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Uber die asthetische Erziehung des Menschen ist eine 1795 erschienene Abhandlung Friedrich Schillers in Briefform die sich mit Kants Asthetik und dem Verlauf der Franzosischen Revolution auseinandersetzt Zunachst wollte Schiller in einem Buch mit dem Titel Kallias oder Uber die Schonheit das zentrale Thema Asthetik bzw Schonheit bearbeiten und Kants Aussage widerlegen Schonheit und Geschmack seien subjektiv Kants Dualismus von intelligibler und empirischer Welt Vernunft und Sinnlichkeit entspricht Schillers Gegenuberstellung der Begriffe Notwendigkeit und Freiheit Sinnlichkeit und Vernunft Einbildungskraft und Erkenntnisvermogen Willkur und Gesetz sowie Natur und Kultur Schillers moralphilosophische anthropologische und geschichtsphilosophische Reflexionen sind am ausfuhrlichsten in den Briefen Uber die asthetische Erziehung des Menschen dargelegt Er protestiert gegen das Zwangsdiktat der Vernunft der Aufklarung ebenso wie gegen die Willkur der Sinne bzw der Natur Dies zeigt seine Auseinandersetzung mit dem Verlauf der Franzosischen Revolution Er ist enttauscht uber ihren Ausgang und wendet sich in den Briefen zur asthetischen Erziehung ebenso gegen die Willkur eines aristokratischen Staates wie gegen die Herrschaft eines Volkes das politisch dem Anspruch der von der Aufklarung geforderten Vernunft nicht entsprechen konnte In den Briefen Uber die asthetische Erziehung des Menschen versucht er zu erklaren warum die Franzosische Revolution gescheitert sei und Frankreich nicht die versprochene Humanitat gebracht habe Inhaltsverzeichnis 1 Entstehungs und Editionsgeschichte 2 Uberblick uber die Briefe 2 1 1 bis 5 Brief 2 2 6 bis 10 Brief 2 3 11 bis 16 Brief 2 4 17 bis 23 Brief 2 5 24 bis 27 Brief 3 Interpretationsrichtungen 3 1 Politische Theorie Soziologie und padagogische Anthropologie 3 2 Asthetik 3 3 Bewusstseinsphilosophie 4 Aktualitat 4 1 Padagogische Anthropologie 4 2 Politische Theorie und Soziologie 4 3 Asthetik 5 Literatur 6 Weblinks 6 1 Werk im Volltext 7 EinzelnachweiseEntstehungs und Editionsgeschichte BearbeitenDie Briefe uber die asthetische Erziehung des Menschen gehen zuruck auf die Briefe an den Augustenburger Prinzen die Schiller zwischen Februar und Dezember 1793 verfasste Nach dem Verlust dieser Briefe beim Brand im Schloss Christiansborg Kopenhagen am 26 Februar 1794 machte sich Schiller an eine Neuabfassung jedoch mit grossen Veranderungen gegenuber der ursprunglichen Fassung von der nur die Abschrift einer Abschrift existiert Die Briefe 1 9 erschienen im Januar 1795 im ersten Stuck der Horen 1 die Briefe 10 16 im zweiten 2 Die letzten Briefe 17 27 veroffentlichte Schiller im Juni 1795 im sechsten Stuck unter dem Titel Die schmelzende Schonheit 3 Schiller plante eine Prachtausgabe fur den Augustenburger Prinzen die jedoch nie entstand 1801 erschien die Abhandlung Ueber die asthetische Erziehung des Menschen in einer Reyhe von Briefen in Buchform im dritten Teil der Sammlung Kleinere prosaische Schriften Uberblick uber die Briefe Bearbeiten nbsp nbsp nbsp Der erste Brief Schillers als Faksimile aus den Horen 1 bis 5 Brief Bearbeiten Schiller legt die gelebte Diskrepanz zwischen Natur und Vernunft dar Auf der einen Seite steht die Natur der meisten Menschen mit dem Bedurfnis nach Befriedigung ihrer Triebe auf der anderen steht als Errungenschaft der Kultur die Vernunft weniger herrschender Menschen die die eigene Natur und die der anderen Menschen unterwerfen Natur und Vernunft bilden jeweils einen Staat der Not aus wenn sie nicht miteinander in Beziehung gesetzt werden 1 Brief Einleitend legt Schiller das Thema der Briefe dar namlich seine Untersuchungen uber das Schone und die Kunst in Auseinandersetzung mit Kantianischen Grundsatzen nbsp 250 Geburtstag von Friedrich Schiller mit einem Zitat aus dem 2 Brief deutsche Briefmarke von 2009Im 2 Brief heisst es dass der Mensch nur durch die Schonheit zur Freiheit gelangen kann 3 Brief Eine moralische Kultur lasst sich nicht aufzwingen und auch die Diktatur der Vernunft ist kein Ausweg denn sie beraubt den Menschen seiner Natur 4 Brief Moralische Einformigkeit und moralische Verwirrung konnen nur durch die Totalitat des Charakters verhindert werden Die asthetische Erziehung setzt hier an indem sie sinnlich und vernunftig zugleich arbeitet Das heisst um die Gesellschaft zu verandern muss man beim Einzelnen ansetzen um zu einem Ubergang zwischen einem repressiven Staat der Not und einem dauerhaften moralischen Staat der Freiheit zu gelangen Es geht darum den Charakter zu veredeln damit der Mensch bereit ist moralisch zu handeln und nicht handelt wie ein Barbar dessen Grundsatze seine Gefuhle zerstoren oder wie ein Wilder dessen Gefuhle seine Grundsatze beherrschen 5 Brief Er beklagt sowohl die Unnatur der zivilisierten Klassen die egoistisch ihren Besitz und ihre Rechte verteidigen als auch die blosse Natur der niedern und zahlreichen Klassen die nur nach ihren rohen gesetzlosen Trieben handeln 6 bis 