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Der als Taler auf die Einnahme von Gotha bezeichnete Guldengroschen 1 2 ist eine 1567 gepragte Gedenkmunze des sachsischen Kurfursten August 1553 1586 mit einem demonstrativ grossen Kurschild auf der Vorderseite und neun Zeilen Schrift auf der Ruckseite Die Inschrift beinhaltet die vom Kaiser beauftragte und von Kurfurst August ausgefuhrte Reichsexekution Anlass der Pragung war die Beendigung der als letzter Landfriedensbruch geltenden Grumbachschen Handel Taler von 1567 auf die Einnahme von Gotha aus der Munzstatte Dresden Durchmesser 40 mm 28 62 g Inhaltsverzeichnis 1 Munzgeschichtliche Zusammenhange 1 1 Tentzels Erlauterung 1 2 Kohlers Erklarungen zu den Hauptpersonen der Episode 1 2 1 Kanzler Christian Bruck 1 2 2 Ritter Wilhelm von Grumbach 1 2 3 Herzog Johann Friedrich der Mittlere 2 Munzbeschreibung 2 1 Vorderseite 2 2 Ruckseite 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseMunzgeschichtliche Zusammenhange BearbeitenDer Schmalkaldische Krieg wurde am 19 Mai 1547 durch die Wittenberger Kapitulation beendet Die Ernestiner verloren ihre Kurwurde an die Albertiner Das hatte auch die endgultige Munztrennung zur Folge Der neue albertinische Kurfurst Moritz 1541 1547 1553 munzte nur noch in seinem eigenen Namen 3 Nachdem Johann Friedrich der Grossmutige 1532 1547 1554 als geborener Kurfurst natus elector gestorben war hatte sein altester Sohn Johann Friedrich II der Mittlere in den Jahren 1566 1567 sich der falschen Hoffnung hingegeben die Kurwurde und das verlorene Kurland zuruckgewinnen zu konnen Der wegen Landfriedensbruch in der Reichsacht stehende frankische Reichsritter Wilhelm von Grumbach ermunterte ihn dazu um seine eigenen Plane zu verwirklichen Der albertinische Kurfurst August von Sachsen belagerte im Auftrag des Kaisers Maximilian II 1564 1576 Gotha und die Burg Grimmenstein Das Ergebnis war die Plunderung und Zerstorung der Stadt Der Grimmenstein wurde bis auf die Grundmauern geschleift 4 Die Ubergabe Gothas erfolgte am 13 April 1567 an Kurfurst August der als Vollstrecker der Reichsacht seit 24 Dezember 1566 die Stadt und die Burg belagert hatte Die Reichsacht war am 12 Dezember 1566 wegen der Grumbachschen Handel uber Herzog Johann Friedrich den Mittleren ebenfalls verhangt worden 5 Nachdem Kurfurst August Gotha eingenommen hatte liess er einen Gedenktaler mit demonstrativ grossem Kurschild und neunzeiliger Inschrift in grosserer Stuckzahl bezogen auf den ersten Typ pragen Als Kriegskostenentschadigung erhielt er vom Kaiser die Amter Weida Arnshaugk Ziegenruck und Sachsenburg 6 Herzog Johann Friedrich der Mittlere blieb bis zu seinem Tod in habsburgischer Haft Am 9 Mai 1595 starb er auf Schloss Steyr in Gefangenschaft 7 Tentzels Erlauterung Bearbeiten nbsp Der Polyhistor Wilhelm Ernst Tentzel Nach der Ausgabe des Talers auf die Einnahme von Gotha wurde auch die grausame Hinrichtung der Reichsfeinde bekannt Wilhelm Ernst Tentzel erlautert in seiner Saxonia Numismatica die Bestrafung der geachteten und belagerten Feinde Die beschriebene Bestrafung stammt ursprunglich aus einer so Tentzel