www.wikidata.de-de.nina.az
Die katholische Pfarr 1 und Wallfahrtskirche St Jakobus St Laurentius und Heiliges Kreuz in Biberbach einer Marktgemeinde im Landkreis Augsburg im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben wurde Ende des 17 Jahrhunderts im Stil des Barock errichtet Seit dem 16 Jahrhundert wird in der Kirche das Herrgottle von Biberbach verehrt ein romanisches Holzkruzifix aus der Zeit um 1220 zu dem sich im 17 und 18 Jahrhundert eine vielbesuchte Wallfahrt entwickelte Die Kirche gehort zu den geschutzten Baudenkmalern in Bayern 2 Pfarr und Wallfahrtskirche St Jakobus St Laurentius und Heiliges Kreuz Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 2 1 Aussenbau 2 2 Innenraum 3 Stuck 4 Fresken 5 Emblematische Darstellungen an der Empore 6 Ausstattung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Emblematische Darstellung Brand des gotischen VorgangerbausDie Pfarrei Biberbach muss bereits vor der Mitte des 12 Jahrhunderts bestanden haben da der Augsburger Domherr Matthaus von Pappenheim in seiner Chronik eine Schenkung des Lehens der Pfarrei an das Domkapitel Augsburg im Jahr 1141 verzeichnet Fur das Jahr 1188 ist eine Kirchweihe vermutlich der Pfarrkirche die allerdings weiter unten im Ort stand schriftlich bezeugt Vorganger der heutigen auf einer Anhohe gelegenen Wallfahrtskirche war ein 1484 geweihter gotischer Bau der auf den Grundmauern der dem heiligen Nikolaus von Myra geweihten Burgkapelle errichtet worden war Die ehemalige Burgkapelle wurde zur Pfarrkirche umgewandelt und es wurde das Patrozinium der alten Pfarrkirche des Apostels Jakobus und des heiligen Laurentius auf sie ubertragen Noch im heutigen Kirchenbau ist ein grosser Teil des Bruchsteinmauerwerks der alten Burgkapelle erhalten Im Zuge der Umbauten im Jahr 1616 wurde der Altarraum erweitert und der Turm erhoht Das romanische Holzkruzifix das zunachst als Triumphkreuz in einer grosseren Kirche des benachbarten Wurttemberger Raumes hing und nach einer Uberlieferung 1525 nach Biberbach gelangte soll wahrend des Dreissigjahrigen Krieges von schwedischen Truppen gewaltsam aus der Kirche entfernt worden sein Der damalige Pfarrer Ulrich Zusemschneider versteckte sich mit seiner Pfarrgemeinde auf dem Dachboden der Kirche wurde jedoch verraten und an einen Baum gebunden getotet Unweit der Stelle seines Todes steht heute ein Mahnmal 1654 wurde der Turm von einem Blitzeinschlag getroffen Bei dem Ungluck kamen zwei Menschen die zum Wetterlauten dorthin geeilt waren ums Leben 1655 wurde das Kruzifix vom Ortspfarrer Sebastian Widmann wiederentdeckt und von dessen Nachfolger Anton Matthes an der sudlichen Kirchenmauer angebracht Ende des 17 Jahrhunderts entwickelte sich eine rege Wallfahrt zum sogenannten Hergottle von Biberbach Die offizielle Anerkennung holte sich der Ortspfarrer Anton Ginther wahrend einer Romreise 1685 bei Papst Innozenz XI personlich Da die wachsende Zahl der Wallfahrer in der Kirche keinen Platz mehr fand entschloss man sich zu einem Neubau mit dem der Baumeister Valerian Brenner beauftragt wurde Fur den Bau brachte Ginther eine Summe von uber 20 000 Gulden auf 1684 wurde der Grundstein gelegt und das Langhaus errichtet 1693 wurde der Chor gebaut und der Turm mit Oktogon und Zwiebelhaube versehen Im Jahr 1694 waren die Arbeiten abgeschlossen und 1697 fand die Weihe durch den Augsburger Weihbischof Johannes Eustache Egolf von Westernach statt Das ursprungliche Deckengemalde malte der Augsburger Maler Johann Georg Knappich zwischen 1693 und 1695 3 Aus dieser ersten Ausstattungsphase ist noch die Empore mit ihren emblematischen Brustungs und Deckenmalereien erhalten die 1693 von Johann Caspar Menrad geschaffen wurden Auf diese Zeit gehen auch die Skulpturen des Apostels Jakobus und des Christus in der Rast von Bartholomaus Eberl Oberl zuruck Nach der Unterbrechung durch den Spanischen Erbfolgekrieg erhielt das Langhaus unter Dominikus Zimmermann ab 1712 eine neue Ausstattung Weitere Veranderungen des Innenraums erfolgten unter Johann Georg Hitzelberger der ab 