10 Brief Bearbeiten Schiller setzt sich mit den gesellschaftlichen und kulturellen Gegebenheiten seiner Zeit auseinander und begibt sich auf die Suche nach einem objektiven Schonheitsbegriff um zu klaren auf welche Weise Schonheit eine notwendige Bedingung fur Freiheit sein kann 6 Brief Die Einheit der Sinne mit dem Geist der antiken Griechen hat sich durch den Fortschritt der Wissenschaft und der Staatsordnung weiterentwickelt zu Lasten des einzelnen Individuums das nur noch einen Teil seiner Anlagen entfalten kann Die Trennung von einzelnen Wissenschaften von Kirche und Staat von Gesetzen und Sitten auf gesellschaftlicher Ebene entfremden den Menschen durch Arbeitsteilung und Spezialisierung die Aufteilung in Stande entfremden ihn von der in ihm angelegten Harmonie der Einheit zwischen Korper und Geist Der Mensch wird zu einem Abdruck seines Geschafts seiner Wissenschaft Der Theoretiker hat ein kaltes Herz weil er das Ganze zergliedert und damit der emotionalen Wirkung beraubt wird wahrend der Geschaftsmann ein enges Herz hat weil er uber seinen Horizont nicht hinausschauen und das Ganze nicht sehen kann Der Fortschritt darf nicht zu Lasten des Einzelnen gehen 7 Brief Die individuellen Nachteile der gesellschaftlichen Entwicklungen lassen sich aber nicht einfach auflosen sondern bedeuten Entwicklung und sind eine Aufgabe fur mehr als ein Jahrhundert 8 Brief Vernunft als Errungenschaft der Aufklarung hat sich von den Tauschungen der Sinne befreit die Philosophie als Erkenntniswissenschaft im Zeitalter der Aufklarung aber weist den Weg zur Natur zuruck Sapere aude lat Habe Mut Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen wortl Wage zu wissen ist der Weg der gegangen werden muss Dem arbeitenden Volk fehlt aber die Energie des Muths da es durch den Kampf mit der Not zu mude ist wahrend Staat und Priestertum ihre Macht nicht aufgeben wollen Eine Aufklarung des Verstandes muss danach bewertet werden wie sie den Charakter formt Sie geht auch umgekehrt vom Charakter aus weil der Weg zu dem Kopf durch das Herz muss geoffnet werden 9 Brief Eine Verbesserung der politischen Verhaltnisse kann nur von der Veredelung des Charakters ausgehen Schiller stellt sich die Frage wie sich dies unter einer barbarischen Staatsverfassung entwickeln kann Dieses Werkzeug ist die schone Kunst denn sie ist wie die Wissenschaft immun gegen die Willkuhr der Menschen Der Mensch kann zwar die Bedingungen fur deren Ausubung einschranken aber nicht ihre Inhalte und Ziele bestimmen Wahrheit und Schonheit Der Kunstler darf nicht selbst zum Opfer seiner Zeit werden sondern muss dem Idealismus seines Herzens folgen und standhaften Muth beweisen so gibt er die Richtung zum Guten vor Dann wird der ruhige Rhythmus der Zeit die Entwicklung bringen die notwendig ist fur einen gelebten Humanismus 10 Brief Er wendet sich gegen reprasentative und zweckgebundene Kunst da sie nicht mehr der Wahrheit verpflichtet ist In seinem Zeitalter wandelt der Mensch auf beiden Abwegen hier der Rohigkeit der niederen Klassen dort der Erschlaffung und Verkehrtheit der zivilisierten Klassen entgegen seiner eigentlichen Bestimmung Die Schonheit soll den Menschen aus dieser doppelten Verirrung herausholen auf welche Weise wird an dieser Stelle nicht beantwortet Die Behauptungen von Schillers Zeitgenossen dass die Verfeinerung der Sitten als Folge eines entwickelten Gefuhls fur Schonheit Liberalitat zur Folge habe widerlegt Schiller anhand von Beispielen antiker Volker und neuerer Nationen bei denen die Schonheit nur auf den Untergang heroischer Tugenden ihre Herrschaft grundet und sich aus dem Verlust von politischer Freiheit entwickelt hat Im Folgenden stellt er den Begriff der Schonheit in Frage denn die erfahrbare Schonheit scheint nicht die gewunschten Folgen zu haben und folgert dass es eine Schonheit geben musse die nicht auf Erfahrung beruht sondern sich als notwendige Bedingung der Menschheit aufzeigen lasst 11 bis 16 Brief Bearbeiten Schiller entwickelt hier das Schonheitsideal als Humanitatsideal Beide Grundtriebe Affektionalitat und Rationalitat mussen akzeptiert werden da sie fur den Menschen grundlegend sind Notwendig ist ein Spieltrieb der als lebende Gestalt im asthetischen Spiel triebbefriedigende Gluckseligkeit und moralische Vollkommenheit miteinander vereint vgl Noetzel 1992 S 63 f Das asthetische Spiel macht den Menschen erst zum humanen Menschen Die lebende Gestalt ist das Idealschone die Schonheit im weiteren Sinne die nicht auf Erfahrung beruht und unterscheidet die erfahrbare Schonheit in die schmelzende Schonheit die Schonheit im engeren Sinne und die energische Schonheit die den beiden Grundtrieben sinnlicher Trieb und Formtrieb Kraft verleiht Im 11 Brief greift Schiller seine Gedanken uber das Wesen des Menschen wieder auf und beschreibt es als System von Person bzw Personlichkeit Geist Bleibendem und Zustand bzw Veranderung Materie Wechselndem Die Zeit ist die Bedingung durch die die beharrliche Materie einen jeden moglichen Zustand