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Das Alte Landhaus Standehaus in Innsbruck ist der Sitz des Tiroler Landtages Das Gebaude wurde von 1725 bis 1734 nach Planen von Georg Anton Gumpp errichtet Es gilt als der bedeutendste barocke Profanbau Innsbrucks und steht unter Denkmalschutz Neben den Raumlichkeiten des Tiroler Landtages beherbergt das Landhaus auch die Amtsraume des Landeshauptmanns Das Alte Landhaus in der Maria Theresien Strasse Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 2 1 Architektur 2 2 Stiegenhaus 2 3 Sitzungssaal 2 4 Rokokosaal 3 Kapelle 3 1 Ausseres 3 2 Innenraum 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Das erste Haus der Landstande in der Herzog Friedrich Strasse nbsp Standehaus Landhaus und Post Taxispalais um 1840Anfangs wurden die Tiroler Landtage in verschiedenen Tiroler Stadten wie Meran Bozen Brixen Innsbruck oder Hall abgehalten spater nur noch in Bozen oder Innsbruck 1563 erhielten die Tiroler Landstande von Kaiser Ferdinand I ein Haus in Bozen geschenkt 1613 erwarben sie in Innsbruck das seit 1420 Residenz der Tiroler Landesfursten war das Haus zum Goldenen Engel in der Herzog Friedrich Strasse Nachdem sich dieses erste Landhaus als zu klein erwiesen hatte erwarben die Landstande im Jahr 1666 das ehemalige Harnischhaus in der Neustadt das an der Stelle des heutigen Alten Landhauses stand Dieses Gebaude das Kaiser Maximilian I 1505 zum Schlagen von Prunkharnischen errichten hatte lassen war seit einem Brand im Jahr 1620 baufallig Der Bau wurde zwar aufwandig repariert blieb aber in einem schlechten Zustand 1773 entschlossen sich die Landstande daher zu einem Neubau und beauftragten den Hofbaumeister Georg Anton Gumpp mit einem Entwurf und einem Kostenvoranschlag Am 12 Juni 1724 wurde nach langeren Beratungen der Entwurf angenommen und der Neubau beschlossen Nach dem Abbruch des alten Gebaudes wurde im April 1725 mit dem Neubau begonnen der Ende des Jahres im Rohbau fertiggestellt war Nach dem weitgehenden Abschluss des Baus begann 1728 die kunstlerische Ausstattung die sich bis 1734 hinzog Einschliesslich der kunstlerischen Ausgestaltung kostete der Bau 63 215 Gulden ungefahr das Dreifache des ursprunglichen Kostenvoranschlages Dafur erhielten die Landstande eine Ruge der Regierung was sie aber als Einmischung in ihre Rechte auffassten Um den wachsenden Platzbedarf der Landesverwaltung zu decken wurden ab dem 19 Jahrhundert mehrere Zu und Neubauten errichtet Von 1868 bis 1870 wurde der Erweiterungsbau an der Meraner Strasse errichtet 1 Das sudostlich anschliessende Neue Landhaus wurde 1938 39 als Gauhaus fur den Reichsgau Tirol Vorarlberg erbaut Das Landhaus 2 an der Heiliggeiststrasse wurde 2005 eroffnet 2 Im Geviert zwischen Altem und Neuen Landhaus Meraner Strasse und Wilhelm Greil Strasse wurde 2008 das Landhaus 1 errichtet 3 Am 3 Mai 1945 besetzte Franz Mair gemeinsam mit anderen Widerstandskampfern das Landhaus und entwaffnete die dort anwesenden Wehrmachtssoldaten Beim Kampf gegen Angehorige der SS wurde er schwer verwundet und starb drei Tage spater 4 An ihn erinnert eine Gedenktafel Beschreibung Bearbeiten nbsp Strassenfassade MittelrisalitArchitektur Bearbeiten Der Grundriss des dreigeschossigen Gebaudes folgt dem Schema des italienischen Barockpalastes nach den Vorbildern des Palazzo di Propaganda Fide von Francesco Borromini und des Palazzo Chigi Odescalchi von Lorenzo Bernini Ein elfachsiger Haupttrakt an der Maria Theresien Strasse und zwei schmalere funfzehnachsige Querflugel umrahmen einen quadratischen Innenhof dessen vierte Seite von der Landhauskapelle gebildet wird Die drei Geschosse sind durch breite Gesimse horizontal gegliedert Die Mitte des Haupttraktes wird sowohl an der Strassenfront als auch an der Hoffront durch einen prunkvoll gestalteten drei Achsen einnehmenden Risalit betont Im Erdgeschoss weist der Mitteltrakt um die drei Portale vier machtige schrag nach vorne abfallenden Pfeiler auf die eine Balustrade tragen Die drei Eingangstore aus Nussbaumholz sind ein Gemeinschaftswerk von Nikolaus Moll und Johannes Vogele Vom Balkon des ersten Stockes reichen vier Pilaster bis zu dem den Bau uberragenden Attikageschoss unter abgewalmtem