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Die Wasserversorgung im Saargebiet fand vor der flachendeckenden zentralen Trinkwasserversorgung die um 1900 initiiert wurde auf verschiedene Weisen statt Saarland und Umgebung Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichtliche und vorromische Zeit 1 2 Romerzeit 1 3 Burgen Kloster und Schlosser 2 Dorfer 3 Stadte und Grossgemeinden 3 1 Saarlouis 3 2 Saarbrucken 3 3 Neunkirchen 3 4 Malstatt Burbach 3 5 St Johann 3 6 Ottweiler 3 7 St Wendel 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorgeschichtliche und vorromische Zeit Bearbeiten Steinzeitliche Siedlungen sind im Saargebiet fur die Gegend um Saarbrucken die Region um St Ingbert und das Schaumberggebiet nachgewiesen wo sich naturliche Wasservorkommen fanden und leicht nutzen liessen In der Mittelsteinzeit etwa gab es kleine landwirtschaftliche Ansiedlungen an der Nied und an Quellen beim heutigen Hemmersdorf nbsp Furstinnengrab von ReinheimIn der Bronze Kupfer und Eisenzeit wurde Wasser nicht mehr nur als Lebensmittel sondern auch fur verschiedene Handwerke benotigt Der wasserreiche Sudteil des Saarpfalz Kreises wurde in dieser Zeit besonders besiedelt Neben Niederlassungen bei Furten und allgemein in Flusstalern von denen etwa das Furstinnengrab von Reinheim in der Talaue der Blies zeugt wurden damals auch schon befestigte stadtartige Siedlungen auf Hugeln und Bergen angelegt etwa auf dem Dollberg bei Ottenhausen dem Limberg bei Wallerfangen oder dem Grossen Stiefel bei St Ingbert Spuren spezieller wasserbautechnischer Einrichtungen aus dieser Zeit wurden im Saargebiet jedoch bislang nicht gefunden obwohl aus anderen Regionen z B Zisternen und Wassergruben aus der Phase der Bandkeramik bekannt sind Im Vergleich zu Wurttemberg oder dem Rheinland wo solche Funde vorliegen ist die Niederschlagsmenge in der Saarregion jedoch deutlich hoher was zusammen mit wasserspeichernden Gesteinsschichten das Fehlen derartiger Anlagen aus vorromischer Zeit erklart 1 S 12 f Romerzeit Bearbeiten In der Saarregion kreuzten sich diverse romische Fernverkehrs und Verbindungsstrassen Vici und Villae rusticae sowie urbanae wurden angelegt Schwarzenacker durfte etwa 2000 Einwohner gehabt haben Die Romer brachten ihren Lebensstandard auch in die Provinzen mit Koln etwa wurde um 50 n Chr uber einen 76 km langen Aquadukt mit Eifelwasser versorgt Trier als grosste romische Stadt nordlich der Alpen besass zunachst zwei kleinere Wasserleitungssysteme und erhielt unter Kaiser Probus eine Kanalleitung die mit Ruwerwasser gespeist wurde und bis ins Mittelalter Bestand hatte 1 S 14In der Saarregion gab es zwar keine derartig ausgedehnten romischen Ansiedlungen aber unter anderem zahlreiche Handwerks und Fabrikbetriebe die auf eine funktionierende Wasserversorgung angewiesen waren In Blickweiler etwa wurde 1913 die Abfallgrube einer Terra sigillata Fabrik gefunden die uber einen Brunnen mit Eichenbohlen versorgt wurde nbsp Benediktinerabtei in TholeyAuch in privaten Wohnbauten von relativ bescheidenem Umfang gehorten Baderaume zur normalen Ausstattung So besass etwa die Romervilla in Freisen zunachst nur sieben Raume von denen jedoch einer als Bad genutzt wurde Die gotische Abteikirche in Tholey wurde uber einem romischen Badehaus