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Die Internationalen Gewerksgenossenschaften war die Sammelbezeichnung fur verschiedene ab 1868 gegrundete sozialdemokratisch orientierte Fachgewerkschaften Sie wurden von der Eisenacher Richtung um August Bebel und Wilhelm Liebknecht gegrundet und standen in Konkurrenz zu den kurz zuvor gegrundeten Arbeiterschaften des ADAV und den liberalen Hirsch Dunckerschen Gewerkvereinen Mit dem Begriff International sollte die Anerkennung der Grundsatze der Internationalen Arbeiterassoziation ausgedruckt werden Im Jahr 1875 kam es zum Zusammenschluss der beiden sozialdemokratischen Gewerkschaftsrichtungen Die Gewerksgenossenschaften standen so mit am Beginn der Freien Gewerkschaften in Deutschland Inhaltsverzeichnis 1 Grundung und Grundsatze 2 Entwicklung 3 Einigungsbestrebungen 4 Literatur 5 AnmerkungenGrundung und Grundsatze Bearbeiten nbsp August Bebel entwarf die Statuten der GewerksgenossenschaftenAugust Bebel Wilhelm Liebknecht und andere waren bestrebt den Vereinstag Deutscher Arbeitervereine VDAV auf einen starker sozialistischen Kurs zu bringen und die Verbindungen zum Linksliberalismus zu losen Dazu diente die Annaherung an die 1864 gegrundete Internationale Arbeiterassoziation IAA um Karl Marx und Friedrich Engels Im September 1868 bekannte sich auf dem Nurnberger Vereinstag eine Mehrheit im VDAV zur IAA Damit verbunden war das Ziel zentralisierte Gewerk Genossenschaften zu grunden hatte doch der Genfer Kongress der IAA 1866 eine Resolution uber die Gewerksgenossenschaften Ihre Vergangenheit Gegenwart und Zukunft veroffentlicht und Gewerkschaftsgrundungen empfohlen August Bebel rief daraufhin Ende November 1868 zur Grundung von Gewerksgenossenschaften auf Arbeiter organisiert euch Vereinzelnt seid ihr nichts vereinigt alles 1 Bebel hatte auch Musterstatuten entworfen die er nun ebenfalls veroffentlichte Dabei orientierte er sich teilweise am Vorbild der englischen Trade Unions Die Gewerksgenossenschaft der deutschen Arbeiter ist zu dem Zwecke gegrundet die Wurde und das materielle Interesse der Beteiligten zu wahren und zu fordern Zur Erreichung dieses Zweckes verpflichtet sich die Genossenschaft alle Mittel und Wege welche die staatlichen und gesellschaftlichen Einrichtungen die Erfahrungen und Lehren der Wissenschaft und das Klassenbewusstsein der Arbeiter ihr an die Hand zu geben zu benutzen und zu verwerten 2 Es sollte von den Gewerksgenossenschaften ein Fonds gebildet werden der zur Unterstutzung bei Massregelung Not und Streik dienen sollte Hinzu kamen Krankenunterstutzungs und Sterbekassen eine Alters und Invalidenkasse eine Wanderunterstutzungskasse sowie Rechtsschutzunterstutzung Ursprunglich war auch eine Unterstutzung bei Arbeitslosigkeit vorgesehen Die Mitgliedschaft von Frauen war ausdrucklich vorgesehen Die neuen Organisationen sollten von unten nach oben nach demokratischen Grundsatzen aufgebaut werden Die Basis bildeten Lokalgenossenschaften deren Mitgliederversammlung bildete das hochste Gremium und konnte einen Vorstand wahlen Zur Kontrolle des Vorstandes wurde ein Aufsichtsrat spater Kontrollkommission genannt gewahlt Die Spielraume der lokalen Ebene waren recht gross Ahnlich strukturiert waren die Gauvorstande und die Zentralvorstande Dabei folgten die Zentralvorstande dem Vorortprinzip Der Vorstand an einem Ort ubernahm fur eine Zeit auch die Fuhrung der Gesamtorganisation Auf Gau und Zentralebene fanden jahrliche Gau oder Gesamtversammlungen statt Dort wurden Vorstands und Kassenbericht erstattet Vorstand und Kontrollkommission gewahlt und uber zentrale Angelegenheiten der Verbandsarbeit entschieden An der Spitze standen Prasident und Vizeprasident Zu den Aufgaben der zentralen Vorstande gehorten die Aufnahme und Ausschluss von Lokalgewerkschaften sowie die Erklarung