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Die Wallfahrtskirche Maria Hilf liegt am Rand des parkahnlichen Wallfahrtsplatzes in der Mitte des Ortes Klosterlechfeld im Landkreis Augsburg in Schwaben Das 1984 aufwandig restaurierte Gotteshaus gilt als eine der bedeutendsten Sehenswurdigkeiten auf dem Lechfeld Gesamtansicht vom WallfahrtsplatzInhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Aussenbau 3 Innenraum 4 Ausstattung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Wallfahrt geht auf eine Stiftung der Witwe des Augsburger Burgermeisters Raimund von Imhof 1548 91 zuruck Regina von Imhof geb Bemblin 1554 1624 soll sich auf der Ruckreise von Augsburg zu ihrem Schloss in Untermeitingen im dichten Nebel des Lechfelds verirrt haben In ihrer Not gelobte sie den Bau einer Kapelle zu Ehren der Gottesmutter um wieder auf den richtigen Weg zu gelangen Der Lech war damals noch nicht reguliert Zahlreiche Nebenarme und Sumpfgebiete bildeten ein gefahrliches Labyrinth das schon einigen Menschen zur Todesfalle geworden war Als sie plotzlich die Lichter ihres Schlosses in der Ferne sah musste ihr Kutscher angeblich seine Peitsche in die Erde stecken um den Standort der Kapelle zu markieren Der Grundstein zum Kirchlein Unserer Lieben Frauen Hilf wurde am 7 April 1603 gelegt Bereits am Dreifaltigkeitstag des nachsten Jahres konnte der Augsburger Weihbischof Sebastian Breuning den Bau weihen Der Entwurf der Rotunde stammte von Elias Holl der sich das Pantheon in Rom zum Vorbild genommen hatte Schon bald setzte eine rege Wallfahrt zur Muttergottes auf dem Lechfeld ein zu deren Betreuung sich ab 1606 Franziskaner OFM aus der Oberdeutschen oder Strassburger Franziskanerprovinz Argentina niederliessen Die Stifterin errichtete den Brudern daraufhin ein erstes Klostergebaude das rasch ausgebaut und schon 1624 zum Konvent erhoben wurde ab 1625 kam das Kloster mit der gesamten bayerischen Kustodie der Argentina zur Bayerischen Franziskanerprovinz Bavaria Um das Kloster entstand der Weiler Lechfeld als Ansiedlung von Wirten Handlern und Bauern denen der Wallfahrtsbetrieb gute Einnahmemoglichkeiten brachte Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges ware die Rotunde beinahe von den Schweden abgerissen worden General Wrangel entschloss sich jedoch die Kapelle zu verschonen Die Wallfahrt erhielt in der Folge immer mehr Zulauf so dass man 1656 mit dem Anbau eines Langhauses beginnen musste 1659 konnte der Erweiterungsbau konsekriert werden Anschliessend begann die Erhohung des Rundbaues und die Errichtung der Sakristei 1690 91 kamen noch die beiden runden Seitenkapellen hinzu die der Kirche zusammen mit der Rotunde ihr eigentumlich osteuropaisches Aussehen verleihen Das Innere wurde 1739 bis 1748 in Rokokoformen umgestaltet bzw erganzt Im 18 Jahrhundert galt Klosterlechfeld nach Altotting als der meistbesuchte Marienwallfahrtsort Bayerns 1 Grossere Restaurierungsmassnahmen fanden von 1860 bis 1862 und 1953 54 statt 1984 konnte eine mehrjahrige Generalsanierung abgeschlossen werden 1993 verliessen die Ordensleute auf Anordnung der Bayerischen Franziskanerprovinz das kleine Kloster neben der Kirche Aussenbau BearbeitenDer ursprunglichen Gnadenkapelle ist im Westen das rechteckige Langhaus mit den runden Seitenkapellen angefugt Um die Rotunde wurde aussen der eingeschossige Sakristeianbau in der Art eines Chorumganges herumgefuhrt Die Kuppel wird von einer hohen Laterne mit Zwiebelhaube abgeschlossen Die