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Johannes Fusangel auch Johannes Fussangel 1 27 Marz 1852 in Dusseldorf 7 August 1910 in Hagen war ein deutscher Politiker Zentrumspartei Journalist und Zeitungsherausgeber Johannes Fusangel Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Abgeordneter 3 Partei 4 Historische Bedeutung 5 Schriften Auswahl 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenFusangel stammt aus einer katholischen burgerlichen Familie und besuchte das Gymnasium in Dusseldorf Das Studium verschiedener Facher in Innsbruck Munchen und Bonn beendete er ohne Abschluss Ab 1873 war er Mitglied der katholischen Studentenverbindung KDStV Bavaria Bonn Nach ausgedehnten Reisen durch Osterreich Ungarn und Italien wurde Fusangel 1875 Journalist und redigierte kurzzeitig das Dusseldorfer Volksblatt Wahrend des Kulturkampfs ausserte er sich im Sinn der katholischen Position und gegen den preussischen Staat Einer moglichen Verhaftung durch die Behorden entzog sich Fusangel durch die Flucht nach Bayern Dort war er bei mehreren katholischen Blattern in Wurzburg Regensburg sowie Passau tatig und agitierte dabei zum Teil polemisch im radikal katholischen Sinn unter anderem fur die Katholische Volkspartei in Bayern Bei den letzten beiden Stationen trat er auch als Verleger auf musste die Blatter aber auf Grund mangelnder Verkaufszahlen wieder einstellen Nach dem Abflauen des Kulturkampfs kehrte Fusangel nach Preussen zuruck und war von 1884 bis 1893 Redakteur der Westfalischen Volkszeitung in Bochum Seit 1893 lebte er in Hagen und war Grunder und Verleger der Westdeutschen Volkszeitung Abgeordneter BearbeitenFusangel wurde bei der durch den Tod von Peter Reichensperger notwendigen Nachwahl am 20 Marz 1893 Mitglied des Reichstages und wurde bei der Reichstagswahl 1893 sowie in den Jahren 1898 und 1903 wiedergewahlt In dieser Zeit vertrat er den Wahlkreis Olpe Meschede Arnsberg Arnsberg 2 in Berlin Seine Versuche zwischen 1898 und 1910 auch in den preussischen Landtag einzuziehen scheiterten am Dreiklassenwahlrecht Partei BearbeitenNachdem das Zentrum nach der Wahl Fusangels zeitweise dessen Zugehorigkeit zur Partei in Frage gestellt hatte siehe unten kam es nach seinen Wahlerfolgen offenbar nicht umhin seine Position anzuerkennen Von 1898 bis 1910 war er Mitglied des Provinzialkomitees der westfalischen Zentrumspartei Historische Bedeutung BearbeitenVon Bedeutung war Fusangel im Grunde erst nach seiner Ubersiedlung nach Westfalen Im Ruhrgebiet hat er sich in seinem Blatt den Problemen der Bergarbeiter angenommen und die Missstande in den Zechen angeprangert In den Jahren 1883 bis 1886 war er Mitbegrunder und Fuhrungsfigur des Rechtsschutzvereins fur die bergmannische Bevolkerung des Oberbergamtsbezirks Dortmund Dies war eine der ersten Organisationen die sich im Ruhrgebiet fur die Interessen der Bergleute einsetzten Auch wenn der Verband bald wieder an Bedeutung verlor trug er doch dazu bei den Organisationsgedanken unter den Bergleuten zu verankern Wegen seiner Mitgliedschaft im Zentrum etwas irrefuhrend wurde Fusangel in dieser Zeit als Roter Johannes auch uber die Grenzen des Reviers hinaus bekannt Bereits in seiner Zeit im Ruhrgebiet hatte sich Fusangel vergeblich um ein politisches Mandat beworben Nach dem Tod von Peter Reichensperger kam es im Wahlkreis Olpe Meschede Arnsberg im Sauerland zu heftigen Auseinandersetzungen innerhalb der Zentrumspartei Dabei lehnten sich vor allem Kleinbauern Arbeiter und Handwerker gegen den Versuch des adeligen und burgerlichen Establishment der Zentrumspartei auf diese Position ohne innerparteiliche Diskussion zu besetzen Ausgehend von den Arbeitern aus Attendorn wurde Fusangel als Gegenkandidat zum offiziellen Zentrumskandidaten aufgestellt Seine Kandidatur war uber die Region hinaus hochst umstritten unter anderem weil Fusangel vor allem im Klerus mit seiner positiven Verwendung des Demokratiebegriffs und seiner Selbstbeschreibung als linker Zentrumsmann auf Ablehnung stiess Die Fuhrung der Zentrumspartei sah in den Ereignissen eine Gefahr fur die Einheit des politischen Katholizismus und tat im Wahlkampf alles um den offiziellen Kandidaten zu unterstutzen Die uberwiegend katholische Bevolkerung folgte in diesem Fall nicht den Empfehlungen