und Beendigung von Streiks Hinzu kamen statistische Erhebungen und andere Aufgaben Wie auf der lokalen Ebene war die Generalversammlung das hochste Gremium der Organisation Der demokratische Aufbau stand im Gegensatz zu den Arbeiterschaften des ADAV Die Gewerkschaften waren auch in der Eisenacher Richtung der Partei untergeordnet Sie galten mit Karl Marx als Schule des Sozialismus Sie sollten sich nicht nur auf einen Kleinkrieg gegen die Wirkungen des bestehenden Systems beschranken sondern mussten fur die Abschaffung des Lohnsystems kampfen Die Fuhrungsrolle war dabei der Partei vorbehalten Entwicklung BearbeitenDer Gewerkverein der Maurer wurde im November 1868 in Leipzig gegrundet Es folgten noch im selben Jahr Gewerkvereine der Maschinenbau und Metallarbeiter Im Jahr 1869 folgten die Fabrik und Handarbeiter die Tischler und Zimmerer die Stuhlarbeiter die Schuhmacher und Lederarbeiter die Porzellanarbeiter die Gold und Silberarbeiter die Schneider die Maler und verwandte Berufe die Bergarbeiter und Schiffszimmerer Ein Beispiel einer Organisation ist die im Mai 1869 gegrundete Gewerksgenossenschaft der Fabrik und Handarbeiter unter massgeblicher Fuhrung von Julius Motteler die insbesondere die Textilarbeiter organisieren wollte Anfangs vertrat sie 3100 Arbeiter Unter anderem wurde fur Frauen gleicher Lohn bei gleicher Arbeit gefordert Im Herbst 1869 organisierten die Gewerksgenossenschaften zwischen 8000 und 15000 Mitglieder Im Jahr 1870 hatte allein die Internationale Gewerksgenossenschaft der Manufaktur Fabrik und Handarbeiter 5000 bis 6000 Mitglieder Nur ein Sechstel waren Frauen Der Deutsch Franzosische Krieg bedeutete eine Schwachung aller Gewerkschaftsrichtungen Vier von zehn bestehenden Teilorganisationen der Gewerksgenossenschaften gingen bis Kriegsende ein Die geschwachten verbleibenden Verbande konnten keine Generalversammlungen abhalten Mit dem wachsenden Druck der Justiz im Konigreich Sachsen ging die Zahl der Mitglieder dieser Organisation bis 1873 in dieser Hochburg stark zuruck Einigungsbestrebungen Bearbeiten nbsp Theodor Yorck hat massgeblich die Einigungsbemuhungen vorangetriebenEin Dachverband der Gewerksgenossenschaften bestand nicht auch machte sich die Konkurrenz mit den anderen Richtungsgewerkschaften negativ bemerkbar Auf dem Grundungskongress der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei im August 1869 in Eisenach war auch die Vereinigung der Gewerksgenossenschaften ein Thema Beschlossen wurde Die Sozialdemokratische Arbeiterpartei betrachtet es als eine Pflicht eines jeden Parteigenossen auf eine Einigung der Gewerkschaften hinzuwirken halt aber als Bedingung fest dass die Gewerkschaften sich von dem Arbeiterschaftsprasidium des Hrn v Schweitzer lossagen Der Schweizer Herman Greulich schlug vor Kontakte zu Gewerkschaften in anderen Landern aufzunehmen und internationale Gewerkschaften zu bilden Diese sollten mit dem Londoner Generalrat der IAA als zentralisierendem Organ in Verbindung treten Auf dem Kongress wurde auch eine Holzarbeitergewerkschaft unter Fuhrung von Theodor York gegrundet Die Mitglieder entstammten lokalen Organisationen oder waren zuvor Mitglieder im Arbeiterschaftsverband des ADAV gewesen Die Konkurrenz der verschiedenen politischen Richtungen und die hemmenden Auswirkungen auf die Gewerkschaftsbewegung fuhrte unter anderem dazu dass vor allem Theodor York seit 1870 eine Vereinigung der anderen Gewerkschaften mit den Gewerksgenossenschaft anstrebte Im Jahr 1871 schlug er vor wenigstens die Gewerksgenossenschaften in einer Gewerkschaftsunion zusammenzuschliessen Im Anschluss an den Parteitag der SDAP in Dresden diskutierten Delegierte der einzelnen Gewerksgenossenschaften uber den Unionsplan Die Meinungen gingen auseinander Auf Antrag von August Bebel wurde eine Kommission