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Als bio basierte Kunststoffe englisch bio based plastics werden Kunststoffe bezeichnet die auf Basis nachwachsender Rohstoffe erzeugt werden Davon zu unterscheiden sind biologisch abbaubare Kunststoffe denn biogene Herkunft und biologische Abbaubarkeit gehen nicht zwangslaufig miteinander einher Verpackung aus Biokunststoff Celluloseacetat Inhaltsverzeichnis 1 Abgrenzung zu anderen Begriffen 1 1 Biologisch abbaubare Kunststoffe 2 Geschichte 3 Gruppierung von biobasierten Kunststoffen 4 Rohstoffe und Typen von biobasierten Kunststoffen 4 1 Starke und Starkeblends 4 2 Celluloseprodukte 4 3 Polymilchsaure PLA 4 4 Polyhydroxyalkanoate speziell Polyhydroxybuttersaure PHB 4 5 Weitere Biopolymere 5 Zertifizierung 5 1 DIN CERTCO 5 2 Vincotte 6 Okologische Aspekte 7 Marktsituation und Perspektiven 8 Literatur 9 Rundfunkberichte 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseAbgrenzung zu anderen Begriffen BearbeitenBiologisch abbaubare Kunststoffe BearbeitenOft werden biobasierte Kunststoffe als Biokunststoffe oder Bioplastik bezeichnet 1 2 Diese Begriffe sind jedoch missverstandlich und bezeichnen je nach Definition auch Kunststoffe die auch oder nur biologisch abbaubar sind 3 4 Hauptartikel biologisch abbaubarer Kunststoff Aufgrund der Missverstandlichkeit sollten die Begriffe Biokunststoff und Bioplastik nicht verwendet werden 5 Biobasiertheit ist eine Eigenschaft die sowohl biologisch abbaubare Kunststoffe z B PLA als auch nicht biologisch abbaubare Kunststoffe z B CA besitzen konnen Im Gegenzug gibt es auch biologisch abbaubare Kunststoffe die nicht biobasiert sind z B PCL nbsp Kunststoffe konnen biobasiert gelb und grun biologisch abbaubar blau und grun oder nichts davon sein Geschichte Bearbeiten nbsp Schildkrot Puppe Inge aus Celluloid 1950 Biobasierte Kunststoffe waren die ersten Massenkunststoffe die industriell hergestellt wurden Bereits im Jahr 1869 eroffneten die Gebruder Hyatt die erste Fabrik zur Herstellung von Celluloid einem thermoplastischen Kunststoff auf der Basis von Cellulose John Wesley Hyatt erfand das Celluloid im Rahmen eines Preisausschreibens bei dem eine preiswerte Alternative fur das in Billardkugeln verwendete Elfenbein gefunden werden sollte In der Folge wurde Celluloid fur eine Reihe weiterer Verwendungen vor allem fur Filme Brillenfassungen Spielzeug Kamme und Tischtennisballe eingesetzt aufgrund seiner schnellen Entflammbarkeit wurde es allerdings rasch wieder verdrangt Der Werkstoff Galalith aus Casein wurde 1897 erfunden und ahnelt stark dem tierischen Horn oder Elfenbein Man fertigte daraus zum Beispiel Knopfe Anstecknadeln Gehause fur Radios Zigarettendosen Spielzeuge Griffe fur Regenschirme und vieles mehr in den unterschiedlichsten Farben an nbsp Bedruckte Cellophantute und klare CellophanverpackungIm Jahr 1923 startete die Massenproduktion von Cellulosehydrat dem Zellglas unter dem Markennamen Cellophan welches ebenfalls auf Cellulosebasis entstand und bis heute vor allem fur Verpackungen sowie als Einsatz in Briefumschlagen genutzt wird Es wurde vor allem fur die Herstellung von transparenten Folien eingesetzt wobei die Kosten fur die Herstellung im Vergleich zu spateren Konkurrenten sehr hoch waren und Zellglas somit in vielen Bereichen verdrangt wurde Aufgrund seiner Wasserempfindlichkeit wird Zellglas allerdings mit Polyvinylidenchlorid beschichtet und ist damit nicht mehr biologisch abbaubar Durch die Entdeckung