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Die Kirche St Martin ist die romisch katholische Pfarrkirche von Meilen am rechten Zurichseeufer im Kanton Zurich Kirche St MartinAnsicht von Osten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte und Namensgebung 1 2 Entstehungs und Baugeschichte 2 Baubeschreibung 2 1 Kirchturm und Ausseres 2 2 Innenraum und kunstlerische Ausstattung 2 3 Orgel 3 Trivia 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorgeschichte und Namensgebung Bearbeiten Schon im Mittelalter gab es in Meilen eine Kirche die dem hl Martin von Tours geweiht war Diese Kirche wurde zwischen 878 und 965 wahrscheinlich vom Kloster Sackingen gegrundet 965 schenkte Otto der Grosse Kirche Kirchensatz und Zehnten dem Kloster Einsiedeln Nach der Reformation in Zurich im Jahr 1523 war der katholische Kult in den Untertanengebieten von Zurich verboten Die mittelalterliche Kirche von Meilen wurde fortan fur reformierte Gottesdienste verwendet Das Toleranzedikt von 1807 erlaubte erstmals seit der Reformation wieder katholische Gottesdienste im Kanton Zurich zunachst allerdings ortlich auf Zurich beschrankt Die Niederlassungsfreiheit der Helvetischen Republik und spater im Schweizer Bundesstaat ermoglichte den Zuzug von Katholiken aus der Zentral und der Ostschweiz aber auch aus dem nahen katholisch gepragten Ausland Der Bau neuer Strassen und die Eroffnung der Rechtsufrigen Zurichseebahn im Jahr 1894 sowie die Nahe zur Stadt Zurich forderten die weitere Entwicklung von Meilen Als im Bezirk Meilen in Mannedorf im Jahr 1864 die erste katholische Missionsstation und die spatere Pfarrei St Stephan gegrundet wurde gehorten die Katholiken von Meilen auch dazu Eine zweite Moglichkeit fur den Gottesdienstbesuch am rechten Zurichseeufer bestand nach der Grundung der Pfarrei St Georg in Kusnacht ab dem Jahr 1898 Entstehungs und Baugeschichte Bearbeiten Der weitere Zuwachs der katholischen Bevolkerung von Meilen liess den Wunsch aufkommen dass auch in Meilen eine katholische Pfarrei aufgebaut werde Bereits im Jahr 1893 konnten die katholischen Kinder von Meilen im Ort den Religionsunterricht besuchen 1921 wurde an der Versammlung des katholischen Mannervereins die Anregung gemacht auch in Meilen eine eigene Gottesdienstgelegenheit zu schaffen Dazu wurde ein katholischer Kirchenbauverein gegrundet Die Suche nach einem geeigneten Gottesdienstlokal gestaltete sich jedoch schwierig 1933 wurde man im Betriebsgebaude des Elektrizitatswerkes fundig Der schlichte Saal wurde als Notkapelle hergerichtet und am 24 September 1933 fand darin der erste katholische Gottesdienst in Meilen seit der Reformation statt 1 Per 6 Oktober 1935 wurde Meilen zum Pfarrrektorat erhoben und von Mannedorf abgetrennt In den Jahren 1935 1937 konnte das Areal fur den Bau einer spateren Pfarrkirche erworben werden Die fehlenden finanziellen Mittel und der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs erschwerten jedoch das Projekt eines Kirchbaus Am 19 November 1950 erfolgte die Grundsteinlegung der Kirche St Martin Nach Planen des Architekten Otto Glaus wurde die schlichte Saalkirche mit quer angebautem Pfarrhaus erbaut Am 10 Juni 1951 wurde die Kirche durch den Bischof von Chur Christian Caminada benediziert 2 Die offentlich rechtliche Anerkennung der katholischen Kirche im Kanton Zurich im Jahr 1963 ermoglichte den weiteren Ausbau der Kirche und des Gemeindelebens in Meilen So wurde der freistehende Betonturm der Kirche im Jahr 1969 nach Planen des Architekten Otto Glaus errichtet Am 28 Juni 1969 wurden die vier Glocken in den Turm aufgezogen Im Jahr 1974 erfolgte die Anpassung der Kirche an die Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils nach Planen des Architekten H R Kuhn Zurich Der Churer Bischof Johannes Vonderach weihte 1974 die Kirche ein 3 1977 1978 wurde an das Pfarrhaus und an die Kirche ein Pfarreizentrum angebaut Es bestand aus einem Pfarreisaal und einem Unterrichtszimmer 4 Nachdem in den 1980er Jahren die Bausubstanz der Kirche immer schlechter geworden war wurde der Neubau einer Kirche diskutiert spater dann fallen gelassen 1993 wurde der Kredit fur eine umfassende Sanierung samt Erweiterung der Kirche von der Kirchgemeindeversammlung bewilligt In den Jahren 1994 1995 wurde die Kirche durch einen Anbau an den