Satteldach In diesem Bereich liegen die Reprasentationsraume Im Erdgeschoss eine bis zum Hof durchgehende Eingangshalle die von toskanischen Saulen getragen wird im ersten Obergeschoss das Zimmer des Landeshauptmannes und ein hofseitig gelegenes Vestibul im zweiten Obergeschoss der Landtagssaal der bis unter den Giebel reicht Die Fassade an der Hofseite ist gleich gestaltet Stiegenhaus Bearbeiten nbsp StiegenhausVon der Eingangshalle fuhrt eine breite Stiege in die Obergeschosse die besonders aufwandig gestaltet wurde und als eine der reprasentativsten Stiegenhausanlagen Innsbrucks gilt In den seitlichen Mauernischen befinden sich Statuen und Busten antiker Gotter Die Statuen der Athene und des Ares im unteren Stiegenabsatz wurden 1898 99 von Franz Egg erganzt Die weiss gefassten zum Teil vergoldeten Holzskulpturen der Artemis und des Apollon im oberen Stiegenabsatz schuf Nikolaus Moll im Jahr 1728 In Nischen daruber befinden sich Busten von Zeus und Hera von Ingenuin Lechleitner Die zwei Prunkvasen auf den Marmorstutzen des Stiegengelanders wurden ebenfalls von Nikolaus Moll geschaffen Die uppigen ornamentalen Stuckaturen des Stiegenhauses wurden zwischen 1728 und 1730 ausgefuhrt An der Decke befindet sich eine 1728 von Ingenuin Lechleitner geschaffene Skulptur des Tiroler Adlers der eine stilisierte Landkarte Tirols in den Fangen halt Sitzungssaal Bearbeiten nbsp Sitzungssaal nbsp Deckenfresko im SitzungssaalDer Sitzungssaal des Landtags nimmt den gesamten Mittelteil des zweiten Stocks ein An der Ost und Westseite befinden sich Fenster die Wande im Norden und Suden sind durch Pilaster aus rotem Stuckmarmor gegliedert An ihnen befinden sich je zwei Turen mit Marmorrahmungen und geschnitzten Turflugeln zwei Statuennischen und ein Prunkkamin aus Marmor In den vier Wandnischen stehen weiss gefasste lebensgrosse Standbilder von Tiroler Landesfursten und Statthaltern die von Nikolaus Moll zwischen 1730 und 1732 geschnitzt wurden Sie stellen an der Nordseite Herzog Karl V von Lothringen und Kaiser Leopold I an der Sudseite Erzherzog Leopold V und Karl III Philipp von der Pfalz dar An der Nord und Sudseite des Landtagssaales befinden sich ausserdem Olportrats der vier bedeutendsten Vertreter der Landstande zur Bauzeit des Hauses Kaspar Ignaz von Kunigl Furstbischof von Brixen Paris Kaspar Graf von Wolkenstein Trostburg Landeshauptmann von Tirol Franz Josef Schaiter von Lebenwisegg Pralat des Augustiner Chorherrenstiftes Gries bei Bozen und Dominikus Anton von Thun Furstbischof von Trient In der Mitte aller vier Seiten befinden sich von Ingenuin Lechleitner 1730 31 geschnitzte Putten mit den Symbolen der vier Landstande an der Ostwand ein Ritterhelm fur den Adel an der Westwand Mitra und Bischofsstab fur den Klerus an der Sudwand ein Liktorenbundel fur die Burgerschaft und an der Nordwand Trauben fur den Bauernstand Die Wand und Deckenfresken wurden 1734 vom damals schon beruhmten Munchner Maler Cosmas Damian Asam gemalt der aus einem Wettbewerb als Sieger hervorgegangen war An den Wanden der Nord und Sudseite befindet sich ein Bilderzyklus der die Reichtumer der Talschaften Tirols mit Szenen aus dem Alten Testament symbolisiert Rachel und Jakob am Brunnen Pustertal das Opfer Aarons Eisacktal Isaak mit seinem Knecht der mit dem Strichmass die Getreidesacke fullt Vinschgau Judith mit dem Haupt des Holofernes Wipptal die Konigin von Saba vor Salomon Inntal und die Kundschafter mit Trauben aus dem gelobten Land Etschtal Das Deckenfresko zeigt den Weg von den irdischen Schatzen zu jenen des Geistes und des Himmels Im Zentrum ist Graf Meinhard II als Begrunder der Einheit Tirols dargestellt der auf die Fruchte des Landes hinweist umgeben von einem Flussgott und mehreren allegorischen Gestalten In der Mitte des Bildes fuhren die Personifikationen der Wahrheit und des Glaubens von der irdischen zur himmlischen Zone zur Mutter Kirche nbsp RokokosaalRokokosaal Bearbeiten Im nordlichen Flugel des zweiten Stocks befindet sich der Kongresssaal der um 1758 mit Rokokostuckatur geschmuckt wurde und heute als Tagungsraum fur Ausschusssitzungen aber auch fur Konzerte Lesungen und kleinere Festakte des Landtags dient An den Wanden hangen Portrats der Tiroler