ausbilden kann Das Erreichen von allen moglichen Zustanden ist die Anlage zu der Gottheit im Menschen und der Weg dahin fuhrt uber die Sinne wenn der Mensch auch nie gottgleich werden kann Die Sinne als Anlage der Materie ohne die der Mensch bloss Form ist bildet die Voraussetzung fur die Vereinigung von Materie und Geist Um sich von der Natur abzuheben muss der Mensch seinem Korper Geist verleihen und dem Geist uber seine Sinnesanlage Wirklichkeit geben und damit im Korper verankern Er muss das Innere veraussern absolute Realitat und das Aussere formen absolute Formalitat 12 Brief Zur Erfullung dieser Aufgabe sind im Menschen zwei Grundtriebe angelegt a Der sinnliche Trieb strebt nach Veranderung ist aber der Materie verhaftet und gibt der Materie im Verlauf der Zeit Inhalt Die mit Inhalt gefullte Zeit heisst Empfindung b Der Formtrieb strebt nach Freiheit vom Korper Aufheben von Zeit nach Harmonie und Bestandigkeit in der Veranderung damit der Mensch bzw die Materie sich bei aller ausserer Veranderung behaupten und Identitat behalten kann Dies geschieht indem der Formtrieb der Empfindung Gesetzmassigkeit Wahrheit und Recht verleiht 13 Brief Die Aufgabe der Kultur ist es zwischen beiden Trieben zu vermitteln durch Ausbildung des Gefuhlsvermogens und ebenso des Vernunftvermogens Dies muss moglichst vielfaltig geschehen damit die Person einerseits grosstmogliche Selbststandigkeit und ebenso Freiheit erhalt Keiner der beiden Grundtriebe darf uberwiegen weil sie sich gegenseitig bedingen Uberwiegt ein Trieb so macht er den anderen zunichte und der Mensch ist nicht mehr vollstandig im Sinne Schillers 14 Brief Die Balance zwischen beiden Trieben macht es dem Menschen moglich seine Bestimmung zu erfahren Der Mensch wird zum Symbol ausgefuhrter Bestimmung Der Spieltrieb ist der verbindende Trieb indem er die Empfindung und das Leiden des sinnlichen Triebs und die Selbsttatigkeit und Freiheit des Formtriebs gebraucht 15 Brief Der Spieltrieb lasst sich als lebende Gestalt bezeichnen als Symbiose von sinnlichem Trieb bzw Leben und Formtrieb bzw Gestalt Diese lebende Gestalt meint Schonheit in weitester Bedeutung Die asthetische Kunst ist das Objekt des Spieltriebs Differenziert wird hier das blosse Spiel der Erfahrungsbegriff des Spiels vom asthetischen Spiel Der Mensch spielt nur wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist und er ist nur da ganz Mensch wo er spielt Der Mensch erfahrt in dem Zustand des asthetischen Spiels den Zustand der hochsten Ruhe und der hochsten Bewegung das personliche Gluck 16 Brief Schiller differenziert hier den Schonheitsbegriff und stellt der Schonheit der Erfahrung aus dem 10 Brief das Idealschone gegenuber Das Idealschone kann auf zwei verschiedene Weisen wirken Es kann zum einen die Spannung zwischen dem Formtrieb und dem sinnlichen Trieb auflosen und zum anderen anspannen um sie in ihrer jeweiligen Kraft zu erhalten Die Schonheit der Erfahrung dagegen teilt sich in die schmelzende Schonheit die Schonheit im engeren Sinne die die Grundtriebe vereint und die energische Schonheit die die Kraft der beiden Grundtriebe stabilisiert Die energische Schonheit ist es die die civilisierten Klassen vor ihrem Sittenverfall der sinkenden Kraft des Formtriebs bewahren kann Doch beide mussen gleichermassen wechselseitig wirken denn wenn die schmelzende Schonheit uberwiegt drohen Weichlichkeit und Entnervung uberwiegt die energische Schonheit drohen Wildheit und Harte 17 bis 23 Brief Bearbeiten Schiller entfaltet hier seine Theorie des asthetischen Zustands Der reale Mensch seiner Zeit erreicht diesen aber nie vollstandig denn es mangelt ihm entweder an Harmonie oder an Energie Der asthetische Zustand liegt genau dazwischen und verschmilzt Leiden und Tatigkeit Empfinden und Denken Erziehung des Menschen kann durch die schmelzende Schonheit erreicht werden bevor der Mensch die Vernunft seine Handlungen leiten lasst Damit erlebt der heranwachsende Mensch den Null Zustand in dem sowohl Sinnlichkeit als auch Vernunft gleichermassen wirken Auf diese Weise kann Schillers politische Utopie eingeleitet werden vgl Noetzel 1992 S 65 f 17 Brief Durch Schonheit kann in dem angespannten Menschen die Harmonie wiederhergestellt werden und in dem abgespannten die Energie Der jeweils eingeschrankte Zustand wird auf einen absoluten asthetischen Zustand zuruckgefuhrt in dem der Mensch in Einheit mit seiner Natur und so ein vollendetes Ganzes ist Freiheit kann nur auf diese Weise erfahren werden Uberwiegt einer der beiden Grundtriebe befindet sich der Mensch in einem Zwangszustand dem Zwange der Empfindungen oder dem Zwange von Begriffen 18 Brief Durch die Schonheit wird der sinnliche Mensch zur Form und zum Denken geleitet durch die Schonheit wird der geistige Mensch zur Materie zuruckgefuhrt und der Sinnenwelt wiedergegeben Also muss es einen mittleren Zustand geben in dem beides real werden kann Die beiden Grundzustande Leiden bzw Empfinden und Thatigkeit bzw Denken stehen sich grundsatzlich entgegen und