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Das Domkapitel Augsburg bestand bis zur Sakularisation in Bayern 1803 als standische nach innen souverane Gebietskorperschaft mit ungefahr 15 000 Untertanen die die Aufgaben des Domklerus am Augsburger Dom wahrnahm und weitere Amter besetzte Vereinfachtes Hoheitszeichen des Domkapitels Augsburg Inhaltsverzeichnis 1 Rechte und Zustandigkeiten 2 Selbstandigkeit des Domkapitels 3 Zusammensetzung des Domkapitels 3 1 Abwehr von burgerlichen Interessenten 3 2 Abwehr von Augsburger Patriziern 3 3 Abwehr von bischoflichen Amtstragern 4 Die Prabenden Pfrunden der Domherren 5 Kirchenamter 5 1 Dompropst 5 2 Domdekan 5 3 Scholasticus 5 4 Domkustos 5 5 Domvikare 6 Verwaltung 6 1 Syndicus 6 2 Kanzleidirektor 6 3 Sonstiges Personal 7 Rechtsquellen 7 1 Geschaftsgang 8 Verwaltungsgliederung 8 1 Zentralamter 8 2 Landamter 8 3 Ortsherrschaften 8 4 Einrichtungen 9 Geschaftsgebaren 10 Literaturverzeichnis 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseRechte und Zustandigkeiten BearbeitenAb 1152 ging das Recht den Furstbischof des Hochstifts Augsburg zu wahlen vom Kaiser auf das Domkapitel uber 1 1459 sicherte auch der Papst dieses Recht dem Domkapitel urkundlich zu 2 Ab 1308 2 erhielt das Domkapitel das Recht die Geschafte des Hochstifts zwischen Ableben und Einsetzung eines neuen Bischofs zu fuhren 3 Fast gleichzeitig mit seiner Wahl im Jahre 1453 raumte der Bischof dem Domkapitel Beteiligungsrechte in Angelegenheiten des Hochstifts ein 4 Ein Genehmigungsvorbehalt galt insbesondere fur den Verkauf von Vermogen des Hochstifts fur den Abschluss von Schutz und Trutzbundnissen mit auswartigen Fursten fur Verleihungen eines Kirchenpatronats an andere Fursten und fur die Ausubung des Rucktrittsrechts des Bischofs 5 Das Domkapitel hatte das Recht den Dompropst zu wahlen andere hohe kirchliche Amter und Pfarrerstellen in den einzelnen Pfarreien zu besetzen und die weltliche Verwaltung des Domkapitels zu gestalten und die Verwaltungsamter zu besetzen 6 Auch in den benachbarten Kollegiatstiften durfte das Domkapitel die Propste aus den eigenen Reihen stellen Allerdings konnten die Kollegiatstifte einen ihnen nicht genehmen Kandidaten abweisen Beim Kollegiatstift St Gertrud in Augsburg galt dies schon ab seiner Grundung im Jahre 1071 Ab 1149 nahm das Domkapitel das Vorschlagsrecht fur die Propststelle des Kollegiatstifts von St Moritz in Augsburg wahr Alle bekannten Propste des Augsburger Kollegiatstifts St Peter des Kollegiatstifts Feuchtwangen und des Kollegiatstifts Wiesensteig waren Domherren ebenso die Halfte der Propste des Kollegiatstifts Habach und der letzte Propst des Kollegiatstifts Buchsheim 7 Selbstandigkeit des Domkapitels BearbeitenSpater trennten sich die Angelegenheiten des Hochstifts und des Domkapitels weitgehend Das Domkapitel verlor seine Beteiligungsrechte im Hochstift und war anders als die Domkapitel etwa in Bamberg Mainz Munster und Passau kein Mitregent mehr und auch kein standisches Kontrollorgan Das Domkapitel ubte im Gegenzuge die Grundherrschaft die Vogteiherrschaft und andere territoriale Rechte