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Die romisch katholische Filial 1 und Wallfahrtskirche Zur Schmerzhaften Muttergottes in Vilgertshofen einer Gemeinde im bayerischen Landkreis Landsberg am Lech wurde Ende des 17 Jahrhunderts im Stil des Barock errichtet Die Kirche ist mit reichem Wessobrunner Stuck und zahlreichen Deckenfresken ausgestattet Sie ist der grosste Vierkonchenbau in Bayern und gehort zu den geschutzten Baudenkmalern in Bayern 2 Zur Schmerzhaften MuttergottesAnsicht von NordostenSudlicher QuerarmNordlicher Querarm Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 2 1 Aussenbau 2 2 Innenraum 3 Stuck 4 Deckenfresken 5 Ausstattung 6 Orgel 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBereits im 10 Jahrhundert besass der Weiler Vilgertshofen eine Kapelle die dem heiligen Stephanus gewidmet war Sie wurde beim Ungarneinfall im Jahr 955 zerstort und nach ihrem Wiederaufbau dem mit dem PatroziniumHl Ulrich von Augsburg versehen Um 1065 70 gelangte die Kapelle durch Schenkung in den Besitz des Klosters Wessobrunn dem sie bis zur Sakularisation im Jahr 1803 unterstellt war 1281 liess der Wessobrunner Abt Ulrich III an der Stelle der Kapelle eine Kirche errichten die die Patrozinien des heiligen Stephanus des heiligen Ulrichs der Maria Magdalena und der heiligen Afra von Augsburg trug Im Jahr 1284 bewirkte Abt Ulrich zur Finanzierung des Kirchenbaus dass der Vilgertshofer Kirche fur den Jahrestag der Kirchenweihe und fur die Patronatsfeste besondere Ablassprivilegien gewahrt wurden was zur Entstehung der Wallfahrt fuhrte Seit der Mitte des 15 Jahrhunderts wird in der Kirche das Gnadenbild der Schmerzhaften Muttergottes verehrt In der ersten Halfte des 16 Jahrhunderts kam unter dem Einfluss der Reformation die Wallfahrt zum Erliegen Nach dem Dreissigjahrigen Krieg wurde die Wallfahrt neu belebt Um die wachsende Zahl der Glaubigen aufnehmen zu konnen wurde eine neue grossere Kirche gebaut Mit der Ausfuhrung wurde im Jahr 1686 der Wessobrunner Klosterbaumeister Johann Schmuzer betraut 1687 fand die Grundsteinlegung statt Im Jahr 1692 konnte die neue Kirche durch den Augsburger Weihbischof Johannes Eustache Egolf von Westernach geweiht werden nur die Turme waren noch unvollendet Der Spanische Erbfolgekrieg verzogerte die Bauarbeiten der Sudturm wurde erst 1732 durch Joseph Schmuzer fertiggestellt der Nordturm wurde nicht mehr errichtet Nach der Auflosung des Klosters Wessobrunn im Jahr 1803 fiel die Kirche an den bayerischen Staat der sie abreissen lassen wollte Die Wallfahrten liessen nach und die Kirche verfiel Nur durch die Ubernahme der Baulast konnten die Kirchenstiftung und die Gemeinde Stadl zu der Vilgertshofen damals gehorte den Abbruch der Kirche verhindern 3 Nach mehreren Renovierungsmassnahmen wurde die Kirche in den Jahren 1967 bis 1976 grundlegend saniert 1974 wurde die Wallfahrt wiederbelebt Architektur BearbeitenAussenbau Bearbeiten Der Grundriss der Kirche entspricht einem griechischen Kreuz mit abgerundeten Armen Den Aussenbau gliedern toskanische Pilaster die auf einem hohen umlaufenden Sockel stehen Die Wande werden oben von zweibahnigen Fenstern und unten von Vierpassfenstern durchbrochen Der mit einer Zwiebelhaube gedeckte Sudturm wird durch weit vorspringende Gesimse gegliedert und ist an den Ecken mit breiten