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Die Geschichte der Bergarbeitergewerkschaften in Deutschland war gekennzeichnet durch ihre Spaltung in Richtungsgewerkschaften ehe nach dem Zweiten Weltkrieg die Einheitsgewerkschaft IG Bergbau und Energie gegrundet wurde Inhaltsverzeichnis 1 Voraussetzungen und Anfange 2 Etablierung der Gewerkschaftsorganisation und Spaltung in den 1890er Jahren 3 Die Bergarbeitergewerkschaften in den ersten Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts 4 Erster Weltkrieg und die Revolutionsphase bis 1920 5 Weimarer Republik seit 1920 und Zerschlagung im Nationalsozialismus 6 Siehe auch 7 Literatur Auswahl 8 WeblinksVoraussetzungen und Anfange BearbeitenEine zentrale Voraussetzung fur eine Gewerkschaftsgrundung im Bergbau war 1865 die Einfuhrung des Allgemeinen preussischen Berggesetzes Damit wurde das alte staatsorientierte Direktionsprinzip abgeschafft und die Marktwirtschaft im Bergbau eingefugt Dies hatte zur Folge dass die standisch privilegierten Bergknappen rechtlich gesehen zu freien Lohnarbeitern wurden Da der Staat sich fur die Sicherung der Lebens und Arbeitsverhaltnisse der Bergleute nicht mehr zustandig erklarte begannen sich allmahlich die Bergleute zu organisieren Ein erster Ansatz war 1868 die Grundung der Allgemeinen Genossenschaft der Berg Hutten und Salinenarbeiter im Umfeld des ADAV Erster Vorsitzender war Carl Wilhelm Tolcke Allerdings hatte diese Organisation bereits 1870 einen Grossteil seiner Bedeutung eingebusst Von liberaler Seite Hirsch Dunckersche Gewerkvereine kam es 1869 zur Grundung eines Gewerkvereins der Deutschen Bergarbeiter mit einem Schwerpunkt in Waldenburg Niederschlesien Er konnte zunachst einen betrachtlichen Teil der Bergleute im dortigen Revier organisieren Als die Arbeitgeber die Organisation nicht als Interessenvertretung der Arbeiter anerkannten kam es gegen den Willen des Gewerkschaftsmitbegrunders Max Hirsch zu einem wochenlangen Streik Der Waldenburger Bergarbeiterstreik war der bislang langste Arbeitskampf in Deutschland uberhaupt Er musste schliesslich ohne Erfolg abgebrochen werden In der Folge wandten sich etwa zwanzigtausend der dreissigtausend Mitglieder der Gewerkvereine von diesen ab Ein betrachtlicher Teil wandte sich danach den sozialdemokratisch orientierten Organisationen zu Ein erster grosser Streik im Ruhrgebiet Essener Revier im Jahr 1872 fand daher ohne gewerkschaftliche Organisation statt Der Versuch nach der Streikniederlage eine Organisation zu grunden blieb erfolglos da die Behorden ihre Genehmigung versagten Ein weiterer Versuch scheiterte im Ruhrgebiet zwei Jahre spater am Gegensatz zwischen katholischen und sozialdemokratisch gesinnten Arbeitern Dafur kam es in 1876 in Sachsen zur Grundung des Verbandes sachsischer Berg und Huttenarbeiter im Umfeld der sozialdemokratischen Bewegung Das Sozialistengesetz beendete zwischen 1878 und 1890 jeden gewerkschaftlichen Organisationsversuch unabhangig welcher weltanschaulichen Ausrichtung In einer rechtlichen Grauzone existierte zwischen 1883 und 1886 ein von Johannes Fusangel gegrundeter Rechtsschutzverein Etablierung der Gewerkschaftsorganisation und Spaltung in den 1890er Jahren Bearbeiten nbsp Friedrich BunteDen Durchbruch zu einer festen Organisation brachte 1889 zum einen der bislang grosste Streik von Bergarbeitern im Ruhrgebiet dem sich auch Beschaftigte im Aachener Revier im Saargebiet in Sachsen Schlesien und im Sauerland anschlossen Hinzu kam das allmahliche Auslaufen des Sozialistengesetzes das erst 1890 offiziell endete Am 18 August 1889 wurde in Dorstfeld heute Stadtteil von Dortmund der Verband zur Wahrung und Forderung der