Chor durch eine Werktagskapelle erweitert Hierbei wurde auch das Pfarreizentrum erweitert Dies geschah nach Planen des Architekten Rudolf Mathys Die Pfarrei St Martin ist mit ihren 3 206 Mitgliedern Stand 2021 eine der kleineren katholischen Kirchgemeinden des Kantons Zurich 5 Baubeschreibung BearbeitenKirchturm und Ausseres Bearbeiten nbsp Der KirchturmDie Kirche St Martin befindet sich zwischen der Stelzen und der Bruechstrasse in Meilen unweit des Bahnhofs Uber eine Aussentreppe und einen Vorplatz gelangt der Besucher zur Kirche St Martin Aufgrund der Topografie und des Strassenverlaufs konnte die Kirche nicht geostet erbaut werden sondern ist auf Nordwesten ausgerichtet Der eigentliche Kirchbau von 1950 ist eine schlichte langsrechteckige Saalkirche mit Giebeldach das ursprunglich durch einen niedrigen Dachreiter mit Platz fur drei Glocken abgeschlossen wurde Der Anbau der Werktagskapelle aus dem Jahr 1994 1995 setzte einen neuen architektonischen Akzent Der Kirchturm aus Beton der 1969 hinzugebaut wurde verweist von Weitem auf die Lage der Kirche Obwohl vom gleichen Architekten wie die Kirche erbaut hebt sich der Kirchturm sowohl durch das Material Beton als auch durch seine kubischen Formen von der Kirche deutlich ab Der Grund hierfur liegt in der geplanten aber nicht realisierten Gesamtuberbauung des angrenzenden Areals durch die reformierte Kirchgemeinde Die vier Glocken wurden von H Ruetschi Aarau gegossen und haben ein Gesamtgewicht von 3950 kg und die Tonreihe d f g und a Die Glocken wurden am 27 Juni 1969 durch die Schuljugend in den Turm aufgezogen 6 Nummer Ton Widmung Inschrift1 d Hl Dreifaltigkeit Himmel und Erde sind erfullt von Deiner Herrlichkeit 2 f Maria Meine Seele lebt den Herrn und mein Geist jubelt in Gott meinem Retter 3 g hl Martin Martinus hat mich mit diesem Mantel bekleidet 4 a Jugend Lobt froh den Herrn in jugendlichen Chore Innenraum und kunstlerische Ausstattung Bearbeiten nbsp InnenansichtDas Innere der Kirche ist seit der Neugestaltung in den Jahren 1994 1995 in rotliches Licht getaucht das von den Buntglasfenstern im Kirchenschiff erzeugt wird Milchglas das den Buntglasfenstern vorgesetzt wurde dampft die Farbgebung ab Die Konstruktion des Altarbereichs und der daran angebauten Werktagskapelle lasst den Eindruck eines eingezogenen Chores entstehen Tatsachlich ist dem Altarbereich eine Art Lettner vorgebaut hinter dem der breitrechteckige Altarbereich die volle Hohe des Kirchbaus ausnutzt Die Konzeption der Kirche von 1950 ging vom Massverhaltnis 1 2 aus auf das man an der ursprunglichen Kirche immer wieder stosst am deutlichsten im Innenraum dessen Lange doppelt so gross ist wie die Breite Auch die Fenster der Saalkirche weisen ahnliche Proportionen auf haben die sechs Fenster doch eine Hohe von 6 Metern und eine Breite von annahernd 3 Metern 7 Die Werktagskapelle ist deutlich niedriger als der ursprungliche Kirchbau Abgeschlossen wird die Kapelle und damit das ganze Kirchgebaude durch eine Frontwand in die ein Buntglasfenster in Kreuzform eingelassen ist Das Mobiliar im Altarraum wurde nach einem kunstlerischen Konzept von Carlos Matter Farbgebung der sechs Fenster im Kirchenraum Gestaltung des Altarraums und Sr Raphaela Burgi Glasfenster im Altarraum und Seitenfenster der Werktagskapelle gestaltet Das Seitenfenster der Kapelle folgt den beiden Satzen aus dem Psalmen Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht ich furchte kein Unheil denn du bist bei mir Psalm 23 Er beschirmt dich mit seinen Flugeln unter seinen Schwingen findest zu Zuflucht Psalm 91 8 Altar Ambo Tabernakel das Chorgestuhl sowie der Sockel des Taufsteins bilden durch die orientalisierenden Muster eine Einheit Die neuen Elemente erganzen die ubernommenen alteren Elemente wie den Taufstein oder das Altarkreuz und den Osterkerzenleuchter von Alfred Huber Rumlang Die anderen liturgischen Elemente von Alfred Huber welche die Kirche zwischen 1974 und 1994 gepragt hatten Altar Ambo wurden dagegen durch neues liturgisches Mobiliar ersetzt Der Kunstler Carlos Matter schreibt zur Gestaltung des Altarraums 1995 Hier sind Aspekte des Lebens und Wirkens von Sankt Martin in verschlusselter Weise thematisiert Die Basis ist bei allen Elementen aus Beton die Abdeckungen oder Aufsatze sind aus Serpentin In Ubertragung auf St