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Das Zentralverwaltungsdepartement fur die besetzten Gebiete franz Departement Central d Administration temporaire anfangs Zentralverwaltungsrat genannt war eine wahrend der Befreiungskriege im Jahr 1813 eingerichtete Organisation der Alliierten fur die Verwaltung der von Napoleon eroberten Gebiete Sie bestand im Wesentlichen bis Mitte 1814 Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung und Aufgaben 2 Unterteilung des Besatzungsgebiets 1813 3 Verwaltung in Sachsen 4 Verwaltung der Napoleonischen Gebiete 5 Weblinks 6 Literatur 7 EinzelnachweiseEntstehung und Aufgaben Bearbeiten nbsp Carl Reichsfreiherr vom und zum SteinDer Reichsfreiherr vom und zum Stein schlug dem russischen Zaren Alexander I eine Zentralverwaltungsbehorde als Besatzungsbehorde Beschaffungsstelle fur Geld Waffen und Soldaten vor Dahinter steckte aber vor allem die Absicht eine Basis fur die Beantwortung der deutschen Frage zu schaffen Diesem Konzept folgten die Regierungen Preussens und des Russischen Reiches nicht so weitgehend wie von Stein erhofft Die Aufgaben des am 19 Marz 1813 in Breslau vereinbarten Zentralverwaltungsrates blieben weitgehend administrativer Natur allerdings liess die kollegiale Einrichtung der Behorde Raum auch fur weitergehende Planungen Allerdings scheiterte die Umsetzung der weitgreifenden Ideen Steins im Hinblick auf die Vorbereitung einer Wiedererrichtung eines Deutschen Reichs schon an den so nicht erwarteten franzosischen Erfolgen im Fruhjahr 1813 bis zum Waffenstillstand von Plaswitz am 4 Juni 1813 Die im Marz schon besetzten Teile von Sachsen Hamburg und Lubeck sowie die beiden Herzogtumer Mecklenburg deren Fursten als erste vom Rheinbund abgefallen und zu den Verbundeten ubergegangen waren wurden von franzosischen Truppen zuruckerobert Erst nach Wiederaufnahme der Kampfe wurden die Lausitzen und Teile Sachsens wieder eingenommen nach der siegreichen Volkerschlacht bei Leipzig wurde in der Leipziger Konvention vom 21 Oktober 1813 die zentrale Besatzungsbehorde von Vertretern Osterreichs Russlands Preussens Grossbritanniens und Schwedens neu konzipiert 1 Nunmehr wurde eine mehr burokratische Einrichtung gewahlt und als Zentralverwaltungsdepartement der alleinigen Leitung Steins unterstellt Er war nun weisungsgebunden durch einen Diplomatenrat aus Gesandten der Verbundeten Freiherr vom Stein verfugte uber eine kleine aber effektive Organisation der es zeitweise gelang sich vom Einfluss des alliierten Hauptquartiers weitgehend unabhangig zu machen Allerdings hatte sie ihren Sitz im Hauptquartier der Verbundeten zunachst in Frankfurt am Main und schliesslich in Paris Engster Mitarbeiter Steins war dabei Johann Albrecht Friedrich von Eichhorn Agenten der Behorde sorgten fur die Beschaffung von Bargeld Material und Ausrustungen fur die Truppen Stein versuchte die preussischen Reformen auf die eroberten Gebiete auszudehnen Die Hoffnungen Steins dass die besetzten Gebiete die Basis zur Verwirklichung der deutschen Reichsidee werden wurden scheiterten bereits im Ansatz Der nach den raschen Erfolgen der Alliierten stetig gewachsene Bereich der zu verwaltenden Gebiete einen Monat nach Leipzig waren die Verbundeten bis an den Rhein vorgeruckt wurde rasch durch die Restaurationspolitik der Verbundeten wieder verkleinert Die von Napoleon abgeschafften Staaten Hannover Kurhessen Braunschweig und Oldenburg wurden unter ihren angestammten Herrschern wiederhergestellt die Stadte Hamburg Frankfurt am Main Lubeck und Bremen erhielten ihre Souveranitat zuruck Dennoch versuchte Stein sein Ziel die Zentralverwaltungsbehorde zu einer Basis fur einen Nationalstaat zu machen durch Publizisten wie Otto August Ruhle von Lilienstern Ernst Moritz Arndt oder Max von Schenkendorf zu fordern Unter anderem stellte Wilhelm von Humboldt den Entwurf einer zukunftigen