errichtet Dieses besass ein Kaltbad mit zwei gemauerten Wannen sowie mehreren heizbaren Raumlichkeiten und wurde uber einen Graben der vom Schaumberg herabfuhrte mit Wasser versorgt In den Wannen wurden spater verstorbene Benediktinermonche bestattet Einzelstehende Badehauser wie in Tholey gab es auch in Erfweiler Ehlingen und in Nennig Den grossten Aufwand betrieben die Erbauer bei der Villa in Nennig 1 S 14 Das Badehaus dieser Anlage war durch eine uberdachte Wandelhalle vom Wohntrakt her zu erreichen und besass ein 65 m grosses Schwimmbecken das beheizt werden konnte Daneben gab es sieben weitere Baderaume drei davon ebenfalls heizbar nbsp Romervilla in Perl BorgAuch die Villa in Borg besass eine aufwandig ausgestaltete Badeanlage und bereits der Zugang zur Villa fand auf einem Steg uber einem Wasserbecken statt In den Landstadten dagegen wurden keine privaten romischen Bader eingerichtet sondern offentliche Thermen sowie Laufbrunnen Wahrend fur Schwarzenacker eine Therme bislang nicht nachgewiesen ist deren Existenz jedoch als sicher angenommen wird wurde in Bliesbrucken eine romische Badeanlage ausgegraben Neben den Funktionen als Lebensmittel und Mittel der Korperpflege spielte Wasser in romischer Zeit auch bei Kulthandlungen eine wichtige Rolle Als 1903 eine Wasserleitung fur Niedaltdorf angelegt wurde entdeckte man ein galloromisches Quellheiligtum bei Ihn Die Tempelanlage bestand aus drei Sakralbauten und einem Brunnen mit sechseckigem Wasserbecken Wahrscheinlich wurde sie wie ein Wallfahrtsort genutzt 1 S 15 Ein weiteres Heiligtum wurde 1927 im Bierbacher Klosterwald entdeckt Hier gab es neben dem Tempelbezirk mit Vorhof einen Ziehbrunnen Dieser Ziehbrunnen bildete allerdings eher eine Ausnahme da in romischer Zeit im Saargebiet vorwiegend noch auf Quellwasser zuruckgegriffen wurde Die Quellen wurden in Brunnenstuben gefasst und das Wasser wurde mit Deicheln an den Ort seiner Bestimmung geleitet Neben Holzdeicheln wie in Saarbrucken Wellesweiler und Dillingen wurden auch Ton Kalk Blei und Bruchsteinkonstruktionen verwendet wie Funde aus Fremersdorf Tholey und Hirzweiler belegen In Uberherrn wurde eine Wasserleitung auch in Flechtwerk mit senkrechten Pflocken gefasst Haufig wurden auch in Sandstein gehauene Rillen mit Abdeckungen genutzt Sandsteinbassins hatten zudem den Vorteil dass sie fur eine naturliche Klarung des Wassers sorgten Hausleitungen von den Sammelbassins aus bestanden in der Regel aus Blei Eine technische Meisterleistung stellte die Wasserleitung des Vicus Saravus am Halberg dar die vom Sudhang des Schwarzenberges heute als Romerbrunnchen bezeichnet um den Eschberg herumfuhrte Die Leitung speiste eine Badeanlage im Romerkastell Von den Wasserleitungen und den ubrigen Einrichtungen aus romischer Zeit sind nur Spuren aber keine funktionstuchtigen Exemplare erhalten geblieben da sie entweder von den Germanen oder durch den Zahn der Zeit zerstort wurden 1 S 19 Burgen Kloster und Schlosser Bearbeiten Ein Ruckschritt stellte sich durch die germanische Landnahme ein da die romischen Einrichtungen entweder absichtlich zerstort oder nicht mehr fachgemass gewartet wurden Man griff nun wieder verstarkt auf naturliche Gewasser zuruck und siedelte sich vorrangig dort an wo diese leicht zuganglich waren Ortsnamen