selbstandig aus und hatte eigene Gesetzgebungsgewalt In Dinkelscherben Grossaitingen und Oeffingen stand dem Domkapitel auch der Blutbann zu Es betrachtete sich als souveranen Territorialherrn 8 Die erste Anerkennung als eigene Rechtsperson erhielt das Domkapitel im Jahre 1029 als ihm der Bischof einen Hof in Straubing schenkte Im Jahre 1104 beklagte sich das Domkapitel uber die Ubergriffe bischoflicher Vogte auf seine Guter in Eytingen Grossaitingen und Geisenhausen 9 Wahrend zuvor Hochstiftsangelegenheiten Diozesanangelegenheiten und Kapitelsangelegenheiten in gemeinsamer Versammlung in Anwesenheit des Bischofs verhandelt und beschlossen wurden fanden ab 1251 die Kapitelsversammlungen ohne den Bischof statt 10 1143 bestatigte der Papst dem Domkapitel eine Vielzahl von Gutern 9 Ab 1173 fuhrte das Domkapitel sein eigenes Siegel 11 1219 beschlossen Bischof und Domkapitel ein gemeinsames Statut zur Aufnahme von jungen Kanonikern 12 Ab 1263 wurde keine Zustimmung des Bischofs mehr zu Beschlussen des Domkapitels in einzelnen Vermogensangelegenheiten mehr eingeholt und ab 1297 auch nicht mehr zu Statuten des Domkapitels in Vermogensangelegenheiten 10 Damit waren Hochstift und Domkapitel auf Dauer getrennte Korperschaften Vertrage mit anderen Herrschaften schloss das Domkapitel selbst und liess sich nur gelegentlich vom Furstbischof von Augsburg vertreten 13 Allerdings war das Domkapitel im Gegensatz zum Hochstift nicht im Reichstag und Konvent des Reichskreises vertreten In einem Prozess vor dem Reichskammergericht liess sich das Domkapitel im Jahre 1591 vom Furstbischof von Augsburg und nicht vom Domdekan vertreten 14 Gegen Ende des 18 Jahrhunderts schwand die Anerkennung der Souveranitat und das Domkapitel ordnete sich dem Hochstift unter dessen Souveranitat noch langer anerkannt blieb 15 Zusammensetzung des Domkapitels Bearbeiten nbsp Hoher Weg 30 Domherrenhof seit 1496Vor dem Jahr 816 begann das gemeinsame monchische Leben der Domkleriker an der bischoflichen Kirche in Augsburg Es fand dort statt wo sich heute der Kapitelsaal befindet Es endete Anfang des 12 Jahrhunderts 16 Im Jahre 1150 gab es 26 Domherrenstellen 1258 waren es 22 1321 die spater auf Dauer angelegten 40 und 1486 waren es vorubergehend 27 17 Im 10 Jh waren von 29 Domherren 4 Adlige im 11 Jh von 98 Domherren 9 Adlige im 12 Jh von 139 Domherren 21 Adlige im 13 Jh von 92 Domherren schon 51 Adlige im 14 Jh von 99 Domherren 78 Adlige und im 15 Jh von 200 Domherren 141 Adlige 18 In einem Statut legte das Domkapitel fest dass der Adel Vorrang haben sollte vor den burgerlichen Bewerbern Die Anderung der Zusammensetzung wurde damit begrundet dass der Besitz des Domkapitels so verstreut sei dass andere Grundherren bestandig versuchen wurden sich auf Kosten des Kirchenvermogens zu bereichern Neben Gelehrten von wissenschaftlicher Bedeutung benotige man deshalb Domherren von hoher ritterlicher Geburt die eine bewaffnete Macht zur Verfugung stellen konnten 19 Die Reichsritter betrachteten Hochstiftsregierungen und Domkapitel als Refugium fur ihre Nachkommen denen keine ausreichenden Landereien und sonstige