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Die Kinetik ist ein Teilbereich der physikalischen Chemie der in Makrokinetik und molekulare Kinetik unterteilt wird Die molekulare Kinetik behandelt den zeitlichen Ablauf von chemischen Reaktionen auf der molekularen Ebene und schliesst die Mikrokinetik ein welche sich mit der Kinetik von Elementarreaktionen beschaftigt 1 Die Makrokinetik betrachtet den Einfluss makroskopischer Warme und Stofftransportprozesse auf die Kinetik chemischer Reaktionen und stellt damit das Bindeglied zwischen Reaktionskinetik und chemischer Reaktionstechnik dar Dieser Artikel beschaftigt sich mit der molekularen Kinetik chemischer Reaktionen Die Kinetik elektrochemischer Prozesse wird im Artikel elektrochemische Kinetik behandelt Ludwig Ferdinand Wilhelmy er veroffentlichte 1850 die erste quantitative Untersuchung der chemischen Kinetik Zerfall von Rohrzucker Inhaltsverzeichnis 1 Reaktionsgeschwindigkeit 1 1 Definition 1 2 Geschwindigkeitsgesetze und Zeitgesetze 1 2 1 Geschwindigkeitsgesetze 1 2 2 Zeitgesetze 1 3 Temperaturabhangigkeit der Reaktionsgeschwindigkeit 2 Ubergangszustande und Aktivierungsenergien 2 1 Ubergangszustande 2 2 Freie Aktivierungsenthalpien und thermodynamisches Gleichgewicht 2 3 Aktivierungsenergien 3 Reaktionen nullter bis dritter Ordnung 3 1 Ubersicht 3 2 Reaktionen nullter Ordnung 3 3 Reaktionen erster Ordnung 3 4 Reaktionen zweiter Ordnung 3 5 Reaktionen dritter Ordnung 4 Geschwindigkeitsgesetze von Gleichgewichtsreaktionen 5 Messung von Konzentrations Zeit Profilen 6 Geschichte der Kinetik 7 Literatur 7 1 Allgemeine Lehrbucher 7 2 Kinetik 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseReaktionsgeschwindigkeit BearbeitenDefinition Bearbeiten nbsp Konzentrations Zeit Profil einer Reaktion A displaystyle rightarrow nbsp P dessen Ableitung d A A 0 d t displaystyle mathrm d A A 0 mathrm d t nbsp und Reaktionsgeschwindigkeit 1 n A d A A 0 d t displaystyle 1 nu A cdot mathrm d A A 0 mathrm d t nbsp als Funktion der Reaktionsdauer t A 0 displaystyle A 0 nbsp ist die Ausgangskonzentration A t die Konzentration nach der Reaktionsdauer t und n A 1 displaystyle nu A 1 nbsp die stochiometrische Zahl von Ausgangsstoff A A t A 0 displaystyle mathrm A t mathrm A 0 nbsp ist eine dimensionslose relative Konzentration von A aufgrund von deren Verwendung die Reaktionsgeschwindigkeit die Dimension einer Frequenz bekommt Die grundlegende Grosse der Kinetik ist die Reaktionsgeschwindigkeit englisch rate of reaction r displaystyle r nbsp mit der Dimension Stoffmenge pro Zeit und Volumen 2 3 Die aus den Basisgrossen des internationalen Einheitensystems abgeleitete Einheit der Reaktionsgeschwindigkeit ist Mol pro Kubikmeter und Sekunde Die Reaktionsgeschwindigkeit gibt die Anderung der Umsatzvariable 3 displaystyle xi nbsp Menge der Reaktionsereignisse die durch die Reaktionsgleichung der betrachteten Reaktion definiert werden in mol pro Zeit und Volumeneinheit unter isochoren Bedingungen an Sind n i displaystyle nu i nbsp die stochiometrische Zahl und n i displaystyle nu mathrm i nbsp der Betrag der stochiometrischen Zahl eines an der betrachteten Reaktion beteiligten Stoffes i wird fur eine Reaktion n A A n B B n K K n L L displaystyle nu mathrm A mathrm A nu mathrm B mathrm B dots longrightarrow nu mathrm K mathrm K nu mathrm L mathrm L dots nbsp die Reaktionsgeschwindigkeit r gleich r d 3 V d t 1 n A d A d t 1 n B d B d t 1 n K d K d t 1 n L d L d t displaystyle r frac mathrm d xi V mathrm d t frac 1 nu mathrm A frac mathrm d mathrm A mathrm d t frac 1 nu mathrm B frac mathrm d mathrm B mathrm d t frac 1 nu mathrm K frac mathrm d mathrm K mathrm d t frac 1 nu mathrm L frac mathrm d mathrm L mathrm d t nbsp Hierbei sind t die Reaktionsdauer V das Reaktionsvolumen und A B K sowie L die volumenbezogenen Stoffmengenkonzentrationen der an der betrachteten Reaktion beteiligten Stoffe A B K und L Der Differentialquotient d A d t displaystyle mathrm d A mathrm d t nbsp ist gleich der Steigung des zugrundeliegenden Konzentrations Zeit Profils A t welches A als Funktion von t darstellt Da A als Ausgangsstoff verbraucht wird sind die differentielle Konzentrationsanderung d A und damit der Differentialquotient d A d t displaystyle mathrm d A mathrm d t nbsp negativ Da auch die stochiometrische Zahl eines Ausgangsstoffes konventionsgemass ein negatives Vorzeichen hat werden der Ausdruck 1 n A d A d t displaystyle 1 nu mathrm A cdot mathrm d mathrm A mathrm d t nbsp und somit die Reaktionsgeschwindigkeit positiv Geschwindigkeitsgesetze und Zeitgesetze Bearbeiten Geschwindigkeitsgesetze Bearbeiten Die Abhangigkeit der Reaktionsgeschwindigkeit von den aktuellen Konzentrationen der Reaktanten einer Reaktion wird empirisch durch Geschwindigkeitsgesetze beschrieben Geschwindigkeitsgesetze enthalten in der Regel eine Geschwindigkeitskonstante k oder eine Halbwertszeit t1 2 die die Kinetik des betrachteten chemischen Prozesses in charakteristischer Weise reprasentieren Die Halbwertszeit gibt dabei den Zeitraum an in dem die Ausgangskonzentration A 0 eines Reaktanten A auf den halben Wert absinkt Phanomenologisch beobachtbare Bruttoreaktionen konnen komplexe