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Die Wasserfalle Aldrovanda vesiculosa auch Wasserhade oder Blasige Aldrovandie ist eine fleischfressende Pflanze aus der Familie der Sonnentaugewachse Droseraceae Die Wasserfalle ist eine Wasserpflanze WasserfalleWasserfalle Aldrovanda vesiculosa SystematikEudikotyledonenKerneudikotyledonenOrdnung Nelkenartige Caryophyllales Familie Sonnentaugewachse Droseraceae Gattung WasserfalleArt WasserfalleWissenschaftlicher Name der GattungAldrovandaL Wissenschaftlicher Name der ArtAldrovanda vesiculosaL Laubblatt mit einem blattstielartigen Blattgrund mit gezahnten Borsten einem winzigen Blattstiel und einer muschelformigen Spreite die als Fangapparat dient Keimende Samen der WasserfalleDie Wasserfalle ist die einzige rezente Art in der monotypischen Gattung Aldrovanda Es gibt jedoch weitere fossile Arten in dieser Gattung Innerhalb der Art gibt es signifikante geografische Unterschiede So kennt z B die australische Form weder eine Winterruhe durch Turionen noch ist sie frosthart Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Habitus 1 2 Falle 1 3 Blute 1 4 Sprossteilung 1 5 Turionen 1 6 Chromosomenzahl 2 Verbreitung und Habitat 3 Gefahrdung und Status 4 Palaobotanik 5 Botanische Geschichte 6 Systematik 7 Verwendung 8 Literatur 9 Einzelnachweise 10 WeblinksMerkmale BearbeitenDie Wasserfalle ist eine ausdauernde krautige Susswasserpflanze Sie ist wurzellos nur der Keimling besitzt eine rudimentare Wurzel die aber fruh abstirbt Habitus Bearbeiten Die Pflanze wird etwa 10 bis 30 cm lang Entlang der Sprossachse stehen in kurzen Abstanden in wirtelformiger Anordnung funf bis neun 2 bis 3 mm lange Fangblatter an einem Blattstiel den allerdings Diels als einen verlangerten Blattgrund charakterisiert Der Blattgrund enthalt mehrere luftgefullte Hohlraume die fur den grossten Teil des Auftriebs der Pflanze sorgen Die Pflanze wachst an der einen Seite und stirbt am anderen Ende ab unter guten Bedingungen werden so ein bis zwei Wirtel pro Tag gebildet Falle Bearbeiten Mit ihren Fangblattern einer Klappfalle ahnlich einer kleineren Ausgabe der Venusfliegenfalle fangt die Wasserfalle kleine Tiere vorzugsweise Wasserflohe aber auch beispielsweise junge Muckenlarven Am Rand der Fallen stehen vier bis sechs auffallig steife Borsten auch im Inneren ist die Falle fein behaart mit sensiblen Harchen Dabei handelt es sich um Fuhlharchen die das Schliessen der beiden Halften der Blattspreite in maximal 1 50 Sekunde veranlassen wobei der Fang nur bei warmen Wassertemperaturen moglich ist ab etwa 20 C Hat die Falle erst einmal eine Beute gefangen so wird diese mit Hilfe von Verdauungssaften zersetzt Blute Bearbeiten Die kleine weisse Blute der Wasserfalle erhebt sich an kurzen Stielen uber die Wasseroberflache sie bleibt nur wenige Stunden geoffnet Die nachfolgende Bildung der Samenkapsel hingegen erfolgt wieder unter Wasser Die Samen keimen kryptokotylar das heisst die Keimblatter verbleiben innerhalb des Samenkorns und nehmen dessen Reserven das so genannte Endosperm auf Allerdings bluht die Wasserfalle zumindest in temperierten Bedingungen eher selten Sprossteilung Bearbeiten Die Wasserfalle vermehrt sich meist vegetativ Dazu verzweigt sich die Pflanze wahrend ihrer Wachstumsphase stark Durch das nachfolgende Absterben des Hauptsprosses entstehen voneinander unabhangige Individuen Da die Pflanze starkwuchsig ist konnen so schnell zahlreiche