www.wikidata.de-de.nina.az
Starke vor allem Kartoffelstarke Maisstarke und Weizenstarke gehort aufgrund ihrer vielfaltigen Anwendungen in der chemisch technischen Industrie neben Holz und Zucker zu den wichtigsten nachwachsenden Rohstoffen Die Hauptanwendungsbereiche fur Starke liegen in der Herstellung von Papier und Wellpappen als Papierstarke sowie in der Fermentationsindustrie als fermentierbares Substrat zur Herstellung verschiedener Plattformchemikalien und von Bioethanol als Biokraftstoff Starkekorner bei 800 facher Vergrosserung mit Polarisationsfilter Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau und Eigenschaften 2 Herkunft und Zusammensetzung 3 Verwendung 3 1 Starke in der Papierindustrie 3 2 Starke als Fermentationssubstrat 3 3 Starkebasierte Kunststoffe 3 4 Sonstige Anwendungen von Starke 4 Quellen 5 Literatur 6 WeblinksAufbau und Eigenschaften Bearbeiten nbsp Ausschnitt aus einem Amylosepolymer nbsp Ausschnitt aus einem Amylopektinpolymer Hauptartikel Starke Starke ist als Polysaccharid ein naturliches Biopolymer das in Form von Starkekornern als Energiespeicherstoff in die Zellen von Pflanzen eingelagert wird Sie besteht aus a D Glucose Einheiten Monomere die uber glykosidische Bindungen miteinander verknupft sind Dadurch ergibt sich die chemische Formel C6H10O5 n wobei C fur den enthaltenen Kohlenstoff H fur den Wasserstoff und O fur den Sauerstoff steht Im Normalfall besteht ein Starkemolekul aus 104 bis 106 Glucoseeinheiten wobei es zwei verschiedene Typen gibt 20 30 der Starke besteht aus Amylose linearen Ketten mit helikaler Schrauben Struktur die nur a 1 4 glykosidisch verknupft sind und 70 80 besteht aus Amylopektin stark verzweigten Strukturen mit a 1 6 glykosidischen und a 1 4 glykosidischen Verknupfungen Aufgrund der OH Gruppen sowie der glykosidischen Bindung der einzelnen Monomere lasst sich Starke auf unterschiedliche Arten chemisch modifizieren und so fur unterschiedliche Zwecke nutzbar machen So gewinnt man durch verschiedene Substitutionen Starkeether Starke O R oder Starkeester Starke O CO R ausserdem lassen sich verschiedene Molekule mit dem Starkepolymer verknupfen R O Starke O R und oder R OC O Starke O CO R Durch Oxidation der primaren OH Gruppen lassen sich oxidierte Starken sowie Starkemolekule mit vermehrten COOH oder CHO Gruppen gewinnen bei einer Oxidation der sekundaren OH Gruppen resultieren vermehrte CHO und CO Gruppen sowie Ringbildungen der Molekule C2 und C3 Bei der Thermolyse und der Pyrolyse lasst sich unter Abscheidung von Wasser Laevoglucosan gewinnen das als Ausgangsstoff fur eine Reihe von Produkten genutzt werden kann 1 Durch Hydrolyse mit Hilfe von Enzymen oder Sauren konnen die glykosidischen Bindungen aufgebrochen werden wodurch verschiedene modifizierte Starken Dextrine sowie starkebasierte Zuckerstoffe entstehen Zu letzteren gehoren vor allem Glucose Dextrose Maltodextrin Glucosesirup Maltose Fructose und Sorbitol Herkunft und Zusammensetzung Bearbeiten Hauptartikel Starkepflanze Rohstoffpflanze Starkegehalt in der genutzten Pflanzenteile 2 Erbse 40Gerste 75Kartoffel 82Mais 71Maniok 77Reis 89Roggen 72Sorghum 74Susskartoffel 72Triticale 74Weizen 74Starke fur technische Anwendungen wird aus verschiedenen Nutzpflanzen gewonnen Die international wichtigsten starkeliefernden Pflanzen stellen dabei Kartoffeln Mais und Weizen dar national konnen Starkepflanzen wie Maniok Tapioka auch Cassava Reis und Susskartoffel eine grossere Rolle spielen Diese Pflanzen stellen den Hauptteil der Weltproduktion von etwa 45 Millionen Tonnen Hinzu kommen weitere Getreidearten Gerste Roggen Triticale Erbsen Sagopalmen Sago und Yamswurzeln die vor allem als Starkelieferanten fur Nahrungs und Futtermittel dienen In Deutschland wurde im Jahr 2007 aus Kartoffeln Weizen und Mais 1 53 Mio t Starke produziert 3 Die Anteile der Starkearten Amylose und Amylopektin variieren je nach Art und Sorte der Starkepflanze Da fur die industrielle Verwertung vor allem Amylopektin benotigt wird werden Starkepflanzen mit moglichst hohem Amylopektingehalt bevorzugt So befindet sich in