Einkommensquellen vererbt werden konnten vergl Stiftsadel Die Domkapitel Augsburg und Mainz wurden von Rittern dominiert die Domkapitel von Strassburg und Koln von Fursten und Grafen 20 Der Lebensstil eines Domherrn war hofisch wie der eines Bischofs 21 Augsburg war mit seinen 40 Domherrenstellen eines der grosseren Domkapitel Mehrfachmitgliedschaften in verschiedenen Domkapiteln waren zulassig und zwischen Augsburg und Eichstatt haufig 22 Das Recht auf Besetzung der Domherrenstellen stand abwechselnd dem Domkapitel und dem Papst zu je nach Todesmonat des verstorbenen Domherrn Nach den Statuten des Domkapitels von 1420 und 1646 konnte nur ein Adliger mit vier ritterburtigen Vorfahren die Domherrenstelle einnehmen Abkommlinge die im Wappenbuch des Domkapitels eingetragen waren konnten damit einen erleichterten Abstammungsnachweis fuhren 23 Die Aufnahme fand bis zum 15 Jh durch einstimmigen Beschluss statt danach galt das Mehrheitsprinzip 24 Die Wahl konnte gerichtlich uberpruft werden und der gewahlte Domherr musste sich verpflichten das Domkapitel von Prozesskosten freizustellen wenn es einen besser berechtigten Bewerber gab das Domkapitel diesem unterlag und der zuerst Gewahlte die Domherrenstelle deshalb nicht antreten konnte 25 Je schwacher der Landadel wurde umso mehr hielt er an Befugnissen fest die ihm das Domkapitel direkt oder indirekt gewahrte Abwehr von burgerlichen Interessenten Bearbeiten Bedroht war das Refugium der Reichsritter durch die Beschlusse des Konzils von Trient die forderten dass die Halfte der Domherrenstellen mit graduierten Bewerbern besetzt werden sollten Nur wenige Reichsritter waren akademisch ausgebildet und graduiert 26 Die Universitat Ingolstadt hatte das Recht einen Theologieprofessor zu prasentieren Das Domkapitel kaufte der Universitat dieses Recht gegen eine Einmalzahlung von 600 Gulden und eine jahrliche Zahlung von 39 Gulden ab 27 Mit papstlicher Billigung wurde in einem Statut des Domkapitels festgelegt dass ein Graduierter vier lebende Zeugen fur seine eheliche Geburt aufbieten musste Die Beweisfuhrung scheiterte meist an der geringen Lebenserwartung so dass der Eintritt des Graduierten damit vereitelt wurde 27 Einige wenige Burgerliche wurden dennoch Domherren Einer davon war von 1674 bis 1687 Domdekan Nur mit Hilfe des Bischofs konnte sich der burgerliche Domdekan gegen vier Domherren durchsetzen die er mit einer Disziplinarstrafe belegen musste 28 Gesellschaftlich wurden burgerliche Domherren von den adligen wie Gnadenpfrundner mit betont kuhler Hoflichkeit behandelt 29 Abwehr von Augsburger Patriziern Bearbeiten Seit 1589 nahm das Domkapitel Burger der Reichsstadt Augsburg nicht mehr auf In Augsburg und Mainz wurde dieser Grundsatz besonders strikt eingehalten Insbesondere Angehorige der Familien Fugger und Welser scheiterten mit ihren Aufnahmebegehren Prozesse blieben erfolglos Das Augsburger Patriziat wollte aber eine einflussfreie Zone nicht dulden und bemuhte sich um eine papstliche Gnadenentscheidung 1734 stellte Papst Clemens XII zehn der vierzig Domherrenstellen fur adelige und graduierte Burger der