eingesetzt die einen Organisationsentwurf ausarbeiten sollte Letztlich blieb dies erfolglos Im Juni 1872 fand in Erfurt ein von Theodor Yorck vorbereiteter Gewerkschaftskongress statt An diesem nahmen 52 Delegierte teil die zusammen 11 000 Mitglieder vertraten Mehr als die Halfte lebte in Sachsen Daneben war Suddeutschland ein weiterer Schwerpunkt Die Versammlung beschloss eine Vereinigung aller Gewerkschaften anzustreben Es wurden auch konkrete Planungen zur Organisation einer solchen Union vorgelegt Letztlich war den Bemuhungen aber kein Erfolg beschieden Der Misserfolg hing dabei in erster Linie damit zusammen dass die Leipziger Polizei erkennen liess die neue Dachorganisation deren Sitz in Leipzig sein sollte aufzulosen Immerhin bekannte sich der Kongress in einer Resolution zu einer parteipolitisch neutralen gewerkschaftlichen Organisation und dem Ziel einer Vereinigung zumindest der sozialdemokratisch orientierten Gewerkschaften Yorck hielt auch im Weiteren an den Vereinigungsplanen fest Vor dem Hintergrund zunehmender Verfolgung von Sozialdemokraten bekannt geworden als Ara Tessendorf nahmen die Bemuhungen um die Vereinigung von ADAV und SDAP zu Auf dem Gewerkschaftskongress 1874 in Magdeburg nahmen 30 Delegierte teil Die Tagung wurde massiv von der Polizei behindert Erneut kam es zum Beschluss eine Union als Dachverband zu grunden Aber auch dieser Beschluss blieb wirkungslos Die Einigung der Arbeiterparteien wurde im Mai 1875 auf dem Kongress in Gotha vollzogen Im Anschluss folgte ein Gewerkschaftskongress auf dem der Zusammenschluss der Internationalen Gewerksgenossenschaften und der Arbeiterschaften beschlossen wurde Die tatsachliche Vereinigung der einzelnen Verbande erwies sich als schwierig und dauerte langere Zeit an Vor allem Hamburg war in dieser Zeit ein Schwerpunkt der Gewerkschaftsbewegung und von dort aus wurde die Vereinigungsbewegung vorangetrieben Es gab auch Initiativen zur Grundung eines Dachverbandes Ein im Jahr 1878 einberufener Kongress dazu konnte nicht stattfinden Der Erlass des Sozialistengesetzes hat die Gewerkschaftsentwicklung stark zuruckgeworfen Literatur BearbeitenDemokratisches Wochenblatt Organ der Deutschen Volkspartei und des Verbandes Deutscher Arbeitervereine Mit einer Einleitung von Heinrich Gemkow und Ursula Hermann Leipzig 1868 Unveranderter Fotomechanischer Nachdruck der Originalausgabe Zentralantiquariat der Deutschen Demokratischen Republik Leipzig 1969 Digitalisat Demokratisches Wochenblatt Organ der Deutschen Volkspartei und des Verbandes Deutscher Arbeitervereine Leipzig 1869 Unveranderter Fotomechanischer Nachdruck der Originalausgabe Zentralantiquariat der Deutschen Demokratischen Republik Leipzig 1969 August Bebel Aus meinem Leben 2 Aufl Zurich 1911 genutzte Ausgabe Nachdruck Berlin 1946 Onlineversion Klaus Tenfelde Die Entstehung der deutschen Gewerkschaftsbewegung In Ulrich Borsdorf Hrsg Geschichte der deutschen Gewerkschaften Von den Anfangen bis 1945 Koln 1987 S 100 143 Dieter Schuster Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfangen bis 1918 Onlineversion Klaus Schonhoven Die deutschen Gewerkschaften Frankfurt am Main 1987 S 24 44 120 Jahre Bebelsche Musterstatuten fur deutsche Gewerksgenossenschaften Protokoll der wissenschaftlich propagandistischen Konferenz des Bundesvorstandes des FDGB Leipzig 27 Oktober 1988 Hrsg vom Bundesvorstand des FDGB Abteilung Agitation und Propaganda und der Gewerkschaftshochschule Fritz Heckert Berlin 1988 InhaltsverzeichnisAnmerkungen Bearbeiten August Bebel Ausgewahlte Reden und Schriften Band 1 1863 bis 1878 Dietz Verlag Berlin 1970 S 39 August Bebel Ausgewahlte Reden und Schriften Band 1 1863 bis 1878 Dietz Verlag Berlin 1970 S 603 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Internationale Gewerksgenossenschaften amp oldid 231106593