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St Johannes Baptist ist eine zwischen 1228 und 1247 erbaute und Johannes dem Taufer geweihte katholische Pfarrkirche in der Warburger Neustadt Kreis Hoxter Kirche und Gemeinde gehoren zum Pastoralverbund Warburg Stadt und Land im Dekanat Hoxter des Erzbistums Paderborn Die Neustadtkirche von WestenAnsicht von Sudosten Inhaltsverzeichnis 1 Architektur 2 Geschichte 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Liste der Pfarrer seit 1792 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseArchitektur Bearbeiten nbsp Grundriss nbsp St Johannes Baptist Warburg Neustadt Schnitt nbsp SudportalDie Kirche steht frei in der Mitte der in der ersten Halfte des 13 Jahrhunderts auf einem Bergrucken gegrundeten Warburger Neustadt Ihr 88 Meter hoher Turm mit seiner kupferbedeckten achtseitigen Spitze beherrscht den Markt und ist weit im Land zu sehen Er diente als Glockenturm Wachturm und Feuerwehrturm Uber den nach oben grosser werdenden paarig angeordneten Fenstern befindet sich ein Umgang Der kreuzformige Grundriss folgt noch dem romanischen Schema einer Basilika Einem dreischiffigen Langhaus ist eine quadratische Turmhalle im Westen vorgelagert Die Seitenschiffe sind in den ersten beiden Jochen nur halb so breit wie das Hauptschiff Im dritten Joch weitet es sich querschiffartig mit drei quadratischen Jochen aus Offenbar hat es jedoch dann wahrend der Bauphase eine Plananderung hin zur Hallenkirche gegeben denn die Seitenschiffe bekamen fast die gleiche Hohe wie das Mittelschiff und die Pfeiler wurden als Bundelpfeiler etwas schlichter im Westen und mehrteiliger im Osten ausgebildet Die Quer und Langsgurte sind spitzbogig geschlossen Gewolberippen fehlen Wahrend die Architekturelemente aus rotlichem Wesersandstein gearbeitet sind sind die Flachen innen verputzt und aussen in Kalkbruchstein gearbeitet Wahrscheinlich hatte die Kirche ursprunglich einen ostlichen Abschluss durch einen rechteckigen Chor in der Hohe des Mittelschiffes nbsp Das Mittelschiff mit Blick in den hochgotischen Chorraum nbsp Figurenzyklus im Chor mit Petrus Johannes Evangelist und MatthiasDer heutige Chorraum liegt drei Stufen hoher als das Hauptschiff hat eine Lange von zwei Jochen mit einem anschliessenden Funfachtelschluss und fast die doppelte Hohe des Hauptschiffes Er ist ausschliesslich aus Werksandstein hergestellt Die Wandflachen enthalten hohe drei bis vierbahnige Masswerkfenster und sind von aussen durch hohe Strebepfeiler verstarkt Die Gewolberippen sind durch Wandvorlagen hinuntergefuhrt und werden durch Baldachine Statuen und Konsolen unterbrochen Nach einer Inschrift am ausseren Chorschluss wurde dieser um 1366 gegrundet Wie offene Mauerverzahnungen aussen und die nicht fertiggestellten Bundelpfeiler am Ubergang zum Hauptschiff zeigen sollte dem Chor offenbar auch eine hochgotische Erneuerung des Langhauses folgen Nordlich des neuen Chores schliesst sich eine zweijochige ehemalige Sakristei an so dass die Chorfenster an der Seite nur als Blenden ausgefuhrt sind Am sudlichen Langhaus befindet sich eine Seitenkapelle die 1450 durch unter dem Pfarrer Arnold Pistor erbaut wurde An der entsprechenden nordlichen Seite besteht eine weitere hier aber zweijochige spatgotische Seitenkapelle Beide sind durch grosse nachtraglich eingebrochene Bogenoffnungen mit dem Kirchenraum verbunden Geschichte Bearbeiten nbsp Christophorus Fresco im Chorraum um 1400 nbsp Taufstein von 1598 in der rechten Seitenkapelle nbsp Der Geismar Altar von 1627 nbsp Der auferstandene ChristusDie Entstehung der Kirche erfolgte im Zusammenhang mit der ebenfalls in der ersten Halfte des 13 Jahrhunderts gegrundeten Warburger Neustadt Eine lippische Rose im zweiten Mittelschiffsjoch des Langhauses verweist auf eine Entstehungszeit der Kirche wahrend der Amtszeit des Paderborner Bischofs