www.wikidata.de-de.nina.az
Die Wallfahrtskirche Herrgottsruh Unseres Herren Ruhe liegt am ostlichen Stadtrand der ehemaligen Grenzfestung Friedberg im Landkreis Aichach Friedberg im heutigen Schwaben An der Ausstattung des monumentalen Spatbarockbaues waren einige der bedeutendsten Kunstler des bayerischen Rokoko beteiligt die ein Raumkunstwerk von bemerkenswerter inhaltlicher und formaler Geschlossenheit gestalteten Der ursprungliche Zustand konnte bei der grossen Generalsanierung nach der Jahrtausendwende wiederhergestellt werden Gesamtansicht vom Friedhof Fresko im LanghausPriesterhaus und WestfassadeDie westliche Mittelschiffskuppel mit dem Jungsten Gericht Blick von SudostenChor und AltarfreskoDas Hauptschiff nach der SanierungDie ChorkuppelDie KanzelDas spatgotische GnadenbildVotivtafeln im nordlichen SeitenschiffInhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 3 Innenraum 4 Ausstattung 5 Literatur 6 WeblinksGeschichte BearbeitenDie Wallfahrt geht der Uberlieferung nach auf ein Gelubde eines mittelalterlichen Jerusalempilgers zuruck Der Friedberger soll auf der Ruckreise aus dem Heiligen Land in turkische Gefangenschaft geraten sein und den Bau einer Kapelle auf seinem heimischen Acker gelobt haben falls er glucklich wieder nach Hause gelangen wurde Tatsachlich fand man 1964 die Fundamente einer kleinen Kapelle die eine Nachbildung des Hl Grabes gewesen sein durfte Am zweiten Oktober 1496 weihte der Augsburger Weihbischof Johannes Kerer den Chor und den Hochaltar einer Wallfahrtskapelle an dieser Stelle Diese kleine Kirche wurde ab 1599 nochmals vergrossert und 1606 konsekriert Auf einigen Votivbildern ist ein einfaches Kirchlein mit einem Zwiebelturm uberliefert das 1632 wahrend des Dreissigjahrigen Krieges beschadigt anschliessend aber restauriert wurde Die Wallfahrt erhielt immer zahlreicheren Zulauf Man erzahlte sich von Wunderheilungen und Gebetserhorungen nachts sollen Musik und Lichterscheinungen aus dem Innenraum gedrungen sein Wahrend des Spanischen Erbfolgekrieges um 1705 kam es zu erneuten Verwustungen Der Zustrom an Hilfesuchenden und Pilgern wuchs trotzdem stetig an so dass man gegen 1720 einen Neubau der Kirche ins Auge fasste 1727 wurde das erhaltene aber etwas veranderte Priesterhaus errichtet Am 16 Juni 1731 legte der bayrische Kurfurst Karl Albrecht schliesslich den Grundstein der Wallfahrtskirche im Rokokostil deren Rohbau 1738 vollendet war Ausfuhrender Architekt war Johann Benedikt Ettl Anschliessend begann die Innenausstattung durch die besten zeitgenossischen bayerischen Kunstler und Handwerker Die Stuckaturen Franz Xaver und Johann Michael Feuchtmayers formen zusammen mit den Wand und Deckenfresken Cosmas Damian Asams und Matthaus Gunthers und der Architektur Ettls eines der bedeutendsten Raumbilder der Architektur des 18 Jahrhunderts in Altbayern Am 30 September 1753 konnte der Augsburger Weihbischof Franz Xaver Adelmann von Adelmannsfelden das Gotteshaus einweihen am nachsten Tag ubertrug man das Gnadenbild auf den neuen Gnadenaltar im nordlichen Seitenschiff 1756 und nochmals 1758 verursachten Sturme so starke Schaden dass Matthaus Gunther zwei Gewolbefelder neu ausmalen musste Im Zuge der Sakularisation sollte auch dieses Gotteshaus abgerissen werden Der Stadtrat bestimmte darauf hin die Wallfahrtskirche zur Friedhofskapelle und ermoglichte so die Erhaltung 1868 70 restaurierte man das Gebaude und veranderte es im Zeitgeschmack So wurde etwa das Chorwandfresko Asams wegen fehlenden kunstlerischen Werts ubertuncht und ein Neurenaissancehochaltar angeschafft Ab 1964 begann eine erneute Sanierung die