von Kunststoffen auf der Basis von Mineralolen entstand schnell eine Konkurrenz bei der die ersten biobasierten weitestgehend verdrangt wurden 1907 wurden von Leo Hendrik Baekeland die Bakelite erfunden duroplastische Kunststoffe auf der Basis von Phenolharz 1930 folgte Acrylglas Polymethylmethacrylat besser bekannt unter dem Markennamen Plexiglas und nachfolgend kamen Polyamid Nylon Perlon Polystyrol und Polytetrafluorethylen Teflon auf den Markt Ab 1956 wurden schliesslich grosstechnische Herstellungsverfahren fur die bis heute marktbeherrschenden Kunststoffe Polyethylen und Polypropylen eingefuhrt und Kunststoffe wurden fur unterschiedlichste Einsatzgebiete mit verschiedenen Materialeigenschaften entwickelt Erst nach 1980 gab es wieder Innovationen im Bereich der biobasierten Kunststoffe die vor allem auf ein verandertes okologisches Bewusstsein zuruckzufuhren sind Als Argumente wurden erneuerbare Rohstoffe und geschlossene Stoffkreislaufe angefuhrt spater kam die Substitution des Erdols als Hauptrohstoff aufgrund der steigenden Erdolpreise und der Endlichkeit der Ressourcen zum Tragen Wahrend der Anteil neuer Patente im Bereich petrochemischer Kunststoffe in der Folge zuruckging nahmen die Patentanmeldungen fur biobasierte Kunststoffe vor allem auf Starke und Cellulosebasis zu Aktuell wird die Entwicklung der Biokunststoffe obschon nicht unbedingt nachhaltiger als herkommliche Polymere 6 7 8 vor allem auf der Basis der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung vorangetrieben Agrarflachen zur stofflichen Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen werden zukunftig als ein wesentliches Standbein der Landwirtschaft betrachtet wobei auch neue Technologien wie die industrielle Weisse Biotechnologie eine grosse Rolle in der Entwicklung neuer sowie der Optimierung bestehender Technologien spielen Zu den neuartigen biobasierten Kunststoffen gehoren vor allem Thermoplastische Starke TPS Celluloseacetat und Polylactide PLA nur in Blends Polymergemischen wahrend Verfahren zur Herstellung von biobasiertem Polyethylen Bio PE Polypropylen Bio PP und anderen Kunststoffen entwickelt und etabliert werden Gruppierung von biobasierten Kunststoffen BearbeitenWie oben erwahnt konnen biobasierte Kunststoffe hinsichtlich ihrer biologischen Abbaubarkeit eingeteilt werden Daneben werden sie aber auch dahingehend eingeteilt wie lange sie schon bekannt sind Biobasierte Kunststoffe die es schon vor den petrochemischen Kunststoffen gab werden als Old economy bezeichnet Beispiele dafur sind Gummi und Cellophan Neuere Kunststoffe werden zur New Economy gezahlt welche sich wiederum untergliedern lasst Einerseits in Novel bioplastics das sind Kunststoffe die auf chemisch neuartigen Polymeren basieren wie PLA oder PHA Andererseits in Drop Ins also bekannte Polymere in deren Herstellung fossile Rohstoffe durch nachwachsende Rohstoffe ganz oder teilweise ersetzt wurden wie bei Bio PET oder Bio PE 9 Rohstoffe und Typen von biobasierten Kunststoffen BearbeitenAls Ausgangsstoffe fur biobasierte Kunststoffe dienen aktuell vor allem Starke und Cellulose als Biopolymere von Zuckern mogliche Ausgangspflanzen sind starkehaltige Pflanzen wie Mais oder Zuckerruben sowie Holzer aus denen Cellulose gewonnen werden kann Weitere potenzielle Rohstoffe wie Chitin und Chitosan Lignin Casein Gelatine Getreideproteine und Pflanzenol kommen ebenfalls fur die Herstellung von biobasierten Kunststoffen in Frage Abhangig von ihrer