aus der Rodungszeit mit den Endungen bruch born oder bach deuten auf den Wasserreichtum der gewahlten Stellen hin In den Dorfern wurden haufig Wasserlocher direkt neben den Wohnhausern angelegt die z B in Diefflen unter dem Namen Burkeschen bis ins 19 Jahrhundert erhalten blieben Das Wasser aus solchen Mulden konnte jedoch weil es zahlreichen Verschmutzungen ausgesetzt war meist nur als Brauchwasser benutzt werden 1 S 20Hochmittelalterliche Burgenanlagen jedoch waren auf ausgeklugeltere Anlagen zur Wasserversorgung angewiesen da sie ohne Zugang zu Trinkwasser leicht zu erobern gewesen waren und durch ihre Lage auf moglichst unzuganglichen Berghohen kaum auf Quellen innerhalb der Anlage zuruckgreifen konnten Daher wurden in einigen Fallen Zisternen gemauert oder in den Fels gehauen so etwa bei der Liebenburg bei Hofeld deren sieben Meter tiefe Zisterne mit Hammer und Meissel aus dem Fels gearbeitet wurde Ein Filter aus Sand Kies und Steinen sollte das Wasser reinigen Oberirdisch wurde die Zisterne durch einen Fachwerkbau geschutzt Problematisch an den Zisternen war jedoch die geringe Wassermenge die zur Verfugung stand und zudem leicht erwarmt und verschmutzt werden konnte weshalb auf anderen Burgen auch Brunnenanlagen gebaut wurden die z T bis in 100 Meter Tiefe getrieben wurden nbsp Die Wasserversorgung der Burg Montclair konnte nicht geschutzt werden Die Schwarzenburg bei Lockweiler etwa wurde mit einer Vorburg ausgestattet die den Brunnen schutzen sollte Auch die Quellen die die Burg Montclair versorgten wurden durch Jakob von Montclair mit einem Wassergraben Mauern und einem Turm geschutzt 1351 wurde die Burg zunachst erfolglos belagert doch schliesslich gelang es dem Erzbischof Balduin von Luxemburg diesen Turm abzubrennen die Quelle abzugraben und Montclair in Schutt und Asche zu legen Noch aufwandiger als auf Montclair war die Wasserversorgung auf Burg Homburg auf dem Schlossberg Nachdem man sowohl mit der Wasservorratshaltung in Zisternen als auch mit dem Transport durch Esel keine zufriedenstellenden Erfahrungen gemacht hatte setzte Graf Johann IV der die Homburg im Jahr 1544 ubernahm auf ein anderes Konzept Er beauftragte 1571 den Kemptener Brunnenmacher Hans Sommer die Burg mit Wasser von einem Brunnen im Erbachtal zu versorgen 1 S 21 Da hier ein Hohenunterschied von etwa 100 Metern uberwunden werden musste war Sommer darauf angewiesen eine Wasserkunst zu konstruieren die diese Hebung moglich machte Er wurde beauftragt die technischen Anlagen zu konstruieren und bis Strassburg zu transportieren von wo aus der Graf dann die Weiterbeforderung ubernehmen sollte Nur die Bleileitungen selbst sollten in Homburg gegossen werden Die Homburger Wasserkunst durfte grosse Ahnlichkeit mit dem Nurnberger Blausternwerk gehabt haben das 1483 eingerichtet wurde Hans Sommer stellte die Anlage in der Wasser durch zwei Kolbenstangen die von einem Fliessgewasser per Kurbelwelle angetrieben wurde in ein Saugrohr und dann in einen Zylinder gezogen und dann uber ein Druckrohr geleitet wurde erst nach dem Tod des Auftraggebers fertig und wurde im Marz 1575 dafur entlohnt Sein Werk war mindestens bis in die Zeit der Franzosischen Revolution in Betrieb danach wurde es wohl zerstort 1 S 22 f nbsp Abtei Wadgassen Kupferstich von 1736In