www.wikidata.de-de.nina.az
Im Jahr 1920 bildeten Berlin sieben weitere Stadtgemeinden 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirke die damals neu entstandene Stadtgemeinde Gross Berlin mit 3 8 Millionen Einwohnern Vorlaufer des Zusammenschlusses war der Verband Gross Berlin auch Zweckverband Gross Berlin der von 1912 bis 1920 bestand Als grosste und bleibende Leistungen des Verbandes gelten der Dauerwaldvertrag zum Ankauf grosser Waldflachen auch ausserhalb Berlins in Brandenburg sowie die Vorbereitungsmassnahmen zur Zusammenfuhrung der zahlreichen Strassenbahnbetriebe zur Berliner Strassenbahn Karte des Verbandes Gross Berlin Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund und Zielsetzung 2 Dauerwaldvertrag 3 Zusammenschluss der Strassenbahnbetriebe 4 Auflosung 1920 Gross Berlin 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHintergrund und Zielsetzung BearbeitenDie nach der Industrialisierung rasant wachsende Region Berlin bedurfte zu Beginn des 20 Jahrhunderts dringend einer Koordination des Verkehrsnetzes der Bauplanung und der Freiflachen Handel Industrie und Handwerk beklagten sich uber ein ausuferndes Kompetenzgerangel der vielen Behorden Mit dem preussischen Zweckverbandsgesetz fur Gross Berlin vom 19 Juli 1911 1 das am 1 April 1912 in Kraft trat wurden die kreisfreien Stadte Berlin Charlottenburg Deutsch Wilmersdorf Lichtenberg Neukolln Schoneberg und Spandau sowie die Landkreise Niederbarnim und Teltow zu einem Zweckverband mit 4 2 Millionen Einwohnern auf rund 3500 Quadratkilometern Flache zusammengeschlossen Drei Aufgaben sollte der Verband wahrnehmen Regelung des Verhaltnisses zu offentlichen auf Schienen betriebenen Transportanstalten mit Ausnahme der Staatseisenbahnen Beteiligung an der Feststellung der Fluchtlinien und Bebauungsplane fur das Verbandsgebiet und Mitwirkung an dem Erlasse von Baupolizeiverordnungen Erwerbung und Erhaltung grosserer von der Bebauung freizuhaltender Flachen Walder Parks Wiesen Seen Schmuck Spiel Sportplatze usw Ein politischer Hintergrund bestand in dem Versuch des Preussischen Staates uber das neu geschaffene Zweckverbandsgesetz der grossten infrastrukturellen Probleme der Metropole Berlin Herr zu werden ohne dass es zum Machtzuwachs eines tatsachlichen Zusammenschlusses kame Das durch den Zusammenschluss befurchtete Erstarken liberaler und linker Stromungen sollte auf diese Weise verhindert werden Das Kunstgebilde Zweckverband dem es zudem an administrativer Gewalt fehlte konnte dennoch in zwei der drei Aufgabenbereiche einen nachhaltigen Erfolg vorweisen Im Bereich Freiflachen konnten mit dem Dauerwaldvertrag grossere Wald und Seengebiete nachhaltig gesichert werden Ferner erwarb der Verband mehrere Strassenbahnbetriebe darunter die Grosse Berliner Strassenbahn GBS als grossten Betrieb Deutschlands die 1920 in das Eigentum der Stadt Berlin ubergingen und somit zusammengeschlossen werden konnten Dauerwaldvertrag Bearbeiten nbsp Erfolg des Zweckverbandes Kauf der ParforceheideDie Erhaltung und Ausdehnung der Berliner Walder erfolgte aus gesundheitspolitischen Grunden ferner um die Wasserversorgung des Ballungsraumes zu sichern und um die zu dieser Zeit ausufernde Spekulation mit Waldflachen einzudammen Die Uberlegungen fanden ihren Niederschlag im sogenannten Dauerwaldvertrag aus dem Jahr 1915 zwischen dem Zweckverband und dem Koniglich Preussischen Staat zum Erwerb von rund 100 km Waldflache auch ausserhalb Berlins in Brandenburg fur 