konnen durch die Schonheit nur verbunden werden indem sie vereinigt und zu einem Ganzen werden Der Mensch wird damit zu einer reinen asthetischen Einheit 19 Brief Zwischen den Zustanden Empfinden und Denken besteht eine unendliche Kluft Die Schonheit fullt diese Kluft nicht aus sondern ermoglicht einen Ubergang Sie verschafft den Denkkraften die Freiheit sich gemass ihren eigenen Gesetzen zu aussern und kann den Menschen von seinen Beschrankungen befreien Die Macht des Geistes kann zwar selbst nicht beschrankt werden doch er bekommt erst durch das Leiden den Antrieb tatig zu werden und ist damit an die Materie den Stoff gebunden 20 Brief Freiheit kann erst erfolgen wenn beide Grundtriebe beim Menschen vollstandig entwickelt sind Der Mensch beginnt sein Leben mit dem sinnlichen Trieb noch bevor er seine Personlichkeit entwickelt hat Jedoch lauft der Mensch Gefahr uber diesen Zustand nicht hinaus zu gelangen Zuerst muss der Mensch auf einen Nullpunkt der Bestimmung einen Zustand der Bestimmungslosigkeit kommen damit er einen mittleren den asthetischen Zustand erreichen kann in dem der sinnliche Trieb nicht so dominant ist dass sich der Geist nicht entwickeln kann 21 Brief Der Mensch muss sich sowohl von der Bestimmung des Korpers als auch von der des Geistes losen um einen Zustand der Bestimmungslosigkeit zu erreichen in dem die Bestimmung nicht festgelegt ist Dieser Null Zustand macht den Menschen in neuer Weise bestimmbar in einer asthetischen Bestimmbarkeit Die leere Unendlichkeit des Null Zustands der nicht nur durch Willen sondern auch durch Mangel herbeigefuhrt sein kann wird zu einer erfullten Unendlichkeit im asthetischen Zustand Schonheit bzw asthetische Kultur ist nicht zweckgebunden findet keine Wahrheiten oder erfullt Pflichten verhilft dem Menschen aber zu Wurde die es ihm ermoglicht personliche Freiheit zu erlangen Dies ist das hochste Gut das Menschen widerfahren kann 22 Brief Im asthetischen Zustand ist es dem Menschen ein Leichtes von Ruhe zur Bewegung vom Ernst zum Spiele von Nachgiebigkeit zum Widerstand von abstraktem Denken zur Anschauung zu wechseln da er im Zustand Null weder vom einen noch vom anderen eingenommen ist Dies ist ein Idealzustand da der Mensch nie aus der Abhangigkeit seiner Krafte treten kann jedoch kann der Mensch eine grosstmogliche Annaherung erfahren Diese soll durch die Wirkung echter Kunst geschehen An deren Wirkung soll der Mensch prufen konnen ob sie echt ist und ihn durch ihren Genuss in einen asthetischen Zustand bringt Doch der Mensch muss auch fahig sein sie zu empfinden Dafur muss die Kunst zuerst den Stoff des Menschen ansprechen damit dieser bereit ist sich darauf einzulassen und kann dann auf die Form einwirken 23 Brief Asthetische Erziehung ist die Voraussetzung um den sinnlichen Menschen vernunftig zu machen Der Charakter des Menschen wird so weit veredelt dass sich die Vernunft und damit die Freiheit von alleine entwickelt Ist dies geschehen so werden Harmonie und das Wohl der Allgemeinheit der edeln Seele ein Bedurfnis statt Pflicht und Ausdruck ihrer Wurde 24 bis 27 Brief Bearbeiten Die Entwicklungsperspektive des asthetischen Zustands liegt in der Aufhebung der inneren Naturgewalt des Menschen und schafft die lebenspraktischen Voraussetzungen fur die Anwendung moralischer Prinzipien Schiller entwickelt die Idee vom asthetischen Staat in dem der schone Umgang und der schone Ton als kommunikative Voraussetzung gelebt werden und in dem der moralische Staat aufgeht weil das Individuum motiviert ist moralisch zu handeln und das Allgemeinwohl zu seinem inneren Bedurfnis geworden ist vgl Noetzel 1992 S 66 f 24 Brief Schiller benennt drei aufeinanderfolgende Stufen der menschlichen Entwicklung a den physischen Zustand in dem er der Macht der Natur ausgeliefert ist b den asthetischen Zustand in dem er frei von der Macht der Natur ist und c den moralischen Zustand in dem er die Natur beherrscht Der Mensch muss seinem tierischen Zustand entfliehen auf seinem Weg zur Gluckseligkeit aber auch das erste Erscheinen von Vernunft reicht noch nicht aus denn eine schwach ausgepragte Vernunft lasst sich leicht durch das Sinnliche tauschen das keinen anderen Grund fur das Handeln als ihren Vorteil kennt Diese sinnliche Selbstliebe muss im Laufe des Heranwachsens des Menschen uberwunden werden da kein moralisches Handeln zum Wohle aller daraus entstehen kann Er greift die Religion an die die Vernunft aushebelt und damit die im Menschen veranlagte Gottlichkeit und ideale Bestimmung verwirft denn Gott ist ein heiliges nicht nur ein machtiges Wesen Gottverehrung muss auf einer den Menschen erhohenden Ehrfurcht beruhen statt auf einer den Menschen erniedrigenden Furcht 25 Brief Erst in dem asthetischen Zustand erhebt sich der Mensch von der Natur und unterscheidet sich von ihr Die Reflexion ist das erste Mittel dazu Es wird quasi Licht in dem Menschen Seine naiven Gottesvorstellungen verlieren sich durch das Erkennen von Gesetzmassigkeiten Ihm ist es nunmehr moglich selbst zu