Klostern wie z B der 1135 angelegten Abtei Wadgassen wurde Wasser fruhzeitig auch als Produktionsmittel genutzt unter anderem fur die Bierbrauerei Daruber hinaus wurden in Wadgassen wie ein Kupferstich aus dem Jahr 1736 bezeugt auch Anlagen wie eine Schmiede Springbrunnen ein Waschhaus etc errichtet die alle mit Wasser versorgt werden mussten Wadgassen wurde einerseits mit Wasser aus der Saar andererseits uber holzerne Leitungen aus dem Quellgebiet im angrenzenden Wald mit Wasser versorgt Auch andere Kloster wie Fraulautern oder Worschweiler waren mit Einrichtungen ausgestattet die einen erheblichen Wasserbedarf hatten 1 S 23Schlosser und Parks hingegen wurden auch aus reprasentativen Grunden mit Wasser versorgt Wohl die alteste Wasserleitung bei einem Schloss im Saargebiet ist fur das Schloss Saarbrucken bezeugt Sie wurde 1545 unter Graf Philipp II angelegt Die Leitung fuhrte von einer Brunnenstube am Homburg durch das Sulzbachtal und dann bis zu einem ersten Springbrunnen am Zollhaus Von dort fuhrte sie in den Schlossgraben und ins Schloss wo sie einen zweiten Springbrunnen versorgte Vom Schlossplatz aus fuhrte eine Leitung auch in die Talstrasse und eine zweite zum Herrgottsbrunnen Ferner wurden Kuche und Wasserstube in der Burg mit Wasser versorgt 1 S 241575 wurde die Wasserversorgung fur das Renaissanceschloss in Neunkirchen angelegt Genutzt wurden Quellen auf der Spieserhohe namlich die Altseitersquelle und der Rippelborn sowie der Katzenborn Sie versorgten den Wallgraben und den Katzenweiher des Schlosses das ausserdem noch einen Ziehbrunnen besass Uberreste der Leitungen wurden 1996 bei Bauarbeiten gefunden 1 S 24Herzog Gustav Samuel aus Zweibrucken wahlte den Klosterberg bei Worschweiler als Bauplatz fur ein Lustschloss seiner Matresse und spateren Gattin Luise Hoffmann weil dort Wasser leicht zu bekommen war Sein Nachfolger Christian IV errichtete in Jagersburg das grosste Jagdschloss in Sudwestdeutschland das mit einer riesigen Fontane geschmuckt wurde Eine 1762 angelegte Tonrohrleitung fuhrte das notwendige Wasser aus dem Quellgebiet der Glan zum Schloss Auch kleinere Jagdschlosser wie die in Ottweiler oder Karlsbrunn wurden mit Wasserleitungen versorgt Furst Wilhelm Heinrich richtete an mehreren Orten ausserdem grosse Fischkasten ein die mit Frischwasser versorgt werden mussten ferner wurde wie etwa in Neunkirchen das Brauen an den Hofen immer beliebter In St Johann legte Jean Louis im Jahr 1711 eine Wasserleitung aus grauen Steingutrohren fur das Schloss an 1786 wurde das Ludwigsberger Schloss mit einer Eichenholzwasserleitung versorgt ausserdem wurden am Homberg die Brunnenstube und andere Anlagen erneuert 1 S 25 Schliesslich liefen insgesamt sieben Rohrleitungen nach St Johann und Saarbrucken Noch 1913 speisten sie funf Brunnen nbsp Schloss BlieskastelIn Blieskastel nutzte man ab 1701 eine Leitung die das naturliche Gefalle zum Schlossgelande ausnutzte Als deren Kapazitat nicht mehr ausreichte unter anderem weil Graf Franz Karl von der Leyen 1761 eine Brunnenpyramide im Schlosshof bauen liess wurde eine zweite Leitung vom Schellental zum Schloss gefuhrt die jedoch ebenfalls nicht ausreichte Schliesslich liess Grafin Marianne zwischen 1782 und 1784 die Luderitz Quelle die rund funf Kilometer entfernt war