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Friedrich Louis Wilhelm Bock 28 April 1846 in Grossbreitenbach 22 Juni 1931 in Bad Sulzbach jetzt Gemeinde Lautenbach Ortenaukreis war ein deutscher sozialdemokratischer Politiker und Gewerkschafter Wilhelm Bock Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Politisches Wirken bis zum Ende des Sozialistengesetzes 1 2 Bock und die Entstehung eines sozialdemokratischen Milieus 1 3 Erster Weltkrieg und Novemberrevolution 1 4 Bock in der Weimarer Republik 2 Schriften 3 Ehrungen 4 Literatur 5 WeblinksLeben BearbeitenBock war der uneheliche Sohn eines Arbeiters und einer Tagelohnerin und besuchte in Grossbreitenbach die Volksschule Dem folgte 1860 1864 eine Schuhmacherlehre in Arnstadt und 1865 1869 eine Gesellenwanderung durch Deutschland 1866 wurde er Mitglied im Hamburger Arbeiterbildungsverein und 1867 im Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein Er arbeitete bis 1869 als Geselle und machte sich anschliessend als Meister in Gotha selbststandig bis 1873 Im Jahr 1870 heiratete Bock Politisches Wirken bis zum Ende des Sozialistengesetzes Bearbeiten Bereits wahrend seiner Gesellenwanderung kam er in Hamburg in Kontakt mit der Arbeiterbewegung und begann sich politisch zu betatigen Im Jahr 1866 trat er dem Hamburger Arbeiterbildungsverein und ein Jahr spater dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein ADAV von Ferdinand Lassalle bei Im August 1869 nahm er als Delegierter seiner Ortsgruppe am Eisenacher Parteitag teil und wurde damit Grundungsmitglied der SDAP von August Bebel und Wilhelm Liebknecht In den folgenden Jahren wurde Bock zu einem der aktivsten und erfolgreichsten Agitatoren der neuen Partei und wurde aus politischen Grunden mehrfach verhaftet Ausserdem betatigte er sich auch gewerkschaftlich Seit Juni 1873 war er Prasident der Internationalen Gewerkgenossenschaft der Schuhmacher mit Sitz in Gotha Ausserdem war er Redakteur des Verbandsblattes Der Wecker Im Jahr 1875 war er Mitglied der Programmkommission zur Vorbereitung der Vereinigung von ADAV und SDAP zur Sozialistischen Arbeiterpartei auf dem Gothaer Parteitag Am Zustandekommen dieses Zusammenschlusses war Bock stark beteiligt Im Zusammenhang mit dem Sozialistengesetz wurden der Schuhmacherverband und deren Zeitung 1878 verboten Dasselbe geschah mit dem 1878 von Bock gegrundeten Gothaer Volksblatt Bock war dann von 1878 bis 1920 Redakteur der neuen Zeitung Der Schuhmacher bzw seit 1887 Schuhmacher Fachblatt Seit 1887 war er Vorsitzender des zentralen Verbandsausschusses des Schuhmacherverbandes Seit der Zeit des Sozialistengesetzes war er ein fuhrender sozialdemokratischer Funktionar in Thuringen In dieser Zeit organisierte er acht illegale Landeskonferenzen der Partei Durch die Immunitat seiner politischen Mandate war Bock vor politischer Verfolgung relativ geschutzt So war er von 1884 bis 1887 Reichstagsmitglied fur den Reichstagswahlkreis Herzogtum Sachsen Coburg Gotha 2 nbsp Das Volkshaus zum Mohren in Gotha ca 1910Bock und die Entstehung eines sozialdemokratischen Milieus Bearbeiten Bock trug massgeblich dazu bei dass in Gotha nach dem Ende des Sozialistengesetzes ein geradezu idealtypisches sozialdemokratisches Milieu gruppiert um Partei Gewerkschaften Volkshaus sozialdemokratisch orientiertes Vereinswesen und lokaler Parteizeitung entstehen konnte Er grundete das Gothaische Volksblatt das in einer eigenen Buchdruckerei hergestellt wurde und bis 1933 erschien Auf die Initiative von Bock kaufte die Partei das ehemalige Gasthaus zum Mohren in Gotha dass nun als Volkshaus zum Mohren zum Versammlungsort der Arbeiterbewegung wurde Die Partei hatte um 1913 etwa 1 000 und die freien Gewerkschaften rund 4 000 Mitglieder Die SPD erreichte bei der Reichstagswahl von 1912 34 8 der Stimmen Auch nach dem Ende des Sozialistengesetzes war Bock von 1890 bis 1907 und von 1912 bis 1918 Mitglied des Reichstages Ausserdem war Bock von 1893 bis 1907 Mitglied des Landtages von Sachsen Coburg Gotha Bock vertrat einen wenig revolutionaren Kurs Dies erleichterte die Zusammenarbeit mit den liberalen burgerlichen Politikern der Stadt Ein Ausdruck dessen war seine Wahl zum Vizeprasidenten des Landtages 1903 bis 1907 und seine Mitgliedschaft im Verwaltungsgerichtshof des Herzogtums Reichsweit einmalig war dass der Staat