Reaktionsmechanismen aufweisen die Sequenzen aus mehreren reversiblen Elementarreaktionen umfassen Beispiele hierfur sind Reaktionen die dem Lindemann Mechanismus folgen Kettenreaktionen oder durch die Michaelis Menten Theorie beschreibbare enzymkatalysierte Reaktionen Weiterhin kann die beobachtbare Reaktionsgeschwindigkeit durch Konkurrenzreaktionen beeinflusst werden Im Falle von radikalischen Polymerisationsreaktionen kann bei hohen Umsatzen eine als Trommsdorff Effekt bekannte Selbsbeschleunigung eintreten Die bei hohen Umsatzen und damit hohen Polymerisationsgraden erhohte Viskositat der Reaktionsmischung fuhrt zu einer erheblichen Verringerung der Wahrscheinlichkeit fur Kettenabbruchreaktionen durch Rekombination von Kettenenden wahrend sich die exotherme die Anlagerung von Monomeren an die Kettenenden umfassende Kettenwachstumsreaktion aufgrund der grosser werdenden Zahl von aktiven Kettenenden beschleunigt Die dadurch eintretende Temperaturerhohung in der Reaktionsmischung verstarkt wiederum die Beschleunigung der Kettenwachstumsreaktion Da Geschwindigkeitsgesetze somit meist komplexe Reaktionsgeschehen abbilden kann aus diesen nicht unmittelbar auf den Reaktionsmechanismus geschlossen werden Haufig werden Geschwindigkeitsgesetze auf der Basis von vereinfachten Reaktionsmodellen formuliert So kann die Kinetik von zusammengesetzten Reaktionen die mehrere konsekutive Elementarreaktionen umfassen von einer besonders langsam ablaufenden Elementarreaktion als geschwindigkeitsbestimmendem Schritt dominiert sein In diesem Fall wird die Kinetik der zusammengesetzten Reaktion oft in zufriedenstellender Weise durch die einfachere Kinetik der besonders langsam ablaufenden Elementarreaktion reprasentiert Treten im Verlauf von Reaktionen reaktive Intermediate auf kann das Bodensteinsche Quasistationaritatsprinzip angewendet werden Zeitgesetze Bearbeiten Zeitgesetze bzw Ratengleichungen geben die Umsatzvariable einer Reaktion oder die Konzentration eines an einer Reaktion beteiligten Stoffes als Funktion der Reaktionsdauer an In einigen Fallen lassen sich Zeitgesetze chemischer Reaktionen aus den jeweiligen Geschwindigkeitsgesetzen durch Variablentrennung und Integration ermitteln Umgekehrt erhalt man Geschwindigkeitsgesetze aus den ersten Ableitungen der entsprechenden Zeitgesetze Halbwertszeiten lassen sich direkt aus Zeitgesetzen ermitteln Temperaturabhangigkeit der Reaktionsgeschwindigkeit Bearbeiten nbsp Relative Geschwindigkeitskonstante als Funktion der Temperatur gemass Arrhenius Gleichung fur Aktivierungsenergien von 3 kJ mol 20 kJ mol und 40 kJ mol Die relative Geschwindigkeitskonstante wird erhalten indem beide Seiten der Arrhenius Gleichung durch den praexponentiellen Faktor A geteilt werden Letzterer und die Aktivierungsenergie werden als temperaturunabhangig angenommen Reaktionsgeschwindigkeiten hangen grundsatzlich von den Zustandsgrossen ab die das reagierende System kennzeichnen wie etwa der Temperatur T dem Druck und dem Volumen In die Geschwindigkeitsgesetze chemischer Prozesse findet diese Abhangigkeit uber die Geschwindigkeitskonstante beziehungsweise die Halbwertszeit Eingang die ihrerseits Funktionen von Temperatur Druck und Volumen sind In der Praxis relevant ist vor allem die Temperaturabhangigkeit der Reaktionsgeschwindigkeit Diese wird empirisch durch die Arrhenius Gleichung beschrieben die die Geschwindigkeitskonstante in Beziehung zur Temperatur setzt Die Arrhenius Gleichung ist eine Exponentialfunktion welche einen praexponentiellen Faktor A mit der Dimension der Geschwindigkeitskonstante und die molare Aktivierungsenergie EA im Exponenten als empirische Parameter enthalt R ist die allgemeine Gaskonstante k A e E A R T displaystyle k A cdot mathrm e frac E mathrm A R cdot T nbsp Geht man naherungsweise davon aus dass der praexponentielle Faktor der Arrhenius Gleichung sowie die Aktivierungsenergie unabhangig von der Temperatur sind lauft die Geschwindigkeitskonstante gegen null wenn die Temperatur gegen null lauft und gegen den praexponentiellen Faktor wenn die Temperatur gegen unendlich lauft Der praexponentielle Faktor stellt somit den Maximalwert dar den die Geschwindigkeitskonstante annehmen kann Analog kann mittels der Arrhenius Gleichung auch dargestellt werden wie Halbwertszeiten von der Temperatur abhangen Die Arrhenius Gleichung hat dann einen Exponenten mit positivem Vorzeichen t 1 2 A e E A R T displaystyle t 1 2 A cdot mathrm e frac E mathrm A R cdot T nbsp Dabei besitzt der praexpoentielle Faktor A wie die Halbwertszeit die Dimension Zeit Die Halbwertszeit lauft gegen unendlich wenn die Temperatur gegen null lauft und gegen den praexponentiellen Faktor wenn die Temperatur gegen unendlich lauft Der praexponentielle Faktor stellt somit den Minimalwert dar den die Halbwertszeit annehmen kann Ubergangszustande und Aktivierungsenergien BearbeitenUbergangszustande Bearbeiten Im Verlauf eines elementaren Reaktionsereignisses wird vom reagierenden System eine Trajektorie auf einer Potentialhyperflache durchlaufen die durch sukzessive strukturelle Anderungen wie Anderungen von Bindungswinkeln und Bindungslangen gekennzeichnet ist Gemass der Theorie des