anzapfen was jedoch immer noch nicht ausreichte zumal die Leitung von Anwohnern angezapft wurde Nachdem Grafin Marianne dies mit drakonischen Strafandrohungen belegt hatte horten diese Straftaten zwar offenbar auf der Bau eines neuen Brunnens anlasslich der Hochzeit des Erbprinzen Philipp uberschritt jedoch erneut die Kapazitatsgrenze So liess Grafin Marianne schliesslich fur 20 000 Gulden eine weitere Leitung von Biesingen her bauen Sowohl die Homburger als auch die Blieskasteler Wasserleitungen wurden vom franzosischen Militar zerstort da sie in den Augen der Revolutionare Luxusguter darstellten Die Wasserleitung die das Schloss Monplaisir auf dem Halberg mit Wasser versorgte sollte ausgegraben und nach Saarlouis verschifft werden ob dieses Vorhaben aber in die Tat umgesetzt wurde ist unbekannt 1 S 28 f Dorfer BearbeitenAuf dem Land konnten die Einwohner zum Teil von den herrschaftlichen Anlagen wie in Saarbrucken Ottweiler oder Blieskastel profitieren grossenteils jedoch mussten sie sich eigenstandig mit Wasser versorgen Das Brauchwasser wurde oft Fliessgewassern entnommen ansonsten dienten Gemeinschaftsbrunnen in den Dorfern der Wasserversorgung Dabei handelte es sich meist um Schopf oder Ziehbrunnen deren Nutzung und Reinhaltung durch Dorfordnungen geregelt war Noch 1894 wurde in Losheim bestimmt dass Brunnennutzer im Bedarfsfall beim Eishauen zu helfen hatten im Nachbardorf Bergen sollten die Kosten fur eine Wasserleitung durch Fronarbeit gesenkt werden und noch 1925 verpflichtete der Gemeinderat von Derlen alle Einwohner zwischen dem 16 und dem 60 Lebensjahr bei den Arbeiten an einem Graben fur die Wasserleitung zu helfen Diese Auflage wurde erst nach mehreren Protesten und Sitzungen aufgehoben nbsp Zweigeteilter Laufbrunnen in Stennweiler mit saufendem Pferd um 1900Ab dem 16 oder 17 Jahrhundert existierten neben den Schopf und Ziehbrunnen auch Laufbrunnen die mit Quellwasser gespeist wurden Spuren einer sehr fruhen holzernen Zuleitung wurden in St Wendel gefunden 1 S 32 ebenso in Bliesransbach Stennweiler Kutzhof Illingen Hirzweiler und Dudweiler Haufig wurde der Bau solcher Anlagen durch Manufakturen und Gewerbebetriebe ausgelost die einen hohen Wasserbedarf hatten etwa die Papierindustrie Die Dillinger Papierfabrik nutzte das Wasser der Prims bis es durch die Dillinger Hutte dermassen verschmutzt wurde dass es fur die Papierherstellung unbrauchbar wurde Neben der Papierindustrie begann ab dem 17 Jahrhundert das Huttenwesen einen Aufschwung zu nehmen der mit erhohtem Wasserverbrauch einherging Auch hier ergaben sich rasch Probleme mit der Wasserqualitat In St Ingbert etwa verdarb die Nutzung des ortlichen Wassergrabens durch die Eisenhutte samtliche umliegenden Brunnen Ein weiterer Faktor waren die Glashutten denen etwa Friedrichsthal seine erste Wasserleitung verdankte 1 S 32 f Glashutten benotigten zwar nicht zur Glasherstellung wohl aber zur Versorgung der Mitarbeiter viel Wasser und sie wurden haufig in rohstoffreichen aber menschlichen Siedlungen fernliegenden Gebieten angelegt bei denen erst eine Infrastruktur geschaffen werden musste Philipp Wagner Ludwig Wentzel und Ludwig Adolph Reppert legten 1793 eine Wasserleitung in den Hof ihrer Glashutte in Friedrichsthal und stellten die verfallene alte Brunneneinrichtung