1753 die Baumassnahmen leitete Es entstanden die heutigen Deckengemalde von Balthasar Riepp und der Stuckdekor von Franz Xaver Feuchtmayer Auf Initiative des Reichsgrafen Christoph Moritz Fugger von Kirchberg und Weissenhorn nahm Wolfgang Amadeus Mozart am 6 November 1766 in der Kirche an einem Orgelwettbewerb teil 4 5 In den Jahren 1853 54 1868 70 1908 vermutlich geplant und 1957 58 fanden weitere Restaurierungsarbeiten statt Architektur Bearbeiten nbsp Chor nbsp InnenraumAussenbau Bearbeiten An der Nordseite des Langhauses erhebt sich der Glockenturm dessen quadratischer Unterbau noch auf das gotische Kirchengebaude von 1484 zuruckgeht Das 1616 aufgebaute obere Geschoss ist mit Eckobelisken bekront das zweistockige Oktogon wird von einer Zwiebelhaube mit Laterne bekront Ost und Westfassade sind wie auch die Querhauser mit Blendgiebeln verziert und werden von Pilastern gegliedert Die Chorapsis wird von einer zwiebelformigen Halbkuppel gedeckt Innenraum Bearbeiten Das einschiffige Langhaus ist in drei Joche gegliedert Der eingezogene Chor ist dreischiffig Seine funf Joche werden wie das Langhaus von Stichkappentonnen uberwolbt Eine Doppelempore bildet den westlichen Abschluss des Langhauses Stuck BearbeitenDer Stuckdekor wurde 1753 von Franz Xaver Feuchtmayer geschaffen Zwei Stuckkartuschen weisen eine Inschrift mit einem Zitat aus dem Matthausevangelium Mt 21 42 EU auf in der lateinischen Version A DOMINO factum est istud et est mirabile in oculis nostris Matth 21 V 42 und in der deutschen Ubersetzung Von dem Herrn ist es gemacht und es ist Wunderbahrlich in unsern augen Matth c 21V42 Die Gebalkstucke der Wandpfeiler sind mit stehenden und sitzenden Putten verziert die Kartuschen mit emblematischen Darstellungen in monochromer Malerei in Handen halten nbsp Putto und Kartusche mit emblematischer Darstellung nbsp Kartusche mit lateinischem Bibelzitat nbsp Stuckkartusche mit dem Wappen der Familie Fugger von Kirchberg und WeissenhornFresken Bearbeiten nbsp Langhausfresko nbsp ChorfreskoDie Fresken im Chor und im Langhaus wurden 1753 von Balthasar Riepp ausgefuhrt Sie nehmen Bezug auf die Biberbacher Wallfahrt und haben die Verehrung des Kreuzes zum Thema Das zentrale Langhausfresko fuhrt die Erlosung der Welt durch den Kreuzestod Christi vor Augen Das Kreuz steht auf einem Erdhugel in dem ein Drache den Apfel der Erbsunde prasentiert Am Fuss des Kreuzes kauert die bekehrte Sunderin Maria Magdalena Unter dem Kreuz schweben Engel die in Schalen das Blut Christi auffangen und uber der leidenden Menschheit ausgiessen Eine junge weibliche Figur mit Kelch Hostie und Papstkreuz symbolisiert die Kirche Die beiden kleineren Deckenbilder stellen die Auffindung des Kreuzes durch die heilige Helena und die Ruckfuhrung des Kreuzes nach Jerusalem durch den byzantinischen Kaiser Herakleios dar Auf dem Chorfresko wird die Verehrung des Kreuzes durch Engel Heilige und Menschen aller Erdteile dargestellt Im Zentrum des Bildes prasentieren schwebende Engel das Kreuz Daneben sind die beiden Kirchenpatrone der Apostel Jakobus und der heilige Laurentius vertreten Eine weibliche Figur mit Tiara Papstkreuz und Kelch symbolisiert die Kirche Auf der oberen Bildhalfte thront die Dreifaltigkeit auf der unteren Bildhalfte umgeben die Allegorien der vier Erdteile die Weltkugel Emblematische Darstellungen an der Empore BearbeitenDie 48 Tafelbilder an der Westempore wurden 1693 von Joseph Caspar Menrad geschaffen Die Bilder der unteren Emporenbrustung schildern die Geschichte der Biberbacher Wallfahrt in den Bildern der oberen Brustung werden diesen Episoden aus dem Alten Testament gegenubergestellt An den Emporendecken sind 30 Tafeln angebracht die zum grossen Teil von Schriftbandern eingefasst sind An der unteren Decke sind die Darstellungen mit Blutenkranzen versehen die auf die Biberbacher Rosenkranzbruderschaft verweisen Die Embleme der oberen Decke beziehen sich auf Christus Teilweise sind es Herz Jesu Darstellungen teilweise Darstellungen des Kreuzes oder des Biberbacher Gnadenbildes die sich