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Der Bergarbeiterstreik im Ruhrgebiet vom 16 Juni bis zum 28 Juli 1872 gilt als einer der ersten Massenstreiks in der deutschen Geschichte Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Verlauf 3 Folgen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenMit der Aufhebung des Direktionsprinzips im preussischen Bergbau bis 1865 war die staatliche Kontrolle auch der Arbeiterverhaltnisse weggefallen Die Zechenbesitzer bestimmten nun uber Arbeitsbedingungen Lohne und Arbeitszeit Die damit einhergehenden Verschlechterungen trotz hoher Unternehmensgewinne riefen den Unmut der Bergleute hervor Besonders die willkurliche Verlangerung der Schichtzeiten fuhrte zu Protesten Wie aus den Zeiten des Direktionsprinzips gewohnt wandten sich Bergleute zunachst mit Eingaben an das Oberbergamt Als dies nichts anderte unterschrieben 3350 Bergleute aus dem Revier Essen eine Petition an den obersten Bergherrn Wilhelm I Die Regierung gab an nicht mehr zustandig zu sein Diese Ablehnung zeigte dass die alten Formen der Interessenvertretung nicht mehr ausreichten Vor diesem Hintergrund wurde der Streik zu einer moglichen Form der Interessendurchsetzung im Ruhrbergbau Zu einem ersten erfolglosen Streik kam es teilweise getragen vom ADAV 1868 Danach spielten die parteinahen Arbeiterschaften der Berg und Huttenarbeiter im Ruhrgebiet keine nennenswerte Rolle mehr Stattdessen fasste die christlich soziale Bewegung Fuss Verlauf BearbeitenIm Mai und Juni 1872 fanden verschiedene Bergarbeiterversammlungen statt die den Streik vorbereiteten Ziel war es eine Lohnerhohung von 25 eine Verbilligung des Hausbrandes und eine Begrenzung der Arbeitszeit auf acht Stunden zu erreichen Diese Forderungen kamen in Belegschaftsversammlungen zustande Nach einem aus der Direktionszeit stammenden Brauch wurden von den Belegschaft Delegierte gewahlt die ein zentrales Komitee bildeten Dieses unterbreitete die Forderungen den Unternehmern Die Zechenbesitzer weigerten sich wie auch in Zukunft bis in den Ersten Weltkrieg hinein mit den Bergleuten zu verhandeln Dies machte die Arbeitsniederlegung unumganglich Der Streik wurde teilweise von den katholischen Knappenvereinen und sozial denkenden Geistlichen unterstutzt Eine gewerkschaftsahnliche Organisation bestand nicht Die Fuhrung hatte ein gewahltes Streikkomitee inne Die Bergleute verhielten sich wahrend des Streiks besonnen und diszipliniert Einen parteipolitischen Einfluss lehnten sie ausdrucklich ab An der Arbeitsniederlegung beteiligten sich etwa 21 000 Bergleute aus 40 Zechen insbesondere in der Gegend von Essen Gelsenkirchen Oberhausen Wattenscheid und Mulheim an der Ruhr 1 Die Unternehmer waren im Verein fur die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund zusammengeschlossen und konnten so gemeinsam den Streikenden entgegentreten Dabei wurden sie von den Behorden unterstutzt Ohne finanzielle Unterstutzung verschlechterte sich die Lage der Streikenden Die Streikteilnahme liess nach Infolgedessen mussten die Bergarbeiter nach etwa funf Wochen den Streik erfolglos abbrechen Folgen BearbeitenDer Bergbau Verein drangte in der Folge darauf dass erst vor wenigen Jahren vom Staat eingefuhrte Koalitionsrecht zu beschranken Auch sollten die Arbeitswilligen bei Streiks geschutzt werden 2 Die geeinte Front der Arbeitgeber liess unter den Bergarbeitern den Wunsch nach einer gewerkschaftlichen Organisation wachsen Kurze Zeit spater wurde der Rheinisch Westfalische Grubenarbeiterverband gegrundet Dieser folgte in seinen Statuten denen der Internationalen Gewerksgenossenschaften im Umfeld der SDAP Teilweise wurden diese an die Besonderheiten im Bergbau angepasst Die Organisation konnte nicht wirksam werden weil die Behorden ihre Zustimmung verweigerten Erst nach dem grossen Bergarbeiterstreik von 1889 kam es zu einer Gewerkschaftsgrundung Literatur BearbeitenJurgen Reulecke Rheinland Westfalen von den 1850er Jahren bis 1914 Der Aufbruch in die Moderne In Gesellschafts und Wirtschaftsgeschichte Rheinlands und Westfalens Koln u a 1995 S 118 Klaus Tenfelde Die Entstehung der deutschen Gewerkschaftsbewegung In Ulrich Borsdorf Hrsg Geschichte der deutschen Gewerkschaften Koln 1987 S 129 f Weblinks BearbeitenEintrag in der Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung Eintrag auf Westfalische GeschichteEinzelnachweise Bearbeiten Vgl Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914 I Abteilung Von der Reichsgrundungszeit bis zur Kaiserlichen Sozialbotschaft 1867 1881 4 Band Arbeiterrecht bearbeitet von Wolfgang Ayass Karl Heinz Nickel und Heidi Winter Darmstadt 1997 S 298 f 301 308 312 320 Toni Pierenkemper Gewerbe und Industrie im 19 und 20 Jahrhundert Munchen 2007 S 85 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bergarbeiterstreik von 1872 amp oldid 232445399