wieder her Die Einwohner von Friedrichsthal durften davon jedoch erst nach dem Tod der Witwe Wentzel profitieren 1 S 36Die Gemeinschaftsbrunnen auf dem Land wurden mit fortschreitendem Bevolkerungsanstieg und der Ausbreitung der Industrialisierung durch zahlreiche Privatbrunnen sogenannte Petze oder Putze erganzt Auch Brunnen und Wassergenossenschaften schlossen sich zusammen um die Kosten zu teilen da es bis zum Ende des 19 Jahrhunderts keine staatlichen Beihilfen gab Nur Gronig bildete hier eine Ausnahme dort bewilligte die Regierung des Oberamts Schaumburg 1791 ein Darlehen von 1000 Talern zum Bau einer Wasserleitung 1 S 36 f Zahlreiche Streitigkeiten um die Finanzierung Nutzungsrechte und Besitzanspruche waren die Folge bekannt wurde insbesondere der Homburger Brunnenstreit 1 S 37 39 Epidemien wie die Typhusepidemie von Lebach breiteten sich nicht selten durch unzureichend geklartes Trinkwasser aus Stadte und Grossgemeinden BearbeitenDer Bevolkerungsanstieg in den Stadten machte die Wasserversorgung zu einem vorrangigen Problem was dazu fuhrte dass neben dem Burgermeister und dem Stadtkammerer sehr fruh auch der Leiter oder Direktor eines kommunalen Wasserwerkes zu den wenigen hauptamtlichen Bediensteten einer Stadt gehorte Saarlouis Bearbeiten nbsp Einer der vier Laufbrunnen auf dem Grossen Markt in SaarlouisDie Festungsstadt Saarlouis wurde 1680 gegrundet und zunachst uber Ziehbrunnen mit Wasser versorgt Das Oberflachenwasser in Saarlouis galt jedoch wegen seines Eisen und Schwefelgehalts als ubelschmeckend und hochstens fur Notzeiten geeignet so dass man bald beschloss die Quellen von Picard zu nutzen Der Zimmermann Claude Besson verlegte 1685 eine erste Leitung vom Picarder Herzogsweiher ins Stadtzentrum von Saarlouis Sie speiste ungefahr 50 Jahre lang zahlreiche Brunnen in Saarlouis ehe sie zu grosse Defekte aufwies um noch genutzt zu werden Von 1732 bis 1735 wurde eine neue Leitung durch das Hoheitsgebiet des Herzogs Franz von Lothringen gefuhrt die eine andere Quelle nutzte Die Unterhaltung dieser Leitung war sehr aufwandig weshalb sie zu gleichen Teilen von der Stadt und vom Militar getragen werden musste 1763 wurden vier Laufbrunnen auf dem Paradeplatz heutiger Grosser Markt aufgestellt die bis 1832 aus Holz waren und aus denen bis heute Trinkwasser fliesst 1779 gab es eine Auseinandersetzung mit dem Besitzer der Picarder Muhlen der behauptete durch die Wasserleitung werde die Funktionstuchtigkeit seiner Einrichtung beeintrachtigt und nach der Ubernahme durch Preussen entstand ein Streit um den weiteren Unterhalt der schliesslich beigelegt wurde indem man bei der alten Regelung blieb Ab 1827 wurden die alten holzernen Rohren nach und nach durch gegossene ersetzt ab 1834 35 versuchte man ausserdem im Stadtgebiet artesische Brunnen zu graben um im Belagerungsfall unabhangig zu sein 1898 erhielt Saarlouis sein erstes Wasserwerk das im Picarder Quellgebiet stand 1 S 29 f Saarbrucken Bearbeiten nbsp Der Deutschmuhlenweiher mit Pumpstation um 1900Saarbrucken war bis weit ins 19 Jahrhundert auf die Homburger Wasserleitungen aus dem Jahr 1545 angewiesen daneben existierten Pump und Ziehbrunnen Ein Brunnenmeister war fur die Funktionstuchtigkeit der Anlagen zustandig Ab 1834 wurden wenigstens schadhafte holzerne