Stadt Augsburg zur Verfugung Das Domkapitel klagte dagegen vor dem Reichshofrat und erhielt recht weil die papstliche Entscheidung den Vorrang des alten deutschen Reichsadels beeintrachtigen wurde 30 In einer Auftragsschrift des Hauses Fugger wurde daraufhin die Teuerung in Augsburg auf den Getreidewucher der Domherren als Reprasentanten des habgierigen Landadels zuruckgefuhrt 31 Wie uberall in Europa 32 kampften Stadtpatrizier und Kirchenfursten um die Vorherrschaft Trotzdem musste das Domkapitel nie wie der Bischof von Augsburg oder das Domkapitel von Basel die Stadt verlassen Abwehr von bischoflichen Amtstragern Bearbeiten Der Unabhangigkeit des Domkapitels von Hochstift und Furstbischof diente das Verbot fur Domherren hohere Amter im Hochstift anzunehmen Ein Domherr durfte ab 1460 nicht mehr als Generalvikar oder Offizial tatig sein 33 Erlaubt war aber die Tatigkeit als Weihbischof Der Domdekan durfte gleichzeitig das Amt des Archidiakons von Augsburg ausuben 34 was ab 1140 regelmassig geschah 35 Von 1690 bis 1709 war ein Domherr ausnahmsweise Premier Ministre des Hochstifts Augsburg 36 Die Prabenden Pfrunden der Domherren Bearbeiten19 von 40 Domherren erhielten ihre Pfrunden vorab aus dem Rohertrag einzelner Domherrenamter von denen aber nur drei in der Lage waren die Grundversorgung eines Domherrn zu gewahrleisten 37 Die Domherrenamter waren nach dem Ort der Grundherrschaft benannt z B Anhausen 38 Ansonsten erhielten die Domherren ihren Prabenden als Lebensunterhalt aus dem Rohertrag des gesamten Domkapitels die von der Kornpropstei sieben weiteren Stadtamtern und siebzehn Landamtern des Domkapitels erwirtschaftet wurden 37 Die Prabenden wurden teils in Naturalien Getreide Wein Brennholz u a und teils in Geld ausgekehrt Die Pfrunde war in Bruchteilen fix und die Prabende je nach Jahresertrag variabel Der Wert einer einfachen Prabende als Grundversorgung belief sich dem Werte nach von 1782 bis 1791 auf 873 Gulden im Jahresdurchschnitt von 1791 bis 1891 auf 1216 Gulden im Jahresdurchschnitt Durch Prasenzgelder erhohte sich der Wert der Prabende von 1782 bis 1791 auf 2252 Gulden im Jahresdurchschnitt von 1791 bis 1891 auf 2702 Gulden im Jahresdurchschnitt 39 wobei auf die Bewertung in Gulden auch Geldverschlechterung und Getreidepreiserhohungen Einfluss nahmen Zusatzliche Prabenden waren fur weltliche und geistliche Amter vorgesehen So erhielt der Dompropst zusatzlich von 1782 bis 1791 auf 5297 Gulden im Jahresdurchschnitt von 1791 bis 1891 auf 7337 Gulden im Jahresdurchschnitt 40 der Domdekan zusatzlich von 1782 bis 1791 auf 5034 Gulden im Jahresdurchschnitt von 1791 bis 1891 auf 7552 Gulden im Jahresdurchschnitt 41 der Scholasticus zusatzlich von 1782 bis 1791 auf 1470 Gulden im Jahresdurchschnitt von 1791 bis 1891 auf 2357 Gulden im Jahresdurchschnitt 42 Kirchenamter BearbeitenDas Domkapitel hatte das Recht zur Besetzung von Kirchenamtern insbesondere der Dompropstei Scholasterie und Custorei Dompropst Bearbeiten nbsp Dompropstei in der BischofsstadtDer Dompropst war der erste Dompralat Er war vielerorts der Inhaber des Kirchenpatronats In bedeutenden