Martin steht der Beton fur das Leben als Krieger und der Naturstein verweist auf das Leben als Mann des Geistes Der Tabernakel ist ganz aus Stahl die Rustung des Ritters Im oberen Teil ist das ewige Licht integriert der Kopf als Sitz des Geistes 9 Am Ambo konnen Tucher in den liturgischen Farben eingehangt werden welche auf den Mantel des hl Martin von Tours verweisen Im Eingangsbereich sind Glasfenster welche 1974 in die sechs Fenster der Kirche eingebaut worden waren sowie ein Fresko von Mario Comensoli erhalten geblieben 10 Dieses Fresko stellt den hl Georg im Kampf gegen den Drachen dar 11 Orgel Bearbeiten nbsp Spath Orgel von 2003 nbsp Am 26 August 1951 konnte die erste Orgel der Kirche ihrer Bestimmung ubergeben werden Es handelte sich um ein Instrument das eigentlich fur eine Kirche in Spanien erbaut worden war und dann nicht ausgeliefert werden konnte Nachdem verschiedene Gutachten den Neubau einer Orgel nahelegten wurde 1999 eine Orgelkommission mit der Beschaffung eines neuen Instruments beauftragt Rudolf Scheidegger Organist am Grossmunster und Dozent an der Musikhochschule Zurich begleitete die Orgelkommission und nahm die Einweihung der neuen Orgel vor Die 2002 2003 erbaute Orgel mit rein mechanischer Spiel und Registertraktur und freistehendem Spieltisch stammt von der Firma Orgelbau Spath Rapperswil und nimmt in ihrem Orgelprospekt und Gehause massiver Eiche die Architektur der Kirche auf sodass sich die Orgel in die bestehende Kirche harmonisch einfugt Das Instrument ist so konzipiert dass vor allem barocke Literatur aber auch ausgewahlte Literatur des 19 und 20 Jahrhunderts gespielt werden kann Am 26 Januar 2003 wurde das Instrument eingeweiht 12 Die Disposition lautet I Hauptwerk C g3Bourdon 16 Principal 8 Gedeckt 8 Gamba 8 Oktave 4 Flote 4 Quinte 2 2 3 Oktave als Vorabzug 2 Mixtur IV 2 Trompete 8 II Schwellwerk C g3Rohrflote 8 Salicional 8 Principal 4 Blockflote 4 Cornettino 2 2 3 Oktave als Vorabzug 2 Flote als Vorabzug 2 Mixtur IV 2 Oboe 8 Pedal C f1Subbas 16 Oktave 8 Gedackt 8 Choralbass 4 Posaune 16 Koppeln wechselwirkend mit Zugen und Tritten II I I P II PTrivia BearbeitenNach dem Aufzug der Glocken in den Turm durch die Schuljugend am 27 Juni 1969 wurde beim Installieren der Glocken ein Mitarbeiter der Glockengiesserei H Ruetschi durch einen Blitzschlag getroffen Der Mann sturzte dabei vom 30 Meter hohen Turm und kam dabei ums Leben 6 Literatur BearbeitenBischofliches Ordinariat Chur Hrsg Schematismus des Bistums Chur Chur 1980 Fritz Hauswirth Die Geschichte der katholischen Pfarrei St Martin in Meilen Meilen 1983 Pfarrei Meilen Hrsg Festschrift zur Einweihung der renovierten katholischen St Martinskirche Meilen Meilen 1995 Orgelkommission Kirche St Martin Meilen Hrsg Orgeleinweihung katholische Kirche Meilen Meilen 2003 Markus Weber Stephan Kolliker Sakrales Zurich 150 Jahre katholischer Kirchenbau im Kanton Zurich Archipel Verlag Ruswil 2018 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Martin Meilen Sammlung von Bildern Website der Pfarrei Kirche St Martin auf Sakralbauten ch Glocken auf YouTubeEinzelnachweise Bearbeiten Fritz Hauswirth Die Geschichte der katholischen Pfarrei St Martin in Meilen S 4 6 Fritz Hauswirth Die Geschichte der katholischen Pfarrei St Martin in Meilen S 10 11 Bischofliches Ordinariat Chur Hrsg Schematismus des Bistums Chur S 226 Fritz Hauswirth Die Geschichte der katholischen Pfarrei St Martin in Meilen S 22 Katholische Kirche im Kanton Zurich Hrsg Jahresbericht 2021 S 105 a b Fritz Hauswirth Die Geschichte der katholischen Pfarrei St Martin in Meilen S 16 17 Fritz Hauswirth Die Geschichte der katholischen Pfarrei St Martin in Meilen S 14 Pfarrei Meilen Hrsg Festschrift zur Einweihung der renovierten katholischen St Martinskirche Meilen S 10 11 Pfarrei Meilen Hrsg Festschrift zur Einweihung der renovierten katholischen St Martinskirche Meilen S 12 13 Inschrift auf dem Vorplatz der Kirche und Begrussungskarte der Pfarrei Meilen Fritz Hauswirth Die Geschichte der katholischen Pfarrei St Martin in Meilen S 26 Orgelkommission Kirche St Martin Meilen Hrsg Orgeleinweihung katholische Kirche Meilen 47 270088118 8 646213031 429 Koordinaten 47 16 12 3 N 8 38 46 4 O CH1903 691379 236168 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Martin Meilen amp oldid 227135148