Ubergangszustandes wird dabei ein Ausgangsstoffe und Produkte trennender Potentialwall Aktivierungsbarriere uberwunden der einen Sattelpunkt auf der Potentialhyperflache darstellt Die Zustande die das reagierende System wahrend der betrachteten Elementarreaktion durchlauft werden am zweckmassigsten durch das jeweils anzuwendende thermodynamische Potential beschrieben welches die durch Veranderungen im reagierenden System hervorgerufenen Entropieanderungen im Universum abbildet Werden Druck und Temperatur konstant gehalten ist dies die freie Enthalpie Der Sattelpunkt ist der Ort der hochsten freien Enthalpie den das reagierende System im Verlauf eines elementaren Reaktionsereignisses durchlauft Der Zustand den dass reagierende System beim Durchlaufen des Sattelpunktes einnimmt wird als Ubergangszustand bezeichnet Die molare freie Aktivierungsenthalpie D G h i n displaystyle Delta G mathrm hin ddagger nbsp reprasentiert die Hohe der fur die Umwandlung der Ausgangsstoffe in die Produkte zu uberwindenden Potentialbarriere also die Differenz der freien Enthalpien des Ubergangszustandes und des Ausgangszustandes vor Beginn des elementaren Reaktionsereignisses Die Grosse der Geschwindigkeitskonststante k h i n textstyle k mathrm hin nbsp die die Kinetik der Umwandlung der Ausgangsstoffe in die Produkte reprasentiert hangt von D G h i n displaystyle Delta G mathrm hin ddagger nbsp ab siehe Abschnitt Thermodynamische Formulierung im Artikel Theorie des Ubergangszustandes k h i n Konstante exp D G h i n R T displaystyle k mathrm hin text Konstante cdot exp bigg frac Delta G mathrm hin ddagger RT Bigg nbsp Entsprechend gilt fur die Abhangigkeit der Geschwindigkeitskonststante k r u e c k textstyle k mathrm rueck nbsp der Ruckreaktion von deren freier Aktivierungsenthalpie D G r u e c k displaystyle Delta G mathrm rueck ddagger nbsp k r u e c k Konstante exp D G r u e c k R T displaystyle k mathrm rueck text Konstante cdot exp bigg frac Delta G mathrm rueck ddagger RT Bigg nbsp Freie Aktivierungsenthalpien und thermodynamisches Gleichgewicht Bearbeiten Hauptartikel Massenwirkungsgesetz nbsp Profil der freien Enthalpie entlang der Reaktionstrajektorie einer Elementarreaktion Um von den Ausgangsstoffen Edukte zum Ubergangszustand UZ zu kommen muss die freie Aktivierungsenergie der Hinreaktion D G h i n displaystyle Delta G mathrm hin ddagger nbsp aufgebracht werden Durchlauft die Ruckreaktion denselben Ubergangszustand wie die Hinreaktion ist die freie Aktivierungsenthalpie der Ruckreaktion D G r u e c k displaystyle Delta G mathrm rueck ddagger nbsp gleich D G h i n D R G displaystyle Delta G mathrm hin ddagger Delta mathrm R G nbsp freie Reaktionsenthalpie Viele Reaktionen sind Gleichgewichtsreaktionen bei denen neben der Bildung von Reaktionsprodukten durch die Hinreaktion durch die Ruckreaktion auch Ausgangsstoffe aus den Reaktionsprodukten neu gebildet werden n A A n B B n K K n L L displaystyle nu mathrm A mathrm A nu mathrm B mathrm B rightleftharpoons nu mathrm K mathrm K nu mathrm L mathrm L nbsp Sofern die Hinreaktion mit der molaren freien Aktivierungsenthalpie D G h i n displaystyle Delta G mathrm hin ddagger nbsp sowie der molaren freien Reaktionsenthalpie D R G displaystyle Delta R G nbsp n A A n B B n K K n L L displaystyle nu mathrm A mathrm A nu mathrm B mathrm B longrightarrow nu mathrm K mathrm K nu mathrm L mathrm L nbsp und die Ruckreaktion mit der freien Aktivierungsenthalpie D G r u e c k displaystyle Delta G mathrm rueck ddagger nbsp n K K n L L n A A n B B displaystyle nu mathrm K mathrm K nu mathrm L mathrm L longrightarrow nu mathrm A mathrm A nu mathrm B mathrm B nbsp exakt entlang derselben Reaktionstrajektorie in jeweils entgegensetzter Richtung ablaufen gilt fur die molare freie Aktivierungsenthalpie D G h i n displaystyle Delta G mathrm hin ddagger nbsp der Hinreaktion D G h i n D R G D G r u e c k displaystyle Delta G mathrm hin ddagger Delta mathrm R G Delta G mathrm rueck ddagger nbsp Die Geschwindigkeitskonstante der Hinreaktion k h i n displaystyle k mathrm hin nbsp wird dann k h i n Konstante exp D G h i n R T Konstante exp D R G D G r u e c k R T displaystyle k mathrm hin text Konstante cdot exp Bigg frac Delta G mathrm hin ddagger RT Bigg text Konstante cdot exp Bigg frac Delta mathrm R G Delta G mathrm rueck ddagger RT Bigg nbsp Fur den Quotienten aus khin und krueck folgt k h i n k r u e c k exp D R G D G r u e c k R T exp D G r u e c k R T 1 displaystyle frac k mathrm hin k mathrm rueck exp Bigg frac Delta mathrm R G Delta G mathrm rueck ddagger RT Bigg cdot exp Bigg frac Delta G mathrm rueck ddagger RT Bigg 1 nbsp Vereinfachung ergibt k h i n k r u e c k exp D R G D G r u e c k R T exp D G r u e c k R T exp D R G D G r u e c k D G r u e c k R T displaystyle frac k mathrm hin k mathrm rueck exp Bigg frac Delta mathrm R G Delta G mathrm rueck ddagger RT Bigg cdot exp Bigg frac Delta G mathrm rueck ddagger RT Bigg exp Bigg frac Delta mathrm R G Delta G mathrm rueck ddagger Delta G mathrm rueck ddagger RT Bigg nbsp Somit wird k h i n k r u e c k exp D R G R T K displaystyle frac k mathrm hin k mathrm rueck exp Bigg frac Delta mathrm R G RT Bigg K nbsp Dabei ist