Deicheln ausgegraben und ersetzt das gesamte System blieb aber sehr anfallig fur Storungen Ab 1830 wurden die Moglichkeiten gepruft sich durch den Wallerbrunnen von St Arnual mit Wasser zu versorgen dagegen setzte sich aber St Arnual zur Wehr Saarbrucken bot eine Abstandssumme von 50 Talern an St Arnual forderte 200 und ging erst auf 80 zuruck als man sich in Saarbrucken bereits anders entschieden hatte und auf die Bohrung artesischer Brunnen setzte Diese stellte allerdings keine befriedigende Losung dar 1872 wurde deshalb ein Gutachten bei Alfred Rothenbach dem Direktor der Gas und Wasserwerke Bern eingeholt das schliesslich dazu fuhrte dass 1873 das erste kommunale Wasserwerk an der Saar in Betrieb gehen konnte Es wurde am Deutschmuhlenweiher errichtet und schon bald mit einer Dampfmaschine ausgestattet 1885 folgte ein zusatzlicher Sammelbehalter fur neue Wohngebiete 1 S 41 46 Ab 1881 brachte das Wasserwerk Saarbrucken Malstatt und ab 1900 das Wasserwerk Spiesermuhltal Sicherheit in der Wasserversorgung Neunkirchen Bearbeiten Neunkirchen nutzte bis ins 19 Jahrhundert vor allem den Fischkasten im Oberort der Unterort war mit Wasser unterversorgt 1852 erhielt Neunkirchen einen Eisenbahnanschluss in den folgenden Jahren erlebte es eine Bevolkerungsexplosion Dennoch wurde zunachst nichts fur die Erweiterung der Wasserversorgung getan bis 1861 der Konigliche Landrat in Ottweiler der auch fur Hygieneprobleme zustandig war eingriff und Anton Krechel der auch das Neunkirchener Gaswerk baute den Auftrag erhielt die Wasserversorgung zu verbessern Er schuf drei Laufbrunnen im Unterort die schon bei der Eroffnung als veraltet galten Man versuchte sein Gluck nun mit den Kasbruchquellen die Wasserrechte konnten 1874 angekauft werden Das Neunkircher Eisenwerk stellte schliesslich ein Darlehen mit dessen Hilfe die Kosten fur ein Wasserwerk getragen werden konnten das 1877 in Betrieb ging 1 S 46 50 Malstatt Burbach Bearbeiten In der Umgebung von Malstatt Burbach fanden sich zunachst zahlreiche kleinere Einzelsiedlungen und Betriebe die langsam zusammenwuchsen Ab 1869 wurde die Wasserversorgung systematisch verbessert und 1871 wurde Brunnenbaumeister Follmann beauftragt entsprechende Vorschlage auszuarbeiten Er sah vier getrennte Leitungen aus verschiedenen Quellgebieten vor doch konnte diese Losung nicht mit den Bedurfnissen der wachsenden Bevolkerung Schritt halten Malstatt Burbach wurde 1875 zur Stadtgemeinde und liess weitere Wasserleitungen legen die jedoch ebenfalls nicht ausreichten Aus Sorge vor Epidemien beauftragte man 1881 einen neuen Sachverstandigen Edmund Kolwel aus Zweibrucken mit einem neuen Konzept Doch erst im Jahr 1900 erhielt Malstatt Burbach sein erstes Wasserwerk zu dessen Errichtung Hermann Ehlert aus Dusseldorf geraten hatte 1 S 50 55 St Johann Bearbeiten St Johann griff wie Saarbrucken und Neunkirchen lange Zeit auf die Wasserleitung die seit dem Mittelalter bestand zuruck Nachdem sich zahlreiche Gewerbebetriebe angesiedelt hatten reichte diese jedoch nicht mehr aus um 1800 gab es in St Johann beispielsweise 20 Bierbrauereien 1803 ergriffen zwei Brauer die Initiative und beantragten auf Kosten der Gewerbetreibenden eine Leitung vom Gelsbrunnen am Kaninchenberg nach St Johann zu legen Gegen eine jahrliche