Zusammensetzung dem Herstellungsverfahren und Beimischung von Additiven andern sich Formbarkeit Harte Elastizitat Bruchfestigkeit Temperatur Warmeformbestandigkeit und chemische Bestandigkeit Starke und Starkeblends Bearbeiten nbsp Maisstarkechips als Kinderspielzeug Hauptartikel Thermoplastische Starke und Starke Mit einem Marktanteil von etwa 80 Prozent bildet thermoplastische Starke den derzeit wichtigsten und gebrauchlichsten Vertreter der biobasierten Kunststoffe Die wichtigsten Pflanzen die zur Gewinnung von Starke genutzt werden sind aktuell Mais Weizen und Kartoffeln in Europa Afrika und Nordamerika sowie Tapioka in Asien Die Rohmasse wird von Beiprodukten wie Proteinen Pflanzenolen und Pflanzenfasern gereinigt und entsprechend fur die Nutzung vorbereitet Reine Starke besitzt die Eigenschaft Feuchtigkeit zu absorbieren und wird deshalb vor allem im Pharmabereich zur Erzeugung von Medikamentenkapselhullen eingesetzt Hier wurde sie allerdings von der Hartgelatine weitgehend verdrangt Um die leicht verfugbare Starke auch thermoplastisch verarbeitbar zu machen werden ihr naturliche Weichmacher und Plastifizierungsmittel wie Sorbit und Glycerin hinzugefugt Diese Zusatzstoffe ermoglichen durch variierbare Dosierung eine spezifische dem Verwendungszweck entsprechend angepasste Veranderung der Materialeigenschaften der sogenannten thermoplastischen Starke Thermoplastische Starke ist aufgrund ihrer fur die Nutzung negativen Eigenschaft Wasser aufzunehmen im Regelfall nur eine der Komponenten aus der moderne Produkte auf Starkebasis hergestellt werden Der zweite Grundbestandteil dieser Kunststoffblends besteht aus wasserabweisenden biologisch abbaubaren Polymeren wie Polyester Polyesteramiden Polyurethanen oder Polyvinylalkohol Ein Kunststoffblend setzt sich demnach aus der hydrophoben Polymerphase sowie der dispersen und hydrophilen Starkephase zusammen Wahrend des Schmelzvorgangs im Extruder verbinden sich die wasserlosliche disperse Starkephase und die wasserunlosliche kontinuierliche Kunststoffphase zu einem wasserfesten Starkekunststoff Diese Erkenntnisse bildeten die Basis fur die Weiterentwicklung und den schliesslichen Durchbruch der Starkekunststoffe EP 0596437 EP 0799335 Starkeblends und compounds werden je nach Einsatzgebiet individuell fur ihre weitere Nutzung in der kunststoffverarbeitenden Industrie entwickelt und produziert Als Kunststoffgranulate lassen sie sich auf den vorhandenen Anlagen zu Folien thermoformbaren Flachfolien Spritzgussartikeln oder Beschichtungen verarbeiten Beispiele dafur sind Tragetaschen Joghurt oder Trinkbecher Pflanztopfe Besteck Windelfolien beschichtete Papiere und Pappen Auch durch chemische Veranderung wie die Umsetzung zu Starkeestern oder Starkeethern mit hohem Substitutionsgrad kann Starke thermoplastisch modifiziert werden Diese Verfahren haben sich aber wegen der damit verbundenen hohen Kosten bislang noch nicht durchgesetzt Celluloseprodukte Bearbeiten nbsp Transparente Wurfel aus CelluloseacetatEbenso wie die Starke stellt auch Cellulose ein naturliches Biopolymer aus Zuckermolekulen dar Cellulose ist in den meisten Pflanzen als Hauptstrukturbaustoff neben dem Lignin vorhanden und kann entsprechend aus Pflanzenmaterial gewonnen werden Ihr Anteil betragt etwa bei Baumwolle fast 95 Prozent beim Hanf 75 Prozent bei Hartholz 40 bis 75 Prozent und bei Weichholz 30 bis 50 Prozent Entsprechend ist Cellulose nach dem Holz weltweit der bedeutendste nachwachsende Rohstoff