Kirchen wie Grossaitingen und Schwabmunchen brauchte der Dompropst die Zustimmung des Domkapitels zur Prasentation des Pfarrherrn Einige Benefizien konnte er selbst vergeben 43 Ab dem 10 Jahrhundert war er auch fur die Vermogensverwaltung des Domkapitels zustandig Bis 1500 wurde er zeitweise vom Papst ernannt Die sachliche Zustandigkeit des Dompropstes zur Vermogensverwaltung wurde mehr und mehr beschnitten Zunachst zog das Domkapitel das Recht an sich die Meier der Hofe in Gersthofen Merdingen und Biberbach zu benennen und dann das Recht zur Ernennung des wichtigsten Hilfsbeamten des Dompropstes des Kornpropstes Im Jahre 1500 drangten der romisch deutsche Konig Maximilian I und der Papst dem Domkapitel den Burgersohn Matthias Lang als Dompropst auf Daraufhin entzog das Domkapitel dem Dompropst die Vermogensverwaltung und liess sich vom Papst das Recht zusichern den Dompropst in Zukunft wieder selbst zu wahlen 44 Ein Rest der Verwaltungszustandigkeiten blieb noch erhalten Haufig wurde der Dompropst zum Vertreter des Domdekans bestellt Der Dompropst blieb auch Lehensherr samtlicher Hauser des Domkapitels im Stadtgebiet Augsburg 45 Domdekan Bearbeiten Geistlicher Leiter des weltlichen Verwaltungsapparats des Domkapitels wurde anstelle des Dompropstes der Domdekan Er war Richter in erster Instanz uber den Domklerus und das weltliche Personal des Domkapitels eingeschrankt auch gegenuber den Domherren Er hatte standige Anwesenheitspflicht und hatte die Einhaltung der Verhaltenspflichten der Domherren zu uberwachen 46 Er hatte Konkubinate der Domherren zu verhindern ebenso unpassende Vergnugungen wie Schlittenfahrten und maskiertes Tanzen an Fasnacht 47 Der Domdekan vergab auch die Stellen fur die Stuhlbruder eine Art Dompolizei 48 Der Domdekan verfugte uber einen eigenen Domherrenhof die Domdekanei 49 Scholasticus Bearbeiten Der Scholasticus hatte die Schulaufsicht in Stadt und Diozese Augsburg inne Seit 1322 hatte er einen eigenen Domherrenhof Die Lehrtatigkeit an der Augsburger Domschule lag in den Handen eines rector scholarum 50 Der Scholasticus war auch fur die Vergabe von Stipendien zustandig Er war auch fur die musikalische Gestaltung der Domgottesdienste verantwortlich und hatte den Domkapellmeister zu verguten Gleichzeitig war der Scholasticus der fur die Seelsorge zustandige Weltpriester der Domkirche Die Seelsorge ubte tatsachlich ein Vizepleban mit einigen Kaplanen aus der auch noch die Pfarrei St Stephan mitzuversorgen hatte Dompfarrei und Domkapitel blieben aber getrennt Domherren und Domchor und statteten die Chorsakristei aus nicht aber die Dompfarrei Domherren und die Domherrenhofe waren nicht Teil der Dompfarrei 51 Domkustos Bearbeiten Der Augsburger Domkustos war fur den baulichen Zustand der Kathedrale verantwortlich zugleich fur den Domschatz und das Domarchiv Ein Chorvikar als Subcustos war Leiter der Domfabrik also der Dombauhutte 46 Domvikare Bearbeiten Ab 1313 wurden vier Domherrenpfrunden fur Domvikare mit Priesterweihe eingerichtet 52 die hauptsachlich die Domherren vor dem Hochaltar vertreten sollten 53 Sie hatten weder Sitz noch