Pilastern besetzt Im Glockengeschoss offnen sich grosse Rundbogenfenster im unteren Teil sind Drei und Vierpassfenster rundbogige sowie nach oben und unten abgerundete Fenster eingeschnitten In der halbrunden Vorhalle im Westen sind drei Portale integriert Innenraum Bearbeiten An die grosse quadratische Vierung im Zentrum des Innenraums schliessen sich im Osten der zweigeschossige halbrunde Chor mit doppeltem Chorumgang an im Norden und Suden halbkreisformige mit Altaren ausgestattete Arme und im Westen eine halbrunde Vorhalle mit Orgelempore Die Wande sind mit kannelierten Pilastern mit korinthischen Kapitellen besetzt daruber verlauft ein verkropftes Gebalk und am Gewolbeansatz ein auf Konsolen aufliegendes Gesims Chor und Vorhalle werden von Tonnengewolben mit Stichkappen gedeckt die Vierung besitzt eine Flachtonne die Querarme uberwolben Viertelkugeln Stuck BearbeitenDer Wessobrunner Stuckdekor stammt aus der Erbauungszeit der Kirche und wurde vom Baumeister Joseph Schmuzer und seiner Werkstatt ausgefuhrt Er besteht aus Fruchtgehangen Fullhornern Blumen Blatt und Muschelwerk sowie Engelsfiguren nbsp Stuckkartusche nbsp Engelsbuste mit Fruchtkorb nbsp Akanthusranken nbsp UbersichtDeckenfresken BearbeitenDie insgesamt 36 Deckenbilder stellen Szenen aus dem Marienleben der Leidensgeschichte Jesu und Episoden aus dem Alten Testament dar Die altesten Fresken wurden in der Zeit von 1693 bis 1721 ausgefuhrt einige wurden im 19 Jahrhundert erneuert Das grosse Deckenfresko im Chor wurde 1721 von Johann Baptist Zimmermann ausgefuhrt Es zeigt Maria am Fusse des Kreuzes den Leichnam Jesu auf dem Schoss Uber dem Kreuz schwebt Gottvater der Heilige Geist ist in Gestalt einer Taube mit einem Olzweig dargestellt Das Deckenbild uber der Vierung wurde 1976 durch Karl Manninger ersetzt Die Szene der Kreuzigung Christi ist dem Stil des Barock nachempfunden nachdem das ursprungliche Fresko in der Mitte des 19 Jahrhunderts wegen grosser Schaden ubermalt worden war 4 nbsp Chorfresko nbsp Kreuzigung Christi uber der Vierung nbsp Dornenkronung nbsp Deckenfresken im VorraumAusstattung Bearbeiten nbsp HochaltarDer zweigeschossige Hochaltar aus Stuckmarmor wurde von Franz Xaver Schmuzer dem Sohn des Baumeisters in den Jahren 1718 bis 1721 geschaffen In einer vergoldeten Muschelnische im unteren Altar wird das Gnadenbild der Schmerzhaften Muttergottes aufbewahrt eine farbig gefasste spatgotische Schnitzfigur An der nordlichen Chorwand steht der Altar des Seelenbundes Die teilweise in Gold gefassten Figuren der Engel und Gottvaters wurden vermutlich um 1715 von Lorenz Luidl ausgefuhrt Das spatgotische Kruzifix in der Mitte wird um 1510 20 datiert An der gegenuberliegenden Seite hangt ein Votivbild eine Kopie des Maria Hilf Bildes von Lukas Cranach Der Ulrichsaltar im nordlichen Querarm ist ebenfalls eine Arbeit von Franz Xaver Schmuzer von 1718 Auf dem Altarblatt sind Bischof Ulrich von Augsburg und Kaiser Otto I dargestellt Die beiden spatgotischen Figuren auf der Mensa der heilige Ulrich und der heilige Stephanus stammen aus der Zeit um 1460 Der sechssaulige Stephansaltar im sudlichen Querarm wurde 1751 von Tassilo Zopf geschaffen Das Altarblatt mit der Darstellung der Steinigung des heiligen Stephanus ist mit der Jahreszahl 1770 bezeichnet Es tragt die Signatur von Johann Baptist