Landeshauptmanner ab dem Jahr 1861 Kapelle Bearbeiten nbsp GeorgskapelleDie dem hl Georg dem alten Landespatron geweihte Kapelle im Innenhof des Landhauses wurde zusammen mit diesem erbaut und 1730 geweiht Ausseres Bearbeiten Die mit vier ionischen Pilastern und einem grossen Bogen gegliederte Fassade wurde von Georg Anton Gumpp frei nach romischen Vorbildern wie Sant Andrea al Quirinale oder Sant Ivo alla Sapienza gestaltet Im Segmentgiebel befindet sich eine von Putten getragene Wappenkartusche mit dem Tiroler Adler daruber erhebt sich ein quadratischer Giebelreiter uber geschwungenem Anlauf Fur die vier leer stehenden Nischen an der Fassade schuf Lois Anvidalfarei aus Anlass des Landesgedenkjahres 2009 die vier Bronzeplastiken Das haltlose Bose Das Entsetzen uber das Bose Bekehrung und Segnung Innenraum Bearbeiten nbsp Inneres der KapelleDas Innere ist ein funfjochiger rechteckiger Saalraum mit Tonnengewolbe und stark eingezogener von Saulen flankierter Altarapsis Zwei wuchtige korinthische Saulen tragen die schmale Orgelempore und trennen den Eingangsbereich vom Schiff Der Raum ist architektonisch und ornamental reich gegliedert Die hohen Rundbogenfenster an den Langsseiten werden von einer Kompositpilasterordnung flankiert die Fensternischen sind von einfachen profilierten Rahmen eingefasst und durch Blattkartuschen oder Muscheln mit seitlichen Blumen und Blattranken bekront Das Gewolbe ist mit barocker Laub und Bandlwerkstuckatur der Innsbrucker Bildhauer Anton Gigl Andra Gratl und Johann Singer geschmuckt Der Saulenaltar aus Stuckmarmor zeigt Gottvater den Heiligen Geist und Engel mit Martyrersymbolen im Aufsatz und ein Leinwandbild des hl Georg von Johann Georg Dominikus Grasmair aus dem Jahr 1731 Die flankierenden Statuen der Diozesanpatrone Vigilius Trient und Kassian Brixen wurden von Nikolaus Moll geschaffen Die Fenster wurden 2015 von Maurizio Bonato als Bildserie gestaltet die den Kampf des Heiligen Georg mit dem Drachen als Auseinandersetzung des Menschen mit den eigenen Schattenseiten zeitgenossisch interpretiert Die Orgel wurde 2010 von Orgelbau Pirchner aus Steinach am Brenner in das bereits vorhandene Gehause eingebaut das von der ehemaligen Orgel der Pfarrkirche Kirchberg in Tirol stammt Die Disposition orientiert sich an Instrumenten wie sie um 1725 im suddeutschen Raum ublich waren Die Orgel verfugt insgesamt uber 10 klingende Register zuzuglich Tremulant und Pedalkoppel auf einem Manual und Pedal Das Pedal hat 12 Tone und ein Register Subbass 5 Literatur BearbeitenPaul Naredi Rainer Lukas Madersbacher Kunst in Tirol Band 2 Vom Barock bis in die Gegenwart Kunstgeschichtliche Studien Innsbruck NF 4 Tyrolia Innsbruck 2007 ISBN 978 3 7022 2775 3 Athesia Bozen 2007 ISBN 978 88 8266 332 2 S 33 Heinz Wieser Helmuth Ohler Renate Fischler Das Tiroler Landhaus Der bedeutendste profane Barockbau der Landeshauptstadt Innsbruck Innsbruck 2009 Karl Bohm Die Landhauskapelle zum Heiligen Georg in Innsbruck Innsbruck Tyrolia o J 1953 Renate Fischler Andreas Sprenger Thomas Hofbauer Das Alte Landhaus Barockes Juwel im Herzen von Innsbruck Hrsg vom Land Tirol Landtagsdirektion Innsbruck 2017 PDF 13 3 MB Felmayer Wiesauer Altes Landhaus In Tiroler Kunstkataster Abgerufen am 9 Juli 2015 Felmayer Wiesauer Kapelle hl Georg Landhauskapelle In Tiroler Kunstkataster Abgerufen am 22 Marz 2020 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Altes Landhaus Innsbruck Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Georgskapelle tirol gv at Altes Landhaus Innsbruck In burgen austria com Private Website von Martin Hammerl abgerufen am 1 Januar 1900 Einzelnachweise Bearbeiten Felmayer Wiesauer Landhaus Erweiterungsbau In Tiroler Kunstkataster Abgerufen am 14 August 2015 Muller Wiesauer Amt der Tiroler Landesregierung Landhaus 2 In Tiroler Kunstkataster Abgerufen am 22 Marz 2020 Landhaus 1 In architektur im netz nextroom at Dokumentationsarchiv des osterreichischen Widerstandes 6 Mai 1945 Informationen zur Orgel der Kapelle auf Organ index Abgerufen am 17 Oktober 2022 47 264611111111 11 395027777778 Koordinaten 47 15 52 6 N 11 23 42 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Altes Landhaus Innsbruck amp oldid 233805509