Individuen entstehen Turionen Bearbeiten Eine zweite Methode vegetativer Vermehrung die allerdings nur bei winterharten Formen vorkommt ist die durch so genannte Turionen im Rahmen der Uberwinterungsstrategie der Pflanze Dabei losen sich zum Ende der Wachstumsperiode Blattwirtel von der Sprossspitze und sinken wegen des hohen Gewichts und des Ausstosses von Gasen auf den Grund des Wassers Die Turionen sind frosthart bis zu 15 C Mit dem Neubeginn des Wachstums im Fruhjahr steigen die Turionen wieder auf und beginnen erneut mit dem Wachstum 1 Chromosomenzahl Bearbeiten Die Chromosomenzahl betragt 2n 48 2 Verbreitung und Habitat BearbeitenDie Wasserfalle ist die am weitesten verbreitete Karnivorenart uberhaupt denn sie ist in Europa Asien Afrika und Australien beheimatet In all ihren Arealen ist sie jedoch selten Die Art breitet sich uber Epichorie aus sie haftet am Gefieder von Wasservogeln die sie so in andere Gewasser verschleppen Dadurch findet sich die Wasserfalle gehauft entlang von Vogelzugrouten Die Wasserfalle bedarf ausserst sauberer seichter heller und warmer stehender Gewasser die zugleich nahrstoffarm und schwach sauer pH Wert um 6 sind Sie ist zwischen Binsen oder Schilf aber auch Reis frei schwimmend zu finden Mit zunehmender Verdichtung des Bewuchses ihres Areals geht die Wasserfalle dann wieder zuruck und taucht an anderen Stellen wieder auf Sie reagiert empfindlich auf den Befall durch Algen Die Wasserfalle gedeiht in Gesellschaften des Verbands Hydrocharition 2 Gefahrdung und Status BearbeitenIn europaischen Landern ist die Wasserfalle selten vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben Sie wird hier haufig als tertiares Relikt betrachtet Vor 200 Jahren liessen sich noch 150 Standorte nachweisen gegenwartig sind nur noch knapp unter vierzig bekannt meist in Ost und Sudosteuropa gelegen z B 10 in Polen 1 in Ungarn 1 in Rumanien sowie wenige im ehemaligen Jugoslawien in Bulgarien der Ukraine und Russland In den letzten 30 Jahren starb die Art in Europa in Frankreich Italien der Slowakei Osterreich Bodensee und Deutschland aus Der zu beobachtende Ruckgang der Wasserfalle ist im Allgemeinen auf zivilisationsbedingte Eutrophierung Erhohung der Nahrstoffzufuhr ihrer Gewasser zuruckzufuhren In Deutschland ist sie erneut in Brandenburg und Worms nachgewiesen die dortigen Bestande gelten jedoch als angesalbt offiziell ist sie seit 1986 ausgestorben Einige Bestande existieren auch in der Schweiz wo sie eigentlich nicht heimisch ist so zum Beispiel im Mettmenhaslisee diese Standorte gehen auf Ansalbungen aus dem Jahre 1908 zuruck Sie sind aber trotzdem streng geschutzt unter anderem weil sie auf die in Deutschland selbst erloschenen Bestande aus dem Bodensee zuruckgefuhrt werden Auch in Asien ist die Art im Ruckgang begriffen um die Jahrtausendwende ist die Art als Wildform in Japan ausgestorben nachgewiesen ist sie noch in Bengalen In Australien sind die Vorkommen der Wasserfalle noch ungestort Sie kommt dort sowohl in tropischen Formen z B um Darwin oder in Queensland als auch subtropisch z B um Esperance vor Uber detaillierte Standorte der Pflanze in Afrika ist wenig bekannt Berichtete Vorkommen ziehen sich von Nordostafrika bis nach Zentral Sudan Uganda Ruanda Tansania Simbabwe Mosambik und Sudafrika z B das Okavango Delta in Botswana Aufgrund der vergleichsweise ungestorten afrikanischen Flora und der geringen Agrarisierung des Kontinents