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Die Spandauer Vorstadt fruher auch Spandauer Viertel genannt ist ein historischer Stadtteil im heutigen Berliner Ortsteil Mitte des gleichnamigen Bezirks Historische Stadtteile von Berlin Stand 1920 innerhalb des heutigen Ortsteils Mitte 1 Die Grenzen variierten im Lauf der Zeit I0000 Alt Berlin II 000 Alt Kolln Spreeinsel III000 Friedrichswerder IV000 Dorotheenstadt V 000 Friedrichstadt XI000 Luisenstadt XII 00 Neu Kolln XIII00 Stralauer Vorstadt XIV 0 Konigsstadt XV 00 Spandauer Vorstadt XVI 0 Rosenthaler Vorstadt XVII 0 Oranienburger Vorstadt XVIII0 Friedrich Wilhelm Stadt Die Stadtteile VI X und XIX XXI sowie grosse Teile der Stadtteile V XI XIII XIV XVI und XVII liegen ausserhalb des heutigen Ortsteils Mitte Vorwerk der Churfurstin auf einem Stadtplan von 16881748 Umgebung des Spandauer Heerwegs in Berlin von Monbijouplatz bis Moabiter Weinberg koniglichen Pulvermuhlen Gelande Lehrte Hauptbahnhof Das Spandauer Vierthel 1789Die Spandauer Vorstadt 1875 Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Geschichte 2 1 Namenserlauterung 2 2 17 Jahrhundert bis 19 Jahrhundert 2 3 Seit dem 20 Jahrhundert 3 Bevolkerung 4 Politik 5 Kultur und Sehenswurdigkeiten 5 1 Museen und Galerien 5 2 Theater und Variete 5 3 Sonstiges 5 4 Besondere Bauten 5 4 1 Nicht mehr vorhandene Gebaude 5 4 2 Denkmalgeschutzte Gebaude 5 4 3 Moderne Bauten 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeographie BearbeitenDie Spandauer Vorstadt wird im Suden begrenzt von der Spree und vom Viadukt der Stadtbahn im Osten von der Karl Liebknecht Strasse und der angrenzenden Konigsstadt im Norden von der Torstrasse und der angrenzenden Rosenthaler und Oranienburger Vorstadt und im Westen von der Friedrichstrasse und der Friedrich Wilhelm Stadt Uber die Weidendammer Brucke die Ebertbrucke und die Monbijoubrucke ist die Spandauer Vorstadt mit der Dorotheenstadt verbunden Geschichte BearbeitenNamenserlauterung Bearbeiten Die Vorstadt die sich vor dem Spandauer Tor entwickelt hat trug bald auch den Namen Spandauer Vorstadt oder auch Spandauer Viertel Fur die Quartiere die jenseits der heutigen Torstrasse entstanden wurde zeitweise der Begriff Aussere Spandauer Vorstadt verwendet Zuletzt gehorten diese Viertel aber zur Oranienburger und Rosenthaler Vorstadt Der ostlich der Rosenthaler Strasse gelegene Teil der Spandauer Vorstadt ist auch als Scheunenviertel bekannt eine Bezeichnung die haufig irrtumlich wegen des sich dort um 1900 befindlichen Schtetls auch auf westlich davon gelegene Strassenzuge allen voran die Oranienburger Strasse mit der Synagoge ausgedehnt wird 17 Jahrhundert bis 19 Jahrhundert Bearbeiten Die Spandauer Vorstadt entwickelte sich nordlich des Spandauer Tors der Berliner Stadtmauer Sie hat ihre Ursprunge im Mittelalter und war zunachst eine lockere Ansiedlung in der die Berliner Garten und Landwirtschaft zur Selbstversorgung betrieben Eine ahnliche Nutzung des Landes gab es vor allen Stadttoren Mit dem Bau der Festungsanlage Mitte des 17 Jahrhunderts wurde das Spandauer Tor etwas nach Osten in die Umgebung des heutigen Hackeschen Marktes versetzt die Bezeichnung blieb aber erhalten Anlasslich ihrer Heirat 1668 erhielt Kurfurstin Dorothea Grundbesitz im Bereich der Spandauer Vorstadt sowie das Tiergartenvorwerk die spatere Dorotheenstadt als Geschenk Sie verwandelte beide Gelande in Bauland um unabhangig vom kurfurstlichen Hof an Finanzmittel zu gelangen 1685 liess sie nach dem