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Marianne von der Leyen 31 Marz 1745 1 in Mainz als Maria Anna Helene Josephina Freiin von Dalberg 10 Juli 1804 in Frankfurt am Main 2 war eine deutsche Reichsgrafin und von 1775 bis 1793 fur ihren Sohn Philipp von der Leyen die Regentin von Hohengeroldseck Marianne von der Leyen mit Conchilien Sammlung Gemalde um 1770 Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Familie 3 Regentschaft 4 Exil und Tod 5 Rezeption 6 Literatur 6 1 Eigene Werke 6 2 Sekundarliteratur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenMarianne von der Leyen war die Tochter des kurmainzischen Geheimrats Franz Heinrich von Dalberg und der Grafin Maria Sophia von Eltz Kempenich Somit war Marianne die Schwester des letzten Mainzer Kurfursten und Erzbischofs Karl Theodor von Dalberg des Mannheimer Theaterintendanten Wolfgang Heribert von Dalberg und des Domherren und Musikwissenschaftlers Johann Friedrich Hugo von Dalberg Familie BearbeitenAm 13 September 1765 heiratete sie Franz Karl von der Leyen 26 August 1736 26 September 1775 3 Sie sollen sich anlasslich der Kronung von Kaiser Joseph II in Frankfurt 1765 kennen gelernt haben 4 Aus der Ehe gingen hervor 5 Philipp 1766 in Koblenz Charlotte Maria Anna 1768 in Koblenz Maria Sophia Antonetta 1769 in Koblenz Die Familie lebte zunachst in Koblenz im dortigen Von der Leyenschen Hof 1773 verlegte sie ihren Hof auf das Schloss Blieskastel Motiv dafur war zum einen der merkantilistische Ansatz dass der wirtschaftliche Mehrwert der Hofhaltung im eigenen Land verbleiben solle 6 Ausserdem soll es am kurtrierischen Hof in Koblenz zu einem Prazedenz Streit zwischen Marianne und einer Grafin Metternich gekommen sein 7 Im Stil des aufgeklarten Absolutismus zielte Graf Franz Karl darauf ab seine Grafschaft wirtschaftlich und sozial voranzubringen Er starb allerdings schon 1775 an einer Blutvergiftung 8 Regentschaft Bearbeiten nbsp Schloss BlieskastelDa der Erbgraf Philipp beim Tod des Vaters erst neun Jahre alt war ubernahm seine Mutter Marianne die Regentschaft Da Volljahrigkeit damals erst mit 25 Jahren eintrat und der Erbe auch anschliessend kein grosses Interesse an den Regierungsgeschaften zeigte regierte seine Mutter bis 1793 als die franzosische Revolutionsarmee den linksrheinischen Teil des Besitzes faktisch enteignete Marianne setzte die Politik ihres Mannes fort und bemuhte sich um die wirtschaftliche Entwicklung des Landes 1786 hob sie die Leibeigenschaft auf Kurzzeitig bestand eine Manufaktur fur Steingut 9 Sie kummerte sich um soziale und kulturelle Einrichtungen und fuhrte 1775 die Schulpflicht fur die Elementarschule ein 10 Eine Wittiben und Waisenkasse wurde eingerichtet und eine Druckerei in der das Blieskasteller Wochenblatt erschien 11 Dabei definierte aber immer die Regentin was das allgemeine Landesinteresse sei und was gut fur die Untertanen Diese sahen das aber oft anders und empfanden obrigkeitliche Eingriffe der Regentin zur Herstellung einer besseren Ordnung als Verletzung ihrer althergebrachten Rechte 12 Hohepunkt dieser Auseinandersetzungen war der St Ingberter Waldstreit Im Jahr 1789 eskalierten der nachdem auch die letzte Instanz das Reichskammergericht der Regentin Recht gegeben hatte Die Gemeinde St Ingbert ermutigt durch die zwischenzeitlich im nahen Frankreich ausgebrochene Franzosische Revolution suchte Unterstutzung bei anderen Gemeinden Am 17 September 1789 versammelten sich 19 der insgesamt 38 Gemeinden des Oberamts Blieskastel zu einer Landschaftsversammlung in Ommersheim bei der 25 Klagepunkte formuliert und der Regentin am 19 September uberreicht wurden 13 Die Regentin erwirkte nun eine Reichsexekution gegen die revoltierenden Gemeinden Diese wurde von kurpfalzischen und kurmeinzer Truppen vollzogen 326 Mann mit zwei Geschutzen die am 6 Dezember 1789 die aufmupfigen Ortschaften besetzten Den Gemeinden wurden die Exekutionskosten auferlegt und sie mussten eine Unterwerfungserklarung unterzeichnen Hinsichtlich der Beschwerdepunkte verzichtete Marianne von der Leyen lediglich aus unverdienter Gnade und Nachsicht bis auf andere Verordnung auf die wegen Aufhebung der Leibeigenschaft von den Betroffenen zu leistenden Zahlungen einige weitere Beschwerden wollte sie prufen die meisten qualifizierte sie als dreist ahndungswurdig ubel und beurteilte diesen Versuch der Untertanen auf ihre Regierungspolitik einzuwirken als Irrwahn 14 nbsp Philippsburg Niederwurzbach Rekonstruktion Marianne liess eine Reihe von Bauten errichten Die Schlosskirche in Blieskastel diverse Schlosser und Landhauser in Niederwurzbach und ein als Altersruhesitz gedachtes Schloss in Rilchingen Die Philippsburg in Niederwurzbach war ein sehr fruhes Beispiel fur Neugotik Dies alles fuhrte zu einer extrem angespannten Finanzlage der Grafschaft 15 Zum Kreis um Marianne zahlten