ist eine Gefahrdung der Art dort als unwahrscheinlich anzusehen In Australien und allen europaischen Landern in denen sie noch existiert ist die Art streng geschutzt Palaobotanik BearbeitenAnhand von fossilen Samen und Pollenfunden lasst sich die Evolution der Gattung weit zuruckverfolgen Mitte der 1980er Jahre wurden im heutigen Tschechien Samenfragmente einer Art aus dem Ende der Kreidezeit gefunden die als der alteste bekannte Vorganger der Gattung gedeutet wurden und zugleich den zweitaltesten Fossilfund einer karnivoren Art uberhaupt darstellten Die als Palaeoaldrovanda splendens beschriebene Pflanze ware demnach eine Zeitgenossin der Dinosaurier gewesen und hatte unter tropischen Bedingungen gelebt Eine Studie aus dem Jahr 2010 zeigte jedoch dass die vermeintlichen Samenfragmente keiner naher verwandten Droseraceae zuzuordnen sind sondern dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um die fossilen Eier eines Insektes handelt 3 Das durch vor 65 Millionen Jahren an der Kreide Tertiar Grenze ausgeloste Massensterben beeintrachtigte das weitere Gedeihen dieser Gattung nicht Fast zwanzig weitere Arten sind aus dem fruhen Kanozoikum bekannt Die trennten sich bereits im Eozan in die Sektionen Aldrovanda Obliquae und Clavatae Ob nun Warm oder Kaltzeiten folgten die Gattung blieb stets mit mehreren Arten prasent Selbst im Pleistozan dem unserer Gegenwart vorausgehenden Eiszeitalter lassen sich noch sechs Arten nachweisen von denen jedoch nur A vesiculosa bis in die Gegenwart uberlebte Da auf Grund der geringen Masse der Pflanzen stets nur Samen oder Pollen fossil erhalten sind lasst sich kaum eine Aussage uber die fruhere Gestalt der Pflanzen treffen Umso bedeutender war der bisher einzigartige Fund eines fossilen Blattes einer ca 6 Millionen Jahre alten Aldrovanda inopinata aus dem Miozan Dieser Fund wurde 1963 in Wackersdorf gemacht Das Blatt ist dem der heutigen Art sehr ahnlich ein wichtiger Unterschied liegt jedoch im Fehlen der sensiblen Harchen im Zentrum der Blattspreite 4 Botanische Geschichte BearbeitenEntdeckt wurde die Wasserfalle 1699 von Leonard Plukenet in Indien der sie Lenticula palustris Indica nannte Ihren heutigen wissenschaftlichen Namen erhielt sie 1747 durch Giuseppe Monti der italienische Exemplare beschrieb und zu Ehren des italienischen Gelehrten Ulisse Aldrovandi Aldrovandia vesiculosa nannte Bei der Ubernahme des Namens durch Carl von Linne im Jahre 1753 ging allerdings das erste i des Namens verloren Ihr erster Nachweis in Deutschland erfolgte 1846 in einem Teich in Pless Pszczyna in Oberschlesien durch Emanuel Friedrich Hausleutner Systematik BearbeitenCharles Darwin fuhrte noch eine Unterscheidung der tropischen und subtropischen Formen der Wasserfalle von der temperierten Form unter den Bezeichnungen Aldrovanda vesiculosa var australis Darwin bzw Aldrovanda vesiculosa var verticillata an Von dieser Systematik ist man abgekommen heutzutage werden trotz unterschiedlicher Wuchsformen alle Wasserfallen als ein Taxon gefuhrt 5 Die nachstverwandte Art der Wasserfalle ist die morphologisch ahnliche Venusfliegenfalle 6 Verwendung BearbeitenWie alle fleischfressenden Pflanzen ist auch die Wasserfalle Gegenstand des Interesses von Sammlern In den 1990er Jahren wurde die Art verstarkt in Sammlungen aufgenommen nachdem australische Typen importiert wurden deren tropische bzw subtropische Wuchsform ein Durchkultivieren unter gleichmassigen