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Die St Wilhadi Kirche in Ulsnis ist eine mittelalterliche Feldsteinkirche in Sudangeln und steht unter Denkmalschutz Sie gehort zu Kirchengemeinde Suderbrarup im Kirchenkreis Schleswig Flensburg der Evangelisch Lutherischen Kirche in Norddeutschland Sudwestansicht der Kirche rechts eines der beiden Friedhofstore und der Glockenturm Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Baugeschichte 3 1 Mittelalter 3 2 Erweiterungen 4 Ausstattung 5 Orgel 6 Glockenturm 7 Kriegerdenkmal 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie St Wilhadi Kirche steht auf einer Erhebung an der Schlei inmitten des von einer niedrigen Mauer aus Feldsteinen und von Eichen umgebenen Friedhofs Im Osten und Sudwesten fuhren Alleen auf die Kirche zu an deren Ende jeweils ein weiss verputztes Backsteintor sich zum Friedhof offnet Ostlich der Kirche und ausserhalb der Friedhofbegrenzung erhebt sich der Glockenturm auf einem bronzezeitlichen Hugelgrab mit Blick uber die Schlei Sudlich vom Friedhof befindet sich getrennt durch ein Feld etwas abseits das Pastorat ein reetgedeckter Ziegelbau von 1767 68 Die Adresse des Gotteshauses lautet Zum Pastorat 2 24897 Ulsnis Suderbrarup Geschichte BearbeitenDie St Wilhadi Kirche entstand Mitte des 12 Jahrhunderts und ist damit die wohl alteste erhaltene Kirche in Angeln Die Kirche wurde auf einem Thingplatz errichtet Geweiht war sie anfangs vermutlich der Gottesmutter Maria 1338 kam das Patrozinium des angelsachsischen Missionars und ersten Bremer Bischofs Willehad dazu 1 Im Kirchspiel besass das Schleswiger Domkapitel den Bischofszehnten den es 1527 verpfandete 2 Nach der Reformation unterstand Ulsnis kirchlich weiter dem Domkapitel und nicht der Gottorfer Propstei wie die umliegenden Kirchspiele 3 wahrend der Landbesitz zum Grossteil an den danischen Konig fiel Spater wurde es dem Generalsuperintendenten unterstellt Ulsnis bildete ab 2007 zusammen mit der St Marien Kirche in Boren eine Kirchengemeinde die am 1 Januar 2019 mit den Kirchengemeinden von Suderbrarup Loit Norderbrarup und Boel zur evangelisch lutherischen Kirchengemeinde Suderbrarup in der Propstei Angeln innerhalb der Nordkirche mit insgesamt sechs mittelalterlichen Kirchen und drei Pastoren fusionierte 4 Baugeschichte BearbeitenMittelalter Bearbeiten Ursprunglich war die Kirche ein nur kleiner romanischer Feldsteinbau mit flacher Balkendecke und einem eingezogenen Kastenchor wie er sich beispielsweise bei der Andreaskirche in Brodersby erhalten hat Zum Bau wurde neben heimischen Feldsteinen auch rheinischer Tuffstein verwendet Die Kirche hatte zwei Zugange von Norden und Suden Wahrend das Norderportal spater zugemauert wurde ist das Suderportal geschutzt durch den Vorbau von 1888 in situ erhalten Aus der Erbauungszeit stammen mehrere romanische Steinreliefs Das Tympanon des Suderportals besteht aus schwarzem Granit Anstelle des haufigeren Motivs zeitgleicher Tympana die wie bei der St Marien Kirche in Sorup Christus zwischen den Kirchengrundern Petrus und Paulus zeigen ist hier Christus als Weltenrichter zwischen Kain und Abel dargestellt Abel dem sich Christus freundlich