Vorbild der Dorotheenstadt hier einige Strassen anlegen Grundstucke parzellieren und diese an Berliner Burger und auf der Basis des im selben Jahr erlassenen Edikts von Potsdam auch an Hugenotten verkaufen Im Jahr 1685 wurde die Weidendammer Brucke erbaut Sie fuhrte die damalige Querstrasse der Dorotheenstadt uber die Spree und verband damit die beiden Landereien der Kurfurstin In Weiterfuhrung dieses Strassenzuges nach Norden wurde die Dammstrasse bis zur Landstrasse nach Oranienburg als gut befahrbare und reprasentative Allee angelegt Die Dorotheenstadt war dadurch wesentlich einfacher von Norden her zu erreichen genau wie die westliche Spandauer Vorstadt ohne Umweg uber den Schlossbezirk Mit Anlage der Friedrichstadt erhielt dann der ganze Strassenzug um 1705 den Namen Friedrichstrasse Um 1700 wurde auf dem Spandauer Heerweg einer alten Landstrasse vor dem spater errichteten Schloss Monbijou die Oranienburger Strasse als reprasentative Allee ausgebaut In der aussersten nordwestlichen Ecke der Spandauer Vorstadt wurde 1710 ein Pesthaus gebaut aus dem die Charite hervorging In der Spandauer Vorstadt standen 1710 bereits etwa 500 Wohnhauser 1712 erhielt sie eine eigene Pfarrkirche die Sophienkirche in der Grossen Hamburger Strasse die von Konigin Sophie Luise der dritten Gemahlin Friedrichs I gestiftet wurde Auf Weisung von Konig Friedrich II wurde 1750 die Berliner Zollmauer im Norden bis auf die Linie Prenzlauer Tor Schonhauser Tor Rosenthaler Tor Hamburger Tor Oranienburger Tor 1836 Neues Tor Unterbaum Spree ausgedehnt Dieser Verlauf ist noch gut zwischen Linienstrasse Innenseite und Torstrasse Aussenseite zu erkennen Den weiteren Verlauf bildete die heutige Hannoversche Strasse Die Anlage wurde geleitet vom Kommandanten von Berlin Hans Christoph von Hacke daher Hackescher Markt Das Gebiet zwischen Oranienburger Tor und Rosenthaler Tor erhielt spater den Namen Oranienburger Vorstadt und Rosenthaler Vorstadt 1751 wurde die Festungsanlage in diesem Bereich bis auf einen Abwassergraben eingeebnet der Strassenname Am Zwirngraben erinnert heute noch daran In der ostlichen Spandauer Vorstadt wurde auch ein neues Judenviertel angelegt heute als Scheunenviertel bekannt Seit 1822 wurde im bislang vorwiegend gartenbaulich genutzten Bereich westlich der Friedrichstrasse die Friedrich Wilhelm Stadt erbaut die 1828 von der Spandauer Vorstadt abgetrennt wurde und seitdem einen eigenen Stadtteil bildete In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg wurde im Rahmen einer Flachensanierung ein grosser Teil des alten Scheunenviertels abgerissen und neuzeitlich bebaut Seit dem 20 Jahrhundert Bearbeiten Bei der Bildung von Gross Berlin im Jahr 1920 wurde die Spandauer Vorstadt Teil des neugebildeten Bezirks Mitte Der Zweite Weltkrieg richtete vergleichsweise wenig Schaden in der Spandauer Vorstadt an Einige bedeutende historische Bauten wie das Schloss Monbijou wurden zerstort und spater abgerissen Die Pflege der historischen Altbausubstanz wurde uber Jahrzehnte vernachlassigt was zu Leerstand und Verfall fuhrte Erst in den 1980er Jahren wurde die Sophienstrasse rekonstruiert parallel dazu begann stellenweise eine Sanierung durch Abriss und Neubau Das Gebiet der Spandauer Vorstadt ist heute als Bauensemble denkmalgeschutzt und gilt als der grosste und am besten erhaltene historische Stadtteil Berlins Seit der deutschen Wiedervereinigung 1990 ist ein grosser Teil der Bebauung renoviert worden und die Spandauer Vorstadt hat sich zu