volligen Beschreibung dieses Gothaischen Krieges die im darauf folgenden Jahr 1568 in Strassburg entdeckt wurde Grumbach und der Kanzler Bruck wurden demnach lebendig geviertheilet Wilhelm von Stein gekopfft hernach gevierteilet Brandenstein gekopfft Beyer gehenckt David Baumgartner von Augspurg als Mit Schuldiger des Auffruhrs gekopfft Der Bauers Junge welchen sie zu ihrer Zauberey gemissbraucht hatten wurde gehenckt Zuvor aber Hertzog Johann Friedrich gefangen weggefuhret Welches alles Luckius 8 aus Langueti weitlauffiger Erzehlung kurz zusammen ziehet 9 Es scheint so Tentzel Chur Furst August habe um keiner andern Ursache willen das blosse Schild mit den Creutz weise gelegten Chur Schwerdtern auff diese Thaler gesetzt alss anzuzeigen dass er nunmehro erst recht Chur Furst ware 10 Die Vorderseite zeigt als Munzbild allein den demonstrativ grossen Kurschild Auf das sonst ubliche herzoglich sachsische Wappenschild hat der Kurfurst verzichtet Kohlers Erklarungen zu den Hauptpersonen der Episode Bearbeiten Johann David Kohler befasste sich in seiner wochentlich erscheinenden Historischen Munzbelustigung ausfuhrlich mit den drei Hauptpersonen dieses Trauerspieles 11 Das sind Herzog Johann Friedrich der Mittlere Ritter Wilhelm von Grumbach sowie der Sachsen Gothaer Kanzler Christian Bruck Aus seinen umfangreichen historischen Erklarungen kann Folgendes hier erganzt werden Kanzler Christian Bruck Bearbeiten Er muss gleich nach des gebohrenen Churfurstens Joh Friedrichs zu Sachsen A 1554 erfolgten Ablebens so Kohler von dessen drey gemeinschaftlichen regierenden Sohnen zum Rath und Cantzler angenommen worden sein Nach der Einnahme von Gotha wurde Christian Bruck am 18 April 1567 wegen Landfriedensbruch verurteilt nachdem er vorher am 14 April peinlich befragt wurde Noch am Tag der Verurteilung erfolgte die grausame Hinrichtung Er ist in 4 Stucken zerschnitten und vertheilet worden Die gevierteilte Leiche Brucks wurde auf die Strassen bei der Leine Muhle gegen Waltershausen zu aufgestecket 12 Ritter Wilhelm von Grumbach Bearbeiten Der muthwillige Haupt Aufruhrer Wilhelm von Grumbach hat nach den von Kohler genannten Anklagepunkten Eins bis Vier den Markgraflichen Krieg erregt den Bischof zu Wurzburg Melchior Zobel in Wurzburg erschiessen lassen die Stadt Wurzburg mit 800 Mann uberfallen und geplundert sowie Kurfurst August von Sachsen nach Leib und Leben getrachtet 13 Grumbach wurde mit Kanzler Christian Bruck und Wilhelm von Stein am 18 April 1567 auf dem Marktplatz von Gotha gevierteilt Herzog Johann Friedrich der Mittlere Bearbeiten Die Verhaftung Herzog Friedrichs des Mittleren erfolgte weil er aus Eigensinn und Vermessenheit dem geachteten Grumbach und seinen Mitgenossen beharrlich Aufenthalt und Unterschlupf gewahrt hat Gotha und die Burg Grimmenstein wurden vom 24 Dezember 1566 bis zum 13 April des folgenden Jahres belagert und zur Ubergabe gebracht 14 In einer eigenhandigen Notiz beklagte der gefangene Herzog Friedrich dass man durch untreuer Leut pracktiken dey sic Festung Grimstein und Gottaw one Ursach aufgeben habe 15 Kurfurst August war bis zu seinen Tod 1595 Vormund