geschwungenen Kuppeln der Seitenkapellen tragen ebenfalls Laternen mit Zwiebelabschlussen Bereits die Laterne der ersten Wallfahrtskapelle sollte an die Lichter erinnern die der Stifterin den Weg nach Hause gewiesen hatten Die Architekturgliederung des Aussenbaues besteht aus farblich abgesetzten Pilastern und Fensterumrahmungen Die rundbogigen Fensteroffnungen werden teilweise von gesprengten bzw Dreiecksgiebeln abgeschlossen Die Rotunde ist mit Kupferplatten eingedeckt das Langhaus und die Seitenkapellen tragen Ziegeldacher nur die Laternen wieder grune Kupferkuppeln Innenraum Bearbeiten nbsp Chor und Seitenaltare nbsp Langhaus mit Orgelempore und MonchschorDas einschiffige Langhaus wird von einem flachen Stichkappengewolbe uberspannt Seitlich offnen sich die Wande zu den Kapellen im Osten leitet der schmale Chorbogen in die Rotunde uber die von den machtigen Seitenaltaren flankiert wird Die Wandflachen des Langhauses gliedern flache Blendarkaden mit Wandpfeilern und Pilastern In den Blendarkaden sitzen rundbogig geschlossene Fensteroffnungen unter dem Gewolbe zusatzlich kleine kreisformige Fenster Der Wandaufbau der Rotunde ist ahnlich gestaltet Hier ist noch eine zusatzliche Wandzone mit toskanischen Pilastern eingefugt die durch ein Gesims vom Unterbau abgesondert wird Die Stuckaturen stammen von Johann Baptist und Ignaz Finsterwalder 1733 34 und 1735 Die Dekorationen bestehen aus Bandel und Gitterwerk Kartuschen Blattranken Blumengehangen Engelskopfen und anderem Uber dem Chorbogen sind die Wappen der Furstbischofe Heinrich von Knoringen Johann Christoph von Freyberg und Alexander Sigismund von Pfalz Neuburg ausgearbeitet Die Stuckaturen der Sakristei gehen noch auf Caspar Feichtmayr 1669 71 zuruck und bestehen aus Vierpassen mit Rosettenfeldern in Leistenrahmen Das Deckengemalde in der Rotunde ist das Werk von Johann Georg Lederer aus Augsburg und zeigt die Heimsuchung Mariae Auch die Wandgemalde im Chor stammen von ihm 1733 Alle sechs Bilder beziehen sich auf die Gottesmutter die u a als Schutzmantelmadonna Helferin in Seenot und Schutzerin vor Feuersbrunst dargestellt wird nbsp Das Gewolbe der Chorrotunde nbsp Die vier Erdteile Amerika Europa Afrika und Asien als KanzeltragerIn eher handwerklicher Art zeigt Lederer im grossen Deckengemalde des Langhauses in dem er seinen Namen und das Jahr 1734 angibt Maria als Helferin aller Stande und in den zehn Bildern die er um dieses Fresko gruppiert sehen wir Frauengestalten die als alttestamentliche Vorbilder Mariens gelten Abigajil bringt David den verweigerten Proviant 1 Sam 25 EU Judit totet Holofernes Jdt 13 EU Debora zieht mit Barak in den Krieg weil er sich weigert ohne sie zu kampfen Ri 4 EU Jael totet Sisera Ri 4 EU Rut liest die Ahren hinter den Schnittern auf den Feldern des Boas auf Rut 2 EU Ester bittet beim Konig Artaxerxes fur ihr Volk Est 5 EU Die Dirne Rahab rettet den Kundschaftern in Jericho das Leben Jos 2 EU Die Schunemiterin erreicht durch ihre Bitten dass Elischa ihren Sohn vom Tod erweckt 2 Kon 4 8 EU Die Frau von Tekoa bittet David um die Begnadigung Abschaloms 2 Sam 14 EU Batseba die Mutter Salomos bittet bei ihrem Sohn fur Adonija 1 Kon 2 13 EU Ausstattung BearbeitenDer Hochaltar entstand 1748 nach Entwurfen des Laienbruders Concordius Scheidenberger Ausfuhrender Meister war wohl Dominikus Bergmuller aus Turkheim Das mannshohe Modell des Aufbaues hat sich im Maximilianmuseum zu Augsburg erhalten Die figurliche Ausstattung stammt weitgehend