gestalten Schiller kehrt wieder zum Begriff der Schonheit zuruck denn der Sprung vom physischen in den asthetischen Zustand liegt nicht in der menschlichen Natur Schonheit ist das Werk der freien Betrachtung Die Betrachtung geschieht uber die Sinnesorgane ist aber gleichzeitig der Eintritt zur Welt der Ideen Umgekehrt kann die Geistesleistung das Erkennen der Wahrheit uber die Gedanken Empfindungen im Menschen auslosen Die Wahrheit bleibt Wahrheit auch wenn die Empfindungen nicht angeregt werden jedoch ware dann das Empfinden von Schonheit nicht moglich denn die Bedingung fur das Erkennen von Schonheit ist die Empfindung Demnach ist die Schonheit gleichzeitig unser Zustand und unsere Tat und durch die Schonheit lassen sich beide Naturen Vernunft und Sinne miteinander vereinbaren Da sich der Mensch in diesem schonen Zustand in einem Zustand der Freiheit befindet und der Freiheitsbegriff an sich etwas Absolutes und Ubersinnliches bedeutet stellt sich die Frage nicht mehr wie er von dem asthetischen Zustand zu Wahrheit und moralischem Handeln gelangt so Schiller 26 Brief Ein asthetischer Zustand ist kaum moglich wenn der Mensch durch korperliche Not jeder Erquickung beraubt oder durch materiellen Uberfluss von jeder eigenen Anstrengung losgesprochen ist die beiden Triebe sich gegenseitig im Menschen aushebeln Dort wo die Tatigkeit zum Genuss und der Genuss zur Tatigkeit fuhrt kann sich die schone Seele entwickeln die die Bedingung der Menschheit ist Die Freiheit der schonen Seele zeigt sich im Interesse am Schein Erscheinung der ja zweckungebunden ist so wie Schiller die Kunst und das Schone sieht Hieruber entfaltet sich der Spieltrieb der Gefallen am Schein hat und mit dem Auge geniesst Je nachdem wie stark die Intention ist beim Schein zu verweilen entwickelt sich der asthetische Kunsttrieb fruher oder spater Indem er in der Kunst des Scheins bemuht ist den Schein von der Wirklichkeit und damit zwangslaufig die Wirklichkeit vom Schein zu befreien bewahrt er die Grenzen der Wahrheit und erweitert damit das Reich der Schonheit Der Schein ist nur dann asthetisch wenn er weder Realitat vortauscht noch sie fur die Wirkung braucht sondern aufrichtig und selbststandig ist Der schone Gegenstand selbst muss aber nicht ohne Realitat sein denn nur das Urteil daruber darf keine Rucksicht darauf nehmen Das Schone der lebendigen Natur muss der Mensch geniessen konnen ohne es zu begehren und das Schone der nachahmenden Kunst bewundern ohne nach einem Zwecke zu fragen Dies erfordert jedoch bereits einen hoheren Grad der schonen Kultur Ob dies dem Einzelnen oder einer Gruppe von Menschen gelungen ist lasst sich daran ablesen dass dann das Ideal uber dem wirklichen Leben steht die Ehre uber dem Besitz der Traum der Unsterblichkeit uber der Existenz Schiller betont an dieser Stelle dass die Menschen seines Zeitalters noch lange nicht so weit sind 27 Brief Um den Menschen so weit zu bringen dass er nicht mehr dem Stoff die Gestalt vorzieht und den Stoff im Uberfluss fordert um ihn nicht mehr begehren zu mussen bedarf es einer Revolution seiner ganzen Empfindungsweise Jedoch selbst in der Natur ist das physische Spiel zu beobachten wenn die korperlichen Triebe gestillt sind und hier lasst sich das asthetische Spiel bereits erahnen Als Teil der Natur ist der Mensch dazu ebenso fahig im Spiel der freien Ideenfolge aber seine Einbildungskraft macht mithilfe des Geistes im Versuch einer freien Form des Spiels den Sprung zum asthetischen Spiele Er sieht die Menschen seiner Zeit bereits auf einem guten Weg denn eine Emotionalisierung des Ehe und Familienklimas ist bereits eingetreten Menschen heiraten nicht mehr nur aus Lust oder Vernunft sondern aus Liebe Dieses Prinzip Freiheit durch Freiheit zu geben entwickelt Schiller nun in grosserem Stil zu einem asthetischen Staat in dem der schone Umgang gelebt wird und das Ideal der Gleichheit erfullt ist Der Schonheit wird hier ein geselliger Charakter verliehen der Harmonie in die Gesellschaft bringt weil er Harmonie im Individuum erzeugt Durch gelebte Zuneigung wird im asthetischen Staat die Leibeigenschaft verschwinden und alle Menschen des Staates werden zu freien Burgern mit gleichen Rechten Interpretationsrichtungen BearbeitenSchillers Briefe der asthetischen Erziehung fuhren als Frage 1 nach der Konstitution des Denkens und der Empfindung in die Bewusstseinsphilosophie 2 nach der Realisierung der politischen Freiheit in die politische Theorie und Soziologie 3 nach dem Charakter des Schonen und des Erhabenen in die Asthetik und4 nach den konstitutiven Kraften und Zielen der menschlichen Entwicklung in die padagogische Anthropologie Sinnlichkeit und Empfindung sind fur Schiller mit Passivitat Natur ist mit dem Erleiden von Gewalt verbunden Die Vernunft bedeutet die kreative Aktivitat und die Befreiung von der Natur Jedoch furchtet Schiller die Naturkrafte als unberechenbar chaotisch und willkurlich vgl Noetzel 1992 S 87 Dies lasst sich als personliche Interpretation der Franzosischen Revolution