Bernhard IV zur Lippe also zwischen 1228 und 1247 Zahlreiche Baudetails wie die fruhgotischen Bundelpfeiler ahneln denen des ebenfalls uberwiegend im 13 Jahrhundert entstandenen Paderborner Doms 1250 muss die Kirche weitgehend vollendet gewesen sein denn in dem Jahr wurde der erste Pfarrer Menfridus als Plebanus Pfarrer Novi oppidi Warburg genannt Die spateren Pfarrer nannten sich meist Kerckherr 1348 bis 1351 wurde auch das Hochstift Paderborn von der grossen Pestepidemie heimgesucht Wahrend einerseits ganze Dorfer des Umlandes und auch einige Hausgemeinschaften in der Stadt ausstarben gelang es andererseits einigen Familien der Warburger Neustadt durch Erwerb leerer Hauser im Stadtgebiet und brachliegender Flachen im Umland ihre Macht weiter auszubauen was die Entwicklung eines adeligen Stadtpatriziats begunstigte Zu den fuhrenden und als Kaufleute uberregional tatigen Familien mit Landbesitz gehorten die von Geismar aus der der Burgermeister Johannes von Geismar bereits 1314 einen Altar mit einer Kaplanstelle in der Neustadt gestiftet hatte zudem die von Hiddessen von Windelen von Geyr und andere Sie stifteten ebenfalls Teile ihres Vermogens fur Benefizien mit denen Stellen fur Kaplane und Vikare begrundet Familienmitglieder versorgt und Einfluss genommen wurde 1 Der sich so rekrutierende Klerus wuchs schliesslich auf 24 Personen an Um fur ihn Platz zu schaffen wurde am 19 Mai 1366 mit dem Bau eines neuen Chores begonnen der auch Anfang eines Kirchenneubaus werden sollte Furstbischof war zu der Zeit Heinrich von Spiegel zum Desenberg Der Bau wurde jedoch durch erneute Epidemien und Fehden mehrfach unterbrochen und blieb unvollendet Dennoch wurde die Neustadter Kirche so zur grossten und wichtigsten aller Kirchen im Warburger Land 1390 bis 1400 wirkte Bernhard Vogt alias dictus Mulo als Pfarrer Wahrend seiner Amtszeit wurde 1396 in Zusammenhang mit einer Baurechnung ein Hermanne van dem Dtonen als Dekan erwahnt Spater waren bis in die jungste Zeit viele Pfarrer der Neustadt gleichzeitig Dekan bzw Dechanten und hatte damit die Aufsicht uber die kleineren Kirchengemeinden des Raumes so 1446 Johannes Konrad Gronen 1515 Johann Werneken 1522 Johann Beckmann 1540 Jodokus Beckmann 1617 Martin Forsterus 1871 Wilhelm Gerken und 1892 Eduard Degenhardt 2 1586 hielt auch in der Warburger Neustadtkirche die Reformation Eingang indem der Neustadter Pfarrer Thomas Volsuet sich zur Lehre Calvins bekannte heiratete und 1588 fur seine Familie ein noch bestehendes Haus in der Sternstrasse ausbaute Jedoch schon nach wenigen Jahren machte der Burgermeister Herbold von Geismar mit Hilfe von Paderborner Jesuiten der Reformation ein Ende und stiftete am 21 Oktober 1591 gemeinsam mit dem Stadtrat zur Vermeidung von Unruhen die Warburger Schutzengesellschaft Der Dreissigjahrige Krieg fuhrte zum wirtschaftlichen Niedergang der Stadt und damit auch der Kirchengemeinde 1622 wurde Warburgs Umgebung durch die Truppen des tollen Christian geplundert und zerstort wodurch auch die Einnahmen der Kirche erheblich zuruckgingen Es folgten Einquartierungen Kontributionen Geiselnahmen und Erpressungen auf beiden Seiten 1632 und 1636 musste fast der gesamte Kirchenschatz abgegeben werden Der Wiederaufbau vollzog sich nur langsam 1719 liess der Pfarrer Jakob Rose durch den damals erst 24 jahrigen Johann Conrad Schlaun einen neuen barocken Hochaltar anfertigen 1730 wurde der nach einigen Blitzeinschlagen und Verwitterungen baufallig gewordene Turmspitze nach Planung von Franz Christoph Nagel erneuert Die neue und in der Hohe reduzierte Haube bestand nach Paderborner Vorbild aus zwei sich kreuzenden Giebeldachern in deren Mitte ein achteckiger Dachreiter mit einem barocken Dach angeordnet wurde Zum Besitz der Kirche gehorte ein grosses Pastorat mit Nebengebauden und einem dahinterliegenden Steinwerk ostlich der Kirche sowie