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Der Stadtische Friedhof und Urnenhain Tolkewitz ist ein Waldfriedhof im Dresdner Stadtteil Tolkewitz auf dem ausschliesslich Urnenbestattungen stattfinden Der Friedhof liegt neben dem Johannisfriedhof an der Wehlener Strasse und befindet sich in kommunaler Hand Mit einer Grosse von 70 500 Quadratmetern ist er der sechstgrosste Friedhof Dresdens 1 Das Krematorium des Friedhofs galt in den 1920er Jahren als beliebte Touristenattraktion konnte fur 25 Pfennige besichtigt werden und fand auf Postkarten Verbreitung 2 Seit 1985 steht der Urnenhain Tolkewitz in seiner Sachgesamtheit unter Denkmalschutz Krematorium des Urnenhains Tolkewitz von Fritz Schumacher Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Graber 2 1 Grabkunst 2 2 Gedenkstatten 2 3 Personlichkeiten 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIm Jahr 1876 wurde in Mailand das erste europaische Krematorium in Betrieb genommen Zwei Jahre spater nahm das Krematorium Gotha als erstes in Deutschland seinen Betrieb auf Im Jahr 1891 folgten Krematorien in Heidelberg spater weitere in Hamburg Jena und Offenbach am Main 1899 3 nbsp Der Urnenhof des Urnenhains TolkewitzIn Sachsen war die Feuerbestattung per Gesetz erst 1906 zugelassen worden Kurz darauf wurde der Bau eines Krematoriums auch in Dresden beschlossen Die Stadt erwarb 1908 ein 30 000 Quadratmeter grosses Flurstuck im damals noch eigenstandigen Tolkewitz unmittelbar neben dem Johannisfriedhof Im Jahr 1909 wurde mit dem Bau des Krematoriums begonnen Die Plane stammten von Fritz Schumacher die Bauleitung hatte Hans Erlwein inne Die Fassadengestaltung ubernahm Georg Wrba die Arbeiten im Innenraum stammen von Georg Wrba und Otto Gussmann Im Jahr 1911 wurde das Gebaude als inzwischen 25 Krematorium Deutschlands fertiggestellt Die erste Einascherung fand am 22 Mai 1911 statt 4 nbsp Die via funeralis im Winter nbsp Arnold Bocklin Die Toteninsel 3 Version 1883Die Gestaltung der offenen Urnenhalle sowie des Urnenhofs mit seinem Tranenbrunnen stammt von Fritz Schumacher Der Urnenhain wurde nach Planen der Architekten Willy Meyer und Fritz Schumacher angelegt Der Urnenhain Tolkewitz war in Deutschland zu dieser Zeit die erste Gesamtanlage fur Feuerbestattungen 5 Natur und Friedhofsgestaltung gehen eine Symbiose ein Schumacher hatte sich bei der Gestaltung des Friedhofs unter anderem vom kurz vorher eingeweihten Waldfriedhof in Munchen inspirieren lassen 6 Wie eine via funeralis prasentiert sich die lange dunkelumsaumte Allee die auf das Krematorium zufuhrt und sich ebenso wie das Bauwerk selbst in einem schmalen Wasserbecken widerspigelt 4 Von Zeitgenossen wurde die Gestaltung des Krematoriums innerhalb der Friedhofsanlage durch das vorgelagerte Wasserbecken auch mit Arnold Bocklins Gemalde Die Toteninsel verglichen das fur Fritz Schumacher Ausgang des Strebens nach einer neuen Monumentalitat einer feierlichen grossen Architektursprache war 7 und in seinem Arbeitszimmer hing Von 1923 und 1929 wurde der Urnenhain Tolkewitz unter der Leitung des Architekten Paul Wolf umgestaltet und erweitert Im Jahr 1924 entstand das Rosarium im Norden des Friedhofs das 1926 entstandene Kolumbarium ist noch heute das einzige auf Friedhofen im Dresdner Raum Von 1928 bis 1929 wurde der Neue Park angelegt die ostliche Erweiterung des Friedhofs Darin befindet sich auch eine weitlaufige Terrassenanlage mit dem mittig gelegenen Teich der Tranen Vom ursprunglichen Areal wird der neue Teil durch einen Urnenhof heute als Gedenkanlage genutzt sowie gleichartig angelegte Mauerstellen mit Grabern in Reihe getrennt Wolf schuf zudem zehn Brunnen aus Betonwerkstein die zum Bewassern der Grabpflanzen genutzt werden Ziel Wolfs war bei der Umgestaltung des Gelandes das perfekte Zusammenspiel von Baukunst Gartenkunst und Plastik 8 Es entstand ein Friedhof der zu seiner Zeit Vorbildcharakter fur ganz Deutschland hatte