und es wird jahrlich in Mengen von etwa 1 3 Milliarden Tonnen genutzt Uber verschiedene chemische Verfahren wird die Cellulose von Lignin und Pentosen gereinigt und zu Zellstoff der Basis fur Papier Pappe und andere Werkstoffe wie Viskose verarbeitet Fur die Herstellung von biobasierten Kunststoffen auf Cellulosebasis bedarf es im Regelfall weiterer chemischer Modifizierung Dabei wird die gereinigte Cellulose vor allem verestert um das Celluloseacetat CA als wichtigsten Kunststoff auf Cellulosebasis zu gewinnen Celluloseacetat wird zu den thermoplastischen Kunststoffen gezahlt ist ein entsprechend modifizierter Naturstoff der nicht biologisch abbaubar und auch nicht kompostierbar 10 ist Schon 1919 wurde ein mit Weichmachern modifiziertes Celluloseacetat als erste Spritzgiessmasse patentiert und ermoglichte damit ganz neue und sehr effektive Produktionsmethoden fur Schirmgriffe Tastaturen Lenkradern Spielzeuge Kugelschreiber und viele weitere Produkte Auch das Celluloid sowie das Cellophan sind Kunststoffe auf der Basis von Cellulose Weitere Kunststoffe auf Cellulosebasis sind Vulkanfiber Cellulosenitrat Cellulosepropionat und Celluloseacetatbutyrat Polymilchsaure PLA Bearbeiten Hauptartikel Polymilchsaure Die Polymilchsaure Polylactid PLA entsteht durch Polymerisation von Milchsaure die wiederum ein Produkt der Fermentation aus Zucker und Starke durch Milchsaurebakterien ist Die Polymere werden nachfolgend bei der Polymerisation aus den unterschiedlichen Isomeren der Milchsaure der D und der L Form entsprechend den gewunschten Eigenschaften des resultierenden Kunststoffs gemischt Weitere Eigenschaften konnen durch Copolymer wie Glykolsaure erreicht werden nbsp Verpackung fur Sussigkeiten aus Polymilchsaure PLA Das durchsichtige Material gleicht herkommlichen thermoplastischen Massenkunststoffen nicht nur in seinen Eigenschaften sondern lasst sich auch auf den vorhandenen Anlagen ohne weiteres verarbeiten PLA und PLA Blends werden als Granulate in verschiedenen Qualitaten fur die Kunststoff verarbeitende Industrie zur Herstellung von Folien Formteilen Dosen Bechern Flaschen und sonstigen Gebrauchsgegenstanden angeboten Vor allem fur kurzlebige Verpackungsfolien oder Tiefziehprodukte fur Getranke und Joghurtbecher Obst Gemuse und Fleischschalen birgt der Rohstoff grosses Potenzial Der Weltmarkt fur das Marktsegment transparente Kunststoffe betrug bereits 2001 15 Millionen Tonnen Nicht nur bei Verpackungen ist die Durchsichtigkeit positiv auch fur Anwendungen in der Bauindustrie Technik Optik und im Automobilbau hat sie Vorteile Ausserdem gibt es lukrative Spezialmarkte zum Beispiel im medizinischen und pharmazeutischen Bereich wo PLA bereits seit langerem erfolgreich zum Einsatz kommt Vom Korper resorbierbare Schrauben Nagel Implantate und Platten aus PLA oder PLA Copolymeren werden zur Stabilisierung von Knochenbruchen verwendet Auch resorbierbares Nahtmaterial und Wirkstoffdepots aus PLA sind schon lange im Gebrauch Zudem ist PLA eines der beliebtesten Materialien fur Filament fur FDM 3D Druckern nbsp Sparschwein aus PLAEin grosser Vorteil von PLA ist die besondere Vielfalt dieses biobasierten Kunststoffes der wahlweise schnell biologisch abbaubar oder auch jahrelang funktionsfahig eingestellt werden kann Weitere Vorteile der Polylactid Kunststoffe sind die hohe Festigkeit die Thermoplastizitat und gute Verarbeitung auf den vorhandenen Anlagen der Kunststoff verarbeitenden Industrie Trotzdem hat PLA auch