verstehen bei der nach der Ablosung der Herrschaft des Adels durch das Volk ein neuer Terrorzustand einsetzte Jedoch hatte das Volk den Anspruch die humanistischen Ideale der Aufklarung Freiheit Gleichheit und Bruderlichkeit umzusetzen Dass dieses nicht gelungen ist lag fur Schiller in der Natur des Menschen der durch die zwei Grundtriebe Natur und Vernunft bestimmt ist die sich grundsatzlich entgegenstehen Die Aufgabe der asthetischen Erziehung bei Schiller lasst sich im Wesentlichen auf zwei Merkmale reduzieren Kunst bzw asthetische Erziehung als Erfahrung von personlichem Gluck das dem Menschen im asthetischen Spiel widerfahrt und Kunst bzw asthetische Erziehung als gesellschaftsveranderndes Moment das uber die Sensibilisierung des Menschen und die Veredelung seines Charakters geschieht Diese politische Utopie soll im asthetischen Staat Ausdruck finden in der humanistische Ideale gelebt werden Politische Theorie Soziologie und padagogische Anthropologie Bearbeiten Die Frage nach der Realisierung der politischen Freiheit und der menschlichen Entwicklung lasst sich wie folgt zusammenfassen 1 Der Stofftrieb ist beim jungen Menschen zunachst dominant Er steht fur das Leben Der Mensch trifft seine Entscheidungen aufgrund von Gefuhlen und Instinkten und handelt rein nach personlichem Nutzen Das Recht des Starksten zahlt jeder ist sich selbst der Nachste Der Mensch macht sich zum Sklaven seiner Natur da der Stofftrieb nach Veranderung strebt 2 Der Formtrieb muss sich erst im Laufe des Lebens entwickeln Er steht fur die Vernunft und ist eine Errungenschaft der Kultur die den Menschen vom Tier abhebt Das Handeln des Menschen wird durch Gesetze festgelegt und in Pflichten aufgeteilt ohne dass Gefuhle und Empfindungen berucksichtigt werden Dies macht den Menschen zum Sklaven seines Verstandes indem er die Bedurfnisse der physischen Welt ignoriert und dem Verstand unterwirft Diese beiden Grundtriebe sind in jedem Menschen vorhanden und mussen ausbalanciert werden damit der Mensch sich weder durch reine Vernunft leiten lasst die zur unmoralischen Herrschaft des Adels gefuhrt hat noch durch seine Gefuhle und Instinkte die die Franzosische Revolution in die Schreckensherrschaft des Volkes uberfuhrte Damit der Mensch humanistische Ideale leben kann mussen alle Menschen miteinbezogen werden denn der Mensch lebt nicht allein sondern in einer grossen Gemeinschaft Es mussen beim Einzelnen beide Triebe ins Gleichgewicht gebracht und somit muss sein Charakter veredelt werden Dies soll die asthetische Erziehung leisten Sie fuhrt den Menschen uber seine Sinne die die Schnittstelle zwischen Korper und Geist bilden in einen Idealzustand in dem was konstitutiv fur den Menschen ist beide Grundtriebe fur sich existieren aber miteinander in Austausch stehen Auf diese Weise wird dem Menschen moralisches Handeln zu einem personlichen Bedurfnis so Schiller Der Mensch kann durch asthetische Erziehung nicht nur personliches Gluck erfahren sondern auch den Staat zu einem Raum der Freiheit fur alle machen wenn es genugend andere Menschen gibt die ebenfalls den asthetischen Zustand erreicht haben Nur so kann der humane Staat Schillers asthetischer Staat entstehen den die Vertreter der Aufklarung gefordert haben und in dem die humanistischen Ideale Freiheit Gleichheit und Bruderlichkeit gelebt werden Asthetik Bearbeiten Schiller unterscheidet zwischen dem Idealschonen und dem Realschonen der Schonheit der Erfahrung die einander gegenuberstehen Das Realschone unterteilt Schiller wiederum in schmelzende und energische Schonheit die unterschiedliche Aufgaben besitzen Die schmelzende Schonheit die Schonheit im engeren Sinn soll die beiden Grundtriebe des Menschen Sinnlichkeit und Vernunft vereinen wahrend die energische Schonheit das Erhabene diese jeweils stabilisieren soll wobei beide wechselseitig wirken mussen damit weder einerseits Verweichlichung noch andererseits Harte entsteht sondern beides ausgewogen ist 16 Brief Die ideale Schonheit ist nicht zweckgebunden findet keine Wahrheiten oder erfullt Pflichten 21 Brief Sie schafft einen Ubergang 19 Brief denn diese Schonheit kann nur mit dem Geist erkannt werden wenn sie gleichzeitig mit den Sinnen empfunden wird 25 Brief Ideale Schonheit ist aufrichtig und selbststandig sie tauscht weder Realitat vor noch braucht sie diese um wirken zu konnen 26 Brief Sie fuhrt als asthetische Kultur den Menschen in einen asthetischen Zustand einen mittleren Zustand zwischen den beiden Extremen der Grundtriebe 19 Brief in einen Idealzustand des Menschen in dem er seine grosstmogliche personliche Freiheit erfahrt da die beiden Grundtriebe Sinnlichkeit und Vernunft ausgewogen sind 16 Brief Dies ist das hochste Gut das dem Menschen widerfahren kann 21 Brief da er weder durch die Natur seiner Sinnlichkeit noch durch die Vernunft unter Zwang gesetzt ist 17 Brief Dieser Ubergang in den Idealzustand kann nur uber das asthetische Spiel 14 Brief geschehen und den Genuss von echter Kunst die weder darstellend noch