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Hugo Richard Kuttner 17 Marz 1879 in Sehma 8 Mai 1945 in Dresden war ein deutscher Unternehmer der Kunstseidenindustrie in Pirna Hugo Richard Kuttner 1920 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Privatleben 2 Galerie 3 Literatur 4 WeblinksLeben und Wirken BearbeitenHugo Richard Kuttner war Sohn des Unternehmers Friedrich Richard Kuttner der in 3 Generation seit Grundung 1820 erfolgreich eine Fabrik in Sehma leitete die u a Baumwoll Garne herstellte und bearbeitete Zwirnen Bleichen und Farben Kuttner besuchte bis zu seinem 11 Lebensjahr die Schule in seinem Heimatort Sehma Spater absolvierte eine Lehre als Kaufmann in Plauen weilte zu einem Fortbildungsjahr in London und wirkte als Prokurist im vaterlichen Betrieb Friedrich Richard Kuttner ging 1906 in den Ruhestand zog ein Jahr spater nach Dresden um und ubertrug seinem Sohn Hugo Richard Kuttner die Leitung des Unternehmens Die Firma Kuttner hatte sich in Sehma seit den 1870er Jahren sprunghaft entwickelt und versorgte insbesondere die Seidenschnur und Posamentenindustrie mit Rohstoffen Ab 1889 begannen Kunstseiden zunehmend die bislang verwendeten naturlichen Seiden zu verdrangen Das zu dieser Zeit entwickelte Chardonnet Verfahren war wegen seiner Feuergefahrlichkeit jedoch schwierig anwendbar Hugo Kuttners Verdienst bestand darin das Chardonnet Verfahren zur Kunstseidenherstellung zu verbessern und eine effiziente Produktionslinie dafur aufzubauen Dafur baute er 1908 in Deuben im Plauenschen Grund bei Dresden eine kleine Versuchsanlage auf Nachdem die Gefahrlichkeit des Produktionsprozesses bekannt geworden war musste er diesen Produktionsstandort jedoch aufgeben Noch im gleichen Jahr stellte jedoch die Stadt Pirna auf dem Gelande eines ehemaligen Exerzierplatzes an der Stadtgrenze zu Grosssedlitz ein Gelande zur Errichtung eines Kunstseidenwerkes zur Verfugung nachdem die Schaffung von ca 1000 Arbeitsplatzen in Aussicht gestellt wurde Hugo Kuttner siedelte nach Pirna uber baute hier 1908 09 ein Kunstseidenwerk auf Einige Tage vor der geplanten Produktionsaufnahme wurde das Verfahren nach dem Chardonnet Verfahren gestoppt und innerhalb einer Bauzeit von acht bis neun Wochen auf die Herstellung nach dem ungefahrlicheren Viskose Verfahren umgestellt Das Ergebnis war dass 1910 die erste brauchbare Kunstseide in Deutschland nach dem Viskose Verfahren aus der Kuttnerschen Fabrik in Pirna auf den Markt kam Schon 1913 lag der Anteil des Kunstseidenwerks in Pirna an der gesamten Weltproduktion bei ca 6 Das war eine Meisterleistung des Unternehmensgrunders und seiner Mitarbeiter nach einer nur dreijahrigen Betriebsdauer 1920 feierte er das 100 jahrige Firmenjubilaum da er als Grundungsdatum den Kauf einer Zwirnerei durch Christiane Sophie Kuttner in Sehma im Jahr 1820 gelten liess 1924 1925 wurde ein zweites Werk in Pirna errichtet Schon 1913 war er der grosste Arbeitgeber der Stadt zeitweise beschaftigte Kuttner 50 der Arbeitnehmer Pirnas Der Hohepunkt war 1928 erreicht als er 5688 Arbeiter und Angestellte zahlte Die Zeitlaufe gingen auch an Kuttners Unternehmen nicht spurlos voruber Beginn und Ende des Ersten Weltkriegs das Ende der Monarchie mit der Herrschaft der Arcbeiter und Soldatenrate der Kapp Putsch die Hochinflation und die Reparationen fuhrten dazu langere Zeit die Produktion aus Rohstoff und Personalmangel einzustellen 1920 wurde das Unternehmen in eine Offene Handelsgesellschaft OHG umgewandelt Grunde lagen im wachsenden Kreditbedarf u a fur Stillstandsreparaturen die Ausweitung des Werks 1924 1925 und die damit verbundenen Sicherheiten fur die Banken 1927 wurde das Werk in eine Aktiengesellschaft AG