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Der Waldenburger Bergarbeiterstreik von 1869 1870 war der bis dahin grosste Bergarbeiterstreik der deutschen Geschichte Gefuhrt vom liberalen Gewerkverein deutscher Bergarbeiter endete er mit einer schweren Niederlage der Streikenden Davon haben sich die Hirsch Dunckerschen Gewerkvereine nie mehr vollstandig erholt Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Verlauf 3 Folgen 4 Einzelnachweise 5 LiteraturVorgeschichte BearbeitenIm Jahr 1869 erlebte die Gewerkschaftsbewegung einen starken Aufschwung Dies war im sozialdemokratischen Lager aber auch im Umfeld des Linksliberalismus der Fall Nachdem es nicht gelungen war den vom ADAV einberufenen Arbeiterschaftskongress im Sinne der Fortschrittspartei zu beeinflussen wurden die nach ihren massgeblichen Grundern Max Hirsch und Franz Duncker benannten Hirsch Dunckerschen Gewerkvereine gegrundet Da viele Arbeiter der Fortschrittspartei zu dieser Zeit noch naher standen als der Sozialdemokratie erlebten die Gewerkvereine in der Folge einen starken Auftrieb 1 Verlauf BearbeitenIn der niederschlesischen Bergbaustadt Waldenburg im Waldenburger Bergland wurde ebenfalls 1869 unter massgeblicher Beteiligung von Max Hirsch der Gewerkverein deutscher Bergarbeiter gegrundet Trotz der gemassigten Ausrichtung wurde die Grundung von den Grubenbesitzern als Bedrohung angesehen Auf eine Warnung der Arbeitgeber vom 1 Oktober 1869 antwortete die Gewerkschaft mit einer Eingabe in der sie die Anliegen der Bergarbeiter nach kurzeren Arbeitszeiten einer besseren Behandlung durch Vorgesetzte und die Festsetzung eines Mindestlohns formulierten 2 Die Arbeitgeber massregelten beteiligte Arbeiter und kundigten ihnen teilweise die Werkswohnungen Daraufhin legten die Bergarbeiter die Arbeit nieder Es begann am 1 Dezember 1869 der erste grosse Bergarbeiterstreik in der deutschen Geschichte Von den uber 7400 Bergarbeitern traten etwa 6400 in den Ausstand Wahrend der gesamten Dauer des Streiks waren daran durchschnittlich 5000 Kumpel beteiligt Die Behorden standen weitgehend auf Seiten der Arbeitgeber Eine Kommission reiste in das Streikgebiet und forderte die Bergleute auf aus dem Gewerkverein auszutreten Nur dann sei eine Wiederaufnahme der Arbeit moglich Darauf gingen die Bergleute nicht ein Das Preussische Abgeordnetenhaus debattierte uber die Ereignisse Die Streikenden schickten eine Abordnung nach Berlin um Wilhelm I die Forderungen der Arbeiter vorzutragen Der Konig empfing die Deputation nicht Dies ubernahm der Kronprinz Friedrich Wilhelm Bekannte linksliberale Politiker wie Max Hirsch Hermann Heinrich Becker Hermann Schulze Delitzsch Wilhelm Loewe oder Rudolf Virchow baten um finanzielle Unterstutzung Tatsachlich gingen betrachtliche Spendensummen aus allen Teilen Deutschlands ein Sie reichten aber nicht aus um die Streikenden wirksam zu unterstutzen Ohne ausreichende Hilfe versuchten die Bergleute im Kohlerevier im benachbarten Osterreichisch Schlesien Arbeit zu finden aber die Behorden sperrten die Grenzen Stattdessen nahmen einige im weit entfernten Ruhrgebiet Arbeit an Der Streik endete am 24 Januar 1870 mit der Niederlage der Bergarbeiter Folgen BearbeitenViele von ihnen wurden nicht wieder angestellt und mussten in andere Reviere abwandern Insbesondere zogen zahlreiche Arbeiter aus dem Waldenburger Revier nach Dortmund und in andere Stadte des Ruhrgebiets Dies stand mit am Beginn der Zuwanderung aus dem ostlichen Deutschland ins Rheinisch westfalische Revier 3 In Schlesien hatte der Grossteil der liberalen Presse den Streik abgelehnt Dies trug dazu bei dass in dieser Region die Trennung zwischen Arbeiterbewegung und politischem Liberalismus fruh erfolgte 4 Fur die liberalen Gewerkvereine bedeutete die Niederlage einen Ruckschlag von dem sie sich nicht mehr erholen konnten Der propagierte Interessenausgleich zwischen Kapital und Arbeit schien wenig geeignet um die Interessen der Arbeiter durchzusetzen Sie mussten nach Ende des Streiks einen starken Ruckgang der Mitgliederzahlen hinnehmen Gegenuber der sozialdemokratischen Konkurrenz der entstehenden Freien Gewerkschaften gerieten die Gewerkvereine ins Hintertreffen 5 Einzelnachweise Bearbeiten Klaus Tenfelde Die Entstehung der deutschen Gewerkschaftsbewegung Vom Vormarz bis zum Ende des Sozialistengesetzes In Ulrich Borsdorf Hrsg Geschichte der deutschen Gewerkschaften Koln 1987 S 118 Diese und weitere Quellenstucke zum Streik sind abgedruckt in Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914 I Abteilung Von der Reichsgrundungszeit bis zur Kaiserlichen Sozialbotschaft 1867 1881 4 Band Arbeiterrecht bearbeitet von Wolfgang Ayass Karl Heinz Nickel und Heidi Winter Darmstadt 1997 S 84f 90 94 99f 106 109 114 116 124 134 161 247 250 254 310 374 Johannes Hoffmann Menschen aus dem Osten im Ruhrgebiet 1869 1990 Spuren und Stereotypen In Die Deutsche Frage im 19 und 20 Jahrhundert als west und osteuropaisches Problem Wiesbaden 1994 S 23 Manfred Hettling Politische Burgerlichkeit Der Burger zwischen Individualitat und Vergesellschaftung in Deutschland und der Schweiz 1860 bis 1918 Gottingen 1999 S 80f Thomas Nipperdey Deutsche Geschichte 1866 1919 Bd 1 Arbeitswelt und Burgergeist Munchen 1990 S 322Literatur BearbeitenJohannes Hoffmann Der Bergarbeiterstreik 1869 1870 in Waldenburg Schlesien im Spiegel der Dortmunder Presse In Journalismus und Offentlichkeit Eine Profession und Ihr gesellschaftlicher Auftrag Wiesbaden 2010 S 247 262 Dieter Schuster Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfangen bis 1918 Electronic ed Bonn FES Library 2000 Onlineversion Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Waldenburger Bergarbeiterstreik amp oldid 233327059