pauschale Abgabe durften die Brauer eine Ablaufrohre an den Brunnentrogen installieren die jedoch eigentlich nur der Brunnenmeister verandern durften Mit Nachschlusseln ausgestattet manipulierten jedoch zahlreiche Nutzer an den Brunnenkasten was beinahe zu einem stadtischen Skandal um die angesehene Familie Eichacker gefuhrt hatte Bis etwa 1870 nahm die Zahl der Privatablaufe an den Brunnenkasten stetig zu Streit um Manipulationen wirkte genauso belastend wie die nicht mehr ausreichende Wassermenge Daher wurden die Meisenwies Kaninchenberger Leitung und die Leitung vom Kramershauschen im Sulzbachtal neu angelegt sowie weitere Sanierungsmassnahmen ergriffen die jedoch nicht ausreichten Ab 1872 wurden auch Bohrversuche unternommen die jedoch kein trinkbares Wasser zu Tage forderten Schliesslich kaufte man wasserfuhrende Gebiete ausserhalb der Stadt auf und errichtete nach einer Zwischenphase in der man von der Hochdruckleitung von Malstatt Burbach profitiert hatte das erste Wasserwerk in Rentrisch Es war von 1893 bis 1914 in Betrieb und wurde vom Wasserwerk fur die Grossstadt Saarbrucken abgelost 1 S 55 59 Ottweiler Bearbeiten Die Bedeutung Ottweilers ging mit dem Beginn der Industrialisierung zuruck doch nachdem 1874 ein Lehrerseminar im Ort eingerichtet wurde wurden auch hier die Probleme mit der Wasserversorgung deutlich Man baute zunachst eine Leitung die Wasser aus dem Stennweiler Wald heranfuhrte dessen Qualitat jedoch immer wieder bemangelt wurde Bierbrauer Carl Simon lieferte zunachst einigen Einwohnern die privat einen Vertrag mit ihm abgeschossen hatten taglich 250 Liter Wasser aus dem Ammweiher gegen Bezahlung 1891 kaufte die Stadt seine Wasserleitung auf Ferner wurden weitere Leitungen von Quellen her nach Ottweiler verlegt die Finanzierung eines Pumpwerks wollte man sich offenbar ersparen 1891 ereignete sich eine Typhusepidemie in Ottweiler die auf verunreinigtes Wasser zuruckzufuhren war Hermann Ehlert schlug nun den Bau eines Hochbehalters vor der ab 1908 gebaut wurde Ein Jahr spater folgte dann doch ein Wasserwerk dessen Leitungen sich in der Anfangszeit durch zahlreiche Leckagen auszeichneten 1 S 60 63 St Wendel Bearbeiten Ein extremer Wassermangel im Sommer 1882 fuhrte zu dem Entschluss die Wasserversorgung des finanzschwachen Orts in die Hande eines Privatunternehmens zu geben Es entspann sich ein langerer Streit um den Auftrag zwischen den Firmen Joos Sohne amp Cie aus Landau in der Pfalz und dem heimischen Bauunternehmer Jakob Thome 1883 erhielt Joos den Zuschlag Schon 1887 reichten die Wasserleitungen die Joos angelegt hatte nicht mehr aus ausserdem war es in der Zwischenzeit zu zahlreichen Streitigkeiten gekommen Erst 1891 wurden weitere Leitungen und ein Reservoir in Betrieb genommen 1904 05 wurden eine Pumpstation und ein Hochreservoir erforderlich und 1905 kaufte die Stadt das private Wasserwerk 1909 ging das neue Wasserwerk oberhalb der Wurzelbacher Muhle mit einem neuen Hochreservoir in Betrieb 1 S 63 69Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y Hans Henning Kramer Vom Dorfbrunnen zum Wasserwerk Geschichte der Trinkwasserversorgung an der Saar Gollenstein Verlag 1999 ISBN 3 933389 07 0 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wasserversorgung im Saargebiet amp oldid 230814673