Nachteile da der Erweichungspunkt bei etwa 60 Grad Celsius liegt ist das Material fur die Herstellung von Trinkbechern fur Heissgetranke nur bedingt geeignet Die Copolymerisation zu hitzebestandigeren Polymeren oder der Zusatz von Fullstoffen konnen fur grossere Temperaturstabilitat sorgen Die japanische Elektronikfirma NEC Corporation konnte die Hitzeempfindlichkeit durch eine Verstarkung mit Kenaffasern und Metallhydroxiden beheben und so einen gut formbaren und schwer entflammbaren Werkstoff entwickeln als erstes Produkt wurde das Gehause des Mobiltelefons FOMA N701iEco fur den japanischen Markt entwickelt 11 Fur die Herstellung von PLA aus Glucose uber die Zwischenschritte Milchsaure und Dilactid existieren sowohl Batch Verfahren als auch bisher weitgehend im Pilotmassstab realisiert kontinuierliche Verfahren 12 Damit ist die Industrie in der Lage das Material kostengunstig und mittelfristig wettbewerbsfahig gegenuber Massenkunststoffen herzustellen Die weltweit erste grossere PLA Produktionsanlage wurde 2003 in den USA in Betrieb genommen deren Jahreskapazitat theoretisch 70 000 t betragt 13 Weitere Anlagen sind heute international verfugbar Eine erste deutsche Pilotanlage zur Herstellung von PLA wurde 2011 im brandenburgischen Guben mit einer Kapazitat von 500 t in Betrieb genommen eine zweite Anlage sollte in Leuna ab Mitte 2012 die Produktion aufnehmen 14 Polyhydroxyalkanoate speziell Polyhydroxybuttersaure PHB Bearbeiten Hauptartikel Polyhydroxyalkanoate Polyhydroxybuttersaure und Polyhydroxyvaleriansaure Das Biopolymer Polyhydroxybuttersaure PHB ist ein fermentativ herstellbarer Polyester mit Eigenschaften ahnlich denen des petrochemisch erzeugten Kunststoffs Polypropylen Es kann auf Basis von Zucker und Starke hergestellt werden die Synthese ist jedoch auch aus anderen Nahrstoffen wie Glycerin und Palmol moglich Weltweit kundigen zahlreiche Firmen an in die PHB Produktion einzusteigen oder ihre Produktion auszuweiten so beabsichtigt neben einigen mittelstandischen Herstellern nun auch die sudamerikanische Zuckerindustrie die Herstellung von PHB im industriellen Massstab PHB ist biologisch abbaubar hat einen Schmelzpunkt von uber 130 C bildet klare Filme und besitzt fur viele Anwendungszwecke optimale mechanische Eigenschaften Die Gewinnung des Kunststoffes aus den Bakterien stellt eine der Hauptschwierigkeiten dar Die Zellen mussen durch Chloroform oder Enzyme lysiert werden ausserdem werden fur ein Kilogramm PHB aktuell drei Kilogramm Zucker benotigt der vor allem aufgrund der hohen Nachfrage nach Biokraftstoffen und der Nahrungsmittelindustrie limitiert ist 11 PHB wird auch mit weiteren Bestandteilen kombiniert als PHB Blend verwendet Dabei konnen etwa durch den Zusatz von Celluloseacetaten besondere Materialeigenschaften erreicht werden Die Palette der Eigenschaften von PHB Blends erstreckt sich von Klebstoffen bis Hartgummi Statt Celluloseacetat sind auch Starke Kork und anorganische Materialien als Zusatze denkbar Die Vermischung mit gunstigen Zusatzstoffen Celluloseacetat ist ein preisgunstiges Abfallprodukt aus der Zigarettenfilterproduktion wirkt sich auch gunstig auf die Produktionskosten von PHB Blends aus Mittelfristig lassen sich nach Angaben zahlreicher Forscher damit die Herstellungskosten bis in den Bereich Erdol basierter Plastikmaterialien absenken 15 Weitere Biopolymere Bearbeiten nbsp Medikamentenkapseln aus HartgelatineNeben den genannten biobasierten Kunststoffen gibt es eine