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Die Abtei Saint Sever im Departement Landes ist ein benediktinisches Kloster das von Wilhelm II Herzog der Gascogne am Ende des 10 Jahrhunderts gegrundet wurde Abtei Saint SeverSeine zahlreichen Besitzungen erstreckten sich seit dem 11 Jahrhundert vom Medoc bis nach Pamplona in Spanien Gregoire de Montaner der das Kloster von 1028 bis 1072 leitete machte es zu einem Zentrum der Kunst und versammelte dort die begabtesten Bildhauer und Buchmaler seiner Zeit darunter auch Stephanus Garsia den Illustrator des Beatus Die Abtei steht seit 1911 als Historisches Monument unter Denkmalschutz und ist seit 1998 als Teil des Weltkulturerbe der UNESCO Jakobsweg in Frankreich ausgezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Ursprunge 3 Historischer Kontext 4 Eine einflussreiche Abtei 5 Severusreliquiar 6 Der Beatus von Saint Sever 7 Orgel 8 Einzelnachweise 9 WeblinksBeschreibung BearbeitenDie im romanischen Stil erbaute Klosterkirche ist erstaunlich geraumig Sie besitzt dem benediktinischen Grundriss entsprechend einen Chor mit sieben in Hohe und Tiefe gestaffelten Apsiskapellen Die Marmorsaulen des Chors und des Querschiffs stammen aus dem Palast des romischen Gouverneurs von Morlanne das nicht weit entfernt liegt Die farbig bemalten Kapitelle zeigen ein bemerkenswertes Lowendekor aus dem 11 Jahrhundert Von den insgesamt 150 Darstellungen konnen 77 als romanisch identifiziert werden Die Dimensionen der Kirche sind beeindruckend 71 Meter lang und 31 Meter breit das Querschiff sogar 41 Meter Vor der zentralen Apsiskapelle erreicht das Gewolbe eine Hohe von 18 60 Metern Die Kirche besitzt eine umlaufende Empore von der aus man uber den ausseren Apsisgewolben liegende weitere Kapellen erreichen kann Quer und Seitenschiffe ermoglichten es eine erhebliche Menge an Glaubigen und Pilgern unterzubringen die auf dieser Etappe der Via Lemovicensis einem franzosischen Abschnitt des Pilgerweges nach Santiago de Compostela unterwegs waren nbsp Farbige Saulenkapitelle mit Lowendekor aus dem 11 JahrhundertDie Abtei wurde im Laufe ihrer Geschichte mehrmals schwer beschadigt 1372 wurde sie von einem Erdbeben erschuttert wahrend des Hundertjahrigen Krieges wurde sie mehrfach belagert als die Gascogne zwischen England und Frankreich umstrittenes Gebiet war Mehrmals wurde das Kloster von den Franzosen zerstort und in Brand gesetzt Die Seitenschiffe wurden jedoch teilweise wiederhergestellt Dann kamen die Jahre der Hugenottenkriege mit den Massakern der Jahre 1569 und 1570 sowie die Plunderung der Klosterruine durch die Hugenotten des Gabriel de Lorges verfolgt von den katholischen Truppen unter Blaise de Montluc Erst nachdem sich die Abtei 1638 der Kongregation von Saint Maur angeschlossen hatte begann diese mit den Wiederaufbauarbeiten an der Apsis und den Gebauden des Konvents und die bis 1703 andauerten Fur den Kreuzgang wurde zu dieser Zeit ein dreigeschossiger Aufbau gewahlt der rechteckige Hof ist auf allen vier Seiten von Galerien umgeben im Erdgeschoss offen und mit Kreuzgratgewolben in den beiden Obergeschossen mit verkleideten Bogen Wahrend der Franzosischen Revolution wurde die Abtei geschlossen und Klostergebaude gepfandet und zu Gunsten der Assignaten verkauft Die Kirche wurde 1795 als einfache Pfarrkirche wieder eroffnet Die Restauratoren des 19 Jahrhunderts gestalteten das Schiff und die Fassade im neoromanischen Stil einer zeitgenossischen Interpretation mittelalterlicher Baukunst Von den Gebauden des Konvents wurde ein Teil abgerissen und der Grund verkauft erhalten sind die Arkaden im Erdgeschoss und Teile der oberen Galerien des Kreuzganges Der Zustand der weiteren Gebaude ist sehr unterschiedlich da sie von den neuen weltlichen Nutzern vielfach umgebaut wurden Gut erhalten sind auf der Ostseite die Sakristei der Kapitelsaal und die grosse Treppe Ursprunge Bearbeiten nbsp Apsis der KlosterkircheIm funften Jahrhundert war Severus der spatere Heilige Saint Sever vom Papst damit beauftragt worden die romische Provinz Novempopulana zu evangelisieren Er wurde von den Vandalen gekopft und damit zum Martyrer Im achten Jahrhundert errichteten die Benediktiner eine Kapelle um dort seine Uberreste zu sammeln Die Grundung eines Klosters nicht weit