Bedingungen ohne Winterruhe ermoglichte Ihre dauerhafte Kultur gilt jedoch auch wegen der aquatischen Haltung und ihrer speziellen Anspruche weiterhin als schwierig Eine stilisierte Wasserfalle ist das Symbol der deutschen Gesellschaft fur Fleischfressende Pflanzen Literatur BearbeitenLudwig Diels Droseraceae Das Pflanzenreich 26 4 112 ZDB ID 846151 x Engelmann Leipzig 1906 Georg Stehli Pflanzen auf Insektenfang Schilderungen aus dem Leben von fleischfressenden und insektenfangenden Pflanzen Franckh Stuttgart 1934 Christian Breckpot Aldrovanda vesiculosa Description Distribution Ecology and Cultivation In Carnivorous plant newsletter Bd 26 Nr 3 1997 ISSN 0190 9215 S 73 82 Online John D Degreef Fossil Aldrovanda In Carnivorous plant newsletter Bd 26 Nr 3 1997 S 93 97 Online Jan Schlauer Fossil Aldrovanda Additions In Carnivorous plant newsletter Bd 26 Nr 3 1997 S 98 Online Christoph Kasermann Aldrovanda vesiculosa L Aldrovande Droseraceae In Christoph Kasermann Daniel M Moser Merkblatter Artenschutz Blutenpflanzen und Farne Stand Oktober 1999 Bundesamt fur Umwelt Wald und Landschaft BUWAL Bern 1999 S 38 zu den Schweizer Vorkommen Wilhelm Barthlott Stefan Porembski Rudiger Seine Inge Theisen Karnivoren Biologie und Kultur fleischfressender Pflanzen Ulmer Stuttgart 2004 ISBN 3 8001 4144 2 Die neueste Darstellung des Themas Karnivoren in deutscher Sprache Einzelnachweise Bearbeiten Lubomir Adamec Turion overwintering of aquatic carnivorous plants In Carnivorous plant newsletter Bd 28 Nr 1 1999 S 19 24 Online a b Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete 8 stark uberarbeitete und erganzte Auflage Eugen Ulmer Stuttgart 2001 ISBN 3 8001 3131 5 S 479 Zuzana Hermanova und Jiri Kvacek Late CretaceousPalaeoaldrovanda not seeds of a carnivorous plant but eggs of an insect In Journal of the National Museum Prague Natural History Series Bd 179 Nr 9 2010 S 105 118 ISSN 1802 6850 Ilse Peters Die Flora der Oberpfalzer Braunkohlen und ihre okologische und stratigraphische Bedeutung In Palaeontographica Abt B Palaophytologie Bd 112 1963 ISSN 2194 900X S 1 50 hier S 29 31 Charles Darwin Insectenfressende Pflanzen Ch Darwin s gesammelte Werke Bd 8 E Schweizerbart sche Verlagshandlung E Koch Stuttgart 1876 Digitalisat Fernando Rivadavia Katsuhiko Kondo Masahiro Kato Mitsuyasu Hasebe Phylogeny of the sundews Drosera Droseraceae based on chloroplast rbcL and nuclear 18S ribosomal DNA Sequences In American Journal of Botany Bd 90 Nr 1 2003 ISSN 0002 9122 S 123 130 doi 10 3732 ajb 90 1 123 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wasserfalle Aldrovanda vesiculosa Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wasserfalle FloraWeb de Verbreitungskarte fur Deutschland In Floraweb Aldrovanda vesiculosaL In Info Flora dem nationalen Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Abgerufen am 30 Oktober 2015 Verbreitung in den Niederlanden 1 niederlandisch Thomas Meyer Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Seite der Gesellschaft fur Fleischfressende Pflanzen zur Wasserfalle Das Aldrovanda Project Englischsprachige Forschungsseite mit zahlreichen weiterfuhrenden Hinweisen Aldrovanda vesiculosa in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2013 1 Eingestellt von Cross A 2012 Abgerufen am 7 September 2013 nbsp Dieser Artikel wurde am 27 August 2005 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wasserfalle amp oldid 238071050