eine Kaplanei gegenuber dem Sudportal deren Umrisse im Urkataster von 1831 1834 verzeichnet sind 1838 39 wurde das Pfarrhaus auf Anregung von Pfarrer Willmes durch die Stadt als Baulasttrager durch einen klassizistischen Neubau mit einer Fassade aus holzernen Quaderimitationen erneuert 3 In der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts erfolgten erneut mehrere Renovierungen die nun die Wiederherstellung eines ideellen gotischen Zustandes zum Ziele hatten 1865 66 wurden die meisten Nebenaltare entfernt Ab 1882 wurde auch der Schlaun Altar beseitigt und es entstand nach Planung von Heinrich Wiethase ein neugotischer Hochaltar der wieder einen Blick auf die mit neuen Glasmalereien versehenen Hauptfenster des Chores zuliess 1892 erfolgte die Erneuerung der Kaplanei durch den Kolner Architekten Eduard Endler 1901 erhielt der Turm wieder eine spitze Dachhaube mit einer Kupfereindeckung und es wurde sudlich des Chors eine Sakristei angebaut 1907 wurden dem Turm und dem Chor neugotische Masswerkgalerien und Fialen zugefugt In der NS Zeit wurden auch in Warburg kirchliche Vereine und Einrichtungen aufgelost die Raume beschlagnahmt und die Vermogen beschlagnahmt Wahrend des Zweiten Weltkriegs wurde 1942 der Kirchturm gegen den Widerstand des Dechanten Wilhelm Kramer konfisziert um dort einen Beobachtungsraum mit Fernsprecher einzurichten Im Juni 1942 wurden die drei grossten und zum Teil aus dem 17 und 18 Jahrhundert stammenden Glocken zerschlagen und als Kriegstribut abtransportiert Der Dechant wurde 15 Mal von der Gestapo verhort konnte aber im Amt bleiben Am Karsamstag den 31 Marz 1945 kam es zu einem Schusswechsel zwischen der Kirchturmbesatzung und den einmarschierenden Amerikaners die zu Beschadigungen am Turm fuhrten Die Amerikaner ubernahmen die Macht in Warburg und folgten Kramers Vorschlag den Kaufmann Robert Peters und den Verwaltungsinspektor Franz Konig als neue Burgermeister zu bestellen Der folgende Ostersonntag wurde auch als Triumph uber das NS Regime gefeiert Weihnachten 1948 wurde ein neues Gelaut aus funf Glocken und eine aus dem alten Glockenstuhl geschnitzte Weihnachtskrippe eingeweiht 4 In den 1960er Jahren wurde viel Kirchenland im Stadtkern auf der Huffert und jenseits der Diemel fur den Bau von Wohnbauflachen verkauft Das fuhrte auch zu Abbruchen denkmalwerter Gebaude Das ehemalige Charvin Stift Unterstrasse 12 in dem der Neustadter Kindergarten untergebracht war wurde zugunsten eines Sparkassenneubaus abgebrochen Das klassizistische Pfarrhaus wurde durch einen Neubau ersetzt Zur Klarung der Frage wer fur die Kosten der immer wieder erforderlichen Renovierungen der Kirche und ihrem auch zivil genutzten Turm aufzukommen hat wurde nach einem 33 Jahre dauernden Baulastprozess die Stadt 1985 durch hochstrichterliche Instanz verpflichtet die Baukosten zu ubernehmen 5 Kirchenaustritte und Priestermangel fuhrten schliesslich zu einem starken Ruckgang der Pfarrstellen der Umgebung so dass 2006 schliesslich das Dekanat Warburg mit dem Dekanat Brakel und dem Dekanat Hoxter fusionierte dessen Gebiet dem des Kreises Hoxter entspricht 2006 wurde im Rahmen einer Innenrenovierung u a ein gut erhaltenes Fresco mit einer Darstellung des Hl Christophorus entdeckt 6 2021 wurde die Kirche zur Eindammung der COVID 19 Pandemie auch als Impfzentrum genutzt 7 Ausstattung BearbeitenFigurenzyklus mit Christus Maria und den Aposteln Johannes Judas Thaddaus Simon Zelotes Jakobus dem Alteren und Petrus vom Ende des 13 bis Mitte 14 Jh im hohen Chor Insbesondere die um 1380 entstandene Johannesfigur gilt als ein gutes Beispiel fur den hochgotischen schonen Stil und wurde 1978 fur die grosse Parler Ausstellung in Koln ausgeliehen 8 Olberggruppe aus Sandstein von ca 1420 Chorgestuhl aus Eichenholz zum Teil aus dem 15 Jh Pieta aus dem 14 Jh in einer Figurennische im Nordarm des Querhauses