bergmannischen Interessen in Rheinland und Westfalen Alter Verband gegrundet Daran beteiligten sich sowohl katholisch wie sozialdemokratisch orientierte Arbeiter Erster Vorsitzender wurde der Kaiserdelegierte Friedrich Bunte Diese Einheitsgewerkschaft hatte allerdings nicht lange Bestand da sich bereits ein Jahr spater die katholischen Arbeiter abspalteten Die christlichen Bergleute sammelten sich im Ruhrgebiet seit 1894 im interkonfessionellen Gewerkverein christlicher Bergarbeiter fur den Oberbergamtsbezirk Dortmund unter dem Vorsitzenden August Brust Obwohl der Verein offiziell uberkonfessionell war organisierte er doch ganz uberwiegend katholische Arbeiter Bereits in dieser Zeit begann diese Organisation uber das Revier auszugreifen und etwa die Bergarbeiter im Sauerland zu erreichen In anderen Gebieten wie im Siegerland bestanden lange Zeit regionale christliche Gewerkschaften Durch diese Grundung gingen die Mitgliederzahlen im Alten Verband wie die 1889 gegrundete Gewerkschaft zur Unterscheidung von anderen Organisationen auch genannt wurde deutlich zuruck und es half nur wenig dass er sich seit 1890 auf das gesamte Reichsgebiet ausdehnte Fur das Ruhrgebiet blieb das Nebeneinander von sozialdemokratischen und christlichen Gewerkschaften bis 1933 ein pragendes Strukturmerkmal Im Jahr 1902 kam auch noch ein polnischer Bergarbeiterverband ZZP fur die ins Ruhrgebiet zugewanderten Polen hinzu Die Bergarbeitergewerkschaften in den ersten Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts BearbeitenIm Jahr 1905 beteiligten sich alle vier bestehenden Organisationen an einem zunachst wilden Streik im Ruhrgebiet Die Streikbeteiligung lag bei fast 80 Zwar blieben die Unternehmer hart aber durch eine Berggesetznovelle Einfuhrung Arbeiterausschusse u a waren die Bergarbeiter durchaus erfolgreich Ein weiterer grosser Streik im Jahr 1912 an dem sich der Alte Verband der Hirsch Dunkersche Gewerkverein und die polnische Organisation beteiligten scheiterte weil sich der Christliche Bergarbeiterverband nicht beteiligte Im Jahr 1912 waren von mehr als 860 000 Bergleuten in Deutschland etwa 114 000 im Alten Verband 12 7 fast 78 000 im christlichen Bergarbeiterverband uber 50 000 in verschiedenen polnischen Verbanden und nur etwas mehr als 3000 im liberalen Gewerkverein organisiert Die grosse Mehrheit der Bergarbeiter 72 gehorte keiner Organisation an Erster Weltkrieg und die Revolutionsphase bis 1920 BearbeitenMit dem Ersten Weltkrieg und dem Bekenntnis zum Burgfrieden durch alle Gewerkschaften wurden alle Arbeitskampfe eingestellt Mit der Zunahme der sozialen Unruhen in der zweiten Kriegshalfte kam es auch im Bergbau zu spontanen Arbeitsniederlegungen Gegen Ende Oktober 1918 kam es zum ersten Mal zu Kollektivverhandlungen zwischen den Bergarbeiterorganisationen und den Arbeitgebern damit waren die Gewerkschaften als Verhandlungspartner anerkannt Unmittelbar nach dem Beginn der Novemberrevolution begrundete das Novemberabkommen 15 November 1918 zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbanden eine gewisse Zusammenarbeit Allerdings reichte dies den Bergleuten mehrheitlich nicht aus und zwischen Januar bis April 1919 fuhrten die gescheiterten Sozialisierungsbestrebungen im Ruhrbergbau gegen den Willen der Gewerkschaften zu burgerkriegsahnlichen Auseinandersetzungen zwischen Freikorpstruppen und streikenden Bergarbeitern Zur Beendigung der Unruhen trug schliesslich eine Vereinbarung uber die Einfuhrung von Siebenstundenschichten bei Eine der Folge der Enttauschung uber die Position der Gewerkschaften war die Grundung einer extrem linken Bergarbeiter Union Die Bergarbeitergewerkschaften waren einige