das Arbeitersekretariat in Gotha mit Steuermitteln unterstutzte Ausserdem forderte die Stadtverwaltung die Arbeit der freireligiosen Gemeinde in der Bock ebenfalls aktiv war Innerhalb der ortlichen Partei begann noch vor dem Ersten Weltkrieg ein Generationswechsel Die fuhrenden Parteimitglieder waren wie Bock in der Mitte des 19 Jahrhunderts geboren Im Jahr 1910 kam mit Otto Geithner 1876 1948 aus Berlin ein theoretisch geschulter Mann zur Redaktion des Volksblattes der bald als fuhrender Nachwuchspolitiker in Gotha galt Dieser selbst rechnete sich dem linken Parteiflugel zu vermied aber alles um in Konflikt mit Bock zu geraten Erster Weltkrieg und Novemberrevolution Bearbeiten Der Beginn des Ersten Weltkrieges fuhrte zu einem tiefgreifenden Wandel innerhalb der ortlichen Partei Mit der Expansion der Rustungsindustrie kamen zahlreiche neue Arbeiter in die Stadt die mit der ortlichen Vorkriegssozialdemokratie und ihren fuhrenden Reprasentanten nichts verband Hinzu kam dass bald auch Konflikte zwischen Bock und Geithner sichtbar wurden Beide waren entschiedene Kriegsgegner In diesem Sinn ausserte sich daher auch die ortliche Parteizeitung Allerdings machte Bock heftig kritisiert von Geithner gegenuber der Parteifuhrung und der Regierung Zugestandnisse um das Blatt zu retten Dies erwies sich als vergeblich da die Zeitung bereits 1914 verboten wurde Die inneren Konflikte der Partei wurden durch die Einberufung von Geithner erstmal vertagt Bock schloss sich als Gegner der Kriegskredite 1916 der Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft um Hugo Haase und 1917 der USPD an Die Grundungsveranstaltung der neuen Partei fand in Gotha im Volkshaus zum Mohren statt Auch in der neuen Partei war er Mitglied der Kontrollkommission und gehorte eher dem rechten Flugel der USPD an Den Schritt zur USPD machte die ortliche Partei geschlossen mit Allerdings gelang es ihr nur noch bedingt die neuen Arbeiter zu integrieren Partei und Gewerkschaften verloren zunehmend die Kontrolle uber die Arbeiterschaft was sich unter anderem in politisch motivierten Streiks ausserte Die Novemberrevolution verlief zunachst friedlich unter der Fuhrung von Bock Ein von der USPD dominierter Arbeiter und Soldatenrat ubernahm die Macht In dieser Funktion erklarte er am 9 November Herzog Carl Eduard von Sachsen Coburg und Gotha fur abgesetzt Der Arbeiter und Soldatenrat setzte als provisorische Regierung einen Rat der Volksbeauftragten ein Dazu gehorten Bock Adolf Schauder und Emil Grabow Auch im Arbeiter und Soldatenrat begannen die radikaleren Krafte die insbesondere jede Zusammenarbeit mit dem Burgertum ablehnten die Oberhand zu gewinnen So fuhrte das Bekenntnis des Rates zur sozialistischen Republik zu einer letztlich dauerhaften Entfremdung zwischen der Arbeiterbewegung und dem Burgertum in Gotha Innerhalb der Arbeiterbewegung der Stadt und Land Gotha kam es nicht nur zu Konflikten der USPD mit den wenigen Anhangern der MSPD sondern auch zu Auseinandersetzungen innerhalb der USPD selbst Ein radikalerer und jungerer Flugel um Geithner pladierte fur eine Raterepublik als Instrument zur Durchsetzung der Diktatur des Proletariats Eine gemassigte Richtung um Bock und den noch jungen Hermann Brill hatte als Ziel zwar auch eine sozialistische Gesellschaft verfocht aber weiterhin demokratische und friedliche Formen der politischen Auseinandersetzung Neben den meisten Fuhrungskraften der Vorkriegspartei wurde diese Richtung auch von der ortlichen Fuhrung der Gewerkschaften unterstutzt Diese Richtung stand ganz in der Tradition der Vorkriegssozialdemokratie hatte aber durch ihre Kompromissbereitschaft gegenuber den Behorden wahrend des Krieges einen erheblichen Vertrauensverlust erlitten Auch im Rat der Volksbeauftragten hatte der radikale Flugel bald die Mehrheit weshalb Bock Anfang Februar 1919 von der Regierung zurucktrat Sein Nachfolger als Volksbeauftragter wurde Albin Tenner Es kam zu militarischen Vorbereitungen gegen den Zusammentritt der Nationalversammlung in Weimar Die Folge war am 18 Februar 1919 die Besetzung der Stadt durch Reichswehreinheiten durch General Maercker Darauf antwortete die Arbeiterbewegung mit einem Generalstreik der seinerseits einen Burgerstreik ausloste An diesen Ereignissen und der weiteren Radikalisierung die im Zusammenhang mit dem Kapp Putsch