Baader der auch als Lechmaler oder Lechhansl bekannt ist Die weiss gefassten seitlichen Figuren der heiligen Afra von Augsburg und der Maria Magdalena stellen die Nebenpatrone der Kirche dar Sie wurden 1751 von Franz Xaver Schmadl geschaffen Neben dem Stephansaltar steht der Gnadenaltar aus der Vorgangerkirche der 1671 als Provisorium aufgestellt wurde Die beiden Figuren in den Chorbogennischen eine Schmerzhafte Muttergottes und ein Kerkerheiland werden um 1720 datiert Die Kanzel stammt aus der Mitte des 18 Jahrhunderts In den Nischen der Vierung stehen von Stuckvorhangen gerahmt zehn uberlebensgrosse weiss gefasste Stuckfiguren aus der Bauzeit der Kirche die Heilige des Benediktinerordens darstellen Benedikt von Nursia den Ordensgrunder Papst Gregor den Grossen Papst Urban II Ildefons von Toledo den Erzbischof von Toledo Rupert von Deutz Beda Venerabilis Anselm von Canterbury Petrus Damiani einen Kardinal und Heiligen namens Petrus die heilige Scholastika von Nursia die Schwester des heiligen Benedikt Das Gitter zwischen dem Vorraum und dem Zentralraum wurde 1749 in Auftrag gegeben Die lateinischen Buchstaben ergeben den Satz O Du schmerzvolle Mutter bitte fur uns Die Initialen P R M W stehen fur den Namen des Stifters Pater Rupert Mayr von Wessobrunn nbsp Rupert von Deutz nbsp Petrus Kardinal und Heiliger nbsp Gitter nbsp KanzelOrgel BearbeitenDie Barockorgel des Kaufbeurer Orgelbauers Matthias Petz wurde 1694 erbaut Sie verfugt uber 9 Register auf einem Manual und Pedal 5 Literatur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Bayern IV Munchen und Oberbayern 2 Auflage Deutscher Kunstverlag Munchen 2002 ISBN 3 422 03010 7 S 1227 1229 Karl Gattinger Grietje Suhr Landsberg am Lech Stadt und Landkreis Bayerisches Landesamt fur Denkmalpflege Hrsg Denkmaler in Bayern Band I 14 Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2014 ISBN 978 3 7917 2449 2 S 798 803 Karin Schatke Vilgertshofen Wallfahrtskirche Zur Schmerzhaften Muttergottes Peda Kunstfuhrer Nr 623 Kunstverlag Peda Passau 2005 2 Aufl 2018 ISBN 978 3 89643 623 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zur Schmerzhaften Muttergottes Vilgertshofen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wallfahrtskirche Zur Schmerzhaften Muttergottes von Vilgertshofen Pfarrgemeinschaft Vilgertshofen abgerufen am 2 September 2021 Einzelnachweise Bearbeiten Filiale Maria Schmerzen Vilgertshofen Bistum Augsburg Denkmalliste fur Vilgertshofen PDF beim Bayerischen Landesamt fur Denkmalpflege Denkmalnummer D 1 81 133 20 Schatke Kirchenfuhrer s 6 Schatke Kirchenfuhrer S 11 12 Informationen zur Orgel auf Organ index Abgerufen am 8 Juni 2023 Wallfahrtsorte und Gebetsstatten des Bistums Augsburg Klosterkirche Andechs Andechs Maria im Elend Baar St Benedikt Benediktbeuern St Jakobus St Laurentius und Hl Kreuz Biberbach Wallfahrtskirche Herrgottsruh Friedberg Maria Hilf auf dem Lechfeld Klosterlechfeld Marienfried Pfaffenhofen an der Roth Maria Hilf Speiden Zur Schmerzhaften Muttergottes Vilgertshofen St Michael Violau St Leonhard im Forst Wessobrunn Wigratzbad Maria Vesperbild Ziemetshausen 47 95116 10 91901 Koordinaten 47 57 4 2 N 10 55 8 4 O Normdaten Geografikum GND 4400747 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zur Schmerzhaften Muttergottes Vilgertshofen amp oldid 234436669