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Als Villa urbana lateinisch villa Landhaus Landgut urbanus von stadtischer Art wurde im romischen Reich ein luxurioses Anwesen auf dem Land bezeichnet das dem Gutsherrn und seiner Familie zum zeitweiligen Aufenthalt diente In der klassischen Archaologie wird die vornehmlich Wohnzwecke erfullende Villa urbana von der landwirtschaftlich gepragten Villa rustica unterschieden Tuscum Villa des Plinius Rekonstruktion von Schinkel Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung der romischen Villeggiatur 2 Architektur 2 1 Einbettung in die Landschaft und basis villae 2 2 Peristyl und Atrium 3 Villa maritima 4 Rekonstruierte Villen Auswahl 5 Literatur 6 WeblinksEntwicklung der romischen Villeggiatur Bearbeiten nbsp Rekonstruktion einer provinzialen Villa im Freilichtmuseum Borg im SaarlandDer Begriff villa bezeichnet ein Gebaude ausserhalb der Stadtmauern ursprunglich das Wohn und Wirtschaftsgebaude eines Landgutes In der Zeit der romischen Republik war die traditionelle Landwirtschaft noch die allgemeine wirtschaftliche Grundlage der romischen Gesellschaft ursprunglich ernahrte die Mehrzahl der zum Heeresdienst verpflichteten Burger in Friedenszeiten als Kleinbauern ihre Familien Auch der Status der romischen Oberschicht definierte sich im Wesentlichen uber den Landbesitz der beim Census ermittelt wurde Trotzdem war das gesellschaftliche und politische Zentrum die Stadt allen voran naturlich die Stadt Rom Die personliche Anwesenheit in Rom war fur alle politischen Entscheidungen eine Grundvoraussetzung und so spielte sich auch das gesellschaftliche Leben der romischen Oberschicht in der Stadt ab Letzteres anderte sich allmahlich mit dem Beginn des 2 Jahrhunderts v Chr In den romischen Schriftquellen wird Scipio Africanus als erster Patrizier genannt der sich vor den Anklagen seiner politischen Gegner in Rom mehrmals fur langere Zeit auf seine Villa in Kampanien zuruckzog Er zog sich damit jedoch nicht in die Einsamkeit zuruck sondern residierte dort als Gastgeber fur einen grosseren Freundeskreis Die Villa wurde hier zu einem Refugium in dem weit weg von den offentlichen Verpflichtungen in Rom griechisch gepragte Kultur und der Lebensstil des Hellenismus gepflegt werden konnte Gegen Ende des 2 Jahrhunderts v Chr wurde der zeitlich begrenzte Urlaubsaufenthalt auf einer Villa mit einem neuzeitlichen Begriff als Villeggiatur bezeichnet allmahlich zu einem festen Bestandteil der romischen Oberschichtkultur Immer mehr wohlhabende Romer erbauten luxuriose Landhauser um dort den Lebensbereich des otium der schopferischen Musse zu pflegen die als Gegenpol zum negotium gesehen wurde dem von geschaftlichen und politischen Verpflichtungen bestimmten Alltag Die Blutezeit der Villa urbana erstreckt sich vom 1 Jahrhundert v Chr bis in die fruhe Kaiserzeit 1 Jahrhundert n Chr Beliebte Villengegenden waren vor allem die Landschaft rund um den Vesuv besonders am Golf von Neapel und die Felskuste des Tyrrhenischen Meeres Wenn moglich besass man mehrere Villen in unterschiedlichen Gegenden um die Vorteile des jeweiligen Klimas in der entsprechenden Jahreszeit geniessen zu konnen Beruhmte Villenbesitzer des 1 Jahrhunderts v Chr waren beispielsweise Varro und der heute noch wegen seiner uppigen Gastmahler sprichwortliche Lucullus Cicero der nur uber ein mittleres Vermogen verfugte besass alleine schon sieben Villen