segnend zuwendet tragt ein Lamm Kain der eine Korngabe halt wird von einem Damon bedrangt 5 Die menschenverschlingenden Lowen rechts und links vom Eingang haben Parallelen bei Kirchen in der unmittelbaren Nachbarschaft zum Beispiel am Schleswiger Dom Links befindet sich zusatzlich ein Drache Die Tierdarstellungen dienten vermutlich als Apotropaion zur Abschreckung boser Geister Die beiden Reliefsteine vom Norderportal befinden sich seit 1796 nicht mehr am Originalplatz Der Eckquader an der Nordostseite zeigt auf der einen Seite eine Tanzerin auf der anderen eine Art Nymphe oder Seejungfrau Die Bedeutung ist unbekannt Moglicherweise stellt die nackte Tanzerin Salome dar die als Sinnbild der Verfuhrung zur Sunde galt Der heute an der Sudwand befindliche Stein zeigt ein sich umarmendes Menschenpaar das entweder als Joachim und Anna die Eltern der Maria oder als Symbol fur die traditionell vor dem Norderportal der Frauentur geschlossene Ehe gedeutet wird 1 Romanische Steinskulpturen nbsp Tympanon des Suderportals nbsp Suderportal nbsp Reliefquader an der SO Seite nbsp Reliefquader an der NO SeiteWahrscheinlich noch vor 1200 wurde westlich der ursprunglichen Kirche ein Anbau geschaffen Der Erweiterungsbau ist durch seine mit einem Meter doppelt so dicken Feldsteinmauern von aussen vom alten Kirchenschiff zu unterscheiden Der Anbau verfugt uber ein zweites schlichteres Sudportal Er war vermutlich anfangs fensterlos und nicht mit dem Schiff verbunden sondern diente profanen Zwecken 6 Erweiterungen Bearbeiten Im Jahr 1643 wurde vor dem alteren Suderportal ein Leichenhaus angebaut 1655 erhielt die Kirche einen neuen Dachstuhl der den bisherigen Anbau und das alte Kirchenschiff miteinander verband Somit war spatestens zu dieser Zeit das Innere nach Westen auf fast die doppelte Lange erweitert 1673 wurde die Kirche im barocken Stil ausgemalt Dargestellt waren neben Szenen aus dem Leben Jesu alle danischen Konige angefangen von dem sagenhaften ersten Konig Dan 7 1785 wurde die Empore an der Nordwand eingezogen die von aussen uber das Nordportal zuganglich war 1796 wurde der baufallig gewordene mittelalterliche Kastenchor samt Chorbogen abgebrochen und stattdessen die Kirche als Saalkirche rechteckig nach Osten verlangert Innen ist die Erweiterung durch die grossere Deckenhohe zu erkennen Gleichzeitig mit dieser Renovierung wurde die Orgel uber den Altar verlegt Die Wandmalerei wurde erneuert und die Reihe der Konige bis Christian VII erganzt Reste dieser Bemalung finden sich an der Nordwand beim Aufgang auf die Empore uber dem zugemauerten Nordportal 1841 besass die Kirche ein blaues Dach 8 1869 wurde der neogotische Dachreiter mit Turmuhr aufgesetzt und das Zwerchhaus uber dem neuen Suderportal angefugt Anstelle des Leichenhauses entstand 1888 ein Vorhaus dabei wurde die Monogrammkartusche von Christian V an den Giebel des Neubaus ubernommen Ausstattung Bearbeiten nbsp Innenraum von der Westempore aus gesehen rechts vorn das fruhgotische Kruzifix nbsp Taufstein St Jurgen Gruppe und Triumphkreuz um 1500 links das alte AltarbrettDas alteste Inventarstuck ist die Granittaufe aus der Zeit um 1200 Da sie deutlich kleiner ist