K die thermodynamische Gleichgewichtskonstante der betrachteten Reaktion Die Geschwindigkeitskonstanten khin der Hinreaktion und krueck der Ruckreaktion sind somit durch D R G displaystyle Delta mathrm R G nbsp miteinander gekoppelt das Verhaltnis k h i n k r u e c k textstyle frac k mathrm hin k mathrm rueck nbsp wird durch die thermodynamische Gleichgewichtskonstante bestimmt Dieser Zusammenhang wird oft dahingehend fehlinterpretiert dass die Gleichgewichtskonstante einer Gleichgewichtsreaktion von den Geschwindigkeitskonstanten der Hin und Ruckreaktionen abhinge Diese Vorstellung beruht jedoch auf einem unzutreffenden Prakonzept Thermodynamische Grossen die wie die freie Reaktionsenthalpie und die Gleichgewichtskonstante Zustandsanderungen beschreiben hangen ausschliesslich von Ausgangs und Endzustand ab nicht jedoch vom Weg auf dem sich das System vom Ausgangs zum Endzustand bewegt Aktivierungsenergien Bearbeiten nbsp Linearisierte Darstellung der Abhangigkeit der Geschwindigkeitskonstante von der Temperatur gemass der Arrhenius Gleichung fur die Reaktion NO2 2 NO O2Die Existenz von Potentialbarrieren die im Verlauf einer phanomenologisch beobachtbaren Bruttoreaktion bei der Umwandlung der Ausgangsstoffe in die Produkte uberwunden werden mussen wird empirisch durch die Arrhenius Gleichung abgebildet Im Gegensatz zur aus der Theorie des Ubergangszustandes resultierenden Eyring Gleichung berucksichtigt die Arrhenius Gleichung dabei weder die Zahl noch die Natur der vom reagierenden System zu durchlaufenden Ubergangszustande sondern reprasentiert die zu uberwindenden Potentialbarrieren durch den phanomenologischen Parameter Aktivierungsenergie Lauft die Aktivierungsenergie bei konstanter Temperatur gegen unendlich konvergiert die Geschwindigkeitskonstante gemass der Arrhenius Gleichung gegen null Ist die Aktivierungsenergie gleich null wird die Geschwindigkeitskonstante gleich dem praexponentiellen Faktor A Analog kann mittels der Arrhenius Gleichung auch dargestellt werden wie Halbwertszeiten von der Aktivierungsenergie abhangen Lauft die Aktivierungsenergie bei konstanter Temperatur gegen unendlich lauft auch die Halbwertszeit gegen unendlich Ist die Aktivierungsenergie null wird die Halbwertszeit gleich dem praexponentiellen Faktor A Allgemein erhoht sich bei konstanter Temperatur die Reaktionsgeschwindigkeit wenn die Aktivierungsenergie reduziert wird Bei der Katalyse chemischer Reaktionen werden daher alternative Reaktionstrajektorien bereitgestellt die zu einer Verringerung der Aktivierungsenergie fuhren Damit werden hohere Reaktionsgeschwindigkeiten erreicht ohne hierfur die Reaktionstemperatur erhohen zu mussen Werden fur eine Reaktion bei mehreren Temperaturen Konzentrations Zeit Profile und aus diesen die jeweiligen Geschwindigkeitskonstanten k T experimentell bestimmt lasst sich auch die Aktivierungsenergie ermitteln Logarithmieren uberfuhrt die Arrhenius Gleichung in eine Geradengleichung ln k ln A E A R 1 T displaystyle ln k ln A frac E mathrm A R cdot frac 1 T nbsp Die graphische Auftragung des naturlichen Logarithmus ln k T der experimentell ermittelten Geschwindigkeitskonstanten k T gegen 1 R T displaystyle 1 R cdot T nbsp ergibt eine Gerade deren Steigung der negativen Aktivierungsenergie entspricht Der Schnittpunkt der Geraden mit der y Achse ist der Logarithmus ln A des praexponentiellen Faktors der Arrhenius Gleichung Reaktionen nullter bis dritter Ordnung Bearbeiten nbsp Relative Reaktionsgeschwindigkeit als Funktion des relativen Umsatzes fur vollstandig ablaufende Reaktionen 0 nullter 1 erster und 2 zweiter Ordnung Relative Reaktionsgeschwindigkeiten erhalt man indem die aktuelle Reaktionsgeschwindigkeit durch die Anfangsgeschwindigkeit geteilt wird Der relative Umsatz ist 1 A n A A 0 displaystyle 1 A nu A cdot A 0 nbsp In vielen Fallen ist die Geschwindigkeit chemischer Reaktionen an denen N displaystyle N nbsp Ausgangsstoffe Z j displaystyle Z j nbsp beteiligt sind proportional zu Produkten von Potenzfunktionen der Konzentrationen Ausgangsstoffe Z j displaystyle Z j nbsp r k j 1 N Z j z j displaystyle r k prod j 1 N Z j z j nbsp Hierbei ist k textstyle k nbsp die Geschwindigkeitskonstante Die Exponenten z j displaystyle z j nbsp sind die partiellen Reaktionsordnungen in Bezug auf die Ausgangsstoffe Z j displaystyle Z j nbsp Die Summe j 1 N z j textstyle sum j 1 N z j nbsp ist die Gesamtreaktionsordnung der betrachteten Reaktion Partielle Reaktionsordnungen konnen mussen aber nicht die gleichen Betrage wie die stochiometrischen Zahlen der betreffenden Ausgangsstoffe einer Reaktion besitzen Die in Bruttoreaktionsgleichungen auftretenden stochiometrischen Zahlen n j displaystyle nu j nbsp der Ausgangsstoffe Z j displaystyle Z j nbsp reprasentieren haufig die Gesamtstochiometrie zusammengesetzter Reaktionen die mehrere Elementarreaktionen umfassen Partielle Reaktionsordnungen und damit die Gesamtreaktionsordnungen resultieren haufig wie bei nukleophilen Substitutionen und Eliminierungen erster Ordnung aus geschwindigkeitsbestimmenden Elementarreaktionen deren Stochiometrie sich jeweils von der Stochiometrie der betrachteten Bruttoreaktion unterscheidet Sofern