der beiden Sohne des in kaiserlicher Haft sitzenden Herzogs Die Prinzen Johann Casimir und Johann Ernst waren wahrscheinlich froh daruber dass sie wieder in die vaterlichen Besitzungen eingesetzt wurden Sie haben auf jegliche Extravaganzen verzichtet 16 Munzbeschreibung BearbeitenDer als Taler auf die Einnahme von Gotha bezeichnete Guldengroschen kommt in drei Varianten vor 17 mit der Jahreszahl auf der Ruckseite haufig mit der Jahreszahl auf beiden Seiten 18 nicht so haufig als Talerklippe sehr selten Von der ersten Variante existiert ein vierfacher Dicktaler der ausserst selten ist 19 Kurfurst August liess den Guldengroschen in der Munzstatte Dresden unter Munzmeister Hans Biener 1556 1601 dem ersten Munzmeister der 1556 neu errichteten Dresdner Munze pragen Die nach dem sachsischen Munzfuss 1558 1571 gepragte silberne Talermunze wiegt theoretisch 29 00 Gramm die abgebildete Munze 28 62 Gramm der Durchmesser betragt 40 Millimeter Nach der sachsischen Munzordnung vom 27 September 1558 wurde der Guldengroschen im Wert zu 24 Groschen mit einem Silberfeingehalt von 14 Lot 8 Gran 902 78 ausgepragt 20 Vorderseite Bearbeiten Munzbild siehe oben nbsp Maskaron auf der VorderseiteDie Vorderseite zeigt einen demonstrativ grossen Kurschild in einer Renaissancekartusche Unter dem Wappenschild befindet sich das Munzmeisterzeichen HB ligiert des Munzmeisters Hans Biener oben ein Maskaron Umschrift TANDEM BONA CAVSA TRIVMPHAT Ubersetzung Endlich siegt die gute Sache 21 Ruckseite Bearbeiten Neun Zeilen Schrift MDLXVII GOTHA CAPTA SVPPLICIO DE PRO SCRIPTIS IMP erii HOS TIB us OBSESS is SVMPTO COETERISQ ue FVGATIS AVGVSTVS D ux SAXO niae ELECTOR amp c F ieri F ecit Ubersetzung Als 1567 Gotha eingenommen die Strafe an den geachteten belagerten Reichsfeinden vollzogen und die ubrigen in die Flucht geschlagen worden liess August Herzog zu Sachsen und Kurfurst diese Munze machen 22 Siehe auch BearbeitenSachsische Munzgeschichte Munzgeschichte des Herzogtums Sachsen 1547 1572 Munzgeschichte des Hauses Sachsen Weimar 1572 1870 Schmalkaldischer Bundestaler der Hauptleute des Schmalkaldischen Bundes des sachsischen Kurfursten Johann Friedrichs des Grossmutigen und des Landgrafen Philipps von Hessen Philippstaler Hessen Taler des Landgrafen Philipps von Hessen Gothaer Belagerungsklippen Notpragung wahrend der Belagerung von Gotha Taler der Sohne Johann Friedrichs des Grossmutigen wahrend seiner Gefangenschaft Taler Johann Friedrichs des Grossmutigen nach seiner Gefangenschaft Alleinpragungen Johann Friedrichs II von SachsenLiteratur BearbeitenPaul Arnold Die sachsische Talerwahrung von 1500 bis 1763 Schweizerische numismatische Rundschau Band 59 1980 Julius Erbstein Albert Erbstein Die Ritter von Schulthess Rechberg sche Munz und Medaillen Sammlung Zweite Abteilung S 127 Taler und Geschichte Julius Erbstein Albert Erbstein Erorterungen auf dem Gebiete der sachsischen Munz und Medaillen Geschichte bei Verzeichnung der Hofrath Engelhardt schen Sammlung Dresden 1888 S 68 Erste und zweite Sorte mit Geschichte Heinz Fengler Gerd Gierow Willy Unger transpress Lexikon Numismatik Berlin 1976 Walther