reprasentativ ist An der Wirkung der echten Kunst soll der Mensch prufen konnen ob sie echt ist und ihn durch ihren Genuss in einen asthetischen Zustand bringt Doch der Mensch muss auch fahig sein sie zu empfinden 22 Brief Bewusstseinsphilosophie Bearbeiten Die Frage nach dem Wesen des Menschen beantwortet Schiller mit der Dualitat von Geist und Materie Schiller fasst den Menschen als ein duales Wesen auf das sowohl empfindet als auch denkt Der Mensch ist sowohl von seiner geistigen als auch sinnlichen Dimension gepragt und beide mussen voneinander unterschieden werden Er beschreibt im 11 Brief das Wesen des Menschen als System von Person Empfindung Personlichkeit Bleibendes und Zustand Geist Veranderung Denken Person und Zustand sind grundsatzlich verschieden da das Dasein endlich ist und nur die Gottheit ewig ist Der Zustand kann sich nicht auf die Person grunden denn sonst musste der Zustand verharren und die Person nicht auf den Zustand denn dann musste sich die Person verandern Somit ist der Mensch nicht weil er denkt oder empfindet umgekehrt denkt und empfindet der Mensch nicht weil er ist sondern der Mensch ist weil er ist und denkt und empfindet weil ausser dem Menschen noch etwas anderes ist die Zeit als unabhangige Bedingung aller Existenz und Geschehnisse Die Zeit als Bedingung alles Werdens ist fur Schiller gleichbedeutend mit dem Satz Die Folge ist die Bedingung dass etwas erfolgt Ohne die Dimension der Zeit ware der Geist nur eine Anlage im Mensch konnte aber nicht in der Tat existieren d h dass erst die Wahrnehmung der Veranderung des Zustandes notwendig ist die im Verlauf der Zeit geschieht Daraus ergeben sich nach Schiller zwei Anforderungen an den Menschen dem Korperlichen Ausdruck zu verleihen und seinem Geist Halt und Realitat in der korperlichen Verankerung zu geben Schiller sieht fur diese Verbindung von Korper und Geist im 12 Brief zwei entgegensetzte Krafte im Menschen angelegt die er Grundtriebe nennt den Sachtrieb und den Formtrieb Der Sachtrieb ist dem Korper verhaftet und der Korper ist in standiger Veranderung im Laufe der Zeit Die Materie erfullt quasi die Zeit indem der Korper empfindet denn der Zustand der erfullten Zeit heisst Empfindung Dies macht die Materie erst lebendig und damit existent Damit fordert der Sachtrieb Veranderung und dass Zeit einen Inhalt hat denn Empfindung und Bestreben nach Veranderung sind die korperlichen Merkmale des Lebens Der Formtrieb strebt dagegen nach Freiheit vom Korper Aufheben von Zeit aber auch nach Harmonie und Bestandigkeit in der Veranderung damit der Mensch seine materielle Existenz in der zeitlichen Veranderung behaupten und Identitat behalten kann 12 Brief Beide Triebe mussen stark sein damit der Mensch einerseits eine ausgepragte Personlichkeit entwickelt und andererseits vieles versteht und Veranderungen in die Tat umsetzt 13 Brief Damit weder der eine Trieb noch der andere uberwiegt die Folgen davon zeigen sich fur Schiller im politischen und sozialen Geschehen der Franzosischen Revolution oder sogar der eine Trieb den anderen aufhebt wenn einer von beiden zu stark wird braucht es noch einen mittleren Zustand in dem beide Triebe ausgewogen sind Erst in diesem Zustand ist es dem Menschen moglich Freiheit zu erleben da er nicht durch einen seiner beiden Grundtriebe bestimmt ist sondern sich in einem Zustand aller Moglichkeiten befindet 20 und 21 Brief Diese Ausfuhrungen fuhren Schiller zu moralphilosophischen Uberlegungen denn in diesem Zustand der Freiheit wird es dem Menschen durch entsprechende asthetische Erziehung quasi automatisch zum Bedurfnis in edler Weise moralisch zu handeln 23 Brief Aktualitat BearbeitenPadagogische Anthropologie Bearbeiten Bevor der Mensch anfangt in Worten und Kategorien zu denken nimmt er seine Umwelt uber die Sinne seines Korpers wahr Er be greift und er fasst seine Umwelt im wortlichen Sinn und eignet sie sich somit an Die Sinne sind die Schnittstelle zwischen Mensch und Umwelt sinnliche Wahrnehmung ist die Voraussetzung fur Kommunikation mit der Umwelt Durch sinnliche Wahrnehmung erhalt der Mensch eine Vorstellung von der Welt entdeckt Zusammenhange und gewinnt an Erkenntnis Jedoch brauchen die Sinne Anregung und Ubung um nicht zu verkummern Sie mussen aus gebildet werden damit Verarbeitungsprozesse im Gehirn trainiert werden Damit ist eine sinnlich asthetische Erziehung notwendig Wahrnehmung ist ein ganzheitlicher und aktiver Prozess Sinne und Vernunft sind nicht voneinander abkoppelbar und bilden eine Einheit vgl Zimmer 2000 S 19 ff Erst uber die sinnliche Wahrnehmung entwickelt der Mensch Sprache und damit Vernunft und erst durch Vernunft ist es dem Menschen moglich sinnvoll und damit moralisch zu handeln Dies stimmt uberein mit Schiller wenn er behauptet es gibt keinen anderen Weg den sinnlichen Menschen vernunftig zu machen als dass man denselben zuvor asthetisch macht 23 Brief Verlasst man den Begriff der Schonheit als Synonym fur Asthetik und benutzt stattdessen die wortliche Bedeutung sinnliche