ganze Reihe Ansatze weitere nachwachsende Rohstoffe wie Lignin Chitin Casein Gelatine und weitere Proteine sowie Pflanzenole z B Rizinusol fur die Herstellung von biobasierten Kunststoffen zu nutzen Als Lignin Kunststoff wurde bereits 1998 Arboform entwickelt und bis heute vertrieben verwendet wird das Material fur Konsumguter und in der Automobilbranche Chitosan als Produkt aus Chitinabfallen bei der Garnelenverwertung ist ebenfalls als Ausgangsmaterial fur Fasern Schaumstoffe Membranen und Folien etabliert Zudem werden Kunststoffe produziert die zu einem relativ grossen Anteil auf nachwachsenden Rohstoffen basieren wie etwa die biologisch abbaubaren Kunststoffe Ecovio von BASF mit 45 PLA Anteil und das Polytrimethylenterephthalat PTT von DuPont In jungerer Zeit verfolgen einige Unternehmen die Strategie die fossile Rohstoffbasis etablierter Standardthermoplaste durch eine erneuerbare Rohstoffbasis zu ersetzen Beispiele hierfur sind Bio PE 16 und Bio PP auf Basis von Zuckerrohr in Brasilien In der Forschung sind zudem Bioraffinerien die ebenfalls auf der Basis von Biopolymeren wie Zucker Starke oder Lignocellulose mit Hilfe von Weisser Biotechnologie Plattformchemikalien fur die chemische Industrie herstellen sollen 17 Aktuelle wissenschaftliche Forschungen und Entwicklungen zielen zudem darauf ab Kunststoffe aus Agrarreststoffen und Nebenprodukten herzustellen Zertifizierung BearbeitenDer Begriff biobasierter Kunststoff ist nicht geschutzt daher gibt es auch keinen gesetzlichen Mindestanteil der fur die Verwendung des Begriffs notig ist Jedoch gibt es zwei verschiedene freiwillige Zertifizierungssysteme bei denen verschiedene Logos vergeben werden je nach Anteil der Kohlenstoffatome im Produkt die biologischer Herkunft sind 18 DIN CERTCO Bearbeiten Bei der DIN CERTCO Zertifizierung wird zwischen drei Qualitatsstufen 20 50 50 85 und gt 85 unterschieden die jeweils ein eigenes Logo haben auf dem auch die Stufe angegeben ist Ab einem organischen Anteil von mindestens 20 konnen Produkte mit Ausnahme von medizinischen giftigen und Treibstoffprodukten mit dem DIN Gepruft Logo zertifiziert werden 19 Vincotte Bearbeiten Bei der Vincotte Zertifizierung gibt es vier verschiedene Logos bei denen die Anzahl der Sterne Ruckschluss auf den Anteil biobasierter Kohlenstoffatome zulasst Die Abstufungen sind 20 40 ein Stern 40 60 zwei Sterne 60 80 drei Sterne und 80 100 vier Sterne Okologische Aspekte BearbeitenAus Pflanzen gewonnene biobasierte Kunststoffe setzen beim Abbau oder bei einer energetischen Nutzung nur so viel CO2 frei wie sie wahrend der Wachstumsphase aufgenommen haben Damit haben sie was die CO2 Emission basierend auf die Rohstoffe angeht einen Vorteil gegenuber Kunststoffen petrochemischer Basis Dennoch sind biobasierte Kunststoffe nicht CO2 neutral da der Transport und die Herstellung Emissionen verursachen 20 Insgesamt gibt es zu wenige Daten zu Umwelteinflussen und sozio okonomischen Einflussen um konventionelle und biobasierte Kunststoffe diesbezuglich umfassend zu vergleichen Vorhandene Daten sind aufgrund verschiedener Messmethoden ausserdem nur bedingt vergleichbar 21 22 Lediglich bezogen auf das Treibhauspotential liegen genugend Daten vor die einigermassen vergleichbar sind und einen Vorteil von biobasierten Kunststoffen gegenuber konventionellen Kunststoffen aufzeigen 21 Einzelne Studien zeigen dass petrochemische Kunststoffe dafur Vorteile bei den Faktoren Eutrophierungspotential und Bodenversauerung