unendlichen eine Geschwindigkeit ubrig die als hyperbolische Exzessgeschwindigkeit oder hyperbolische Uberschussgeschwindigkeit bezeichnet wird und die Energie der Hyperbelbahn charakterisiert Sie berechnet sich aus der Summe der Energien also der Quadrate der Geschwindigkeiten analog zur Berechnung im Folgeabschnitt Ebenfalls ublich ist die Angabe des Quadrates der Geschwindigkeit also Energie pro Masse haufig mit dem Formelzeichen c3 Fluchtgeschwindigkeit von einem Schwarzen Loch Bearbeiten In der allgemeinen Relativitatstheorie berechnet sich die radiale Fluchtgeschwindigkeit wie nach Newton ist aber richtungsabhangig Zudem ist die Kreisbahngeschwindigkeit hoher als nach Newton um den Faktor 1 1 r s r displaystyle textstyle 1 sqrt 1 frac r s r nbsp mit r s 2 G M c 2 displaystyle r s 2GM c 2 nbsp Erst mit steigendem Abstand vom Schwerpunkt konvergiert das Verhaltnis von Flucht und Kreisbahngeschwindigkeit gegen 2 displaystyle sqrt 2 nbsp Das hat seinen Grund darin dass im Gravitationsfeld der Raum nicht euklidisch ist und der Umfang eines Kreises weniger als 2 p r displaystyle 2 pi r nbsp betragt Wahrend die Fluchtgeschwindigkeit erst am Ereignishorizont des schwarzen Loches bei r r s displaystyle r r s nbsp die Lichtgeschwindigkeit c displaystyle c nbsp erreicht ist die Kreisbahngeschwindigkeit schon bei r 1 5 r s displaystyle r 1 5r s nbsp an der sogenannten Photonensphare gleich c displaystyle c nbsp und bis 2 r s displaystyle 2r s nbsp grosser als die radiale Fluchtgeschwindigkeit 4 Fluchtgeschwindigkeiten von weiteren Objekten Bearbeiten Als dritte kosmische Geschwindigkeit v 3 displaystyle v 3 nbsp gilt die minimale Startgeschwindigkeit von der Erdoberflache mit der bei Ausnutzen der Bahngeschwindigkeit der Erde um die Sonne aber ohne Ausnutzen ihrer Eigenrotation und ohne Swing by Manover an Planeten das Sonnensystem verlassen werden kann Der Flugkorper muss also das gemeinsame Gravitationsfeld von Erde und Sonne uberwinden Nach dem Start mit v 3 gt v 2 displaystyle v 3 gt v 2 oplus nbsp 11 2 km s und Verlassen der Einflusssphare der Erde hat der Korper noch die hyperbolische Exzessgeschwindigkeit v e x displaystyle v mathrm ex nbsp Diese muss zusammen mit der Bahngeschwindigkeit v B a h n displaystyle v mathrm Bahn nbsp der Erde die Fluchtgeschwindigkeit v 2 displaystyle v 2 odot nbsp aus dem Sonnensystem im Abstand r B a h n displaystyle r mathrm Bahn nbsp 1 AE ergeben 5 v e x v 2 v B a h n 42 1 k m s 29 8 k m s 12 3 k m s displaystyle v mathrm ex v 2 odot v mathrm Bahn 42 1 mathrm km s 29 8 mathrm km s 12 3 mathrm km s nbsp Die zum Erreichen dieser Geschwindigkeit notige Startgeschwindigkeit v 3 displaystyle v 3 nbsp ergibt sich dann aus 1 2 m v e x 2 1 2 m v 3 2 G M m r 1 2 m v 3 2 1 2 m v 2 2 displaystyle frac 1 2 mv mathrm ex 2 frac 1 2 mv 3 2 frac GM oplus m r oplus frac 1 2 mv 3 2 frac 1 2 mv 2 oplus 2 nbsp bzw v 3 v e x 2 v 2 2 12 3 k m s 2 11 2 k m s 2 16 6 k m s displaystyle v 3 sqrt v mathrm ex 2 v 2 oplus 2 sqrt 12 3 mathrm km s 2 11 2 mathrm km s 2 16 6 mathrm km s nbsp Die Masse des Mondes und der anderen Planeten ist hier vernachlassigt worden das Ergebnis wurde sich kaum andern Im Fall der Fluchtgeschwindigkeit aus der Milchstrasse ist das Gravitationsfeld jedoch sehr deutlich kein Zentralfeld und ein betrachtlicher Teil der Masse liegt ausserhalb der Bahn der Sonne um das galaktische Zentrum Eine numerische Berechnung die auch ein Modell fur die Verteilung der Dunklen Materie berucksichtigt ergibt eine Fluchtgeschwindigkeit von v e s c 533 41 54 km s displaystyle v mathrm esc 533 41 54 text km s nbsp 6 Das ist erwartungsgemass weit mehr als das 2 displaystyle sqrt 2 nbsp fache der Bahngeschwindigkeit der Sonne von rund 220 km s 7 Siehe auch BearbeitenVis Viva Gleichung KeplerbahnQuellen BearbeitenKosmische Geschwindigkeiten LEIFI Physik Einzelnachweise Bearbeiten Giovanni Virginio Schiaparelli Entwurf einer astronomischen Theorie der Sternschnuppen 1867 Ubersetzung aus dem Italienischen 1871 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Digitalisat des Originals Karl Bohm R Dorge Auf dem Weg zu fernen Welten ein Buch von der Weltraumfahrt Neues Leben Berlin 1958 S 89 Fur den Wert von 42 1 km s ist anzumerken startet ein Satellit Probekorper Teilchen von der Sonnenoberflache mit der dortigen Fluchtgeschwindigkeit von 617 4 km s so hat er es beim Erreichen der Umlaufbahn der Erde um die Sonne noch die Restgeschwindigkeit von 42 1 km s die ab dieser Entfernung zum Verlassen des Sonnensystems noch notig sind Startet der Satellit aber von der Erdumlaufbahn so besitzt er ja bereits die Orbitgeschwindigkeit der Erde von 29 8 km s und es ist insbesondere eine geringere Startgeschwindigkeit relativ zur Erde notig Siehe Abschnitt Fluchtgeschwindigkeiten von weiteren Objekten fur weitere Details Rosswog und Bruggen High Energy Astrophysics ASTR 498 University of Maryland PDF S 7 Ernst Messerschmid Stefanos Fasoulas Raumfahrtsysteme Eine Einfuhrung mit Ubungen und Losungen Springer Verlag 2000 ISBN 978 3 662 09675 8 S 106 109 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Til Piffl et al The RAVE survey the Galactic escape speed and the mass of the Milky Way Astronomy amp Astrophysics 562 2014 doi 10 1051 0004 6361 201322531 freier Volltext M J Reid A C S Readhead R C Vermeulen R N Treuhaft The Proper Motion of Sagittarius A I First VLBA Results In The Astrophysical Journal Band 524 Nr 2 1999 S 816 823 doi 10 1086 307855 bibcode 1999ApJ 524 816R Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fluchtgeschwindigkeit Raumfahrt amp oldid 239337781