eine Bruttoreaktion wie etwa bei radikalischen Kettenreaktionen sich uberlagernde oder gekoppelte Elementarreaktionen umfasst ohne dass eine langsame und damit geschwindigkeitsbestimmernde Elementarreaktion existiert konnen sich die partiellen Reaktionsordnungen ebenso von den Stochiometriezahlen der betreffenden Komponenten unterscheiden In derartigen Fallen treten auch gebrochene Reaktionsordnungen auf 4 5 Die fur Reaktionen mit erster oder grosserer Gesamtreaktionsordnung resultierenden Zeitgesetze lassen sich durch Umformungen in Geradengleichungen uberfuhren siehe Tabelle unten fur Reaktionen nullter Ordnung sind Konzentrations Zeit Profile immer linear In dieser Form dargestellte Zeitgesetze konnen zur experimentellen Ermittlung der Gesamtreaktionsordnung mit nach verschiedenen Reaktonsdauern gemessenen Konzentrationen A t eines Reaktanten A verglichen werden Der Betrag der Steigung der so erhaltenen Geraden entspricht dem Produkt aus der Stochiometriezahl n A textstyle nu A nbsp des Ausgangsstoffes A textstyle A nbsp und der Geschwindigkeitskonstante k textstyle k nbsp Ubersicht Bearbeiten Zeitgesetze die linearisierten Auftragungen der Zeitgesetze zur Bestimmung der Geschwindigkeitskonstante k textstyle k nbsp sowie die Ausdrucke fur die Halbwertszeichen sind fur Reaktionen mit Geschwindigkeitsgesetzen des Typs r k A n textstyle r k A n nbsp in nachfolgender Tabelle unter Berucksichtigung der Stochiometriezahl n A textstyle nu A nbsp von Ausgangsstoff A textstyle A nbsp zusammengefasst 6 7 Zu beachten ist dass n A textstyle nu A nbsp ein negatives Vorzeichen hat Die Einheiten der Geschwindigkeitskonstanten k textstyle k nbsp sind fur alle Reaktionen mit der Gesamtreaktionsordnung n gultig 0 Ordnung 1 Ordnung 2 Ordnung n OrdnungGeschwindigkeitsgesetz 1 n A d A d t k displaystyle 1 nu A cdot rm d ce A rm d t k nbsp 1 n A d A d t k A displaystyle 1 nu A cdot rm d ce A rm d t k ce A nbsp 1 n A d A d t k A 2 displaystyle 1 nu A cdot rm d ce A rm d t k ce A 2 nbsp 1 n A d A d t k A n displaystyle 1 nu A cdot rm d ce A rm d t k ce A n nbsp Zeitgesetz A A 0 n A k t displaystyle A A 0 nu A kt nbsp A A 0 e n A k t displaystyle A A 0 mathrm e nu A kt nbsp A 1 1 A 0 n A k t displaystyle A 1 bigg frac 1 A 0 nu A kt bigg nbsp 1 A n 1 1 A 0 n 1 n 1 n A k t displaystyle frac 1 A n 1 frac 1 A 0 n 1 n 1 nu A kt nbsp n 2 displaystyle n geq 2 nbsp Einheit k m o l s m 3 displaystyle rm frac mol s cdot m 3 nbsp 1 s displaystyle rm frac 1 s nbsp m 3 m o l s displaystyle rm frac m 3 mol cdot s nbsp m 3 n 3 m o l n 1 s displaystyle rm frac m 3n 3 mol n 1 cdot rm s nbsp Lineare Auftragung des Zeitgesetzes A vs t ln A A 0 displaystyle ln A A 0 nbsp vs t 1 A displaystyle frac 1 A nbsp vs t 1 A n 1 displaystyle frac 1 A mathit n 1 nbsp vs t n 2 displaystyle n geq 2 nbsp Halbwertszeit t 1 2 A 0 2 n A k displaystyle t 1 2 frac A 0 2 nu A k nbsp t 1 2 ln 2 n A k displaystyle t 1 2 frac ln 2 nu A k nbsp t 1 2 1 n A k A 0 displaystyle t 1 2 frac 1 nu A k ce A 0 nbsp t 1 2 2 n 1 1 n 1 n A k A 0 n 1 displaystyle t 1 2 frac 2 n 1 1 n 1 nu A k ce A 0 n 1 nbsp n 2 displaystyle n geq 2 nbsp Reaktionen nullter Ordnung Bearbeiten Die Geschwindigkeit von Reaktionen nullter Ordnung ist unabhangig von den Konzentrationen der Reaktanten Dadurch ist die Reaktionsgeschwindigkeit konstant Zeitgesetze nehmen demzufolge die Form einer Geraden mit negativer Steigung fur Umsatzvariable und Reaktanten oder mit positiver Steigung fur Produkte an Die Geradensteigung entspricht dem Betrag der Geschwindigkeitskonstante k Beispiele fur Reaktionen nullter Ordnung sind bestimmte photochemische und katalytische Reaktionen So ist beispielsweise die biologische Oxidation von Ethanol zu Acetaldehyd durch bestimmte Alkoholdehydrogenasen nullter Ordnung in Bezug auf Ethanol 8 Ein weiteres Beispiel ist die Emulsionspolymerisation bei der nach der Phase der Initiierung die Reaktion 0 Ordnung ist 9 Reaktionen erster Ordnung Bearbeiten nbsp Konzentrations Zeit Profile fur Reaktionen erster Ordnung mit verschiedenen Geschwindigkeitskonstanten k Aufgetragen ist die relative Konzentration A t A 0 eines Ausgangsstoffes A gegen die Reaktionsdauer t A 0 ist die Ausgangskonzentration von A vor Reaktionsbeginn A t ist die Konzentration von A nach der Reaktionsdauer t Bei Reaktionen erster Ordnung hangt die Reaktionsgeschwindigkeit linear von der Konzentration eines Reaktanden A ab Dies ist der Fall wenn der Gesamtprozess lediglich eine unimolekulare Zerfallsreaktion umfasst Ein Beispiel hierfur ist der radioaktive Zerfall Weiterhin sind Reaktionen die mehrere Elementarreaktionen umfassen erster Ordnung wenn der geschwindigkeitsbestimmende Schritt ein Zerfalls oder Dissoziationsprozess ist Beispiele hierfur sind der SN1 Mechanismus der nukleophilen Substitution oder der E1 Mechanismus bei Eliminierungsreaktionen Das Geschwindigkeitsgesetz nimmt fur eine Reaktion erster Ordnung folgende Form an r 1 n A d A d t k A displaystyle r frac 1 nu mathrm A cdot frac mathrm d mathrm A mathrm d t k cdot mathrm A nbsp Das Zeitgesetz erster Ordnung wird erhalten indem zunachst die Variablen getrennt werden 1 n A 1 A d A k d t displaystyle frac 1 nu mathrm A cdot frac 1 