der EU derzeit die gentechnisch veranderte Starke Kartoffelsorte Amflora im Zulassungsverfahren deren Starke fast ausschliesslich aus Amylopektinen besteht 4 Andere Gerstensorten deren Starke zu 95 aus Amylopektin besteht beruhen auf konventionellen Zuchtungsmethoden Die verschiedenen Arten und Sorten unterscheiden sich nicht nur in ihrem Starkegehalt sondern auch in der Zusammensetzung der Starke sowie dem Gehalt an anderen Inhaltsstoffen wie Proteinen Lipiden und Mineralstoffen sowie im Feuchtegehalt der unbehandelten Starke Diese Inhaltsstoffe machen im Regelfall etwa ein Prozent aus die Feuchte liegt zwischen 10 und 20 der Starkemasse Geforderte Feuchtegehalte und Inhaltsstoffe werden in nationalen und internationalen Standards festgeschrieben Verwendung BearbeitenDer Hauptteil von Starke und deren Produkte wird im Bereich der Lebensmittelindustrie in der Herstellung von Susswaren Backwaren Milchprodukten und insbesondere Getranken in Form von starkebasierten Zuckerstoffen vor allem Glukosesirup Dextrose und Isoglukose verwendet Dieser Anteil betrug nach Angaben des deutschen Fachverband der Starke Industrie e V im Jahr 2008 56 der in Deutschland verfugbaren Menge von 1 82 Mio Tonnen 3 Aufgrund der Eigenschaften der Starke als modifizierbares Polymer sowie seiner Zusammensetzung aus fermentierbaren Zuckereinheiten wird Starke allerdings auch als nachwachsender Rohstoff in der chemisch technischen Industrie vielfaltig eingesetzt der Verbrauch an Starke und Starkederivaten im Non Food Bereich betrug 2008 in Deutschland nach Verbandsangaben mehr als 800 000 t 10 bzw 182 000 t gingen in die chemische und die Fermentationsindustrie 35 bzw 637 000 t wurden in der Papier und Wellpappeproduktion eingesetzt 3 Starke in der Papierindustrie Bearbeiten Der grosste technische Verbraucher von Starke ist in Deutschland derzeit die Papierindustrie die mit 35 der Gesamtstarkenutzung etwa 637 000 t pro Jahr nachfragt 3 nbsp Ohne Leimung wurden Schreibtinten auf dem Papier verlaufenStarke wird bei der Papierherstellung als Papierstarke zur Behandlung der Papieroberflache der so genannten Leimung bzw Impragnierung eingesetzt Sie verschliesst aufgrund der Polymerisierung des enthaltenen Gluten die Oberflache und verbessert damit die Eigenschaften des Papiers um es beschreib oder mit wassrigen oder alkoholischen Tinten bedruckbar zu machen Der Effekt beruht auf einer Hydrophobierung des Papiers das in seinem Normalzustand hydrophil ist In ungeleimtem Zustand wurden wasserbasierte und niedrigviskose Schreibmaterialien wie Tinte oder Tusche verlaufen und die Kapillaritat des Papieres wurde so ein sauberes Schriftbild behindern wie es bei ungeleimten Produkten wie etwa Toilettenpapier oder Kuchenkrepp der Fall ist Ahnliche Effekte konnen auch durch den Einsatz von modifizierter Cellulose beispielsweise Carboxymethylcellulose oder Polyvinylalkohol erreicht werden Bei der Herstellung von Wellpappe wird Starke vor allem als Starkekleister eingesetzt um die Papierschichten miteinander zu verkleben Allein hierfur wurden 2008 in Deutschland mehr als 100 000 t Starke in Form von Starkeleim verbraucht 3 Starke als Fermentationssubstrat Bearbeiten nbsp Bioethanolanlage in Burlington Iowa Starke stellt als Glucosepolymer einen naturlichen Energiespeicher fur Pflanzen dar der entsprechend im Stoffwechsel von fast allen Organismen abgebaut werden kann In der Fermentationsindustrie bzw Biotechnologie stellt Starke entsprechend neben Saccharose das wichtigste Substrat zur Gewinnung verschiedener Produkte dar die von Bakterien oder Pilzen produziert werden Das Spektrum reicht dabei von Bioethanol uber verschiedene Aminosauren Organische Sauren wie Zitronensaure und Essigsaure Enzymen und Antibiotika bis zu Biomonomeren und polymeren wie Polyhydroxyalkanoate PHA u a Polyhydroxybuttersaure PHB oder Polymilchsaure PLA Wahrend Bioethanol in Brasilien vor allem auf der Basis von Zucker aus dem Anbau von Zuckerrohr gewonnen wird stellt in den USA Mais den Hauptrohstoff dar Nach Angaben der deutschen Bioethanolwirtschaft werden in Deutschland