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Die Zentralarbeitsgemeinschaft der industriellen und gewerblichen Arbeitgeber und Arbeitnehmer kurz Zentralarbeitsgemeinschaft oder ZAG war eine von 1918 bis 1924 bestehende Institution in dem Gewerkschaften und Arbeitgeber nach der deutschen Novemberrevolution wirtschafts und sozialpolitische Fragen regelten Als ein Bundnis zwischen Industrie und Gewerkschaften wurde die ZAG durch das von allen wichtigen Arbeitgeber und Gewerkschaftsverbanden am 15 November 1918 unterzeichnete Abkommen nach den Spitzenvertretern beider Seiten auch Stinnes Legien Abkommen benannt ins Leben gerufen Die sich abzeichnende Niederlage im Krieg und die Sorge um die Umstellung auf eine Friedenswirtschaft hatte beide Seiten schon vor der Revolution zu gemeinsamen Gesprachen zusammengebracht aber erst kurz nach Ausbruch der Revolution vom 9 November wurde das Abkommen unterschrieben Offizielles Ratifizierungsdatum ist der 15 November 1918 Der gemeinsame Vertrag stellt die Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern auf eine im Vergleich zur Vorkriegszeit vollig neue Grundlage In 12 Punkten werden u a die Gewerkschaften als berufene Vertreter der Arbeiterschaft Pt 1 und die Beschrankung der Koalitionsfreiheit fur unzulassig Pt 2 erklart die Festlegung der Arbeitsbedingungen durch Kollektivvereinbarungen Pt 6 und die Einrichtung von Arbeiterausschussen in jedem Betrieb mit mindestens 50 Beschaftigten Pt 7 sowie die Begrenzung des Arbeitstages auf acht Stunden Pt 9 vereinbart Ein drangendes Thema bei Grundung der Zentralarbeitsgemeinschaft war die Demobilmachung der deutschen Soldaten die wieder in die Zivilgesellschaft eingegliedert werden sollten Ihnen wurde ein Anspruch auf den alten Arbeitsplatz zugestanden Pt 4 Die von dem Gewerkschaftsfuhrer Carl Legien und dem Industriellen Hans von Raumer ausgearbeitete Satzung sah verschiedene Organe u a Zentralausschuss Zentralvorstand vor die alle paritatisch mit Arbeitgeber und Arbeitnehmervertretern zu besetzen waren Unterhalb der ZAG wurden 14 Reichsarbeitsgemeinschaften fur die einzelnen Industrie und Gewerbezweige eingerichtet z B der Reichskohlenrat fur den Kohlebergbau Die Politik der Arbeitsgemeinschaft wurde von der USPD und der Spartakusgruppe spater KPD als Verrat an der Novemberrevolution angesehen und heftig bekampft Die Kritiker sahen die Arbeitsgemeinschaft als Stabilisierung des Kapitalismus Faktisch sicherte die Arbeitsgemeinschaft die Besitzrechte der Unternehmer die sich durch Revolution mit weiterreichenden Forderungen nach Sozialisierung der Industrie konfrontiert sahen Die kurze Lebensdauer der ZAG war von internen Konflikten und Anfeindungen oppositioneller Stromungen innerhalb der beiden Lager gekennzeichnet Ihr Ende fand sie infolge der Auseinandersetzungen um die Abschaffung des Achtstundentags der schon Anfang der 1920er Jahre von den Arbeitgebern der Schwerindustrie in Frage gestellt worden war Die Arbeitgeber hielten eine Arbeitszeitverlangerung trotz hoherer Arbeitslosigkeit aus Grunden der Kostensenkung und der deutschen Wettbewerbsfahigkeit fur unumganglich 1 Sie stutzten ihre Argumentation mit der Notwendigkeit einer Produktivitatserhohung zwecks Erfullung der Reparationsforderungen und einer Stabilisierung der deutschen Wirtschaft Schliesslich nutzten die Arbeitgeber die durch die franzosische Ruhrbesetzung 1923 24 siehe Ruhrkampf geschaffene Situation um die Stabilisierung auf der Basis der Abschaffung des Achtstundentags und der Lohnerhohungen durchzusetzen 2 Aus Protest trat der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund am 16 Januar 1924 aus der ZAG aus Einzelne Reichsarbeitsgemeinschaften z B die fur die chemische Industrie blieben bis zum Ende der Weimarer Republik bestehen Die ZAG setzte bleibende Standards in der deutschen Sozial und Tarifpolitik und hatte massgebenden Einfluss auf die Wirtschaftsordnung der Weimarer Republik der noch bis in die Bundesrepublik nachwirkte Erstmals waren durch die ZAG die Gewerkschaften als offizieller Verhandlungspartner und Tarifpartner von der gesamten Arbeitgeberschaft anerkannt worden Literatur BearbeitenHeinrich Kaun Die Geschichte der Zentralarbeitsgemeinschaft der industriellen und gewerblichen Arbeitgeber und Arbeitnehmer Deutschlands Neuenhahn Jena 1938 Gerald D Feldman Irmgard Steinisch Industrie und Gewerkschaften 1918 1924 Die uberforderte Zentralarbeitsgemeinschaft Schriftenreihe der Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1985 ISBN 3 421 06258 7 Andrea Rehling Konfliktstrategie und Konsenssuche in der Krise Von der Zentralarbeitsgemeinschaft zur Konzertierten Aktion Nomos Baden Baden 2011 ISBN 978 3 8329 6300 2 Einzelbelege Bearbeiten Gerald D Feldman Irmgard Steinisch Industrie und Gewerkschaften 1918 1924 Die uberforderte Zentralarbeitsgemeinschaft Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1985 S 100 Gerald D Feldman Irmgard Steinisch Industrie und Gewerkschaften 1918 1924 Die uberforderte Zentralarbeitsgemeinschaft Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1985 S 128 Normdaten Korperschaft GND 123444 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zentralarbeitsgemeinschaft amp oldid 183920484