von den Vorgangeraltaren der Kirche Im Mittelpunkt steht das Gnadenbild Christus ist als Richter dargestellt dem der Erzengel Michael und die Muttergottes beigegeben sind Christoph Murmann d J um 1604 Die beiden Seitenaltare entstanden etwas fruher 1737 Johann Einsle und wurden 1752 am Auszug verandert Die gemalten Altarblatter schuf der Munchner Hofmaler Balthasar Augustin Albrecht Die Bilder werden von korinthischen Saulenpaaren flankiert Uber der Mensa des rechten Altares liegt der Leichnam des hl Felix in seinem Reliquienschrein Das linke Gegenstuck birgt den hl Severus In den Seitenkapellen stehen hochbarocke Altarbauten aus rot marmoriertem Holz des Kemptener Meisters Balthasar Aimuller 1691 92 Auch hier werden die gemalten Mittelbilder von korinthischen Saulenpaaren begleitet Die Kanzel um 1735 zugeschrieben Ehrgott Bernhard Bendl tragt reiche Dekorationen aus Bandelwerk und Rocaillen Vor der Brustung sitzen die vier Kirchenvater auf dem Schalldeckel die vier Evangelisten Daruber thront die Jungfrau im Strahlenkranz Besonders volkstumlich sind die allegorischen Figuren der vier Erdteile am Kanzelfuss Europa Asien Afrika und Amerika sind als dralle Putten dargestellt Europa tragt eine grosse Krone und halt ein Szepter in der Hand Amerika halt Pfeil und Bogen Asien ist durch einen Turban charakterisiert Afrika ist ein kleiner Mohr mit Federrock und Federkrone der ebenfalls einen Bogen in der Hand halt Die holzerne Empore fur den Monchschor entstand schon 1659 1668 69 schuf man einen Verbindungsgang zum Kloster 1750 wurde die heutige Orgel in die Brustung eingebaut Dahinter steht das geschnitzte Chorgestuhl aus unbemaltem Eichenholz an der Ruckwand Das Epitaph der Stifterin Regina von Imhof gest 1624 ist eine grosse rechteckige Platte aus Solnhofener Kalkstein Die lange lateinische Inschrift wird von Laubwerk und Engelskopfen gerahmt daruber ist das Wappen der Imhof ausgearbeitet Literatur BearbeitenGeorg Dehio Begr Bruno Bushart Georg Paula Bearb Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Bayern III Schwaben Munchen Berlin 1989 Deutscher Kunstverlag ISBN 3 422 03008 5 S 377 380 mit Grundriss Alexandra Kohlberger Maria Hilf auf dem Lechfeld 400 Jahre Wallfahrt Beitrage zur Heimatkunde des Landkreises Augsburg 18 Augsburg 2003 ISBN 3 925549 16 1 Frank Otten Wilhelm Neu Landkreis Schwabmunchen Bayerische Kunstdenkmale Kurzinventar XXVI Munchen 1967 Dieter J Wehnert Die Wallfahrtskirche Unser Lieben Frauen Hilf auf dem Lechfeld Klosterlechfeld 1986 Katholische Kirchenverwaltung Hrsg Die Wallfahrtskirche Maria Hilf auf dem Lechfeld Klosterlechfeld 2012 ohne ISBN Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wallfahrtskirche Maria Hilf Klosterlechfeld Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Wallfahrtskirche Maria Hilf Klosterlechfeld Abgerufen am 3 April 2020 Wallfahrtsorte und Gebetsstatten des Bistums Augsburg Klosterkirche Andechs Andechs Maria im Elend Baar St Benedikt Benediktbeuern St Jakobus St Laurentius und Hl Kreuz Biberbach Wallfahrtskirche Herrgottsruh Friedberg Maria Hilf auf dem Lechfeld Klosterlechfeld Marienfried Pfaffenhofen an der Roth Maria Hilf Speiden Zur Schmerzhaften Muttergottes Vilgertshofen St Michael Violau St Leonhard im Forst Wessobrunn Wigratzbad Maria Vesperbild Ziemetshausen 48 158791666667 10 829908333333 Koordinaten 48 9 31 7 N 10 49 47 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wallfahrtskirche Maria Hilf Klosterlechfeld amp oldid 235506796