50 Millionen Mark Die heutige Grossstadt Berlin die funf Jahre spater aus dem Zweckverband hervorging trat als Rechtsnachfolgerin in den Vertrag ein Immerhin ist es ein bleibendes Verdienst des Zweckverbandes dass Berlin verglichen mit anderen Millionenstadten uber Waldflachen von einzigartiger Ausdehnung verfugt 2 Zusammenschluss der Strassenbahnbetriebe Bearbeiten nbsp nbsp Betrieblich erwies sich die Zersplitterung als Problem da die GBS und ihre Nebenbahnen oben mit Rollenstromabnehmern die anderen Bahnen hier die Flachbahn aber mit Bugelstromabnehmern fuhren Als der Zweckverband 1912 seine Arbeit aufnahm existierten im Verbandsgebiet 16 verschiedene Strassenbahnbetriebe 1913 kamen zwei weitere hinzu Von ihnen befanden sich acht Bahnen in privater Hand die ubrigen waren im Besitz der Gemeinden und des Kreises Teltow Die Berliner Elektrische Strassenbahnen AG BESTAG war zwar offiziell ein privates Unternehmen befand sich aber mehrheitlich im Besitz der Stadt Berlin Nicht in der folgenden Aufzahlung enthalten sind die nach wie vor eigenstandigen Strassenbahnbetriebe in Potsdam Schoneiche bei Berlin und Woltersdorf Private Betriebe Grosse Berliner Strassenbahn und Nebenbahnen Berlin Charlottenburger Strassenbahn Westliche Berliner Vorortbahn Sudliche Berliner Vorortbahn Nordostliche Berliner Vorortbahn Berliner Ostbahnen Berliner Elektrische Strassenbahnen Flachbahn der Hochbahngesellschaft Gemeinde und Kreiseigene Bahnen Strassenbahnen der Stadt Berlin Stadtische Strassenbahn Copenick Stadtische Strassenbahn Spandau Elektrische Strassenbahn Spandau Nonnendamm 1914 ubernommen Strassenbahn der Gemeinde Heiligensee an der Havel ab 1913 Teltower Kreisbahnen Strassenbahn der Gemeinde Steglitz Schmockwitz Grunauer UferbahnInsgesamt regelten etwa 150 Einzelvertrage die Belange zwischen den Bahnen und den von ihnen beruhrten Gemeinden davon allein 125 Vertrage mit der GBS und ihren Nebenbahnen Diese gingen nun auf den Verband uber 3 Dieser gab am 17 Juli 1916 eine Denkschrift heraus in der er das Vertragswerk beleuchtete und Richtlinien zur Vereinheitlichung des Berliner Verkehrswesens vorschlug Der Verband empfahl darin auch den Erwerb der Grossen Berliner Strassenbahn zu einem angemessenen Zeitpunkt Die Verhandlungen hierzu nahm der Verband nach Inkrafttreten des Reichsverkehrssteuergesetzes im Februar 1917 auf Das Gesetz sah eine Steuer in Hohe von zwolf Prozent auf die Fahrgeldeinnahmen im Personen und Guterverkehr vor Der Verband erreichte eine Herabsetzung fur die Gross Berliner Verkehrsmittel auf sechs Prozent nicht jedoch ihre vollstandige Ausserkraftsetzung Damit war eine Tarifanpassung unumganglich da das Gesetz den Verkehrsunternehmen erlaubte die Steuer auf die Fahrgaste abzuwalzen Fur den Fall dass sich die Beteiligten Verband und Verkehrsunternehmen nicht einigen konnten sollte ein Schiedsgericht das letzte Wort haben Dieser Fall trat alsbald auch ein da die GBS eine Heraufsetzung des 10 Pfennig Einheitstarifs um funf Pfennig vorsah die der Verband ablehnte Das Schiedsgericht lehnte diesen Tarif ebenfalls ab Beide Seiten handelten daraufhin in einem langwierigen Prozess einen neuen Tarifvertrag aus 4 Durch den am 28 Mai 1918 beschlossenen Tarifvertrag auch Einheitsvertrag genannt wurde der Verband gegenuber den Bahnen deutlich gestarkt Zwar erreichten diese eine Anhebung des Einheitstarifs auf 12 5 Pfennig dafur galt dieser nun flachendeckend fur alle funf Betriebe Anschlusstarife die die GBS auf