die er teilweise in seinen Briefen beschreibt In Rom wurden der ausschweifende Luxus und die verschwenderischen Gastmahler auf den Villen des jeweiligen politischen Gegners gerne kritisiert gleichwohl war der Villenluxus ein unverzichtbares Statussymbol fur jeden Angehorigen der romischen Nobilitat in dieser Zeit Die Villeggiatur der romischen Kaiser unterschied sich zunachst nicht von den Gepflogenheiten der Oberschicht Augustus besass als Privatmann zahlreiche Villen in seiner offiziellen Eigenschaft als Princeps residierte er jedoch im vergleichsweise schlichten Haus des Augustus in Rom Sein offentlichkeitsscheuer Nachfolger Tiberius zog sich fur lange Zeit in seine beruhmte Villa Jovis auf Capri zuruck von wo aus er die Regierungsgeschafte aus der Ferne abwickelte Nero liess nach dem grossen Brand von Rom mitten in der Stadt ausgedehnte Parkanlagen anlegen und darin die Domus Aurea erbauen die man als eine in der Stadt erbaute Villenarchitektur charakterisieren kann Unter Domitian ubernahm die Villa erstmals auch die Funktion einer offentlichen Residenz so dass sich die kaiserliche Villa nun allmahlich auch von ihrer architektonischen Gestaltung her vom privaten Anwesen zum herrscherlichen Palast entwickelte Eine der beruhmtesten kaiserlichen Villen ist die Hadriansvilla bei Tivoli aus dem 2 Jahrhundert n Chr Ein spates Beispiel fur eine landliche Adelsresidenz ist die Villa Romana del Casale auf Sizilien aus dem 4 Jahrhundert n Chr Architektur BearbeitenDa die Villa urbana in ihrer Gestaltung den personlichen Reichtum und das gesellschaftliche Selbstverstandnis des jeweiligen Besitzers widerspiegelte und daruber hinaus durch ihre Lage auf dem Land keinen baulichen Beschrankungen unterworfen war haben sich fur die Gesamtanlage kaum feste Bautypen herausgebildet anders als beispielsweise im stadtischen Wohnhausbau Trotzdem gab es einige architektonische Elemente die in der einen oder anderen Form in jeder Villa urbana vorkamen Einbettung in die Landschaft und basis villae Bearbeiten nbsp Villa des Maecenas uber den Wasserfallen von Tivoli Jakob Philipp Hackert Bei der Wahl des Bauplatzes spielten verschiedene asthetische und klimatische Gesichtspunkte eine wichtige Rolle Villen fur den Sommeraufenthalt wurden beispielsweise gern an kuhlenden Bachlaufen oder am Meer angelegt In der kuhlen Jahreszeit waren hingegen beispielsweise die warmen Quellen von Baiae beliebt um die herum eine dichte Villenbebauung entstand Bevorzugt wurden Hohenlagen besonders Bauplatze am Hang von denen aus sich ein ausgewahlter Ausblick auf die Landschaft ergab Die innere Raumdisposition der Villa wurde auf diese Landschaftsausblicke hin ausgerichtet so dass sich im Innern Sichtachsen durch die verschiedenen Raume hindurch ergaben die schliesslich in einem Aussichtsraum oder einer Terrasse endeten die den Blick auf einen bestimmten Landschaftsausschnitt freigaben Die Villenbeschreibungen von Cicero oder Plinius dem Jungeren geben hier einige Beispiele Um in einer Hanglage einen einheitlichen Untergrund fur das Gebaude zu schaffen wurden grosse durch steinerne Substruktionen gestutzte Terrassen angelegt die Cicero als basis villae bezeichnete Im deutlichen Unterschied zur griechischen Architektur bei der Hauser in Hanglage durch mehrere kleine Terrassen gleichsam an das Gelande angeschmiegt wurden wurden bei der romischen Villa oft mit enormem technischen Aufwand durch