haben 5 Marktsituation und Perspektiven BearbeitenStandardkunststoffe werden heute uberwiegend aus Erdol hergestellt weniger oft aus Erdgas oder anderen Rohstoffen Der Preis fur Rohol hat daher direkte Auswirkungen auf den Preis fur Kunststoffe Faktoren die diesen Preis steigen lassen sind vor allem der weltweit steigende Energie und Rohstoffbedarf und politische Konflikte in den Forderlandern Das besonders in den USA verbreitete Fracking vergrossert dagegen das Angebot fossiler Rohstoffe und senkt daher deren Preis Bislang konnen Biokunststoffe preislich noch kaum mit konventionellen Kunststoffen konkurrieren Trotzdem nimmt ihr Marktanteil stark zu Ein Grund dafur ist das wachsende Umweltbewusstsein bei Industrie und Endverbrauchern die zum Beispiel fur Bio Lebensmittel auch entsprechende Verpackungen wunschen 8 In der Gastronomie werden vermehrt Tragetaschen Einweggeschirr oder Verpackungsfolien aus Bio basierter Kunststoff verwendet 23 2018 lag die Produktionskapazitat von biobasierten und teil biobasierten Kunststoffen insgesamt ca 19 Millionen Tonnen und damit bei knapp 6 an der Produktionskapazitat aller Kunststoffe Bis 2023 wird mit einem Wachstum auf einen Anteil von 10 gerechnet Besonders stark wachst der Markt der biobasierten New Economy Kunststoffe welcher 2018 2 27 Millionen Tonnen umfasste Dabei waren knapp 40 der biobasierten New Economy Kunststoffe zudem biologisch abbaubar 9 Literatur BearbeitenHans Josef Endres Andrea Siebert Raths Technische Biopolymere Hanser Verlag Munchen 2009 ISBN 978 3 446 41683 3 Michael Thielen Biokunststoffe Grundlagen Anwendungen Markte Polymedia Publisher GmbH Monchengladbach 2020 3 uberarbeitete Auflage ISBN 978 3 9814981 3 4 Jurgen Lorcks Biokunststoffe Pflanzen Rohstoffe Produkte Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e V Gulzow 2005 PDF Download P Eyerer P Elsner T Hirth Hrsg Die Kunststoffe und ihre Eigenschaften 6 Auflage Springer Verlag Heidelberg 2005 ISBN 3 540 21410 0 S 1443 1482 Jorg Mussig Michael Carus Bio Polymerwerkstoffe sowie holz und naturfaserverstarkte Kunststoffe In Marktanalyse Nachwachsende Rohstoffe Teil II Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e V Gulzow 2007 PDF Download Biologische Abbaubarkeit und Kompostierbarkeit Memento vom 29 Mai 2017 im Internet Archive Rundfunkberichte BearbeitenArndt Reuning Abbaubarkeit Vom zweifelhaften Nutzen der Biokunststoffe Deutschlandfunk Wissenschaft im Brennpunkt vom 23 Juli 2017Weblinks BearbeitenWas sind Biokunststoffe PDF 1 25 MB auf petroplast ch abgerufen am 22 Marz 2017 bioplastics magazine Fachzeitschrift ausschliesslich zum Themenkomplex Biokunststoffe nur in engl verfugbar European Bioplastics Verband Informationen uber Biokunststoffe Kompostierbare Kunststoffe und Marktsituation Biokunststoffe Nachwachsende Rohstoffe auf neuen Wegen Informationsvideo zum Thema Biokunststoff Biokunststoff ist fur die Kompostierung nutzlos Biokunststoff gehort in den Restmull plasticker biokunststoffe Informationsportal ausgewahlte Artikel zum Thema Biokunststoffe Umweltbundesamt Untersuchung der Umweltwirkungen von Verpackungen aus biologisch abbaubaren Kunststoffen PDF 5 5 MB auf umweltbundesamt de 2012 Einzelnachweise Bearbeiten Michael Thielen Biokunststoffe Fachagentur nachwachsende Rohstoffe e V FNR 2019 abgerufen am 23 September 2019 Stichwort Biokunststoff In Brockhaus Enzyklopadie online abgerufen am 8 August 2008 Hans Josef Endres amp Andrea Siebert Raths Technische