Monate spater am Generalstreik Marz April 1920 gegen den Kapp Putsch nicht jedoch an den gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen der Roten Ruhrarmee und den Freikorps beteiligt Weimarer Republik seit 1920 und Zerschlagung im Nationalsozialismus BearbeitenNach dem Ende der Inflation und im Zuge der Stabilisierung der Wahrung versuchten die Arbeitgeber die Errungenschaften der Revolution von 1918 19 wieder zu beseitigen In diesem Zusammenhang kam es im Mai 1924 zu einer Massenaussperrung im Ruhrbergbau Diese endete mit der Wiedereinfuhrung der Achtstundenschicht unter Tage und dem Ende der Sozialpartnerschaft in diesem Wirtschaftsbereich Im Jahr 1931 waren von etwa 538 000 Bergleuten in Deutschland etwa 164 000 im Alten Verband der sich ab 1928 Verband der Bergbauindustriearbeiter Deutschlands nannte organisiert Dies entspricht einer Quote von etwa 25 Daneben gehorten fast 87 000 Bergarbeiter 16 2 dem Gewerkverein christlicher Bergarbeiter an Mit der beginnenden Weltwirtschaftskrise hatte allerdings bereits eine Radikalisierungsprozess eingesetzt Bei den Betriebsratswahlen 1931 erzielte der Alte Verband zwar 58 und die Christlichen 17 der Stimmen Daneben kam aber auch die kommunistische RGO auf ebenfalls 17 Glaubten die Gewerkschaften zu Beginn der nationalsozialistischen Diktatur noch einen Platz im neuen Dritten Reich einnehmen zu konnen zerschlug sich diese Illusion fur die freien Gewerkschaften und den Alten Verband mit der Zerschlagung der Organisation und der Besetzung der Gewerkschaftshauser am 2 Mai 1933 Im Sommer des Jahres 1933 wurde dann auch der Gewerkverein christlicher Bergarbeiter gleichgeschaltet Zahlreiche Mitglieder der Bergarbeiterorganisationen wurden von den Nationalsozialisten verfolgt und nicht wenige ermordet Fritz Husemann der langjahrige Vorsitzende des Alten Verbandes wurde im KZ Esterwegen 1935 ermordet Heinrich Imbusch der ehemalige Vorsitzende des christlichen Verbandes starb 1945 nach jahrelanger Flucht in Essen an Entkraftung Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Spaltung in Richtungsgewerkschaften durch die Grundung der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie uberwunden Siehe auch BearbeitenRuhrbergbau Bergarbeiterstreik von 1889Literatur Auswahl BearbeitenWilhelm und Gertrude Hermann Die alten Zechen an der Ruhr Reihe Die Blauen Bucher Verlag Langewiesche Nachfolger Konigstein im Taunus 6 Aufl 2008 ISBN 978 3 7845 6994 9 zu den Gewerkschaften in der Zeit bis 1933 S 59 82 Wolfgang Jager Bearb Bildgeschichte der deutschen Bergarbeiterbewegung Texte von Wolfgang Jager und Klaus Tenfelde Beck Munchen 1989 ISBN 3 406 33912 3 Wolfgang Kollmann Der Bergarbeiterstreik von 1889 und die Grundung des Alten Verbandes in ausgewahlten Dokumenten der Zeit Herausgegeben im Auftrage der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie Berg Verlag Bochum 1969 Hans Mommsen Ulrich Borsdorf Hrsg Gluck auf Kameraden Die Bergarbeiter und ihre Organisationen in Deutschland Bund Verlag Koln 1979 ISBN 3 7663 0288 4 Auch ebenda 1984 Klaus Tenfelde Sozialgeschichte der Bergarbeiterschaft an der Ruhr im 19 Jahrhundert 2 durchgesehene Auflage ungekurzte Studienausgabe Verlag Neue Gesellschaft Bonn 1981 ISBN 3 87831 344 6 Zugleich Diss Univ Munster 1976 77 Klaus Tenfelde Hrsg Ein neues Band der Solidaritat Chemie Bergbau Leder Industriearbeiter und Gewerkschaften in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg Buchdruckwerkstatten Hannover Hannover 1997 ISBN 3 89384 015 X Weblinks BearbeitenChronologie der Gewerkschaftsbewegung Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutsche Bergarbeitergewerkschaften amp oldid 233332303