die basis villae eine oder mehrere grossflachige Plattformen geschaffen auf denen dann das eigentliche Villengebaude errichtet wurde Dieser Unterbau konnte bei steilen Hanglagen mehrere Stockwerke hoch sein und enthielt dann verschiedene Kellergewolbe Nebenraume oder auch Zisternen Auf der so geschaffenen kunstlichen Plattform sprang das eigentliche Villengebaude oft ein Stuck zuruck so dass der Rand der Plattform als Aussichtsterrasse oder zur Anlage von Garten genutzt werden konnte Peristyl und Atrium Bearbeiten nbsp Grosses Gartenperistyl des Getty Museums rekonstruiert nach dem Vorbild der Villa dei Papiri bei HerculaneumIm 2 Jahrhundert v Chr wurde das Peristyl ein von Saulenhallen umgebener Innenhof aus der griechisch hellenistischen Baukunst ubernommen und wurde fruh zu einem der wichtigsten Elemente der gehobenen Villenarchitektur Wahrend das griechische Vorbild uber eine gepflasterte Hofflache verfugte entwickelten die Romer es zum Gartenperistyl weiter bei dem die Saulenhallen einen Garten beliebiger Grosse umrahmten Viele Villen besassen mehrere Peristyle oft ein gepflastertes im Wohnbereich und daran anschliessend ein grosseres Gartenperistyl Das Peristyl war ein vielfaltig einsetzbares Architekturelement Uber die Saulenhallen die als schattige Wandelgange genutzt wurden konnten weitere Raume und Raumfolgen erschlossen werden Die durch die Saulenstellungen gegebene Offenheit erlaubte vielfaltige Durchblicke beispielsweise von an die Hofhallen angrenzenden Speiseraumen aus von denen der Blick in den Peristylgarten genossen werden konnte Saulenhallen und Hofflache dienten gleichzeitig oft als Skulpturengalerie wo griechische Originale und Repliken nach thematischen Gesichtspunkten zusammengruppiert wurden nbsp AtriumDas Atrium ein zentral gelegener hoher Raum mit einer Dachoffnung war ein traditionelles Element des romischen Hausbaus und geht vermutlich auf etruskische Ursprunge zuruck Eigentlich der reprasentative Hauptraum des romischen Stadthauses wurde das Atrium auch in die Villenarchitektur ubernommen wo es oft im Grundriss eine ahnliche Funktion ubernimmt und der Erschliessung der angrenzenden Raume dient Es kann aber auch als reiner Durchgangsraum Villa von Oplontis oder Nebenraum Verwendung finden Als Raum mit hohem Traditionswert wurden hier bevorzugt die Bilder der Ahnen und das Lararium aufgestellt Im Gegensatz zum Peristyl das bis in die Spatantike ein fester Bestandteil der romischen Wohnarchitektur blieb verschwand das traditionelle Atrium wahrend des 1 Jahrhunderts n Chr allmahlich aus der Villenarchitektur Der romische Architekt Vitruv empfahl bezuglich Peristyl und Atrium die umgekehrte Abfolge im Vergleich zum Stadthaus in der von ihm beschriebenen Vorstadtvilla betrat man vom Haupteingang aus zuerst das Peristyl und daran anschliessend das Atrium im hinteren Bereich des Gebaudes Ein bekanntes Beispiel fur diese Bauweise ist die Mysterienvilla bei Pompeji im axialsymmetrischen Grundriss liegen Haupteingang Peristyl und Atrium auf der Mittelachse hintereinander und bieten so eine durchgehende Sichtachse durch die reprasentativen Hauptraume der Villa Villa maritima Bearbeiten nbsp Villa maritima ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Zum Wohnhaus in Australien siehe Villa Marittima Eine Sonderform der villa urbana ist die villa maritima Pl villae maritimae Damit wird eine Meeresvilla also eine an einer