Haupt Sachsische Munzkunde Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1974 S 224 Taler auf die Einnahme von Gotha Zwei Arten und Talerklippe S 275 279 Text und Ubersetzung Helmut Kahnt Das grosse Munzlexikon von A bis Z H Gietl Verlag Regenstauf 2005 Johann David Kohler Historischer Munz Belustigung Zwolffter Theil Christoph Weigels d A seel Witwe Nurnberg 1740 Digitalisat bei BSB digital darin S 154 160 Ritter Grumbach S 234 240 Johann Friedrich II S 401 408 Kanzler Bruck Otto F Muller Sammlung Otto Merseburger umfassend Munzen und Medaillen von Sachsen Verkaufskatalog Leipzig 1894 S 29 Nr 676 Vierfacher Dicktaler als vierfacher Taler sonst nirgends verzeichnet Nr 678 und Nr 679 Wolfgang Steguweit Geschichte der Munzstatte Gotha vom 12 bis zum 19 Jahrhundert Weimar 1987 Wilhelm Ernst Tentzel Saxonia Numismatica oder Medaillen Cabinet von Gedachtniss Muntzen und Schau Pfennigen Welche die Durchlauchtigsten Chur und Fursten zu Sachsen Albertinischer Haupt Linie pragen und verfertigen lassen Christian Wermuth Frankfurt am Main und Leipzig 1705 Digitalisat bei BSB digital Einzelnachweise Bearbeiten Walther Haupt Sachsische Munzkunde 1974 S 224 Taler auf die Einnahme von Gotha Wolfgang Steguweit Geschichte der Munzstatte Gotha 1987 S 43 Taler auf die Einnahme Gothas Paul Arnold Kurfurst August 1553 1586 und das sachsische Munzwesen In Numismatische Hefte Nr 20 Dresden 1986 S 13 Wolfgang Steguweit Geschichte der Munzstatte Gotha 1987 S 43 Bis auf die Grundmauern niedergerissen Julius Erbstein Albert Erbstein Erorterungen auf dem Gebiete der sachsischen Munz und Medaillen Geschichte 1888 S 68 Julius und Albert Erbstein Die Ritter von Schulthess Rechberg sche Munz und Medaillen Sammlung Zweite Abteilung S 127 Taler und Geschichte Wolfgang Steguweit Geschichte der Munzstatte Gotha 1987 S 44 Johann Jacob Luckius Sylloge numismatum elegantiorum Strassburg 1620 Wilhelm Ernst Tentzel Saxonia Numismatica 1 Buch S 126 Wilhelm Ernst Tentzel Saxonia Numismatica 1 Buch S 128 Johann David Kohlers Historischer Munz Belustigung 12 Theil S 402 51 Stuck vom 21 Dezember 1740 Johann David Kohlers Historischer Munz Belustigung 12 Theil S 401 408 51 Stuck vom 21 Dezember 1740 Johann David Kohlers Historischer Munz Belustigung 12 Theil S 152 153 20 Stuck vom 18 Mai 1740 Johann David Kohlers Historischer Munz Belustigung 12 Theil S 234 30 Stuck vom 27 Juli 1740 Johann David Kohlers Historischer Munz Belustigung 12 Theil S 235 30 Stuck vom 27 Juli 1740 Wolfgang Steguweit Geschichte der Munzstatte Gotha 1987 S 46 Wilhelm Ernst Tentzel Saxonia Numismatica 1 Buch 1714 S 123 und 3 Buch Abb Tab 12 acsearch Taler auf die Einnahme von Gotha mit der Jahreszahl auf beiden Seiten Otto F Muller Sammlung Otto Merseburger 1894 S 29 Nr 676 Vierfacher Dicktaler sonst nirgends verzeichnet Paul Arnold Die sachsische Talerwahrung von 1500 bis 1763 Schweizerische numismatische Rundschau Band 59 1980 S 68 Walther Haupt Sachsische Munzkunde 1974 S 279 Walther Haupt Sachsische Munzkunde 1974 S 275 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Taler auf die Einnahme von Gotha 1567 amp oldid 230846515