Stimme in der Kapitelsversammlung 52 Von 1313 bis 1682 gingen die Domvikare bei Prozessionen vor Domherren mit niedrigeren Weihen spater mussten sie hinter allen Domherren gehen Weil Domvikare nicht ins Domkapitel aufgenommen wurden wurden nur altere Chorvikare am Ende ihrer Laufbahn Domvikare 54 Sie wurden als Vierherren bezeichnet Verwaltung BearbeitenSyndicus Bearbeiten Oberster Verwaltungsbeamter war der Syndicus 1340 wurde das Amt des juristisch ausgebildeten Kapitelschreibers erstmals erwahnt Er hatte das Diarium ein Protokollbuch uber die laufenden Rechtsgeschafte zu fuhren und auch besondere Aufzeichnungen uber die einzelnen Domherrenkurien 55 Mit dem Anwachsen der Geschafte wurde der Syndicus oberster weltlicher Verwaltungsbeamter des Domkapitels Wo das Domkapitel selbst die Strafgerichtsbarkeit uber die Untertanen ausubte hatte er die Urteile zu fertigen Er blieb regelmassig lange im Amt zumal er Lehenstrager gegenuber den Lehnsherren des Domkapitels war so fur den Blutbann in Dinkelscherben Grossaitingen und Oeffingen der fur die Fahigkeit zur Ausubung von Territorialherrschaft wesentlich war Der Syndicus war aber auch Lehensherr fur Hofe und sonstige Rechte des Domkapitels die es an andere verlieh 56 Kanzleidirektor Bearbeiten Der Kanzleidirektor war Beigeordneter des Syndicus und war nicht berechtigt an das Domkapitel gerichtete Schreiben selbst zu offnen Er war aber Stellvertreter des Syndicus 57 Sonstiges Personal Bearbeiten Fur Rechtsfragen waren Consulenten zustandig Sie hatten eine Dienstwohnung im Kapitelhof im Augsburger Lechviertel Sie gehorten zu den unteren Rangen Hilfspersonal waren ein Registrator ein Pedell und mehrere Kanzlisten 57 Rechtsquellen BearbeitenEin systematisches Landrecht wurde nie kodifiziert Im Jahre 1745 sollte ein Statutenbuch zusammengestellt werden Uber das Stadium des Rohentwurfs kam die Kodifikation nie hinaus dieser wurde aber als Findemittel im Verwaltungsalltag verwendet Der Geschaftsgang wurde in einer Kanzleiordnung vom 27 Juni 1603 festgelegt Die einzelnen Materien wurden in jeweiligen einzelnen Dekreten geregelt wie z B das Leih und Burgschaftsverbot fur Untertanenguter von 1637 Erlasse der Hochstiftsregierungen in Dillingen galten nicht in den Territorien des Domkapitels Die Texte des Hochstifts wurden aber haufig vom Domkapitel ubernommen 58 Geschaftsgang Bearbeiten nbsp Heute verkleinerter Eingang zum Kapitelsaal vom ostlichen KreuzgangDer Domdekan hatte den Vorsitz in der Kapitelversammlung 33 Die Kapitelversammlungen fanden ab 1452 montags mittwochs und freitags und bei kirchlichen Feiertagen am darauffolgenden Werktag statt 52 Die eingehenden Schreiben wurden vom Syndicus geoffnet und dem Domdekan vorgelegt In eiligen Angelegenheiten konnte der Syndicus selbst handeln wenn er zwei Domherren hinzuzog 59 In normalen Angelegenheiten verlas der Kanzleidirektor die Schreiben vor der Kapitelversammlung Die Beschlussfassung zum Schreiben erfolgte in derselben Kapitelversammlung oder in der darauf folgenden Die Verhandlungen standen unter dem Kapitelgeheimnis und der Kreuzgang vor dem Kapitelsaal wurde