Kuste erbaute Villa bezeichnet Bereits in der romischen Antike gab es solche Villen die sich zu grosser Zahl an der Kuste des Tyrrhenischen Meeres befanden aber auch entlang der Kustenzone der Cote d Azur der Mittelmeerkuste Spaniens oder auf den Inseln des Tyrrhenischen Meeres Gehauft kommen diese am Golf von Neapel vor Zu den bekanntesten Vertretern dieses Typus zahlen die Pisonenvilla von Herculaneum die Villa des Catull von Sirmione auch Grotta di Catullo genannt die Villa des Tiberius in Stabiae die Meeresvilla von Asturien und die Villa in Barcola bei Triest Die Villae Maritimae waren eine Bauform die selbstredend den luxuriosen Wohnstil der obersten Bevolkerungsschicht des romischen Volkes reprasentierten Viele der Villen hatten Privathafen oder private Fischzuchtanlagen die eine zusatzliche Einnahmequelle fur die Villenbesitzer darstellten obwohl aus antiken Quellen uberliefert ist dass diese Fischzuchtanlagen auch piscinae oder vivaria genannt oftmals mehr Geld kosteten als sie einbrachten Die Villenbesitzer luden zu Banketten und versuchten die Gaste durch ausgefallene Fischsorten zu beeindrucken In einigen Fallen speiste man sogar mitten in den Fischzuchtanlagen wie es die Villen von Sperlonga oder Astura zeigen Die architektonischen Besonderheiten dieser Art von Villenbauten werden in verschiedenen antiken Quellen beschrieben Darunter fallt u a die Errichtung machtiger Substruktionen also Unterbauten fur den eigentlichen Bau der Villa um diese emporzuheben und somit zu nobilitieren Auch der Ausblick der prospectus spielt bei diesen Villen eine entscheidende Rolle besonders am Golf von Neapel erbaute man mit Vorliebe Villae Maritimae Aus der romischen Wandmalerei sind unzahlige Beispiele von Villenszenen erhalten geblieben die entweder Villen an Seen oder am Meer darstellen Dies sind jedoch keine real existierenden Villen sondern phantastische Gebaude sog capricci von Villae Maritimae Rekonstruierte Villen Auswahl BearbeitenItalien Mysterienvilla bei Pompeji Kampanien Villa von Oplontis in Torre Annunziata Kampanien Villa Adriana bei Tivoli LatiumOsterreich Villa urbana im Archaologiepark Carnuntum bei Petronell Carnuntum NiederosterreichDeutschland Romische Villa Borg und Romische Villa Nennig Saarland Villa Urbana in Longuich Mosel Rheinland Pfalz Villa urbana in Heitersheim Baden WurttembergLiteratur BearbeitenJochen Werner Mayer Imus ad villam Studien zur Villeggiatur im stadtromischen Suburbium in der spaten Republik und fruhen Kaiserzeit Steiner Stuttgart 2005 ISBN 3 515 08787 7 Alexander G McKay Romische Hauser Villen und Palaste Deutsche Ausgabe bearbeitet und erweitert von Rudolf Fellmann Raggi Verlag Feldmeilen 1980 Sonderausgabe Atlantis Verlag Luzern 1984 ISBN 3 7611 0585 1 vor allem S 95 127 Harald Mielsch Die romische Villa Architektur und Lebensform 2 durchgesehene Auflage Beck Munchen 1997 ISBN 3 406 31576 3 Katja Schneider Villa und Natur Eine Studie zur romischen Oberschichtkultur im letzten vor und ersten nachchristlichen Jahrhundert tuduv Verlag Munchen 1995 ISBN 978 3 88073 515 6 Michael Kassar Villa Maritima Elitenarchitektur und Luxus am Beispiel antiker Meeresvillen Salzburg 2014 ISBN 978 3 7357 3865 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Domus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Antike romische Villen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Villa urbana amp oldid 237956955