als zeitgenossische Taufbecken vermuten Historiker dass sie ursprunglich ein Weihwasserbecken war 9 Die Kuppa tragt vier Lowenkopfe Die Taufe war lange zweckentfremdet worden und kehrte 1930 in die Kirche zuruck Der Sockel wurde erst um 1970 in die Treppe eines Gebaudes vermauert aufgefunden 1 nbsp Kopf des Einhorn DrachenIn der Kirche befinden sich zwei Kruzifixe Das altere fruhgotische Kruzifix stammt von 1230 40 und ist eine der altesten Holzskulpturen Angelns Es hatte lange auf dem Boden der Kirche gelegen ehe es 1902 in das Flensburger Museum gelangt 2012 wurde es restauriert und hangt seit 2013 neben dem alten Suderportal Da nur der Korpus erhalten war wurde das Kreuz aus Ulmenholz der Kirchenallee hergestellt 10 Das jungere Triumphkreuz im Chorraum stammt aus dem fruhen 16 Jahrhundert Ebenfalls aus der Zeit kurz vor der Reformation stammt die Figurengruppe des heiligen Georg in Norddeutschland St Jurgen genannt mit dem hier als Einhorn dargestellten Drachen Vor der Reformation besass die Kirche mehrere Altare Fur 1506 ist die Weihe von zwei Altaren durch den Schleswiger Bischof Detlef von Pogwisch belegt 11 Von einem dieser Altare ist ein Altarbrett erhalten auf dem die Namen der verehrten Heiligen Maria Georg und Willehad stehen In nachreformatorischer Zeit wurden diese mit den Einsetzungsworten der Eucharistie uberschrieben Im 18 Jahrhundert wurden die mittelalterlichen Altare durch einen Barockaltar ersetzt der als schonster von Angeln beschriebenen wurde Auch dieser ist nicht erhalten denn nach der Umsetzung der Orgel an die Altarwand an der Ostseite der Kirche 1798 schuf der Bildhauer Franz Joachim Schmadl der wenige Jahre zuvor die Altarwand der St Katharinen Kirche in Gelting gestaltet hatte 1803 einen neuen zur Orgel passenden klassizistischen Altar in den ein Abendmahlbild von J F Goos eingefugt ist 1 In die halbkreisformige Kommunionbank wurde eine ausklappbare Holzschale als winziges Taufbecken eingebaut 6 Diese ersetzte einen 1787 angeschafften Taufengel der sich heute im Pastorat befindet 12 Heute wird wieder der mittelalterliche Taufstein verwendet Die barocke Kanzel stammt aus dem Jahr 1673 Die recht verblassten Gemalde zeigen bedeutende Personen der Bibel Mose Aaron Konig David und den Taufer Johannes Die Kanzeltur mit Bildern von Luther und Melanchthon wird schon seit langem nicht mehr verwendet Orgel Bearbeiten nbsp Orgel von Johann Daniel Busch uber dem klassizistischen AltarSpatestens seit 1682 besass die Kirche eine Orgel Diese alteste bekannte Orgel wurde 1785 als die heutige Orgel aus der Werkstatt von Johann Daniel Busch installiert wurde an die St Andreas Kirche in Brodersby verkauft Die Orgel befand sich anfangs auf der Westempore und wurde nach der Erweiterung des Chores 1798 nach Osten versetzt Dabei erweiterte der Flensburger Orgelbauer Jurgen Heinrich Angel sie um die Pedalturme Nach mehreren Umbauten im 19 und 20 Jahrhundert wurde die Orgel 2002 2003 von Paschen Kiel Orgelbau restauriert 13 II Hauptwerk C D c31 Principal 0 0 0 8 2 Oktave 4 3 Quinte0 2 2 3 4 Terz0 1 3 5 5 Octave 2 6 Mixtur III I Nebenwerk C D c37 Gedackt 0 8 8 Flote 0 4 9 Waldflote 0 2 10 Quinte 0 1 1 3 11 