der Schriftsteller Johann Heinrich Jung Stilling sowie der Maler und Architekt Johann Christian von Mannlich Friedrich Ludwig Sckell arbeitete fur sie Exil und Tod BearbeitenAls die Franzosischen Revolutionstruppen Blieskastel besetzten blieb Marianne von der Leyen zunachst im dortigen Schloss hatte sich aber auf eine Flucht dadurch vorbereitet dass sie nicht mehr ihr Schlafzimmer nutzte sondern eine andere Kammer im Schloss und dort auch ein Kleid versteckt hatte wie es Magde trugen Damit gelang es ihr am 15 Mai 1793 durch ein Fenster zu fliehen nachdem der franzosische Kommissar ihr bereits eroffnet hatte dass er sie nach Paris bringen solle Vergessen hatte sie allerdings Bargeld mitzunehmen Nach einer zehntagigen Odyssee durch die Dorfer ihrer Herrschaft und der Hilfe zahlreicher Untertanen gelang es ihr die franzosischen Linien zu queren und sich bei preussischem Militar in Sicherheit zu bringen Diese abenteuerliche Flucht hielt sie in einem in Franzosisch selbst geschriebenen Bericht fest 16 nbsp Schlosskirche in Blieskastel1804 starb sie in Frankfurt am Main an einer Gichtkrankheit und hinzugetretenem Stickfluss und wurde zunachst in der Gruft der Kirche St Cacilia in Heusenstamm beigesetzt Am 28 August 1981 wurden ihre sterblichen Uberreste in die Schlosskirche von Blieskastel ubergefuhrt 17 Rezeption BearbeitenAufgrund des von ihr geschriebenen Berichts uber ihre Flucht vor den Franzosen und der im 19 Jahrhundert eher gegen Frankreich gerichteten Grundeinstellung in Deutschland hinterliess sie ein von Romantik sehr verklartes Bild Aus heutiger Sicht war sie sicher eine wohlgesonnene und bemuhte Herrscherin hat aber wie viele ihrer Standesgenossen den Umbruch weg vom aufgeklarten Absolutismus hin zu einem politischen System mit mehr Partizipation und dem burgerlichen Zeitalter nicht wahrgenommen wie etwa ihr Verhalten im St Ingberter Waldstreit zeigt 18 Literatur BearbeitenEigene Werke Bearbeiten Marianne von der Leyen Journal meiner Unglucksfalle Eine eigenhandige Aufzeichnung ihrer Flucht vor den franzosischen Revolutionaren im Mai 1793 Edition Europa Walsheim 2001 ISBN 978 3 931773 30 4Sekundarliteratur Bearbeiten nach Autoren Herausgebern alphabetisch geordnet Friedrich Battenberg Dalberger Urkunden Regesten zu den Urkunden der Kammerer von Worms gen von Dalberg und der Freiherren von Dalberg 1165 1843 Band 14 3 Corrigenda Indices und Stammtafeln v Dalberg und Ulner von Dieburg Repertorien des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt 14 3 Darmstadt 1987 ISBN 3 88443 238 9 Winfried Dotzauer Grafin Marianne von der Leyen In Saarlandische Lebensbilder Bd 3 Saarbrucken 1986 S 67 86 Winfried Dotzauer Marianne Maria Anna Grafin von der Leyen geborene Freiin von Dalberg In Neue Deutsche Biographie NDB Band 16 Duncker amp Humblot Berlin 1990 ISBN 3 428 00197 4 S 209 f Digitalisat Ludwig Eid Marianne von der Leyen geb von Dalberg die grosse Reichsgrafin des Westrichs Gedenkblatter Ruppert Zweibrucken 1896 Kurt Legrum Einfuhrung Reichsgrafin Marianne von der Leyen In Marianne von der Leyen Journal meiner Unglucksfalle Eine eigenhandige Aufzeichnung ihrer Flucht vor den franzosischen Revolutionaren im Mai 1793 Edition Europa Walsheim 2001 ISBN 978 3 931773 30 4 Saarpfalz Kreis Hrsg Marianne von der Leyen zum 200 Todestag Sonderheft der Saarpfalz Blatter fur Geschichte und Volkskunde Saarpfalz Kreis Homburg 2007 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Marianne von der Leyen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literatur zu Marianne von der Leyen in der Saarlandischen Bibliographie Leyen Marianne von der in der Datenbank Saarland Biografien Leyen und zu Hohengeroldseck Maria Anna Grafin von der Hessische Biografie In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Legrum Einfuhrung S 8 Legrum Einfuhrung S 21 Battenberg Repertorien 14 3 Taf X Legrum Einfuhrung S 8 Legrum Einfuhrung S 9 Legrum Einfuhrung S 9 Legrum Einfuhrung S 10 Legrum Einfuhrung S 11 Legrum Einfuhrung S 14 Legrum Einfuhrung S 13 Legrum Einfuhrung S 14 Legrum Einfuhrung S 13 Hans Walter Herrmann Hrsg Die franzosische Revolution und die Saar Katalog zur Ausstellung St Ingbert 1989 ISBN 3 924555 41 9 S 102 106 Legrum Einfuhrung S 18 Legrum Einfuhrung S 14 Marianne von der Leyen Journal meiner Unglucksfalle Legrum Einfuhrung S 21 Legrum Einfuhrung S 21f Normdaten Person GND 123726832 lobid OGND AKS LCCN n88671578 VIAF 30452719 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Leyen Marianne von derALTERNATIVNAMEN Kammerer von Worms genannt von Dalberg Maria Anna Helene Josephina Geburtsname KURZBESCHREIBUNG deutsche Grafin und Regentin von BlieskastelGEBURTSDATUM 31 Marz 1745GEBURTSORT MainzSTERBEDATUM 10 Juli 1804STERBEORT Frankfurt am Main Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marianne von der Leyen amp oldid 230814240