Linien durch mehrere Verkehrsgebiete bis dahin erhob gehorten der Vergangenheit an Weiterhin verpflichteten sich die Gesellschaften ihr Netz jahrlich um jeweils funf Kilometer zu erweitern Zusatzlich sollten sie ein Achtel der Fahrgeldeinnahmen in einem vom Verband anzulegenden Fonds einzahlen aus dem dann die Baukosten teilweise oder vollstandig abgezahlt werden sollten Die Unternehmen waren dazu angehalten Fahrplanaushange und Linienschilder an den Zwischenhaltestellen anzubringen sowie vereinzelt Wartehallen zu errichten Dem Verband wurde das Recht eingeraumt die Einrichtung neuer und Verstarkung bestehender Linien verlangen zu konnen ferner hatte er ein Mitbestimmungsrecht bei der Festsetzung der Fahrplane und das Vorschlagsrecht fur vier Sitze im Aufsichtsrat der GBS Ausserdem wurde er starker als bisher am Reingewinn der Unternehmen beteiligt 4 Die Nebenbahnen sollten nach Abschluss des Vertrages in der Grossen Berliner Strassenbahn aufgehen Die Voraussetzungen fur den Erwerb dieser Bahn durch den Verband wurden gegenuber dem letzten Zustimmungsvertrag von 1911 abgeandert Die bis dahin gultigen Vertrage wurden mit Ausnahme ortlicher Bestimmungen wie Pflasterunterhalt Strassenreinigung etc aufgehoben Kurze Zeit darauf folgten ahnliche Vertrage mit der BESTAG den Berliner Ostbahnen und der Stadtischen Strassenbahn Copenick 4 Anfang 1919 setzte der Verband einen Sonderausschuss ein der den Kauf der Grossen Berliner Strassenbahn prufen sollte Vorausgegangen waren eine Lohnerhohung bei den Strassenbahnern sowie eine vorerst befristete Tariferhohung um die anfalligen Kosten aufzufangen Da sich die wirtschaftlichen Verhaltnisse der GBS wider Erwarten nicht verbesserten bot sich dem Verband die gunstige Gelegenheit zum Erwerb Den Beschluss hierzu fassten die Verantwortlichen am 4 Juni 1919 dem die Verhandlungen mit der GBS vor allem um den Kaufpreis folgten Zuvor am 15 Mai 1919 gingen die Nebenbahnen in der GBS auf die Buchfuhrung wurde ruckwirkend zum 1 Januar 1918 vereinheitlicht 5 Am 15 Juli 1919 kaufte der Verband Gross Berlin dann die Grosse Berliner Strassenbahn als Ganzes einschliesslich Vermogen Rechten und Verbindlichkeiten zum Gesamtpreis von 137 5 Millionen Mark auf Die Zahlung erfolgte nominal in vierprozentigen Schuldverschreibungen ab 1 Januar 1920 bis zum 31 Dezember 1949 Zwei Monate darauf erwarb der Verband ausserdem die Berliner Ostbahnen zum Preis von 6 45 Millionen Mark 6 Am 20 September 1919 wurde die Grosse Berliner Strassenbahn AG aus dem Handelsregister geloscht und gleichzeitig die Grosse Berliner Strassenbahn als Kommunalbetrieb eingetragen 4 7 Die Berliner Ostbahnen wurden ihr am 1 Mai 1920 als Betriebsteil angegliedert Die Grosse Berliner Strassenbahn ging mit dem Inkrafttreten des Gross Berlin Gesetzes am 1 Oktober 1920 in den Besitz der Stadtgemeinde Berlin uber ebenso die vormals stadtischen Strassenbahnen von Spandau und Copenick sowie die Strassenbahn der Gemeinde Heiligensee an der Havel Letzte beide wurden am gleichen Tag in die GBS eingegliedert die Spandauer Strassenbahn folgte am 8 Dezember 1920 Funf Tage darauf entstand durch den Zusammenschluss der Stadtischen Strassenbahnen der Berliner Elektrischen Strassenbahnen und der Grossen Berliner Strassenbahn die Berliner Strassenbahn die damit den grossten einheitlich gefuhrten Strassenbahnbetrieb Deutschlands darstellte 4 Die Teltower Kreisbahnen sowie die von ihr betriebene Steglitzer Strassenbahn kamen im April 1921 hinzu 