zu burgerkriegsahnlichen Auseinandersetzungen mit mehr als 100 Toten fuhrte hatte Bock selbst keinen erkennbaren Anteil mehr nbsp Wahlplakat der SPD Wilhelm Bock Kurt Rosenfeld August Frolich Mathilde Wurm Georg Dietrich Karl Hermann August Siemsen Elsa Niviera Erich MaderBock in der Weimarer Republik Bearbeiten nbsp Grabstatte der FamilieWie gross die Distanz zur neuen Fuhrung der Arbeiterbewegung in Gotha war zeigt die Annahme der Wahl zum Mitglied der Nationalversammlung Bock gehorte dann seit 1920 erneut dem Reichstag an Der linke Flugel der USPD und mit ihm ein erheblicher Teil der Gothaer Arbeiterbewegung gingen gegen Ende des Jahres 1920 zur KPD uber Diesen Schritt machte Bock nicht mit Sein gemassigter Flugel hatte den Machtkampf mit den Linken eindeutig verloren da fast alle nennenswerten Positionen auch in den Gewerkschaften der Parteizeitung und den Arbeitervereinen nunmehr von Anhangern der KPD besetzt wurden Der Rest der USPD um Brill und Bock stutzte sich nur auf eine schwache Basis aus der alten Parteifuhrung wahrend die Belegschaften der Fabriken mehrheitlich zur KPD hielten Dennoch hat die Radikalisierung der Arbeiterbewegung in Gotha insgesamt geschadet Bis 1922 schrumpfte das Lager der marxistischen Parteien auf etwa die Halfte ihres Vorkriegsniveaus zusammen Bock selbst blieb bis 1930 Reichstagsmitglied Im Jahr 1922 kehrte er zur SPD zuruck und war 1924 und 1928 Altersprasident des Reichstages Die Grabstatte von Wilhelm und Ernestine Bock sowie ihrer beiden Kinder Otto 1880 1963 und Lene 1881 1965 befindet sich auf dem Hauptfriedhof Gotha Schriften BearbeitenIm Dienste der Freiheit Freud und Leid aus sechs Jahrzehnten Kampf und Aufstieg Dietz Berlin 1927 Ehrungen BearbeitenDie Stadt Gotha benannte im Dichterviertel im Norden der Stadt die Wilhelm Bock Strasse nach ihrem Burger und verleiht alljahrlich den Wilhelm Bock Preis an Prominente 2018 war der Preistrager der ehemalige polnische Prasident Aleksander Kwasniewski in Weimar gibt es im Ortsteil Schondorf die Wilhelm Bock StrasseLiteratur BearbeitenWilhelm Heinz Schroder Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs und Landtagen 1867 1933 Biographien Chronik Wahldokumentation Ein Handbuch Handbucher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien Band 7 Droste Dusseldorf 1995 ISBN 3 7700 5192 0 S 375 376 Helge Matthiesen Zwei Radikalisierungen Burgertum und Arbeiterbewegung in Gotha 1918 1923 In Geschichte und Gesellschaft Heft 1 1995 S 32 62 Wilhelm Bock Im Dienste der Freiheit Freud und Leid aus sechs Jahrzehnten Kampf und Aufstieg Bildung vereint Gotha 2018 ISBN 978 3 00 059913 2 Wilhelm Bock in Gotha von 1869 bis 1931 In Moderne und Provinz Weimarer Republik in Thuringen 1918 1933 Mitteldeutscher Verlag Halle 2022 ISBN 978 3 96311 627 8 S 47f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wilhelm Bock Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Wilhelm Bock im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Bock Friedrich Louis Wilhelm in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Biografie von Wilhelm Bock In Heinrich Best Datenbank der Abgeordneten der Reichstage des Kaiserreichs 1867 71 bis 1918 Biorab Kaiserreich 125 Jahre Sozialdemokratie enthalt eine Biographie von Bock Kurzbiographie Gotha Ereignisse 1918 1920Abgeordnete des Reichstagswahlkreises Herzogtum Sachsen Coburg Gotha 2 Carl Ausfeld 1867 1868 Friedrich Wilhelm Henneberg 1869 1871 Carl Kaemmerer 1871 1874 Carl Ausfeld 1874 1877 Julius Hopf 1877 1878 Ernst Adolph Mueller 1878 1881 Theodor Barth 1881 1884 Wilhelm Bock 1884 1887 Rudolf Henneberg 1887 1890 Otto Zangemeister 1890 1893 Wilhelm Bock 1893 1907 Ernst II zu Hohenlohe Langenburg 1907 1912 Wilhelm Bock 1912 1918 Altersprasidenten des Reichstags der Weimarer Republik 1919 1933 Heinrich Rieke SPD Wilhelm Bock SPD Carl Herold Zentrum Clara Zetkin KPD Karl Litzmann NSDAP Normdaten Person GND 124302157 lobid OGND AKS VIAF 30467371 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bock WilhelmALTERNATIVNAMEN Bock Friedrich Louis Wilhelm vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker SDAP MdR und GewerkschafterGEBURTSDATUM 28 April 1846GEBURTSORT GrossbreitenbachSTERBEDATUM 22 Juni 1931STERBEORT Bad Sulza Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Bock Politiker 1846 amp oldid 239355305