den ursprunglichen Zustand der Bauzeit weitgehend wiederherstellte Der neue Hochaltar verschwand wieder aus dem Presbyterium und Asams Wandbild kam wieder zum Vorschein 1998 wurde der Aussenbau renoviert und die originale Farbigkeit wiederhergestellt 2003 wurde der erste Abschnitt der Innensanierung Heizung Elektrik Neugestaltung Chorraum begonnen und 2005 mit der Renovierung der Raumschale fortgesetzt Seit 2006 kann das Kirchenschiff wieder betreten werden Beschreibung BearbeitenDie Wallfahrtskirche liegt ostlich der Altstadt am heutigen Stadtrand und ist vom Friedhof umgeben Vor der Westfassade steht das Priesterhaus von 1727 dessen zwei Geschosse von einem Walmdach abgeschlossen werden Der breit gelagerte etwas gedrungen wirkende Aussenbau der Kirche wird von der Kuppel der Chorrotunde und dem Chorseitenturm im Norden uberragt Sudlich ist die zweigeschossige Sakristei an die Rotunde angefugt die deshalb nur halbrund in der Art einer Apsis ausspringt Die Aussengliederung besteht aus doppelten Kolossalpilastern zwischen denen die Fenster eingebunden sind Auf der Sudseite tauscht ein dreieckiger Zwerchgiebel ein nicht vorhandenes Querschiff vor Das Mittelschiff ist in der Art einer Pseudobasilika Staffelhalle uberhoht Die dreiachsige Hauptfassade schwingt im Mittelteil vor und zuruck Das Westportal sitzt in einer hohen Rundbogennische daruber ragt das uberhohte Mittelschiff Unter der Dachflache lauft ein Banderfries um den Bau der mit Sattel und Walmdachern gedeckt ist Die Rotunde wird durch eine Kuppel mit Aufsatz bekront Einen ahnlichen niedrigen Aufsatz besitzt auch der Glockenturm auf der Nordseite Innenraum BearbeitenDurch das Westportal gelangt man in einen geraumigen Vorraum der durch ein schmiedeeisernes Gitter vom Langhaus abgesondert ist Das zweijochige Langhaus wird durch die beiden machtigen Pfeiler in drei Schiffe untergliedert Das Mittelschiff offnet sich zum runden Chorraum die Seitenschiffe werden vom Bruderschafts und Gnadenaltar abgeschlossen Die dreischiffige Anlage und die spatgotische Uberhohung ca 2 20 m des Mittelschiffes vermittelt den Raumeindruck einer barockisierten mittelalterlichen Architektur die jedoch tatsachlich das Ergebnis des Neubaus des 18 Jahrhunderts ist Die Langhausjoche werden von sechs freskierten Rund bzw Querovalkuppeln Seitenschiffe uberspannt die durch breite Gurtbogen getrennt werden Die westliche Mittelschiffskuppel wird durch ein kleines Fenster direkt belichtet und besitzt eine kleine Empore Bei gunstigen Lichtverhaltnissen ergibt sich so ein eindrucksvoller barocker Illusionseffekt Die Gerechten ziehen wahrend des Jungsten Gerichtes durch ein gemaltes Felsentor direkt in den Himmel aus dem Tor fallt durch das verdeckte Fenster helles Licht auf die Szene Die Chorkuppel ist durch acht Stuckbander in ebenso viele Abschnitte unterteilt der Chorraum durch marmorierte Doppelpilaster gegliedert Statt eines Hochaltars schliesst das wieder freigelegte Wandfresko Cosmas Damian Asams das Presbyterium ab Ausstattung BearbeitenDer Raum wird von den Fresken Gunthers und Asams sowie den Stuckaturen der Feichtmayrs gepragt Das ikonographische Programm wurde entsprechend dem Doppelpatrozinium der Kirche gewahlt Darstellungen der Dreifaltigkeit und der Heiligen Drei Konige werden durch Bilder des Leidenden Christus und der Schmerzhaften Maria Patrone der Wallfahrtsbruderschaft erganzt Im Chorwandfresko Asams verbinden sich ungewohnlicherweise Darstellungen der Heiligen Dreifaltigkeit mit der Anbetung der Konige Die Segmente des daruber liegenden Kuppelfreskos zeigen weitere Motive des Gottlichen Ratschlusses