und sogar in Reisefuhrern als Gesamtkunstwerk angepriesen wurde dessen Stimmungseindruck von keiner Krematoriumsanlage anderer Stadte erreicht wird 9 In den Anfangsjahren der DDR diente das Gebaude des ehemaligen koniglich sachsischen Landgerichts in Dresden als zentrale Hinrichtungsstatte der DDR Die Leichen der dort Hingerichteten wurden unter grosster Geheimhaltung zum Urnenhain Tolkewitz gebracht und anonym verbrannt Die Asche wurde in Sammelstelle C Feld III vergraben wo die Urnen der Hingerichteten auf einem unbepflanzten Teil der Sammelstelle liegen 10 1957 wurde die zentrale Hinrichtungsstatte nach Leipzig verlegt Ein neues Krematorium wurde 2005 in Betrieb genommen und entspricht heutigen Umweltstandards Graber Bearbeiten nbsp Grab Max Immelmanns mit einer Plastik von Peter PoppelmannGrabkunst Bearbeiten Eine Vielzahl an Grabern des Urnenhains wurde von bekannten Bildhauern geschaffen Max Kuhne schuf das Grab des Kunstsammlers Felix Bondi Grabfeld F von Peter Poppelmann stammt die Plastik auf dem Grabstein von Max Immelmann und die Urnengestaltung des Grabes von Gotthardt Kuehl Sascha Schneider schuf unter anderem das Grabrelief fur den Bildhauer und Maler Robert Spies 1886 1914 Weitere Grabmale wurden unter anderem von Hugo Lederer Martin Pietzsch Robert Ockelmann Oswin Hempel Georg Wrba Rudolf Kolbe Gustav H Wolff Karl Albiker Edmund Moeller Arthur Bock Ferdinand Liebermann und Max Hermann Fritz gestaltet Im Urnenhain Tolkewitz konnen in besonderer Weise die Formenvielfalt und stilistische Varianten von Urnen beobachtet werden nbsp Klassisch antike Form Material Zoblitzer Serpentinit nbsp Urne im Stil der Neorenaissance Material Zoblitzer Serpentinit nbsp Urne mit vergoldeten Sternelementen Material Elbsandstein nbsp Serpentin Urne der 1920er Jahre im Stil der neuen Sachlichkeit nbsp Aufwendiges Urnengrab Elbsandstein Gedenkstatten Bearbeiten nbsp Gedenkstein fur die Opfer der KZs Schwarzheide und FlossenburgAuf dem Friedhof existieren verschiedene Gedenkstatten Im grossen Rosarium im Norden des Friedhofs befindet sich ein Gedenkstein fur sowjetische Zwangsarbeiter Ein Urnenhof unweit des Krematoriums ist als Gedenkanlage fur die Opfer der Konzentrationslager Schwarzheide und Flossenburg konzipiert Am westlichen Rand parallel zur Wehlener Strasse befinden sich zwei Gedenkanlagen Sudwestlich liegt die Gedenkanlage fur die Opfer stalinistischer Gewaltherrschaft und westlich davon die Gedenkanlage fur die Euthanasieopfer der Totungsanstalt Pirna Sonnenstein Ein Gedenkstein unweit des Krematoriums erinnert an die erste Einascherung 1911 und die erste Einascherung nach Wiedereroffnung des Urnenhains die am 21 Januar 1946 stattfand Personlichkeiten Bearbeiten Heinrich Allmeroth 1901 1961 Sanger Eberhardt del Antonio 1926 1997 Schriftsteller James Aurig 1857 1935 Fotograf Heinrich Barkhausen 1881 1956 Physiker und Professor an der TH Dresden Paul Berger 1889 1949 Bildhauer Walter Beltz 1935 2006 Religionswissenschaftler Max Bewer 1861 1921 Schriftsteller Elisabeth Boer 1896 1991 Archivarin Robert Burg 1890 1946 Sanger Wolfgang Dehler 1936 2003 Schauspieler und Sanger Felix Draeseke 1835 1913 Komponist und Schriftsteller Horst Engert 1886 1949 Literaturwissenschaftler Arthur Esche 1857 1940 Jurist und Politiker Fritz Foerster 1866 1931 Chemiker und Rektor der TH Dresden Max Forster 1867 1930 Bauingenieur Siegwart Friedmann 1842 1916 Schauspieler Erhard Frommhold 1928 2007 Kunstwissenschaftler anonym bestattet Alexander Graumuller 1884 1939 Automobilrennfahrer Harry Gravelius 1861 1938 Meteorologe und Rektor der TH Dresden Otto Gussmann 1869 1926 Monumentalmaler Marie Hankel 1844 1929 Schriftstellerin und Forderin des Esperanto Georg Heinsius von Mayenburg 1870 1930 Architekt Heinrich Heitsch 1916 1986 Generalleutnant Max Herfurt 1872 1932 Architekt Ulrike Hessler 1955 2012 Opernintendantin und Autorin Otto Heubner 1843 1926 Internist und