Wahrnehmung griech aisthesis wird Schillers Theorie fur diesen Blickpunkt klarer Politische Theorie und Soziologie Bearbeiten Schiller setzt sich in seiner Vorstellung uber die asthetische Erziehung zwar nicht wortlich aber doch deutlich mit den Geschehnissen der Franzosischen Revolution auseinander Er versucht die gesellschaftliche Gegenwart zu erklaren und wie und warum sie sich auf diese Weise entwickelt hat Er findet den Ausweg aus der Barbarei der Aristokratie wie auch der Bourgeoisie indem der Charakter des Menschen durch das Schone veredelt wird und der Mensch damit zu personlicher Freiheit gelangen kann und schliesslich wenn es genugend dieser freien Menschen gibt auch dem sozialen und politischen Gefuge zur Freiheit verholfen werden kann Dem asthetischen Menschen wird es quasi automatisch zum Bedurfnis moralisch zu handeln so Schiller im 23 Brief Asthetische Erziehung hat zum Ziel den jungen Menschen die eigene asthetische Sinnestatigkeit sowie ihr asthetisch kulturelles Milieu bewusst zu machen als Voraussetzung fur den empfindenden verstehenden und urteilenden Erwachsenen in Natur und Gesellschaft 4 Asthetik Bearbeiten Schiller setzt Asthetik mit Schonheit gleich so schreibt er in einem Brief an seinen Freund Korner 1792 dass Schonheit die Freiheit der Erscheinung sei Die unterschiedlichen Formen von Schonheit die Schiller im 16 Brief unterscheidet die ideale Schonheit gegenuber der realen Schonheit die sich in schmelzende und energische Schonheit Schonheit im engeren Sinn und Erhabenheit teilt erscheinen hypothetisch und sind schwierig zu beurteilen Schiller betrachtet ebenso wie Hegel oder Kant die Objektschonheit das Wesen der Schonheit sowie die Subjektasthetik die Wirkung von Schonheit gesondert voneinander Die moderne Kritik am Schonheitsbegriff richtet sich dagegen Kunst mit der asthetischen Wertkategorie schon oder hasslich zu belegen da diese Begriffe subjektive Qualitaten haben Kunst aber als substanziell gesehen wird Z B in der Warenasthetik verblasst der schone Schein als moralischer Anspruch und wird schnell zu einem Instrument manipulierbarer Tauschungen Allerdings wird das Vorhandensein des Schonen als Phanomen nicht in Frage gestellt Literatur BearbeitenKlaus L Berghahn Hrsg Friedrich Schiller Uber die asthetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen Reclam Stuttgart 2000 Georg Bollenbeck Lothar Ehrlich Hrsg Friedrich Schiller der unterschatzte Theoretiker 1 Auflage Bohlau 2007 ISBN 978 3 412 11906 5 5 Manuel Clemens Das Verblassen des Unsichtbaren Schillers Asthetische Briefe nach den Verwirrungen von Torless und dem beschadigten Leben Adornos in New German Review Nr 23 2008 S 157 181 Manuel Clemens Das Labyrinth der asthetischen Einsamkeit Eine kleine Theorie der Bildung Wurzburg Konigshausen amp Neumann 2015 Birgitta Fuchs Lutz Koch Hrsg Schillers asthetisch politischer Humanismus Die asthetische Erziehung des Menschen Ergon Wurzburg 2006 Birgitta Fuchs Lutz Koch Hrsg Asthetik und Bildung Ergon Wurzburg 2010 Gerhard Huhn Kreativitat und Schule Risiken derzeitiger Lehrplane fur die freie Entfaltung der Kinder Synchron Verlag Berlin 1990 Rolf Peter Janz Uber die asthetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen In Helmut Koopmann Hrsg Schiller Handbuch Stuttgart 1998 S 610 625 Gerhard Kwiatkowski Hrsg Schulerduden Die Kunst Bibliographisches Institut Mannheim 1983 3 vollig neu bearbeitete Auflage 2007 ISBN 978 3 411 05943 0 Wilfried Noetzel Humanistische Asthetische Erziehung Friedrich Schillers moderne Umgangs und Geschmackspadagogik Deutscher Studien Verlag Weinheim 1992 Wilfried Noetzel Friedrich Schillers Philosophie der Lebenskunst Zur Asthetischen Erziehung als einem Projekt der Moderne Turnshare London 2006 Horst Schaub Karl G Zenke Worterbuch Padagogik 6 Auflage dtv Munchen 2004 Kurt Wolfel Friedrich Schiller dtv Munchen 2004 Renate Zimmer Handbuch der Sinneswahrnehmung Herder Freiburg 2000 8 Auflage 2005 ISBN 3 451 26905 8 Weblinks BearbeitenAls Horbuch im Internet ArchiveWerk im Volltext Bearbeiten Projekt Gutenberg books google com Wissen im Netz Uber die asthetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen 1 Teil 1 bis 9 Brief Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv 2 Teil 10 bis 16 Brief Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv 3 Teil 17 bis 27 Brief Digitalisat und Volltext im Deutschen TextarchivEinzelnachweise Bearbeiten vgl Friedrich Schiller Hrsg Die Horen 1 Stuck Cottasche Verlagsbuchhandlung Tubingen 1795 vgl Friedrich Schiller Hrsg Die Horen 2 Stuck Cottasche Verlagsbuchhandlung Tubingen 1795 vgl Friedrich Schiller Hrsg Die Horen 6 Stuck Cottasche Verlagsbuchhandlung Tubingen 1795 vgl Schaub Zenke 2004 S 48 Inhaltsverzeichnis VorwortWerke Friedrich Schillers Dramatische WerkeDie Rauber Semele Die Verschworung des Fiesco zu Genua Kabale und Liebe Korners Vormittag Don Karlos Wallenstein Wallensteins Lager Die Piccolomini Wallensteins Tod Maria Stuart Die 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