knapp zwei Drittel des Bioethanols aus starkehaltigen Pflanzen vor allem Weizen gewonnen 5 Die Produktion ist in der Regel unabhangig vom Substrat bei fast allen Fermentationsprozessen konnen also sowohl Starke als auch Saccharose sowie verschiedene zuckerhaltige Produkte in der Regel Dicksaft und Melasse genutzt werden Da auch die Cellulose als Hauptbestandteil des Holzes ein Zuckerpolymer darstellt steht diese fur zukunftige Anwendungen v a der Produktion von Cellulose Ethanol sowie der Verwendung in der Bioraffinerie ebenfalls als alternatives Substrat zur Diskussion Starkebasierte Kunststoffe Bearbeiten nbsp Verpackungschips aus thermoplastischer Starke Hauptartikel bio basierter Kunststoff und Starkepolymer Bei der Herstellung von bio basierten Kunststoffen spielt Starke eine Rolle Die wichtigsten Biokunststoffe auf Starkebasis sind extrudierte Thermoplastische Starken TPS und Starkeblends sowie Polymilchsaure PLA Alle weiteren Biokunststoffe wie Polyhydroxyalkanoate PHA machen zusammen weniger als 5 aus Wichtig werden zudem international Kunststoffe die traditionell petrochemisch hergestellt werden und fur die heute Wege einer Herstellung auf biogener Basis bestehen Dazu gehoren vor allem Polyethylen PE Polyethylenterephthalat PET Polypropylen PP und zukunftig wahrscheinlich auch Polyvinylchlorid PVC und Polymethylmethacrylat PMMA Wahrend Thermoplastische Starke Starkemischungen und starkegefullte Polyolefine eine direkte Nutzung von Starke bzw modifizierten Starken darstellen werden PHAs und PLA durch Fermentation produziert Das Fermentationssubstrat kann dabei wie oben dargestellt auf unterschiedlichen Rohstoffen aufbauen Dabei wird aktuell fur die Herstellung von PLA vor allem Maisstarke genutzt NatureWorks in den USA Sonstige Anwendungen von Starke Bearbeiten nbsp StarkekleberNeben den dargestellten Hauptverwendungen fur Starke gibt es eine Reihe weiterer Verwendungen vor allem im Bereich der chemischen Industrie bei der Herstellung von Kosmetikprodukten und Klebstoffen Starkekleister sowie in der Textilindustrie in Form von Waschestarke Fur diese Anwendungen wird Starke gegenuber den oben dargestellten Nutzungen nur in vergleichsweise geringen Mengen eingesetzt In der Pharmazie verwendet man Starke in der Tablettenherstellung bei der sie als Fullstoff Sprengmittel Bindemittel und als Pudergrundlage dienen kann Sie dient daruber hinaus unter anderem zum Beizen von Baumwolle zur Farbung mit Anilinfarben zum Leimen von Papier sowie zum Verdicken von Farben in der Zeugdruckerei Im Offsetdruck wird ein Starkepuder Luftgemisch haufig aus Mais mittels Puderapparaten auf die frisch bedruckte Oberflache aufgetragen Das Puder wirkt als Abstandhalter zwischen den ubereinandergestapelten Papierbogen und fordert wegen der mit eingeschlossenen Luft das oxidative Trocknen der Druckfarbe Quellen Bearbeiten Starch Chemical Properties In Hans Zoebelein Hrsg Dictionary of Renewable Ressources 2 Auflage Wiley VCH Weinheim New York 1996 ISBN 3 527 30114 3 S 266 267 Starch und Starch Composition In Hans Zoebelein Hrsg Dictionary of Renewable Ressources 2 Auflage Wiley VCH Weinheim New York 1996 ISBN 3 527 30114 3 S 265 266 267 a b c d e Zahlen und Daten zur deutschen Starkeindustrie Angaben vom Fachverband der Starke Industrie e V Gv Starkekartoffel als Nachwachsender Rohstoff Amflora eine Kartoffel fur die Industrie auf bioSicherheit de Abgerufen am 8 April 2009 Angaben zu Bioethanolproduktion und Verbrauch 2009 Memento des Originals vom 26 November 2010 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot bdbe de auf der Webseite des Bundesverbandes der deutschen Bioethanolwirtschaft Abgerufen am 9 September 2009 Literatur BearbeitenHans Zoebelein Hrsg Dictionary of Renewable Ressources 2 Auflage Wiley VCH Weinheim New York 1996 ISBN 3 527 30114 3 S 265 266 267 Weblinks BearbeitenWebseite des Fachverbands der Starkeindustrie in Europa PDF Dokument Daten und Fakten zur Starke Industrie Ausgabe 2009 PDF 211 kB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Starke als nachwachsender Rohstoff amp oldid 218988233