von der antiken Stadt Morlanne die das Tal der Adour beherrschte war ein politischer und religioser Akt der den Herrschaftsanspruch der gascognischen Herzoge weiter stutzen sollte Der Grund wurde 988 von Wilhelm von Gascogne fur die Errichtung eines Klosters erworben Zu dieser Zeit gab es in dieser Gegend zwar eine grossere Anzahl reicher romischer Landguter jedoch keine grossere Stadt Die benediktinische Abtei von Saint Sever erlebte in allen Bereichen einen aussergewohnlichen Aufstieg besonders dank Gregoire Montaner einem Monch aus Cluny der 1028 zum Abt wurde Bis zum Ende seiner Amtszeit 1072 hatte der Abt der gleichzeitig Bischof sowohl von Lescar als auch von Dax war den Neubau der Kirche nach dem Modell von Cluny begonnen mit kunstlerischen Meisterwerken ausgefuhrt von Bildhauern die sowohl wegen ihrer Erfahrung als auch ihrem Sinn fur Neues herausragen Anlass der Arbeiten war ein Feuer im Jahr 1060 Historischer Kontext BearbeitenDer Aufstieg der Gascogne der der Zeit der Volkerwanderung folgte verdankt sich zu einem grossen Teil der Errichtung von Klostern Sie fuhrte zur Urbarmachung ungenutzter Felder und Walder und zu einer Neugruppierung der Bevolkerung rund um die Abteien und Priorate in den sogenannten Sauvetes Parallel dazu bemuhten sich Bischofe und Monche die von den Wikingern zerstorten romischen Guter wiederzubeleben Oloron Nogaro La Reole und Saint Sever verdanken diesen Anstrengungen ihre Existenz Eine einflussreiche Abtei Bearbeiten nbsp Statue des Erzengels MichaelIn allen Bereichen ob geistlich politisch sozial wirtschaftlich oder kulturell erfuhr die Gascogne einen Aufschwung die sie dem fundamentalen Einfluss der Abtei in der gesamten Provinz verdankte Auf ihrem Hohepunkt gegen Ende des 11 Jahrhunderts hatte sich das Kloster mit einem riesigen Grundbesitz umgeben der im Bistum von Aire sur l Adour zahlreiche romische Villen Grundbesitz und Kirchen in einem Umkreis von 35 km umfasste Ausserhalb des Bistums erwarb es Besitz in der Gegend von Agen Bazas und im Pays de Born Priorat Mimizan Daruber hinaus gehorte Saint Sever eine Kirche in Navarra unweit von Pamplona sowie einzelne Besitztumer im heutigen Departement Gironde wie etwa die Kirche von Soulac sur Mer In der Gascogne folgte die Auswahl der Erwerbungen den strategischen Interessen der Zeit Verteidigungsstellungen Durchzugsgebiete an der Garonne und der Adour sowie die Verkehrsachsen der verschiedenen Zweige des Jakobsweges alle mit einem gegenseitigen Abstand von weniger als dreissig Kilometern Ob Via Turonensis Via Lemovicensis oder sogar an der Via Podiensis die Pilger fanden uberall Wegzeichen und Herbergen im Besitz der Abtei In der Wahl der Besitzungen spielte die Fruchtbarkeit des Landes eine gleich grosse Rolle Das Tal der Ardour die Terrassen von Buzet die Gebiete in Armagnac die Weinberge des Bordelais standen im Zentrum des Interesses und der wirtschaftlichen Betatigung der Monche die selbst unweit des Klosters Wein anbauten Der Niedergang begann mit dem Hundertjahrigen Krieg und endete mit den Kriegen der Reformationszeit 1569 schleiften die Protestanten die Wirtschaftsgebaude Bis zum Ende des 17 Jahrhunderts wurden sie nicht wieder aufgebaut Wahrend der franzosischen Revolution wurden die Monche verfolgt Die Kirche wurde schliesslich ihrer geistlichen Bestimmung zuruckgegeben jedoch die Klostergebaude werden heutzutage als Rathaus und durch verschiedene Verwaltungseinrichtungen genutzt Severusreliquiar Bearbeiten nbsp Das Reliquiar von Saint SeverDie Abtei von Saint Sever besass im Mittelalter zahlreiche Reliquien Deren beruhmteste war der Kopf des Heiligen Severus Er wurde wahrend der Hugenottenkriege zerstort die in der Region verheerende Schaden anrichteten Obwohl das Heiligtum nach seiner Zerstorung im Jahr 1569 teilweise wiederhergestellt werden konnte der Altar wurde 1681 restauriert suchten die Monche nach einem ausreichend bedeutsamen Ersatz Nach einer alten Uberlieferung besass die Kirche Sainte Eulalie in Bordeaux die Uberreste des Heiligen Clarus und seiner Begleiter darunter Sankt Severus 1714 erhielt eine Abordnung des Klosters vom Erzbischof die Erlaubnis aus dem Schrein von Bordeaux einen Teil der Reliquien von Sankt Severus zu uberfuhren Die offizielle Ruckkehr wurde 1716 