1925 beziehungsweise 1928 folgten die Schmockwitz Grunauer Uferbahn und die Flachbahn Die Schoneicher sowie die Woltersdorfer Strassenbahn blieben weiterhin selbststandig da sich ihre Verwaltungen nach dem Gross Berlin Gesetz weiterhin ausserhalb der Grenzen Berlins befanden obwohl ihre Strecken das Stadtgebiet beruhrten Die Berliner Strassenbahn ab 1923 Berliner Strassenbahn Betriebs Gesellschaft selbst ging 1929 mit Hochbahngesellschaft U Bahn und der ABOAG Omnibus in der Berliner Verkehrs Gesellschaft BVG auf Auflosung 1920 Gross Berlin BearbeitenMit dem Ausruf der Republik nach der Novemberrevolution 1918 war der Weg zum Zusammenwachsen Berlins auch politisch frei der Zweckverband loste sich auf Das Gesetz uber die Bildung einer neuen Stadtgemeinde Berlin Gross Berlin Gesetz vom 27 April 1920 regelte dass die namentlich aufgezahlten Gemeinden oder Gutsbezirke soweit sie zu den Kreisen Teltow Niederbarnim und Osthavelland und der Provinz Brandenburg gehoren aus diesen Verbanden aus scheiden und die neue Stadtgemeinde Berlin bilden Heutige Ortsteile wie Charlottenburg Wilmersdorf oder Schoneberg kamen erst zu diesem Zeitpunkt zu Berlin Alt Berlin mit rund 1 9 Millionen Einwohnern umfasste im Wesentlichen die heutigen Bezirke Mitte und Friedrichshain Kreuzberg ohne Stralau sowie den Ortsteil Prenzlauer Berg Wahrend sich die Einwohnerzahl auf etwa 3 8 Millionen verdoppelte verdreizehnfachte sich die Flache von 66 auf knapp 880 Quadratkilometer bis heute hat sich das Weichbild Berlins in seinen groben Zugen so erhalten Siehe auch BearbeitenGeschichte BerlinsLiteratur BearbeitenVerband Gross Berlin Verwaltungsbericht umfassend die Zeit vom 1 April 1912 bis 31 Marz 1916 Verkehr Berlin 1917 Digitalisat bei der Zentral und Landesbibliothek Berlin Verband Gross Berlin Verwaltungsbericht fur die Zeit des Bestehens des Verbandes vom 1 April 1912 bis 30 September 1920 Berlin 1921 Digitalisat bei der Zentral und Landesbibliothek Berlin Elek Takats Der Verband Gross Berlin vom 19 Juli 1911 bis 1 Okt 1920 seine wirtschaftlichen Aufgaben und Leistungen insbesondere im Verkehrs und Siedlungswesen Inaugural Dissertation der Wirtschafts und Sozialwissenschaftlichen Fakultat der Universitat Koln Koln 1933 Weblinks BearbeitenGross Berlin Gesetz vom 27 Juli 1920 mit Anderungen bis 1990 Memento vom 19 Dezember 2009 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Preussische Gesetzsammlung Jahrgang 1911 Nummer 20 vom 31 Juli 1911 Seite 123 im digitalisierten Dokument Seitenzahl 9 von 24 digitalisiert von der Uniwersytet Jagiellonski Krakau Vor 100 Jahren wurde Berlins Wald gesichert Memento vom 21 Februar 2017 im Internet Archive In Berliner Waldzeitung Senatsverwaltung fur Stadtentwicklung und Umwelt Berlin 2015 S 3 PDF 1 1 MB Autorenkollektiv Strassenbahn Archiv 5 Berlin und Umgebung transpress Berlin 1987 ISBN 3 344 00172 8 S 60 a b c d e Heinz Jung Vor 50 Jahren Schaffung der Berliner Strassenbahn In Berliner Verkehrsblatter Heft 12 1970 S 241 246 Sigurd Hilkenbach Wolfgang Kramer Die Strassenbahnen in Berlin alba Dusseldorf 1994 ISBN 3 87094 351 3 S 15 Autorenkollektiv Strassenbahn Archiv 5 Berlin und Umgebung transpress Berlin 1987 ISBN 3 344 00172 8 S 133 Autorenkollektiv Strassenbahn Archiv 5 Berlin und Umgebung transpress Berlin 1987 ISBN 3 344 00172 8 S 82 83 Normdaten Korperschaft GND 63013 5 lobid OGND AKS VIAF 124917097 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Verband Gross Berlin amp oldid 238595144