mathrm A cdot mathrm d mathrm A k cdot mathrm d t nbsp Im nachsten Schritt berechnet man die bestimmten Integrale 1 n A A 0 A t 1 A d A 0 t k d t displaystyle frac 1 nu mathrm A cdot int A 0 A t frac 1 mathrm A cdot mathrm d mathrm A int 0 t k cdot mathrm d t nbsp Man erhalt zunachst unter Berucksichtigung der Tatsache dass ln A displaystyle ln A nbsp die Stammfunktion zu 1 A displaystyle 1 A nbsp ist 1 n A ln A t ln A 0 k t displaystyle 1 over nu A cdot ln A t ln A 0 k cdot t nbsp Anwendung der Logarithmusregeln ergibt 1 n A ln A t A 0 k t displaystyle frac 1 nu mathrm A cdot ln frac mathrm A t mathrm A 0 k cdot t nbsp Umformen ergibt ln A t A 0 n A k t displaystyle ln frac mathrm A t mathrm A 0 nu mathrm A cdot k cdot t nbsp Entlogarithmieren ergibt das Zeitgesetz fur Reaktionen erster Ordnung A t A 0 e n A k t displaystyle frac mathrm A t mathrm A 0 mathrm e nu mathrm A cdot k cdot t nbsp Beziehungsweise A t A 0 e n A k t displaystyle mathrm A t mathrm A 0 cdot mathrm e nu mathrm A cdot k cdot t nbsp Sofern wie es bei Reaktionen erster Ordnung haufig der Fall ist gilt n A 1 displaystyle nu mathrm A 1 nbsp wird das Zeitgesetz fur Reaktionen erster Ordnung A t A 0 e k t displaystyle mathrm A t mathrm A 0 cdot mathrm e k cdot t nbsp Reaktionen zweiter Ordnung Bearbeiten Zweiter Ordnung sind Elementarreaktionen die auf bimolekularen Stossen beruhen Beispiele hierfur sind nukleophile Substitutionen nach dem SN2 Mechanismus sowie Eliminierungen nach dem E2 Mechanismus Werden im Verlauf einer mehrschrittigen Reaktion auch Zerfalls oder Dissoziationsprozesse erster Ordnung durchlaufen sind diese meist die geschwindigkeitsbestimmenden Schritte so dass wie etwa bei SN1 und E1 Reaktionen die Gesamtreaktion erster Ordnung ist Findet der bimolekulare Stoss unter Beteiligung zweier gleichartiger Teilchen der Species A statt ist der Betrag der stochiometrischen Zahl n A displaystyle nu A nbsp des Ausgangsstoffes A gleich zwei und die Reaktionsgleichung hat die Form 2 A P r o d u k t e displaystyle mathrm 2 A longrightarrow Produkte nbsp Die hieraus resultierenden Geschwindigkeits und Zeitgesetze sowie der Ausdruck fur die Halbwertszeit von A t sind in der Tabelle oben aufgefuhrt Sind am bimolekularen Stoss Teilchen zweier verschiedener Species A und B beteiligt und sind die Betrage der stochiometrischen Zahlen n A displaystyle nu A nbsp und n B displaystyle nu B nbsp der Reaktanten A und B jeweils gleich eins wird die Reaktionsgleichung A B P r o d u k t e displaystyle mathrm A B longrightarrow Produkte nbsp Das Geschwindigkeitsgesetz wird entsprechend r d A d t d B d t k A B displaystyle r frac mathrm d mathrm A mathrm d t frac mathrm d mathrm B mathrm d t k cdot mathrm A cdot mathrm B nbsp Als Zeitgesetz erhalt man mit B 0 als Ausgangskonzentration des Reaktanten B vor Reaktionsbeginn 10 A A 0 A 0 B 0 e A 0 B 0 k t A 0 e A 0 B 0 k t B 0 displaystyle mathrm A frac mathrm A 0 cdot mathrm A 0 mathrm B 0 cdot mathrm e mathrm A 0 mathrm B 0 kt mathrm A 0 cdot mathrm e mathrm A 0 mathrm B 0 kt mathrm B 0 nbsp Reaktionen dritter Ordnung Bearbeiten Damit eine Reaktion dritter Ordnung ist muss diese einen trimolekularen Stoss als Elementarreaktion umfassen Da trimolekulare Stosse eine geringe Wahrscheinlichkeit besitzen sind Reaktionen dritter Ordnung selten Das Auftreten von Reaktionen dritter Ordnung wurde etwa im Zusammenhang mit Rekombinationsreaktionen von Atomen und Radikalen des Typs 2 A M A 2 M displaystyle mathrm 2 A M longrightarrow A 2 M nbsp wobei M als Stosspartner fungiert sowie fur Reaktionen von Stickstoffmonoxid mit Halogenen X und Sauerstoff gemass 2 N O O 2 2 N O 2 displaystyle mathrm 2 NO O 2 longrightarrow 2 NO 2 nbsp und 2 N O X 2 2 N O X displaystyle mathrm 2 NO X 2 longrightarrow 2 NOX nbsp postuliert 11 Geschwindigkeitsgesetze von Gleichgewichtsreaktionen BearbeitenBetrachtet wird eine Gleichgewichtsreaktion A B displaystyle mathrm A rightleftharpoons mathrm B nbsp Sind die Hin und Ruckreaktion jeweils erster Ordnung werden die Anderungen der Konzentrationen A displaystyle mathrm A nbsp und B displaystyle mathrm B nbsp bestimmt durch die Differentialgleichungen r a d A d t k a b A k b a B displaystyle r a frac mathrm d mathrm A mathrm d t k ab cdot mathrm A k ba cdot mathrm B nbsp r b d B d t k a b A k b a B displaystyle r b frac mathrm d mathrm B mathrm d t k ab cdot mathrm A k ba cdot mathrm B nbsp mit den Geschwindigkeitskonstanten k a b displaystyle k ab nbsp der Reaktion A B displaystyle mathrm A rightarrow mathrm B nbsp und k b a displaystyle k ba nbsp der Ruckreaktion B A displaystyle mathrm B rightarrow mathrm A nbsp sowie der Bedingung d A d B 0 displaystyle mathrm d mathrm A mathrm d mathrm B 0 nbsp Zur Losung dieses Differentialgleichungssystems sind folgende Randbedingung notig t displaystyle t nbsp A A 0 x displaystyle mathrm A mathrm A 0 x nbsp B B 0 x displaystyle mathrm B mathrm B 0 x nbsp t displaystyle t infty nbsp A e q A 0 x e q displaystyle mathrm A mathrm eq mathrm A 0 x mathrm eq nbsp B e q B 0 x e q displaystyle mathrm B mathrm eq mathrm B 0 x mathrm eq nbsp Die zwei Differentialgleichungen fur A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp vereinfachen sich durch diese Randbedingung zu d x d t k a b k b a x e q x displaystyle frac mathrm d x mathrm d t k ab k ba x mathrm eq x nbsp Es ergibt sich daraus das folgende integrale Zeitgesetz fur die Gleichgewichtsreaktionen 1 Ordnung ln x e q x e q x k a b k b a t displaystyle ln frac x mathrm eq x mathrm eq x k ab k ba cdot t nbsp Mit A e q A 0 B 0 k b a k a b k b a displaystyle mathrm A mathrm eq mathrm A 0 mathrm B 0 cdot frac k ba k ab k ba nbsp und B e q A 0 B 0 k a b k a b k b a displaystyle mathrm B mathrm eq mathrm A 0 mathrm B 0 cdot frac k ab k ab k ba nbsp sowie A 0 A e q B e q B 0 k a b A 0 k b a B 0 k a b k b a displaystyle mathrm A 0 mathrm A mathrm eq mathrm B mathrm eq mathrm B 0 frac k ab mathrm A 0 k ba mathrm B 0 k ab k ba nbsp ergeben sich folgende Geschwindigkeitsgesetze A t A 0 B 0 k b a k a b k b a k a b A 0 k b a B 0 k a b k b a e k a b k b a t displaystyle mathrm A t mathrm A 0 mathrm B 0 cdot frac k ba k ab k ba frac k ab mathrm A 0 k ba mathrm B 0 k ab k ba cdot mathrm e k ab k ba cdot t nbsp B t A 0 B 0 k a b k a b k b a k a b A 0 k b a B 0 k a b k b a e k a b k b a t displaystyle mathrm B t mathrm A 0 mathrm B 0 cdot frac k ab k ab k ba frac k ab mathrm A 0 k ba mathrm B 0 k ab k ba cdot mathrm e k ab k ba cdot t nbsp Messung von Konzentrations Zeit Profilen BearbeitenExperimentell wird die Kinetik chemischer Reaktionen durch die Ermittlung von Konzentrations Zeit Profilen mittels quantitativer analytischer Methoden untersucht Hierfur stellt die analytische Chemie ein breites und sich durch den Fortschritt der instrumentellen Analytik sowie der Mikroreaktionstechnik kontinuierlich weiterentwickelndes Methodensprektrum zur Verfugung Die zur Ermittlung der Konzentrations Zeit Profile gewahlte Messgrosse sollte quantitativ proportional zur Konzentration der beobachteten Komponenten sein Haufig verwendete Methoden zur Ermittlung von Konzentrations Zeit Profilen sind unter anderem die Messung der Dielektrizitatskonstanten des Brechungsindexes der optischen Aktivitat der Fluoreszenz oder der Leitfahigkeit der Reaktionslosung die Messung von Volumen oder Druckanderungen Kalorimetrie sowie Absorptions und Emissionsspektroskopie und Lichtstreuung Die Messgrosse kann dabei am Reaktionsgemisch selbst beruhrungsfrei und ohne Entnahme von Proben aus dem Reaktionsgemisch beobachtet werden Diese Vorgehensweise ist vorteilhaft da auf diese Weise Storungen des Reaktionsablaufs minimiert werden Eine andere Vorgehensweise beruht darauf dass der Reaktionsmischung regelmassig und meist automatisiert Aliquote entnommen werden Diese konnen zerstorungsfreien Analysemethoden unterzogen und danach wieder mit der Reaktionsmischung vereinigt werden Ebenso konnen Analysemethoden angewendet werden die mit der Konsumption der entnommenen Aliquote verbunden sind Werden der Reaktionsmischung Aliquote entnommen greift man starker als bei beruhrungsfreien Verfahren in das Reaktonsgeschehen ein Vorteilhaft ist jedoch dass ein wesentlich breiteres Spektrum an Analysemethoden eingesetzt werden kann und Analysemethoden zur Anwendung kommen konnen die entweder empflindlicher sind oder in anderer Weise mehr Informationen liefern als die fur die beruhrungsfreie Beobachtung des Reaktionsgemisches anwendbaren Analysemethoden So konnen die entnommenen Aliqote auch komplexerer qualitativer Analytik unterzogen werden etwa indem deren Komponenten vor der eigentlichen analytischen Untersuchung mittels Gaschromatographie oder Hochleistungsflussigkeitschromatographie aufgetrennt werden Unter Umstanden muss die Reaktion in den entnommenen Aliquoten verlangsamt oder zum Stillstand gebracht werden um eine Verfalschung der Analyseergebnisse durch ein Fortlaufen der Reaktion nach der Probenentnahme zu unterbinden Dies kann geschehen indem man die entnommene Reaktionsmischung stark kuhlt oder indem eine reaktive Komponente aus der Reaktionsmischung entfernt wird beispielsweise durch Fallung Zur Messung von Konzentrations Zeit Profilen muss eine ausreichende Durchmischung der Reaktanten so schnell erfolgen dass ein definierter Startzeitpunkt fur die zu untersuchende Reaktion identifizierbar ist Dies kann durch Miniaturisierung der verwendeten Versuchsaufbauten mittels des Einsatzes von Mikroreaktionstechnik erreicht werden da dann die Transportwege fur die Reaktanten verkurzt werden Bei langsamen Reaktionen lassen sich definierte Stoffmengen unter Verwendung von einfachen Ruhrern Stromungsrohren oder hochprazisen Mischkammern vermischen Bei schnelleren Reaktionen die durch Zeitskalen im Minuten bis Sekundenbereich charakterisiert sind werden haufig spezielle Stromungsapparaturen verwendet Bei extrem schnellen Reaktionen die durch Zeitskalen im Millisekundenbereich charakterisiert sind werden fur schnelle und effiziente Mischung der Ausgangsstoffe optimierte Verfahren wie etwa die Stopped Flow Methode eingesetzt Eine zweite Gruppe von Verfahren zur Untersuchung extrem schneller Reaktionen mit charakteristischen Zeitskalen bis hinab zum Pikosekundenbereich sind Relaxationsverfahren Diese beruhen auf dem Prinzip die Ausgangsstoffe bereits deutlich vor dem eigentlichen Beobachtungszeitraum zu vermischen Das