einem auch touristisch attraktiven Wohn Geschafts und Szeneviertel mit deutlicher Tendenz zur Gentrifizierung entwickelt Bevolkerung BearbeitenIm Jahr 1890 erreichte die Spandauer Vorstadt im 18 und 19 Jahrhundert uberwiegend Spandauer Viertel genannt mit 78 953 ihre hochste Einwohnerzahl 2 Politik BearbeitenAm Rosa Luxemburg Platz in der Kleine Alexanderstrasse 28 hat die Partei Die Linke ihren Sitz Das Karl Liebknecht Haus war von 1926 bis 1933 die Zentrale der Kommunistischen Partei Deutschlands Kultur und Sehenswurdigkeiten BearbeitenMuseen und Galerien Bearbeiten In der Spandauer Vorstadt befinden sich eine Reihe von Museen die die judische Geschichte des Viertels thematisieren In der Oranienburger Strasse 28 30 befindet sich die 1995 eroffnete Neue Synagoge Centrum Judaicum ein Zentrum das sich der Pflege und Wahrung judischer Kultur widmet Daruber hinaus sollen Archiv und Bibliothek der Forschung dienen Nahe am Hackeschen Markt in der Rosenthaler Strasse 39 befinden sich das Anne Frank Zentrum und das Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt Die Auguststrasse ist uber die Grenzen Berlins hinaus bekannt fur ihre Galerie Szene Die wohl bekannteste Galerie die Kunst Werke Berlin befindet sich in der Auguststrasse 64 Theater und Variete Bearbeiten Am Rosa Luxemburg Platz dem ehemaligen Bulowplatz steht die von 1913 bis 1914 nach Planen von Oskar Kaufmann errichtete Volksbuhne Der Friedrichstadtpalast hat die grosste Theaterbuhne der Welt und eine lange Tradition Seine Geschichte begann Am Zirkus 1 neben dem heutigen Berliner Ensemble 1984 zog der Friedrichstadtpalast in das neugebaute Revuetheater in der Friedrichstrasse 107 um In den Hackeschen Hofen Rosenthaler Strasse 40 41 gibt es das 1991 gegrundete Chamaleon Theater das sich seit 2004 dem Neuen Zirkus verschrieben hat und wechselnde Programme zeigt Ein weiterer Auffuhrungsort fur Theater und Tanz sind die Sophiensale im 1904 1905 errichteten Handwerkervereinshaus Sonstiges Bearbeiten Die Ruine des ehemaligen Passage Kaufhauses in der Oranienburger Strasse war 1992 von Kunstlern besetzt worden und machte sich einen Namen als Kunsthaus Tacheles 2012 mussten die Kunstler das Haus trotz zahlreicher Proteste wieder verlassen Nach der Sanierung und Einbeziehung in das stadtebauliche Projekt zwischen Friedrichstrasse Johannisstrasse und Oranienburger Strasse soll das Tacheles wieder eine kulturelle Nutzung bekommen In der Auguststrasse befindet sich Clarchens Ballhaus eine Institution in der seit uber 100 Jahren ununterbrochen getanzt wird Besondere Bauten Bearbeiten Nicht mehr vorhandene Gebaude Bearbeiten Zwischen 1703 und 1706 liess Konig Friedrich I vom Hofbaumeister Eosander von Gothe im Stil des Spatbarock ein kleines Lustschloss am nordlichen Ufer der Spree jenseits des Spandauer Tores errichtet Das Schloss Monbijou beherbergte zuletzt das Hohenzollern Museum Stadtbildpragend waren die zweigeschossigen Torhauser am Monbijouplatz Schloss und Torhauser wurden im Zweiten Weltkrieg schwer beschadigt und die Ruinen 1959 abgebrochen Im Jahr 1859 wurde in der Oranienburger Strasse 76a das nach Planen von Stuler errichtete Gebaude des Domkandidatenstifts eingeweiht Um einen Innenhof gruppierten sich verschiedene Gebaudeteile und ein Turm in der Strassenfront bildete den markanten Hohepunkt Erst 1972 wurde der im Zweiten Weltkrieg ausgebrannte Gebaudekomplex abgebrochen Auf dem Gelande des Schlosses Monbijou wurde 1884 die nach Planen von Julius Raschdorff