Biopolymere Rahmenbedingungen Marktsituation Herstellung Aufbau und Eigenschaften Hanser Verlag Munchen 2009 ISBN 978 3 446 41683 3 S 6 European Bioplastics What are bioplastics Abgerufen am 23 September 2019 a b Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e V FNR 10 Punkte zu biobasierten Kunststoffen 2018 abgerufen am 23 September 2019 Neus Escobar Salwa Haddad Jan Borner Wolfgang Britz Land use mediated GHG emissions and spillovers from increased consumption of bioplastics In Environmental Research Letters 13 2018 S 125005 doi 10 1088 1748 9326 aaeafb Vorstudien des BAFU Der anspruchsvolle Weg zu mehr Transparenz im Ladenregal In bafu admin ch Abgerufen am 2 Oktober 2019 a b Neus Escobar Wolfgang Britz Metrics on the sustainability of region specific bioplastics production considering global land use change effects In Resources Conservation and Recycling Band 167 1 April 2021 ISSN 0921 3449 S 105345 doi 10 1016 j resconrec 2020 105345 sciencedirect com abgerufen am 17 Januar 2022 a b Institute for bioplastics and biocomposites IfBB Biopolymers Facts and statistics Production capacities processing routes feedstock land and water use 2018 abgerufen am 20 September 2019 Zukunftsmarkt Biokunststoffe PDF 563 kB auf umweltdaten de a b Veronika Szentpetery Naturlich kunstlich Technology Review September 2007 S 89 90 Sven Jacobsen 2000 Darstellung von Polylactiden mittels reaktiver Extrusion Dissertation Universitat Stuttgart S 16 PDF online verfugbar Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive Chris Smith Natureworks PLA capacity is 70 000tpa prw com vom 10 Dezember 2007 Pressemitteilung der Firma Uhde Inventa Fischer 1 Dezember 2011 aufgerufen am 30 Marz 2012 Elisabeth Wallner Herstellung von Polyhydroxyalkanoaten auf der Basis alternativer Rohstoffquellen Dissertation am Institut fur Biotechnologie und Bioprozesstechnik Technische Universitat Graz 2002 PE HD biobasiert auf materialarchiv ch abgerufen am 22 Marz 2017 Birgit Kamm Das Konzept der Bioraffinerie Produktion von Plattformchemikalien und Materialien In Brickwede Erb Hempel Schwake Nachhaltigkeit in der Chemie 13 Internationale Sommerakademie St Marienthal Erich Schmidt Verlag Berlin 2008 Hans Josef Endres Maren Kohl amp Hannah Berendes Biobasierte Kunststoffe und biobasierte Verbundwerkstoffe In Marktanalyse nachwachsende Rohstoffe Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e V Hrsg Schriftenreihe nachwachsende Rohstoffe Band 34 2014 Kap 5 S 206 208 fnr de PDF TUV Rheinland Biobasierte Produkte Abgerufen am 2 September 2020 Oliver Turk Stoffliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe 1 Auflage Springer Vieweg Wiesbaden 2014 ISBN 978 3 8348 1763 1 S 431 438 a b Sebastian Spierling Eva Knupffer Hannah Behnsen Marina Mudersbach Hannes Krieg Sally Springer Stefan Albrecht Christoph Herrmann amp Hans Josef Endres Bio based plastics A review of environmental social and economic impact assessments In Journal of Cleaner Production Band 185 2018 S 476 491 doi 10 1016 j jclepro 2018 03 014 Stefan Albrecht Hans Josef Endres Eva Knupffer amp Sebastian Spierling Biokunststoffe quo vadis In UmweltWirtschaftsForum uwf Band 24 2016 S 55 62 doi 10 1007 s00550 016 0390 y Nina Wirtz Bioplastik Biologisch abbaubar vs biobasiert was ist der Unterschied In RUUGA Abgerufen am 4 November 2022 nbsp Dieser Artikel wurde am 13 August 2008 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bio basierter Kunststoff amp oldid 236327965