sowohl an die Wallfahrer als auch an die in Biberbach seit 1685 nachgewiesene Heilig Kreuz Bruderschaft richteten Ursprunglich waren alle Darstellungen farbig Wegen des schlechten Erhaltungszustands wurden im 19 Jahrhundert die Embleme der oberen Emporendecke monochrom in braun ubermalt nbsp Wallfahrtskirche und Burg Markt nbsp Lamm Gottes nbsp Engel und WeinstockAusstattung Bearbeiten nbsp Herrgottle von BiberbachBedeutendstes Ausstattungsstuck ist das romanische Holzkruzifix im Viernageltypus Herrgottle von Biberbach das um 1220 datiert wird Die Assistenzfiguren stammen aus der Zeit um 1720 Das Kreuz steht auf einer Empore an der Stelle des nicht mehr erhaltenen Hochaltars Die noch erhaltenen Seiten und Querhausaltare in Stuckmarmor entwarf Dominikus Zimmermann um 1712 16 Die Altarblatter der Seitenaltare wurden im 19 Jahrhundert durch die heutigen ersetzt die Altarbilder im Langhaus werden dem Maler Johann Georg Knappich zugeschrieben Die Holzskulptur des Apostels Jakobus an der Empore wird um 1690 95 datiert und Bartholomaus Eberl Oberl zugeschrieben Die schwarz und golden gefasste Kanzel wurde Ende des 17 Jahrhunderts geschaffen die Figuren stammen aus der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts Die zahlreichen Votivtafeln in den Seitenkapellen gehen auf die Jahre 1686 bis 1881 der Blutezeit der Wallfahrt zuruck Zwei Gemalde erinnern an den Pfarrer Ulrich Zusemschneider der 1632 wahrend des Dreissigjahrigen Krieges den Tod fand eines an der westlichen unteren Emporenbrustung und ein grosses Wandgemalde mit Inschrift an der rechten Wand gegenuber dem hinteren Seitenaltar 6 nbsp Apostel Jakobus der Altere nbsp Heiliger Laurentius nbsp KanzelLiteratur BearbeitenGeorg Dehio neubearbeitet von Bruno Bushart und Georg Paula Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Kunstdenkmaler Bayern III Schwaben Deutscher Kunstverlag Munchen 1989 ISBN 3 422 03008 5 S 185 188 Ingo Gabor Der Vorarlberger Barockbaumeister Valerian Brenner 1652 1715 Leben und Werk AV Verlag Augsburg 2000 ISBN 3 925274 90 1 Cornelia Andrea Harrer Galerien und Doppelaltare in suddeutschen Barockkirchen tuduv Verlagsgesellschaft mbH Munchen 1995 ISBN 3 88073 533 6 Stephanie Justus Karl Kosel Walter Potzl Heibert Stiegler Biberbach Katholische Pfarr und Wallfahrtskirche St Jakobus St Laurentius und Heiliges Kreuz Grosse Kunstfuhrer Band 199 3 neu bearbeitete Auflage Verlag Schnell und Steiner Regensburg 1997 ISBN 3 7954 1091 6 Marion Romberg Die Welt im Dienst des Glaubens Erdteilallegorien in Dorfkirchen auf dem Gebiet des Furstbistums Augsburg im 18 Jahrhundert Franz Steiner Verlag Stuttgart 2017 ISBN 978 3 515 11673 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Jakobus St Laurentius und Hl Kreuz Biberbach Sammlung von BildernEinzelnachweise Bearbeiten Biberbach St Jakobus maj Bistum Augsburg Denkmalliste fur Biberbach PDF beim Bayerischen Landesamt fur Denkmalpflege Denkmalnummer D 7 72 121 1 Johann Georg Knappich Abgerufen am 26 April 2020 Rudolph Angermuller Mozarts Reisen in Europa 1762 1791 K H Bock 2004 ISBN 978 3 87066 913 3 google com abgerufen am 13 Juni 2021 Eva Gesine Baur Mozart Genius und Eros C H Beck 2014 ISBN 978 3 406 66133 4 google com abgerufen am 13 Juni 2021 Martin Klonnek Augsburg Land Sehenswurdigkeiten des Landkreises Augsburg epubli ISBN 978 3 7375 3220 4 abgerufen am 26 April 2020 Wallfahrtsorte und Gebetsstatten des Bistums Augsburg Klosterkirche Andechs Andechs Maria im Elend Baar St Benedikt Benediktbeuern St Jakobus St Laurentius und Hl Kreuz Biberbach Wallfahrtskirche Herrgottsruh Friedberg Maria Hilf auf dem Lechfeld Klosterlechfeld Marienfried Pfaffenhofen an der Roth Maria Hilf Speiden Zur Schmerzhaften Muttergottes Vilgertshofen St Michael Violau St Leonhard im Forst Wessobrunn Wigratzbad Maria Vesperbild Ziemetshausen Normdaten Geografikum GND 4362167 3 lobid OGND AKS 48 515101 10 814287 Koordinaten 48 30 54 4 N 10 48 51 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Jakobus St Laurentius und Hl Kreuz Biberbach amp oldid 227403764