zu Erlosung der Menschheit so etwa den Sundenfall und die Vertreibung bis zur Kreuzigung Hierauf beziehen sich auch die Kuppelfresken im Mittelschiff Im Osten wird die Vision des heiligen Johannes aus der Geheimen Offenbarung Kap 4 5 geschildert in der Westkuppel ist das Jungste Gericht dargestellt Das rechte Seitenschiff ist der Schmerzhaften Maria gewidmet In der ostlichen Kuppel sieht man ihre alttestamentliche Vorgangerin Abigail bittend vor Konig David 1 Sam 25 EU Im Westen fahrt Maria aus dem Grab auf und wird von Christus bekront unten ist eine Prozession der Bruderschaft der Kirche dargestellt die vom Bauherren Pfarrer Maximillian von Eckher angefuhrt wird Der Seitenaltar nimmt als Bruderschaftsaltar ebenfalls Bezug auf die Gottesmutter Im linken Schiff wird der Erloser verehrt der im spatgotischen Gnadenbild als Christus in der Rast erscheint Ausgehend hiervon zeigen die Kuppelfresken die Heilung eines Kranken im Teich Bethesada ostlich und die Himmelfahrt Christi Beide Bilder entstanden 1764 bzw 1772 nach dem Teileinsturz und gelten als schwachere Arbeiten Gunthers der auch die ubrigen Fresken der Langhauskuppeln schuf Allerdings musste insbesondere die Himmelfahrt im 19 Jahrhundert stark restauriert werden Die beiden Altare in den Seitenschiffen wurden 1870 nach Stichen an den originalen Zustand angenahert Der nordliche Gnadenaltar birgt in einem Schrein das spatgotische Gnadenbild um 1496 Darum gruppieren sich Szenen der Passion Christi Der Mittelpunkt des Bruderschaftsaltars ist eine bedeutende Pieta von Agidius Verhelst um 1745 Auf vergoldeten Reliefs sind daneben die sechs ubrigen Schmerzen Maria dargestellt Beide Altare entstanden 1753 54 Johann Wilhelm und Johann Michael Hegenauer zugeschrieben Die Kanzel am rechten Choreingang kam gegen 1770 hinzu Der Kanzelkorb tragt Reliefs mit der Aussendung der Apostel Hauptartikel Kanzel Herrgottsruh Friedberg Das schmiedeeiserne Gitter unter der Orgelempore ist das Werk des Augsburger Hofschlossers Albert Biber die Empore mit ihren Marmorsaulen schuf der Augsburger Stadtsteinmetz Wolfgang Schindel Literatur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Bayern III Schwaben Bearbeiter Bruno Bushart Georg Paula Munchen Berlin 1986 Gode Kramer Wallfahrtskirche Herrgottsruh Friedberg 2 Auflage Munchen Zurich 1986 Schnell amp Steiner Kunstfuhrer Nr 267 Adelheid Riolini Unger Begleitband zur Ausstellung Die Herrgottsruh Wallfahrt in Friedberg 1 Oktober 2000 31 Januar 2001 Friedberg 2001 ISBN 3 9807466 0 7 Peter Stoll Die Herrlichkeit dess Herrn gehet auff uber dir Die Heiligen Drei Konige bei Johann Ulrich Kraus Heilige Augen und Gemuths Lust und Cosmas Damian Asam Wallfahrtskirche Herrgottsruh Universitat Augsburg Augsburg 2007 Volltext Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wallfahrtskirche Herrgottsruh Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Photos der Ausstattung der Wallfahrtskirche Herrgottsruh in der Warburg Institute Iconographic Database 48 3581 10 9911 Koordinaten 48 21 29 2 N 10 59 28 O Wallfahrtsorte und Gebetsstatten des Bistums Augsburg Klosterkirche Andechs Andechs Maria im Elend Baar St Benedikt Benediktbeuern St Jakobus St Laurentius und Hl Kreuz Biberbach Wallfahrtskirche Herrgottsruh Friedberg Maria Hilf auf dem Lechfeld Klosterlechfeld Marienfried Pfaffenhofen an der Roth Maria Hilf Speiden Zur Schmerzhaften Muttergottes Vilgertshofen St Michael Violau St Leonhard im Forst Wessobrunn Wigratzbad Maria Vesperbild Ziemetshausen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wallfahrtskirche Herrgottsruh Friedberg amp oldid 237304636