mit grossem Pomp gefeiert Das heutige Reliquiar stammt aus dem Jahr 1783 und war ein Geschenk von Monseigneur Playcard de Raygecourt dem Bischof von Aire sur l Adour Es ist ein Zeugnis fur das Bestreben des Bischofs inmitten des klassizistischen Zeitgeistes dem franzosischen Barock treu zu bleiben Der Beatus von Saint Sever Bearbeiten nbsp Der Beatus von Saint Sever 11 JahrhundertDer Beatus benannt nach seinem Autor dem Monch Beatus von Liebana aus Asturien ist ein Kommentar zur Apokalypse dem letzten Buch des Neuen Testamentes Er wurde im 8 Jahrhundert zusammengestellt wahrscheinlich als Ergebnis einer theologischen Debatte Im Verlaufe des Mittelalters wurde er einige Dutzend Male in ganz Europa kopiert Das Exemplar der Abtei Saint Sever wurde in der Mitte des 11 Jahrhunderts hergestellt etwa funfzig Jahre nach Grundung der Abtei durch eine Gruppe von Kopisten und Buchmalern rund um den Meister Stephanus Garsia und unter Anleitung des Abtes Gregoire de Montaner Wie jedes Kloster besass Saint Sever eine Schreibwerkstatt scriptorium um Bucher abzuschreiben wertvolle Exemplare zu dekorieren oder sie zu reparieren Dieses Manuskript reich bebildert erzahlt von den Visionen des Apostels Johannes Einziges Exemplar in Frankreich inspiriert durch die spanischen Ausfuhrungen ist es ein Beleg nicht nur fur die Belesenheit und den Schopfergeist des Meisters sondern auch fur das lebendige geistige Klima im Kloster von Saint Sever im 11 Jahrhundert Eine Karte die das Lebensumfeld des Klosters Saint Sever im Kontext der Okumene zuzuglich eines vierten Kontinentes in bemerkenswerten Detailreichtum und Prazision zeigt 1 ist eines der Kleinodien Frankreichs Aquitaniens und Saint Severs Dieses Dokument wurde uber die Religionskriege hinweg von frommen Monchen gerettet Es fand sich wieder am Beginn des 17 Jahrhunderts in den Sammlungen des Erzbischofes von Bordeaux Francois de Sourdis Danach wurde es im Arsenal von Paris aufbewahrt Heute befindet es sich in der franzosischen Nationalbibliothek Orgel Bearbeiten nbsp Orgelprospekt mit RuckpositivDie Orgel wurde 1898 von Aristide Cavaille Coll erbaut der das Gehause des Instruments von Lepine aus dem Jahre 1710 wiederverwendete Sie hat heute 36 Register auf drei Manualen und Pedal Die Trakturen sind mechanisch mit Barkermaschine im I Manual 2 I Grand Orgue C g3Montre 16 Bourdon 16 Montre 0 8 Bourdon 0 8 Flute harmonique 0 8 Prestant 0 4 Quinte 2 2 3 Doublette 0 2 Plein jeu VBombarde 16 Trompette 0 8 Clairon 0 4 II Positif expressif C g3Cor de nuit 8 Salicional 8 Unda maris 8 Dulciane 4 Flute douce 4 Carillon I IIITrompette 8 Voix humaine 8 Tremblant III Recit expressif C g3Quintaton 16 Flute traversiere 0 8 Viole de gambe 0 8 Voix celeste 0 8 Flute octaviante 0 4 Octavin 0 2 Trompette 0 8 Clarinette 0 8 Basson hautbois 0 8 Clairon 0 4 Tremblant Pedale C f1Flute 16 Soubasse 16 Flute 0 8 Bourdon 0 8 Bombarde 16 Trompette 0 8 Einzelnachweise Bearbeiten Brigitte Englisch Ordo orbis terrae Die Weltsicht in den Mappae mundi des fruhen und hohen Mittelalters Akademie Verlag Berlin 2002 ISBN 3 05 003635 4 S 360 384 Informationen zur Orgel Memento vom 2 Februar 2014 im Internet Archive franzosisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Abbaye de Saint Sever Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website des Beatus von Saint Sever Eglises des Landes le Beatus de Saint Sever franzosisch Bewerbungsunterlagen fur die Ernennung zum Welterbe hier Abschnitt Saint Sever Abbaye PDF 91 1 MB Weltkulturerbe am Jakobsweg in Frankreich Kirche Saint Jacques le Majeur in Asquins Sainte Marie Madeleine in Vezelay Sainte Croix Notre Dame Kathedrale Saint Etienne von Bourges Stiftskirche Saint Etienne in Neuvy Saint Sepulchre Kirche von Saint Leonard de Noblat Kathedrale von Perigueux Abtei Cadouin Kirche von Saint Avit Senieur Ehemalige Kathedrale Saint Jean Baptiste von Bazas Abtei Saint Sever Champagne Basilika Notre Dame in L Epine Notre Dame en Vaux Via Turonensis Via Podiensis Via Tolosana Weitere Bauwerke Notre Dame du Port Clermont Ferrand Mont Saint Michel Siehe auch Jakobsweg und Via Lemovicensis 43 759722222222 0 57416666666667 Koordinaten 43 45 35 N 0 34 27 W Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Abtei Saint Sever amp oldid 237656733