Kinderarzt Urnenhof Emil Heuer 1857 1934 Koniglich Sachsischer Hofwagenbauer Inhaber Glaser Karosserie Friedrich von Heyden 1838 1926 Chemiker Max Immelmann 1890 1916 Militarflieger Ernst Jennrich 1911 1954 nach Volksaufstand vom 17 Juni 1953 hingerichtet Urne nach der Wende nach Magdeburg uberfuhrt Willy Katz 1878 1947 Mediziner Bernhard Koban 1931 2022 Grafiker Claus Koepcke 1831 1911 Bauingenieur Schopfer des Blauen Wunders Rudolf Krugener 1847 1913 Chemiker und Unternehmer Gotthardt Kuehl 1850 1915 Maler und Professor an der Kunstakademie Dresden Hugo Kuttner 1879 1945 Unternehmer nicht erhalten Max Lehrs 1855 1938 Kunsthistoriker Direktor des Dresdner Kupferstich Kabinetts Auguste Lewinsohn 1868 1957 Politikerin Kurt Liebmann 1897 1981 Schriftsteller Friedrich Merkel 1892 1929 Kaltetechniker Siegfried Meurer 1908 1997 Maschinenbauer Lotte Meyer 1909 1991 Schauspielerin Richard Mollier 1863 1935 Professor fur Maschinenlehre Rektor der TH Dresden Gustav Neuring 1879 1919 Politiker Alexander Parvus 1867 1924 Journalist Bernhard Pattenhausen 1855 1926 Geodat Direktor des Mathematisch Physikalischen Salons Rektor der TH Dresden Erich Ponto 1884 1957 Schauspieler Walter Reinhold 1898 1982 Bildhauer Etha Richter 1883 1977 Tierbildhauerin Siegfried Ruger 1933 2007 Verkehrswissenschaftler Clara Salbach 1861 1944 Schauspielerin Karl Scheidemantel 1859 1923 Sanger Gerhard Schill 1925 2000 Politiker Max Schippel 1859 1928 Journalist Otto Schubert 1878 1968 Architekt Alfred Schulze 1878 1929 Jurist und Politiker Oskar Seyffert 1862 1940 Grunder des Museums fur Sachsische Volkskunst in Dresden Robert Spies 1886 1914 Bildhauer Jean Louis Sponsel 1858 1930 Direktor des Kupferstichkabinetts des Historischen Museums und des Grunen Gewolbes Robert Sputh 1843 1913 Erfinder des Bierdeckels Hans Erdmann Franz Stosch Sarrasani 1873 1934 Clown und Zirkusdirektor Ludwig Sturm 1844 1926 Portrat und Porzellanmaler Walter Thurmer 1896 1971 Politiker Heinrich Tscharmann 1859 1932 Architekt Paul Wiecke 1862 1944 Schauspieler Regisseur und Schauspieldirektor Karl Woermann 1844 1933 Jurist und KunsthistorikerLiteratur BearbeitenJens Borner et al 100 Jahre Krematorium und Urnenhain Dresden Tolkewitz Sax Verlag Beucha Markkleeberg 2011 Marion Stein Text Thomas Claus Photos Friedhofe in Dresden Verlag der Kunst Dresden 2000 ISBN 90 5705 130 3 Karin Fischer Grabstatten der alma mater dresdensis auf Friedhofen in Dresden und Umgebung 2 erganzte Auflage TU Dresden Dresden 2003 Bernd Beyer Jens Borner Christian Mogel Bearb Kulturhistorisch wertvolle Grabmale und Grabstatten bedeutender Personlichkeiten auf dem Urnenhain Dresden Tolkewitz Friedhofsfuhrer Stadtisches Friedhofs und Bestattungswesen Dresden 2009 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Urnenhain Tolkewitz Sammlung von Bildern Stadtisches Friedhofs und Bestattungswesen Dresden Der Urnenhain Tolkewitz Urnenhain Tolkewitz auf dresdner stadtteile deEinzelnachweise Bearbeiten Stand 2000 vgl Stein S 175 Stein S 131 Stein S 133 a b Stein S 135 Bernd Beyer Jens Borner Christian Mogel Bearb Kulturhistorisch wertvolle Grabmale und Grabstatten bedeutender Personlichkeiten auf dem Urnenhain Dresden Tolkewitz Friedhofsfuhrer Stadtisches Friedhofs und Bestattungswesen Dresden 2009 Stein S 136 Vgl Christian Weller Reform der Lebenswelt durch Kultur In Hartmut Frank Hrsg Fritz Schumacher Reformkultur und Moderne Hatje Stuttgart 1994 S 42 Vgl Stephan Hirzel Hrsg Grab und Friedhof der Gegenwart Callwey Munchen 1927 S 53 Rat der Stadt Dresden Hrsg Dresden Das Buch der Stadt Industrie und Verkehrsverlag Dresden 1924 S 35 Hinrichtungen Grosses weisses Kuvert In Der Spiegel Nr 21 1990 online 20 Mai 1990 51 03682 13 81964 Koordinaten 51 2 12 6 N 13 49 10 7 O Normdaten Geografikum GND 1185444459 lobid OGND AKS LCCN n2013061271 VIAF 307422235 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Urnenhain Tolkewitz amp oldid 234280818