wahrend der Beratungen gesperrt Die Domherren durften die Protokollbucher in der Kanzlei einsehen aber nicht in die Wohnungen mitnehmen 60 Verwaltungsgliederung BearbeitenZentralamter Bearbeiten Es gab acht stadtische Zentralamter darunter die bedeutende Kornpropstei und die Burs Rechnungsamt und 17 Landamter wobei die Brauerei Stadtbergen eine Einrichtung ein eigenes Landamt bildete 61 Landamter Bearbeiten Die Landamter waren Obervogtamt Anhausen Obervogt auch zustandig fur Amt Stadtbergen Amt Stadtbergen Obervogtamt Apfeltrach Obervogtamt Breitenbrunn Pflegamt Dinkelscherben Obervogtamt Gersthofen Obervogt auch zustandig fur Achsheim Amt Achsheim Propstamt Grossaitingen Obervogtamt Holzheim Oberrichteramt Langerringen Obervogtamt Oeffingen Obervogt auch zustandig fur Amt Lorch und Gmund Amt Lorch und Gmund Amt Salmannshofen ab 1753 Brauhaus Stadtbergen eigenes Landamt Riesamt Tannhausen Riesamtmann auch zustandig fur Kastenamt Marktoffingen Kastenamt Marktoffingen Obervogtamt ZusamaltheimOrtsherrschaften Bearbeiten Den Landamtern waren folgende Orte mit kirchlichen Prasentationsrechten und Ortsherrschaft zugeordnet 62 Achsheim Affaltern Agawang Anhausen Apfeltrach Bliensbach Breitenbronn Dinkelscherben Eggelhof Ehekirchen Ettenbeuren Fleinhausen Gabelbachergreut Geisenhausen von 980 bis 1605 Gersthofen Graben Grossaitingen Grosskitzighofen Grunenbaindt Herbertshofen Holzheim Kleinaitingen Kutzenhausen Langerringen Langweid Lechhausen Oeffingen nur Ortsherrschaft Salmannshofen Schoneberg Sontheim Stadtbergen Steinekirch Unteregg Ustersbach Walkertshofen Westerringen Zusamaltheim Zusamzell Mit Ausnahme von Geisenhausen und Oeffingen lagen alle Ortsherrschaften in Schwaben bei Augsburg sudlich der Donau und westlich des Lechs nbsp Eigenes Landamt Brauhaus StadtbergenEinrichtungen Bearbeiten nbsp Kapitelhof in der LechvorstadtDas Domkapitel unterhielt eigene Einrichtungen In der Domschule wurden im 15 Jh 35 bis 45 Scholaren in kirchlichen Gesang unterrichtet und wurden bis an den Empfang der Subdiakonatsweihe herangefuhrt Die wissenschaftliche Ausbildung fiel ab Mitte des 15 Jh den Universitaten zu 63 Durch die Augsburger Jesuitenniederlassung verlor die Domschule endgultig an Bedeutung und wurde zur Volksschule In den Landamtern des Domkapitels gewann das Volksschulwesen Ende des 18 Jahrhunderts an Bedeutung so auch in Oeffingen Das Hospital in Dinkelscherben war fur altere Priester bestimmt die ihre Kirchenamter nicht mehr ausuben konnten daneben fur sonstige Untertanen des Domkapitels Spitalverwalter war in der Regel der Dompropst Oberpfleger der Domdekan Das Hospital nahm nach Art der spateren Sparkassen Depositen an Ein kleines Leprosorium bestand in Langerringen Auch im Kapitelhof in der Augsburger Lechvorstadt war ein kleines Hospital eingerichtet allerdings mit Unterbrechungen 64 Die Brauerei in Stadtbergen lieferte Bier an die nicht dem Augsburger Abgabenrecht unterliegenden Domherrenhauser Der Domkeller diente der abgabenfreien Versorgung der Domgeistlichen mit Wein und Bier Diese durften ihr Bier nicht aus Augsburger Wirtschaften beziehen um kein