Reichsverfassung vor der Ahnlichkeiten mit dem spater entstandenen Deutschen Bund aufwies Derartige Plane scheiterten nicht zuletzt am Widerstand Metternichs Unterteilung des Besatzungsgebiets 1813 BearbeitenSchon in Art V der Breslauer Konvention vom 19 Marz 1813 war eine Einteilung des Tatigkeitsgebietes des Zentralverwaltungsrates in funf grosse Bezirke vorgesehen Sachsen und die Herzogtumer gemeint sind damit wohl die ernestinischen Gebiete nicht auch das Haus Anhalt Konigreich Westphalen ohne die vormals hannoverschen und preussischen Gebiete die Herzogtumer Berg Westfalen und Nassau das Departement Lippe das Departement Bouches d Elbe und Mecklenburg Dies wurde vor dem Zusammenbruch des Rheinbundes vereinbart Die Situation hatte sich ein halbes Jahr spater vollig verandert Wegen der schnellen Ruckkehr der zur Zeit Napoleons abgesetzten Fursten blieb von Westphalen nur noch wenig ubrig was zur Zustandigkeit Steins hatte gehoren konnen Die grossten verbliebenen Territorien waren das Konigreich Sachsen ohne die Herzogtumer und die nichtpreussischen Teile des Grossherzogtums Berg Fur diese beiden wurde je ein Generalgouvernement gebildet Die Restgebiete wurden dagegen zusammengefasst in einem Generalgouvernement zwischen Weser und Rhein das in Personalunion verwaltet wurde von dem in Munster residierenden Gouverneur der jetzt wieder altpreussischen Gebiete nebst den Entschadigungslanden von 1802 03 Neu hinzu kam ein Generalgouvernement Frankfurt Verwaltung in Sachsen Bearbeiten nbsp Johann Albrecht Friedrich EichhornAuch die Hoffnung Steins die grosseren Rheinbundstaaten zu kontrollieren scheiterte da diese sich rechtzeitig von Napoleon lossagten und in das Lager der Alliierten ubertraten Im Kern beschrankte sich das Zustandigkeitsgebiet der Behorde anfangs auf das Konigreich Sachsen dessen Konig Friedrich August I wegen seiner Unterstutzung Napoleons verhaftet worden war In Hinsicht auf politische Reformen war der Zentralverwaltungsrat fur Sachsen durchaus von Bedeutung An die Stelle einer Vielzahl unterschiedlicher Behorden in den einzelnen Landesteilen trat eine neue zentrale Organisation an die der sachsische Staat spater anknupfen konnte Hinzu kamen Ansatze einer Militar und einer Steuerreform Wirklich tief greifende Veranderungen konnte die Ubergangsverwaltung indes nicht bewirken zumal sich etwa in Sachsen nur die personelle Zusammensetzung der Verwaltungsspitze anderte Immerhin wurde in Sachsen erstmals ein statistisches Buro eingerichtet um zuverlassige Daten zur Planung zu gewinnen Verwaltung der Napoleonischen Gebiete Bearbeiten nbsp Freiherr von VinckeIm Verlauf des Krieges kamen die napoleonischen Kunststaaten Konigreich Westphalen Grossherzogtum Berg und Grossherzogtum Frankfurt und spater auch die linksrheinischen bislang in das franzosische Staatsgebiet eingegliederten Gebiete hinzu Entsprechend der Leipziger Konvention vom 21 Oktober 1813 wurden die fruher bereits den Verbundeten Preussen Schweden England Hannover Osterreich Wurzburg und Russland Jever gehorenden Landesteile umgehend den vormaligen Landesherren uberstellt Damit gehorte vom Konigreich Westphalen fast nichts mehr zur Zustandigkeit der Stein schen Zentralverwaltung Zunachst wurden in den besetzten Gebieten vier Generalgouvernements eingerichtet Es waren dies das Generalgouvernement Sachsen fur das Konigreich Sachsen und das Generalgouvernement Frankfurt fur das Gebiet des Grossherzogtums Frankfurt Hinzu kamen das Generalgouvernement zwischen Weser und Rhein unter Ludwig von Vincke mit Sitz in Munster und das Generalgouvernement Berg mit Sitz in Dusseldorf zunachst unter Justus Gruner Mit dem Vorrucken auf die linke Rheinseite ab Neujahr 1814 wurden von den Verbundeten auf einer Konferenz in Basel weitere sechs Verwaltungsbezirke fur das Gebiet zwischen Rhein und Maas vereinbart als erstes wurde das Generalgouvernement