Zimbel II12 Trompete 0 8 Pedal C D d113 Subbass 16 14 Prinzipal 0 8 15 Octave 0 4 16 Nachthorn 0 2 17 Rauschpfeife III18 Posaune 16 19 Trompete 0 8 Koppeln II I Manualschiebekoppel Tremulant auf beide Manuale wirkend Zimbelstern 14 Glockenturm BearbeitenDer alleinstehende holzerne Glockenturm steht ostlich der Kirche auf einem bronzezeitlichen Grabhugel Der heutige Bau stammt aus dem Jahr 1759 geht aber auf das 16 Jahrhundert zuruck Im Turm hangen drei Glocken von 1869 1959 und 1996 Kriegerdenkmal BearbeitenIn der Stutzmauer des Kirchhofs ist ein Denkmalkomplex fur die im Kirchenkreis gestorbenen Personen im Ersten und Zweiten Weltkrieg eingebaut Das Kriegerdenkmal besteht aus sieben Sandsteintafeln auf je drei sind die Namen aller Gefallenen und ihre Herkunftsorte vermerkt Die mittlere etwas grossere Tafel enthalt die vergoldete Inschrift in Fraktur 15 IHSDie Junglinge fallen aber die auf den Herrn harren kriegen neue Kraft Jes 40 301939 1945Literatur BearbeitenSt Wilhadi Kirche Ulsnis Faltblatt hrsg vom Forderverein der Kirche zu Ulsnis e V Online Handbuch der Deutsche Kunstdenkmaler Hamburg Schleswig Holstein 2009 S 942f Richard Haupt Kunst Topographie Schleswig Holstein Neumunster 1969 S 740f Claus Rauterberg Kirchen in Angeln und ihre Kunstschatze Kiel 2001 Bericht des Landesdenkmalamtes zu verschiedenen Kirchen in SH 2002 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Wilhadi Kirche Ulsnis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Kirche Ulsnis St Wilhadi Kirche auf www denkmalschutz de Einzelnachweise Bearbeiten a b c d St Wilhadi Kirche Ulsnis Faltblatt hrsg vom Forderverein der Kirche zu Ulsnis e V Jahr Hans Nicolai Andreas Jensen Versuch einer kirchlichen Statistik des Herzogthums Schleswig Band 2 Flensburg 1841 S 1161 Hans Nicolai Andreas Jensen Schleswig Holsteinische Kirchengeschichte Band 3 Kiel 1877 S 101 Kirchengemeinde Suderbrarup Abgerufen im Jahr 2019 Aufhebung der Kirchengemeinden Boel Boren Ulsnis Nordbrarup und Suderbrarup Loit und Neubildung der Kirchengemeinde Suderbrarup zum 1 Januar 2019 Eine holzgeschnitzte Kopie dieses Tympanon besitzt die rekonstruierte Holzkirche im Geschichtserlebnisraum Lubeck a b Kirche Ulsnis Sage von Konig Dan Hans Nicolai Andreas Jensen Versuch einer kirchlichen Statistik des Herzogthums Schleswig Band 2 Flensburg 1841 S 1192 Handbuch der Deutsche Kunstdenkmaler Hamburg Schleswig Holstein 2009 S 943 Ulsnisser Kruzifix ist zuruck in Wilhadi Schlei Bote 17 April 2012 Hans Nicolai Andreas Jensen Versuch einer kirchlichen Statistik des Herzogthums Schleswig Band 2 Flensburg 1841 S 1191 Kirsten Riechert Taufbecken in Nordelbien zwischen 1500 und 1914 Gestalt und Bedeutungswandel eines Prinzipalstucks PDF Abgerufen am 24 Juli 2019 Auf den Seite 556 557 gedruckt 405 406 sind Details aus der Wilhadi Kirche Ulsnis dargestellt Informationen zur Disposition Zu horen am Anfang dieses YouTube Videos Ulsnis Kreis Schleswig Flensburg Abgerufen am 24 Juli 2019 Im Kirchhof von St Wilhadi Kriegerdenkmaler 54 573805555556 9 7474722222222 Koordinaten 54 34 25 7 N 9 44 50 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Wilhadi Kirche Ulsnis amp oldid 236681158