des Klerus sondern stimmte mit grosser Mehrheit fur Fusangel In den folgenden Jahren kam es bei den Wahlen zum preussischen Abgeordnetenhaus und bei den Reichstagswahlen immer wieder zu einer Spaltung der Zentrumswahler Dabei entsprechen die Wahlkampfe zwischen den Kandidaten in Polemik und Intensitat der Auseinandersetzung zwischen Parteien aus unterschiedlichen politischen Lagern der Zeit Wahrend das Dreiklassenwahlrecht in Preussen den Einzug Fusangels in den Landtag stets verhinderte wurde er mehrfach in den Reichstag wiedergewahlt Allerdings nahm seine Zustimmung bei den Wahlern immer mehr ab Dazu beigetragen hat zweifellos eine regelrechte Diffamierungskampagne der lokalen Zeitungen des Sauerlandes die sich wirtschaftlich von der Westdeutschen Volkszeitung Fusangels bedroht sahen Inwieweit die gestreuten Geruchte uber eine unsolide Geschaftsfuhrung gerechtfertigt waren lasst sich nicht mehr nachvollziehen Richtig ist allerdings die Feststellung dass Fusangel die politischen Erwartungen seiner Wahler nicht erfullt hat Im Reichstag spielte er keine nennenswerte Rolle Oft blieb er selbst wichtigen Abstimmungen fern Eine Beendigung des Konflikts zwischen den verschiedenen Gruppen der Zentrumspartei im Sauerland war freilich nur dann zu erwarten wenn die Honoratioren der Partei die politischen Partizipationsanspruche der Arbeiter und der anderen benachteiligten Gruppen anerkennen wurden Nicht zuletzt auf Druck der westfalischen Parteileitung gelang es als offiziellen Zentrumskandidaten mit Johannes Becker fur die Reichstagswahl von 1907 einen Arbeitervertreter zu nominieren Tatsachlich gingen zahlreiche Anhanger Fusangels in das Lager von Becker uber Gleichwohl blieb die Unterstutzung fur Fusangel betrachtlich und es begann ein Wahlkampf der in seiner Intensitat weit uber die Region hinaus Beachtung fand Im Ergebnis setzte sich Becker schliesslich durch Die Person Fusangels und die mit ihm verbundenen politischen Entwicklungen sind in der Forschung W Loth als Beispiele fur eine tiefgreifende innere Differenzierung der Zentrumspartei und des katholischen Milieus insgesamt dargestellt worden Man braucht nur die Namen Graf Ballestrem und Fussangel nebeneinander zu nennen meinte die Magdeburgische Zeitung um die Berechtigung der Behauptung zu erkennen dass das Zentrum aus entgegengesetzen politischen Richtungen zusammengesetzt sei Reaktionare und demagogisch demokratische Elemente sitzen in dieser Partei friedlich nebeneinander 2 Schriften Auswahl BearbeitenWas giebt und was nimmt die Socialdemokratie dem Arbeiter Bochum 1890 Mein Lutherprocess Eine trostreiche Betrachtung uber die Paritat in Preussen Bochum 1889 Der Thummelprozess in Bochum Ein offenes Wort an alle ehrlichen Leute Bochum 1888 Literatur BearbeitenBernd Haunfelder Reichstagsabgeordnete der Deutschen Zentrumspartei 1871 1933 Biographisches Handbuch und historische Photographien Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien Band 4 Droste Dusseldorf 1999 ISBN 3 7700 5223 4 S 159 160 Wilfried Loth Katholiken im Kaiserreich Der politische Katholizismus in der Krise des wilhelminischen Deutschlands Droste Dusseldorf 1984 ISBN 3 7700 5123 8 Jens Hahnwald Revolte in der Sauerlander Zentrumspartei Der Streit um die Besetzung des Reichstagsmandates im Wahlkreis Arnsberg Meschede Olpe zwischen 1893 und 1907 In Sudwestfalenarchiv 11 Jg 2011 S 231 262 Dieter Pfau 200 Jahre Kreis Olpe Olpe 2017 S 331 337Weblinks BearbeitenFusangel Joh in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Biografie von Johannes Fusangel In Heinrich Best Datenbank der Abgeordneten der Reichstage des Kaiserreichs 1867 71 bis 1918 Biorab Kaiserreich Einzelnachweise Bearbeiten Hans Georg Kirchhoff Die staatliche Sozialpolitik im Ruhrbergbau 1871 1914 Springer Verlag 2013 S 49 Konservativ liberal in Magdeburgische Zeitung Nr 109 1 Marz 1907 S 1 Normdaten Person GND 13320653X lobid OGND AKS VIAF 45484322 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Fusangel JohannesKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker Zentrum MdR Journalist und ZeitungsherausgeberGEBURTSDATUM 27 Marz 1852GEBURTSORT DusseldorfSTERBEDATUM 7 August 1910STERBEORT Hagen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johannes Fusangel amp oldid 229259180