umgewandelt bei der Kuttner und seine beiden Tochter jedoch Alleineigentumer blieben Anfang der 1930er Jahre verschlechterte sich die finanzielle Situation durch die Weltwirtschaftskrise Durch den dramatischen Preisverfall der Produkte und fehlende Kaufkraft verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation des Unternehmens Die Produktion von Viskoseseide und Kupferkunstseide wurde Anfang der 1930er Jahre fur Monate eingestellt Ein Teil der Arbeiter und Angestellten musste entlassen werden Die Unzufriedenheit der arbeitenden Menschen fuhrte im Werk zu einer zunehmenden Politisierung Die KPD erstarkte Bei den politischen Agitationen war die Person Hugo Kuttner das Hauptziel der Kritik da ein Einzelner weit einfacher und schlagkraftiger zu kritisieren war als die anonyme Leitung einer Aktiengesellschaft Der Zorn der Arbeiterbewegung richtete sich gegen Kuttner personlich er wurde als Ausbeuter hingestellt Der Betriebsratsvorsitzende und kommunistische Reichstagsabgeordnete Siegfried Radel war sein Gegenspieler Das Kunstseidenwerk war noch immer grosster Arbeitgeber obwohl es 1932 mit ca 2200 Beschaftigten weniger als halb so gross wie fruher war Von 1927 bis 1930 erzielte das Unternehmen keinen Gewinn von 1931 bis 1933 standen die Anlagen sogar still Wegen der Schwierigkeiten ubernahmen die Banken das Unternehmen Anfang 1934 kam eine Sanierung des Unternehmens zustande Ein Bankenkonsortium stellte neue Kredite zur Verfugung bei gleichzeitiger Sicherungsubereignung der Aktien In den nachfolgenden Jahren wurden Sanierungsprogramme entwickelt die grosse Erfolge erzielten Der Markt entwickelte neue Nachfrage die Preise wurden stabil Produktionsquoten wurden von einem Kunstseidensyndikat festgelegt 1936 zahlte das Unternehmen erstmals eine Dividende 1934 1935 bekam Kuttner Schwierigkeiten mit den nationalsozialistischen Machthabern Mit ihrem Einzug in das Betriebsgeschehen fuhrte Hugo Kuttner einen jahrelangen aber auch erfolglosen Kampf gegen die Nationalsozialisten die in Fuhrungspositionen des Werks in Vorstand und Aufsichtsrat der AG beschaftigt waren Hugo Kuttner der kein Parteimitglied war wurde wegen angeblicher Storung des Betriebsfriedens in Schutzhaft genommen Aus der Schutzhaft wurde er entlassen und durfte sein Werk erst zeitweise dann dauernd nicht mehr betreten In der Folgezeit liess sein Einfluss auf sein Werk nach und er wurde hinaus gedrangt Das Aktienkapital von Hugo Kuttner wurde auf Veranlassung von Gauleiter Martin Mutschmann durch einen rechtswidrigen Vertrag eingezogen und an eine staatseigene Bank weiterverkauft Die letzten zehn Jahre seines Lebens fuhrte er einen harten aber letztendlich erfolglosen Kampf gegen den unberechtigten Machtanspruch der Nationalsozialisten in seinem Unternehmen Hugo Kuttner nahm alle hiermit verbundenen Erniedrigungen seiner Person mit in Kauf Was man ihm nicht nehmen konnte war seine Standhaftigkeit Willenstarke und die Fursorge fur seine Familie und die seiner Mitarbeiter im Kunstseidenwerk Bis Ende des Jahres 1944 befand sich das Kunstseidenwerk in standiger Aufwartsentwicklung Hauptursache hierzu waren die ausgezeichneten Patente fur das Viskose und Kupferkunstseide Verfahren die Grundlage fur die exzellente Qualitat und Wirtschaftlichkeit der Produkte waren Noch im Jahr 1952 wurden nach dem Zusammenbruch in Pirna geraubte Kuttner Patente westdeutschen Konkurrenzunternehmen sowie Unternehmen in USA und Japan zum Kauf angeboten und auch vereinzelt wegen ihrer grossen Rationalisierungspotentiale verkauft Kuttner starb bei Kriegsende am 8 Mai 1945 auf einer Fahrradfahrt von Dresden nach Pirna zum Kunstseidenwerk Er wurde auf dem Friedhof Dresden Tolkewitz bestattet