realisierte St George s Church Englische Kirche eingeweiht Die Kirche im Stil englischer Kirchenbauten des 19 Jahrhunderts wurde im Zweiten Weltkrieg zerstort Im Jahr 1909 wurde in der Friedrichstrasse 110 112 die Friedrichstrassenpassage eroffnet die die Friedrichstrasse mit der Oranienburger Strasse verband Markant waren die Portalbauten in beiden Strassenfronten und die machtige Kuppelhalle im Blockinneren 1983 wurde das zuletzt als Haus der Technik bezeichnete im Zweiten Weltkrieg schwer beschadigte Gebaude gesprengt Lediglich das Vorderhaus an der Oranienburger Strasse blieb stehen und wurde als Kunsthaus Tacheles bekannt nbsp Schloss Monbijou Spreefront nbsp Englische Kirche nbsp Friedrichstrassen passage Friedrichstrasse 110 112 kurz vor dem AbrissDenkmalgeschutzte Gebaude Bearbeiten nbsp Neue Synagoge in der Oranienburger Strasse nbsp 1 Hof der Hackeschen Hofe nbsp Postfuhramt nbsp Konigliches Leihamt nbsp Sophienkirche Hauptartikel Liste der Kulturdenkmale in Berlin Mitte Spandauer Vorstadt Moderne Bauten Bearbeiten nbsp Neuer Hackescher MarktIn den Jahren 1999 2000 entstand auf der Ostseite des Hackeschen Marktes an der Ecke zur Dircksenstrasse ein Ensemble von insgesamt zwolf Einzelhausern die durch angedeutete Parzellenteilung und die Gestaltung Bezug nehmen auf die Architektur der Umgebung In den Erdgeschosse sind Laden untergebracht und die Obergeschosse dienen uberwiegend dem Wohnen Das Architekturburo Bellmann amp Bohm entwickelte den Masterplan Drei weitere Architekturburos waren an der Durcharbeitung beteiligt Literatur BearbeitenSpandauer Vorstadt in Berlin Mitte Ein Kunst und Denkmalfuhrer Michael Imhof Verlag Petersberg 2006 3 Auflage ISBN 3 937251 01 4 Quer durch die Mitte Die Spandauer Vorstadt Haude und Spener Berlin 1998 ISBN 3 7759 0425 5 Laurenz Demps Die Oranienburger Strasse ISBN 3 932529 20 0 Christian Krajewski Urbane Transformationsprozesse in zentrumsnahen Stadtquartieren Gentrifizierung und innere Differenzierung am Beispiel der Spandauer Vorstadt und der Rosenthaler Vorstadt in Berlin IfG Munster 2006 ISBN 3 9809592 2 8 Die Spandauer Vorstadt Utopien und Realitaten zwischen Scheunenviertel und Friedrichstrasse Argon Verlag Berlin 1995 ISBN 3 87024 327 9 Herbert Schwenk Lexikon der Berliner Stadtentwicklung Haude und Spener Berlin 2002 ISBN 3 7759 0472 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Spandauer Vorstadt Sammlung von Bildern Literatur von und uber Spandauer Vorstadt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen Christian Krajewski Spandauer und Rosenthaler Vorstadt Memento vom 12 Juni 2007 im Internet Archive PDF Urbane Transformationsprozesse zwischen Szeneviertel und Wohnkiez Munster 2004 Auf Seite 220 befindet sich eine Lagekarte zur Einordnung der beiden Vorstadte Klaus Badicker Fotografien zur Spandauer Vorstadt aus den 1980er und 1990er Jahren Torsten Elger Panoramen von wichtigen Orten der Spandauer VorstadtEinzelnachweise Bearbeiten Historische Stadttheile und Stadtbezirke In Berliner Adressbuch 1920 Teil 2 S 73 Kartengrundlage Bezirksamt Mitte von Berlin Friedrich Leyden Gross Berlin Geographie der Weltstadt Hirt Breslau 1933 darin Entwicklung der Bevolkerungszahl in den historischen Stadtteilen von Alt Berlin S 206 52 525277777778 13 398611111111 Koordinaten 52 31 31 N 13 23 55 O Normdaten Geografikum GND 4668942 4 lobid OGND AKS LCCN no2010053588 VIAF 156349349 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spandauer Vorstadt amp oldid 233518217