spatgotisches Triumphkreuz aus der Zeit um 1500 uber dem Zelebrationsaltar Schmerzensmann vom Anfang des 16 Jh Taufstein von 1598 sechseckig Epitaph von 1603 der Familie Hermann von Hiddessen Renaissancekanzel von 1611 mit figurlichen Darstellungen Johannes des Taufers der Evangelisten und der vier Kirchenvater Seitenaltar von 1627 in der Sudkapelle mit Abbildung des Stifters Bernhard von Geismar Barocke Figurengruppe in der rechten Seitenkapelle mit Jesus und Johannes dem Taufer aus dem ehemaligen von Johann Conrad Schlaun entworfenen Hochaltar von 1719 Neugotischer Hochaltar von 1882 nbsp Orgel in St JohannesOrgel BearbeitenDie 1958 erbaute Kegelladen Orgel der Gebruder Stockmann aus Werl umfasst insgesamt 2 712 Pfeifen 41 Register drei Manuale und ein Pedalwerk Sie wurde 2010 durch die Firma Orgelbau Simon renoviert 9 Liste der Pfarrer seit 1792 Bearbeiten1792 1820 Pastor Bernhard Kroger 1755 1820 1820 1829 Pastor Peter Ignaz Bottrich 1829 1831 1836 Anton Viktor Austrup 1836 1857 Pfarrer Kaspar Georg Willmes 1782 1866 1857 1887 Pfarrer und ab 1871 auch Landdechant Wilhelm Gerken 1819 1887 1888 1904 Pfarrer und ab 1892 auch Landdechant Eduard Degenhard 1837 1904 1904 1914 Dechant Anton Kemper 1850 1914 1915 1941 Geistlicher Rat und Dechant Heinrich Hermesmeyer 1866 1941 1941 1954 Dechant und Ehrendechant Wilhelm Kramer 1889 1954 1955 1981 Dechant Dr Ludger Kruse 1909 1991 1982 2012 Heinz Eickhoff 1941 2016 2013 heute Dechant Gerhard PieperLiteratur BearbeitenHeiko Bewermeyer Dechant Wilhelm Kramer 1889 1954 Pfarrer der Kirche St Johannes Baptist in Warburg Neustadt von 1941 bis 1954 Selbstverlag Koln 2021 ISBN 978 3 00 070131 3 Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Denkmaler in Westfalen Kreis Hoxter Band 1 1 Die Stadt Warburg bearb von Gotthard Kiessling Michael Christian Muller und Burkhard Wollenweber mit Beitragen von Peter Barthold Hans Joachim Betzer Daniel Berenger Franz Josef Dubbi Horst Gerbaulet Detlef Grzegorczyk Fred Kaspar Hans Werner Peine hg vom Landschaftsverband Westfalen Lippe und der Hansestadt Warburg LWL Denkmalpflege Landschafts und Baukultur in Westfalen Imhof Verlag Petersberg 2015 ISBN 978 3 7319 0239 3 Walter Freund Sakrale Kunst in Warburg in Die Stadt Warburg 1036 1986 hg von Franz Murmann Warburg 1936 Ludwig Hagemann Geschichte und Beschreibung der beiden katholischen Pfarreien in Warburg I Die Neustadter Pfarrei Paderborn 1903 04 Ludger Kruse Die katholische Kirche in Warburgs jungster Vergangenheit in Die Stadt Warburg 1036 1986 hg von Franz Murmann Warburg 1936 Roswitha Neu Kock Beitrag zur Figur des Evangelisten Johannes in Die Parler und der Schone Stil 1350 1400 Europaische Kunst unter den Luxemburgern Ausstellungskatalog Band I Koln 1978 Seite 220 Nikolaus Rodenkirchen Kreis Warburg In Bau und Kunstdenkmaler von Westfalen Band 44 Munster 1939 Berthold Zunkler Warburg in jenen Tagen Das Kriegsende 1945 im Altkreis Warburg 2 Auflage uberarbeitet und herausgegeben von Franz Murmann Bussesche Verlagshandlung Herford 1982 ISBN 3 87120 864 7Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Johannes Baptist Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Kirchengemeinde St Johannes BaptistEinzelnachweise Bearbeiten Hagemann S 51 ff Hagemann S 10 u 44 ff Abb von 1945 bei Berthold Zunkler S 39 Auszuge aus der Pfarrchronik veroffentlicht bei Bewermeyer 2021 Ludger Kruse 1986 LWL Munster Pressemitteilung vom 1 Dezember 2006 Abgerufen am 5 Dezember 2021 Ralf Benner In Warburg wollen alle den Booster Westfalenblatt Warburg 24 November 2021 abgerufen am 5 Dezember 2021 Neu Kock S 2020 Sandra Wamers Drei Mann und 2 712 Pfeifen in Neue Westfalische Warburg 13 Februar 201051 488680555556 9 1486111111111 Koordinaten 51 29 19 3 N 9 8 55 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Johannes Baptist Warburg Neustadt amp oldid 231826049