die dortige Grabstelle ist nicht mehr vorhanden Eine Grabplatte mit Hugo Kuttners Namen befindet sich auch an der Grabstatte der Familie Kuttner an der Pauluskirche in Sehma Mit Einmarsch der Roten Armee in Pirna am 8 Mai 1945 wurde die Produktion im Kunstseidenwerk eingestellt allerdings nur fur 18 Tage Dann wurde der Betrieb zunachst wieder aufgenommen bis das Werk demontiert und in die Sowjetunion transportiert wurde Spater wurde es am selben Ort in Pirna neu wiederaufgebaut und jahrzehntelang weiter betrieben Der Hohepunkt der Produktion wurde 1977 erreicht Das Kunstseidewerk uberdauerte noch die politische Wende 1989 bis es 1993 durch Konkurs endete Es wurde abgewickelt weil es nicht konkurrenzfahig und weil die Produktion umwelt und gesundheitsschadlich war Auf dem ehemaligen Werksgelande befindet sich heute der Industrie und Gewerbepark An der Elbe Von den historischen Gebauden sind mit Ausnahme der Werkssiedlung Piependorf nur einige wenige Gebaudereste erhalten In der DDR genoss Kuttners Gegenspieler der Arbeiterfuhrer Siegfried Radel den grosseren Ruhm In Pirna wurde nach der Wende auf dem ehemaligen Werksgelande eine Strasse nach Hugo Kuttner benannt Das Thuringische Institut fur Textil und Kunststoff Forschung e V vergab 2011 anlasslich der Eroffnung des neuen Technikum Gebaudes in ihrem 20 Jubilaumsjahr und in Anerkennung der Lebensleistung dieses Pioniers der deutschen Chemiefaserindustrie dem Technikum den Namen Technikum Hugo Richard Kuttner Privatleben Bearbeiten Hugo Kuttner heiratete 1910 Toni Schuller 1884 1968 aus Plauen Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor von denen zwei bereits im fruhen Kindesalter verstarben 1913 kaufte Kuttner eine Villa mit einem Park zwischen der heutigen Konigsteiner Strasse Einsteinstrasse und An der Gottleuba Er liess das Haus umbauen und den Park gestalten 1920 feierte er hier das Firmenjubilaum und spater wohnte seine Tochter Marga mit ihrer Familie hier Das Gebaude das heute als Kuttnervilla bekannt ist wurde danach als Klubhaus und Pionierhaus genutzt und stand danach leer Seit 2011 befindet sich im sanierten Gebaudekomplex die Musikschule Sachsische Schweiz e V Galerie Bearbeiten nbsp Fr Kuttner AG Werbeanzeige 1928 nbsp Sachsisches Kunstseidenwerk in Pirna links und im Hintergrund rechts die Werksanlagen rechts die fur einen Teil der Belegschaft erbauten Werkswohnungen Aufnahme um 1925 32 nbsp Produktionslinie im Sachsischen Kunstseidenwerk Pirna Aufnahme 1970 nbsp Gedenkspule aus Sandstein am ehemaligen Werksstandort an der Dresdner Strasse in Pirna nbsp Grabstelle der Fabrikantenfamilie Kuttner in Sehma mit der Gedachtnisinschrift fur Hugo Kuttner auf der rechten Inschriftenplatte nbsp Wohnhaus der Familie Kuttner Kuttner Villa in Pirna jetzt MusikschuleLiteratur BearbeitenKlaus Muller Georg Heinrich Treitschke Kunstseide aus Pirna Ein Unternehmen in Deutschlands Zeitlaufen Grun Weiss Nr 45 Verlag Gunter Oettel Gorlitz Zittau 2014 ISBN 978 3 944560 12 0 Otto Weiss Die Firma Kuttner AG Sehma und Pirna i Sa Ihr Anfang Aufstieg und Entwicklung J J Weber Leipzig 1932 Weblinks BearbeitenDie Unternehmerfamilie Kuttner S 4 PDF 507 kB Fruhe Dokumente und Zeitungsartikel zur Kunstseidefabrik Fr Kuttner AG in den Historischen Pressearchiven der ZBWNormdaten Person GND 140908943 lobid OGND AKS VIAF 107879205 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kuttner HugoALTERNATIVNAMEN Kuttner Hugo Richard vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Unternehmer Kunstseideproduzent in PirnaGEBURTSDATUM 17 Marz 1879GEBURTSORT SehmaSTERBEDATUM 8 Mai 1945STERBEORT Dresden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hugo Kuttner amp oldid 239305730