Reaktionsgemisch beginnt zu reagieren Nachdem sich in der Reaktionsmischung ein Gleichgewichtszustand eingestellt hat wird dieser durch einen schnell applizierten Schock gestort und die Relaxation des Reaktionsgemisches in einen neuen Gleichgewichtszustand mit geeigneten Analysemethoden verfolgt Beispiele fur Relaxationsverfahren sind die Blitzlichtphotolyse sowie Temperatur Druck und Feldsprungverfahren Geschichte der Kinetik BearbeitenErste qualitative Untersuchungen zur Kinetik wurden bereits um 1777 von Carl Friedrich Wenzel in seinem in Dresden erschienenen Werk Lehre von der Verwandtschaft der Korper berichtet Spater beschaftigten sich auch Claude Louis Berthollet und William Higgins mit kinetischen Fragestellungen 12 Die erste wirklich grundlegende Arbeit zur Kinetik die Spaltung von Rohrzucker unter Saureeinfluss wurde von Ludwig Ferdinand Wilhelmy im Jahr 1850 vorgelegt 13 Jacobus Henricus van t Hoff untersuchte im Jahr 1896 die Verseifung von Essigester und die Hydrolyse von Chloressigsaure Mathematisch formulierte er die Geschwindigkeitsgleichungen der Reaktionen Ferner entwickelte er die grundlegenden Gesetze zu Temperaturabhangigkeit der Reaktionsgeschwindigkeit 14 Svante Arrhenius verbesserte die Ableitung und gab als Faustformel fur die Anderung der Reaktionsgeschwindigkeit bei Temperaturerhohung um 1 K eine Erhohung der Reaktionsgeschwindigkeit um ca 12 an siehe RGT Regel F E C Scheffer und W F Brandsma fuhrten im Jahr 1926 die Standard Gibbs Aktivierungsenergie fur die Geschwindigkeitskonstante ein 15 Fur die Entwicklung der Relaxationsverfahren zur Untersuchung der Kinetik schneller Reaktionen erhielten Manfred Eigen Ronald Norrish und George Porter 1967 den Nobelpreis fur Chemie Literatur BearbeitenAllgemeine Lehrbucher Bearbeiten siehe Literatur zur Physikalischen ChemieKinetik Bearbeiten Margaret Robson Wright An Introduction to Chemical Kinetics John Wiley amp Sons Chichester UK 2004 ISBN 0 470 09060 X doi 10 1002 047009060x ch1 Bernd Ralle Ingo Eilks Alfred Flint Hartwig Mollencamp Helmut Wenck Handbuch der experimentellen Chemie Sekundarbereich II 8 Kinetik Katalyse Gleichgewicht Hrsg Bernd Ralle Ingo Eilks Wolfgang Glockner Walter Jansen Rudolf G Weissenhorn Aulis Verlag Deubner Koln 2004 ISBN 3 7614 2384 5 Carl Heinz Hamann Dirk Hoogestraat Rainer Koch Grundlagen der Kinetik Von Transportprozessen zur Reaktionskinetik Springer Verlag Berlin 2017 ISBN 978 3 662 49393 9 doi 10 1007 978 3 662 49393 9 M Dieter Lechner Einfuhrung in die Kinetik Chemische Reaktionskinetik und Transporteigenschaften Springer Verlag Berlin Heidelberg 2018 ISBN 978 3 662 57454 6 doi 10 1007 978 3 662 57455 3 1 Weblinks BearbeitenG J Lauth Einfuhrung in die Reaktionskinetik Vorlesungsreihe Videoaufzeichnungen 2013 Einzelnachweise Bearbeiten K J Laidler A glossary of terms used in chemical kinetics including reaction dynamics IUPAC Recommendations 1996 In Pure and Applied Chemistry Band 68 Nr 1 1 Januar 1996 ISSN 1365 3075 S 149 192 doi 10 1351 pac199668010149 Eintrag zu rate of reaction In IUPAC Hrsg Compendium of Chemical Terminology The Gold Book doi 10 1351 goldbook R05156 Version 2 3 3 DIN 13345 1978 08 Thermodynamik und Kinetik chemischer Reaktionen Formelzeichen Einheiten Carl Heinz Hamann Dirk Hoogestraat Rainer Koch Grundlagen der Kinetik Von Transportprozessen zur Reaktionskinetik Springer Verlag Berlin Heidelberg 2017 ISBN 978 3 662 49392 2 S 116 doi 10 1007 978 3 662 49393 9 M Dieter Lechner Einfuhrung in die Kinetik Chemische Reaktionskinetik und Transporteigenschaften Springer Verlag Berlin Heidelberg 2018 ISBN 978 3 662 57454 6 S 13 doi 10 1007 978 3 662 57455 3 1 Christos Capellos Benon H J Bielski Kinetic systems mathematical description of chemical kinetics in solution Wiley Interscience 1972 ISBN 0 471 13450 3 Robert G Mortimer Physical Chemistry 2 Auflage Academic Press 2000 Kapitel 12 The Rates of Chemical Reactions S 408 Ignacio Tinoco Jr James C Wang Physical chemistry principles and applications in biological sciences 3 Auflage Prentice Hall 1995 ISBN 0 13 186545 5 S 331 Alisa Gapchenko Styrol Butylacrylat Emulsion Aspekte der Hochtemperatur Copolymerisation und neue Anwendungsgebiete Dissertation des Fachbereich Chemie der Fakultat fur Mathematik Informatik und Naturwissenschaften der Universitat Hamburg 2018 abgerufen am 29 August 2020 Lothar Papula Ubungen und Anwendung zur Mathematik fur Chemiker Enke Verlag 1977 S 382 385 Klaus H Homann 13 Trimolekulare Reaktionen In Reaktionskinetik Steinkopff Verlag Heidelberg 1975 S 100 107 doi 10 1007 978 3 642 72314 8 13 V A Kritsman Ludwig Wilhelmy Jacobus Henricus van t Hoff Svante Arrhenius und die Geschichte der chemischen Kinetik In Chemie in unserer Zeit Bd 6 1997 S 291 ff L Wilhelmy Uber das Gesetz nach welchem die Einwirkung der Sauren auf den Rohrzucker stattfindet In Pogg Ann Band 81 1850 S 413 433 499 526 J H van t Hoff Studien zur chemischen Dynamik W Engelmann Leipzig 1896 F E C Scheffer W F Brandsma On reaction velocities In Recueil des Travaux Chimiques des Pays Bas Band 45 Nr 7 1926 S 522 534 doi 10 1002 recl 19260450710 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kinetik Chemie amp oldid 238434825