Mittelrhein mit Sitz in Trier gebildet spater war dessen Hauptort Koblenz Es umfasste anfangs die franzosischen Departements Donnersberg Saar sowie Rhein und Mosel Gruner wechselte dafur von Dusseldorf nach Trier das Generalgouvernement Niederrhein mit Sitz in Aachen umfasste die Departements der Roer der Ourthe und der Unteren Maas unter Johann August Sack ein Generalgouvernement Oberrhein in Colmar wurde fur die beiden elsassischen Departements Bas Rhin und Haut Rhin eingerichtet nach Westen schlossen sich an ein belgisches Generalgouvernement mit Sitz in Brussel fur die Departements Dyle Jemappes sowie Sambre et Meuse ein lothringisches Generalgouvernement in Nancy fur die Departements Meurthe Meuse Moselle und Forets und ausserdem ein Generalgouvernement Freigrafschaft mit Sitz in Vesoul und zustandig fur die Departements Doubs Jura Haute Saone und Vosges an In den linksrheinischen franzosischen Gebieten und den ehemals napoleonischen Staaten wurden soweit die deutsche Volkssprache reichte die Arrondissements in Kreisverwaltungen umbenannt und aus Maires wurden Burgermeister Rechtlich gab es allerdings gewichtige Unterschiede Wahrend im Rheinland der Code civil weiter galt wurden in Westfalen das allgemeine Landrecht oder sonstige vorrevolutionare Rechte wiedereingefuhrt Hauptaufgabe der neuen Gouverneure war neben der Aufrechterhaltung von Verwaltung und Steuererhebung die Aushebung von Soldaten fur den Krieg gegen Napoleon Fur die neuaufgestellte bergische Brigade unter General von Jechner erliess Gruner am 29 November 1813 den Aufruf an deutsche Junglinge und Manner zwischen Rhein Wupper und Sieg zum Kampf fur Deutschlands Freiheit Obwohl sich einige Rekruten meldeten uberliess die neue Behorde die Aushebung neuer Truppen nicht nur der Freiwilligkeit Wie in Preussen unterlagen etwa durch das bergische Landsturmedikt vom 25 Dezember 1813 alle Manner zwischen 16 und 60 Jahren der Wehrpflicht Beim Vormarsch durch das eigentliche Frankreich kontrollierte die Behorde Steins vorubergehend auch diese Gebiete Nach dem 1 Pariser Frieden vom Mai 1814 und der Wiederherstellung der franzosischen Grenze von 1791 wurden die Gouvernements fur den Nieder und Mittelrhein unter Sack vereinigt und direkt der preussischen Verwaltung unterstellt Diese bildeten spater zusammen mit dem Gouvernement Berg die Basis fur die spateren preussischen Rheinprovinzen ahnlich wie das von Vincke kontrollierte Gebiet die Grundlage fur die Provinz Westfalen schuf Im Juni 1814 begann Stein in Frankfurt mit der organisatorischen Abwicklung der Zentralverwaltungsbehorde Weblinks BearbeitenKarl Freiherr vom und zum Stein Chronologie seines LebensLiteratur BearbeitenThomas Nipperdey Deutsche Geschichte 1800 1866 Burgerwelt und starker Staat Munchen 1998 ISBN 3 406 44038 X S 88 ff Walther Hubatsch Die Stein Hardenbergschen Reformen Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1989 ISBN 3 534 05357 5 S 197 ff Wilhelm Ribhegge Preussen im Westen Kampf um den Parlamentarismus in Rheinland und Westfalen Munster 2008 Sonderausgabe fur die Landeszentrale fur politische Bildung NRW S 46 ff Otto Busch Monika Neugebauer Wolk Hrsg Preussen und die revolutionare Herausforderung seit 1789 de Gruyter Berlin New York 1991 S 348 Einzelnachweise Bearbeiten Konvenzion der hochsten verbundeten Machte vom 21 Oktober 1813 online Provisorische Verwaltungseinheiten der Alliierten nach den Befreiungskriegen durch das Zentralverwaltungsdepartement Generalgouvernement Berg 1813 1815 Generalgouvernement Frankfurt 1813 1815 Generalgouvernement zwischen Weser und Rhein 1813 1815 Generalgouvernement Mittelrhein 1814 Generalgouvernement Niederrhein 1814 Generalgouvernement Nieder und Mittelrhein 1814 1815 Generalgouvernement Sachsen 1813 1815 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zentralverwaltungsdepartement amp oldid 234626334