Ungeld eine Art ortliche Umsatzsteuer an die Stadtkasse gelangen zu lassen 65 Ab 1780 bestand eine Witwen und Waisenkasse fur die Hinterbliebenen der Beamten des Domkapitels 46 Geschaftsgebaren BearbeitenBei seiner Aufhebung im Jahre 1803 hatte das Domkapitel Einnahmen in Hohe von 161 854 Gulden einschliesslich in Geldwert berechneter Naturalabgaben Die Ausgaben beliefen sich auf 71 977 Gulden so dass ein Uberschuss von 89 877 Gulden verblieb 61 Die Guter des Domkapitels als Grundstock fur den Ertrag und die Prabenden wurden risikolos verwaltet 66 Die Untertanen hatten dennoch zeitweise darunter zu leiden dass die Domherren zu viel aus dem Ertrag entnahmen und ausserhalb des Territoriums verbrauchten 67 Im Obervogtamt Oeffingen verkaufte das Domkapitel 1683 und 1764 insgesamt 153 Morgen Acker und Weingarten an die Untertanen und ermoglichte ihnen eine Existenz als Vollbauern 68 obwohl Weinbauern gerne in den Stand von Hauslern herabgedruckt wurden 69 Literaturverzeichnis BearbeitenOtto Leuze Das Augsburger Domkapitel im Mittelalter Augsburg 1908 Zugleich Tubingen Universitat Diss 1908 Joachim Seiler Das Augsburger Domkapitel vom Dreissigjahrigen Krieg bis zur Sakularisation 1648 1802 St Ottilien 1989 Zugleich Munchen Universitat Diss 1986 Eberhard Naumann Karl Nimetschek Gerd Ulrich Festschrift zur 800 Jahr Feier von Diesbar Seusslitz Nieschutz 2005 Henri Pirenne Sozial und Wirtschaftsgeschichte Europas im Mittelalter 4 Aufl Munchen 1976 Nachdruck Koln 2009 unter dem Titel Stadt und Handel im Mittelalter Anton Plappert Oeffingen im Wandel Oeffingen 1952 Wolfgang Wust Das Furstbistum Augsburg Augsburg 1997 Weblinks BearbeitenThomas Groll Augsburg Domkapitel In Historisches Lexikon Bayerns Domstift Augsburg GSN 3498 in Germania Sacra https adw goe de forschung forschungsprojekte akademienprogramm germania sacra klosterdatenbank datenbankabfrage gsn 3498Einzelnachweise Bearbeiten Leuze S 103 a b Leuze S 104 Seiler S 169 f Leuze S 100 Leuze S 102 f Seiler S 108 Leuze S 105 107 Seiler S 175 f a b Leuze S 88 a b Leuze S 81 Leuze S 85 Leuze S 84 Wust Furstbistum S 80 Wust Furstbistum S 135 Seiler S 271 Leuze S 1 3 Leuze S 6 Leuze S 3 Leuze S 5 Seiler S 178 Seiler S 61 ff Seiler S 40 64 118 Seiler S 51 f Leuze S 30 Leuze S 31 Seiler S 60 a b Seiler S 13 Seiler S 377 Seiler S 64 f Seiler S 16 35 Seiler S 48 f Pirenne Sozial und Wirtschaftsgeschichte S 58 a b Leuze S 59 Seiler S 121 ff Leuze S 56 Seiler S 674 f a b Seiler S 153 ff Leuze S 89 Seiler S 100 Seiler S 115 Seiler S 130 Seiler S 144 Seiler S 108 ff Leuze S 52 Seiler S 986 a b c Seiler S 265 Seiler S 674 Seiler S 129 Leuze S 60 Leuze S 66 f Seiler S 134 141 a b c Leuze S 20 Leuze S 39 Seiler S 185 187 Leuze S 77 Seiler S 256 f a b Seiler S 259 Seiler S 270 f Seiler S 121 Seiler S 96 f a b Seiler S 260 f Seiler S 215 f Leuze S 66 Seiler S 270 Seiler S 101 149 Seiler S 92 Seiler S 101 Anton Plappert Oeffingen im Wandel S 92 Naumann Nimetschek Ulrich Festschrift Diesbar Seusslitz S 61 f Normdaten Korperschaft GND 16136474 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Domkapitel Augsburg amp oldid 231694707